58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Gast

16.000 Tote durch Arznei-Nebenwirkungen

Beitrag von Gast » 27.06.2005, 09:05

Apotheker: Jährlich sterben 16 000 Bundesbürger an Arznei-Nebenwirkungen

HAMBURG. In Deutschland sterben pro Jahr etwa 16 000 Menschen an den Nebenwirkungen von Medikamenten. Andere Schätzungen, die von bis zu 55 000 Toten ausgehen, seien übertrieben hoch, betonte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am 23. Juni 2005 in Hamburg. Die ABDA beruft sich bei ihrer Schätzung auf eine Untersuchung aus den Jahren 1986 bis 1998 in Bremer Krankenhäusern - die jüngste Studie zu Nebenwirkungen in Deutschland.

Weiter unter
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=20538

Gast

Tote durch falsch verordnete Medikamente

Beitrag von Gast » 18.07.2005, 20:19

In Deutschland sterben mehr Menschen an den Folgen falsch verordneter Medikamente als im Straßenverkehr!

Das sagte nach Presseberichten vom 18.7.2005 Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt unter Berufung Experten.
"Im Durchschnitt erfolgen 6% aller Krankenhauseinweisungen wegen Unverträglichkeit von Arzneimitteln. Je älter die Menschen sind, desto größer wird diese Gefahr", sagte Ministerin Schmidt. Zur Erhöhung der Patientensicherheit forderte die Ministerin die schnelle Einführung der elektronischen Gesundheitskarte.

Zur Gesundheitskarte siehe unter
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... tart=30#34

Gast

Unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln

Beitrag von Gast » 06.09.2005, 11:07

Kinder leiden besonders
„Forschungsoffensive“, Teil 9: Unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln sind nach wie vor ein „schwarzer Fleck“ in der Wissenschaft

Die Nebenwirkungsrate von Arzneimitteln hat sich in den letzten 30 Jahren kaum verringert, so die Wittener Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie, Prof. Dr. Petra Thürmann. Leidtragende seien vor allem ältere Menschen und Kinder, bei denen die Rate unerwünschter Nebenwirkungen von Arzneien besonders hoch sei, so die Wissenschaftlerin, die zugleich Geschäftsführerin des HELIOS Research Centers ist.

Dass besonders sehr kleine Kinder von Nebenwirkungen betroffen sind, führt die Pharmakologin auf fehlende Forschung zurück: „Die Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln werden nur an Erwachsenen getestet, nicht aber an Kindern.“ Die landläufige Ansicht, man müsse bei Kindern nur anders dosieren, sei nicht haltbar, so Thürmann. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Wir benötigen deshalb zum Teil auch andere Medikamente, die auf den im Wachstum begriffenen Organismus abgestimmt sind.“

In eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen hat Thürmann zusammen mit Prof. Dr. Wirth (Kinderklinik HELIOS Klinikum Wuppertal) und Dr. Nicoletta von Laue erschreckende Zahlen ermittelt: Litten im Durchschnitt der deutschen Bevölkerung etwa zehn Prozent an Arzneinebenwirkungen, so falle die Rate bei Kindern noch höher aus. Ganz besonders stark von Nebenwirkungen betroffen seien Säuglinge unter einem Jahr: In dieser Gruppe seien 18 Prozent bei einem Aufenthalt in der Klinik von Nebenwirkungen betroffen. Bei der Gruppe der 1-5-jährigen seien es immerhin noch 11 Prozent. „Mit solch hohen Zahlen und vor allen Dingen diesem Altersunterschied hatten wir nicht gerechnet“, erklärt die Forscherin. Neben dem gelegentlich lebensbedrohlichen Schaden für die Betroffenen verlängert sich die Liegezeit in Hospitälern durchschnittlich um 1,9 bis 4,6 Tage, so eine US-amerikanische Untersuchung.

