Angehörige im Patientenzimmer bei der Pflege

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Gaby Modig
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Wachkomapatientin professionell und würdevoll pflegen

Beitrag von Gaby Modig » 12.08.2009, 08:05

clemensschroers hat geschrieben: ... meine Partnerin auch als Wachkomapatientin professionell und vor allem würdevoll gepflegt wird. Das dies bei 3 Schwestern in der Mittagsschicht nicht machbar ist, ist selbst mir als Laie klar.Auch vor der Tür kann ich die Zeit stoppen, die das Personal braucht, um meine Freundin zu lagern, frisch zu machen, Blutdruck und Fieber zu messen, ihr das Nachthemd anzuziehen usw.. 6-8 Minuten finde ich doch sehr schnell und der Gedanke daran, wie das funktioniert, bereitet mir Albträume...
Hallo Clemens,

die Personalsituation ist so, dass einfach nicht angemessen / gut gepflegt werden kann. Darunter leiden auch die Pflegekräfte, die gehen oft unzufrieden nach Hause, glauben versagt zu haben. Die Arbeitsverdichtungen haben deutlich zugenommen. So finden die kurzen Pflegezeiten ihre Erklärung.
Es wird m.E. von allen Seiten zu wenig Druck gemacht, die Pflegebedingungen zu verbessern. Allzu viele ducken sich aus den unterschiedlichsten Gründen weg.
Wir müssen uns alle mehr zusammentun und kämpfen für mehr Personal und damit für bessere Pflege. Standards sind Papier und haben mit den realen Möglichkeiten wenig zu tun.
Siehe auch unter
viewtopic.php?t=9347

Mfg Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Re: Patientenselbstbestimmung ist zu achten

Beitrag von Elke » 15.08.2009, 22:03

Rauel Kombüchen hat geschrieben:
Bedenklich wird die Angelegenheit darüber hinaus deshalb, weil andere Angehörige, die bisher wohl keine Wortmeldungen abgegeben haben, keine Aufforderung erhalten haben, bei der Pflege das Zimmer zu verlassen. Es handelt sich damit um eine Einzelmaßnahme, die abstrafenden Charakter bekommt.

MfG Rauel

Hallo Rauel,

meinst du jetzt eine Rückmeldung hier im Forum
oder in der Reha?

Ich denke, es handelt sich keinesfalls um einen Einzelfall.
Ich denke, es sind hier zu wenige Angehörige präsent
und die sich wagen, mal den Mund aufzumachen, werden dann wie in der Praxis auch hier schnell angegriffen.

Ich schreibe hier schon viele Jahre, habe viel Unterstützung erhalten, wurde jedoch von einem bestimmten Personenkreis auch oftmals schwer angegriffen.

Ich habe alle diese Erfahrungen und noch viel mehr auch machen müssen. Bei uns ist Ruhe eingekehrt, ich habe meinen Angehörigen nach Hause geholt. Probleme gibt es heute nur noch in der KZP.

Elke alias Elfriede Kehrer
Ehemann Hirnblutung 1995, Hemiplegie rechts, schwere Globalaphasie, Epilepsie, Pflegestufe 3. Pflege Zuhause

Rauel Kombüchen
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Patientenselbstbestimmung ist zu achten

Beitrag von Rauel Kombüchen » 16.08.2009, 06:38

Elke hat geschrieben: .... meinst du jetzt eine Rückmeldung hier im Forum
oder in der Reha? ....
Hallo Elke,
ich meinte eine Rückmeldung im Krankenhaus / in der Reha, da, wo die medizinische und pflegerische Versorgung stattfindet.
Angehörige müssen sich öfter zu Wort melden, sich trauen. Ich denke, Du machst das in engagierter Weise vor. Den Ärger, den man sich ggf. einhandelt, muss man einkalkulieren und durchstehen.
MfG Rauel
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Beitrag von clemensschroers » 16.08.2009, 11:26

Hallo,
ich habe keine Angst davor, mich zu beschweren, den Leuten auf die Füße zu treten. Aber ich denke auch immer an meine Partnerin, die es evl. ausbaden muß.Wo ist die übergeordnete unabhängige Stelle, die nicht durch den sebstverwalteten Medizienapperat finanziert wird, die Sanktionen bei Missständen aussprechen und durchsetzten kann, ?

