MDK-Behandlungsfehler-Begutachtung: Anstrengungen für Patientensicherheit verstärken

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MDK-Behandlungsfehler-Begutachtung: Anstrengungen für Patientensicherheit verstärken

Beitrag von WernerSchell » 16.05.2019, 16:21

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MDK-Behandlungsfehler-Begutachtung: Anstrengungen für Patientensicherheit verstärken

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14.133 fachärztliche Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern hat der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) 2018 erstellt. In jedem vierten Fall wurde ein Fehler bestätigt. Das geht aus der Begutachtungsstatistik hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Sicherheitsmaßnahmen müssen konsequent umgesetzt werden. Notwendig sind Patientensicherheitsbeauftragte und eine nationale Strategie zur Fehlervermeidung.

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Die Anzahl der Gutachten ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. In knapp jedem vierten Fall (3.497) bestätigten die MDK-Gutachterinnen und Gutachter den Verdacht der Versicherten. In jedem fünften Fall (2.799) stellte der MDK fest, dass der Fehler den erlittenen Schaden auch verursacht hat. „Unsere Begutachtungsstatistik zeigt jedoch nur einen kleinen Ausschnitt. Daher lassen sich keine generellen Aussagen zum Gefährdungsrisiko ableiten. Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass auf jeden festgestellten Behandlungsfehler etwa 30 unentdeckte Fälle kommen. Die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Dr. Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt und stellvertretender Geschäftsführer des MDS. Das Wichtigste sei, über schwerwiegende und sicher vermeidbare Schadensereignisse wie Seiten- und Medikamentenverwechslungen oder im Körper verbliebene Fremdkörper nach Operationen – so genannte Never Events − zu berichten, um diese künftig systematisch zu vermeiden. Gronemeyer regt die Schaffung einer nationalen Never-Event-Liste und den Einsatz von Patientensicherheitsbeauftragten an, um die Sicherheitskultur in Deutschland voranzubringen. Denn, so Gronemeyer: „Sicherheitskultur ist auch Berichtskultur“.

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Fehler in vielen Fachgebieten und bei unterschiedlichsten Eingriffen

In der aktuellen MDK-Begutachtungsstatistik betrafen zwei Drittel der Vorwürfe Behandlungen in der stationären Versorgung, zumeist in Krankenhäusern (9.433 Fälle); ein Drittel bezog sich auf Arztpraxen (4.649 Fälle). „Hintergrund dieser Verteilung ist, dass sich die meisten Behandlungsfehlervorwürfe auf operative Eingriffe beziehen und diese erfolgen zumeist in der stationären Versorgung“, sagt Prof. Dr. Astrid Zobel, Leitende Ärztin des MDK Bayern.

31 Prozent aller Vorwürfe (4.349 Fälle) betrafen die Orthopädie und Unfallchirurgie, 13 Prozent die Innere Medizin und Allgemeinmedizin (1.792 Fälle), 9 Prozent die Allgemein- und Viszeralchirurgie (1.315 Fälle), ebenfalls 9 Prozent (1.231 Fälle) die Frauenheilkunde und Geburtshilfe, 8 Prozent die Zahnmedizin (1.109 Fälle) und 5 Prozent die Pflege (794 Fälle). „In Fachgebieten, in denen häufig Behandlungsfehler vorgeworfen werden, werden anteilmäßig nicht die meisten Fehler bestätigt. Eine Häufung von Vorwürfen sagt nichts über die Fehlerquote oder die Sicherheit in dem jeweiligen Fachbereich aus“, erläutert Zobel. Häufungen würden viel mehr darüber etwas aussagen, wie Patientinnen und Patienten Behandlungen erlebten. Fehler seien für Betroffene bei chirurgischen Eingriffen meist leichter erkennbar als zum Beispiel Medikationsfehler auf der Intensivstation.

Die festgestellten Fehler betreffen die unterschiedlichsten Erkrankungen und die verschiedensten Behandlungen. Sie reichen von Hüftgelenksimplantationen über Zahnentfernungen bis hin zu Kaiserschnittentbindungen und Blinddarmoperationen. Die Zahlen sind nur repräsentativ für die vom MDK begutachteten Fälle, aber nicht für alle Behandlungsfehler in Deutschland. Daher lassen die Daten auch keine generellen Rückschlüsse auf die Patientensicherheit insgesamt zu.

