Ärzteforderungen - und wo bleibt die Pflege?

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

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NGZ

Ärzteforderungen - und wo bleibt die Pflege?

Beitrag von NGZ » 30.06.2006, 19:52

„Ärzte sind auch nur Menschen“

Rhein-Kreis Neuss - Dormagen-Hackenbroich am Donnerstag Morgen: Am Kreiskrankenhaus herrscht ein Kommen und Gehen. Patienten mit Gipsarm, auf Krücken oder im Rollstuhl streben hinaus in die Sommersonne und lassen sich vor dem Haupteingang auf den Bänken nieder; Besucher, die nach ihren Angehörigen schauen wollen, streben festen Schritts auf das Gebäude zu, vor dem das NGZ-Mobil steht.
Gefragt ist die Meinung zum Thema „Ärztestreik“. Was ist beispielsweise davon zu halten, dass Ärzte für 30 Prozent mehr Lohn kämpfen? Obwohl an den beiden Kreiskrankenhäusern in Hackenbroich und Grevenbroich noch nicht gestreikt wurde, könnten die Ärzte im Fall des Falles mit Sympathie rechnen.

Karin und Fritz Lierenfeldaus Dormagen haben die Entwicklung in den vergangenen Tagen aufmerksam verfolgt und zeigen Verständnis für den Unmut der Mediziner. Sie begrüßen, dass die Öffentlichkeit für die Arbeitsbedingungen an Krankenhäusern sensibilisiert wird. Was Ärzte da verdienen, sei nicht richtig.

„Schließlich haben sie mit Menschen zu tun.“ Über die Betreuung im Kreiskrankenhaus äußert sich Karin Lierenfeld positiv; eine Woche war sie wegen eines Bruchs auf Station: „Ich bin sehr gut versorgt worden, besser geht’s gar nicht.“

Die Dormagenerin Gisela Mielkesagt: „Ich bin hundertprozentig einverstanden, wenn gestreikt werden sollte.“ Sie wisse aus eigener Erfahrung, was von den Ärzten am Kreiskrankenhaus geleistet werde. Gisela Mielke wäre sogar bereit, moderat erhöhte Krankenkassenbeiträge in Kauf zu nehmen, wenn über diese Einnahmen den Ärzten eine bessere Vergütung ermöglicht werden könnte. Andererseits wiederum merkt sie spitz an: „Die sollten besser mal am Management sparen, und das Geld dann den Ärzten geben.“

„Ich finde die Zustände, die jetzt bestehen, unhaltbar“, sagtAnneliese Werner. Bedenklich seien die 36-Stunden-Schichten, die Ärzte mitunter ableisten müssen. „Die sind auch nur Menschen.“ Ihr Engagement zum Wohle der Patienten, könne gar nicht hoch genug honoriert werden, meint die Dormagenerin.Bruno Marschalkowsky aus Hackenbroich spricht mit Blick auf die derzeitige Entlohnung an kommunalen Krankenhäusern von „Abzocke“.

Auf mögliche Streiks angesprochen, sagt er: „Die Ärzte haben Recht. Die kriegen ja weniger als ein Maurer.“Wilhelmine Gruber-Lübkeaus Pulheim hält die Lohnforderung zwar für zu hoch, kann sich aber im Prinzip mit dem Anliegen der Ärzte identifizieren: „30 Prozent ist ein bisschen viel. Etwas mehr sollten sie aber doch verdienen. Die müssen ja immer da sein. Vielleicht sollte die Arbeitszeit verringert werden.“

Helmut Heesenaus Nievenheim erklärt: „Ich störe mich daran, wenn Ärzte 20 bis 30 Stunden im Haus sein müssen. Kein Industriearbeiter arbeitet 20 Stunden.“Hans Noldenaus Butzheim ist überzeugt: „Die Leute werden unterbezahlt. Was die für mich getan haben, ist unbezahlbar - ein Außenstehender kann das gar nicht nachfühlen.“

Aus Köln kommt Renate Hamacherzum Krankenhaus nach Hackenbroich. Sollte es zu Streiks kommen, bliebe sie gelassen: „Notfälle werden ja behandelt.“Ulrike Sandtist aus Leichlingen. „Ein Steik würde mich jetzt nicht mehr stören.“ Aus gutem Grund: „Mein Mann ist zum Glück seit zwei Tagen draußen.“

Er hatte sich im Hackenbroicher Krankenhaus behandeln lassen, da Kollegen die Klinik empfohlen hatten. Ob das Anliegen der Ärzte nach mehr Gehalt angemessen sei, will sie nicht beurteilen. „Ich weiß nicht, was sie verdienen.“ Ihre eigene Familie müsse bei vier Personen samt Haus mit einem Gehalt über die Runden kommen, bemerkt sie.

