Die Obduktion darf nicht sterben

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

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BDP

Die Obduktion darf nicht sterben

Beitrag von BDP » 15.01.2006, 08:08

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Obduktionsrate ist in Deutschland extrem niedrig. Die Qualitätssicherung durch Obduktionen ist aber ein wertvolles Zweitmeinungssystem und eine unverzichtbare Maßnahme eines umfassenden Qualitätsmanagements in den Kliniken.
Der Berufsverband Deutscher Pathologen fordert deshalb, für die Durchführung von Obduktionen zweckgebundene Mittel seitens der gesetzlichen und privaten Krankenkassen bereit zu stellen. Dafür muss die Politik die erforderlichen gesetzlichen Grundlagen schaffen.
Weitere Informationen finden Sie in der angefügten Pressemitteilung.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Christine Winkler
- Pressereferentin -
Berufsverband Deutscher Pathologen e.V.
Rotthauser Str. 23
45879 Gelsenkirchen
E-Mail: presse@pathologie.de


Die Obduktion darf nicht sterben

Der Berufsverband Deutscher Pathologen hält den kontinuierlichen Rückgang der Obduktionszahlen für unverantwortlich und fordert, die Zahl gerade auch unter dem Aspekt der Qualitätssicherung in der Medizin zu erhöhen. Die Qualitätssicherung durch Obduktionen ist ein wertvolles Zweitmeinungssystem und unverzichtbare Maßnahme im Rahmen eines umfassenden Qualitätsmanagements in den Kliniken.

Durch die hohe Fehlerquote bei der Todesursachen- und Krankheitsstatistik ist letztlich zunehmend die Gefahr einer fortdauernden fehlerhaften Ausrichtung der Gesundheitspolitik verbunden. Der Berufsverband Deutscher Pathologen e.V. fordert deshalb seit langem, für die Durchführung von Obduktionen zweckgebundene Mittel seitens der gesetzlichen und privaten Krankenkassen bereit zu stellen. Dafür muss die Politik die erforderlichen gesetzlichen Grundlagen schaffen.

Im Jahr 1998 wurden in der Bundesrepublik nur noch ca. 3 % aller Verstorbenen obduziert mit weiter sinkender Tendenz. In fast der Hälfte der Todesfälle besteht keine Übereinstimmung der Obduktionsdiagnose mit der Leichenschaudiagnose. Die amtliche Todesursachenstatistik wird damit fragwürdig und bildet keine solide Basis mehr, auf der gesundheitspolitische Entscheidungen gefällt werden können. Jetzt schlagen auch die Gerichtsmediziner Alarm: weil in keinem anderen Bundesland so wenig obduziert werde wie in NRW.

„Dabei ist die Klärung der Todesursache aus medizinischer Sicht ein wichtiges Mittel der Qualitätssicherung in Krankenhäusern“ betont Prof. Dr. med. Werner Schlake, der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Pathologen. Er hält es für dringend erforderlich, die Zahl der Obduktionen in Deutschland zu erhöhen.

Der Berufsverband Deutscher Pathologen hat gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pathologie die "Anleitung Obduktion" erarbeitet. Diese Leitlinie hat unter anderem zum Ziel, die Durchführung von Obduktionen zu vereinheitlichen. Die Standardisierung von Protokollen soll dazu dienen, die bei den Obduktionen erhobenen Befunde besser zu dokumentieren, einen einheitlicheren Obduktionsbericht zu fördern und somit die Qualität der Obduktion als letzte ärztliche Maßnahme anzuheben.

Um innerhalb der Ärzteschaft, aber auch in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Folgen der sinkenden Autopsierate zu schaffen und deren Ursachen entgegen zu wirken, hat der Vorstand der Bundesärztekammer eine "Stellungnahme zur Autopsie“ zur Verfügung gestellt. Darin werden Forderungen in den Bereichen Medizinstudium, Fort- und Weiterbildung, Qualitätssicherung, aber auch Finanzierung und Gesetzgebung erhoben.

Im Sozialgesetzbuch V, das die gesetzliche Krankenversicherung regelt, wird die Obduktion gar nicht erwähnt. Krankenkassen fühlen sich daher nicht zuständig und erstatten die Kosten nicht. Kliniken oder die Hinterbliebenen müssten also bezahlen. Deswegen unterbleibt die Obduktion immer öfter.
Im Bereich der diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ließe sich aber durch die aus den Obduktionen gewonnen Erkenntnisse nicht unerhebliche Einsparungen erzielen.

