Körperlich und geistig aktiv bis ins hohe Alter

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WernerSchell
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Wie das Gehirn im Alter fit bleibt: „Die sozial Aktiven sind länger kognitiv gesund“

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Wie das Gehirn im Alter fit bleibt: „Die sozial Aktiven sind länger kognitiv gesund“

In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist die Frage, wie wir gesund und vital bis ins hohe Lebensalter bleiben, von zentraler Bedeutung. Gesundes Altern, das heißt tatsächlich bis ins hohe Alter den üblichen gesundheitlichen Alterseinschränkungen wie beispielsweise einer Abnahme kognitiver Fähigkeiten zu entgehen, gelingt in der Regel nur einem kleineren Teil alternder Menschen. Folglich hat sich die Forschung bislang weitgehend auf häufige Alterserscheinungen wie der Gebrechlichkeit und den typischen Alterserkrankungen wie zum Beispiel der Alzheimer-Krankheit konzentriert.

Die Frage, welche biologischen Mechanismen gesund alternde Menschen schützen, wird erst seit wenigen Jahren intensiv erforscht. Diese Mechanismen zu verstehen, ist ein wesentliches Ziel des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR), aber auch der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, an denen Professor Dr. Oliver Tüscher tätig ist. Im Kurzinterview gibt Tüscher erste Einblicke in seine interdisziplinäre Forschungsarbeit am Übergang von psychologischer zur neurobiologischen Forschung. Einen umfassenden Überblick präsentiert er beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG), der heute mit 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Frankfurt am Main gestartet ist.

Herr Tüscher, warum ist es in Ihren Augen so wichtig, sich – neben der Behandlung von Krankheiten – mit der Resilienz bei älteren Menschen auseinanderzusetzen?

In der Psychiatrie, aber auch in der Alternswissenschaft wurde, was das Gehirn betrifft, in den letzten dreißig Jahren kein neues Arzneimittel entwickelt, was eine relevante Verbesserung von Krankheiten in diesen Bereichen erzielt. Deswegen gab es einen Paradigmenwechsel: Wenn wir bei der Krankheitsbekämpfung nicht so gut weiterkommen wie erhofft, dann kommen wir vielleicht weiter, wenn wir die Schutzmechanismen des Gehirns besser verstehen. Auf diesem Paradigmenwechsel gründet die Forschung in unserem Institut.

Warum gelingt es nur so wenigen alternden Menschen, dem körperlichen und geistigen Abbau besser entgegenzutreten – also resilient zu sein? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

Es gibt ein sehr komplexes Zusammenspiel von Faktoren, die dazu führen, dass die Mehrzahl der Menschen im Alter Funktionsverluste erleiden. In unserer Forschung wollten wir herausfinden: Was sind Schutzsysteme, die diese Funktionsverluste vermeiden oder verlangsamen? Dafür analysieren wir ältere Menschen, die im Gegensatz zur großen Mehrheit kognitiv gesund bleiben. Ein paar Faktoren für deren Resilienz haben wir bereits auf der Ebene des Gehirns identifiziert. Wir sehen zum Beispiel, dass die Gehirne von kognitiv gesunden, resilienten älteren Menschen besser intern vernetzt sind als die Gehirne von älteren Menschen mit Funktionsverlusten. Derzeit untersuchen wir die Hypothese, dass resiliente Seniorinnen und Senioren auch in einer größeren Intensität beide Gehirnhälften benutzen.

Welchen Anteil hat die Genetik – und welche Rolle spielen Lebensbedingungen bei Resilienz im Alter?

Wir wissen aus der Langlebigkeitsforschung, dass es eine genetisch bedingte Altersgrenze gibt. Das bestimmt aber nicht notwendigerweise, ob wir gesund altern, denn dabei spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Was die Resilienz im Alter betrifft, kann man vorsichtig und nur sehr vorläufig sagen, dass nur ungefähr zehn Prozent genetisch determiniert sind und gut 90 Prozent durch die persönlichen Lebenserfahrungen und Lebensweise sowie das soziale Umfeld.

Können Sie in Ihrer Forschung auch bestimmte allgemeine Entwicklungen erkennen, beispielsweise dass die Resilienz insgesamt zunimmt?

Die wahrscheinliche Ursache, warum wir immer älter werden, ist, dass wir immer gesünder leben und Therapien früher in Anspruch nehmen. Es sterben zum Beispiel weniger Menschen an Infektionskrankheiten oder an kardiovaskulären Krankheiten. Allein in den letzten 15 Jahren, das zeigt die Gutenberg-Gesundheitsstudie seit 2007, können wir diesen Trend zu mehr Gesundheit in der Bevölkerung allgemein erkennen. Was die Resilienz von älteren Menschen angeht, gibt es sehr interessante Entwicklungen in der Corona-Pandemie: Die COSMO-Studie zum Beispiel zeigt, dass die Resilienz bei Älteren in dieser Zeit angestiegen, während sie bei Jüngeren zurückgegangen ist. Das ist schon sehr erstaunlich, zählen doch gerade ältere Menschen zur Risikogruppe. Vermutlich hat das mit Stressregulation zu tun: Je älter ein Mensch ist, desto besser weiß er mit Krisen umzugehen. Diese Hypothese gilt es aber noch zu überprüfen.

Was könnten Ihre Erkenntnisse für die Pflegepraxis bringen – welche Anreize könnten diese geben?

