Patient Krankenhaus - Pflegenotstand ist da!
Verfasst: 12.10.2008, 06:47
07. 11.2008 - 22.00 Uhr - SWR
Wiederholung am 08.11.2008, 12.20 - 13.50 Uhr, SWR - Hinweis siehe unten!
Nachtcafé
Gäste bei Wieland Backes
Zitat (am Ende der Sendung):
"Der Arzt hat zwei Feinde: Die Toten und die Gesunden"
Volksmund
Patient Krankenhaus
Patient Krankenhaus
Sendung am Freitag, 07.11.2008, 22.00 bis 23.30 Uhr
Überfordertes Klinikpersonal, Fließbandarbeit bei der Patientenbetreuung, Missstände in der medizinischen Versorgung – unsere Krankenhäuser geraten immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik.
Wer heute als Patient in die Klinik eingeliefert wird, ist doppelt verängstigt: Neben seiner gesundheitlichen Erkrankung belastet ihn zusätzlich die Sorge, ob ihm am Krankenbett nicht die medizinische Abfertigung im Akkord mit unzureichender Minimalbetreuung und nachlässiger Schlamperei blüht.
Alarmstufe rot signalisieren Ärzte und Pflegekräfte: Sie wehren sich gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen, sehen gar die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung gefährdet. Alles eigennützige Schwarzmalerei?
Stehen unsere Krankenhäuser wirklich kurz vor dem Exitus? Kann sich ein Patient überhaupt noch ohne Bedenken in ein Klinikbett legen? Oder ist das alles reine Hysterie und der Patient namens Krankenhaus eigentlich wohlauf?
Unsere Gäste:
Nina Ruge
Die Fernsehmoderatorin Nina Ruge hat an der Seite ihres sterbenskranken Vaters intensiv miterlebt, was Krankenhausalltag heute bedeutet. Sie beobachtete gestresstes Personal, mangelnde Kommunikation zwischen Arzt und Patient und war als Angehörige ständig gefordert, sich für das Wohlergehen ihres Vaters stark zu machen. „Hätte ich mich nicht eigenverantwortlich eingebracht, wären einige Behandlungen versäumt worden.“
Udo Ludwig
Für den Spiegel-Autor Udo Ludwig ist das Krankenhaus ein einziger Reparaturbetrieb. In seinem aktuellen Buch „Tatort Krankenhaus“ beschreibt er, wie Patienten durch Personalmangel, extremen Zeitdruck und fehlende Hygiene zu Opfern werden. Sein Fazit: „Die Situation hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Sparmaßnahmen und Kostendruck führen zu haarsträubenden Behandlungsfehlern.“
Tanja Koopmann
Tanja Koopmann wurde Opfer von Hygienepfusch. Bei einem Routineeingriff in einer Sportklinik infizierte sich die ehemalige Handballerin mit einem hochgefährlichen Krankenhauskeim. Mit verheerenden Konsequenzen: Es folgten mehr als 90 Operationen - chronische Schmerzen überschatten immer noch ihr Leben. Heute ist die 39-jährige Mutter arbeitsunfähig und Hartz IV-Empfängerin.
Thomas Simon
Katastrophale Patientenversorgung und unerträgliche Arbeitsbedingungen veranlassten Thomas Simon zur Flucht aus dem deutschen Klinikbetrieb. In Finnland fand der Chirurg fast paradiesische Verhältnisse: Motivierte Ärzte, humane Arbeitszeiten und ein kollegiales Miteinander. „Heute kann ich als Arzt endlich wieder für meine Patienten da sein.“
Francesco de Meo
Umsatzsteigerung, Effizienz und höchste Qualitätsstandards sind die Ziele des Geschäftsführers der Helios-Kliniken, Francesco De Meo. „Manchmal leiden Pflegekräfte darunter, statt anderthalb Stunden Mittagspause nur noch ein halbe zu haben, aber das Personal muss sich an ein zackigeres Tempo gewöhnen.“ Mit seiner Unternehmensphilosophie schreibt der drittgrößte private Klinikkonzern Deutschlands ein jährliches Umsatzplus.
Ralf-Michael Schmitz
Tiefrote Zahlen hingegen schreibt Ralf-Michael Schmitz. Das von ihm geleitete städtische Klinikum Stuttgart hat einen Schuldenberg von 16 Millionen Euro, Tendenz stark steigend. Vor allem Personalkosten bereiten dem Klinikmanager schlaflose Nächte. „Die Zitrone ist mehr als ausgepresst. Und irgendwann bekommt das auch der Patient zu spüren.“
Marion Schnell
Zeit für persönliche Zuwendung hat Marion Schnell schon lange nicht mehr. Die Patientenbetreuung im Akkord kann die junge Intensivkrankenschwester nur schwer verantworten. Schon zu Beginn ihrer Berufslaufbahn stößt die 29-Jährige psychisch und physisch an ihre Grenzen: „Ich habe Angst, dass mir unter diesen Arbeitsbedingungen irgendwann einmal ein Fehler passiert.“
An der Bar:
Kirsten Silabetzschky
Kirsten Silabetzschky erlebte das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann: Ihre 13-jährige Tochter Jessica sollte mit Verdacht auf Hirnhautentzündung als Notfall in die nächste Klinik gebracht werden - der Beginn einer mehrstündigen Krankenhausodyssee. Vier Kliniken wiesen in dieser Nacht das schwerkranke Mädchen ab. Eine Woche später starb Jessica an den Folgen dieser Irrfahrt.
