Demenz - Demenzdiagnose - Demenztest

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WernerSchell
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Ein gesunder Lebensstil kann die Auswirkungen lebensverkürzender Gene zum Teil kompensieren

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Ein gesunder Lebensstil kann die Auswirkungen lebensverkürzender Gene zum Teil kompensieren

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Hangzhou – Ein gesunder Lebensstil könnte die Auswirkungen von lebensverkürzenden Genen um mehr als 60 % ausgleichen. Gleichzeitig ist eine ungesunde Lebensweise mit 78 % erhöhtem Sterberisiko verbunden, unabhängig von der genetischen Ausstattung. Das berichtet eine chinesische Arbeitsgruppe in der Zeitschrift BMJ Evidence Based Medicine (2024; DOI: 10.1136/bmjebm-2023-112583).
… (weiter lesen unter) --- > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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S2k-Leitlinie Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen

Beitrag von WernerSchell »

S2k-Leitlinie Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen
> https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/108-001

Siehe auch
> Leitlinien Langfassung > https://register.awmf.org/assets/guidel ... -10_01.pdf
> Leitlinienreport > https://register.awmf.org/assets/guidel ... 019-12.pdf



Weiter informiert die Buchveröffentlichung von
Matthé Scholten/Julia Haberstroh (Autoren):

Entscheidungsassistenz und Einwilligungsfähigkeit bei Demenz
Ein Manual für die klinische Praxis und Forschung

Siehe dazu die weiteren Hinweise unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 589#p12589
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Transkranielle Pulsstimulation (TPS) und das Patientenrecht

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Transkranielle Pulsstimulation (TPS) und das Patientenrecht

Es wurde mehrfach kritisch zur Transkranielle Pulsstimulation (TPS) informiert und verdeutlicht, dass es als absolut verfrüht erscheint, TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben (siehe u.a. > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 938#p10938 ). Zusätzlich ergeben sich auch wichtige Fragen der Einwilligungsfähigkeit der jeweiligen Patienten. Insoweit verdeutlichen die „S2k-Leitlinie Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen“ (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 592#p12592 ) sowie die Buchveröffentlichung „Entscheidungsassistenz und Einwilligungsfähigkeit bei Demenz (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 589#p12589 ) die entsprechenden rechtlichen Aspekte und zeigen auf, wie ggf. damit umzugehen ist.
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Demenz und Bluthochdruck

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Demenz und Bluthochdruck: Wissenschaftler sind sich einig: Ein normaler Blutdruck schützt definitiv das Gehirn vor einem Schlaganfall. Doch lässt sich durch Senken eines erhöhten Blutdrucks auch die Gefahr verringern, dass sich eine Demenz entwickelt? Inzwischen gibt es dazu interessante Erkenntnisse. - FAZIT: Die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte nutzt in jedem Alter und schützt dabei nicht nur vor einem akuten Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-Ereignissen. Auch längerfristig zahlt es sich aus, da es seltener zu einer Demenz kommt. Daher der Appell: Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und gehen Sie bei erhöhten Werten zum Arzt, um Herz und Hirn zu schützen.
…Weiter lesen … > https://news.herzstiftung.de/go/7/5VNUS ... R2RGQ.html
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Mit gesundem Lebensstil Alzheimererkrankung vermeiden

Beitrag von WernerSchell »

Mit gesundem Lebensstil Alzheimererkrankung vermeiden


Alzheimer kann jeden treffen. Und bis heute ist nicht vollständig geklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Aber wir wissen, dass es Risikofaktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Alzheimer oder einer anderen Demenz zu erkranken. Einige davon sind unvermeidbar, wie das Alter oder eine genetische Veranlagung. Anderen kann man vorbeugen, indem man sich gesund ernährt, sich ausreichend bewegt und sein Gehirn aktiv und fit hält.

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Bis zu 40 Prozent aller Alzheimer-Erkrankungen könnten durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden. Daher ist es so wichtig, dass wir uns bewusst ernähren und saisonale, nährstoffreiche Lebensmittel in unseren Speiseplan integrieren.

Um dir dabei zu helfen, haben wir einen saisonalen Ernährungskalender erstellt, der dir zeigt, welche Obst- und Gemüsesorten gerade Saison haben und warum diese besonders gut sind, um Demenzen vorzubeugen. Dieser Kalender unterstützt dich dabei, das Beste aus den jeweiligen Jahreszeiten herauszuholen und deine Ernährung optimal auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen.


Zum Download > https://www.alzheimer-forschung.de/alzh ... enderInnen

Quelle: Pressemitteilung vom 10.06.2024
Dr. Anne Pfitzer-Bilsing
Leiterin Wissenschaft
Alzheimer Forschung Initiative e.V.


Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI)
Stiftung Alzheimer Initiative gGmbH (SAI)
Kreuzstr. 34 | 40210 Düsseldorf
Postfach 20 01 29 | 40099 Düsseldorf
Tel.: 0211 - 86 20 66 0 und
Tel.: 0800 - 200 400 1 (gebührenfrei)
Fax: 0211 - 86 20 66 11
E-Mail: info@alzheimer-forschung.de



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Siehe auch die Hinweise von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk:

Gesunde Lebensführung stärkt das Immunsystem und kann einige Krankheiten, wie z.B. Herz-Kreislaufkrankheiten, Diabetes-Typ2, Krebs und Demenz, vermeiden helfen; zumindest ist ein deutliches Hinauszögern einer Erkrankung erreichbar. Möglich ist auch, dass sich eingetretene Gesundheitsstörungen ganz oder teilweise zurückbilden! … Weitere Informationen > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 2426#p2426
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Gutes Leben

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„Wie bei einem Theaterstück kommt es beim Leben nicht darauf an, wie lange des dauert, sondern wie gut es gespielt wird.“ - Lucius Annaeus Seneca (römischer Philosoph, gest. 65 n. Chr.).

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Lebensmotto trotzdem … „Jeden Tag aufstehen, machen, weitermachen, Atmen und nicht jammern!

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Lebensmotto trotzdem … „Jeden Tag aufstehen, machen, weitermachen, Atmen und nicht jammern!
Elke Heidenreich (81, Buchautorin u.a.: „Altern“ … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... f=7&t=1128 ) in einem Interview in „chrismon“, Juli 2024: „So jung sein wie du? Bloß nicht!“. Dieses Lebensmotto kann angesichts möglicher Probleme mit dem Altern und damit verbundener Krankheiten und Beschwerden hilfreich sein.

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WernerSchell
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World Brain Day 2024: Zu viel Zucker versalzt die Hirngesundheit

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World Brain Day 2024: Zu viel Zucker versalzt die Hirngesundheit


Der internationale „World Brain Day“ am 22. Juli 2024 stellt die Prävention von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Demenz, Schlaganfall oder Migräne in den Vordergrund. Allein 40 % aller Demenzfälle und 90 % aller Schlaganfälle wären vermeidbar. Dennoch steigt weltweit die Krankheitslast von neurologischen Krankheiten – verstärkte Anstrengungen in Sachen Prävention sind also dringend erforderlich. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Hirnstiftung möchten anlässlich des Aktionstags den Fokus auf den viel zu hohen Zuckerkonsum lenken. Denn er schädigt die Hirngesundheit.

Die „Global Burden of Diseases“-Studie [1] untersucht seit 1990 im Auftrag der Bill & Melinda Gates-Stiftung die Zahl der Todesfälle sowie die Zahl der verlorenen Lebensjahre für insgesamt 288 Erkrankungen. Aktuell wurde die Auswertung des Jahres 2021 publiziert – und es befinden sich gleich zwei neurologische Erkrankungen, Schlaganfall und Demenzen, unter den zehn häufigsten Todesursachen. Das illustriert, wie wichtig Präventionsmaßnahmen zur Gesunderhaltung des Gehirns sind. Dazu zählt ein gesunder, aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und Schlaf, aber auch die Vermeidung von schädlichen Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder anderer Drogen und Schadstoffe.

Deutsche essen zu viel Zucker
Zum Brain Health Day 2024 nehmen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Hirnstiftung Zucker als „neurotoxische“ Substanz in den Blick. „Natürlich ist es so, dass hier die Dosis das Gift macht, denn das Gehirn als Höchstleistungsorgan des Körpers benötigt Glukose, um zu funktionieren. Das ist der Grund, warum unterzuckerte Menschen ohnmächtig werden“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. „Doch bei einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckerspiegels durch zu viele und zu üppige Mahlzeiten und durch das ständige Naschen und „Snacken“ nebenbei bringen wir das Fass zum Überlaufen und befeuern die Entstehung von neurologischen Krankheiten, allem voran auch von Demenz und Schlaganfällen.“ Der Zucker-Pro-Kopf-Verbrauch lag im Wirtschaftsjahr 2021/22 bei 33,2 kg – und war damit fast doppelt so hoch wie empfohlen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) spricht sich dafür aus, dass maximal zehn Prozent der Energie aus Zucker stammen sollte [2]. Bei 2.000 Kilokalorien (durchschnittlicher Kalorienbedarf pro Tag) sind das 50 Gramm pro Tag, also 18 kg im Jahr. Dazu zählt nicht nur der zugesetzte Zucker, sondern auch der natürlich enthaltene, z. B. in Früchten, Honig oder Säften.