Drei Faktoren können wertvolle Anregungen für die Pflegepraxis geben. Erstens haben wir gesehen, dass ältere Menschen, die körperlich hochaktiv sind, bei kognitiven Tests besser abschneiden. Ihre physische Aktivität fördert die Konnektivität zwischen den verschiedenen Hirnbereichen und auch über die Gehirnhälften hinweg. Das zeigt, wie wichtig es vor allem auch für die Gehirngesundheit ist, sich regelmäßig zu bewegen – je mehr desto besser. Kürzlich hat eine Studie zudem erstmals auch biologisch nachgewiesen, dass mediterrane Diät die Gehirngesundheit und kognitive Fähigkeiten positiv beeinflusst. Das, was man vorher also immer wieder epidemiologisch gesehen hat, kann man jetzt auch mechanistisch eindeutig zeigen. Ein dritter wichtiger Faktor, den wir identifizieren können, ist die soziale Interaktion: Die sozial Aktiven sind länger kognitiv gesund. Dabei fordert soziale Interaktion die Menschen ganzheitlicher als zum Beispiel rein kognitive Aufgaben – zum Beispiel werden auch Emotionen und die Aufmerksamkeitssteuerung angeregt.

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Zur Person:
Professor Oliver Tüscher ist Stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz mit Leitung des klinischen Schwerpunkts Geronto- und Neuropsychiatrie. Er forscht unter anderem zu den Schwerpunkten Gesundes Altern und Neurodegeneration und leitet die Arbeitsgruppen „Mechanismen der Selbstregulation“ und „Funktionelle Bildgebung in der Psychiatrie“. Er ist zudem Leiter der AG Tüscher und des Clinical Investigation Center (CIC) sowie Gründungsmitglied des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) gGmbH Mainz.

Termin:
Prof. Oliver Tüscher
Keynote-Lecture: Resilienz im Alter – von der Neurobiologie bis zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
Gerontologie- und Geriatrie-Kongress
Hörsaal 5, Westend-Campus, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dienstag, 13. September 2022
14.45 bis 15.30 Uhr

Weitere Informationen:
https://www.gerontologie-geriatrie-kongress.org

Quelle: Pressemitteilung vom 12.09.2022
Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
https://idw-online.de/de/news801046
WernerSchell
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Studie: Multivitamine verbessern kognitive Leistungen bei Senioren

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Deutsches Ärzteblatt vom 16.09.2022:

Studie: Multivitamine verbessern kognitive Leistungen bei Senioren

Winston-Salem/North Carolina – Ein billiges Multivitamin-Präparat aus dem Supermarktregal hat möglicherweise geschafft, was Arzneimittelhersteller mit teuren Antikörper-Präparaten bisher nicht erreicht haben.
Die tägliche Einnahme hat in einer randomisierten Studie die kognitiven Leistungen von Senioren, die allerdings noch keine Zeichen einer Demenz hatten, signifikant verbessert. Ein Kakao-Präparat mit einem hohen Anteil von Flavanolen erwies sich nach den in Alzheimer’s & Dementia (2022; DOI: 10.1002/alz.12767) vorstellten Ergebnissen dagegen als wirkungslos.
An der Studie COSMOS-Mind, deren Initiative von Forschern ausging (die Hersteller haben lediglich die Präparate zur Verfügung gestellt), hatten 2.262 Senioren im mittleren Alter von 73 Jahren teilgenommen, die die in diesem Alter üblichen Risikofaktoren wie Hypertonie (60 %), Typ 2-Diabetes (11 %) und Übergewicht (BMI 27,7) aufwiesen. Alle waren so weit selbstständig, dass sie an den jährlichen telefonischen Tests teilnehmen konnten, in denen ausführliche kognitive Tests durchgeführt wurden.
… (weiter unter) … > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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Sport und Ernährung haben auch im höheren Alter positive Effekte

Beitrag von WernerSchell »

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Sport und Ernährung haben auch im höheren Alter positive Effekte


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Im Alter trägt der fortschreitende Muskelfunktionsverlust im gesamten Körper wesentlich zu einer verringerten Lebensqualität bei. Gleichzeitig steigen das Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko bei den Betroffenen sowie die finanzielle Belastung des Gesundheitssystems. Doch ältere Menschen können diesen Prozessen aktiv entgegenwirken, wie eine neue Studie vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) zeigt. Die Doktorandin Ulrike Haß und ihr Team haben nachgewiesen, dass Sport und gezielte Ernährungsstrategien auch im höheren Lebensalter noch relevant und effektiv sind.

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Der Anteil der älteren Bevölkerung steigt in Deutschland kontinuierlich an. Laut Statistischem Bundesamt ist etwa jeder Fünfte mindestens 65 Jahre alt. Der Anteil der über 80-Jährigen liegt bei etwa sieben Prozent. Es ist bekannt, dass die Muskelfunktion mit zunehmendem Alter abnimmt. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist das sogenannte Inflammaging*, auf Deutsch Entzündungsaltern. Frühere Studien haben gezeigt, dass chronisch entzündliche Prozesse den Abbau von Proteinen fördern und Wachstumsfaktoren hemmen. Zudem gehen sie mit einer verringerten Muskelkraft und Muskelleistung bei älteren Erwachsenen einher. Der Rückgang der Muskelleistung sorgt wiederum für eine erhöhte Sturzanfälligkeit und schließlich für eine gesteigerte Morbidität und Mortalität.

Acht aktive Wochen

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, haben Ulrike Haß und ihr Team untersucht, welchen Einfluss eine protein- und omega-3-reiche Ernährung in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität auf die Muskelleistung und das Inflammaging bei älteren Erwachsenen hat. Vor diesem Hintergrund führten die Wissenschaftler*innen eine 8-wöchige, randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie mit gesunden 65- bis 85-Jährigen aus dem Potsdamer Umland durch. Alle Teilnehmenden erhielten ein aufbauendes Trainingsprogramm, das aus einem angeleiteten Vibrationstraining und selbständigen Kraftübungen für zuhause bestand. Darüber hinaus wurden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Ernährungsinterventionen zugeordnet. Die erste Gruppe erhöhte ihre tägliche Proteinzufuhr (1,2-1,5 g Protein pro kg Körpergewicht) mithilfe eines Molkenproteinpräparates und nahm zusätzlich täglich ein omega-3-reiches Algenöl (2195 mg Omega-3-Fettsäuren) zu sich. Die zweite Gruppe bekam ebenfalls das Molkenproteinpräparat, aber kein Algenöl. Die dritte Gruppe diente als Kontrolle und setzte die gewohnte Ernährung ohne zusätzliche Präparate fort. Alle Proband*innen führten während des Interventionszeitraums Ernährungsprotokolle und Trainingstagebücher.

