Demenz - Demenzdiagnose - Demenztest

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WernerSchell
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Zu früh für die Regelversorgung: Transkranielle Pulsstimulation TPS bei Alzheimer

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Stellungnahme

Zu früh für die Regelversorgung: Transkranielle Pulsstimulation TPS bei Alzheimer

Kritische Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V.

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14. September 2022 (aktualisiert am 6.12.2023) – Menschen mit Alzheimer und ihren Angehörigen wird seit einiger Zeit Hoffnung gemacht: Die sogenannte Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird als neue, scheinbar „bahnbrechende“ Therapiemethode angepriesen. Die Kosten müssen die PatientInnen selbst tragen. Verschiedene Medien haben darüber berichtet. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. hat die Datenlage bewertet und unter der Federführung von Vorstandsmitglied Prof. Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie und Co-Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen, eine Stellungnahme ausgearbeitet. Das Resümee: Es erscheint absolut verfrüht, die TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben. Bislang gibt es keine veröffentlichte kontrollierte randomisierte Studie zur TPS bei Menschen mit Alzheimer.

Die Alzheimer-Krankheit ist trotz intensiver Forschung bislang unheilbar. Sie zählt wie Parkinson oder Multiple Sklerose zu den neurodegenerativen Erkrankungen und zeichnet sich durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen aus. Dies führt zu einer Beeinträchtigung bestimmter Hirnfunktionen wie zunehmendem Gedächtnisverlust, Sprach- oder Bewegungsstörungen. ForscherInnen der Universitätsklinik für Neurologie in Wien haben gemeinsam mit der Firma Storz Medical AG die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) entwickelt. Die neue Therapie, die bereits umfangreich öffentlich beworben wird, soll die Regeneration des Gehirns stimulieren. Laut Aussage der Studienautoren ist es damit „weltweit erstmalig möglich, mit einem Ultraschall-Puls direkt am Schädelknochen, nicht invasiv, schmerzfrei und bei vollem Bewusstsein in alle Bereiche des Gehirns vorzudringen und dort ganz gezielt Hirnareale anzusteuern und diese zu aktivieren“. Auf der Website der „Ärztlichen Interessensgemeinschaft Alzheimer-Demenz-Therapie“ unter www.alzheimer-deutschland.de und in einigen überregionalen Medienberichten in Deutschland wird die Methode als „wirksam und sicher“ sowie „bahnbrechend“ bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum gibt es bereits mehr als 42 Behandlungsstandorte, 33 davon in Deutschland.

Studien zu klinischen Effekten der TPS im Jahr 2019 publiziert

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine gepulste ultraschallbasierte Methode zur nicht invasiven Stimulation des Gehirns. Eine spezielle Ultraschallsonde emittiert sehr kurze (30 µs) Ultraschallpulse mit einer typischen Frequenz von 5 Hz. Dem TPS-Konzept liegt eine mehr als zehnjährige Forschungstätigkeit der Arbeitsgruppe um Prof. Roland Beisteiner von der Universitätsklinik für Neurologie und Psychiatrie der Medizinischen Universität Wien zugrunde. Seit 2019 wurden die Forschungsdaten zur TPS in sechs wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht.

THS gegen kognitive Defizite und den Verlust von Nervenzellen?

Vier der Studien beruhen auf Untersuchungen an ein und derselben kleinen Kohorte aus 35 ProbandInnen mit wahrscheinlicher Alzheimer-Erkrankung. Diesen wurde die TPS über 2‒4 Wochen (3 Sitzungen pro Woche, 6000 Pulse/Sitzung, Stimulation von individuell festgelegten Regionen des „Alzheimer-Netzwerks“ inklusive des dorsolateralen präfrontalen Kortex und des Default Mode Netzwerks) appliziert [1]. Darüber hinaus konnten die WissenschaftlerInnen signifikante positive Wirkungen auf neurokognitive Leistungen beobachten, die über 3 Wochen stabil anhielten. Gemessen wurden diese mit einer standardisierten neuropsychologischen Testbatterie zur Erfassung kognitiver Defizite bei Alzheimer-Patienten (CERAD, Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease, korrigierter Gesamtscore). Allerdings wurden neben positiven Effekten in den kognitiven Domänen „Gedächtnis“ und „verbale Funktionen“ auch negative Effekte auf visuo-konstruktive Leistungen beobachtet. Drei weitere Publikationen der Arbeitsgruppe beziehen sich auf Sekundäranalysen von Daten dieser Primärstudie [2,3].

