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WernerSchell
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Vitamine gegen Long-Covid? - Schlechte Noten für Beratung im Test

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Vitamine gegen Long-Covid?
Schlechte Noten für Beratung im Test



Stichprobe der Verbraucherzentrale zeigt Mängel beim Kundengespräch in Apotheken und Reformhäusern
• Testpersonen gaben eine Long-Covid-Erkrankung an und fragten nach Nahrungsergänzungsmitteln zur Therapie.
• Nur in vier von 20 Apotheken wurde von Nahrungsergänzungsmitteln abgeraten, nur in der Hälfte ein Arztbesuch empfohlen.
• Die Beratung entspricht häufig nicht der Rechtslage und nicht dem Stand der Wissenschaft.


Corona ist für viele kein Thema mehr, doch Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion sind für Betroffene eine echte Belastung. Geschätzt entwickeln etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen nach einer SARS-CoV-2-Infektion Long-Covid. Sie leiden unter Müdigkeit, ausgeprägter Erschöpfung und starken Einschränkungen im Alltag. Vor allem junge Erwachsene sind betroffen, Frauen etwas häufiger als Männer. Es liegt zwar eine Behandlungsleitlinie vor, aber eine Standardtherapie gibt es bisher nicht. Häufig werden Vitamine als Hilfe beworben – von einer Eigenmedikation mit Nahrungsergänzungsmitteln rät die Leitlinie aus Mangel an wissenschaftlichen Belegen jedoch klar ab. Trotzdem empfehlen viele Mitarbeitende in Apotheken und Reformhäusern solche Nahrungsergänzungsmittel, wie Tests in einem Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW zeigen. Nur in vier von 20 Apotheken wurde davon abgeraten, drei stellten sogar explizit einen Zusammenhang zwischen den Produkten und Long-Covid her. „Das ist unbefriedigend“, kritisiert Angela Clausen, Referentin für Lebensmittel im Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. „Die Beratung widerspricht damit der Rechtslage und dem medizinischen Wissensstand.“

Mitte Juni schickte die Verbraucherzentrale NRW zwei junge Frauen und zwei junge Männer in verschiedene Apotheken und Reformhäuser in Köln, Düsseldorf, Essen und Bonn. Sie stellten stets die gleiche Frage, nämlich „Haben Sie irgendwelche Vitamine oder so, die bei Long-Covid helfen?“. In jeder der Städte suchten die Testpersonen jeweils fünf Apotheken (bei Ketten maximal eine der Apotheken) und ein Reformhaus auf. Die Reformhäuser gehörten alle zur gleichen Kette, die Apotheken wurden zufällig ausgewählt. Die Ratsuchenden gaben an, vermutlich an Long-Covid zu leiden, nachdem sie im November 2022 Corona hatten. Als Symptome nannten sie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwierigkeiten und leichten Geruchsverlust.

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel
„Wir haben erhoben, was den Testpersonen empfohlen wurde“, erklärt Angela Clausen. „Nahrungsergänzungsmittel dienen laut Definition nicht zur Behandlung von Erkrankungen, sondern sind Lebensmittel für gesunde Menschen. Dies wird aber in den aufgesuchten Reformhäusern gar nicht und in den Apotheken nur sehr wenig vermittelt.“ Ganz im Gegenteil stellten drei Apotheken sogar explizit einen Zusammenhang zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Long-Covid her, zweimal davon für ein spezielles hochpreisiges Produkt. Nur in vier der 20 befragten Apotheken (20 Prozent) wurde darauf hingewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Behandlung von Krankheiten gedacht sind. In den aufgesuchten Reformhäusern gab es überhaupt keine Hinweise, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Behandlung von Krankheiten gedacht sind. Produktempfehlungen wurden in 13 von 20 Apotheken und in allen Reformhäusern ausgesprochen.

Selbstdiagnose nicht hinterfragt
Die Untersuchung ist nicht repräsentativ, zeigt aber Defizite in der Gesundheitsberatung. Denn die „Diagnose“ Long-Covid wurde nie in Frage gestellt. Das Personal fragte in dem Test weder, ob eine ärztliche Diagnose vorliegt, noch ob überhaupt bisher dazu eine Arztpraxis aufgesucht wurde. Immerhin wurde in zehn Apotheken, also bei 50 Prozent, ein Arztbesuch empfohlen. Es wurde in keiner einzigen Apotheke nach einer eventuellen Einnahme von Medikamenten gefragt.

Ein wirklicher Erfolg der Produkte wurde zwar eher nicht versprochen („könnte möglicherweise kurzfristig helfen, langfristig wahrscheinlich nicht“), aber die Aussagen zu Nahrungsergänzungsmitteln vor allem in den Reformhäusern deckten sich teils ganz und gar nicht mit dem Stand der Wissenschaft („das hat sich bei Long-Covid bewährt“, „der Körper braucht hochdosierte Vitamine“). In einer Apotheke wurden die Testpersonen immerhin darauf hingewiesen, dass man Nahrungsergänzungsmittel nur bei einem nachgewiesenen Mangel einnehmen sollte. In einer anderen wurde gewarnt, dass sie in zu hoher Konzentration schaden können. In diesen Apotheken wurde auch ein Arztbesuch empfohlen.