Gaby Modig
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Sanktionen bei Missständen ?

Beitrag von Gaby Modig » 16.08.2009, 11:38

clemensschroers hat geschrieben: .... ich habe keine Angst davor, mich zu beschweren, den Leuten auf die Füße zu treten. Aber ich denke auch immer an meine Partnerin, die es evl. ausbaden muß. Wo ist die übergeordnete unabhängige Stelle, die nicht durch den sebstverwalteten Medizienapperat finanziert wird, die Sanktionen bei Missständen aussprechen und durchsetzten kann ? .....
Hallo Clemens,

es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die "Wut über Beschwerden" an einem Patienten ausgelassen werden. Allerdings müsste es eigentlich von Leitungskräften als kostenloser Verbesserungsvorschlag angesehen werden, wenn sich Angehörige mit wohlmeinenden Hinweisen zur Optimierung der Pflege einblenden. Wenn es insoweit keine Verständigung gibt, müsste man sich an die Klinikleitung wenden. Ansonsten gibt es wohl eher keine Beschwerdestelle, die wirklich helfen kann. Lediglich bei konkreten Fehlern kann die Krankenkasse oder die ärztliche Gutachter- und Schlichtungsstelle eingeschaltet werden.

Mit freundlichen Grüßen
Gaby
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Beitrag von Elke » 16.08.2009, 11:59

clemensschroers hat geschrieben:Hallo,
Aber ich denke auch immer an meine Partnerin, die es evl. ausbaden muß.Wo ist die übergeordnete unabhängige Stelle, die nicht durch den sebstverwalteten Medizienapperat finanziert wird, die Sanktionen bei Missständen aussprechen und durchsetzten kann, ?
Hallo Clemens,

ich würde immer dazu raten, den Weg in der Hierarchie zu beschreiten.
Erst die betreffende PK, dann die PDL, dann die Heimleitung/Klinikleitung.

Das diese Machtkämpfe zwischen Pflege und Angehörigen auf dem Rücken der Patienten/Bewohner ausgetragen werden, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
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Beitrag von Brigitte Bührlen » 16.08.2009, 13:45

In den 13 Jahren, die ich meine demenzkranke Mutter bis zum letzten Jahr in Heimen begleitet habe ist viel vorgekommen, was man sich vorstellen oder nicht vorstellen kann.
Es gibt keine Stelle, die sich in unserem Staat wirklich unabhängig dafür einsetzt, dass es unseren Pflegebedürftigen gut geht.
Es gibt nur uns Angehörige, wir müssen uns engagieren. Wir sind die einzigen, die nicht am System verdienen, sondern es mit unseren Pflegebedürftigen zusammen finanzieren!
Im konkreten Beschwerdefall sind die ersten Schritte sicherlich das Thematisieren innerhalb der Hierarchie des Heimes und zwar mündlich und schriftlich.
Wenn das nichts hilft, sollte man versuchen sich mit anderen Angehörigen oder Betreuern zusammenzuschließen und einen Angehörigenbeirat zu bilden. Das ist nicht schwierig, da keine formalen Vorgaben existieren, nur die Berechtigung einen solchen Beirat zu bilden.
Über das Heim hinaus kann man sich jederzeit an die Heimaufsicht und den MDK wenden. Am besten schriftlich. Adressen und Ansprechpartner kann man über das Internet herausbekommen.
Wenn in dieser Weise "Öffentlichkeit hergestellt ist, geht es dem Pflegebedürftigen in der Regel nicht schlechter, sondern eher besser.
Ein normales Haus ist meist bemüht die Wellen nicht höher schlagen zu lassen um nicht noch mehr ins Scheinwerferlicht der Aufsichtsbehörden zu kommen.
Auf die Häuser und Träger (meist große Wohlfahrtsverbände oder Aktiengesellschaftsträger), die nicht so reagieren und es auf Prozesse und einen Machtkampf mit Behörden, politisch Verantwortlichen und Angehörigen auch vor Gericht ankommen lassen möchte ich nicht groß eingehen.
Nur soviel: wenn man diesen Weg beschritten hat, dann ist einem klar, dass es in unserem Staat keine politisch , wirtschaftlich und sozial relevante Struktur gibt, für die es sich lohnen würde sich wirklich einzusetzen für das alltägliche Wohl der Pflegebedürftigen.
Also : Wer soll es tun, wenn nicht wir Angehörigen?