Kritisch sieht Josef Kampaus Delrath, der seit über 50 Jahren NGZ-Abonnent ist, einen möglichen Ärztestreik: „Ich finde das nicht gut. Wir haben so viele Kranke hier - die müssen darunter leiden.“Walter Braun (Dormagen) hingegen hat in der Uniklinik Düsseldorf kürzlich mitbekommen, dass gestreikt wurde.

„Ich hatte nicht das Gefühl, benachteiligt worden zu sein“, widerspricht er den Befürchtungen.Ursula Bergeraus Horrem hat angesichts eines drohenden Arbeitskampfes zwiespältige Gefühle: „Man soll was verdienen, aber man soll auch nicht übermütig werden“, meint sie angesichts der Gehaltsforderungen.

Werner Schell aus Neuss ist Dozent für Pflegerecht und zweiter Vorsitzender des Pflege-Selbsthilfeverbandes und schaltete sich am Donnerstag per E-Mail*) in die Diskussion ein: Er erinnerte daran, dass in der Bevölkerung viele den Gürtel enger schnallen müssten. „So gesehen wird man auch von den - trotz allem - gut verdienenden Medizinern einiges abverlangen können. Es ist nachweisbar, dass die Arzteinkommen in den zurückliegenden Jahren etwa in Höhe der Inflationsrate gestiegen sind.“ Schell wünscht sich, bei der Debatte einen weiteren Aspekt zu berücksichtigen: den Pflegenotstand. „Dazu vermisse ich klare Aussagen der Ärzteschaft.“

(SiHo/S. M.)

Quelle: Bericht der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 30.6.2006
http://www.ngz-online.de/public/article ... uss/338163

*) Den vollständigen Text siehe unten!

WernerSchell
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Ärztestreik – Patienten und Pflegekräfte die Leidtragenden

Beitrag von WernerSchell » 01.07.2006, 07:01

Mein vollständiger der NGZ übermittelter Text:

Ärztestreik – Patienten und Pflegekräfte sind die Leidtragenden

Dass Ärzte auf berufliche Rahmenbedingungen aufmerksam machen und Verbesserungen einfordern, ist ihr gutes Recht. Dabei dürfen sie aber nicht aus den Augen verlieren, dass viele Bürgerinnen und Bürger seit Jahren den „Gürtel enger schnallen“ müssen und keinerlei Zuwächse mehr feststellbar sind. So gesehen, wird man auch von den – trotz allem - gut verdienenden Medizinern einiges abverlangen können. Es ist nachweisbar, dass die Arzteinkommen in den zurückliegenden Jahren (zumindest) etwa in Höhe der Inflationsrate gestiegen sind.
Bei einer Kritik an der Gesundheitspolitik dürfen Ärzte daher nicht allein auf ihre eigenen Berufsbelange abstellen, sondern müssen auch andere Gesichtspunkte bedenken. Ich vermisse z.B. eine Anklage der Ärzteschaft in Sachen Pflegenotstand. Die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte sind mittlerweile so ungünstig und stressig, dass diese nach durchschnittlich 5 Jahren aus dem Beruf ausscheiden. Nahezu ¾ der Altenpflegekräfte wollen selbst nicht in ein Pflegeheim, weil sie die Pflege-Rahmenbedingungen für mangelhaft halten. Dazu vermisse ich klare Aussagen der Ärzteschaft.
Wir müssen der Versorgung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen mehr Aufmerksamkeit schenken und die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen bzw. die dort tätigen Pflegekräfte deutlicher unterstützen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat erst in einer vor wenigen Tagen vorgelegten Studie auf die Pflegemissstände in Deutschland aufmerksam gemacht und Konsequenzen der Verantwortlichen eingefordert!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Rob Hüser
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Ärzte gegen alle anderen!