Bessere Beratung erwartet
Tatsächlich gibt es in der Forschung bislang keine Belege für einen Nutzen durch die eigenmächtige Einnahme von Vitamin D, C oder Spurenelementen. Vielmehr sollte gemeinsam mit behandelnden Ärzt:innen überprüft werden, ob ein Nährstoffmangel vorliegt. Und für keines der genannten Produkte – darunter auffällig viele einer bestimmten hochpreisigen Marke – gibt es zugelassene Aussagen mit Blick auf Long-Covid. „Verbraucher:innen müssen vom Fachpersonal in Apotheken eine besondere Beratungskompetenz erwarten können“, kritisiert Angela Clausen. „Im Leitfaden der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände für Beratungsgespräche heißt es eindeutig, dass bei Selbstmedikation konkret die Eigendiagnose hinterfragt und geklärt werden muss, ob Medikamente eingenommen werden. Daher hätten wir erwartet, dass die Diagnose Long-Covid kritisch hinterfragt wird, was nur einmal geschah, und dass den Testpersonen ein Arztbesuch empfohlen würde – was jedoch nur in der Hälfte der 20 Apotheken geschah.“ Kritisch sieht Clausen auch, dass Produktempfehlungen getätigt wurden, ohne dass darauf hingewiesen wurde, dass manche Präparate teils nicht geeignet sind, etwa bei Schilddrüsenerkrankungen, Störungen der Glukosetoleranz oder bei einer Schwangerschaft.

Weiterführende Infos und Links:
• Alles zum Marktcheck gibt es online unter www.verbraucherzentrale.nrw/beratung-longcovid
Für weitere Informationen
Pressestelle Verbraucherzentrale NRW
Tel. (0211) 91380-1101
presse@verbraucherzentrale.nrw
--

Quelle: Pressemitteilung vom 19.07.2023
Verbraucherzentrale NRW
Pressestelle
Mintropstraße 27
40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/91380-1101

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Präventionsradar der DAK-Gesundheit: Benachteiligte Schulkinder häufiger einsam und krank

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DAK-Gesundheit


Präventionsradar der DAK-Gesundheit: Benachteiligte Schulkinder häufiger einsam und krank

In Deutschland geht es sozial benachteiligten Schulkindern deutlich schlechter als Gleichaltrigen aus gut gestellten Familien. Viele haben häufiger Schmerzen, depressive Symptome oder Schlafprobleme als Gleichaltrige mit hohem Sozialstatus. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit für das Schuljahr 2021/2022, der heute in Berlin vorgestellt wurde. DAK-Vorstandschef Storm fordert eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit. Das Bundesfamilienministerium bekräftigt seine Forderung nach einer Kindergrundsicherung – auch um die Gesundheit der Heranwachsenden zu schützen. Lesen Sie mehr in der nachfolgenden Pressemitteilung vom 27.07.2023.

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Benachteiligte Schulkinder häufiger einsam und krank
• DAK-Präventionsradar: Schulstudie vergleicht Gesundheit und Wohlbefinden nach Sozialstatus in Pandemie-Zeiten
• Kinder mit niedrigem Sozialstatus sind eher einsam (50%), haben Schmerzen (38%) und Schlafprobleme (49%)
• DAK-Vorstandschef Storm fordert eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit


In Deutschland geht es nach Ende der Pandemie sozial benachteiligten Schulkindern deutlich schlechter als Gleichaltrigen aus gut gestellten Familien. Die Hälfte der Jungen und Mädchen mit niedrigem Sozialstatus ist einsam. Viele haben häufiger Schmerzen, depressive Symptome oder Schlafprobleme als Gleichaltrige mit hohem Sozialstatus. Mehr als ein Fünftel der sozial benachteiligten Schulkinder hat wegen Schlafproblemen sogar schon einmal Schlafmittel genommen. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit für das Schuljahr 2021/2022. Für die breit angelegte Schulstudie hat das IFT-Nord in Kiel rund 15.000 Jungen und Mädchen der Klassen 5 bis 10 in insgesamt 14 Bundesländern befragt und die Ergebnisse mit den Vorjahren verglichen. Als Konsequenz aus der aktuellen Studie fordert DAK-Vorstandschef Andreas Storm eine gezielte Präventionsoffensive in den betroffenen Schulen. Das Bundesfamilienministerium bekräftigt seine Forderung nach einer Kindergrundsicherung – auch um die Gesundheit der Heranwachsenden zu schützen.