Die einzige weitere Studie, die 2022 veröffentlicht wurde, ist eine nicht-kontrollierte retrospektive Datenauswertung bei n = 11 Alzheimer-PatientInnen, die aufgrund des Studiendesigns und der geringen Fallzahl nicht relevant zur Erhöhung der Evidenzbasis beiträgt [4]. Zudem wurden 2023 zwei Metaanalysen veröffentlicht [5,6] deren zentrale Aussagen sich mit der Bewertung durch die DGKN decken: „TPS könnte eine sichere und vielversprechende Zusatztherapie für die Alzheimer-Krankheit sein, auch für PatientInnen mit mittlerem bis schwerem Krankheitsverlauf. Dazu sind weitere Untersuchungen zu den langfristigen Auswirkungen bei den PatientInnen sowie Studien mit Scheinkontrollgruppen sind erforderlich. Darüber hinaus brauchen wir translationale Forschung zu den Wirkmechanismen und Auswirkungen auf die Physiologie des Gehirnnetzwerks, um diese neue Neuromodulationstechnik zu verstehen.“

Kritik am Studiendesign: dünne Studienlage und unklare Wirkung

Trotz interessanter Ergebnisse: Zahlreiche Kritiker, darunter die Selbsthilfeorganisation Deutsche Alzheimer Gesellschaft und WissenschaftlerIinnen unterschiedlicher Universitäten, zweifeln an der Aussagekraft der Studien und an der (Langzeit-)Wirkung der neuen Therapie. Auch die DGKN sieht die neue Methode auf Basis der aktuellen Datenlage kritisch:

1. Die Pilotstudie, die 2020 zum Thema therapeutische Wirkung von TPS auf Patienten mit Alzheimer-Erkrankung publiziert wurde [1]. basiert auf einer kleinen ProbandInnen-Gruppe und ist nicht kontrolliert, d. h., es gab keine Kontrollgruppe und somit auch kein randomisiertes verblindetes Studiendesign, welches notwendig wäre, um wirksame Therapien von Scheinbehandlungen zu unterscheiden. Somit kann zum aktuellen Zeitpunkt schlichtweg nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den beobachteten Wirkungen um Placeboeffekte handelte. Alle bisher publizierten Untersuchungen kommen zudem von derselben Arbeitsgruppe.

2. Auch eine weitere, 2022 veröffentlichte Studie trägt aufgrund des Studiendesigns und der geringen Fallzahl nicht relevant zur Erhöhung der Evidenzbasis bei [4]. Zwei Metaanalysen aus 2023 kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass weitere Untersuchungen zu den langfristigen Auswirkungen bei den PatientInnen sowie Studien mit Scheinkontrollgruppen erforderlich sind [5,6].

3. Im Zeitalter evidenzbasierter Medizin sind genauso wie für den Wirksamkeitsnachweis neuer medikamentöser Therapien auch für medizintechnische Therapien multizentrische, randomisierte, kontrollierte doppelt-verblindete Phase-II/III-Studien mit einem signifikanten Ergebnis für den primären Wirksamkeitsendpunkt zu fordern.

4. Auch die biologischen und neurophysiologischen Wirkungen der Methode sind bislang nur rudimentär untersucht, mit Ausnahme einiger präklinischer Daten an Ratten sowie der o. g. fMRT-Daten und einer Studie zu somatosensorisch evozierten Potenzialen bei Gesunden.

5. Schließlich sind die PatientInnen lediglich für 3 Monate nachbeobachtet worden, sodass die bei voranschreitenden neurodegenerativen Erkrankungen wichtige Frage nach der Dauer der beobachteten Therapieeffekte nicht adressiert wurde.

Prof. Ziemann fasst das Fazit und die Bewertung der DGKN wie folgt zusammen: „Sieht man sich die publizierten Studien im Detail an, so gibt es derzeit definitiv noch keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der neuen Methode. Für einen Wirksamkeitsnachweis der neuen Therapie sind placebokontrollierte, randomisierte verblindete Studien mit höherer Patientenzahl und längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich. Es ist daher aktuell nicht gerechtfertigt, TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben.“

Literatur
1. Beisteiner et al. 2020, Transcranial Pulse Stimulation with Ultrasound in Alzheimer's Disease – A New Navigated Focal Brain Therapy. Adv Sci (Weinh). 7:1902583
2. Matt et al. 2022, Transcranial pulse stimulation (TPS) improves depression in AD patients on state-of-the-art treatment. Alzheimers Dement (N Y). 10;8(1):e12245;
3. Dörl et al. 2022, Functional Specificity of TPS Brain Stimulation Effects in Patients with Alzheimer's Disease: A Follow-up fMRI Analysis. Neurol Ther. 11(3):1391-1398
4. Cont et al. 2022, Retrospective real-world pilot data on transcranial pulse stimulation in mild to severe Alzheimer's patients. Front Neurol 13:948204 https://doi.org/10.3389/fneur.2022.948204
5. Chen et al. (2023) Transcranial pulse stimulation in Alzheimer's disease. CNS Neurosci Ther https://doi.org/10.1111/cns.14372
6. Fernández-Castaño et al (2023) Effect of Transcranial Pulse Stimulation for the Treatment of Alzheimer´s Disease and its Related Symptoms. Curr Alzheimer Res 20:244-249 https://doi.org/10.2174/1567205020666230727102025