Wie Zucker die Hirngesundheit schädigt und zum „Demenztreiber“ wird
Doch was macht Zucker im Gehirn? Zum einen schädigen hohe Blutzuckerspiegel die Hirngefäße und führen zu Ablagerungen an den Gefäßwänden, die die Gefäße verengen und die Blutzufuhr und damit die Versorgung der Gehirnzellen mit Nährstoffen drosseln. Das kann zu verschiedenen Einschränkungen führen – je nachdem welcher Teil des Gehirns „unterversorgt“ ist – und am Ende sogar eine vaskuläre Demenz nach sich ziehen. Diese ist nach der Alzheimer-Form die häufigste Ursache einer Demenz ist. In Deutschland erkranken jährlich etwa 250.000 Menschen an einer Demenz, davon 15 bis 25 Prozent an einer solchen gefäßbedingten Demenz [3]. Das sind allein zwischen 40.000 und 60.000 neu Erkrankte pro Jahr.

Hinzu kommt, dass komplexe Zuckermoleküle im Gehirn, sogenannte Glykosaminoglykane, auch direkt die Kognition einschränken können. Sie beeinträchtigen die Funktion der Synapsen, den Schaltstellen zwischen den Nervenzellen und somit die neuronale Plastizität. Es handelt sich dabei um die Fähigkeit von Nervenzellen und Gehirnarealen, sich anzupassen und bei Bedarf zu erweitern, eine wichtige Eigenschaft für die kognitive Entwicklung und das Lernen. Das zeigten experimentelle Daten, die im letzten Jahr auf dem Kongress der „American Chemical Society“ vorgestellt wurden [4]. Bereits vor 20 Jahren hatte eine Studie ergeben, dass eine fett- und zuckerreiche Kost die neuronale Plastizität stört und langfristig auch die Funktion unseres Gedächtnisareal im Gehirn, den Hippocampus, beeinträchtigt [5]. Eine aktuelle, große Metaanalyse [6] kommt zu ähnlichen Erkenntnissen: In den 2 bis 12 Stunden nach Zuckerkonsum erhöht sich zwar kurzfristig die geistige Leistungsfähigkeit, aber durch einen dauerhaften Zuckerkonsum wird die kognitive Funktion nachhaltig geschädigt.

Außerdem gibt es noch eine indirekte hirnschädigende Wirkung von zu hohem Zuckerkonsum auf das Gehirn, via Diabetes mellitus. Seit den 90iger Jahren ist bekannt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes ein deutlich erhöhtes Demenzrisiko aufweisen und man nimmt an, dass der Glukose-Stoffwechsel auch in den Neuronen gestört ist und so zur Entstehung der Alzheimer-Erkrankung beiträgt [7], zumal auch Insulin bei der Entstehung der Alzheimerplaques eine Rolle spielt [8].

Warum es uns so schwer fällt, auf Zucker zu verzichten
Die DGN und die Deutsche Hirnstiftung raten zu einem bewussten, möglichst geringen Zuckerkonsum. Leider fällt das vielen Menschen schwer – und die Gründe dafür sind ebenfalls im Gehirn zu verorten. So konnte man nachweisen, dass schon nach einer kleinen „Dosis“ Zucker der Darm über den Vagusnerv Signale an das Gehirn sendet, um dort ein starkes Verlangen nach weiterem Zuckerkonsum auszulösen [9]. „Das könnte der Grund dafür sein, dass manche nach einem Stück Schokolade schnell mal die ganze Tafel aufgegessen haben“, kommentiert Prof. Dr. Erbguth diese Forschungsergebnisse. „Außerdem wird bei Zuckerkonsum im Gehirn Dopamin ausgeschüttet, ein ‚Wohlfühlhormon‘, was dazu führt, dass man immer mehr davon haben möchte. „Es ist sinnvoll, durch weitgehenden Verzicht auf Zucker diesem Teufelskreis zu entgehen“, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär und Pressesprecher der DGN. „Die Anstrengung lohnt sich, allein 40 % aller Demenzfälle und 90 % aller Schlaganfälle sind vermeidbar und viele von ihnen gehen auf das Konto von Industriezucker.“

Gemeinsam mit der Deutsche Hirnstiftung unterstützt die DGN die politische Forderung, Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke zu erheben. Doch auch viele andere Lebensmittel enthalten versteckten Zucker, wie z. B. Joghurts oder Tomatenketchup. Auch Alkohol lässt den Blutzuckerspiegel stark ansteigen.