„Wir wissen seit Jahren, wie bestimmend die soziale Herkunft für den Bildungserfolg ist. Unser Präventionsradar zeigt als Frühwarnsystem jetzt eindrücklich auf, dass auch Chancen auf eine gute Gesundheit ungerecht verteilt sind“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wenn es vom familiären Hintergrund abhängt, ob Schulkinder einsamer sind, mehr Schmerzen und depressive Symptome haben oder schlechter schlafen, dann müssen wir handeln. Wir brauchen eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit.“

Laut DAK-Präventionsradar fühlt sich jedes dritte Schulkind der Klassen 5 bis 10 oft allein und ausgeschlossen und hat das Gefühl, keine Freunde zu haben. In der Gruppe mit einem niedrigen Sozialstatus ist sogar die Hälfte von Einsamkeit betroffen. Auch bei körperlichen Beschwerden schneiden sozial benachteiligte Schulkinder schlechter ab. 38 Prozent von ihnen haben mindestens einmal pro Woche eine oder mehrere Arten von Schmerzen, bei gut situierten Kindern sind es 21 Prozent. Unter allen befragten Schulkindern sind Kopf- und Rückenschmerzen mit 27 beziehungsweise 25 Prozent besonders verbreitet. Von regelmäßigen Bauchschmerzen berichtet etwa ein Fünftel (19 Prozent). In Bezug auf depressive Symptome zeigt sich ein vergleichbares Bild: Bei den Befragten mit niedrigem Sozialstatus haben 44 Prozent emotionale Probleme und sind von einer traurigen Stimmung, von Freudlosigkeit oder Selbstwertverlust betroffen. Unter denjenigen mit einem hohem Sozialstatus sind es mit 26 Prozent deutlich weniger.

„Die vergangenen Jahre haben Heranwachsende – insbesondere aufgrund der COVID-19 Pandemie – vor große Herausforderungen gestellt. Jungen und Mädchen aus Familien, die einer niedrigen sozialen Schicht zuzuordnen sind, hatten es schwerer, diese Herausforderungen gut zu bewältigen. Die Daten des Präventionsradars zeigen: je ungünstiger die soziale Situation, desto schlechter der Gesundheitszustand. Dies zeigt sich drastisch in Krisenzeiten. Wir sollten daher besonders diejenigen Heranwachsenden unterstützen, die aus Familien stammen, die wenig Ressourcen zur Verfügung haben, um zu verhindern, dass sich Störungen und Erkrankungen im Jugendalter manifestieren“, erklärt Professor Reiner Hanewinkel als Studienleiter beim IFT-Nord in Kiel. „Um das Ziel von gesundheitlicher Chancengleichzeit zu erreichen, bedarf es jetzt dringend einer breiten Präventionsoffensive, mit Maßnahmen und Strategien auf den unterschiedlichsten Ebenen und einer guten Zusammenarbeit vieler Partnerinnen und Partner“, ergänzt Andreas Storm.

Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, kommentiert: „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist elementar wichtig – sie prägt den Lebensweg von Beginn an und damit auch die Entwicklung unserer Gesellschaft. Der ‚Präventionsradar 2023‘ zeigt, dass es vielen Kindern und Jugendlichen grundsätzlich gut geht, aber eben nicht allen und die Kluft wird zunehmend größer.

Das ist alarmierend und zeigt: Wir müssen Präventionsangebote wie die Mental Health Coaches absichern, weil wir sie für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Schulen dringend brauchen. Zudem brauchen wir eine Kindergrundsicherung, die vor Armut und Benachteiligung schützt und damit auch die Gesundheit fördert.“

Im vergangenen Jahr hatten die Bundesministerien für Gesundheit und für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eine Interministerielle Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ eingesetzt. In ihrem Abschlussbericht im Februar 2023 erklärten die Ministerien unter anderem, an ausgewählten Schulen Mental Health Coaches einzuführen, die sich präventiv um die Stärkung der seelischen Widerstandskraft von Schulkindern und weitere Gesundheitsaspekte kümmern. „Wir brauchen dringend eine Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit. Dass im kommenden Schuljahr erstmals Mental Health Coaches ihre Arbeit aufnehmen sollen, ist hierfür ein guter Einstieg“, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Sie müssen ganz gezielt dort eingesetzt werden, wo der Bedarf besonders groß ist und wo zum Einzugsgebiet der Schulen besonders viele sozial benachteiligte Familien gehören.“

Ein weiteres Ergebnis des DAK-Präventionsradars: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Schulkinder haben mindestens einmal pro Woche Schlafprobleme. Etwa die Hälfte der Jungen und Mädchen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus schlafen schlecht. Etwa ein Fünftel (22 Prozent) von ihnen hat deswegen schon einmal Schlafmittel genommen. Eine große Rolle bei den Schlafproblemen der sozial benachteiligten Schulkinder spielen exzessive Bildschirmzeiten. Die Studie zeigt, dass benachteiligte Jungen und Mädchen deutlich mehr Zeit am Bildschirm verbringen als besser gestellte Mitschülerinnen und Mitschüler. Und lange Zeiten am Handy, an der Spielekonsole und am Laptop sind nach Modelrechnungen auf Grundlage der Befragungsergebnisse deutlich mit häufiger auftretenden Schlafproblemen assoziiert.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.07.2023
DAK-Gesundheit
Pressestelle
Telefon: 040-2364 855 9411
E-Mail: presse@dak.de


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Abnehm-Medikament verbessert assoziatives Lernen bei Menschen mit Adipositas

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Abnehm-Medikament verbessert assoziatives Lernen bei Menschen mit Adipositas

Übergewicht führt zu einem veränderten Energiestoffwechsel und zu einer verminderten Insulinempfindlichkeit der Zellen. Zur Behandlung von Übergewicht werden immer häufiger so genannte „Diät-Spritzen“ eingesetzt. Vor allem in den USA haben diese einen regelrechten Hype ausgelöst. Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln haben nun an Proband:innen gezeigt, dass eine verminderte Insulinsensitivität der Zellen bei Übergewicht die Fähigkeit zum assoziativen Lernen herabsetzt. Bereits eine einmalige Gabe des Abnehm-Medikaments Liraglutid konnte diese Veränderungen rückgängig machen und das Gehirn wieder in den Normalzustand versetzen.

