Viele Fachärzte arbeiten zu wenig für GKV-Versicherte

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Viele Fachärzte arbeiten zu wenig für GKV-Versicherte

Beitrag von Presse » 03.09.2011, 06:52

Viele Fachärzte arbeiten zu wenig für gesetzlich Krankenversicherte
Repräsentative Umfrage des AOK-Bundesverbandes


(02.09.11) Versorgungsdefizite wie zu lange Wartezeiten von gesetzlich Versicherten auf einen Termin beim Facharzt sind vor allem auf zu geringe Arbeitsstunden zurückzuführen. Das zeigt eine repräsentative Befragung von Haus- und Fachärzten im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Danach entfallen bei Fachärzten 39 Stunden pro Woche auf die Behandlung von gesetzlich Versicherten, bei Hausärzten sind es 47 Stunden. Kalkulationsgrundlage der Vergütungsvereinbarungen zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und den Krankenkassen sind jedoch 51 Stunden pro Woche, die von den Krankenkassen auch bezahlt worden sind. "Damit beträgt die Minderleistung vieler Fachärzte 23 Prozent", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, auf einem Presseseminar des Verbandes in Joachimsthal bei Berlin.

Graalmann forderte die KVen auf, dafür zu sorgen, dass die Vertragsärzte den gesetzlich Versicherten die vereinbarte Arbeitsleistung nicht länger vorenthalten. Die Umfrage belege eindeutig, dass die ständig länger werdenden Arbeitszeiten vor allem die Folge einer eigenmächtigen Sprechzeitenverkürzung bei gleichzeitig steigender Vergütung seien. Wenn die Vertragsärzte die vergüteten Versorgungskapazitäten auch vollständig leisten würden, könnte die ambulante Versorgung ohne erneute zusätzliche Kosten für die Beitragszahler verbessert werden.

Nach der repräsentativen Umfrage des Instituts Psychonomics arbeitet der Großteil der Hausärzte 60 Stunden in der Woche, der Fachärzte 50 Stunden. Bei den Hausärzten entfallen von diesen 60 Stunden rund 47 Stunden auf die Behandlung von gesetzlich Versicherten sowie entsprechende Abrechnung und Praxisverwaltung. Bei den Fachärzten liegt der Anteil bei 39 Stunden. Während laut Graalmann das Minus von acht Prozent bei den Hausärzten "sich noch im Toleranzbereich bewegt", bedeute das Minus von 23 Prozent bei den Fachärzten ein krasses Missverhältnis zwischen erbrachter und bereits von den Kassen bezahlter Arbeit.

Die 51 Wochenstunden sind die Kalkulationsgrundlage für die Honorarvereinbarungen im Erweiterten Bewertungsausschuss von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband. Davon entfallen 44,6 Stunden auf sogenannte patientenunmittelbare Tätigkeiten wie Sprechstundenzeiten und auch Befundungen oder andere Tätigkeiten, bei den der Versicherte nicht anwesend sein muss. Die restlichen 6,4 Stunden stehen der Kalkulation zufolge für die Praxisorganisation wie Einweisung des Personals oder Besprechungen von Praxisabläufen zur Verfügung.

Ergebnisse der Online-Befragung von Haus- und Fachärzten
durch das Institut Psychonomics im Auftrag des AOK-Bundesverbandes

http://www.aok-bv.de/imperia/md/aokbv/p ... ragung.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 02.09.2011
AOK-Bundesverband
Rosenthaler Straße 31
10178 Berlin
Telefon: 030 34646-0
Telefax: 030 34646-2502
Internet: http://www.aok-bv.de
E-Mail: AOK-Bundesverband@bv.aok.de

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AOK missachtet Einsatz der niedergelassenen Ärzte

Beitrag von Presse » 03.09.2011, 06:58

Köhler: AOK missachtet Einsatz der niedergelassenen Ärzte
Arbeitszeit – Vertragsärzte arbeiten weit mehr, als sie bezahlt bekommen, erklärt der KBV-Vorstand.


Berlin, 2. September 2011 – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) weist den Vorwurf des AOK-Bundesverbandes, die niedergelassenen Ärzte würden zu wenig arbeiten, entschieden zurück. „Seit Jahren erbringen die rund 137.000 niedergelassenen Ärzte wesentlich mehr Leistungen als sie bezahlt bekommen. Jetzt zu behaupten, die Ärzte arbeiteten zu wenig, ist eine Unverschämtheit“, betont der KBV-Vorstandsvorsitzende, Dr. Andreas Köhler.

Mit seinen Äußerungen missachte der designierte Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, den Einsatz und das Engagement der Vertragsärzte, die trotz Unterfinanzierung für ihre Patienten da seien – im Notfall auch am Wochenende und nachts. Köhler: „Nur dadurch haben wir in Deutschland noch Wartezeiten, die sich im europäischen Vergleich im Rahmen halten.“

Im Übrigen seien Vertragsärzte nur verpflichtet, mindestens 20 Sprechstunden in der Woche anzubieten. „Dies sieht eine vertragliche Regelung vor, die auch die Krankenkassen unterschrieben haben“, betont der KBV-Chef.

Köhler fordert Graalmann auf, seine Äußerungen umgehend richtig zu stellen und sich bei der Ärzteschaft zu entschuldigen.

Quelle: Pressemitteilung vom 02.09.2011
Kassenärztliche Bundesvereinigung
Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin
Postfach 12 02 64, 10592 Berlin
Fon: (0 30) 40 05 - 0
Fax: (0 30) 40 05 - 15 90
RStahl@kbv.de - ALuettge@kbv.de
http://www.kbv.de/presse/39824.html
+++
Siehe auch:
Deutsches Ärzteblatt
Köhler: AOK missachtet Einsatz der Ärzte
Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat den Vorwurf der AOK, die niedergelassenen Ärzte würden zu wenig arbeiten, entschieden zurückgewiesen. Die Vertragsärzte erbringen seit [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=41826

Sabrina Merck
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Niedergelassene verkürzen ihre Präsenzzeiten

Beitrag von Sabrina Merck » 03.09.2011, 08:58

Ich kann die Aussagen der AOK gut nachvollziehen. Wäre ich befragt worden, hätte ich in ähnlicher Weise argumentiert.
Die Ärzte versuchen m.E., die derzeitigen Abrechnungsmodalitäten zu unterlaufen, indem sie weniger präsent sind. Mittlerweile häufen sich die Arztschließungen wg. Abrechnung, Krankheit, Ferien, örtliche Kirmesveranstaltungen usw. Freitags kann man ab 11.00 Uhr kaum noch einen niedergelassenen Arzt erreichen. Spätestens ab Mittag beginnt wohl das lange Wochenende.
Betroffen von dieser Entwicklung sind offensichtlich auch die Privatpatienten. Denn diese rennen ja auch für die verschlossenen Türen.
Ich denke, dass diese Entwicklung nicht nur beklagt, sondern auch gestoppt werden muss.

Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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