Beitrag von Rob Hüser » 03.07.2006, 06:53

Die „Krankenhäuser auf der Kippe“, so titelte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 2.7.2006. In dem Beitrag wird ausgeführt, dass die Streikaktionen des Marburger Bundes für die kommunalen Krankenhäuser verheerende Folgen haben werden / müssen. Insolvenzen wird es zwangsläufig geben müssen. Damit erweisen sich die Ärzte einen Bärendienst.
Der RWI – Forscher Augurzky hält die Forderungen des Marburger Bundes für maßlos überzogen. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft stellte fest, dass Klinikärzte die am besten bezahlte Berufsgruppe des öffentlichen Dienstes ist. Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt 46,1 Stunden. Für Bereitschaftsdienste gibt es Geld oder Freizeit.
Alles in allem: kein Verständnis für die Ärzteforderungen!

DPR

Ärztestreik - Pflegenotstand wird sich verschärfen

Beitrag von DPR » 06.07.2006, 07:51

Streikausdehnung der Krankenhausärzte vernichtet weitere Arbeitsplätze der Pflege!

Klinikärzte und Klinikpflegekräfte stehen gemeinsam für die Notfall- und Akutversorgung der Patienten in den Kliniken engagiert zur Verfügung. Ihre Zusammenarbeit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um gute und sichere Versorgungsqualität zu garantieren. Patienten und Angehörige haben ein Recht auf diese gesicherte Versorgung.

Der seit Monaten anhaltende und nun weiter organisierte Ärztestreik belastet Pflegekräfte in außerordentlicher Weise. Was die Ärztegewerkschaft den Pflegenden an Mehrbelastung zumutet ist unerträglich und darf nicht akzeptiert werden.

Waren es bisher 35 Universitätskliniken, so stehen jetzt 700 Kliniken auf der Streikliste. Konfrontiert wird das Pflegepersonal zusätzlich in der Haupturlaubszeit mit weiterer Mehrarbeit, warten auf ärztliche Entscheidungen, zusätzliche organisatorische Maßnahmen, Überstunden, Verzicht auf geplante freie Tage, vertröstende, ausgleichende Kommunikation bei Patienten und Angehörige etc., um Versorgungsengpässe zu verhindern. Das von Pflegekräften bisher gezeigte Verständnis und die über lange Strecken gezeigte Geduld brechen auf.

Der Deutsche Pflegerat bedauert zutiefst, dass die Ziele (bessere Vergütungsregelungen, verbesserte Arbeitsbedingen und einen eigenen Tarifvertrag) des Marburger Bundes zu großen Teilen auf dem Rücken der Pflegekräfte ausgetragen werden. Dies können und dürfen wir nicht lautlos zulassen. Pflege ist und will weiterhin zuverlässige und stabile Zusammenarbeit und will kompetenter Ansprechpartner der Patienten und deren Angehörigen bleiben. Dies ist allerdings nur mit einer Personalausstattung und mit verbindlichen Rahmenbedingungen möglich, die nicht durch die Streikergebnisse vernichtet werden.

Fakten:

Die Entsolidarisierung der Ärzteschaft durch die Streikaktivitäten des Marburger Bundes werden nachhaltige Auswirkungen auf das Gesamtgefüge der Klinikbeschäftigten haben. Mit einem eigenen Tarifvertrag verfestigt sich das dominierende, selbst definierte und selbstbestimmte Medizinsystem. Dieser Tatbestand führt die Krankenhäuser in tiefere wirtschaftliche Notlagen, wenn nicht Gegenmaßnahmen, z.B. mehr Geld, in die Krankenhausbudgets fließen, sofortige Umstrukturierungsprogramme und Neuordnung der Aufgaben eingeleitet werden. Bleibt es bei der gedeckelten Ausgabensteigerungsrate von 0,63%, so kommt es unweigerlich zum direkten Stellenabbau in der Pflege.

Der einseitig stattfindende schleichende Personalabbau von Pflegekräften (32.000 VK) seit 2003 in den Klinken konnte bisher nur durch stringente organisatorische Maßnahmen und innovative Personal- und Gestaltungskonzepte der verantwortlichen Pflegemanager/innen kompensiert werden. Hinzu kommt, dass der Pflege zusätzlich durch den kalkulierten Bettenabbau weitere Personalverluste drohen. Im Vergleichszeitraum wurde durch 2.500 neue Stellen im ärztlichen Bereich eine deutliche Verbesserung vorgenommen. Daher gibt es unter den aktuell neuen Bedingungen keine Spielräume mehr, Belastungsausgleiche herzustellen.