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Um unser Verhalten steuern zu können, muss das Gehirn in der Lage sein, Assoziationen zu bilden. Dabei wird beispielsweise ein neutraler äußerer Reiz mit einer Konsequenz verknüpft, die auf diesen Reiz folgt (z.B. die Herdplatte leuchtet rot – man kann sich die Hand verbrennen). Dadurch lernt das Gehirn, welche Konsequenzen unser Umgang mit dem ersten Reiz hat. Das assoziative Lernen ist die Grundlage für die Bildung neuronaler Verknüpfungen und verleiht Reizen eine motivierende Kraft. Es wird wesentlich von einer Hirnregion gesteuert, dem dopaminergen Mittelhirn. Diese Region hat viele Rezeptoren für körpereigene Hormone wie z.B. Insulin und kann damit unser Verhalten an die physiologischen Bedürfnisse unseres Körpers anpassen.

Doch was passiert, wenn die Insulinsensitivität im Körper durch Übergewicht verringert ist? Verändert sich dadurch unsere Gehirnaktivität, unsere Fähigkeit, Verknüpfungen zu erlernen, und somit unser Verhalten zu steuern? Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung haben nun bei Probanden mit normalem Körpergewicht (hohe Insulinsensitivität, 30 Proband:innen) und Probanden mit Adipositas (verminderte Insulinsensitivität, 24 Proband:innen) gemessen, wie gut das Lernen von Assoziationen funktioniert und welchen Einfluss das Abnehm-Medikament Liraglutid darauf hat.

Geringe Insulinsensitivität senkt die Fähigkeit unseres Gehirns sensorische Reize miteinander zu verknüpfen

Dazu spritzten sie den Probanden abends entweder das Medikament Liraglutid oder ein Placebo. Liraglutid ist ein so genannter GLP-1 Agonist, der im Körper den GLP-1-Rezeptor aktiviert, so die Insulinproduktion im Körper anregt und nach dem Essen ein der Nahrungsaufnahme entsprechendes Sättigungsgefühl erzeugt. Es wird häufig zur Behandlung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes eingesetzt und im Rahmen der Therapie einmal täglich verabreicht. Am nächsten Morgen bekamen die Proband:innen eine Lernaufgabe, mit der die Forschenden messen konnten, wie gut das assoziative Lernen funktioniert. Dabei stellten sie fest, dass die Fähigkeit, sensorische Reize miteinander zu verknüpfen, bei den Probanden mit Adipositas geringer ausgeprägt war als bei Normalgewichtigen und dass die Hirnaktivität in den Hirnbereichen vermindert ist, die dieses Verhalten beeinflussen.

Bereits nach einmaliger Gabe von Liraglutid zeigten die Proband:innen mit Adipositas diese Beeinträchtigungen nicht mehr, so dass kein Unterschied in der Gehirnaktivität zwischen den Proband:innen mit Normalgewicht und Adipositas mehr gesehen werden konnte. Das Medikament versetzte das Gehirn also wieder in den Zustand normalgewichtiger Proband:innen.

„Diese Ergebnisse sind von grundlegender Bedeutung. Wir zeigen hier, dass grundlegende Verhaltensweisen wie das assoziative Lernen nicht nur von äußeren Umweltbedingungen abhängen, sondern auch vom Stoffwechselzustand des Körpers. Ob jemand Übergewicht hat oder nicht, bestimmt also auch, wie das Gehirn lernt, sensorische Signale zuzuordnen und welcher Antrieb dabei entsteht. Die Zustandsnormalisierung, die wir durch das Medikament bei Proband:innen mit Adipositas erreichen, passt also zu den Ergebnissen von Studien, dass durch diese Medikamente wieder ein normales Sättigungsgefühl vermittelt wird und die Menschen infolge weniger essen und damit abnehmen“, sagt Studienleiter Marc Tittgemeyer vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung.

„Während es erfreulich ist, dass die verfügbaren Medikamente einen positiven Einfluss auf die Hirnaktivität bei Adipositas haben, ist es aber erschreckend, dass es schon bei jungen Menschen mit Adipositas ohne sonstige Erkrankungen zu Leistungsveränderungen des Gehirns kommt. Die Prävention von Adipositas sollte in Zukunft eine viel größere Rolle in unserem Gesundheitssystem spielen. Die lebenslange Einnahme von Medikamenten ist die deutlich schlechtere Option, wenn wir durch Prävention Übergewicht und Folgeerkrankungen vermeiden könnten", sagt Ruth Hanßen, Erstautorin der Studie und Ärztin an der Uniklinik Köln.