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. vertritt die Interessen von MedizinerInnen und WissenschaftlerInnen, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Die wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit über 4.000 Mitgliedern fördert die Erforschung von Gehirn und Nerven, sichert die Qualität von Diagnostik und Therapie neurologischer Krankheiten und treibt Innovationen auf diesem Gebiet voran. Sie ist aus der 1950 gegründeten „Deutschen EEG-Gesellschaft“ hervorgegangen. www.dgkn.de

Medienkontakt
Dipl.-Biol. Sandra Wilcken, c/o albertZWEI media GmbH, Tel.: +49 (0) 89 461486-11, E-Mail: presse@dgkn.de

Gerne vermitteln wir Ihnen im Rahmen Ihrer Berichterstattung den Kontakt zu ExpertInnen der DGKN. Bitte beachten Sie auch unseren Online-Bilderservice unter https://dgkn.de/dgkn/service-fuer-die-m ... ddatenbank. Wir freuen uns über einen Hinweis auf Ihre Veröffentlichung.
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Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als Therapieform verfrüht ...

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Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


08.12.2023


Es erscheint absolut verfrüht, die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben

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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich - u.a. neben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft - seit geraumer Zeit bemüht, hinsichtlich der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) eine im Interesse der Menschen mit Alzheimer liegende Klärung herbeizuführen.

Es wurde immer wieder in unterschiedlicher Weise über entsprechende Therapieangebote in den Medien berichtet. Zuletzt informierte die Neuss-Grevenbroicher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 26.10.2023 mit der Titelung: "Mit neuartiger Methode gegen Alzheimer" (> https://rp-online.de/nrw/staedte/greven ... d-99887713 ). In diesem Beitrag wurde sehr positiv über die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) berichtet. Es wird eigentlich suggeriert, dass diese Methode sehr hilfreich im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit sei.

Daraufhin wurde von hier (nachdem bereits 2019 Nachfragen veranlasst wurden) nochmals intensiv recherchiert und bei verschiedenen Institutionen um eine fachliche Einschätzung gebeten. Es gab daraufhin verschiedene hilfreiche Rückmeldungen; u.a. seitens der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) und dem GKV-Spitzenverband. Insoweit werden einige Infos vorgestellt:

(1) Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN), übermittelt von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft am 06.12.2023: Menschen mit Alzheimer und ihren Angehörigen wird seit einiger Zeit Hoffnung gemacht: Die sogenannte Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird als neue, scheinbar „bahnbrechende“ Therapiemethode angepriesen. Die Kosten müssen die PatientInnen selbst tragen. Verschiedene Medien haben darüber berichtet. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. hat die Datenlage bewertet und unter der Federführung von Vorstandsmitglied Prof. Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie und Co-Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen, eine Stellungnahme ausgearbeitet. Das Resümee: Es erscheint absolut verfrüht, die TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben. Bislang gibt es keine veröffentlichte kontrollierte randomisierte Studie zur TPS bei Menschen mit Alzheimer …. (Quelle: Presseinfo Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung - DGKN - e.V. vom 14.09.2022, aktualisiert am 06.12.2023 > viewtopic.php?f=7&t=34&p=10921#p10921 ).

(2) GKV-Spitzenverband - Rückmeldung vom 08.11.2023 an Pro Pflege … : Sie berichten, dass trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz zur Wirksamkeit der Methode immer wieder Artikel in der Presse erscheinen, die eine Behandlung mit TPS bewerben und vermuten dahinter finanzielle Abhängigkeiten. Sie berichten zudem, dass einige private Krankenkassen die Kosten für die Behandlung übernehmen. Schließlich schreiben Sie, dass Sie es ablehnen, dass Patientinnen und Patienten „vorgegaukelt“ wird, dass eine Behandlung für sie nützlich sei, wenn dem gar nicht so ist. Diese Einschätzung teilen wir als Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Im SGB V § 135 ist zum Schutz der gesetzlich Versicherten ein Verfahren etabliert, dass neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden vor Einführung in den Regelleistungskatalog des GKV erst einer sogenannten Nutzenbewertung unterzieht. Diese basiert auf hochwertiger wissenschaftlicher Evidenz wie Metaanalysen von randomisiert kontrollierten Studien. Weitere Informationen können Sie auf den Seiten des Gemeinsamen Bundesausschusses finden, der diese Nutzenbewertung durchführt: > https://www.g-ba.de/themen/methodenbewe ... tationaer/

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk schließt sich den kritischen / ablehnenden Stellungnahmen zu TPS an und macht auf die neue S3-Leitlinie Demenzen aufmerksam. Sie umfasst insgesamt 109 Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung von Demenzen (> viewtopic.php?p=10853#p10853 ). Sinnvoll erscheinen im Übrigen zeitgerechte Präventionsmaßnahmen (> gesunder Lebensstil > viewtopic.php?p=5019#p5019 bzw. viewtopic.php?f=5&t=78&p=2426 ). Weitere Beiträge zum Thema Demenz werden unter folgender Adresse vorgestellt (ständige Ergänzung) > viewtopic.php?f=7&t=34

