Schäden durch Behandlungsfehler
Verfasst: 15.11.2007, 08:04
Schäden durch Behandlungsfehler
Köln – Bei 3 Prozent aller Krankenhausbehandlungen sind therapiebedingte Gesundheitsschäden zu erwarten. Etwa ein Viertel geht auf Behandlungsfehler (iatrogene Schäden) zurück. Den Ursachen für iatrogene Schäden gehen Klaus Dieter Scheppokat und Johann Neu von der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der Norddeutschen Ärztekammern, Hannover, in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts auf den Grund (Dtsch Arztebl 2007; 104(46): A 3171–7) und setzen damit die selbstkritische Diskussion unter den Ärzten über Fehler und deren Vermeidung fort (siehe auch Dtsch Arztebl 200&; 103(3). A 121-6). Die Autoren nutzten eigene Daten aus Schlichtungsverfahren und führten sie mit Daten der wenigen großen internationalen Studien zusammen. Die Schadensraten bei stationären Behandlungen in den großen Studien lagen zwischen 2,9 und 3,9 Prozent. Unter den Patienten, die Haftungsansprüche stellten, hatten zwei Drittel iatrogene Schäden. Dabei betrafen die häufigsten Schadensursachen operative Therapien (48 Prozent), medikamentöse Behandlungen (19 Prozent) und invasive Maßnahmen (14 Prozent). Scheppokat und Neu schlagen auf Basis dieser Ergebnisse vor, die Indikationen für schadensträchtige komplexe Maßnahmen, für Operationen und Medikationen zurückhaltender und strikter zu stellen und Diagnosen als fehleranfällig immer wieder zu überprüfen. Gleichzeitig fordern die Autoren jedoch auch, den Ärzten wieder mehr Zeit für ihre originäre Arbeit zur Verfügung zu stellen.
Quelle: Pressemitteilung - Deutsches Ärzteblatt Ausgabe 46 vom 16.11.2007
» Artikel im Volltext
Scheppokat, Klaus Dieter; Neu, Johann
Medizinische Daten und Qualitätsmanagement
Medical Data and Quality Management
Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 46 vom 16.11.2007, Seite A-3172
MEDIZIN: Übersichtsarbeit
Zusammenfassung
Die Inzidenz behandlungsbedingter Patientenschäden ist erst seit Kurzem bekannt. Methoden: Selektive Literaturaufarbeitung. Ergebnisse: 2 umfangreiche Krankenblattstudien ergaben behandlungsbedingte Patientenschäden bei 3,7 und 2,9 % der Hospitalbehandlungen, davon waren 28 % durch Fehler verursacht. 48 % der Schäden betrafen Operationen,19 % Medikationen und 14 % Invasivmaßnahmen. In Schlichtungsverfahren betrafen 75 % der Fälle operative Fächer, in den nicht operativen ging es häufig um Invasivmaßnahmen. 66 % der Patienten erlitten behandlungsbedingte Schäden. Mediziner aus der Schweiz erfassten prospektiv 45 Komplikationen internistischer Krankenhausbehandlung. Die meisten Komplikationen und Todesfälle waren auf Medikationen zurückzuführen. Invasivmaßnahmen hatten die höchsten Komplikationsraten. Diskussion: Die meisten behandlungsbedingten Schäden hängen mit operativer, invasiv-interventioneller und Pharmakotherapie zusammen – komplexe Maßnahmen, die strikte Indikationen erfordern. Erneute Studien zu behandlungsbedingten Schäden und Fehlern werden kaum Erkenntnisse höherer Reliabilität erbringen können. Verfahren zur Qualitätsverbesserung sollten den Krankenhäusern überlassen werden. Grundsätzlich müssen Ärzte und Pflegekräfte Fehler akzeptieren. Sie benötigen kommunikative Kompetenz und die für ordentliches Arbeiten erforderliche Zeit.
Dtsch Arztebl 2007; 104(46): A 3172–7
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=57614
Köln – Bei 3 Prozent aller Krankenhausbehandlungen sind therapiebedingte Gesundheitsschäden zu erwarten. Etwa ein Viertel geht auf Behandlungsfehler (iatrogene Schäden) zurück. Den Ursachen für iatrogene Schäden gehen Klaus Dieter Scheppokat und Johann Neu von der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der Norddeutschen Ärztekammern, Hannover, in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts auf den Grund (Dtsch Arztebl 2007; 104(46): A 3171–7) und setzen damit die selbstkritische Diskussion unter den Ärzten über Fehler und deren Vermeidung fort (siehe auch Dtsch Arztebl 200&; 103(3). A 121-6). Die Autoren nutzten eigene Daten aus Schlichtungsverfahren und führten sie mit Daten der wenigen großen internationalen Studien zusammen. Die Schadensraten bei stationären Behandlungen in den großen Studien lagen zwischen 2,9 und 3,9 Prozent. Unter den Patienten, die Haftungsansprüche stellten, hatten zwei Drittel iatrogene Schäden. Dabei betrafen die häufigsten Schadensursachen operative Therapien (48 Prozent), medikamentöse Behandlungen (19 Prozent) und invasive Maßnahmen (14 Prozent). Scheppokat und Neu schlagen auf Basis dieser Ergebnisse vor, die Indikationen für schadensträchtige komplexe Maßnahmen, für Operationen und Medikationen zurückhaltender und strikter zu stellen und Diagnosen als fehleranfällig immer wieder zu überprüfen. Gleichzeitig fordern die Autoren jedoch auch, den Ärzten wieder mehr Zeit für ihre originäre Arbeit zur Verfügung zu stellen.
Quelle: Pressemitteilung - Deutsches Ärzteblatt Ausgabe 46 vom 16.11.2007
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Scheppokat, Klaus Dieter; Neu, Johann
Medizinische Daten und Qualitätsmanagement
Medical Data and Quality Management
Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 46 vom 16.11.2007, Seite A-3172
MEDIZIN: Übersichtsarbeit
Zusammenfassung
Die Inzidenz behandlungsbedingter Patientenschäden ist erst seit Kurzem bekannt. Methoden: Selektive Literaturaufarbeitung. Ergebnisse: 2 umfangreiche Krankenblattstudien ergaben behandlungsbedingte Patientenschäden bei 3,7 und 2,9 % der Hospitalbehandlungen, davon waren 28 % durch Fehler verursacht. 48 % der Schäden betrafen Operationen,19 % Medikationen und 14 % Invasivmaßnahmen. In Schlichtungsverfahren betrafen 75 % der Fälle operative Fächer, in den nicht operativen ging es häufig um Invasivmaßnahmen. 66 % der Patienten erlitten behandlungsbedingte Schäden. Mediziner aus der Schweiz erfassten prospektiv 45 Komplikationen internistischer Krankenhausbehandlung. Die meisten Komplikationen und Todesfälle waren auf Medikationen zurückzuführen. Invasivmaßnahmen hatten die höchsten Komplikationsraten. Diskussion: Die meisten behandlungsbedingten Schäden hängen mit operativer, invasiv-interventioneller und Pharmakotherapie zusammen – komplexe Maßnahmen, die strikte Indikationen erfordern. Erneute Studien zu behandlungsbedingten Schäden und Fehlern werden kaum Erkenntnisse höherer Reliabilität erbringen können. Verfahren zur Qualitätsverbesserung sollten den Krankenhäusern überlassen werden. Grundsätzlich müssen Ärzte und Pflegekräfte Fehler akzeptieren. Sie benötigen kommunikative Kompetenz und die für ordentliches Arbeiten erforderliche Zeit.
Dtsch Arztebl 2007; 104(46): A 3172–7
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=57614