Diese Studie wurde am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung durchgeführt und vom CECAD Exzellenzcluster für Altersforschung der Universität zu Köln und der Universitätsklinik Köln unterstützt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Marc Tittgemeyer, Forschungsgruppenleiter Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, tittgemeyer@sf.mpg.de, +49 221 4726-215

Originalpublikation:
Ruth Hanssen, Lionel Rigoux, Bojana Kuzmanovic, Sandra Iglesias, Alina C. Kretschmer, Marc Schlahmann, Kerstin Albus, Sharmili Edwin Thanarajah, Tamara Sitnikow, Corina Melzer, Oliver A. Cornely, Jens C. Brüning, Marc Tittgemeyer
Liraglutide restores impaired associative learning in people with obesity
Nature Metabolism, 17. August 2023

Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s42255-023-00859-y (Link funktioniert erst nach Ablauf des Embargos)
https://www.sf.mpg.de/2054298/news_2303 ... ser_gehirn
https://www.sf.mpg.de/startseite

Quelle: Pressemitteilung vom 17.08.2023
Dr. Maren Berghoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung
https://idw-online.de/de/news819143
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Bereits kurze Phasen ungesunden Essens schwächen das Immunsystem

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Deutsches Ärzteblatt vom 18.08.2023:

Bereits kurze Phasen ungesunden Essens schwächen das Immunsystem

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Hamburg – Wer sich die meiste Zeit gesund und ausgewogen ernährt, kann sich am Wochenende auch mal was gönnen!? Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) stellt diese Annahme infrage.

Selbst eine nur kurzfristige Abweichung von einem gesunden Speiseplan hin zu fettreicher Kost mit wenig Ballaststoffen kann bereits das Immunsystem schwächen und das Infektionsrisiko erhöhen, wie die Forschenden in Nature Immunology berichten (2023; DOI: 10.1038/s41590-023-01587-x).

Das internationale Team um Francesco Siracusa und Nicola Schaltenberg von der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des UKE führte für die Studie verschiedene Experimente im Tiermodell sowie anschließend eine Studie mit menschlichen Probanden durch.

.... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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Wie das Mikrobiom unsere Gesundheit beeinflusst

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SWR - Wissen - Stand 13.09.2023:

Depressionen, Alzheimer, Übergewicht
Wie das Mikrobiom unsere Gesundheit beeinflusst
von Dagmar Stoeckle

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Die Mikroben in unserem Darm entscheiden maßgeblich darüber, ob wir gesund oder krank, schlank oder dick, glücklich oder depressiv sind. Doch die Forschung dazu steht noch am Anfang.
… (weiter lesen und Videos zum Thema abrufen) … > https://www.swr.de/wissen/wie-das-mikro ... t-100.html

+++
Buchtipps zum Thema "Darm" (Auswahl):

Giulia Enders: Darm mit Charme - Alles über ein unterschätztes Organ … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 5&p=119665
Anja Pietzsch / Monique Héléne Thill: Antiaging für den Darm … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 31#p114631
Benjamin I. Brown (Aus dem Englischen von Ulla Rahn-Huber): Der reizende Darm … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 84&p=96629
Dr. Maya Shetreat-Klein: Darm heilt Hirn heilt Körper … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 64&p=89109
Dr. med. Ulrich Strunz: 77 Tipps für einen gesunden Darm … > viewtopic.php?f=7&t=813&p=9653
Prof. Dr. med. Thomas Foitzik: DARM O H N E CHARME … > viewtopic.php?f=7&t=238&p=2787
Verbraucherzentrale NRW e.V., Düsseldorf (Hrsg. - Christiane Schäfer Autorin): Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden? … > viewtopic.php?f=7&t=32&p=255
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Gesunde Ernährung im Alter fördern

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BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen


Gesunde Ernährung im Alter fördern
Bund, Länder und Kommunen in der Verantwortung


Eine gesunde Ernährung trägt gerade auch im Alter zu Wohlbefinden und Erhalt der Gesundheit bei. Zum Tag der Seniorenernährung am 28. September 2023 fordert die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen von Bund, Ländern und Kommunen, eine gesunde und nachhaltige Ernährung im Alter, möglichst in Gemeinschaft, stärker zu fördern. Sie appelliert – wie bereits in ihrer Stellungnahme vom Februar 2023 – an die Bundesregierung, ältere Menschen in der geplanten Ernährungsstrategie angemessen zu berücksichtigen. Bei der Umsetzung der Strategie kann an beispielhafte Strukturen und Projekte angeknüpft werden, die in den vergangenen Jahren unter Mitwirkung des BAGSO-Projekts „Im Alter IN FORM“ in Ländern und Kommunen aufgebaut wurden.

Auf Länderebene setzt sich die BAGSO für eine Verstetigung der Vernetzungsstellen für Seniorenernährung ein. Diese Vernetzungsstellen unterstützen lokale Akteure durch Beratung, Vernetzung und Fortbildungsangebote. Sie haben ältere Menschen in Privathaushalten ebenso im Blick wie Menschen in teilstationären oder stationären Pflegeeinrichtungen sowie in Wohngruppen. Nach dem Auslaufen der Anschubfinanzierung durch den Bund mussten erste Vernetzungsstellen ihre Arbeit wieder einstellen, in anderen Bundesländern ist ihre Zukunft ungewiss.

