Behandlungsfehler - BÄK stelle neue Fehlerstatistik vor

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Behandlungsfehler - BÄK stelle neue Fehlerstatistik vor

Beitrag von Presse » 17.06.2013, 13:47

Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 17.06.2013

Crusius:
„Ärzte machen Fehler, wir sind aber keine Pfuscher“
BÄK stellt Behandlungsfehlerstatistik der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen vor


„Fehler passieren, auch in der Medizin. Wir kehren diese Fehler aber nicht unter den Tisch, sondern wir lernen aus ihnen und wir setzen uns dafür ein, dass den betroffenen Patienten schnellstmöglich geholfen wird.“ Das sagte Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen, bei der Vorstellung der Behandlungsfehler-Statistik für das Jahr 2012 in Berlin. Crusius stellte klar, dass sich die Zahl der festgestellten Behandlungsfehler, gemessen an der Gesamtzahl von rund 18 Millionen Behandlungsfällen in den Krankenhäusern und mehr als 540 Millionen allein im vertragsärztlichen Bereich, im Promillebereich bewege. Dies auch dann, wenn man die bei den Krankenkassen, bei den Haftplichtversicherern und bei den Gerichten registrierten Fälle mit hinzu rechne.

Crusius warnte davor, Behandlungsfehler, per se mit Ärztepfusch gleichzusetzen. „Eine solche Aussage ist durch keine seriöse Statistik gedeckt. Ärzte machen Fehler, wir sind aber keine Pfuscher.“ Pfusch sei nichts anderes als eine bewusst nachlässig vorgenommene Arbeit um Kosten zu sparen. „Nach Pfusch kommt Vertuschung – genau das wollen wir nicht. Und deshalb machen wir unsere Statistik regelmäßig öffentlich“, stellte Crusius klar.

Wie aus der Statistik hervorgeht, haben die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen im Jahr 2012 insgesamt 7.578 Anträge zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern bearbeitet. Dabei lag in 2.280 Fällen ein Behandlungsfehler vor. In 1.889 Fällen wurde ein Behandlungsfehler als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der einen Anspruch des Patienten auf Entschädigung begründete. Die häufigsten Diagnosen, die zu Behandlungsfehlervorwürfen führten, waren wie in den Vorjahren Knie- und Hüftgelenkarthrosen sowie Unterarm-, Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen. In den Krankenhäusern sank die Zahl der nachgewiesenen Fehler bei Kniegelenkarthrose (65 Fälle) und Unterarmfrakturen (55 Fälle) leicht ab.

Prof. Dr. Walter Schaffartzik, Ärztlicher Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin und Vorsitzender der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, verwies darauf, dass die Ergebnisse der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen seit nunmehr 13 Jahren mit Hilfe des Medical Error Reporting Systems, kurz MERS, in einer Statistikdatenbank erfasst und ausgewertet werden. „Die Daten werden von der Ärzteschaft für Fortbildungs- und Qualitätssicherungsveranstaltungen aufbereitet, um gezielte Strategien zur Fehlervermeidung zu entwickeln.“ Die Ärzteschaft arbeite aber auch in anderen Bereichen gezielt daran, die Qualität der medizinischen Versorgung kontinuierlich zu verbessern. Dies geschehe oft unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit. „Wir haben beispielsweise Qualitätsindikatoren etabliert, wir arbeiten mit Checklisten der Weltgesundheitsorganisation und wir nutzen Datenbanken zur Fehlerprävention, wie das Berichtssystem zur anonymen Meldung von kritischen Ereignissen, CIRS“, berichtete Schaffartzik.

„Die Patientinnen und Patienten erleben das Schlichtungsverfahren als einen guten, neutralen Weg, eine fachkundige Einschätzung der Ereignisse zu erhalten“, berichtete Elisabeth Goetz von der Unabhängigen Patientenberatung Bremen. Den Betroffenen gehe es nicht nur um einen finanziellen Ausgleich für den entstandenen Schaden. „Sie erwarten vielmehr eine offene Kommunikation und die Beantwortung ihrer Fragen“, so Goetz.

Gut ein Viertel aller vermuteten Arzthaftungsfälle in Deutschland wird durch die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern bewertet. Die seit 1975 bei den Ärztekammern eingerichteten Stellen bieten eine Begutachtung durch unabhängige Experten und außergerichtliche Streitschlichtung bei Behandlungsfehlervorwürfen an. Der Patient kann durch ein effizientes und für ihn gebührenfreies Verfahren überprüfen lassen, ob sein Behandlungsfehlervorwurf gerechtfertigt ist. In ca. 90 Prozent der Fälle werden die Entscheidungen der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen von beiden Parteien akzeptiert und die Streitigkeiten beigelegt. Wird nach Begutachtung durch diese Institutionen doch noch der Rechtsweg beschritten, werden die Entscheidungen der Schlichtungsstellen und Kommissionen überwiegend bestätigt.

