Weniger Medikament ist oft mehr! - Überlebenshilfe?

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

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Monika Petzold
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Weniger Medikament ist oft mehr! - Überlebenshilfe?

Beitrag von Monika Petzold » 08.07.2006, 13:09

Weniger Medikament ist oft mehr!!

Das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) schrieb am 12.04.2006:
..... Wenn die zehn am häufigsten verschriebenen Medikamente durch Generika ersetzt würden, könnten die öffentlichen Ausgaben für Medikamente in vielen europäischen Ländern um 27 bis 48 Prozent gesenkt werden. .....
Fundstelle in diesem Forum:
viewtopic.php?t=4315


Dazu ergibt sich folgende Stellungnahme; sie erscheint mir wichtig:

Es gibt offensichtlich viele gute Erkenntnisse, nur niemand will sie richtig umsetzen. Die konsequente Anwendung der Generika ist vernünftig, schadet nicht und hilft, jede Menge Geld einsparen. Die o.a. Studie belegt das. Aber auch ohne diese Studie hat man das längst gewußt. Deshalb gibt es ja seit Jahren die Aufforderung an die Ärzte, Generika zu verordnen, da wo es geht.

Die Gegenargumente haben nichts mit Vernunft zu tun. Die Pharmaindustrie, die an den Orginalprodukten verdient, will nichts abgeben und die Apotheker und Ärzte auch nicht, weil sie an dem Gewinn der Orginalhersteller offensichtlich mit profitieren. Die Patienten wollen die Orignalprodukte meist deshalb, weil man ihnen stets und ständig einredet, alles andere wäre mindere Qualität. Das mit der minderen Qualität ist natürlich eindeutig falsch.

Müßten die Patienten die Arzneimittelkosten selbst bezahlen, wären die Originalprodukte weitgehend vom Markt verschwunden oder aber, was eigentlich vernünftiger wäre, preislich angepasst zu haben.

Eine ergänzende Lösung könnte mit helfen, die Kosten entschieden zurückzuführen: Gar keine Arzneimittel zu verordnen - oder auf jeden Fall weniger. Arzneimittel schaden nicht selten mehr als sie nützlich sind. Studien sprechen von tausenden von Toten / pro Jahr, nur wegen der Medikamente! Das ist auch eine bittere Wahrheit, die es zu berücksichtigen gilt.

Siehe auch unter:

Angeblich 7.000 falsche Rezepte täglich
viewtopic.php?t=4660&highlight=medikamente

100 unnötige Rezepte ausgestellt - Geldbuße für Arzt
viewtopic.php?t=3651&highlight=medikamente

Ratiopharma-Produkte - Verordnungen im Streit
viewtopic.php?t=3714&highlight=hannover

Dann wäre noch wichtig:

58.000/Jahr Tote durch Medikamente?
In bundesrepublikanischen Krankenhäusern sterben nach Darstellung des Forschers Jürgen Frölich von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) weitaus mehr Menschen durch Arzneimittel als bisher angenommen. Diese ergibt sich aus einem dpa-Bericht. Als Folge unerwünschter Medikamentenwirkungen müsse mit jährlich 58.000 Todesfällen allein in internistischen Abteilungen gerechnet werden, sagte der Leiter des Instituts für Klinische Pharmakologie an der MHH am 15.8.2003. In der Hälfte der Fälle handle es sich um Fehler bei der Medikamentenbehandlung, die potenziell vermeidbar wären.
Frölichs Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen norwegischen Studie aus dem Jahr 2001, die er auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen hat. Nach Schätzungen sei man bislang von 8.000 bis 16 000 Todesfälle in Folge unerwünschter Arzneimittelwirkungen ausgegangen, so Frölich (Veröffentlichung der Bewertung in der Fachzeitschrift „Der Internist“).
Für die hier maßgebliche norwegische Studie wurden in einer großen Klinik über einen Zeitraum von zwei Jahren rund 14.000 Patienten einer internistischen Abteilung untersucht. Anhand von Blutproben sei die Arzneimittelkonzentration gemessen worden. Außerdem wurden bei 78 % der gestorbenen Patienten Autopsien durchgeführt. Von den insgesamt 732 Patienten, die während des Untersuchungszeitraums starben, war bei 133 ein unerwünschtes Arzneimittelergebnis festzustellen, das direkt oder indirekt als Todesursache eingestuft wurde. 66 der 133 Todesfälle wären vermeidbar gewesen, da sie in Folge von Medikationsfehlern – u.a. falsche Dosierungen - auftraten, schrieb Frölich. Ärzte verordneten Medikamente falsch, weil sie Studien zu Folge z.B. bei Patienten mit Niereninsuffizienz die Dosierung nicht anpassen. Außerdem berücksichtigten sie das Gewicht der Patienten nicht genügend oder machten Rechenfehler bei der Dosierung.
Frühere Fundstelle in diesem Forum: http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... 84;start=0

Dazu ergänzend am 26.8.2003 im Deutschen Ärzteblatt:
Studie: „Todesfälle durch Arzneimittel werden unterschätzt“
HANNOVER. Der klinische Pharmakologe Prof. Jürgen Frölich von der Medizinischen Hochschule Hannover hat seine Äußerungen verteidigt, wonach es in Deutschland allein auf internistischen Stationen von Krankenhäusern jährlich zu etwa 58 000 Todesfällen durch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen komme. Frölich legte auf einer Pressekonferenz eine Publikation aus dem Internisten ( 2003; 44: 889–895 ) vor, die seine Ansichten zusammenfassen.
In der letzten Woche hatten die Medien bundesweit über die Publikation Frölichs berichtet. Die Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Cornelia Goesmann, hatte Frölich nach Presseberichten daraufhin vorgeworfen, der Forscher habe der Öffentlichkeit die Studie noch nicht vorgestellt. Frölich entgegnete, er würde die Publikation jedem zur Verfügung stellen, der ihn darum bete. Die Ärztekammer habe aber nicht bei ihm angerufen.
...