Auf kommunaler Ebene fordert die BAGSO die flächendeckende Einführung von Angeboten wie Mittags- und Nachbarschaftstischen. Erfahrungen aus Kommunen im Rahmen des Projektes „Im Alter IN FORM“ zeigen, dass sie zu gesunder und nachhaltiger Ernährung ebenso beitragen wie zu sozialer Teilhabe Älterer. Besonders für ältere Menschen, die alleine leben, sowie für Menschen mit funktionalen Einschränkungen oder eingeschränkter Mobilität stellt es eine große Herausforderung dar, sich selbst eine gesunde Mahlzeit aus frischen Lebensmitteln zuzubereiten.

Die BAGSO setzt sich im Rahmen von „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ seit mehr als 15 Jahren dafür ein, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer gesunden Ernährung und Bewegung im Alter in der kommunalen Praxis umgesetzt werden. Das Projekt „Im Alter IN FORM“ wird noch bis Juni 2024 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
Zur Stellungnahme der BAGSO

Über die BAGSO
Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertritt die Interessen der älteren Generationen in Deutschland. Sie setzt sich für ein aktives, selbstbestimmtes und möglichst gesundes Älterwerden in sozialer Sicherheit ein. In der BAGSO sind mehr als 120 Vereine und Verbände der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, die von älteren Menschen getragen werden oder die sich für die Belange Älterer engagieren.

Quelle: Pressemitteilung vom 22.09.2023
Pressekontakt
Simon Konermann
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V.
Noeggerathstr. 49
53111 Bonn
Tel.: 0228 24 99 93 - 44
E-Mail: konermann@bagso.de
www.bagso.de
twitter.com/bagso_de
facebook.com/bagso_de
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Studie: Zeitliches Fasten in der Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber

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Studie: Zeitliches Fasten in der Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber

Eine aktuelle Übersicht fasst die verfügbaren Beobachtungs- und epidemiologischen Daten zusammen, die Zusammenhänge zwischen Essgewohnheiten und der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) beschreiben. Inbegriffen sind die negativen Auswirkungen unregelmäßiger Essensgewohnheiten, das Auslassen des Frühstücks und des Essens am Abend auf die Lebergesundheit. Demnach spielt der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der NAFLD [Mar 2023].

Moderne Lebensstile führen zu unregelmäßigen Essgewohnheiten, wie dem Auslassen des Frühstücks und nächtlichem Snacken. Diese Gewohnheiten stören den zirkadianen Rhythmus und beeinträchtigen die Lebergesundheit, da sie einerseits die innere Uhr im Hypothalamus und andererseits periphere Zeitgeber, wie in der Leber, stören.

Keine üppigen Abendmahlzeiten: Die Studie zeigt, dass eine Verschiebung der Nahrungsaufnahme weg vom Abend positive Auswirkungen auf die Lebergesundheit haben kann. Dies könnte auf eine höhere morgendliche Insulinsensitivität zurückzuführen sein. Menschen mit NAFLD sollten ein üppiges Abendessen daher eher vermeiden.

Einengung des Essenszeitfensters: Des Weiteren wurde festgestellt, dass Fastenperioden zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wie zum Beispiel während des Ramadans positive Effekte auf Gewicht, Körperfett, Blutdruck sowie glykämische Parameter haben können. Obwohl die nächtliche Nahrungsaufnahme nicht dem natürlichen Essmuster entspricht, scheint allein die Einengung des Essenszeitfensters für diese günstigen Effekte verantwortlich zu sein.

Intervallfasten: Intervallfasten kann sich positiv auf HbA1c, Triglyzeride, Entzündungsmediatoren, Insulinsensitivität und oxidativen Stress auswirken. Einige dieser Effekte treten unabhängig von der Kalorienzufuhr auf.

Die zeitliche Begrenzung der Nahrungsaufnahme könnte daher eine einfache Maßnahme zur Prävention und Therapie von Fettleibigkeit und damit verbundenen Stoffwechselerkrankungen sein.

Zur Quelle (externer Link) > https://www.medical-tribune.de/medizin- ... -fettleber

Quelle: Pressemitteilung vom 13.11.2023
FETeV
Heinrich-Bingemer-Weg 8
60388 Frankfurt am Main
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Fettleber - weit verbreitet und selten bemerkt ...

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Fettleber - weit verbreitet und selten bemerkt: Knapp ein Viertel aller Erwachsenen hierzulande leidet an einer Fettleber - und die Zahl nimmt stetig zu. Eine gesunde Ernährung, Fasten und Bewegung können helfen. - Video (6,24 Min.) und weitere Informationen von NDR-Visite vom 21.11.2023 … > https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... er102.html
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Mangelernährung bei älteren Menschen besser erkennen

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Mangelernährung bei älteren Menschen besser erkennen

Dr. Nicolas Fabian Graeb hat in seinem Dissertationsprojekt ein hohes Risiko von Mangelernährung und Muskelabbau bei geriatrischen Patienten und Patientinnen ermittelt. Ernährungsstatus und -entwicklung werden dabei bislang in den Krankenhäusern kaum erfasst, so dass während und nach dem Klinikaufenthalt nicht adäquat interveniert bzw. wiederaufgebaut wird.