Unter diesen Entwicklungen lässt sich ein Pflegenotstand prognostizieren.

Konsequente Organisationsveränderungen werden von großen Teilen der Ärzteschaft abgelehnt. Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen hätten sich die Ärzteorganisationen schon seit Jahren auf Erneuerungen einlassen müssen.

Das Pflegemanagement setzt sich selbstverständlich dafür ein, dass es eine vernünftige Harmonisierung der Erfordernisse zwischen Leistungsumfang, Arbeitsintensität, Arbeitszeitplanung und Dienstplangestaltung gibt. Alleine die vielen Arbeitszeitmodelle die erprobt sind und zusätzlich noch mit 700 Mio. € BMG-Mittel unterstützt werden, hätten den Ärzten die Chance gegeben, sich neu aufzustellen.

Mit den Forderungen des Streiks werden die eigentlichen Problemfelder, die das tägliche Arbeiten und die Zusammenarbeit der Berufsgruppen untereinander erheblich belasten, verdeckt. Aus der Sicht des Deutschen Pflegerates muss hier Transparenz zu den wirklichen Verhältnissen geschaffen werden, um keine Schieflage in der Bevölkerung zu bekommen. Den Patienten und der Bevölkerung wird mit den Streikargumenten vorgemacht, dass die Ärzteschaft ausgebeutet und schlechtesten Arbeitsbedingungen ausgesetzt sei.

Die Einsicht, dass durch interne Prozessveränderungen eine echte Verbesserung der Arbeitsbedingungen erreicht werden kann, wird ausgeblendet. Unausweichlich ist die Umgestaltung der Ablauforganisation, weg von einer Funktionsbetrachtung hin zur Prozessorientierung. Dies erfordert die Bereitschaft sich von Berufsegoismen, tradierten hierarchischen Strukturen und liebgewordenen Gewohnheiten zu lösen und sich der Neuordnung zu stellen. So wäre bei Einführung eines Schichtmodells, wie es die Pflege seit Jahren kennt, keine einzige ärztliche Planstelle zusätzlich erforderlich.

Dies würde allerdings bedeuten, dass sich endlich etwas in der tradierten und extrem hierarchischen Organisation des Arztsystems ändern müsste. Die Pflege hat hier vor langer Zeit ihre Hausaufgaben gemacht.

Würden die Kernkompetenzen, Aufgabenfelder und Tätigkeiten der Profession „Pflege“ ärztlicherseits institutionalisiert akzeptiert, respektiert und anerkannt werden, könnten sich solche egoistischen gewerkschaftlichen Prozesse nicht entwickeln.

Wir hoffen, dass die Vernunft zu Gemeinsamkeiten siegt und die einseitigen, unangemessenen Forderungen sich nicht durchsetzen.

Der Arbeitskampf könnte aus unserer Sicht ausgebremst werden, wenn die Arbeitsbedingungen für Pflege und Ärzte in gleichem Maße Verbesserung erfahren könnten durch:

- Umgestaltung der Behandlungs-Abläufe (Prozessorientierung, gemeinsame Patientendokumentation, Interprofessionelle Behandlungspfade,

- Abstimmung der Arbeitszeitregelungen

- Neuordnung der Aufgaben, Tätigkeiten, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten

- Gemeinsame Fort- und Weiterbildung

In Krankenhäusern, wo das Pflegemanagement bereits die Kompetenz und Verantwortung für gezielte Prozesse z. B. Aufnahme- und Entlassmanagement (Case-Management) und Patientenmanagement übernommen hat, Pflegeexperten schmerztherapeutische Dienste wahrnehmen, Wundmanagement und Ernährungsberatung offiziell durchgeführt wird und verantwortlich medizinisch-therapeutische Leistungen wie z.B. Insulintherapie, Infusionstherapieleistungen zum Tätigkeitsbereich der beruflichen Pflege gehören, gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Ärzten und Patienten zunehmend strukturierter, systematischer und reibungsloser.

Der Deutsche Pflegerat fordert die Bundesregierung auf, eine Personalbemessungsregelung einzuführen, die die sichere pflegerische Versorgung der Patienten in Krankenhäusern gewährleistet. Darüber hinaus ist endlich rechtlich verbindlich die pflegerische Autonomie auch im Bereich der medizinischen Betreuung neu zu regeln. Der Deutsche Pflegerat unterstützt alle Aktivitäten, die Pflegenden und Ärzten gemeinsam zu verbesserten Arbeitsbedingungen verhelfen. An erster Stelle steht für uns eine sichere klinische Behandlung, Fürsorge und das Wohl der Patienten.

