Behandlungsfehler / Pflegefehler - zentral melden !

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Behandlungsfehler / Pflegefehler - zentral melden !

Beitrag von Presse » 15.02.2010, 13:03

Ärzte Zeitung online, 15.02.2010
Patientenbeauftragter will Ärztefehler melden lassen
BERLIN (dpa). Ein bundesweites Melderegister für ärztliche Behandlungsfehler hat der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), gefordert. Die Daten sollten zunächst anonym, ohne Namensnennung des Arztes, dokumentiert und veröffentlicht werden, sagte Zöller. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=588873

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Pressemitteilung der Bundesärztekammer zu dem Bericht „Wir brauchen ein Register für Behandlungsfehler“ in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung

Fehlervermeidungskultur statt Zwangsregister

„Wir brauchen kein Zwangsregister für Behandlungsfehler, sondern endlich vernünftige Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte, dann können schon viele Fehler vermieden werden.“ So kommentierte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, einen Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (15.02.2010). „Unser Ziel ist und bleibt es, dass Ärzte ohne Angst über Pannen sprechen können, dass sie aus ihren Fehlern lernen. Gerade in Anbetracht der Komplexität moderner Medizin brauchen wir eine systematische und auf Freiwilligkeit beruhende Aufarbeitung von Fehlern im Sinne einer Fehlervermeidungskultur“, so Hoppe.

„Die bei den Ärztekammern eingerichteten Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen für Arzthaftungsstreitigkeiten haben sich bewährt. In rund 90 Prozent der Fälle werden die Entscheidungen der Kommissionen von beiden Parteien akzeptiert und die Arzthaftungsstreitigkeiten beigelegt“, so Hoppe. Der Patient könne durch ein effizientes und gebührenfreies Verfahren überprüfen lassen, ob sein Behandlungsfehlervorwurf gerechtfertigt ist. „Wird nach Begutachtung durch die Gütestellen doch noch der Rechtsweg beschritten, werden die Gutachten der Kommissionen weit überwiegend bestätigt“, sagte Hoppe.

Hoppe verwies darauf, dass es bereits bewährte Systeme zur Registrierung und Auswertung von Behandlungsfehlern gibt. „Als einzige Stelle in Deutschland führen die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen ein umfassendes Register, in dem alle Anträge anonymisiert in ein bundeseinheitliches Statistikprogramm eingehen.“ Das sogenannte Medical Error Reporting System gebe unter anderem Aufschluss darüber, bei welchen Diagnosen und Therapiemaßnahmen Behandlungsfehler vermutet wurden und welche Fachgebiete betroffen seien. Ziel der Statistik ist es, Fehlerhäufigkeiten zu erkennen und Fehlerursachen auszuwerten, um sie für die Fortbildung und Qualitätssicherung zu nutzen.

„Angesichts der auch von vielen Fachleuten anerkannten guten Arbeit der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen, ist die in dem Bericht aufgestellte Behauptung, dass ein Patient bei dem bisherigen Gutachterverfahren fast immer auf der Strecke bleibt, völlig haltlos“, sagte Hoppe.

Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen

(Arbeitsweise und Verfahrenstechniken)

Seit 1975 sind bei den Ärztekammern der Länder Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen für Arzthaftungsstreitigkeiten eingerichtet, die unabhängige Begutachtung und außergerichtliche Streitschlichtung bei Behandlungsfehlervorwürfen anbieten. Die Verfahren sind für die Patienten kostenfrei. Da es sich um ein freiwilliges Verfahren handelt, müssen alle Beteiligten einverstanden sein.

In den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen sind Ärzte und Juristen tätig. Die Juristen sind in der Regel ehemalige Richter hoher und höchster Gerichte der Bundesrepublik Deutschland (Präsidenten von Oberlandesgerichten oder ehemalige Richter des Bundesgerichtshofes). Ebenso wie die ärztlichen Sachverständigen beurteilen sie den Vorwurf eines Behandlungsfehlers nach bestem Wissen und Gewissen und unabhängig von Beeinflussungen Dritter. In 90 % aller Fälle werden die Entscheidungen der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen von den Antragstellern und Haftpflichtversicherern anerkannt. Nur in den wenigen verbleibenden Fällen beschreiten Patienten den Rechtsweg. Dies ist auch nach einem Schlichtungsverfahren noch möglich.