In mehreren Erhebungen wertete Graeb mit einem Forschungsteam zum einen Routinedaten aus der Altenpflege von Bewohnern und Bewohnerinnen mit mindestens dreitägigem Krankenhausaufenthalt aus. Es sollte so ermittelt werden, wie sich das Körpergewicht im Zusammenhang mit der akut-stationären Behandlung verändert. Zum anderen erhob das Forschungsteam auf mehreren Stationen in zwei Kliniken Daten zum Ernährungsmanagement, dem Ernährungszustand der älteren Patientinnen und Patienten, deren Essverhalten und erfolgten Ernährungstherapien. Zu guter Letzt maßen sie in einer kleinen Stichprobe auf denselben Stationen unter anderem die Körperzusammensetzung und den Muskelstatus zu Beginn des Klinikaufenthaltes und kurz vor Entlassung. Ziel war es herauszufinden, wie der Muskelstatus der geriatrischen Patientinnen und Patienten ist und ob weitere Muskelmasse im Verlauf verloren geht.

Es zeigte sich, dass bereits bei Aufnahme viele Personen ein Mangelernährungsrisiko aufweisen und der Anteil bis zur Entlassung weiter zunimmt, von 36,2 % auf 48,6 %. Häufig wird in einem relativ kurzen Zeitraum erheblich an Gewicht verloren, 21,9 % verlieren mindestens fünf Prozent ihres Körpergewichtes. Hiervon sind auch übergewichtige Patientinnen und Patienten betroffen. In der Folge erhöht sich das Mortalitätsrisiko. Der schlechte Ernährungszustand wird aber nur selten erkannt. Gleichzeitig wird auch eine geringe Nahrungszufuhr in der Klinik selten bemerkt, entsprechende Interventionen finden kaum statt und erreichen auch nicht unbedingt die Betroffenen. Es zeigt sich in allen Datenanalysen ein Zusammenhang mit der Dauer des Klinikaufenthaltes. Anhand der Analyse der Körperzusammensetzung wird deutlich, dass fast zwei Drittel der Älteren bei Aufnahme ins Krankenhaus bereits einen kritisch reduzierten Muskelstatus aufweisen. Im Verlauf verliert fast die Hälfte der untersuchten Personen mindestens ein Kilogramm Muskelmasse, Frauen weisen dabei ein höheres Risiko auf.

Die Daten zeigen, dass selbst in den kurzen Zeiträumen der akut-klinischen Versorgung bei älteren Patientinnen und Patienten häufig ein erheblicher Gewichtsverlust eintritt. Gleichzeitig ist der Ernährungszustand auch schon bei Einweisung oftmals reduziert, was aber aufgrund der fehlenden oder nicht zuverlässig durchgeführten Mangelernährungsscreenings selten erkannt wird. So sind gezielte Interventionen kaum möglich und erfolgen eher zufällig bzw. vermutlich auch personenabhängig. Es ist daher erforderlich das Ernährungsmanagement in den Kliniken besser zu organisieren, angefangen beim Risikoscreening, über strukturierte Interventionskonzepte bis hin zum Entlassmanagement. Hierfür sind eine gute interprofessionelle Kooperation und eine allgemeine Sensibilisierung für die Problematik grundlegend. Eingeleitete Therapien müssen auch nach Entlassung fortgeführt werden, ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf den Wiederaufbau von Muskelmasse und Kraft gelegt werden, um bei den älteren Menschen Mobilität und damit Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Zudem sollte über alle Settings eine Mangelernährung möglichst früh erkannt und am besten weitestgehend vorgebeugt werden. Hierfür ist es erforderlich Probleme wie Kau- und Schluckschwierigkeiten, Vereinsamung, Medikamentennebenwirkungen und Appetitverlust aus anderen Gründen möglichst frühzeitig zu registrieren und entsprechend zu intervenieren. In den Einrichtungen, sowohl im Krankenhaus als auch der Langzeitpflege, müssen vor allem ein bedürfnisgerechtes Nahrungsangebot, eine bedarfsgerechte Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme und die interprofessionelle Kooperation zwischen Pflege, Medizin, Ernährungsberatung und Hilfskräften verstärkt in den Mittelpunkt gestellt werden.

Originalpublikation:
s. https://www.ph-gmuend.de/die-ph/aktuell ... 444fa2f338

Quelle: Pressemitteilung vom 11.12.2023
Dr. Bert von Staden Stabstelle Hochschulkommunikation und Forschungsmarketing
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
https://idw-online.de/de/news825773
WernerSchell
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TK-Studie: Gesunde und nach­hal­tige Ernäh­rung ist den meisten Menschen sehr wichtig

Beitrag von WernerSchell »

TK-Studie: Gesunde und nach­hal­tige Ernäh­rung ist den meisten Menschen sehr wichtig - bei der Umset­zung hapert es

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Studie: Iss was, Deutschland!
> https://www.tk.de/resource/blob/2161370 ... 3-data.pdf


Berlin, 29. November 2023. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland legt Wert auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung: Neun von zehn (92 Prozent) finden nach eigener Aussage gesundes Essen wichtig oder sehr wichtig. Gut drei Viertel (77 Prozent) räumen der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln einen großen Stellenwert ein. Am wichtigsten ist den Befragten jedoch der Genuss. Fast alle Menschen in Deutschland (99 Prozent) sagen: Hauptsache es schmeckt. Das zeigt die neue Ernährungsstudie "Iss was, Deutschland!", die die Techniker Krankenkasse (TK) auf Basis einer repräsentativen Forsa-Umfrage erstellt und heute in Berlin vorgestellt hat.

