Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als Therapieform verfrüht ...

Allgemeine Informationen zu allen relevanten Themen einschließlich interessante Nachrichten aus dem weiten Gebiet der Medizin und Heilkunde (z.B. Studien- und Forschungsergebnisse)
Gesperrt
WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3725
Registriert: 06.02.2021, 16:16

Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als Therapieform verfrüht ...

Beitrag von WernerSchell »

Übernahme aus Forum > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 938#p10938


Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


08.12.2023


Es erscheint absolut verfrüht, die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben

Bild

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich - u.a. neben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft - seit geraumer Zeit bemüht, hinsichtlich der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) eine im Interesse der Menschen mit Alzheimer liegende Klärung herbeizuführen.

Es wurde immer wieder in unterschiedlicher Weise über entsprechende Therapieangebote in den Medien berichtet. Zuletzt informierte die Neuss-Grevenbroicher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 26.10.2023 mit der Titelung: "Mit neuartiger Methode gegen Alzheimer" (> https://rp-online.de/nrw/staedte/greven ... d-99887713 ). In diesem Beitrag wurde sehr positiv über die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) berichtet. Es wird eigentlich suggeriert, dass diese Methode sehr hilfreich im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit sei.

Daraufhin wurde von hier (nachdem bereits 2019 Nachfragen veranlasst wurden) nochmals intensiv recherchiert und bei verschiedenen Institutionen um eine fachliche Einschätzung gebeten. Es gab daraufhin verschiedene hilfreiche Rückmeldungen; u.a. seitens der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) und dem GKV-Spitzenverband. Insoweit werden einige Infos vorgestellt:

(1) Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN), übermittelt von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft am 06.12.2023: Menschen mit Alzheimer und ihren Angehörigen wird seit einiger Zeit Hoffnung gemacht: Die sogenannte Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird als neue, scheinbar „bahnbrechende“ Therapiemethode angepriesen. Die Kosten müssen die PatientInnen selbst tragen. Verschiedene Medien haben darüber berichtet. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. hat die Datenlage bewertet und unter der Federführung von Vorstandsmitglied Prof. Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie und Co-Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen, eine Stellungnahme ausgearbeitet. Das Resümee: Es erscheint absolut verfrüht, die TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben. Bislang gibt es keine veröffentlichte kontrollierte randomisierte Studie zur TPS bei Menschen mit Alzheimer …. (Quelle: Presseinfo Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung - DGKN - e.V. vom 14.09.2022, aktualisiert am 06.12.2023 > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 921#p10921 ).

(2) GKV-Spitzenverband - Rückmeldung vom 08.11.2023 an Pro Pflege … : Sie berichten, dass trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz zur Wirksamkeit der Methode immer wieder Artikel in der Presse erscheinen, die eine Behandlung mit TPS bewerben und vermuten dahinter finanzielle Abhängigkeiten. Sie berichten zudem, dass einige private Krankenkassen die Kosten für die Behandlung übernehmen. Schließlich schreiben Sie, dass Sie es ablehnen, dass Patientinnen und Patienten „vorgegaukelt“ wird, dass eine Behandlung für sie nützlich sei, wenn dem gar nicht so ist. Diese Einschätzung teilen wir als Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Im SGB V § 135 ist zum Schutz der gesetzlich Versicherten ein Verfahren etabliert, dass neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden vor Einführung in den Regelleistungskatalog des GKV erst einer sogenannten Nutzenbewertung unterzieht. Diese basiert auf hochwertiger wissenschaftlicher Evidenz wie Metaanalysen von randomisiert kontrollierten Studien. Weitere Informationen können Sie auf den Seiten des Gemeinsamen Bundesausschusses finden, der diese Nutzenbewertung durchführt: > https://www.g-ba.de/themen/methodenbewe ... tationaer/

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk schließt sich den kritischen / ablehnenden Stellungnahmen zu TPS an und macht auf die neue S3-Leitlinie Demenzen aufmerksam. Sie umfasst insgesamt 109 Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung von Demenzen (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 853#p10853 ). Sinnvoll erscheinen im Übrigen zeitgerechte Präventionsmaßnahmen (> gesunder Lebensstil > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 5019#p5019 bzw. https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... =78&p=2426 ). Weitere Beiträge zum Thema Demenz werden unter folgender Adresse vorgestellt (ständige Ergänzung) > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=7&t=34

Werner Schell

Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
https://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner


Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
- führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
- ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
- ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
- ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
- tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
- unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
- ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3725
Registriert: 06.02.2021, 16:16

Streit um Alzheimer-Therapie

Beitrag von WernerSchell »

Die NGZ berichtet am 23.04.2024:

Arzt aus Grevenbroich verteidigt sich
Streit um Alzheimer-Therapie

Grevenbroich · Am MVZ in Grevenbroich wird die neuartige TPS-Therapie für Alzheimer-Patienten angeboten. Das kritisiert Werner Schell vom Runden Tisch Demenz Neuss. Er hält die Effekte für nicht bewiesen.