Um das Vibrationstraining zu absolvieren, kamen die Teilnehmenden einmal pro Woche ins Studienzentrum. Zusätzlich machten sie zuhause drei Mal pro Woche je 45-minütige Übungen, wie z. B. Kniebeugen, wiederholtes Aufstehen von einem Stuhl und Bauchmuskeltraining. Dabei gab es leichte wöchentliche Steigerungen. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden die Muskelfunktionalität und Muskelkraft der Teilnehmenden mithilfe verschiedener Tests, wie z. B. dem traditionellen und sehr alltagsnahen Stuhl-Aufsteh-Test, bewertet. Insgesamt schlossen 32 Frauen und 29 Männer die Studie ab und wurden in die finale Analyse einbezogen.

Männer profitierten stärker

„Wir stellten fest, dass Vibrationstraining und Heimtraining in Kombination mit einer proteinreichen und omega-3-angereicherten Ernährung in unserer Studiengruppe vor allem bei den Männern die Muskelleistung verbesserte und die Inflammationswerte reduzierte“, erklärt Ulrike Haß. Insgesamt sorgte eine proteinreiche Ernährung für eine höhere Beinkraft und verbesserte Zeiten beim Stuhl-Aufsteh-Test. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sport und Ernährungsstrategien auch im höheren Lebensalter noch relevant, umsetzbar und effektiv sind“, sagt Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am DIfE und Betreuerin der jungen Wissenschaftlerin Ulrike Haß.

In zukünftigen Studien wollen die Wissenschaftler*innen die molekularen Veränderungen der Skelettmuskulatur eingehender beleuchten. Darüber hinaus wollen sie untersuchen, ob pflanzliche Proteine eine vergleichbare Wirkung erzielen wie das in dieser Studie verwendete Molkenprotein. Langfristig sollen auch ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes anhand des vorliegenden Studienprotokolls untersucht werden.

Für die hier vorgestellte Studie hat Ulrike Haß eine Forschungsförderung in Höhe von 15.000 Euro von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) erhalten.

*Inflammaging: Unter Inflammaging versteht man die altersbedingte Zunahme des chronischen Entzündungszustandes im gesamten Organismus. Dieser Zustand ist durch erhöhte Entzündungsmarker im Blut gekennzeichnet und bringt eine hohe Anfälligkeit für chronische Erkrankungen, Behinderung, Gebrechlichkeit und vorzeitigen Tod mit sich. Zu den Faktoren, die zum Inflammaging beitragen, gehören oxidativer Stress, Veränderungen in der Signalübertragung zwischen Zellen und der Verlust der Teilungsfähigkeit von Zellen (Seneszenz) mit zunehmendem Alter. Inflammaging ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Typ-2-Diabetes, Krebs, Depressionen und Demenz.

Beispiele für proteinreiche Lebensmittel
-> tierisch: Fettarme Milchprodukte (z. B. Magerquark, Harzer Käse), mageres Rindfleisch, Hähnchenbrust, Forelle, Lachs, Eier
-> pflanzlich: Sojaprodukte (z. B. Tofu), Mais, Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Linsen, Kichererbsen), Kürbiskerne, Mandeln, Haferflocken

Beispiele für Lebensmittel reich an Omega-3-Fettsäuren
-> Lachs, Hering/Matjes, Leinöl, Rapsöl, Weizenkeimöl, Walnüsse, Erdnüsse, Chiasamen

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
-> www.dife.de
-> www.leibniz-gemeinschaft.de
-> www.dzd-ev.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ulrike Haß
Doktorandin der Abteilung Ernährung und Gerontologie
E-Mail: ulrike.hass@dife.de

Prof. Dr. Kristina Norman
Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie
Tel: 033200 88 – 2280
E-Mail: kristina.norman@dife.de

Originalpublikation:
Haß, U., Kochlik, B., Herpich, C., Rudloff, S., Norman, K.: Effects of an Omega-3 Supplemented, High-Protein Diet in Combination with Vibration and Resistance Exercise on Muscle Power and Inflammation in Old Adults: A Pilot Randomized Controlled Trial. Nutrients 14(20):4274 (2022). [Open Access]

Quelle: Pressemitteilung vom 28.11.2022
Susann-C. Ruprecht Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
https://idw-online.de/de/news805626
WernerSchell
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Sport und Ernährung haben auch im höheren Alter positive Effekte

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Sport und Ernährung haben auch im höheren Alter positive Effekte


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Im Alter trägt der fortschreitende Muskelfunktionsverlust im gesamten Körper wesentlich zu einer verringerten Lebensqualität bei. Gleichzeitig steigen das Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko bei den Betroffenen sowie die finanzielle Belastung des Gesundheitssystems. Doch ältere Menschen können diesen Prozessen aktiv entgegenwirken, wie eine neue Studie vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) zeigt. Die Doktorandin Ulrike Haß und ihr Team haben nachgewiesen, dass Sport und gezielte Ernährungsstrategien auch im höheren Lebensalter noch relevant und effektiv sind.

