Behandlungsfehler-Statistik der Bundesärztekammer April 2019

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Behandlungsfehler-Statistik der Bundesärztekammer April 2019

Beitrag von WernerSchell » 03.04.2019, 14:26

Bundesärztekammer

Behandlungsfehler-Statistik der Bundesärztekammer
Crusius: „Zahl der Behandlungsfehler im Promillebereich“


Behandlungsfehler-Statistik der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen 2018 [PDF] > https://www.bundesaerztekammer.de/filea ... k_2018.pdf

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Berlin – Die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten durch einen Behandlungsfehler zu Schaden kommen, ist extrem gering. Sie liegt, gemessen an der Gesamtzahl der knapp 20 Millionen Behandlungsfälle in den Kliniken und rund einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten in den Praxen, im Promillebereich. Dies geht aus den aktuellen Behandlungsfehlerzahlen der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurden. Statistiken anderer Organisationen bestätigen dies.

„Unsere Statistik ist kein Selbstzweck. Wir machen die erhobenen Daten zur Grundlage für einen effektiven Patientenschutz“, sagte Prof. Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Bundesärztekammer, bei der Vorstellung der Zahlen. „Wir nutzen die von den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen gesammelten Erkenntnisse für Fortbildungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen. Dabei werden wir Fehler natürlich nie ganz ausschließen können. Wir versuchen aber auszuschließen, dass ein und derselbe Fehler zweimal passiert.“

Ärzte machen Fehler, sie sind aber keine Pfuscher
Crusius warnte davor, Ärzte, denen ein Fehler unterläuft, vorschnell als Pfuscher zu diskreditieren. Es gebe eine Vielzahl möglicher Ursachen für Fehler. Pfusch sei in den seltensten Fällen der Grund. Eine Gefahrenquelle sei der Zeit- und Personalmangel in Kliniken und Praxen. Crusius: „Die über Jahrzehnte von der Politik geschaffenen ökonomischen Rahmenbedingungen in unserem Gesundheitssystem sind nicht auf maximale Patientensicherheit ausgerichtet, sondern auf maximale Effizienz. Ärztinnen und Ärzte arbeiten am Limit, und manchmal ein gutes Stück darüber hinaus.“ Zeit für Zuwendung und ausführliche Gespräche bleibe unter diesen Bedingungen kaum.

Dabei kommt einer guten Kommunikation bei der Fehlerprävention ein hoher Stellenwert zu, wie Prof. Dr. Walter Schaffartzik, Vorsitzender der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, anhand konkreter Beispiele aus den Schlichtungsstellen erläuterte. Dies gelte sowohl für die Kommunikation zwischen den behandelnden Ärzten als auch zwischen Arzt und Patient.

Andreas Dohm, Geschäftsführer der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, berichtete, dass die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen im Jahr 2018 bundesweit insgesamt 5.972 Sachentscheidungen zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern getroffen haben. Es lag in 1.858 Fällen ein Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel vor. Davon wurde in 1.499 Fällen der Behandlungsfehler / Risikoaufklärungs-mangel als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der einen Anspruch des Patienten auf Entschädigung begründete. In 359 Fällen lag ein Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel vor, der jedoch keinen kausalen Gesundheitsschaden zur Folge hatte.

Die häufigsten Diagnosen, die zu Behandlungsfehlervorwürfen führten, waren Knie- und Hüftgelenksarthrosen sowie Oberschenkelfrakturen und Bandscheibenschäden.

Weitere Informationen > https://www.bundesaerztekammer.de/patie ... stik/2018/

Quelle. Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 03.04.2019
https://www.bundesaerztekammer.de/press ... lebereich/

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Ärzte Zeitung vom 03.04.2019
Bundesärztekammer
Zahl der gemeldeten Behandlungsfehler sinkt

Die Bundesärztekammer hat neue Zahlen zu Behandlungsfehlern in Praxen und Krankenhäusern vorgelegt. Am häufigst werden Unfallchirurgen und Orthopäden mit Fehler-Vorwürfen konfrontiert. >>> http://ods-mailing.springer-sbm.com/red ... 1761F3FAA1
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Patientenrechte stärken – Behandlungsfehlerstatistik zeigt nur Spitze des Eisbergs

Beitrag von WernerSchell » 03.04.2019, 16:10

0265 / 3. April 2019
Pressemitteilung von Sylvia Gabelmann


Patientenrechte stärken – Behandlungsfehlerstatistik zeigt nur Spitze des Eisbergs

„Die Zahlen der Bundesärztekammer zu Behandlungsfehlern sind leider kein Anlass zur Beruhigung, denn sie zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Jedes Jahr kommen Hunderttausende von Patientinnen und Patienten in Arztpraxen, Krankenhäusern oder durch Arzneimittel zu Schaden. Aber sie haben nur geringe Chancen, dafür eine Entschädigung zu erhalten“, kommentiert Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte der Fraktion DIE LINKE, die heute veröffentlichte Behandlungsfehlerstatistik der Bundesärztekammer. Gabelmann weiter:

„Solange die Geschädigten beweisen müssen, dass sämtliche sonstigen Ursachen für die Schädigung ausgeschlossen sind, haben sie vor Gericht schlechte Karten. Darum brauchen wir dringend eine Beweislastumkehr: Dann müssten die Behandelnden beweisen, dass nicht sie für die Schädigung verantwortlich sind.

