Die Indikation als Einfallstor...

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Lutz Barth
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Die Indikation als Einfallstor...

Beitrag von Lutz Barth » 11.11.2010, 07:36

für Recht und Ethik in der Palliativmedizin.

v. Dr. jur. Peter Holtappels.

Versucht man zu klären, welche Bedeutung die Autoren der führenden Lehrbücher der Palliativmedizin (Aulbert, Nauck, Radbruch, Klaschick und Huseboe) dem Begriff der Indikation beimessen, so wird man dort nichts finden. Das kann nicht auf Unkenntnis, sondern nur auf mangelndes Interesse zurückzuführen sein. Aber ist es eine rein zufällige Koinzidenz, dass diese Autoren sich auch unter denjenigen befinden, die von Philosophen und Juristen geziehen werden, sie kultivierten eine beruflichen Schweigekodex um die ungelösten medizinischen, ethischen und rechtlichen Fragen am Lebensende?

Den instruktiven und informativen Gastbeitrag v. P. Holtappels können Sie unter dem nachfolgenden Link downloaden.
>>> http://www.pflegerecht-zeitschrift.de/H ... r_2010.pdf <<< (pdf.)
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

thorstein
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Recht und Ethik in der Palliativmedizin

Beitrag von thorstein » 11.11.2010, 10:48

Entscheidend für die Stellung der ärztlichen Indikation ist danach, ob eine vom behandelnden Arzt gewählte therapeutische Option dem Patienten nutzt oder nicht, ob sie für diesen noch Sinn macht oder ob sie „futile“ ist.
Ich stelle mir die Frage, inwieweit die Überlegungen von Herrn Holtappelt realitätstauglich sind.

Wir sollten, glaube ich, nicht so tun, als ob es medizinisch objektive Kriterien gerade am Ende des Lebens gibt, die zu eindeutigen therapeutische Optionen führen.

Wenn zum Beispiel bei einem Krebspatienten nach medizinischer Sicht eine weitere Chemotherapie nicht mehr indiziert ist, der Patient aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, was macht dann Sinn? Entscheidet dann der Arzt, um die Gesellschaft vor weiteren Kosten zu bewahren?

Es scheint mir auch naiv zu sein, das Ärzte ihre Therapieziele nicht auch nach den Wünschen der Patienten ausrichten. Das ist ja keine Zwangsgemeinschaft.

Meiner Erfahrung nach verfügen Ärzte über keinerlei bessere ethische Kompetenzen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Es gibt Ärzte, die lehnen die Einstellung der Ernährung über eine PEG grundsätzlich ab. Es gibt andererseits Ärzte, die lehnen schon das Anlegen einer PEG ab einem bestimmten Alter grundsätzlich ab.

Möglicherweise brauchen wir auch andere Entscheidungsprozesse, die Ärzte unterstützen und entlasten.

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