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Der Anteil der älteren Bevölkerung steigt in Deutschland kontinuierlich an. Laut Statistischem Bundesamt ist etwa jeder Fünfte mindestens 65 Jahre alt. Der Anteil der über 80-Jährigen liegt bei etwa sieben Prozent. Es ist bekannt, dass die Muskelfunktion mit zunehmendem Alter abnimmt. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist das sogenannte Inflammaging*, auf Deutsch Entzündungsaltern. Frühere Studien haben gezeigt, dass chronisch entzündliche Prozesse den Abbau von Proteinen fördern und Wachstumsfaktoren hemmen. Zudem gehen sie mit einer verringerten Muskelkraft und Muskelleistung bei älteren Erwachsenen einher. Der Rückgang der Muskelleistung sorgt wiederum für eine erhöhte Sturzanfälligkeit und schließlich für eine gesteigerte Morbidität und Mortalität.

Acht aktive Wochen

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, haben Ulrike Haß und ihr Team untersucht, welchen Einfluss eine protein- und omega-3-reiche Ernährung in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität auf die Muskelleistung und das Inflammaging bei älteren Erwachsenen hat. Vor diesem Hintergrund führten die Wissenschaftler*innen eine 8-wöchige, randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie mit gesunden 65- bis 85-Jährigen aus dem Potsdamer Umland durch. Alle Teilnehmenden erhielten ein aufbauendes Trainingsprogramm, das aus einem angeleiteten Vibrationstraining und selbständigen Kraftübungen für zuhause bestand. Darüber hinaus wurden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Ernährungsinterventionen zugeordnet. Die erste Gruppe erhöhte ihre tägliche Proteinzufuhr (1,2-1,5 g Protein pro kg Körpergewicht) mithilfe eines Molkenproteinpräparates und nahm zusätzlich täglich ein omega-3-reiches Algenöl (2195 mg Omega-3-Fettsäuren) zu sich. Die zweite Gruppe bekam ebenfalls das Molkenproteinpräparat, aber kein Algenöl. Die dritte Gruppe diente als Kontrolle und setzte die gewohnte Ernährung ohne zusätzliche Präparate fort. Alle Proband*innen führten während des Interventionszeitraums Ernährungsprotokolle und Trainingstagebücher.

Um das Vibrationstraining zu absolvieren, kamen die Teilnehmenden einmal pro Woche ins Studienzentrum. Zusätzlich machten sie zuhause drei Mal pro Woche je 45-minütige Übungen, wie z. B. Kniebeugen, wiederholtes Aufstehen von einem Stuhl und Bauchmuskeltraining. Dabei gab es leichte wöchentliche Steigerungen. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden die Muskelfunktionalität und Muskelkraft der Teilnehmenden mithilfe verschiedener Tests, wie z. B. dem traditionellen und sehr alltagsnahen Stuhl-Aufsteh-Test, bewertet. Insgesamt schlossen 32 Frauen und 29 Männer die Studie ab und wurden in die finale Analyse einbezogen.

Männer profitierten stärker

„Wir stellten fest, dass Vibrationstraining und Heimtraining in Kombination mit einer proteinreichen und omega-3-angereicherten Ernährung in unserer Studiengruppe vor allem bei den Männern die Muskelleistung verbesserte und die Inflammationswerte reduzierte“, erklärt Ulrike Haß. Insgesamt sorgte eine proteinreiche Ernährung für eine höhere Beinkraft und verbesserte Zeiten beim Stuhl-Aufsteh-Test. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Sport und Ernährungsstrategien auch im höheren Lebensalter noch relevant, umsetzbar und effektiv sind“, sagt Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am DIfE und Betreuerin der jungen Wissenschaftlerin Ulrike Haß.

In zukünftigen Studien wollen die Wissenschaftler*innen die molekularen Veränderungen der Skelettmuskulatur eingehender beleuchten. Darüber hinaus wollen sie untersuchen, ob pflanzliche Proteine eine vergleichbare Wirkung erzielen wie das in dieser Studie verwendete Molkenprotein. Langfristig sollen auch ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes anhand des vorliegenden Studienprotokolls untersucht werden.

Für die hier vorgestellte Studie hat Ulrike Haß eine Forschungsförderung in Höhe von 15.000 Euro von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) erhalten.

*Inflammaging: Unter Inflammaging versteht man die altersbedingte Zunahme des chronischen Entzündungszustandes im gesamten Organismus. Dieser Zustand ist durch erhöhte Entzündungsmarker im Blut gekennzeichnet und bringt eine hohe Anfälligkeit für chronische Erkrankungen, Behinderung, Gebrechlichkeit und vorzeitigen Tod mit sich. Zu den Faktoren, die zum Inflammaging beitragen, gehören oxidativer Stress, Veränderungen in der Signalübertragung zwischen Zellen und der Verlust der Teilungsfähigkeit von Zellen (Seneszenz) mit zunehmendem Alter. Inflammaging ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Typ-2-Diabetes, Krebs, Depressionen und Demenz.

Beispiele für proteinreiche Lebensmittel
-> tierisch: Fettarme Milchprodukte (z. B. Magerquark, Harzer Käse), mageres Rindfleisch, Hähnchenbrust, Forelle, Lachs, Eier
-> pflanzlich: Sojaprodukte (z. B. Tofu), Mais, Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Linsen, Kichererbsen), Kürbiskerne, Mandeln, Haferflocken

Beispiele für Lebensmittel reich an Omega-3-Fettsäuren
-> Lachs, Hering/Matjes, Leinöl, Rapsöl, Weizenkeimöl, Walnüsse, Erdnüsse, Chiasamen

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
-> www.dife.de
-> www.leibniz-gemeinschaft.de
-> www.dzd-ev.de

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Ulrike Haß
Doktorandin der Abteilung Ernährung und Gerontologie
E-Mail: ulrike.hass@dife.de

Prof. Dr. Kristina Norman
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Originalpublikation:
Haß, U., Kochlik, B., Herpich, C., Rudloff, S., Norman, K.: Effects of an Omega-3 Supplemented, High-Protein Diet in Combination with Vibration and Resistance Exercise on Muscle Power and Inflammation in Old Adults: A Pilot Randomized Controlled Trial. Nutrients 14(20):4274 (2022). [Open Access]