Auch bei Erwachsenen ergibt sich, laut einer Untersuchung Thürmanns, ein hohes Risiko, an unerwünschten Nebenwirkungen zu leiden: „Bis zu 20 Prozent aller stationären Aufnahmen werden auf Nebenwirkungen und Komplikationen zurückgeführt“, so ein Projektbericht aus dem Jahr 2004. Schätzungen von Experten zufolge sterben in Deutschland pro Jahr zwischen 8 - 25.000 Menschen an den Folgen unerwünschter Nebenwirkungen, von denen 25-30 Prozent vermeidbar gewesen wären.

Thürmann fordert, dass besser erforscht werden müsse, wie Arzneien bei Kindern wirken. Hier klaffe in der Forschung ein „schwarzes Loch.“ Kinderkliniken sollten sich zusammenschließen, um gezielt nach Nebenwirkungen zu forschen. Was die Nebenwirkungen bei Erwachsenen angeht, müssten Klinikträger und Ärzte ebenfalls umdenken: „Es gehört zu einem guten Qualitätsmanagement in einer Klinik, dass man sich nicht nur über Röntgenbefunde unterhält, sondern über auffällige Erscheinungen, die sich bei der Anwendung bestimmter Arzneien und Arzneikombinationen ergeben haben.“ Dringend verbesserungsbedürftig seien auch die Kommunikationsstrukturen zwischen den Kliniken und den niedergelassenen Ärzten.

Einen Beitrag zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit leisten die im Arzneimittelgesetz neu implementierten „Pharmakovigilanzzentren“, die Leitung dieser Zentren ist an der Universität München (Prof. Dr.Hasford) und am Lehrstuhl für KlinischePharmakologie der UWH angesiedelt.

Lazarou J, Pomeranz BH, Corey PN. Incidence of adverse drug reactions in hospitalized patients: a meta- analysis of prospective studies. JAMA 1998; 279:1200-5.
Schneeweiss, S.; Hasford, J.; Göttler, M. et al: Admissions caused by adverse drug events to internal medicine and emergency departments in hospitals: a longitudinal populations-based study. Eur. J. Clin. Pharmacol. 2002; 58: 285 - 291
Impicciatore P, Choonara I, Clarkson A, et al. Incidence of adverse drug reactions in pediatric in/out-patients: a systematic review and meta-analysis of prospective studies. Br J Clin Pharmacol 2001; 52:77-83.
Haffner S, von Laue N, Wirth S, Thürmann PA: Detecting adverse drug reactions on paediatric wards. Intensified surveillance versus computerised screening of laboratory values. Drug Saf 2005;28:453-464
Thuermann PA, Windecker R, Steffen J, Schaefer M, Tenter U, Reese E, Menger H, Schmitt K: Detection of adverse drug reactions in a neurological department: comparison between intensified surveillance and a computer-assisted approach. Drug Saf 2002;25:713-724
Thürmann PA: Detection of adverse drug reactions in hospitals. Drug Saf 2001;24: 961-968

Weitere Infos: Prof. Dr. Petra Thürmann, Tel.: 0202/896-1850, -1851, Bernd Frye, Tel.: 02302/926-808, -848 | pthuermann@wuppertal.helios-kliniken.de

Quelle: Pressemitteilung vom 5.9.2005
http://notesweb.uni-wh.de/wg/orga/wgorg ... 73003BEE23

Gast

Gefährliche Verordnungen - Gesundheitskarte/Infos

Beitrag von Gast » 13.09.2005, 15:56

Gefährliche Verordnungen

Die Elektronische Gesundheitskarte soll für schnellen Informationsaustausch zwischen Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern sorgen

In Deutschland sterben jedes Jahr rund 10.000 Menschen, so schätzen Experten, an unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln. Das sind mehr Tote durch Arzneimittel als durch Unfälle im Straßenverkehr. Der Grund: Ärzte wissen nicht immer, was andere Kollegen dem Patienten bereits verordnet haben. Forscher der TU Berlin und des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik entwickelten die elektronische Gesundheitskarte, die Ärzten, Apotheken, Kliniken und Krankenkassen alle Informationen über verordnete Medikamente zugänglich ma-chen und so gefährliche Kontraindikationen vermeiden soll. Der Prototyp mit ersten Arbeitsergebnissen wurde bereits an Gesundheitsministerin Ulla Schmidt übergeben.