Die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen sind seit Jahren bemüht, ihre Erkenntnisse aus den Verfahren zudem in die Qualitätssicherung und Fortbildung der Ärzte einfließen zu lassen. Sie genießen deshalb nicht nur bei Patienten und Patientinnen ein großes Ansehen, sondern auch bei Organisationen mit dem Schwerpunkt Patientensicherheit. Als einzige Stelle in der Bundesrepublik Deutschland führen sie ein umfassendes Register, in dem alle Anträge anonymisiert in ein bundeseinheitliches Statistikprogramm eingehen. Mithilfe des sogenannten Medical Error Reporting System (MERS) können Fehler erkannt und so zukünftig vermieden werden. Erkenntnisse aus den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen werden sowohl auf Fachtagungen als auch in die Forschung eingebracht, z. B. beim Aktionsbündnis Patientensicherheit.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 15.02.2010

Rob Hüser
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Behandlungs- und Pflegefehler erfassen

Beitrag von Rob Hüser » 15.02.2010, 13:33

Behandlungs- und Pflegefehler erfassen

Es ist überfällig, solche Fehler zentral zu erfassen. Noch besser wäre es, die Meldestruktur so zu gestalten, dass damit eine wissenschaftliche Begleitung / Forschung verbunden wäre.
Solche Regelungen, seit Jahren gefordert - und nicht etwa wirklich neu - sind überfällig. Unverständlich, dass die BÄK dagegen votiert. Natürlich ist es richtig, Fehler zu vermeiden. Aber gleichwohl wird es immer wieder Fehler geben - und die müssen wir endlich erfassen.

Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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Melderegister für Arzt-Fehler

Beitrag von Presse » 16.02.2010, 08:59

Verbraucherzentralen begrüßen Melderegister für Arzt-Fehler
Die Verbraucherzentralen haben den Vorschlag des Patientenbeauftragten Wolfgang Zöller (CSU) begrüßt, ein Melderegister für Arzt-Fehler einzuführen.
http://www.neue-oz.de/information/noz_p ... geton.html
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

Cicero
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Behandlungs- und Pflegefehler erfassen

Beitrag von Cicero » 16.02.2010, 09:19

Rob Hüser hat geschrieben: .....Es ist überfällig, solche Fehler zentral zu erfassen. Noch besser wäre es, die Meldestruktur so zu gestalten, dass damit eine wissenschaftliche Begleitung / Forschung verbunden wäre.
Solche Regelungen, seit Jahren gefordert - und nicht etwa wirklich neu - sind überfällig. Unverständlich, dass die BÄK dagegen votiert. Natürlich ist es richtig, Fehler zu vermeiden. Aber gleichwohl wird es immer wieder Fehler geben - und die müssen wir endlich erfassen. ....
Guten Morgen,

ich plädiere auch für die Einrichtung von amtlichen Stellen, die sich mit der Erfassung von Behandlungs- und Pflegefehlern befassen. Allerdings darf sich diese Erfassung nicht auf eine Zählarbeit beschränken. Es müssen auch wissenschaftliche Begleituntersuchungen hinsichtlich Ursachen, Vermeidung usw. durchgeführt werden. Das würde uns sicherlich insgesamt bei der Patientensicherheit weiter bringen.
Dass sich die Ärzteschaft ganz schnell ohne nähere einleichtende Gründe gegen solche Institutionen ausspricht, kann nur berufspolitisch motiviert sein. Es hat mit der Wahrnehmung von Patienteninteressen jedenfalls nichts zu tun.

Gruß
Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

Marlene Böttinger
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Fehler melden und wissenschaftlich aufbereiten - Ja!