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Never Events von großer Bedeutung für Sicherheitskultur

Fehler, die sicher zu verhindern wären und gleichzeitig große Schäden verursachen können – wie zum Beispiel Verwechslungen des Patienten, der Seite, des beabsichtigten Eingriffs oder eines Medikaments – sind für das Erkennen, Umsetzen und Bewerten von Sicherheitsmaßnahmen von großer Bedeutung. „Wenn ein Never Event geschieht, dann bedeutet das nicht, dass Einzelne in der Medizin oder in der Pflege einen besonders verwerflichen Fehler gemacht haben. Es zeigt vielmehr, dass Sicherheitsvorkehrungen unzureichend umgesetzt wurden und Risiken im konkreten Versorgungsprozess bestehen“, erklärt PD Dr. med. Max Skorning, Bereichsleiter Qualität und Patientensicherheit beim MDS. Für die systematische Fehlervermeidung seien die gezielte Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen und das Messen der Schadensereignisse entscheidend. Denn nur dann kann man feststellen, ob die Maßnahmen zu weniger Fehlern und zu weniger Schäden führen. „Erfolge, die nicht klar gemessen werden, sind nicht von Dauer“, sagt Skorning.

Hintergrund
Spezielle Gutachterteams des MDK prüfen Vorwürfe von Behandlungsfehlern im Auftrag der gesetzlichen Krankenkassen. Die Gutachterinnen und Gutachter gehen dabei der Frage nach, ob die Behandlung nach dem anerkannten medizinischen Standard und in aller Sorgfalt abgelaufen ist. Liegt ein Behandlungsfehler vor, wird außerdem geprüft, ob der Schaden, den Versicherte erlitten haben, durch den Fehler verursacht worden ist. Nur dann sind Schadenersatzforderungen aussichtsreich. Auf der Basis des MDK-Gutachtens können die Betroffenen entscheiden, welche weiteren Schritte sie unternehmen wollen. Versicherten entstehen durch die MDK-Begutachtung keine zusätzlichen Kosten.

Quelle: Pressemitteilung vom 16.05.2019
Pressekontakt:
MDS, Pressestelle
Michaela Gehms
Mobil: +49 172 3678007
m.gehms@mds-ev.de
> https://www.mds-ev.de/presse/pressemitt ... 05-16.html

Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) berät den GKV-Spitzenverband in medizinischen und pflegerischen Fragen. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der MDK.
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) ist der sozialmedizinische Beratungs- und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken- und der Pflegeversicherung. Er ist auf Landesebene als eigenständige Arbeitsgemeinschaft organisiert.
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DKG ZUR BEHANDLUNGSFEHLERSTATISTIK DES MDK - Patientensicherheit ist Leitschnur der Krankenhäuser

Beitrag von WernerSchell » 16.05.2019, 16:27

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DKG ZUR BEHANDLUNGSFEHLERSTATISTIK DES MDK
Patientensicherheit ist Leitschnur der Krankenhäuser


Zu den heute vorgelegten Zahlen des MDK zu Behandlungsfehlern erklärt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum:
„Fehlervermeidung ist zentrales Ziel der Krankenhäuser, denn die Sicherheit der Patienten ist Leitschnur jeglichen ärztlichen und pflegerischen Handelns. Mit immer ausgefeilteren Checklisten, Fehlermeldesystemen und Qualitätssicherungsmaßnahmen unternehmen die Kliniken alles, um die höchstmögliche Patientensicherheit zu gewährleisten. Das verdeutlichen auch die Zahlen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Bei mehr als 40 Millionen ambulanten und stationären Fällen in Krankenhäusern lag schlussendlich nach Prüfung in rund 2500 Fällen ein Fehler in den Krankenhäusern vor. Auch von den vermuteten Fehlern stellten sich nur 25 Prozent als tatsächliche Fehler heraus. Und darunter fallen auch Dokumentationsfehler und ähnliches. In noch weniger Fällen ist dem Patienten ursächlich durch einen Fehler ein Schaden entstanden. Jeder Fehler ist einer zu viel. Aber es muss auch festgehalten werden, dass die Kliniken alles tun, um sich noch weiter zu verbessern und erreichen schon heute ein extrem hohes und international anerkanntes Behandlungsniveau.
Die Krankenhäuser haben in den letzten Jahren verstärkt Fehlervermeidungs- und Risikominimierungsstrategien entwickelt, um in systematischer Form Fehler oder Risiken der Patientenversorgung zu verhindern. Ziel dabei ist es, Fehler durch strukturierte und kontrollierte Abläufe so weit wie möglich auszuschließen. Komponenten sind dabei die Vermeidung von OP-Verwechslungen, die Nutzung von OP-Checklisten, Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (M&M-Konferenzen) oder die Kennzeichnung von Kommunikationsbarrieren. Zentrale Bestandteile sind die verpflichtenden Maßnahmen für das Risikomanagement und die Fehlermeldesysteme. Die Mitarbeiter können über das Fehlermeldesystem anonym und sanktionsfrei Fehler melden. Diese werden transparent gemacht, um daraus zu lernen. Die niedrigen Fehlerzahlen zeigen die Erfolge dieser Maßnahmen.“

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder - 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände - in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.951 Krankenhäuser versorgen jährlich 19,5 Millionen stationäre Patienten und rund 20 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,2 Millionen Mitarbeitern. Bei 97 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.