Werner Schell

Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
https://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner


Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
- führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
- ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
- ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
- ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
- tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
- unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
- ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
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Infektion mit Magenkeim könnte Alzheimer-Risiko erhöhen

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Infektion mit Magenkeim könnte Alzheimer-Risiko erhöhen


Eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori könnte das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, erhöhen: Bei Menschen über 50 Jahren kann das Risiko nach einer Infektion mit Symptomen um durchschnittlich 11 Prozent erhöht sein, rund zehn Jahre nach der Infektion sogar um 24 Prozent. Das legen die Ergebnisse einer Studie von Charité – Universitätsmedizin Berlin und McGill University (Kanada) nahe, die nun im Fachmagazin Alzheimer's & Dementia* publiziert wurden. Die Forschenden haben Patientendaten aus drei Jahrzehnten analysiert.

Demenzerkrankungen werden in einer alternden Bevölkerung weiter zunehmen: In den nächsten 40 Jahren wird sich die Häufigkeit von Demenz voraussichtlich verdreifachen. Da bisher keine Heilung in Sicht ist, versucht man, die Risikofaktoren für Demenz aufzuspüren – in der Hoffnung, diese dann ausschalten zu können.

Helicobacter pylori gelangt ins zentrale Nervensystem

Als einen möglichen Risikofaktor hat die Forschung schon länger den Magenkeim Helicobacter pylori (Hp) im Blick. Mit diesem Bakterium ist knapp ein Drittel aller Menschen in Deutschland infiziert. Eine Infektion kann symptomlos verlaufen, aber auch Magenschleimhautentzündungen und sogar Magenkarzinome verursachen. Auch ein Zusammenhang zwischen einer Hp-Infektion und dem zentralen Nervensystem ließ sich in zahlreichen Laborstudien finden. „Wir wissen, dass das Bakterium über verschiedene Wege das Gehirn erreichen kann und dort unter Umständen zu Entzündungen, Schädigungen und dem Verfall von Nervenzellen führt“, erklärt Prof. Antonios Douros, Pharmakoepidemiologe an der Charité und Erstautor der Studie. Außerdem kann ein durch den Keim geschädigter Magen Vitamin B12 und Eisen nicht mehr gut aufnehmen, was ebenfalls das Demenz-Risiko erhöht.

Viele der bisherigen Studien zum Zusammenhang zwischen einer Helicobacter-pylori-Infektion und Alzheimer hatten jedoch methodische Schwächen – zum Beispiel, weil die Anzahl der Menschen, die in der Studie berücksichtigt wurden, zu klein war. Das führte auch dazu, dass man bisher nicht genau sagen konnte, wie stark der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Hp und Alzheimer-Demenz ist.

Bevölkerungsrepräsentative Studie mit über vier Millionen Menschen

Diese Schwächen auszubügeln ist Antonios Douros zusammen mit Prof. Paul Brassard von der McGill University in Montreal (Kanada) und ihren Kolleg:innen nun gelungen. Sie berücksichtigten in ihrer Studie mit über vier Millionen Menschen nicht nur sehr viele Personen, sondern auch den zeitlichen Abstand zwischen einer Hp-Infektion und einer möglichen Erhöhung des Alzheimer-Risikos. Anhand der Daten aus elektronischen Patientenakten aus Großbritannien konnten sie den Zusammenhang zwischen dem Magenkeim Helicobacter pylori und Alzheimer-Demenz im Verlauf eines Lebens quantifizieren.

„Unsere Studie zeigt, dass symptomatische Infektionen mit Helicobacter pylori nach dem 50. Lebensjahr mit einem um elf Prozent erhöhten Risiko für Alzheimer-Demenz einhergehen können. Die Risikoerhöhung erreicht ihren Maximalwert von 24 Prozent etwa ein Jahrzehnt nach der Hp-Infektion“, fasst Antonios Douros die Ergebnisse zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Mensch nach einer symptomatischen Hp-Infektion zwangsläufig an Alzheimer erkranken wird. Bei den Berechnungen handelt es sich um eine Erhöhung des relativen Risikos im Vergleich zu Personen, die keine symptomatische Hp-Infektion nach dem 50. Lebensjahr hatten.

Sind Hp-Infektionen ein beeinflussbarer Risikofaktor?

„Für uns bekräftigt dieses Ergebnis die Annahme, dass eine Helicobacter-pylori-Infektion ein beeinflussbarer Risikofaktor für Alzheimer-Demenz sein könnte“, schlussfolgert der Pharmakoepidemiologe. Ob und in welchem Maß die konsequente, flächendeckende Bekämpfung dieses Magenkeims durch sogenannte Eradikationsprogramme die Entwicklung von Alzheimer tatsächlich beeinflusst, muss allerdings erst in groß angelegten randomisierten Studien getestet werden.