Weitere Informationen
http://www.bundesaerztekammer.de/page.a ... 5301.11336

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Behandlungsfehler: Ärzte vermehrt unter Verdacht

Beitrag von Presse » 18.06.2013, 05:55

Behandlungsfehler: Ärzte vermehrt unter Verdacht
Ärztliche Kunstfehler kommen sehr selten vor, die Zahl der anerkannten Fälle bleibt seit Jahren gleich, berichtet die BÄK.
Neu ist hingegen: Die Patienten nehmen ihre Ärzte stärker unter die Lupe.
mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=840 ... ung&n=2776

Mehr Anträge bei den Schlichtungsstellen
Berlin – Deutlich mehr Patienten als in den Vorjahren haben sich im Jahr 2012 mit einem Verdacht auf einen Behandlungsfehler
an die Schlichtungsstellen der Ärzteschaft gewandt. Mit 12.232 Beschwerden sind 1.125 Anträge mehr als in 2011 eingegangen.
Das ergab die aktuelle Behandlungsfehler-Statistik der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen
http://www.bundesaerztekammer.de/downlo ... k_2012.pdf , die am Montag in Berlin vorgestellt wurde.
... (mehr) ... http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... ngsstellen

Gaby Modig
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Arztfehler häufig bei Kniegelenken

Beitrag von Gaby Modig » 18.06.2013, 07:13

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet (18.06.2013), wie zahlreiche andere Medien, zur Behandlungsfehlerstatistik:

Arztfehler häufig bei Kniegelenken
VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 18.06.2013

Berlin (RP). Mehr als 12 000 Beschwerden zu Kunstfehlern sind im vergangenen Jahr bei der Bundesärztekammer eingegangen. In etwa jedem dritten bearbeiteten Fall lag tatsächlich ein Behandlungsfehler vor.

Die Zahl der Beschwerden über ärztliche Kunstfehler bei der Bundesärztekammer ist im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent gestiegen. Insgesamt gingen bei der Gutachterkommission rund 12 000 Fälle ein. Rund 7600 Anträge wurden bearbeitet, in knapp einem Drittel der Fälle kam die Ärzteschaft zu dem Ergebnis, dass tatsächlich ein Behandlungsfehler vorliege.
... (mehr) .... http://nachrichten.rp-online.de/titelse ... -1.3475724
+++
Was mir bei diesem und anderen Medienberichten auffällt ist, wie verharmlosend man die Ärztefehler abhandelt. Es sind einfach nur Fehler. Im Zusammenhang mit der Pflege würde bei einer ähnlichen Statistik von Gewalt, Alarmierung, Polizei, Antifolterstelle usw. die Rede sein.
Die vielfachen Arztfehler, nüchtern abgehandelt, beinhalten wohl noch nicht einmal die Behandlungssituationen, bei denen unnötige Operationen durchgeführt wurden, nur um Fallpauschalen abrechnen zu können. Das ist vorsätzliches Handeln allein zur Gewinnoptimierung.
Wer schlägt denn hier endlich mal mit der Faust auf den Tisch?
Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Rob Hüser
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Patienten müssen Ärzte-Fehler nachweisen

Beitrag von Rob Hüser » 19.06.2013, 06:39

Die Rheinische Post brachte gestern noch einen weiteren Bericht zum Thema:

Berlin/Mönchengladbach
Patienten müssen Ärzte-Fehler nachweisen
VON EVA QUADBECK UND FLORIAN RINKE - zuletzt aktualisiert: 18.06.2013
Berlin/Mönchengladbach (RP). In Kliniken und in Praxen führen am häufigsten Operationen zu Patientenbeschwerden über ärztliche Kunstfehler. Auch der Mönchengladbacher Michael Schmitz wurde Opfer eines Behandlungsfehlers. Eine Notoperation rettete sein Leben.
.... http://nachrichten.rp-online.de/wirtsch ... -1.3475633

Statistisches Material und Bewertungen liefern nichts Neues. Leider hat das Patientenrechtegesetz auch keine Anhaltspunkte dafür geliefert, dass sich im Zusammenhang mit Haftungsfällen im Betrieb irgendetwas wesentlich ändern könnte. Die Ärzteschaft kann mit dieser Entwicklung sehr zufrieden sein.

Rob Hüser
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

scheller
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Re: Arztfehler häufig bei Kniegelenken

Beitrag von scheller » 24.06.2013, 12:43

Gaby Modig hat geschrieben:Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet (18.06.2013), wie zahlreiche andere Medien, zur Behandlungsfehlerstatistik:

Arztfehler häufig bei Kniegelenken
VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 18.06.2013

Berlin (RP). Mehr als 12 000 Beschwerden zu Kunstfehlern sind im vergangenen Jahr bei der Bundesärztekammer eingegangen. In etwa jedem dritten bearbeiteten Fall lag tatsächlich ein Behandlungsfehler vor.