Quelle: Pressemitteilung vom 28.11.2022
Susann-C. Ruprecht Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
https://idw-online.de/de/news805626
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Singen gegen die Angst

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• Während du singst, ist der Bereich in deinem Gehirn blockiert, der Angst auslöst. Du kannst also nicht gleichzeitig singen und Angst haben. Wir sollten alle mehr singen! - Quelle: Pfarrbrief - Pfarreiengemeinschaft "Neuss - Rund um die Erftmündung" - Advent 2021
• Gloria! - Flashmob der Berliner Stadtmission zum Advent (5,15 Min.) … > https://www.youtube.com/watch?v=pSEdQGGjB8Y

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Singen gegen die Angst

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• Während du singst, ist der Bereich in deinem Gehirn blockiert, der Angst auslöst. Du kannst also nicht gleichzeitig singen und Angst haben. Wir sollten alle mehr singen! - Quelle: Pfarrbrief - Pfarreiengemeinschaft "Neuss - Rund um die Erftmündung" - Advent 2021
• Gloria! - Flashmob der Berliner Stadtmission zum Advent (5,15 Min.) … > https://www.youtube.com/watch?v=pSEdQGGjB8Y


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Gesunder Lebensstil könnte vor Long COVID schützen

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Deutsches Ärzteblatt vom 08.02.2023:

Gesunder Lebensstil könnte vor Long COVID schützen

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Boston – Wer Übergewicht vermeidet, ausreichend lange schläft, Alkohol nur in Maßen trinkt, sich ausreichend körperlich betätigt, auf das Rauchen ganz verzichtet und sich gesund ernährt, darf nach den Ergebnissen einer prospektiven Beobachtungsstudie in JAMA Internal Medicine (2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.6555) darauf hoffen, sich schneller von einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu erholen. Teilnehmerinnen, die bereits in den Jahren vor Corona mindestens 5 der 6 Regeln beherzigt hatten, waren nur halb so häufig an Long COVID erkrankt.
Ein Long COVID liegt nach den gängigen Definitionen vor, wenn die Symptome auch nach 4 Wochen noch nicht abgeklungen sind. Dies war bei 871 von 1.981 Teilnehmerinnen (44,0 %) der Nurses’ Health Study II der Fall, die zwischen April 2020 und November 2021 an COVID-19 erkrankt waren. Die häufigsten Long-COVID-Symptome waren Müdigkeit, Geruchs- oder Geschmacksprobleme, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit/ Orientierungs-losigkeit/„Brain fog“ und Gedächtnisprobleme.
… (weiter lesen unter) … > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e


+++

Mit der im Deutschen Ärzteblatt vom 08.02.2023 angesprochenen Studie wird eindrucksvoll bestätigt, dass ein gesunder Lebensstil Krankheiten vermeiden, hinauszögern oder lindern kann. Darauf wird von hier seit Jahren immer wieder aufmerksam gemacht > viewtopic.php?f=5&t=78

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Ernährung und Sport können Entzündungsgeschehen bei älteren Menschen positiv beeinflussen

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Ernährung und Sport können Entzündungsgeschehen bei älteren Menschen positiv beeinflussen


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Langfristig erhöhte Konzentrationen bestimmter entzündungsfördernder Zytokine gelten als Indiz für das Entzündungsaltern und begünstigen im fortgeschrittenen Alter die Entwicklung einer Sarkopenie. Ein Forscherteam vom DIfE konnte nun in einer 8-wöchigen Pilotstudie zeigen, dass sich eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren und Proteinen ist, in Kombination mit regelmäßigem Sport positiv auf das Entzündungsgeschehen älterer Menschen auswirken kann. Die Ergebnisse wurden im International Journal of Molecular Sciences veröffentlicht.

Im Alter noch gesund und fit zu sein, ist ein Wunsch, den wir wohl alle teilen. Um das zu erreichen, ist es u. a. notwendig, dem Inflammaging, zu Deutsch: Entzündungsaltern, entgegenzuwirken. Inflammaging bedeutet, dass es bei älteren Menschen zu einer erhöhten Ausschüttung von entzündungsfördernden Zytokinen kommt, was zu einem anhaltenden leichtgradigen Entzündungsgeschehen führt. Dieses stört die normalen Zellfunktionen und begünstigt altersbedingte Erkrankungen des Stoffwechsels, des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungsapparats, wie z. B. Sarkopenie.

Erst kürzlich wurde der Begriff "Inflamm-Aging" auf "Inflamm-Inaktivität" ausgeweitet, da verschiedene Studien gezeigt haben, dass eine bewegungsarme Lebensweise einen relevanten Anteil an den entzündlichen Prozessen hat. Mit regelmäßiger Bewegung kann diesen jedoch auch im höheren Alter entgegengewirkt werden. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass bestimmte Ernährungsweisen die Entzündungsbelastung bei älteren Menschen reduzieren können. Jedoch gibt es bisher keine Studien, die den Effekt von Vibrationstraining in Kombination mit einer Ernährungsumstellung (insbesondere Omega-3-Supplementierung) auf das Entzündungsgeschehen bei älteren Menschen untersucht haben.