Kontakt: BDP • Bundesgeschäftsstelle, Rotthauser Str. 23, 45879 Gelsenkirchen
Telefon: 0209/15563-0; Fax: 0209/15563-15, E-Mail: bv@pathologie.de

Quelle: Pressemitteilung vom 13.1.2006

Ärztliche Praxis

Mehr Obduktionen braucht das Land

Beitrag von Ärztliche Praxis » 09.02.2007, 08:08

Qualität der medizinischen Versorgung leidet
Mehr Obduktionen braucht das Land


"Patienten müssen sich auf schlechtere Standards bei ihrer Behandlung einstellen", warnt Prof. Robert Jütte vor den Folgen des dramatischen Rückgangs an Obduktionen. Besonders treffe das operative Fächer wie Chirurgie und Gynäkologie, sagt der Leiter des Instituts der Medizingeschichte der Robert-Bosch-Stiftung.

08.02.07 - Inwzischen werden in Deutschland nur noch acht bis zehn Prozent der Verstorbenen obduziert. Das habe negative Auswirkungen auf den medizinischen Fortschritt, die Behandlungsqualität und - mit Blick auf unerkannte Tötungsdelikte - auch auf die Rechtssicherheit, warnen Rechtsmediziner, Pathologen und die Bundesärztekammer (BÄK).

In 40 bis 60 Prozent der Fälle ergibt die Obduktion eine andere als die im Totenschein ausgewiesene Todesursache. "Das heißt, dass sich im Mittel 50 Prozent der Ärzte irren - und zwar nicht, weil sie unfähig sind, sondern weil man einem Menschen eben nicht an der Nasenspitze ansehen kann, woran er gestorben ist", sagt Prof. Markus Rothschild, Leiter der Rechtsmedizin an der Kölner Universität.Gerade bei älteren Verstorbenen werde oft vorschnell Herzversagen auf dem Totenschein angegeben. Folglich rangiert Herz-Kreislauf-Versagen in der Todesstatistik zu weit oben.

Entgegen der weit verbreiteten Vorstellung verliefen Obduktionen stets "sehr pietätvoll, ruhig und ganz unblutig", betont Rothschild. Als Gründe für die niedrige Obduktionsquote werden Kostendruck, Fehleinschätzungen seitens der Ärzte und Vorbehalte in der Bevölkerung angesehen.

me / dpa

Quelle: Zeitung "Ärztliche Praxis",
http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 20.htm?n=1

Presse
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Registriert: 10.11.2006, 12:44

Kriminologe vermutet viele unentdeckte Kindtötungen

Beitrag von Presse » 04.06.2007, 18:15

Kriminologe vermutet viele unentdeckte Kindtötungen
Montag, 4. Juni 2007

Köln/Düsseldorf - Mehr Obduktionen und eine bessere Zusammenarbeit von Notärzten und Polizei hat der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Peiffer, am 2. Juni 2007 in der Sendung „Aktuelle Stunde“ im WDR Fernsehen gefordert. Auf diese Weise könnte die Justiz möglicherweise mehr Kindstötungen nachweisen. Laut Pfeiffer ist dies ein Zwischenergebnis einer Studie, an der er zurzeit arbeite.
...
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http://aerzteblatt-1und1.schaffrath-neu ... p?id=28672

Gaby Modig
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Viele Tötungen unentdeckt - auch in Heimen!

Beitrag von Gaby Modig » 05.06.2007, 06:02

Presse hat geschrieben: ... Kriminologe vermutet viele unentdeckte Kindtötungen ...
Guten Morgen,
den o.a. Beitrag kann man nur mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen und viel Böses vermuten.
Es ist seit Jahren bekannt, dass gerichtsmedizinische Untersuchungen von Todesfällen, nicht nur bei Kindern, deutlich zurückgefahren worden sind. Das muss korrigiert werden, auch mit Rücksicht auf die Todesfälle bei alten Menschen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass Tötungen in diesem Land in zunehmendem Maße unentdeckt bzw. unaufklärt bleiben. Es nützt nichts, allein strafliche Vorschriften zum Lebensschutz zu formulieren. Sie müssen auch durch entsprechende aufklärende Maßnahmen "mit Leben erfüllt" werden.
Das wünscht sich jedenfalls
Gaby Modig

Kevin Bednarz
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Gerichtsmedizinische Untersuchungen notwendig!

Beitrag von Kevin Bednarz » 07.06.2007, 10:13

Gerichtsmedizinische Untersuchungen können kriminelles Unrecht - konkret Körperverletzungen - Tötungen - Morde - aufdecken helfen. Solche Untersuchungen aus Kostengründen zurückzuführen - zur Zeit der Trend - ist unverantwortlich. Opfer sind wieder einmal hilfsbedürftige Menschen - Kinder und alte Menschen!
Wir müssen das Thema deutlicher ansprechen und Druck ausüben!

K.B.

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