Die Zahl der Beschwerden über ärztliche Kunstfehler bei der Bundesärztekammer ist im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent gestiegen. Insgesamt gingen bei der Gutachterkommission rund 12 000 Fälle ein. Rund 7600 Anträge wurden bearbeitet, in knapp einem Drittel der Fälle kam die Ärzteschaft zu dem Ergebnis, dass tatsächlich ein Behandlungsfehler vorliege.
... (mehr) .... http://nachrichten.rp-online.de/titelse ... -1.3475724
+++
Was mir bei diesem und anderen Medienberichten auffällt ist, wie verharmlosend man die Ärztefehler abhandelt. Es sind einfach nur Fehler. Im Zusammenhang mit der Pflege würde bei einer ähnlichen Statistik von Gewalt, Alarmierung, Polizei, Antifolterstelle usw. die Rede sein.
Die vielfachen Arztfehler, nüchtern abgehandelt, beinhalten wohl noch nicht einmal die Behandlungssituationen, bei denen unnötige Operationen durchgeführt wurden, nur um Fallpauschalen abrechnen zu können. Das ist vorsätzliches Handeln allein zur Gewinnoptimierung.
Wer schlägt denn hier endlich mal mit der Faust auf den Tisch?
Gaby
Notfals was anderes machen :oops:

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Behandlungsfehler: Bemühungen um Transparenz

Beitrag von Presse » 04.07.2014, 06:46

Dtsch Arztebl 2014; 111(26)
Gerst, Thomas; Richter-Kuhlmann, Eva A.

Behandlungsfehler: Bemühungen um Transparenz
http://www.aerzteblatt.de/archiv/160900 ... ransparenz
die Behandlungsfehlerstatistik 2013
http://www.bundesaerztekammer.de/downlo ... tellen.pdf

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Behandlungsfehler: Fehler vermeiden könnte so einfach sein

Beitrag von Presse » 14.07.2014, 06:42

Behandlungsfehler: Fehler vermeiden könnte so einfach sein
Vor Kunstfehlern sind auch Hausärzte nicht gefeit. Sie könnten aus Fehlern anderer lernen, wenn sie nur wollten.
Die Akzeptanz der Berichtsportale bei Hausärzten lässt zu wünschen übrig. Warum eigentlich?
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=865 ... ung&n=3592

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Vertrauensbasis / Kommentar zu Behandlungsfehlern

Beitrag von WernerSchell » 01.12.2014, 07:36

Allg. Zeitung Mainz:
Vertrauensbasis / Kommentar zu Behandlungsfehlern

Mainz (ots) - Als "Götter in Weiß" wurden sie früher tituliert, der "Herr Doktor" war schier unantastbar. Auch heute ist die Wertschätzung für diesen verantwortungsvollen Beruf noch sehr hoch, aber das Image hat durch Skandale und öffentliche Debatten Kratzer davongetragen. Das weiß der Hartmannbund nur zu gut und geht bei einem heiklen Thema in die Offensive: dem Umgang mit immer seltener vertuschbaren Ärztefehlern. Dass solche geschehen, ist unbestreitbar
- und letztlich menschlich. Ein Patient darf aber erwarten, dass alles Menschenmögliche zu deren Vermeidung getan wird - und dass ein Mediziner sein Missgeschick gegebenenfalls eingesteht und sich entschuldigt. Dies wäre bisweilen für Betroffene oder Hinterbliebene schon eine Genugtuung. Allein - beides fällt Ärzten meist unsagbar schwer. Zum einen haben sich die meisten gegenüber oft verunsicherten Patienten ein festes, weil beruhigendes Auftreten angewöhnt - nach dem Motto: "Ich weiß, was ich tue." Zum anderen drohen disziplinarische, finanzielle und versicherungstechnische Folgen, die ein schnelles Eingeständnis schwer machen. Dabei könnte rasche Klärung den Schaden bisweilen noch begrenzen. Bleibt zu hoffen, dass die Ankündigung des Hartmannbundes von mehr Transparenz letztlich nicht nur auf ein anonymes oder internes Meldesystem zielt, das höchstens Klarheit bringen könnte, ob geschätzte 40_000 oder 170_000 jährlicher Behandlungsfehler der Realität näherkommen. Offenheit muss es vor allem gegenüber den Betroffenen geben, sie ist die Basis des unabdingbaren Vertrauens zwischen Arzt und Patienten. Wer die tägliche Zahl der Arzt-Patienten-Kontakte ins Verhältnis zu der der Kunstfehler setzt, wird dann trotzdem auch in Zukunft vertrauensvoll zum Arzt gehen können.

Quelle: Pressemitteilung vom 01.12.2014 Allgemeine Zeitung Mainz
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485828
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