Marie-Luise Müller
Präsidentin
Deutscher Pflegerat
Geisbergstr.39
10777 Berlin
http://www.deutscher-pflegerat.de

Quelle: Pressemitteilung vom 5.7.2006

WernerSchell
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Ärztestreik wird Pflegenotstand verschärfen

Beitrag von WernerSchell » 06.07.2006, 08:15

Ärztestreik wird Pflegenotstand verschärfen - Patienten bzw. die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen sind die Leidtragenden!

Mit dem Ärztestreik ist eine Entsolidarisierung der Gesundheitsberufe eingetreten, die vielerlei negative Folgen haben wird. U.a. wird der Streik klar Auswirkungen für die Pflegeberufe haben, Stellen für das Pflegepersonal werden abgebaut – eine Verschärfung des Pflegenotstandes ist damit unvermeidlich. Leidtragende sind im Übrigen die Patienten bzw. die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen!

Im Forum Werner Schell - index.php gibt es zum Thema umfangreiche Beiträge; nachlesbar unter:

Arztestreik und Pflegenotstand
viewtopic.php?t=4837

Ärzte sind auch nur Menschen - Wo bleibt die Pflege?
viewtopic.php?t=4815

Ärztestreik - Patienten sind die Leidtragenden!
viewtopic.php?t=3728

Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern - Streik & Folgen
viewtopic.php?t=1947

Streik im öffentlichen Dienst
viewtopic.php?t=3864

Der Deutsche Pflegerat hat zu recht mit einer aktuellen Pressemitteilung vom 5.7.2006 auf die bevorstehende Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Pflege aufmerksam gemacht! Statt Stellenvernichtung in der Pflege brauchen wir eine Stärkung der Pflege verbunden mit einer Stellenausweitung!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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enno
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ärzte sind auch nur menschen---was sind die patienten?

Beitrag von enno » 10.07.2006, 03:10

ärzte sind auch nur menschen---was sind die patienten?

H.P.

Ärztestreik schädlich für Patienten und Pflegekräfte

Beitrag von H.P. » 05.08.2006, 07:02

Dass die Streikationen der Ärzteschaft nicht nur die Patienten, sondern auch die Pflegekräfte schädigen wird, ist in Fachkreisen unumstritten. Auch wenn es immer noch einige Patienten, Bürger, gibt, die meinen, mit ihrer Unterschrift dem Ärztestreik zustimmen zu müssen, bleibt es dabei: der Ärztestreik ist überflüsssig und nicht akzeptabel. Mittlerweile haben die Pflegeverbände klar Position bezogen. Siehe dazu u.a. unter
viewtopic.php?t=4837

H.P.

Ulla Schmidt attackiert Ärzte

Beitrag von H.P. » 10.08.2006, 07:11

Ulla Schmidt attackiert Ärzte

Die Bundesgesundheitsministerin hält es für einen "unhaltbaren Zustand", dass Kassenpatienten bei Fachärzten oft wochenlang auf einen Behandlungstermin warten müssen.
http://www.sueddeutsche.de/deutschland/ ... 225/82143/
Quelle: Süddeutsche Zeitung

Siehe auch unter
viewtopic.php?t=3339

Gaby Modig
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Registriert: 13.11.2005, 13:58

"Ärztliche Fehleinschätzung" - Mit totem Kind heim

Beitrag von Gaby Modig » 13.08.2006, 13:57

"Ärztliche Fehleinschätzung" - Mit totem Kind heimgeschickt
Klar unterlassene Hilfeleistung!

Darüber berichten die Medien, u.a. die Frankfurter Rundschau. Wer lesen möchte, findet einen interessanten Beitrag, der zeigt, was den Patienten alles so blühen kann:

Nürnberg - Eine 22-jährige Frau mit einem abgestorbenen Fötus im Bauch ist im Nürnberger Klinikum Nord wegen Terminschwierigkeiten nach Hause geschickt worden. Die Ärztin habe ihr vorgeschlagen, erst drei Tage später den Eingriff vornehmen zu lassen, bestätigte Klinikumssprecher Peter Petrich am Donnerstag einen Bericht der Nürnberger Nachrichten. Der Vorfall habe nichts mit dem Ärztestreik zu tun: "Das war eine Fehleinschätzung der Ärztin." Diese habe sich inzwischen bei der 22-Jährigen entschuldigt.
....
Weiter geht es unter
http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland ... cnt=945621

Siehe auch in diesem Forum
Ärztestreik wird Pflegenotstand verschärfen - Patienten bzw. die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen sind die Leidtragenden!
viewtopic.php?t=4837

Was die Ärzte veranstalten, halte ich für einzige Sauerei!