In diesem Forum am 23.6.2004 ergänzend:
Mehr Tote durch falsche Medikamente als im Straßenverkehr
Durch falsche Medikamente sterben in Deutschland nach einem Zeitungsbericht mehr Menschen als im Straßenverkehr. Nach Angaben der Apothekerkammer Nordrhein belegten Untersuchungen, dass 5% der Klinikeinweisungen auf einer unerwünschten Arzneimittelwirkung beruhten. Das berichtet das "Westfalen-Blatt". Jährlich würden 300.000 "äußerst bedenkliche" Rezepte ausgestellt. Daraus würden sich nach Apothekerangaben 25 000 Todesfälle ergeben.
….

Mehr als jeder zweite Patient betroffen
In Kliniken gibt’s häufig falsche Medikamente

Medikationsfehler im Krankenhaus sind keine Seltenheit, wie Wissenschaftler von der University of Toronto herausgefunden haben. Mit mitunter bösen Folgen.
Der nachträgliche Medikamenten-Check von 151 Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, ergab: Bei mehr als der Hälfte (53,6 Prozent) stimmte die Arzneigabe in der Klinik nicht mit den ursprünglich verschriebenen Präparaten überein. Bestimmte Pillen wurden einfach weggelassen, falsche Arzneien gegeben und Medikamente inkorrekt dosiert oder zu falschen Zeiten verabreicht (Arch. Intern. Med. 165 [2005] 242–429).
Notwendige Mittel einfach weggelassen
„Wir deckten 140 Abweichungen bei 81 Patienten auf“, betont Studienleiterin Patricia Cornish. Der mit 46,4 Prozent häufigste Fehler sei das Weglassen einer regelmäßig einzunehmenden Arznei gewesen. In 61,4 Prozent der Fälle wurde der Medikationsfehler als nicht ernsthaft gesundheitsbeeinträchtigend beurteilt. Die restlichen 38,6 Prozent jedoch hätten zu mittelschweren bis schweren gesundheitlichen Problemen führen können, wäre man dem Irrtum nicht rechtzeitig auf die Spur gekommen.
Quelle: Zeitung "Ärztliche Praxis", 17.3.2005

Maja2003
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Beitrag von Maja2003 » 27.06.2007, 09:02

Ist es nicht mittlerweile längst so, dass die Patienten die Mehrkosten, die durch Verordnung eines orig. Medikamentes entstehen, selbst tragen müssen?

Ich stehe den Generica teilweise skeptisch gegenüber. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Wirkung gegenüber dem Originalmedikament durchaus nicht dieselbe ist. In meinem Fall ging es um den Wirkstoff Ceterizin. Mein Sohn als starker Allergiker mußte diesen Wirkstoff einnehmen, bekam Zyrtec nicht mehr verschrieben sondern nur noch ein Generica. Folge - es wirkte nicht. Mein Sohn wußte übrigens nichts von der Änderung der Tabletten da ich sie ihm gab und rein optisch sahen die Tabletten gleich aus. Kann also keine psychische Ursache haben.

Als Chemotechnikerin mache ich mir dann natürlich so meine Gedanken. Begriffe wie Mimetik und Galenik interessieren nämlich nicht. Aber genau da sehe ich die Ursache in anderem Wirkungsverhalten. Nicht nur der Wirkstoff selbst ist interessant sondern auch die ihn umgebenden Stoffe. Und die sind bei den Generica nicht mehr dieselben.

Ich mache mir aber noch andere Gedanken. Was passiert, wenn ein Mensch mehrere Medikamente einnehmen muß? Was passiert da im Magen? Es herrscht dort eine Vielfalt an Stoffen die unter den Bedingungen im Magen durchaus miteinander reagieren uund neue Stoffe bilden können. Es gibt zwar hier und da Hinweise, dass bestimmte Medikamente bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung des anderen beeinflussen können. Diese Aussagen beziehen sich aber nur auf eine Wirkungsverzögerung oder -verlängerung. Der Gedanke, dass sich andere Substanzen bilden können, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Patient als kleiner Chemiereaktor. Gibt es da Studien?

Monika Petzold
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Weniger Medikamente nehmen - weniger ist oft mehr!

Beitrag von Monika Petzold » 27.06.2007, 09:19

Weniger Medikamente nehmen - weniger ist oft mehr!

Hallo Maja,

zum Thema Medikamente (im weitesten Sinne) gibt es unzählige Studien (je nach Interessenlage finanziert - meist von der Pharmaindustrie).
Es wird auf jeden Fall zuviele geschluckt, das verträgt der Mensch eigentlich nicht; die Nebenwirkungen (zum Teil mit tödlichen Folgen) sind gut belegt.

Siehe in diesem Forum z.B. unter
viewtopic.php?t=6091&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=6318&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=6667&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=6139&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5478&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=6254&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5677&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5845&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5980&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4152&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5832&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5796&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5445&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5334&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=5027&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4934&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4840&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4664&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4404&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=3577&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4131&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=4031&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=3846&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=3804&highlight=medikamente
viewtopic.php?t=3333&highlight=medikamente

Patienten sind eigentlich durch die vielen Informationen und "guten Ratschläge" eher verwirrt, sind daher gut beraten, eher weniger Pillen zu nehmen - weniger ist oft mehr!

MfG
Monika

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