*Douros A et al. Clinically apparent Helicobacter pylori infection and the risk of incident Alzheimer's disease: a population-based nested case-control study. Alzheimers Dement 2023 Dec 13. doi: 10.1002/alz.13561

Über die Studie
Die Studie entstand unter der Federführung von Dr. Antonios Douros, Heisenberg-Professor am Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité, und Dr. Paul Brassard, Associate Professor an der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften der McGill University in Montreal (Kanada). Für die Studie wurde auf repräsentative Daten aus elektronischen Patientenakten aus Großbritannien zurückgegriffen. Die anonymisierten Akten enthalten neben den Diagnosen, Arzneimittelverschreibungen und Laborwerten weitere wichtige Informationen beispielsweise zu Gewicht, Rauchgewohnheiten oder Alkoholkonsum, die zu Forschungszwecken ausgewertet werden können. Gefördert wurde die Studie von einem Project Grant der Canadian Institutes of Health Research.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Antonios Douros
Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Tel. +49 (0)30 450 525 245

Originalpublikation:
https://alz-journals.onlinelibrary.wile ... /alz.13561

Quelle: Pressemitteilung vom 13.12.2023
Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin
> https://idw-online.de/de/news825943
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Körperliche und soziale Aktivitäten begünstigen gesundes Hirnaltern

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Körperliche und soziale Aktivitäten begünstigen gesundes Hirnaltern

Körperliche und soziale Aktivitäten wirken sich im Alter schützend auf eine wichtige Hirnregion aus, wie Forschende der UZH zeigen. Der entorhinale Kortex spielt eine zentrale Rolle für das Gedächtnis. Er gehört zu den Hirnarealen, die bereits in frühen Stadien der Alzheimer-Erkrankung beeinträchtigt sind.

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Körperliche Bewegung ist mit einer Vielzahl von positiven gesundheitlichen Aspekten verbunden. Zahlreiche Studien belegen, dass sich regelmässige körperliche Betätigung präventiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs, Bluthochdruck und Übergewicht auswirkt. Wie aber wirken sich verschiedene Freizeitaktivitäten – körperliche, soziale und kognitive – auf die Gesundheit des Gehirns im Alter aus? Dieser Frage ging ein Team von Forschenden des Universitären Forschungsschwerpunkts «Dynamik Gesunden Alterns» und des Healthy Longevity Centers der Universität Zürich (UZH) nach.

Dazu verwendeten sie Daten einer umfassenden Längsschnittstudie zur Entwicklung von Gehirn und Verhalten im Alter. Diese wurde vor zwölf Jahren von Lutz Jäncke, emeritierter Professor der UZH, initiiert und wird weiterhin in Co-Leitung mit Susan Mérillat betreut. Ziel der aktuellen Arbeit war es, die Zusammenhänge zwischen der Dicke des entorhinalen Kortex, der Gedächtnisleistung und der Freizeitgestaltung bei kognitiv gesunden Erwachsenen über 65 Jahren längsschnittlich über einen Zeitraum von sieben Jahren zu untersuchen.

Bewegung und soziale Aktivität bremsen Neurodegeneration

Der entorhinale Kortex ist ein ca. 3.5 Millimeter dicker Teil unserer Hirnrinde im inneren Teil des Temporallappens, der eine zentrale Rolle für das Lernen und das Gedächtnis spielt. Er ist eine der Hirnregionen, die bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten schon früh in der Krankheitsentwicklung betroffen sind. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass Personen, die zu Beginn der Studie körperlich und sozial aktiver waren, über einen Zeitraum von sieben Jahren eine geringere Abnahme der Dicke des entorhinalen Kortex aufwiesen», sagt Neuropsychologe Jäncke.

Die Forschenden fanden auch heraus, dass die Dicke des entorhinalen Kortex eng mit der Gedächtnisleistung zusammenhängt. Je weniger diese Hirnstruktur über die Studiendauer hinweg an Dicke verlor, desto weniger reduzierte sich auch die Gedächtnisleistung. «Körperliche Bewegung und eine aktive Freizeitgestaltung mit Freunden und Familie sind demnach wichtig für die Hirngesundheit und können einer Neurodegeneration im späteren Alter vorbeugen», sagt Jäncke.

Gehirn kann wie ein Muskel lebenslang trainiert werden

Weiter zeigte sich, dass eine höhere Gedächtnisleistung zu Beginn der Studie mit einer geringeren Abnahme der Gedächtnisleistung im Verlauf der Studie zusammenhängt. «Diese Befunde unterstützen die Vorstellung einer ‹kognitiven Reserve›, wonach das Gehirn zeitlebens wie ein Muskel trainiert werden kann, um dem altersbedingten Abbau entgegenzuwirken», sagt Isabel Hotz, eine der beiden Erstautorinnen zusammen mit Pascal Deschwanden. Es zahlt sich also aus, auch in späteren Jahren körperlich, geistig und sozial aktiv zu bleiben.

