Ja, diese PM des Bochumer IAW machte schon im September 2009 die Runde; und die Fachliteratur rund um die Altenpflege hat diese Meldung begierig und genüsslich, wie mir schien, aufgenommen.
Zitat aus der PM - siehe auch hier:
http://idw-online.de/pages/de/news?print=1&id=331940
"......Das unerwartete Ergebnis: Die Angehörigen der Pflegebedürftigen stellen die höchsten Erwartungen an die Pflegekräfte, zum Beispiel in Bezug auf Flexibilität und Freundlichkeit, optimale medizinische und hygienische Betreuung der Senioren oder schnelle Informationsweitergabe, etwa wenn sich der Gesundheitszustand eines Bewohners verschlechtert. "Hier gilt es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur zu pflegerelevanten Themen, sondern insbesondere auch in der Beratung und professionellen Begleitung der Verwandten und Freunde der Bewohner durch gezielte Schulungen zu unterstützen", sagt die Einrichtungsleiterin Claudia Borgers. "Wir raten insbesondere, sich inhaltlich mit den Erwartungen auseinander zu setzen.", so Dr. Kröll. Aus den Untersuchungsergebnissen leiten die Bochumer Forscher daher Fortbildungen ab, die zukünftig mehr an den Mitarbeiterinteressen orientiert sind. Ansatzpunkte für solche Weiterbildungen sind vor allem die Themen Gesprächsführung, Beschwerdemanagement, Umgang mit Demenzkranken, Grundversorgung und Palliativmedizin."......
Prinzipiell stimme ich sowohl Frau Jansen zu : mehr Pflegekräfte müssen her, in erster Linie müssen die pflegebedürftigen Menschen betreut werden, wieder neue Schulungen hinsichtlich der Angehörigen kosten nur wieder kostbare Zeit - als auch Frau Böttinger: überlastete Pfleger sollten nicht zusätzlich in Misskredit gebracht werden.
Alles richtig! Ich glaube aber, dass bei dem genüsslichen Baden in diesen IAW-Erkenntnissen (im Übrigen recherhiert an EINER einzigen Einrichtung in Bocholt....): "Angehörige sind stressig, sind größere Belastung als Bewohner selbst...".
EIN Aspekt leider völlig und auch völlig zu Unrecht untergeht:
Die Bewohner eines Seniorenheimes sind heute in immer größer werdenden Prozentsätzen überwiegend DEMENTE Menschen - oft schon im Stadium der fortgeschrittenen Demenz. Diese Menschen sind selbst in aller Regel nicht mehr urteils- und entscheidungsfähig und oft leider noch nicht einmal mehr artikulationsfähig. Deswegen haben diese Menschen STELLVERTRETER, die für sie sprechen und die ihre Rechte und Interessen so gut sie nur irgend können wahrnehmen sollen: nämlich Betreuer oder Bevollmächtigte, die beide oftmals eben gleichzeitig auch Angehörige sind.
Reden also solche vertretungsberechtigten Angehörigen mit den Pflegekräften, so hat das den gleichen Stellenwert, als rede der Bewohner selbst (der dies eben nicht mehr kann) mit den Pflegern!! Dies sollten sich Pflegende immer wieder klarmachen!
Und in diesen Gesprächen geht es eben NICHT darum, dass die Angehörigen besondere "Flexibiliät" oder "Freundlichkeit" erwarten oder sonst irgendwelche abstrusen oder irrelevanten Sonderwünsche hegen und äußern, sondern sie wollen in der Regel "nur" EINES: die optimale pflegerische, medizinische, soziale und "menschliche" Betreuung ihrer pflegebedürftigen Schützlinge!!! - Und diese fordern sie völlig zu Recht von den Pflegenden ein, und zwar stellvertretend für und im Namen des Pflegebedürftigen! - Das ist ihr JOB als Betreuer oder Bevollmächtigte und hat nicht das Mindeste mit mutwillig verursachtem "zusätzlichem Stress" oder dgl. für die armen Pfleger zu tun.
Und von diesem Kampf für die berechtigten individuellen Interessen "ihres" Pflegebedürftigen mal abgesehen:
Was engagierte Angehörige zu Recht von Pflegedienst- und HeimLEITUNGEN erwarten, ist, dass sie nicht als "Störelemente" abgekanzelt werden, wenn sie versuchen, durch ihr Interesse und sehr wohl auch durch ihre Mitarbeit am Lebensraum "Heim" grundsätzlich etwas zu verbessern - auch das Mitnachdenken über und das Mitwirken an konzeptionellen und strukturellen Gegebenheiten sollte also als etwas Konstruktives erkannt und gefördert werden. Aber wie gesagt: hier sind weniger die Pflegenden als die Leitungsebene eines Heimes gefragt! - Kluge Heimleiter wissen das natürlich auch und sorgen folglich ohnehin dafür, dass auch die Pflegenden entsprechend respektvoll und wertschätzend mit den Angehörigen umgehen. Weniger kluge sog. "Führungskräfte" tun das nicht - aber das sind dann diejenigen, die eigentlich nochmal auf die Schulbank gehören!
Meint eine Angehörige.