Quelle: Pressemitteilung vom 16.05.2019
Kontakt:
Joachim Odenbach (Leitung)
Holger Mages
Dr. Jörn Wegner
Rike Stähler
Tel. (030) 3 98 01 - 1020 / - 1022 / - 1024
Sekretariat
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Tel. (030) 3 98 01 -1021
Fax (030) 3 98 01 -3021
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web: www.dkgev.de
> https://www.dkgev.de/dkg/presse/details ... enhaeuser/

Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)
Bereich Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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RMDS-Statistik - Leichter Anstieg bei Behandlungsfehlern

Beitrag von WernerSchell » 16.05.2019, 16:30

Ärzte Zeitung vom 16.05.2019:
MDS-Statistik
Leichter Anstieg bei Behandlungsfehlern

Rund jeder vierte Verdachtsfall auf einen Behandlungsfehler konnte 2018 von Kassen-Gutachtern bestätigt werden. Die Zahl der Fälle ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. ... > http://ods-mailing.springer-sbm.com/red ... C46BAC258D
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Behandlungsfehler-Begutachtung: Patientenrechte müssen dringend verbessert werden!

Beitrag von WernerSchell » 16.05.2019, 16:43

Angefügt ein Zitat von Harald Weinberg, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, zu den heute vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen veröffentlichten Zahlen über Behandlungsfehler.
Christian Posselt

Harald Weinberg: „Die Zahlen zeigen erneut, dass die Patientenrechte dringend verbessert werden müssen und dass ein besseres Fehlermanagement sowie anonyme Fehlermeldesysteme notwendig sind. Für Geschädigte gleicht die Auseinandersetzung mit dem Arzt oder Krankenhaus noch immer dem Kampf von David gegen Goliath. Die wenigsten wagen bei Verdacht auf einen Behandlungsfehler die Auseinandersetzung vor Schlichtungsstellen oder Gerichten. Die Geschädigten müssen obendrein meist den Nachweis über den Behandlungsfehler selbst erbringen - wir brauchen hier eine Beweislastumkehr. In den Verhandlungen muss endlich Chancengleichheit gewährleistet werden. Um Behandlungsfehler zu vermeiden, sind darüber hinaus ein offener Umgang und eine Entstigmatisierung nötig. Für besonders schwierige Fälle sollte ein Entschädigungsfonds eingerichtet werden.“

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Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressesprecher: Michael Schlick, Tel. 030/227-50016, Mobil 0172/373 13 55 Stellv. Pressesprecher: Jan-Philipp Vatthauer Tel. 030/227-52801, Mobil 0151/282 02 708 Stellv. Pressesprecherin: Caroline Heptner Tel. 030/227-52810, Mobil 0151/576 92 455 Telefax 030/227-56801, pressesprecher@linksfraktion.de, www.linksfraktion.de
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So häufig sind Behandlungsfehler in der Medizin

Beitrag von WernerSchell » 16.05.2019, 17:06

So häufig sind Behandlungsfehler in der Medizin
Die Gutachter der gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr knapp 3.500 Fehler bei der Behandlung von Patienten festgestellt. Klingt nicht viel – bei Millionen von medizinischen Behandlungen in Deutschland. Aber: begutachtet wurden nur Fälle, die Patienten mitbekommen und an die Krankenkassen gemeldet haben – das ist rund 14.000 mal geschehen. Und die Dunkelziffer ist hoch – Studien lassen vermuten, dass auf einen entdeckten Behandlungsfehler 30 unentdeckte kommen. Viele dieser Fehler könnten verhindert werden – bei einer entsprechenden Fehlerkultur. Das heißt Fehler sollten nicht vertuscht, sondern berichtet werden. Damit alle daraus lernen können und damit entsprechende Sicherungen eingebaut werden können. Quarks-Reporterin Christina Sartori mit Details und Möglichkeiten für die Patienten | audio > https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... n-100.html

Mehr: "Überdosis Medizin" eine Quarks-Sendung vom 27.10.2015 | video > https://www1.wdr.de/mediathek/video/sen ... n-100.html

Quelle: Mitteilung vom 16.05.2019
Quarks-Team
quarks@wdr.de
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APS und Medizinstudierende fordern feste Einbindung des Themas Patientensicherheit ins Studium

Beitrag von WernerSchell » 28.08.2019, 12:54

APS und Medizinstudierende fordern feste Einbindung des Themas Patientensicherheit ins Studium

Berlin – Im Jahr 2018 haben sich die Ärztekammern mit rund 11.000 potentiellen Behandlungsfehlern auseinandergesetzt – die Dunkelziffer ist weitaus höher. Um diese Zahl nachhaltig zu senken, setzt sich das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) seit vielen Jahren für eine Einbindung des Themas Patientensicherheit in alle medizinischen Studiengänge und Ausbildungsberufe ein. Gemeinsam mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) fordert das APS nun in einer Erklärung, Patientensicherheit im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) umfassend zu berücksichtigen.