Viele ältere Menschen in der Schweiz scheinen sich dies erfreulicherweise bereits zu Herzen zu nehmen. So haben sich gemäss der Schweizerischen Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2022 rund drei Viertel der Bevölkerung ab 65 Jahren während ihrer Freizeit im empfohlenen Ausmass körperlich betätigt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Isabel Hotz
UFSP «Dynamik Gesunden Alterns»
Universität Zürich
Tel. +41 44 635 72 07
E-Mail: hotz@psychologie.uzh.ch

Prof. Dr. Lutz Jäncke
Institut für Psychologie
Universität Zürich
Tel. +41 44 635 71 76
E-Mail: l.jaencke@psychologie.uzh.ch

Originalpublikation:
Isabel Hotz, Pascal Frédéric Deschwanden, Susan Mérillat, Lutz Jäncke. Associations between white matter hyperintensities, lacunes, entorhinal cortex thickness, declarative memory and leisure activity in cognitively healthy older adults: A 7-year study. Neuroimage. 17 November 2023. DOI: 10.1016/j.neuroimage.2023.120461

Weitere Informationen:
https://www.news.uzh.ch/de/articles/med ... erung.html

Quelle: Pressemitteilung vom 14.12.2023
Kurt Bodenmüller Kommunikation
Universität Zürich
https://idw-online.de/de/news825958
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Demenz durch Blutdruckprobleme

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Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung informiert am 29.12.2023:


Auch Menschen unter 65 Jahren betroffen
Warum Blutdruckprobleme das Demenz-Risiko erhöhen

Exeter · Eine neue britische Studie hat die Faktoren analysiert, die bei Menschen unter 65 Jahren den Ausbruch einer Demenz-Erkrankung begünstigen können. Das sind die Risikofaktoren.

Von Wolfram Goertz
Es ist ein unauffälliges, fast harmloses Wort, doch in der Medizin spielt es längst eine Hauptrolle: der Lebenswandel. Tatsächlich verwandeln viele Menschen ihr Leben, wenn sie sich ungesund ernähren, zu wenig bewegen oder rauchen – sie verkürzen es.

Nun sagt eine neue und (wegen der hohen Zahl analysierter Fälle) aussagekräftige Studie, dass problematischer Lebenswandel das Risiko erhöht, an der Demenz zu erkranken. Das gilt gerade auch für Menschen unter 65 Jahren. Britische Forscher haben ein Reihe zentraler Risikofaktoren für das Auftreten von Demenz in dieser Altersgruppe identifiziert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die genetische Disposition zwar eine wichtige Ursache der Erkrankung ist, der Lebenswandel aber auch eine wichtige Rolle spielt.

... (weiter lesen unter) .... > https://rp-online.de/leben/gesundheit/w ... =topthemen

Siehe auch unter > https://www.mdr.de/wissen/news/news-fru ... t-100.html

+++
Der Zusammenhang von Bluthochdruck und Demenzrisiko wurde auch vom Deutschen Ärzteblatt 2019 aufgegriffen:
Hypertonie: Demenzrisiko hängt auch vom Blutdruck in jüngeren und mittleren Jahren ab ... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/archiv/21067 ... -Jahren-ab
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Demenz: Was hilft und was kann jeder tun?

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Heute, 04.01.2024, in den sozialen Medien gepostet:

Jeder kann jederzeit anfangen, etwas für sich und seine Gesundheit zu tun! - Demenz: Was hilft und was kann jeder tun? … Video (BR-Fernsehen - 28.36 Min. - verfügbar bis 04.05.2025) informiert … > https://www.ardmediathek.de/video/gesun ... kuthHAdBmo - Gesunde Lebensführung ist mehr als hilfreich = gesunde artgerechte Ernährung, Bewegung/Sport, ausreichender Schlaf, Verzicht auf Rauchen, mäßiger Alkoholkonsum, Vermeidung von negativem Stress, geistige Aktivitäten, Pflege sozialer Kontakte … Zahlreiche Studien bestätigen die Wirkungen (auch bei der Vorsorge gegen weitere Krankheiten) … > viewtopic.php?f=5&t=78 … Rd. 50 Beiträge informieren …. > viewtopic.php?f=7&t=37
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Morbus Alzheimer: Fokussierter Ultraschall kann Amyloidabbau durch Aducanumab steigern

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Deurtsches Ärzteblatt vom 16.01.2024:

Morbus Alzheimer: Fokussierter Ultraschall kann Amyloidabbau durch Aducanumab steigern

Morgantown/West Virginia –Die Wirkung des Amyloid-Antikörpers Aducanumab lässt sich durch einen fokus­sier­ten Ultraschall verstärken, der die Blut-Hirn-Schranke vorübergehend für größere Moleküle öffnet. Dies zeigen die Ergebnisse einer „Proof of principle“-Studie im New England Journal of Medicine (2024; DOI: 10.1056/NEJMoa2308719).