80 Millionen Versicherte werden in Deutschland von 123.000 niedergelassenen Ärzten, 65.000 Zahnärzten, 22.000 Apotheken, 2.200 Kliniken und rund 300 Krankenkassen betreut. Die Einführung der von Forschern unter Leitung von TU-Professor und ISST-Chef Prof. Dr. Herbert Weber entwickelten elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gilt in Deutschland als wegweisende Innovation, die der deutschen IT-Industrie auch Perspektiven und Chancen im Ausland eröffnet. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung der Lösungsarchitektur der Karte. Um die letztlich angestrebte Vernetzung der Zielgruppe aus Millionen Menschen und Institutionen zu erreichen, muss auch eine entsprechende teletelematische Infrastruktur entwickelt werden. Arzt, Apotheker oder Krankenhäuser müssen einander schließlich auf verschiedenen Wegen Informationen übermitteln können.

In der eGK sollen alle Anamnese- und Diagnosedaten des Patienten jedem behandelnden Arzt zugänglich gemacht werden, immer voraus gesetzt, dass der Patient selbst zustimmt. Neben den dramatischen Kontraindikationen können dadurch auch teure Mehrfachuntersuchungen unterbleiben.

Neue Karte – neue Anwendungen

Die Rahmenbedingungen für die Einführung und die möglichen Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte sind rechtlich durch das 2003 verabschiedete Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung vorgegeben. Neben den Pflichtanwendungen sind auch freiwillige Anwendungen auf der Karte vorgesehen. Zu den Pflichtanwendungen gehören die Daten zur versicherten Person, zum Beispiel auch der Versicherungs- und Zuzahlungsstatus. Verpflichtend ist außerdem die „elektronische Verordnung“. Diese basiert auf Daten über verordnete Medikamente von Ärzten oder Apotheken. Ein Rezept kann ausgedruckt werden, die elektronische Form sichert aber die reibungslose Abwicklung zwischen Ärzten, Apotheken und Versicherungen sowie einen reduzierten Bearbeitungsaufwand. Experten schätzen die möglichen Einsparungen auf über 80 Millionen Euro pro Jahr.

Das persönliche Arzneimittelregister und die elektronische Patientenakte gehören zu den freiwilligen Anwendungen, die insbesondere bei einer Notfallbehandlung zum Tragen kommen könnten. Das Recht des Versicherten den Zugang zu gestatten oder abzulehnen muss dabei gewahrt bleiben. Datenschutz und Versorgungssicherheit könnten hier insbesondere bei einer Notfallbehandlung schnell in Konflikt geraten. Deshalb muss die telematische Infrastruktur auch Vorkehrungen zur Lösung solcher Konflikte treffen.

Das Projekt hat viele innovative Lösungen für viele technische, insbesondere auch sicherheitstechnische Probleme geschaffen. Um die elektronische Karte nutzen zu können, muss ein entsprechendes Informations- und Kommunikationssystem entwickelt werden, das die IT-Systeme der Praxen, Apotheken und Krankenhäuser in Deutschland umfasst und die reibungslose Kommunikation ermöglicht. Ein spezielles Sicherheitskonzept beschränkt den Zugriff, schützt den Datentransfer und somit die Patientendaten. Eine besondere Herausforderung war auch die Nachhaltigkeit. Nutzeranforderungen verändern sich beständig, ebenso wie Technologien. Eine Reihe von „Stellschrauben“ sorgt daher für die Möglichkeit von Anpassungen, Nach- und Hochrüstungen bei veränderten Rahmenbedingungen und Anforderungen.