Das 8 Wochen-Programm

Ein interdisziplinäres DIfE-Forscherteam um Prof. Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie, und PD Dr. Olga Ramich, Leiterin der Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin, wollte daher herausfinden, wie sich eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren und Proteinen ist, in Kombination mit körperlicher Betätigung auf das Entzündungsgeschehen bei älteren Menschen auswirkt. Vor diesem Hintergrund führten die Wissenschaftler*innen eine 8-wöchige, randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie mit 61 gesunden Frauen und Männern aus dem Potsdamer Umland im Alter von 65 bis 85 Jahren durch. Alle Teilnehmenden erhielten ein aufbauendes Trainingsprogramm, bestehend aus einem angeleiteten Vibrationstraining im Institut sowie selbständigen Kraftübungen für zuhause. Darüber hinaus wurden die Teilnehmenden per Zufallsprinzip einer von drei Ernährungsweisen zugeordnet. Die erste Gruppe hat sich mithilfe eines Molkenproteindrinks proteinreich (1,2-1,5 g Protein/kg Körpergewicht/Tag) ernährt und erhielt außerdem täglich ein Omega-3-reiches Algenöl (3,5 ml/Tag). Die zweite Gruppe nahm ebenfalls den Molkenproteindrink zu sich, bekam aber kein Algenöl. Die dritte Gruppe diente als Kontrolle und hat abgesehen vom Training keine weiteren Empfehlungen erhalten und daher die gewohnte Ernährung weitergeführt.

Blutanalysen geben Einblick ins Entzündungsgeschehen

Zu Beginn und am Ende der Studie wurde den Teilnehmenden Blut abgenommen, sodass die Wissenschaftler*innen den Omega-3-Plasmaindex messen und verschiedene Entzündungsmarker (Zytokine), wie z. B. das entzündungsfördernde Interleukin-6, bestimmen und vergleichen konnten. Zum einen untersuchte das Forscherteam die Konzentrationen an zirkulierenden Zytokinen im Blutserum. Zum anderen analysierten sie in sogenannten peripheren mononukleären Blutzellen – dazu zählen z. B. Lymphozyten und Monozyten – die Expressionslevel von Genen, die für die Synthese dieser Zytokine zuständig sind. Weiterhin führten die Forschenden einen Ex-vivo-Vollbluttest durch: In diesem stimulierten sie die in den Blutproben enthaltenen Immunzellen mit bakteriellen Lipopolysacchariden (LPS-Stimulierung) und bestimmten die dadurch ausgelöste Zellaktivierung und Zytokinfreisetzung.

„Wir konnten zeigen, dass bei den männlichen Studienteilnehmenden eine Omega-3-haltige, proteinreiche Ernährung in Kombination mit körperlicher Betätigung zu einer Verringerung des Entzündungsgeschehens führt“, erklärt Prof. Norman, „Sowohl die Menge der zirkulierenden Zytokine als auch deren Genexpression waren signifikant reduziert.“ Die verringerten Genexpressionslevel konnten ebenfalls in der zweiten Gruppe beobachtet werden, die sich proteinreich ernährte, aber kein zusätzliches Omega-3 bekam. Bei der Kontrollgruppe, die nur das Training absolviert hatte, blieben diese Effekte aus. „Möglicherweise war das Training zu kurz oder zu mild“, sagt Ulrike Haß, Erstautorin der Studie.

Bei den Tests zur Immunantwort nach LPS-Stimulierung stellten die Wissenschaftler*innen fest, dass allein die Bewegungsintervention zu einer geringeren entzündungsfördernden Reaktion gewisser Zytokine der Blutzellen führte.

Es ist nie zu spät für einen gesunden Lebensstil

Die entscheidende Erkenntnis der aktuellen Studie ist laut Prof. Norman: „Das Entzündungsgeschehen bei älteren Menschen, das in Zusammenhang mit der Entstehung zahlreicher Erkrankungen steht, ist durch Ernährung und Sport teilweise beeinflussbar.“ Demnach ist es auch im Alter noch sinnvoll, sich einen gesunden Lebensstil anzueignen.

In zukünftigen Untersuchungen wollen die Wissenschaftler*innen der Frage nachgehen, ob pflanzliche Proteine dieselbe Wirkung erzielen wie das in dieser Pilotstudie verwendete Molkenprotein. Darüber hinaus wollen sie den Effekt von Ernährung und Bewegung bei älteren Menschen untersuchen, die bereits chronische Erkrankungen haben.

Förderung

Die AIDA-Studie wurde unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) Forschungsförderung 2020 (kompetitiv erworbenes Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro).

Hintergrundinformationen

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren gehören zu den sogenannten mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie sind wichtige Bestandteile unserer Zellmembranen und werden für die Produktion verschiedener Gewebshormone benötigt. Studien konnten darüber hinaus zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren die Immunabwehr stärken und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.

Für den menschlichen Körper besonders wichtige Omega-3-Fettsäuren sind die alpha-Linolensäure (ALA), die Docosahexaensäure (DHA) und die Eicosapentaensäure (EPA).
Da unser Körper ALA nicht selbst herstellen kann, muss diese Fettsäure über Lebensmittel wie z. B. Leinsamen, Walnüsse und daraus hergestellten Ölen, Hanf- oder Rapsöl aufgenommen werden.

Die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA kann unser Körper in geringen Mengen aus ALA selbst herstellen. Idealerweise werden diese Omega-3-Fettsäuren aber über fette Kaltwasser-Meeresfische wie Lachs, Hering, Makrele und Sardelle oder über Algen(öl) aufgenommen.

Die Teilnehmenden der AIDA-Studie erhielten täglich ein Algenöl, das 1397 mg DHA und 749 mg EPA enthielt.

Zytokine

Unter dem Begriff Zytokine wird eine sehr differenzierte Gruppe von Peptiden und Proteinen zusammengefasst, die als Botenstoffe wesentlichen Einfluss auf Immun- und Entzündungsreaktionen nehmen. Zytokine werden bei einer Reaktion des Immunsystems gebildet und docken an spezielle Rezeptoren der verschiedenen Zellen des Immunsystems an, um die notwendige Aktivierung der Zielzellen zu erreichen.

Zu den Zytokinen zählen Interleukine, Interferone, Tumornekrosefaktoren und weitere Polypeptide oder Proteine. Zytokine können auf die Zelle wirken, die sie produziert hat, auf benachbarte Zellen oder auch auf weit entfernte Zellen.

