Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Diskussion
In Rheinland-Pfalz will Sozialministerin Dreyer erreichen, dass die Würde alter Menschen höchste Beachtung findet und diese - auch bei hohem Pflegebedarf - die Freiheit haben, sich nach eigenen Vorstellungen zu verhalten und bewegen zu können. Deshalb fordert Ministerin Dreyer: „Halt geben ohne Gitter oder Medikamente“ - es müsse ein Weg gefunden werden, Fixierungen und Fixierungszeiten auf das absolut Unverzichtbare zu reduzieren. Freiheitsentziehende Maßnahmen gehören zu den umstrittensten Maßnahmen und den schwersten Eingriffen in die Menschenrechte eines demenzkranken Menschen. Ministerin Malu Dreyer hat deshalb im Rahmen ihrer Initiative "Menschen pflegen" dieses brisante Thema aufgegriffen.
Was versteht man unter "Freiheitsentziehenden Maßnahmen" in der Pflege? In den Medien hört und liest man Meldungen wie "ans Bett gefesselt", "ruhig gestellt", "unterernährt", um nur einige Beispiele zu nennen. In skandalisierender Weise wird vom Umgang mit alten pflegebedürftigen Menschen berichtet und von Methoden, die einem Angst machen.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." "Jeder Mensch das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt." Man fragt sich, gelten diese Grundrechte im Heim nicht mehr? Warum muss zu derartigen Maßnahmen gegriffen werden? Sind sie wirklich nötig oder könnte man sie auch vermeiden?
Einrichtungen und Heimleitungen sehen sich angesichts des hohen Maßes an Hilfebedürftigkeit und wegen der Verletzungsgefahren haftungsrechtlichen Konsequenzen ausgesetzt, wenn die Pflegebedürftigen einen Unfall erleiden. In dieser Situation nutzen sie - mit bestem Vorsatz - den Einsatz entsprechender Hilfen. Den damit verbundenen Freiheitsentzug nehmen sie in Kauf. Sie verstehen ihr Handeln als Fürsorge für das Wohl und die Gesundheit ihrer Bewohner. Aus dieser Sicht wiederum ein nachvollziehbares Handeln?
Mit der Veranstaltungsreihe "Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Diskussion", welche Ministerin Dreyer gemeinsam mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Alzey, Neuwied, Landau und Trier im Mai und Juni 2006 durchführte, wurde der Diskussionsprozess zwischen den handelnden Professionen angestoßen. Heimleitungen, Pflegedienstleitungen, Pflegekräfte der Heime der Altenhilfe, Richterinnen und Richter, Rechtspflegerinnen und Rechtspflegern der Betreuungsgerichte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Betreuungsbehörden, Kolleginnen und Kollegen der Heimaufsichten, der Gesundheitsämter und des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse tauschten sich aus. Dabei soll dieser Austausch nicht nur sensibilisieren, sondern erforderliche Handlungsschritte bewusst machen. Ein Arbeitskreis, der sich aus den Veranstaltungen zusammen gefunden hat, hat die nächsten Handlungsschritte festgelegt.
Der Prozess, in den alle handelnden Professionen, aber auch Landespflegeausschuss, Landesärztekammer und die Krankenkassen eingebunden werden sollen, geht weiter. Geplant ist unter anderem die Entwicklung eines Schulungskonzeptes zur Reduzierung freiheitseinschränkender Maßnahmen, die Durchführung einer weiteren regionalen Veranstaltungsreihe im Jahr 2007 und die Schaffung regionaler Netzwerke auf Landgerichtsebene.
Sofern Sie konkretere Informationen benötigen oder eigene Ideen zum Thema einbringen möchten, können Sie sich gerne an das
Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit,
Bauhofstraße 9, 55116 Mainz,
Email:
Birgit.Husak@masfg.rlp.de
wenden.
Quelle: Mitteilung vom 23.11.2006
http://www.menschen-pflegen.de/enid/b9d ... el_8q.html