Im Rahmen eines Masterplans, der 2020 die Grundstrukturen des Medizinstudiums reformieren soll, dient der NKLM zukünftig als Orientierungshilfe. Zentrales Anliegen von APS und bvmed ist es, dass die Patientensicherheit hier umfassend Eingang findet, um sich auch in der Lehre und letztendlich der Versorgung zu etablieren. „Die Evidenz und Erfahrung der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass trotz intensiver Bemühungen auf dem Feld der Patientensicherheit noch keine angemessene Sicherheitskultur etabliert werden konnte“, sagt Dr. Ruth Hecker, zweite Vorsitzende des APS. Einzelmaßnahmen wie Checklisten oder Fehlermeldesysteme seien alleine nicht ausreichend, um die Patientensicherheit signifikant zu erhöhen. Im APS-Weißbuch, einem Wegweiser für zentrale Verbesserungen der Patientenversorgung, fordert das Aktionsbündnis mit Blick auf die Patientensicherheit einen verstärkten Fokus auf proaktives und individuelles sicherheitsgerichtetes Verhalten.

Hecker, die Leiterin der Stabsstelle Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement am Universitätsklinikum Essen ist, beschäftigt sich besonders mit der Einbindung des Themas Patientensicherheit als Kernkompetenz an medizinischen Fakultäten. „Wünschenswert wäre es, wenn jeder angehende Arzt und jede angehende Ärztin sich bereits vor ihrer Approbation mit dem Thema Patientensicherheit auseinandergesetzt und als Routine verinnerlicht hat“, fügt Hecker hinzu. Hierfür nimmt sie die Lehre in die Verantwortung: „Idealerweise werden die Studierenden bereits in der Ausbildung dazu befähigt, durch verschiedene Strategien eigene Unsicherheiten zu erkennen und resiliente Handlungsweisen zu entwickeln.“ Dies dient dem Patienten als auch dem Medizinstudierenden und erhöht die Chance, dass junge Ärzte frühzeitig darauf hinweisen, wenn sie unsicheres Handeln erkennen, Risiken erleben oder die Patientenversorgung selbst nicht sicher durchführen können. Ein solches sicherheitsgerichtetes Verhalten kann die Anzahl von Fehlern, die Patientenschäden zur Folge haben können, reduzieren.

Mit der gemeinsamen Erklärung fordern APS und bvmd die frühzeitige Vermittlung von Strategien und Verhaltensweisen zur Patientensicherheit an Medizinstudierende, um sie damit auf die wachsende Komplexität und Dynamik des Arztberufs vorzubereiten. Persönliche Kompetenzen müssen demnach ebenso in die Lehrpläne einfließen wie fachliche. „Patientensicherheit ist keine Fußnote und kein Querverweis, sondern Ziel der Verantwortung von angehenden Ärztinnen und Ärzten, auch als zukünftige Führungskräfte“, fügt Hecker schließend an.

Weitere Informationen
Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin (NKLM) herausgegeben von MFT Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e. V. Online verfügbar unter: http://www.nklm.de/files/nklm_final_2015-07-03.pdf (Stand 22.8.19).

Gemeinsame Erklärung der Projektgruppe Patientensicherheit. Online verfügbar unter: https://www.aps-ev.de/wp-content/upload ... erheit.pdf (Stand 22.8.19).

Quelle: Mitteilung vom 28.08.2019
Katharina Weber und Michaela Richter
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-516
Telefax: 0711 8931-167
weber@medizinkommunikation.org; richter@medizinkommunikation.org
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Jede Minute fünf Tote durch falsche medizinische Behandlung

Beitrag von WernerSchell » 16.09.2019, 06:30

Spiegel Online vom 14.09.2019:
Jede Minute fünf Tote durch falsche medizinische Behandlung
Weltweit sterben jedes Jahr Millionen Menschen, weil sie ambulant oder im Krankenhaus falsch behandelt werden. Die Bandbreite der Fehler ist groß, sagt die Weltgesundheitsorganisation - die Ursache häufig dieselbe.
Millionen Menschen weltweit kommen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich bei medizinischen Behandlungen zu Schaden. "Jede Minute sterben fünf Menschen wegen fehlerhafter Behandlung", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.
Weltweit erlitten 40 Prozent der Patienten bei ambulanten Behandlungen Schäden, im Krankenhaus seien es zehn Prozent, so die WHO.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.spiegel.de/gesundheit/diagn ... 86800.html
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