Innerhalb der AIDA-Studie wurden u. a. das entzündungsfördernde Interleukin-6 und das entzündungshemmende Interleukin-10 bestimmt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Kristina Norman
Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie
Tel: 033200 88 – 2280
E-Mail: kristina.norman@dife.de

Originalpublikation:
Haß, U., Heider, S., Kochlik, B., Herpich, C., Pivovarova-Ramich, O., Norman, K.: Effects of Exercise and Omega-3-Supplemented, High-Protein Diet on Inflammatory Markers in Serum, on Gene Expression Levels in PBMC, and after Ex Vivo Whole-Blood LPS Stimulation in Old Adults. Int. J. Mol. Sci. 2023, 24(2):928. [Open Access]
-> https://doi.org/10.3390/ijms24020928

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.3390/nu14204274 (Ähnliche Publikation)

Quelle: Pressemitteilung vom 24.02.2023
Susann-C. Ruprecht Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
> https://idw-online.de/de/news809858
WernerSchell
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Mangelnde Vitamin-D-Versorgung bei älteren Menschen

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Mangelnde Vitamin-D-Versorgung bei älteren Menschen

Neue Studie der SRH Hochschule für Gesundheit und der Universität des Saarlandes untersucht die Bedeutung von Vitamin-D-Analoga im Vergleich zu Vitamin D bei geriatrischen Patient:innen.

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„Neueste Studien zeigen, dass in Mitteleuropa mehr als 50 Prozent der über 60-Jährigen nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt sind. Eine unzureichende Vitamin-D-Zufuhr, die oft aufgrund von Lebensgewohnheiten und unzureichender Sonneneinstrahlung verursacht wird, steht im Zusammenhang mit zahlreichen Erkrankungen, insbesondere der Alzheimer-Krankheit. Die Verwendung von Vitamin-D-Analoga könnte bei dieser Bevölkerungsgruppe daher von besonderem Nutzen sein“, erklärt Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland der SRH Hochschule für Gesundheit.

Vitamin-D-Analoga wie Alfacalcidol, Paricalcitol, Doxercalciferol, Tacalcitol, Calcipotriol und Eldecalcitol unterscheiden sich in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften, d. h. darin, wie sie im Körper aufgenommen, verteilt und abgebaut werden, sowie in ihrer Bindungsaffinität zum Vitamin-D-Rezeptor und ihren möglichen Nebenwirkungen. In der aktuellen Studie, die von Prof. Dr. habil. Marcus Grimm und Dr. Heike Grimm, Dozentin im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung, gemeinsam mit Prof. Dr. Tobias Erhardt, Studiengangsleiter im ausbildungsintegrierenden Bachelor-Studiengang Physiotherapie, und der Universität des Saarlandes durchgeführt wurde, werden diese Aspekte diskutiert und die möglichen Auswirkungen der Vitamin-D-Analoga auf Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit geriatrischen Erkrankungen zusammengefasst.

Alzheimer ist eine komplexe neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die häufig bei älteren Menschen auftritt. Sie wird in der Regel durch die extrazelluläre Anhäufung von amyloiden Plaques, bestehend aus kleinen Eiweißmolekülen, den Amyloid-β-Peptiden, verursacht. Die Übersichtsarbeit betont die Bedeutung einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung und diskutiert die Besonderheiten der Verabreichung verschiedener Vitamin-D-Analoga im Vergleich zu Vitamin D bei geriatrischen Patient:innen, insbesondere bei Personen, die an der Alzheimer-Krankheit leiden. Die Vitamin-D-Analoga zeigen neben ihren vielseitigen Effekten auf Mechanismen, die für die Alzheimer-Krankheit relevant sind, auch potenzielle Auswirkungen auf Komorbiditäten, die im Kontext von geriatrischen Erkrankungen häufig auftreten.

Die Ergebnisse der Arbeit diskutieren wichtige Erkenntnisse zur Verwendung von Vitamin-D-Analoga und deren Rolle bei der Prävention und Behandlung von Alzheimer und anderen geriatrischen Erkrankungen und zeigen auf, dass Vitamin-D-Analoga bei bestimmten Personen und Krankheiten einer Vitamin-D-Zugabe überlegen sein könnten. Angesichts der hohen Prävalenz von Vitamin-D-Mangel bei älteren Menschen sind jedoch weitere (klinische) Studien erforderlich, um optimale Strategien für die Vitamin-D-Versorgung zu entwickeln und umzusetzen.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.srh-gesundheitshochschule.d ... am/marcus-...

Originalpublikation:
https://www.mdpi.com/2072-6643/15/7/1684

Quelle: Pressemitteilung vom 12.04.2023
Marie-Luise Unteutsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SRH Hochschule für Gesundheit
https://idw-online.de/de/news812437
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Saarbrücker Bioinformatiker erforschen molekulare Hintergründe des Alterungsprozesses

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Saarbrücker Bioinformatiker erforschen molekulare Hintergründe des Alterungsprozesses


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Was molekular geschieht, wenn der Körper altert, hat ein Team um die Bioinformatiker Andreas Keller und Fabian Kern gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern der Stanford University untersucht: Sie fanden heraus, dass das Ablesen der genetischen Information im Alter nicht mehr so reibungslos abläuft wie in jungen Jahren. Verantwortlich für diese veränderte Transkription sind bestimmte RNA-Moleküle, welche die Aktivität einzelner Gene beeinflussen und so bestimmen, welche Proteine der Körper produziert – mit erheblichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Der Forschungsartikel wurde nun im Fachjournal Nature Biotechnology veröffentlicht.