WernerSchell
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Ärztestreik hat Folgen für Patienten und Pflegekräfte

Beitrag von WernerSchell » 20.08.2006, 07:35

Ärztestreik hat Folgen für Patienten und Pflegekräfte

Die Aktionen der Ärzteschaft, allein für ihre Berufsgruppe überhöhte Gehaltsforderungen durchzusetzen, sind beendet. Das „dicke Ende“ kommt aber noch – nämlich in Form von negativen Folgen für Patienten und Pflegekräfte:

Die jetzt fälligen Mehrausgaben der betroffenen Krankenhäuser können nur durch Einsparungen an anderer Stelle hereingeholt werden. Wo dies nicht hilft, werden auch Insolvenzen nicht auszuschließen sein. D.h., einige Krankenhäuser werden demnächst nicht mehr verfügbar sein. Die Stellenpläne der Pflegekräfte werden zwangsläufig zu kürzen sein, so dass sich die pflegerische Versorgung allerorten weiter verschlechtern wird. Da die bisherige Stellensituation bereits nicht auskömmlich war, werden die Folgen bald deutlich spürbar sein.
Die Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Marie-Luise Müller, hat bereits am 27.7.2006 im Deutschlandradio die Lohnforderungen der Mediziner an den kommunalen Krankenhäusern kritisiert. Es werde eine "Erpressung zu Lasten des Pflegepersonals" vorgenommen. Durch die "überzogenen Forderungen" könnten bis zu 50.000 Stellen in der Pflege wegfallen. Wenn es nicht zu einem Ausgleich käme, seien Streiks von Krankenschwestern und -pflegern nicht auszuschließen.
Für die Altenpflegeausbildung hat die NRW-Landesregierung für den Haushalt 2007 bereits Kürzungen von 1,3 Mio Euro angekündigt. Statt einer Mittelreduzierung ist eine Qualifizierungsoffensive für die Pflege dringend geboten. Noch vor wenigen Jahren hat die NRW-CDU als Opposition in sog. Pflegefachgesprächen die unzureichenden Pflegebedingungen in NRW massiv kritisiert und eine Mittel- bzw. Stellenausweitung gefordert (schriftlich dokumentiert!), nun in der Regierungsverantwortung handelt sie den eigenen Erkenntnissen entgegen. Das ist nicht verständlich und gehört korrigiert! Vielleicht muss man umstrukturieren, aber Mittel wegnehmen, das kann m.E. nicht angehen.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Pflegefan
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Wir brauchen mehr Personal in der Pflege

Beitrag von Pflegefan » 24.12.2007, 08:08

Wir brauchen mehr Personal in der Pflege dringend!

Mein (Weihnachts)Wunsch ist, dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft endlich erkennen, dass die Grundstrukturen in unserem Pflegesystem unzureichend ausgestaltet sind. Es fehlt vor allem an Personal. Da, wo menschliche Zuwendung notwendig ist, dürfen keine Lücken entstehen.
Die jetzigen Regelungen öffnen der Willkür Tür und Tor. Die Pflegekassen können nach Belieben über die Personalausstattung bestimmten. Die Kassen bestimmen mit ihrem MDK über die Einstufung, über die Ausstattung der Pflegeeinrichtungen mit Personal usw. Unser System ist pflegekassenlastig. Und jetzt wollen diese Kassen auch noch die Herrschaft über die geplanten Pflegestützpunkte.
Die Interessen der pflegebedürftigen Menschen kommen dabei meist nicht vor. Es geht um die Erhaltung eines Systems, Kosten und Profit der Funtkionäre. Menschenwürde wird nur klein geschrieben.
Daher brauchen wir eine vernünftige Reform mit einem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Weniger Macht für die Kassen und mehr Hilfe für die betroffenen Menschen.

Pflegefan
"Die Menschenwürde ist unanstastbar" (Art. 1 Grundgesetz). Dies muss in der Pflege oberste Handlungsmaxime sein - für alle!

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