Quelle: Presseportal: SWR - Südwestrundfunk - Südwestrundfunk (SWR)
http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198 ... index.html
Wiederholung am 08.11.2008, 12.20 - 13.50 Uhr, SWR - Hinweis siehe unten!
Nachtcafé
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Zitat (am Ende der Sendung):
"Der Arzt hat zwei Feinde: Die Toten und die Gesunden"
Volksmund
Patient Krankenhaus
Patient Krankenhaus
Sendung am Freitag, 07.11.2008, 22.00 bis 23.30 Uhr
Überfordertes Klinikpersonal, Fließbandarbeit bei der Patientenbetreuung, Missstände in der medizinischen Versorgung – unsere Krankenhäuser geraten immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik.
Wer heute als Patient in die Klinik eingeliefert wird, ist doppelt verängstigt: Neben seiner gesundheitlichen Erkrankung belastet ihn zusätzlich die Sorge, ob ihm am Krankenbett nicht die medizinische Abfertigung im Akkord mit unzureichender Minimalbetreuung und nachlässiger Schlamperei blüht.
Alarmstufe rot signalisieren Ärzte und Pflegekräfte: Sie wehren sich gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen, sehen gar die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung gefährdet. Alles eigennützige Schwarzmalerei?
Stehen unsere Krankenhäuser wirklich kurz vor dem Exitus? Kann sich ein Patient überhaupt noch ohne Bedenken in ein Klinikbett legen? Oder ist das alles reine Hysterie und der Patient namens Krankenhaus eigentlich wohlauf?
Unsere Gäste:
Nina Ruge
Die Fernsehmoderatorin Nina Ruge hat an der Seite ihres sterbenskranken Vaters intensiv miterlebt, was Krankenhausalltag heute bedeutet. Sie beobachtete gestresstes Personal, mangelnde Kommunikation zwischen Arzt und Patient und war als Angehörige ständig gefordert, sich für das Wohlergehen ihres Vaters stark zu machen. „Hätte ich mich nicht eigenverantwortlich eingebracht, wären einige Behandlungen versäumt worden.“
Udo Ludwig
Für den Spiegel-Autor Udo Ludwig ist das Krankenhaus ein einziger Reparaturbetrieb. In seinem aktuellen Buch „Tatort Krankenhaus“ beschreibt er, wie Patienten durch Personalmangel, extremen Zeitdruck und fehlende Hygiene zu Opfern werden. Sein Fazit: „Die Situation hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Sparmaßnahmen und Kostendruck führen zu haarsträubenden Behandlungsfehlern.“
Tanja Koopmann
Tanja Koopmann wurde Opfer von Hygienepfusch. Bei einem Routineeingriff in einer Sportklinik infizierte sich die ehemalige Handballerin mit einem hochgefährlichen Krankenhauskeim. Mit verheerenden Konsequenzen: Es folgten mehr als 90 Operationen - chronische Schmerzen überschatten immer noch ihr Leben. Heute ist die 39-jährige Mutter arbeitsunfähig und Hartz IV-Empfängerin.
Thomas Simon
Katastrophale Patientenversorgung und unerträgliche Arbeitsbedingungen veranlassten Thomas Simon zur Flucht aus dem deutschen Klinikbetrieb. In Finnland fand der Chirurg fast paradiesische Verhältnisse: Motivierte Ärzte, humane Arbeitszeiten und ein kollegiales Miteinander. „Heute kann ich als Arzt endlich wieder für meine Patienten da sein.“
Francesco de Meo
Umsatzsteigerung, Effizienz und höchste Qualitätsstandards sind die Ziele des Geschäftsführers der Helios-Kliniken, Francesco De Meo. „Manchmal leiden Pflegekräfte darunter, statt anderthalb Stunden Mittagspause nur noch ein halbe zu haben, aber das Personal muss sich an ein zackigeres Tempo gewöhnen.“ Mit seiner Unternehmensphilosophie schreibt der drittgrößte private Klinikkonzern Deutschlands ein jährliches Umsatzplus.
Ralf-Michael Schmitz
Tiefrote Zahlen hingegen schreibt Ralf-Michael Schmitz. Das von ihm geleitete städtische Klinikum Stuttgart hat einen Schuldenberg von 16 Millionen Euro, Tendenz stark steigend. Vor allem Personalkosten bereiten dem Klinikmanager schlaflose Nächte. „Die Zitrone ist mehr als ausgepresst. Und irgendwann bekommt das auch der Patient zu spüren.“
Marion Schnell
Zeit für persönliche Zuwendung hat Marion Schnell schon lange nicht mehr. Die Patientenbetreuung im Akkord kann die junge Intensivkrankenschwester nur schwer verantworten. Schon zu Beginn ihrer Berufslaufbahn stößt die 29-Jährige psychisch und physisch an ihre Grenzen: „Ich habe Angst, dass mir unter diesen Arbeitsbedingungen irgendwann einmal ein Fehler passiert.“
An der Bar:
Kirsten Silabetzschky
Kirsten Silabetzschky erlebte das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann: Ihre 13-jährige Tochter Jessica sollte mit Verdacht auf Hirnhautentzündung als Notfall in die nächste Klinik gebracht werden - der Beginn einer mehrstündigen Krankenhausodyssee. Vier Kliniken wiesen in dieser Nacht das schwerkranke Mädchen ab. Eine Woche später starb Jessica an den Folgen dieser Irrfahrt.
Quelle: Presseportal: SWR - Südwestrundfunk - Südwestrundfunk (SWR)
http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198 ... index.html