Aducanumab wurde in den USA 2021 als erster Amyloid-Antikörper zur Behandlung des Morbus Alzheimers zugelassen. Die klinische Wirkung war jedoch umstritten und fiel schwächer aus als bei dem im vergangenen Jahr (in den USA) zugelassenen Antikörper Lecanemab, der die Amyloid-Last deutlich stärker senkt als Aduca­numab, das inzwischen wieder vom Markt genommen wurde.

US-Forscher haben jetzt in einer – nicht vom Hersteller gesponserten – Studie untersucht, ob sich die Wirk­samkeit von Aducanumab durch eine fokussierte Ultraschallbehandlung verstärken lässt. Die Behandlung erfolgt mit einem helmförmigen Ultraschallwandler mit 1.024 Ultraschallquellen, die sich millimetergenau auf eine bestimmte Region der Großhirnrinde fokussieren lassen. Das Prinzip wird bereits zur Behandlung des essentiellen Tremors eingesetzt. Dort wird die lokale Erhitzung genutzt, um das Gewebe zu zerstören.

... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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Ewige Jugend fürs Gehirn?"

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SPEKTRUM-PODCAST Informiert über "Ewige Jugend fürs Gehirn?" … > https://www.spektrum.de/podcast/ewige-j ... nt=podcast - Wird der Traum von der ewigen Jugend bald Realität? Forschende arbeiten bereits daran. So enthält etwa Blutplasma offenbar Elemente, die das Altern des Gehirns aufhalten könnten.
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Gezielte Demenzprävention zahlt sich aus

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Die ÄrzteZeitung informiert am 24.01.2024:

Analyse von Kosten und Nutzen
Gezielte Demenzprävention zahlt sich aus


Das Ergebnis einer österreichischen Studie deutet auf einen ökonomischen Vorteil gezielter Prävention von Demenz bei Risikogruppen.

Krems. Maßnahmen zur Demenz-Prävention in Risikogruppen können nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern machen auch volkswirtschaftlich viel Sinn, betont die „IMC Krems University of Applied Sciences“ in einer Mitteilung. Durch frühe Prävention bei gefährdeten Personengruppen könnten in Folge die Kosten für Behandlung und Pflege deutlich reduziert werden, so die Fachhochschule.

Da Diabetes, KHK und andere lebensstilbezogene Krankheiten die Entwicklung von Demenz fördern, ließen sich durch Lebensstiländerungen nach Studiendaten mindestens 40 Prozent der Demenzerkrankungen vermeiden. Aber auch Prävention kostet Geld und bedarf einiger Anstrengungen. Übersteigen die Kosten für solche Präventionsmaßnahmen am Ende vielleicht sogar die eingesparten Kosten durch vermiedene Demenzen?

.... (weiter lesen unter) ... > https://nlcontent.aerztezeitung.de/redi ... 8449DBD204
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Demenz: Gezielte Prävention ist ein gutes Investment

Beitrag von WernerSchell »

IMC Fachhochschule Krems


Demenz: Gezielte Prävention ist ein gutes Investment

Die aktuelle Studie der IMC Krems University of Applied Sciences und der Universität für Weiterbildung Krems zeigt, dass auf Risikogruppen fokussierte Präventionsprogramme, die in früheren Lebensabschnitten beginnen, die Kosten für den Umgang mit Demenz senken könnten – und somit ein sinnvolles Mittel für die Zukunft sind, in der mit stark steigenden Zahlen Demenzbetroffener zu rechnen ist.

Maßnahmen zur Prävention von Demenz in Risikogruppen können nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern machen auch volkswirtschaftlich viel Sinn. Das ist die Kernaussage einer jetzt veröffentlichten Analyse der IMC Krems University of Applied Sciences in Zusammenarbeit mit der Universität für Weiterbildung Krems. Darin wird aufgezeigt, dass frühzeitige Prävention bei besonders gefährdeten Personengruppen verhältnismäßig kostengünstig ist und in Folge die Kosten des Gesundheitssystems für Behandlung und Pflege deutlich reduzieren könnte. Weitere Erkenntnisse zeigen, dass sogar breit gefächerte Präventionsmaßnahmen bei gut definierten Risikogruppen Kosten sparen können und dass Maßnahmen in mittleren Altersgruppen kosteneffizient sind, wenn Lebensstil-bedingte Risikofaktoren angesprochen werden.