Beitrag von Marlene Böttinger » 16.02.2010, 10:00

Hallo,

wenn wir endlich dazu kommen, die Meldung von Behandlungs- und Pflegefehlern zentral zu organisieren, um dann die Meldungen wissenschaftlich aufzubereiten, können wir langfristig auf andere Meldesysteme, die zum Teil in anonymer Weise laufen, verzichten. Solche Portale sind in ihrer jetzigen Organisationsform höchst problematisch und gehören m.E. weitgehend abgeschafft. Dazu gehört natürlich auch das
KDA-Jammerportal
viewtopic.php?t=5607&highlight=jammerportal
Objektive und nutzbringende Ergebnisse sind mir von dort bisher nicht bekannt geworden.

Marlene
Pflege braucht Zuwendungszeit!

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Register für Arztfehler

Beitrag von Presse » 17.02.2010, 08:50

Dienstag, 16. Februar 2010
Verbraucherzentralen unterstützen Register für Arztfehler

Osnabrück – Die Verbraucherzentralen loben den Vorschlag des Patientenbeauftragten Wolfgang Zöller (CSU) zur Schaffung eines Melderegisters für Arztfehler. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Dienstag sagte der Gesundheitsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Stefan Etgeton: „Das ist in jedem Fall zu begrüßen, weil es Transparenz herstellt.“ .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... fehler.htm

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Opfer von Behandlungsfehlern fordern mehr Rechte

Beitrag von Presse » 19.02.2010, 07:41

Opfer von Behandlungsfehlern fordern mehr Rechte
Frankfurt am Main – Opfer von Ärztefehlern haben die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für ihre Rechte einzusetzen. Der Vorschlag des Patientenbeauftragten Wolfgang Zöller (CSU), ein anonymes Melderegister einzurichten, sei „halbherzig“, sagte die Vorsitzende des Deutschen Patienten-Schutzbunds, Gisela Bartz, der „Frankfurter Rundschau“ vom Donnerstag. Nötig sei vielmehr ein „umfassendes Patientenschutzgesetz“. Darin müsse festgeschrieben werden, dass bei einem begründeten Verdacht die Beweislast umgekehrt werde und nicht der Patient die Schuld des Arztes nachweisen müsse. ..... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... Rechte.htm

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Re: Opfer von Behandlungsfehlern fordern mehr Rechte

Beitrag von Dieter Radke » 19.02.2010, 08:12

Presse hat geschrieben: ......Nötig sei vielmehr ein „umfassendes Patientenschutzgesetz“. Darin müsse festgeschrieben werden, dass bei einem begründeten Verdacht die Beweislast umgekehrt werde und nicht der Patient die Schuld des Arztes nachweisen müsse. .....
Guten Morgen,
natürlich brauchen wir ein Patientenrechtegesetz. Das wird ja schon seit längerer Zeit eingefordert. Die Rechte und Pflichten zwischen Ärzten und Patienten können nicht länger allein Gegenstand des sog. Richterrechtes sein. Siehe auch
viewtopic.php?t=11959&highlight=patientenrechte
Allerdings geht m.E. die Forderung nach einer vollständigen Umkehr der Beweislast zu weit. Dies würde unser gesamtes Haftungsrecht auf den Kopf stellen.
Um den mutmaßlich geschädigten Patienten zu helfen, müssen andere Möglichkeiten geschaffen werden; z.B. noch mehr Gerichtskammern, die sich ausschließlich mit Medizinschadensfällen befassen und mit Kennern der Materie besetzt sind.
Möglicherweise kann auch hilfreich sein, die ärztlichen Gutachter- und Schlichtungsstellen mit ihren unterschiedlichen Verfahrensvorschriften aneinander anzugleichen. Bei diesen Stellen müssen die Patienten zu Verfahrensbeteiligten werden.
Und so könnte man weitere Vorschläge machen. Jedenfalls die komplette Beweislastumkehr oder gar eine generelle Haftpflicht für Medizinschäden, unabhängig von Schuld, wären falsche Signale.
MfG Dieter
Menschenwürdige Pflege ohne Ausnahme! - Dafür müssen wir alle eintreten.