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Schikane von vorne bis hinten

Beitrag von clemensschroers » 22.08.2009, 21:22

Kleine Geschichte von heute, die zeigt, was es bringt sich zu beschweren:

Ich bin arbeitslos, und am Ende des Monats kann ich es mir kaum noch leisten, die weite Strecke zur Rehaklinik zu fahren. Heute konnte ich nach einer Woche wieder zu meiner Partnerin fahren. In dieser zeit ist natürlich viel Wäsche angefallen, die ich in der Klinik waschen muß, da ich erst am nächsten WE wieder hin kann. Ich rief also heute Vormittag an, und fragte, ob ich etwas früher als zu den regulären Bewsuchszeiten (15 - 20 Uhr auch am Wochenende wenn keine Therapien sind) kommen könnte um vor meinem Besuch die Wäsche meiner Partnerin zu waschen. Das wurde natürlich abgelehnt, mit der Begründung, man könne nicht vor 15 Uhr Besuch einlassen. Auch war es nicht möglich, mir die Wäsche an die Tür der Station zu bringen....
Meine Partnerin, die während der ganzen Woche im Rolli saß, und auf dem Gang ihre Zeit absitzen mußte, konnte heute aus medizinischen Gründen nicht in den Rolli gesetzt werden, um mit mir im Park spazieren zu fahren. Dabei sah sie eigentlich sehr gut aus, zumindestens in der Zeit in der ich bei ihr im stickigen Zimmer sitzen durfte...

Das ist die Konsequenz aus dem Schreiben, das ihr weiter oben lesen könnt. Schikane von vorne bis hinten.

Rob Hüser
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Re: Schikane von vorne bis hinten

Beitrag von Rob Hüser » 23.08.2009, 07:06

clemensschroers hat geschrieben:.... Schikane von vorne bis hinten. ....
Hallo Clemens,

da sich das alles in einer Rehaklinik abspielt, kommt mir noch folgender Gedanke:
Kliniken dieser Art haben in der Regel einen Vertrag mit den Krankenkassen geschlossen, in dem Leistungen und Leistungsentgelte, das Leitbild und vieles mehr, beschrieben werden.
Wie mir scheint, ist das Verhalten der MitarbeiterInnen der Klinik möglicherweise nicht mit den vertraglichen Vereinbarungen in Übereinstimmung zu bringen. Es kann und darf nicht sein, dass Angehörige bewusst und "abstrafend" ausgegrenzt werden - zu Lasten der Patientin.
Dies muss man u.U. den Krankenkassen mitteilen, damit dort einmal darüber nachgedacht wird, ob der Vertrag mit der hier in Rede stehenden Klinik aufrecht erhalten werden kann. Im Bereich der Reha gibt es mittlerweile wohl eher ein Überangebot, so dass man sich schon ein wenig anstrengen muss.

Siehe auch Buchtipp unter:
viewtopic.php?t=9491&highlight=k%F6nig
Frank König:
Ein Chefarzt klagt an – Von der Profitgier der Klinikbetreiber
Näheres hier:
http://www.ullsteinbuchverlage.de/ullst ... eb2b787bfd

Mit freundlichen Grüßen
Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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