95% der Allgemeinbevölkerung fürchten sich davor, eine Demenz zu entwickeln. Demenz ist nicht heilbar, umso wichtiger sind gute Behandlungen, Begleitung und Betreuung für die Betroffenen. Dies ist jedoch kostenintensiv und stellt das Gesundheitssystem weltweit – insbesondere vor dem Hintergrund eines immer größeren Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung – vor wachsende Herausforderungen. Wenn auch Demenz nicht heilbar ist, gibt es gut belegte Hinweise dafür, dass Prävention wirkt. So zeigen internationale Studien, dass lebensstilbezogene Krankheiten, wie Diabetes oder koronare Herzerkrankungen, Demenzen fördern. Durch Lebensstiländerungen lassen sich, so die wissenschaftliche Studienlage, mindestens 40% der Demenzen vermeiden. Aber auch Prävention kostet Geld und bedarf einiger Anstrengungen. Übersteigen die Kosten für solche Präventionsmaßnahmen am Ende vielleicht sogar die eingesparten Kosten durch vermiedene Demenzen? Genau dieser Frage hat sich nun ein Team des IMC Krems und der Universität für Weiterbildung Krems (UWK) gewidmet – und sie eindeutig beantwortet.

Klarer Effekt
„Unsere Analyse zeigt deutlich“, sagt Prof. Alexander Braun vom Institut Gesundheitsmanagement am IMC Krems, „dass Programme zur Vorbeugung von Demenz kostengünstig und kosteneffektiv sein können, wenn sie rechtzeitig einsetzen und klar auf Risikogruppen ausgerichtet sind.“ Und „rechtzeitig“, so das Team bestehend aus Wissenschafter*innen des IMC Krems und UWK, bedeutet dabei: bevor erste Symptome für Demenz klinisch erkennbar werden. In der Studie berücksichtigte Vorbeugemaßnahmen waren dabei u.a. spezielle Ansätze, die bei Betroffenen die Auswirkungen bestehender Diabetes- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren sowie besondere Verhaltens- und Ernährungsinterventionen.

Gemeinsam mit Univ. Prof.in Dr.in Stefanie Auer, Dekanin der Fakultät für Gesundheit und Medizin sowie Privatdozentin Dr.in Margit Höfler vom Department für Demenzforschung (beide Universität für Weiterbildung Krems) sichtete Prof. Braun für die nun veröffentlichte Analyse über 3.600 Studien zum Thema . Die Analyse und konnte insgesamt sieben Untersuchungen identifizieren, die vergleichbare Daten enthielten.

Optimierte Prävention
Prof. Braun zu den Erkenntnissen dieser umfangreichen Arbeit: „Es zeigt sich, dass Demenzprävention Kosten einspart und darüber hinaus auch die Lebensqualität und Lebensjahre der Risikogruppe erhöht.“ Tatsächlich zeigt die Analyse, dass die Kosten für die untersuchten Interventionsprogramme im Durchschnitt unter 500 EUR lagen – aber bereits einen nachweisbaren Zuwachs an Lebensqualität für die Teilnehmenden lieferten und ein vielfach höher liegendes Kostensparpotenzial für das Gesundheitssystem besaßen. Dieses Potenzial würde wohl dann noch höher liegen, so interpretieren das Forschungsteam die Datenlage, wenn die Interventionsprogramme nicht erst in fortgeschrittenem Alter (ab 60, wie in der Mehrheit der ausgewerteten Studien), sondern bereits davor ansetzen würden. Prof. Auer dazu: „Wir wissen bereits aus vielen Studien zur Prävention von Demenz, dass frühzeitige und zielgerichtete Präventionsmaßnahmen, die auf Lebensstilfaktoren abzielen und für die Breite der Gesellschaft ausgerichtet sind, deutlich wirksamer sind als Maßnahmen, die beim ersten Auftreten von Symptomen ansetzen. Nun können wir auch zeigen, dass dieser Zugang auch wirtschaftlich sinnvoll ist.“

Insgesamt zeigt die Studie, dass auf Risikogruppen fokussierte Präventionsprogramme, die in früheren Lebensabschnitten beginnen, die Kosten für den Umgang mit Demenz senken könnten – und somit ein sinnvolles Mittel für die Zukunft sind, in der mit stark steigenden Zahlen Demenzbetroffener zu rechnen ist.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof.(FH) Dr. Alexander Braun, MSc, MA
Fachhochschulprofessor Institut Gesundheitsmanagement
Institut Gesundheitsmanagement
alexander.braun@fh-krems.ac.at
https://www.fh-krems.ac.at/fachhochschu ... der-braun/

Originalpublikation:
Cost-Effectiveness of Prevention for People at Risk for Dementia: A Scoping Review and Qualitative Synthesis. Braun, A.; Höfler, M.; Auer, S. (2023). Journal of Prevention of Alzheimer’s Disease, 11(5): doi: 10.14283/jpad.2024.12. https://link.springer.com/article/10.14283/jpad.2024.12

Quelle: Pressemitteilung vom 25.01.2024
Anita Winkler Marketing & Öffentlichkeitsarbeit / Marketing and Public Relations
IMC Fachhochschule Krems
https://idw-online.de/de/news827502


Siehe auch unter > https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Ge ... 46489.html
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