Herbert Kunst
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KBV wirbt für anonymes Fehlermeldesystem

Beitrag von Herbert Kunst » 23.02.2010, 08:00

Hallo Forum,

ich las im Deutschen Ärzteblatt:

KBV wirbt für anonymes Fehlermeldesystem
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unterstützt den offensiven Umgang mit ärztlichen Fehlern. „Dabei setzen wir auf das Prinzip der Freiwilligkeit, denn Zwangsmaßnahmen schaffen keine Akzeptanz und helfen weder [...]
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... system.htm
Behandlungsfehlern: Opfer fordern mehr Rechte
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=40116
Verbraucherschützer begrüßen Register für Arztfehler
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=40082
Register für Behandlungsfehler: BÄK dagegen
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=40069

Alles, was in Richtung Anonymisierung geht, lehne ich ab, weil es letztlich eines Rechtsstaates anwürdig ist. Das KDA-Pflege-Jammerportal hat sich dieserhalb bereits erhebliche Kritik eingehandelt. Dort könnte die Bewertung lauten: "außer Spesen nichts gewesen".
Jetzt auch noch bezüglich der Behandlungsfehler auf Anonymität zu setzen, wäre der falsche Weg. Wir brauchen in dieser Gesellschaft einen offenen Umgang mit den Fehlern im Gesundheits- und Pflegesystem. Dabei muss es auch darum gehen, schonungslos die Gründe für Fehler offen zu lesen. Zumindest sind es in der Pflege nicht die Fehlleistungen einzelner Personen, sondern die Gründe für Mängel - und was daraus wird - liegen im unzulänglichen System begründet. Also Reformen müssen her. Dazu gehört ein offenes Ansprechen aller Aspekte und keine Geheimniskrämerei.

Gruß
Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

Rita Reinartz
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Pflegererform und Pflegenotstand überwinden

Beitrag von Rita Reinartz » 01.03.2010, 08:35

Herbert Kunst hat geschrieben: .... Alles, was in Richtung Anonymisierung geht, lehne ich ab, weil es letztlich eines Rechtsstaates anwürdig ist. Das KDA-Pflege-Jammerportal hat sich dieserhalb bereits erhebliche Kritik eingehandelt. Dort könnte die Bewertung lauten: "außer Spesen nichts gewesen".
Jetzt auch noch bezüglich der Behandlungsfehler auf Anonymität zu setzen, wäre der falsche Weg. Wir brauchen in dieser Gesellschaft einen offenen Umgang mit den Fehlern im Gesundheits- und Pflegesystem. Dabei muss es auch darum gehen, schonungslos die Gründe für Fehler offen zu lesen. Zumindest sind es in der Pflege nicht die Fehlleistungen einzelner Personen, sondern die Gründe für Mängel - und was daraus wird - liegen im unzulänglichen System begründet. Also Reformen müssen her. Dazu gehört ein offenes Ansprechen aller Aspekte und keine Geheimniskrämerei. ....
Danke Herbert,
soweit die Pflege betroffen ist, dürften die Ursachen für Fehler / Mängel weitgehend abgeklärt sein. Es ist der zweifelsfrei vorhandene Personalnotstand in der Pflege. Daran wäre zu arbeiten, z.B. durch entsprechende Reformen, insoweit ist angesagt: "Nicht kleckern, sondern klotzen". - Mehr Pflegepersonal braucht das Land.
MfG RR.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

Lutz Barth
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Beitrag von Lutz Barth » 01.03.2010, 09:51

... auch auf die Gefahr hin, mal wieder den Unmut auf sich zu ziehen, möchte ich doch daran erinnern, dass in dem "Pflegenotstand" sicherlich eine, beileibe aber eben nicht die alleinige Ursache für die kritischen Ereignisse in der Pflege erblickt werden kann.

Ohne hier einem Populismus zu frönen sind manche "kritische Ereignisse" auch dadurch vermeidbar und im weitesten Sinne voll berherrschbar, wenn und soweit das Pflegepersonal hinreichend formell und materiell qualifiziert ist - will heißen, dass kritische Ereignisse auch durch "handwerkliche Fehler" seitens des Personals verursacht werden.

Ohne hier erneut die Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Fehlerberichtssysteme aufnehmen zu wollen, lassen doch häufig die Berichte darauf schließen, dass schlicht und ergreifend Informationsdefizite dafür verantwortlich zeichnen, dass gelegentlich auch "gefährliche Pflege" geleistet wird.