Wie und warum altern unsere Organe im Laufe der Jahre und Jahrzehnte? – Auf der Suche nach den molekularen Hintergründen des Alterungsprozesses sind Saarbrücker Forscherinnen und Forscher gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Stanford University nun einen Schritt vorangekommen: Ein Team um den Saarbrücker Professor für Klinische Bioinformatik Andreas Keller untersuchte Organe von Mäusen vom jungen bis ins hohe Alter und fand heraus, dass die Menge von kleinen, nicht-kodierenden RNAs (sncRNAs) in den Organen je nach Alter der Mäuse deutliche Unterschiede aufweist: „Wir haben einige RNA-Moleküle identifiziert, die mit dem Alter häufiger vorkommen – sowie solche, deren Menge sich deutlich verringert“, sagt Andreas Keller, der auch als Leiter der Abteilung Klinische Bioinformatik am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) forscht. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.

Unter den sncRNAs gibt es einige Vertreter, die die Menge so genannter messenger-RNA-Moleküle (mRNA) spezifisch regulieren. Deren Aufgabe wiederum ist es, in jeder Zelle abschnittsweise Kopien von Teilen der gespeicherten genetischen Information, der DNA, bereitzustellen, ein Vorgang, der als „Transkription“ bezeichnet wird. Somit trägt die mRNA den Bauplan für die Herstellung von einzelnen Proteinen, welche wiederum alle Stoffwechselvorgänge im Körper steuern. „Vergleicht man die DNA mit einem Kochbuch, in dem sämtliche Rezepte enthalten sind, so kopiert sich die mRNA gleichsam einzelne Rezepte heraus, aus denen als Speisen die entsprechenden Proteine entstehen“, veranschaulicht die Biotechnologin und Erstautorin der Publikation Viktoria Wagner die untersuchten Prozesse. Werden mRNA-Moleküle nun durch andere RNAs blockiert, so wird der weitere Übersetzungsprozess unterbunden und in der Folge werden auch keine Eiweiße mehr produziert. „Die gehemmte Proteinproduktion beeinflusst den Stoffwechsel in Zellen und Organen und wirkt sich letztlich auch auf den Alterungsprozess des gesamten Organismus aus“, erläutert Viktoria Wagner.

Die Saarbrücker Forscherinnen und Forscher beschreiben nun molekulare Alterungssignaturen und -muster, die entweder generell, das heißt über alle untersuchten Organe hinweg, oder aber spezifisch für einzelne Organe aufgetreten sind. „Ein spezielles Molekül hat dabei besonders starke Effekte in der Leber gezeigt“, erläutert Prof. Andreas Keller, der mit seinem Saarbrücker Team die Sequenzierung sowie die Analyse der beträchtlichen Datenmengen mittels bioinformatischer Software durchgeführt hat. „Die Ergebnisse weiterer Experimente zeigten, dass es beim Alterungsprozess erstaunlicherweise sogar umkehrbare Mechanismen gibt, zumindest auf einem molekularen Level.“

In zukünftigen Forschungsarbeiten wollen die Bioinformatiker nun die RNA-Moleküle näher unter die Lupe nehmen, die als potenzielle Alterungsmarker für bestimmte Organe herangezogen werden sollen. „Mithilfe eines hieraus entwickelten Biomarkers ließe sich durch Analyse des Blutes der individuelle Alterungsprozess eines Menschen beobachten“, so Keller. Dies ist besonders interessant, da der Prozess der Alterung immer noch eine der Hauptursachen für weit verbreitete Krankheiten ist.

Perspektivisch eröffne dies noch deutlich weitergehende Möglichkeiten: „Wir wissen inzwischen, dass Infektionskrankheiten mitunter einen starken Stress für alle unsere Zellen bedeuten und damit deren Alterung sogar beschleunigen können“, sagt Fabian Kern, Nachwuchsgruppenleiter am HIPS. Der promovierte Bioinformatiker hat die in der Studie angewandten Softwaretools maßgeblich entwickelt und erläutert die Bedeutung der aktuellen Forschungsergebnisse: „Anhand neuester Technologien und Methoden des maschinellen Lernens können wir molekulare Signalwege exakt klassifizieren. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wollen wir in einem nächsten Schritt neue Ansatzpunkte für innovative Medikamente ableiten und befinden uns damit bereits in einer Frühphase der Wirkstofffindung. Während klassische Wirkstoffe auf der Ebene von Proteinen eingreifen, würde dies eine gezielte Veränderung auf der Ebene der messenger-RNA bedeuten.“

Link zur Publikation: https://www.nature.com/articles/s41587-023-01751-6

Hintergrund:
Ihre Expertise im Bereich der Wirkstoffforschung wollen die Universität des Saarlandes (UdS) und das Saarbrücker Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) mit einer neuen Kooperationsplattform bündeln: Der PharmaScienceHub (PSH) soll die Wirkstoffforscher der Universität und des HIPS noch besser miteinander vernetzen und insbesondere die Interaktion mit der Industrie stärken. „Ziel ist es, vielversprechende Ergebnisse aus der Grundlagenforschung – also aus dem Labor oder der Bioinformatik – gezielt in die industrielle Anwendung zu bringen (translationale Forschung). „Der PSH soll ein Inkubator für die Entwicklung neuer Medikamente sein“, sagt Informatik-Professor Andreas Keller. Neben dem „klassischen“ Thema der Infektionskrankheiten solle es dabei auch um Themen wie Krebsmedikamente und die Altersforschung gehen.

Pressefotos zum Download zur honorarfreien Verwendung in Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung finden Sie auf der folgenden Webseite ganz unten. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Andreas Keller
Mail: andreas.keller(at)ccb.uni-saarland.de
Tel. +49 681 302-68611
http://www.ccb.uni-saarland.de/people/p ... as-keller/
https://www.helmholtz-hips.de/en/resear ... as-keller/

Hinweis für Hörfunk-Journalisten:
Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610) richten.

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Quelle: Pressemitteilung vom 27.04.2023
Redaktion
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