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Gesunde und nachhaltige Ernährung ist den meisten Menschen aus guten Gründen sehr wichtig. Allerdings steht das im Gegensatz zur Wirklichkeit. Lebensstilbedingte Erkrankungen nehmen seit Jahren zu. So leidet zum Beispiel mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland an Übergewicht bzw. Adipositas. Herzkreislaufmedikamente, wie Blutdrucksenker, sind die mit Abstand am meisten verordneten Arzneimittel."

Fehlende Zeit und mangelndes Durchhaltevermögen
Dabei sind es weniger mangelnde Kenntnisse über gesunde Ernährung, die die Menschen davon abhalten, den Speiseplan gesünder zu gestalten, als ein eng getakteter Alltag. So gaben 43 Prozent der Befragten fehlende Zeit und Ruhe als Grund an, sich nicht gesünder zu ernähren. Es folgen mangelndes Durchhaltevermögen (37 Prozent) sowie die schwierige Vereinbarkeit von gesunder Ernährung und Beruf (27 Prozent). "Gesundes Essen sollte schmecken und leicht zuzubereiten sein, damit es auch mit dem Alltag der Menschen vereinbar ist. Eine besondere Verantwortung kommt da auch der Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen und Betrieben zu. Hier wird ein Großteil der Menschen erreicht, auch diejenigen, die ansonsten nicht für ausreichend gesunde Mahlzeiten sorgen können", so TK-Chef Baas. Die TK unterstützt dabei fachlich und fördert Präventionsmaßnahmen.

Nur vier von zehn nutzen den Nutri-Score
Basis für eine ausgewogene gesunde Ernährung sind vor allem unverarbeitete Lebensmittel wie Obst und Gemüse, die frisch zubereitet werden. Bei industriell hergestellten Lebensmitteln, wie Joghurt, Konserven oder Fertiggerichten, kann der Nutri-Score Orientierung geben, welches Produkt die gesündere Wahl ist. Diese Lebensmittel-Ampel wurde 2020 in Deutschland eingeführt, um den Nährwert für Verbraucherinnen und Verbraucher auf Verpackungen einfacher kenntlich zu machen. Bereits 38 Prozent der Befragten orientieren sich beim Einkauf an dieser Lebensmittel-Ampel - rund 60 Prozent allerdings gar nicht. Dr. Jens Baas: "Es zeigt sich, dass Befragte, die auf den Nutri-Score achten, sich auch gesünder und vollwertiger ernähren als diejenigen, die sich gar nicht daran orientieren."

Fleischverzicht bleibt die Ausnahme
Trotz des immer stärkeren Bewusstseins der Bevölkerung für gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit sind die Fleischesserinnen und -esser laut Studie nach wie vor in der Überzahl. Der Anteil der Menschen, die regelmäßig Fleisch essen, ging seit der letzten TK-Ernährungsstudie im Jahr 2017 nur leicht von 84 Prozent auf 78 Prozent zurück. Auch vergrößerte sich der Anteil der Befragten, der sich überwiegend pflanzlich ernährt, im Vergleich zur Vorgängerstudie nur leicht - von 13 auf 17 Prozent. Zwei Prozent ernähren sich nach eigenen Angaben komplett vegetarisch und nur ein Prozent isst gar keine tierischen Produkte, lebt also vegan.

Professorin Ulrike Arens-Azevêdo, Mitglied des wissenschaftlichen Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und ehemalige Präsidentin der DGE: "Angesichts der immer knapper werdenden Ressourcen unserer Erde geht es beim Thema Ernährung nicht mehr nur um die Gesundheit des Menschen, sondern auch um die Gesundheit unseres Planeten. Eine überwiegend pflanzliche Ernährung ist gesünder und belastet das Klima weniger als eine fleischbasierte Ernährung. Das berücksichtigen wir auch bei unseren Empfehlungen."

Hinweis für die Redaktion
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 2. bis 26. Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.704 Personen ab 18 Jahren zu ihrem Ernährungs- und Trinkverhalten.

Die TK unterstützt ihre Versicherten mit vielen Angeboten auf dem Weg zu einer gesünderen und nachhaltigen Ernährung. Das interaktive TK-ErnährungsCoaching unterstützt Interessierte ganz individuell, langfristig ihre Ernährungsziele zu erreichen. Außerdem bezuschusst die TK Ernährungskurse vor Ort oder digital. Darüber hinaus unterstützt die TK Arbeitgeber, Kitas, Schulen und Hochschulen fachlich und finanziell bei der Umsetzung von Ernährungsprojekten.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.11.2023 > https://www.tk.de/presse/themen/praeven ... ig-2161534 bzw. > https://www.tk.de/presse/themen/praeven ... 23-2038862
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