Mir scheint es nicht angebracht zu sein, allein in dem "systembedingten Pflegenotstand" ein Argument für die gelegentlich anzutreffende defizitäre Pflege zu erblicken; dies könnte dazu führen, von möglichen Kompetenzdefiziten abzulenken, was freilich nicht im Interesse einer redlichen Debatte steht.

Sofern also Fehlerberichtssysteme dazu beitragen, dass die beruflich Pflegenden über kritische Ereignisse nachdenken, ist dies für mich bereits ein Gewinn, da hierdurch der Eine oder Andere inspiriert wird, ggf. sich weiter zu informieren.
In diesem Zusammenhang mag im Übrigen bedacht werden, dass wir den Berichtenden sicherlich auch eine gewisse Wertschätzung entgegenbringen, die diese letztlich mit ihrem höchst persönlichen Anliegen verdient haben. Nicht jeder dieser Pflegenden wird in den Genuss eines Whistleblower-Preises kommen und da finde ich es denn auch sinnvoll, wenn es ein anonymes Forum gibt, in dem sich die Professionellen austauschen können.

Gruß
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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Zöller wirbt für neue Fehlerkultur in Arztpraxen

Beitrag von Presse » 09.03.2010, 16:56

Zöller wirbt für neue Fehlerkultur in Arztpraxen
Patientenbeauftragter lehnt Zwangsregister ab

BERLIN (hom). Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), hat Vorwürfe zurückgewiesen, er strebe ein bundesweites Zwangsregister für ärztliche Behandlungsfehler an. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=592477

WernerSchell
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Beschwerdemanagement & Whistleblowerschutz

Beitrag von WernerSchell » 30.07.2011, 13:46

Wir machen auf die nachstehende Pressemitteilung aufmerksam und empfehlen eine Weiterverbreitung.
Die Diskussion zum Thema wird in diesem Forum unter folgender Adresse geführt:

viewtopic.php?p=60583#60583


Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 01.08.2011

Schutz der ArbeitnehmerInnen durch ein nachteilsfreies Beschwerdemanagement - Durch Neufassung des § 612a BGB die Öffentlichmachung von Mängeln in Pflegeeinrichtungen durch die MitarbeiterInnen gewährleisten!

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat am 01.08.2011 in einer umfangreichen Zuschrift alle Fraktionen im Deutschen Bundestag und den Petitionsausschuss gebeten, durch eine Novellierung von § 612a BGB sicherzustellen, dass ArbeitnehmerInnen Mängel im Betrieb (folglich auch in Pflegeeinrichtungen) ohne Nachteile ansprechen und ggf. öffentlich machen können. Der Text dieser Zuschrift ist auf der Internetseite von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk unter Pressemitteilungen (Statements und offene Briefe) im vollen Wortlaut nachlesbar und abrufbar.

Mit dem Antrag von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk können die Bestrebungen, den allgemeinen Whistleblowerschutz für die Bundesrepublik Deutschland voran zu bringen, unterstützt werden.

Wer die Petition von Pro Pflege –Selbsthilfenetzwerk unterstützen möchte, sollte sich schnellstmöglich per Briefpost (mit Unterschrift) gegenüber dem Deutschen Bundestag äußern und die Petition mit zeichnen (Mustertext als Vorschlag angefügt).

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege- Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
+++
Mustertext als Vorschlag:

(Name, Anschrift, Datum)…

An den
Deutschen Bundestag – Petitionsausschuss
Platz der Republik 1
11o11 Berlin

Betr.: Schutz der ArbeitnehmerInnen durch ein nachteilsfreies Beschwerdemanagement - Durch Neufassung des § 612a BGB die Öffentlichmachung von Mängeln in Pflegeeinrichtungen durch die MitarbeiterInnen gewährleisten!
Bezug: Petition von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vom 01.08.2011 (Vorstand: Werner Schell, Harffer Straße 59, 41469 Neuss)

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich/wir unterstütze(n) die vorbezeichnete Petition von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk (Neuss) und zeichnen sie hierdurch mit.
Mit freundlichen Grüßen
(Vor- und Zuname)
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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