Der Aufwand, dieses Projekt zu realisieren, war nicht unerheblich. Die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fraunhofer-Projektteams wurden zeitweilig von bis zu 100 weiteren Mitarbeitern aus Gesundheitsorganisationen und aus der Industrie unterstützt. Ein weiteres Projektteam stand im Bundesgesundheitsministerium bereit. Nun stehen die Ergebnisse zur weiteren Verwendung zur Verfügung.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Herbert Weber, Technische Universität Berlin, Institut für Kommunikations- und Softwaretechnik, Fachgebiet Computergestützte Informationssysteme, Tel.: 314-23555, 24306-100, E-Mail: hweber@cs.tu-berlin.de

Quelle: Medieninformation der TU Berlin Nr. 217 vom 13. September 2005
Diese Medieninformation finden Sie auch im Internet unter der Adresse: http://www.tu-berlin.de/presse/pi/2005/pi217.htm

Gast

Statt Schwarzer-Peter-Spiel: Positivliste muss her

Beitrag von Gast » 14.09.2005, 03:12

Statt sich lang und breit zu streiten, wieviele Tausend Tote es nun wirklich sind, ob und unter welchen Bedingungen Statistiken übertragbar sind, wieviel Prozent jeweils Ärzte und Pharmaindustrie Schuld haben, sollte doch klar sein, dass die Gefahr umso kleiner ist, je übersichtlicher das Angebot an Pharmaprodukten ist. Andere moderne Industrieländer kommen mit einem Bruchteil unseres Medikamenten-Angebotes aus. Die Forderung heisst also: Eine Positivliste muss endlich her.

Gast

Positivliste muss her!

Beitrag von Gast » 14.09.2005, 11:00

.... Die Forderung heisst also: Eine Positivliste muss endlich her. ....
Dies ist auch meine Position. Man spricht davon, dass eine solche Positivliste mit etwa 2.000 Präparaten auskommen könne. Die zwingend notwendigen Medikamente werden übrigens in einer Größenordnung von 300 - 500 genannt. Der einzelne Arzt hat oft eine noch kleinere Zahl von Arzneimitteln, die er für seine Patienten verordnet. ---- Gegner einer Positivliste ist die Pharmaindustrie.

Mit Arzneimitteln muss unabhängig von Zahl immer sorgsam umgehen. Wieviel Präparate auch immer auf dem Markt sind, der jeweils verordnende Arzt muss in die Verantwortung genommen werden. Er muss sich Klarheit verschaffen und aufklären.

Torsten Bücken

Gast

Positivliste muss her - aber schnell

Beitrag von Gast » 16.09.2005, 12:22

.... Die Forderung heisst also: Eine Positivliste muss endlich her. ...
Hallo Forumsexperten,
das ist genau auch meine Auffassung. Wir dürfen nur noch das finanzieren, was wirklich notwendig ist. Der Irrsinn von 40.000 - 70.000 Präparaten, in all ihren Darbietungsformen, muss verschwinden, zumindest zu Lasten der solidarischen Finanzierung. Wenn wir einen solchen Schritt gehen - und andere ähnliche Folgen lassen - bekommen wir die Finanzierung des Gesundheitswesens auch wieder in den Griff.
Einen schönen Tag noch!
Bertha Klinkert

PS: Schönes Forum!

Gast

Falsche Medikamenten-Einnahme

Beitrag von Gast » 10.10.2005, 11:02

Falsche Medikamenten-Einnahme belastet Gesundheitsbudgets

BAD GASTEIN. Die falsche Anwendung von Arzneimitteln hat nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) epidemische Ausmaße erreicht. Eine Schätzung der Organisation aus dem Jahr 2003 ergab, dass sich lediglich die Hälfte der Patienten an die Anweisungen von Arzt, Apotheker beziehungsweise Beipackzettel hält. „Die finanzielle Belastung durch Non-Compliance bei der Medikamenteneinnahme ist etwa doppelt so hoch, wie die Kosten, die den Gesundheitssystemen durch Rauchen entstehen“, berichtete Peter Stephens von der Unternehmensberatung IMS Health auf dem European Health Forum Gastein.

Weiter unter
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=21628

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