Bild
Der Grevenbroicher Mediziner Dr. Joachim F. Treppmann. - Foto: Georg Salzburg (salz)


Von Heribert Brinkmann

TPS – diese drei Buchstaben sorgen weiterhin für Aufregung. TPS ist eine neue Therapie für Alzheimer-Patienten. Die Abkürzung steht für Transkranielle Pulsstimulation. Transkraniell heißt durch den Schädel hindurch. Mit einer Art Ultraschallgerät werden bestimmte Gehirnregionen mit Schallwellen stimuliert. Als unsere Redation im Herbst darüber berichtete, waren es nur 20 Krankenhäuser und Praxen, die diese Therapie anboten. Eine dieser Praxen ist nach wie vor das MVZ an der Bahnstraße in Grevenbroich. Dr. Joachim F. Treppmann berichtete von seinen hoffnungsvollen Erfahrungen.

Mit Stoßwellen für das Gehirn gegen Alzheimer
Der Artikel suggeriere mehr oder weniger eine hilfreiche Methode. Das kritisierte NGZ-Leser Werner Schell. Das hat ihn nicht ruhen lassen. Der Oberamtsmann im Ruhestand hat vor zehn Jahren in Neuss den Runden Tisch Demenz mitgegründet. Weil es für die verschiedenen Formen der Demenz keine Heilungsmöglichkeiten gebe, habe er sich für Präventionsmaßnahmen stark gemacht. In den Medien tauchten immer wieder mal Berichte über erfolgsversprechende Heilmittel bei Demenz auf. In den USA werde gerade ein wenig erfolgreiches Medikament angepriesen, das Nebenwirkungen aufweise und in Europa noch nicht zugelassen sei.

Es sei natürlich, dass jeder dementiell Erkrankte oder seine Angehörigen nach jedem Strohhalm griffen. Und als so einen „Strohhalm“ sieht Schell auch die TPS an. Bereits vor Jahren habe Schell erlebt, wie einer Patientin aus Erfttal diese Therapie für viel Geld angeboten worden sei. Er habe das damals verhindern können. Stattdessen habe eine Therapeutin die Patientin regelmäßig besucht, was die Pflegekasse bezahlt habe. Die TPS-Therapie dagegen werde nicht von der Krankenkasse bezahlt, weil „es wissenschaftlich keinerlei Anhaltspunkte für eine Anerkennung gibt“. Schell will grundsätzlich nichts gegen Forschung in diesem Bereich einwenden, aber die Angebote müssten klar Ausschlüsse und hohe Kosten benennen. Im Zusammenhang mit TPS seien erhebliche Summen im Spiel. „Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die betriebenen Forschungsarbeiten in der Erwartung laufen, einer teuren Methode einen seriösen Charakter zu verleihen.“

Dr. Treppmann verwahrt sich gegen den Vorwurf der Geldmacherei. „Bei der Studie über TPS bei Alkoholikern bezahlen wir sogar alles selbst“, so Treppmann. Bei neuen Therapien seien die Kassen immer zuerst skeptisch. „Wenn wir es in der Praxis nicht machen und Erfahrungen sammeln, werden es die Kassen nie bezahlen“. Inzwischen sei auch die Universität Bonn dem TPS-Kreis beigetreten. Inzwischen sei die Therapie anhand der Fallzahlen evidentbasiert.

Ein Mediziner, der ebenfalls die TPS-Therapie erforscht, ist Prof. Dr. Ulrich Sprick, Departementleiter Neurostimulationszentrum am Alexius/Josef-Krankenhaus in Neuss. Ihm sind Schells Ansichten bekannt, hält sie aber nicht mehr für „up to date“. Auf verschiedenen internationalen Kongressen seien die positiven Ergebnisse von TPS immer wieder bestätigt worden. Es sei aber auch richtig, dass große placebokontrollierte Studien derzeit noch liefen. Immer mehr Krankenkasse übernähmen auf Antrag die Kosten oder beteiligten sich daran. Prof. Sprick berichtet selbst von eigenen positiven Erfahrungen bei Patienten seiner Klinik. Um die positiven Effekte zu erhalten, brauche man alle vier bis sechs Wochen eine Booster-Sitzung. Der Mediziner richtet an der Neusser Klinik am 11./12. Oktober ein internationales TPS-Symposium aus.

Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/greven ... 1711168052 - Der Beitrag wurde auch bei Facebook veröffentlicht > https://www.facebook.com/ngzgrevenbroich


+++
Zu dem Beitrag wurde wie folgt kurz Stellung genommen:

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist nach Auffassung der einschlägigen Fachverbände und der gesetzlichen Krankenversicherung keine effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns. Darauf wurde in einer Pressemitteilung vom 08.12.2023 hingewiesen und auf die entsprechenden Statements aufmerksam gemacht (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 938#p10938 ). Es wäre sinnvoll gewesen, auf diese fachliche Beurteilung näher einzugehen. Denn darauf stützt sich vornehmlich die hiesige Kritik.
Gesperrt