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Tochter tötete pflegebedürftige Mutter

Verfasst: 27.04.2006, 12:35
von Dieter Radke
Nach aktuellen Presseberichten hat eine 26 Jahre alte Frau in Köln ihre 61 Jahre alte kranke und pflegebedürftige Mutter getötet und die Leiche neun Monate lang in einem Kühlschrank aufbewahrt. Unglaublich!

Wie die Kölner Polizei dazu am 26.4.2006 mitteilte, legte die Frau nach Entdeckung des Verbrechens sofort ein Gedändnis ab. Die Tochter habe sich angeblich durch die Pflege der Mutter überfordert gefühlt. Deshalb habe sie die Mutter im Juli 2005 schlicht erdrosselt. Gegen die Frau wurde Haftbefehl wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen erlassen. Deshalb wurde sie auch in Untersuchungshaft genommen. Ja, was denn sonst!

Mal sehen, was dabei letztendlich rauskommt. Vielleicht gab es hier wieder eine "schlechte Kindheit" oder andere Rechtfertigungsgründe, die der Tochter zugute gehalten werden?

Es ist eine Schande, wie mit pflegebedürftigen Personen umgegangen wird! Wieder ein Einzelfall mehr! Wer behauptet hier noch, bei der Pflege wäre in Deutschland so alles in Ordnung?

Dieter

Re: Tochter tötete pflegebedürftige Mutter

Verfasst: 29.04.2006, 09:38
von promotours
Den Bericht von Dieter finde ich erschuetternd. Bestimmt wird es kein Einzelfall bleiben und wir werden zukuenftig mehrere dieser Nachrichten zu lesen bekommen.
Millionen von alten Menschen werden dann naemlich Zuhause von Angehoerigen betreut und gepflegt und nicht immer wird die Liebe zum alten Vater, zur alten Mutter, die in Wuerde in ihrer gewohnten Umgebung alt sein moechten, der Grund sein. Anzunehmen ist eher, dass wirtschaftliche Ueberlegungen - eine Heimunterbringung ist sehr teuer - oder - Angehoerige versuchen Arbeitslosigkeit und Armut zu kompensieren - dazu fuehren. Das muss zu Frust und Aggressionen fuehren, denn die wenigsten sind physisch und psychisch in der Lage, 365 Tage im Jahr rund um die Uhr diese Riesenverantwortung zu uebernehmen.
Die Verantwortung, dass sich derartige Szenarien nicht zur Norm entwickeln, liegt hier m.E. ganz klar bei den Pflegekassen. Es reicht nicht, einem Privat - Betreuer oder Privat - Pfleger monatlich 205 , 410 oder 630 Euro je nach Pflegestufe zu ueberweisen, ohne sich weiterhin um die Qualitaet der ausgeuebten Pflege und Betreuung zu kuemmern. In vielen Familien gehoeren diese Zahlungen bereits zum berechenbaren und unverzichtbaren Familieneinkommen - werden zur Abzahlung von Kreditraten benoetigt oder fließen in die Ausbildung der Kinder mit ein.
Wie unwuerdig sich dabei das Leben manch alter Menschen abspielt wissen oft nur die wenigen Besucher eines solchen Haushaltes. Aerzte, Therapeuten oder besonders sensibilisierte Menschen. Die Pflegekassen sollten einmal darueber nachdenken, wen sie mit der Betreuung und Pflege alter Menschen beauftragen, wie sie die Qualitaet dieser Pflege und Betreuung sicher stellen und wie sie sie kontrollieren - damit es nicht zu noch mehr toten alten Menschen in Kuehlschraenken fuehrt.

Verfasst: 29.04.2006, 22:46
von enno
wie schön,von den eigentlichen problemen abzulenken,ob laienpflege oder prof. überall gibt es schwarze schafe.
wenn aber im 3schichtsysthem nicht gesehen wird,das pflegefehler vorliegen,wie kann man dann einen pflegenden angehörigen "VERURTEILEN"?,wenn,der rund um die uhr da sein muß und nicht die tuer nach dienstschluß zu macht?
ich kenne angehörige,die ihre angehörigen nach hause genommen haben,damit es ihnen besser geht und das sie angst haben ,wenn sie nicht mehr in der lage sind,sie wieder in prof.. zu geben müssen.
wie viele erlernen den beruf zur pflege,obwohl sie eigentlich was anderes lernen wollten?esrtmal lernen.aussteigen kann mann immer noch.
pflegende angehörige.landen doch oft in der sozialhilfe und der ständige "kampf" um die bewilligung von hilfsmitteln,die oft monate dauern macht es nicht leichter.
mfg enno

Pflegeprobleme nicht mit Mord und Totschlag lösen

Verfasst: 30.04.2006, 06:00
von Konrad Seibold
enno hat geschrieben: ... wie schön, von den eigentlichen problemen abzulenken, ob laienpflege oder prof. überall gibt es schwarze schafe.
wenn aber im 3schichtsysthem nicht gesehen wird, das...
Ich denke, dass es hier nicht um Ablenken geht. Dass die Angehörigenpflege sehr stressig sein kann und auch an Grenzen führt, ist klar. Wir müssen aber deutlich machen, dass Gewalt an pflegebedürftigen Menschen oder sogar Tötungshandlungen nicht geduldet werden können. Dies ist unter keinem denkbaren Gesichtspunkt hinnehmbar.
Verständlich kann sein, wenn ein Angehöriger in Heimpflege gegeben, weil es Zuhause nicht mehr geht. Aber ein Problem mit Mord oder Totschlag lösen zu wollen, muss ausgeschlossen bleiben.

Mit einem sonntäglichen Gruß
Konrad Seibold