Zudem würde ein Entschädigungsfonds dazu beitragen, den Geschädigten schnell und unbürokratisch zu ihrem Recht zu verhelfen. Viele der Kranken, die durch die Behandlung noch kränker gemacht wurden, können jahrelange Gerichtsverfahren mit teuren Anwaltskosten gar nicht durchstehen. Darum müssen die Patientenrechte schnell erweitert und gestärkt werden, zum Beispiel auch durch Einrichtung eines unabhängigen Gutachterpools.“

F.d.R. Christian Posselt
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Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Pressesprecher: Michael Schlick, Tel. 030/227-50016, Mobil 0172/373 13 55 Stellv. Pressesprecher: Jan-Philipp Vatthauer Tel. 030/227-52801, Mobil 0151/282 02 708 Stellv. Pressesprecherin: Caroline Heptner Tel. 030/227-52810, Mobil 0151/576 92 455 Telefax 030/227-56801, pressesprecher@linksfraktion.de, www.linksfraktion.de
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88 Tote durch Behandlungsfehler

Beitrag von WernerSchell » 04.04.2019, 06:48

Die Rheinische Post berichtet am 04.04.2019:
Statistik der Ärzte
88 Tote durch Behandlungsfehler

Berlin Ärztliche Kunstfehler mit gravierenden Folgen sind vergleichsweise selten. Aber jedes Jahr be­klagen sich Tausende Patienten. Eingriffe an Knien und Hüften sind am problematischsten.
Von Kristina Dunz und Eva Quadbeck
Die Bundesärztekammer schlägt wegen Zeit- und Personalmangels in Krankenhäusern und Arztpraxen Alarm. Zwar liege die Wahrscheinlichkeit eines Behandlungsfehlers mit gravierenden Folgen gemessen an 20 Millionen Behandlungsfällen in Kliniken und einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im Promillebereich. Im vergangenen Jahr seien aber 88 Todesfälle, 127 schwere Dauerschäden (Amputationen oder Lähmungen) und mehr als 1300 weitere mittelschwere und leichte Schäden festgestellt worden. Das teilte der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Gutachterkommission und Schlichtungsstellen der Ärztekammern, Andreas Crusius, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Behandlungsfehlerstatistik mit. ... (weiter lesen unter) ... https://rp-online.de/leben/gesundheit/n ... d-37865893

Kommentierung dazu:
Düsseldorf (ots) - Menschen machen Fehler, Ärzte auch. Doch die Behandlungsfehler von Ärzten wiegen einfach schwerer als die vieler anderer Berufsgruppen. Durch ihre Fehler erleiden Patienten Schmerzen, gesundheitliche Einschränkungen, schwere Folgen bis hin zum Tod. Vor diesem Hintergrund ist zunächst einmal der seit Jahren offene Umgang der Mediziner mit ihren eigenen Fehlern zu loben. Jahr für Jahr legen sie ihre Statistik vor, welche Vorwürfe gegen sie erhoben werden und in welchen Fällen sie Fehler einräumen. Welche andere Berufsgruppe macht das schon? Die Daten dienen nicht nur der Transparenz. Sie sind auch die Grundlage dafür, aus den eigenen Fehlern zu lernen und Strategien zu entwickeln, diese künftig zu vermeiden. .... (weiter lesen unter) ... https://www.finanzen.net/nachricht/akti ... en-7332572
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Patienten sollten sich selbstbewusster in die Gesundheitsversorgung einbringen ... Zweit- oder Drittmeinung einholen!

Beitrag von WernerSchell » 04.04.2019, 07:04

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Patienten sollten sich selbstbewusster in die Gesundheitsversorgung einbringen und angebotene Leistungen (Medikamente, Operationen usw.) hinterfragen. V.a. bei Hüft- und Knieoperationen scheint die Einholung einer Zweit- oder Drittmeinung dringlich! So können Patienten mit dazu beitragen, dass risikobehaftete oder gar entbehrliche Maßnahmen unterbleiben. So können Fehlbehandlungen vermieden werden!

Zum Thema Patientensicherheit wird in diesem Forum umfangreich informiert, siehe z.B.:
Kniegelenksersatz - steigende OP-Zahlen ... > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... perationen
Zweitmeinung einholen > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 04#p107104
Medizin zwischen Patientenwohl und Ökonomisierung … in Deutschland wird zu viel operiert > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... en#p100746
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TK Hessen - Verdacht auf 550 Behandlungsfehler

Beitrag von WernerSchell » 11.04.2019, 06:13

Ärzte Zeitung vom 11.04.2019:
TK Hessen
Verdacht auf 550 Behandlungsfehler

Im vorigen Jahr haben 544 Patienten der Techniker Krankenkasse in Hessen einen Verdacht auf einen Behandlungsfehler gemeldet, drei Prozent mehr als im Vorjahr (528). Die Kasse spricht von einem neuen Rekordwert. ... > http://ods-mailing.springer-sbm.com/d-r ... &tags=test
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