[1] GBD 2021 Causes of Death Collaborators. Global burden of 288 causes of death and life expectancy decomposition in 204 countries and territories and 811 subnational locations, 1990-2021: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2021. Lancet. 2024 May 18;403(10440):2100-2132. doi: 10.1016/S0140-6736(24)00367-2. Epub 2024 Apr 3. Erratum in: Lancet. 2024 May 18;403(10440):1988. doi: 10.1016/S0140-6736(24)00824-9. PMID: 38582094; PMCID: PMC11126520.
[2] https://www.dge.de/wissenschaft/stellun ... tellungnah...
[3] https://gesund.bund.de/vaskulaere-demenz#risikofaktoren
[4] American Chemical Society. https://www.acs.org/pressroom/newsrelea ... rain-plast...
[5] Molteni R, Barnard RJ, Ying Z, Roberts CK, Gómez-Pinilla F. A high-fat, refined sugar diet reduces hippocampal brain-derived neurotrophic factor, neuronal plasticity, and learning. Neuroscience. 2002;112(4):803-14. doi: 10.1016/s0306-4522(02)00123-9. PMID: 12088740.
[6] Gillespie KM, White MJ, Kemps E, Moore H, Dymond A, Bartlett SE. The Impact of Free and Added Sugars on Cognitive Function: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2023 Dec 25;16(1):75. doi: 10.3390/nu16010075. PMID: 38201905; PMCID: PMC10780393.
[7] Sandhir R, Gupta S. Molecular and biochemical trajectories from diabetes to Alzheimer's disease: A critical appraisal. World J Diabetes. 2015 Sep 25;6(12):1223-42. doi: 10.4239/wjd.v6.i12.1223. PMID: 26464760; PMCID: PMC4598605.
[8] Kandimalla R, Thirumala V, Reddy PH. Is Alzheimer's disease a Type 3 Diabetes? A critical appraisal. Biochim Biophys Acta Mol Basis Dis. 2017 May;1863(5):1078-1089. doi: 10.1016/j.bbadis.2016.08.018. Epub 2016 Aug 25. PMID: 27567931; PMCID: PMC5344773.
[9] Tan HE, Sisti AC, Jin H et al. The gut-brain axis mediates sugar preference. Nature 2020 Apr;580(7804):511-516. doi: 10.1038/s41586-020-2199-7. Epub 2020 Apr 15. PMID: 32322067; PMCID: PMC7185044.

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Peter Berlit
Leiterin der DGN-Pressestelle: Dr. Bettina Albers
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V.
Friedrichstraße 88
10117 Berlin
Tel.: +49 174 2165629
E-Mail: presse@dgn.org
Web: https://dgn.org

Weitere Informationen:
http://www.dgn.org
http://www.hirnstiftung.org

Quelle: Pressemitteilung vom 09.07.2024
Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.
https://idw-online.de/de/news836660
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Veränderungen des Lebensstils unterstützten Senkung des Demenzrisikos

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Veränderungen des Lebensstils unterstützten Senkung des Demenzrisikos

Derzeit leben in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Durch die gestiegene Lebenserwartung wird der Anteil weiter wachsen: Auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes rechnen Expert:innen mit bis zu zwei Millionen Fällen im Jahr 2033. Erstmals wurde eine Interventionsstudie zur Vorbeugung geistiger Abbauprozesse bei älteren Hausarztpatient:innen durchgeführt. Die Ergebnisse sind unter Federführung der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig entstanden und in der Fachzeitschrift „Alzheimer’s & Dementia“ veröffentlicht worden.

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Die Studienmaßnahmen umfassten die Optimierung der Ernährung und der Medikation sowie eine Steigerung der körperlichen, sozialen und geistigen Aktivität.

Das Wissen zu beeinflussbaren Risikofaktoren, die eine Demenz verzögern oder gar verhindern, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. So können zum Beispiel ausreichend Bewegung, gute soziale Integration und gesunde Ernährung dazu beitragen, die geistige Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Zur Prävention von Demenz haben sich solche Veränderungen des Lebensstils als besonders effektiv herausgestellt, die mehrere Risikofaktoren gleichzeitig adressieren. Erste Interventionsstudien aus anderen Ländern zeigen, dass Änderungen des Lebensstils auch im höheren Alter effektiv sein können, um den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit zu verhindern.

Eine Studie mit sogenannter Multikomponenten-Intervention bei älteren Personen wurde nun auch erstmals in Deutschland durchgeführt, und zwar unter Federführung des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Medizinischen Fakultät. Im Rahmen der AgeWell.de-Studie sind bundesweit an fünf Standorten insgesamt 1.030 ältere Hausarztpatient:innen zwischen 60 und 77 Jahren untersucht, bei der Umsetzung der Präventionsmaßnahmen begleitet und 24 Monate beobachtet worden. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip einer Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt.

Die Studienmaßnahmen umfassten die Optimierung der Ernährung und der Medikation, sowie eine Steigerung der körperlichen, sozialen und geistigen Aktivität. Geschulte Studienassistent:innen halfen den Teilnehmenden bei der Umsetzung. Bei Bedarf wurden Personen mit depressiven Symptomen zusätzlich unterstützt. Alle Teilnehmenden wurden hausärztlich in normalem Umfang betreut. Die Personen der Kontrollgruppe erhielten einmalig schriftliche Gesundheitsinformationen zu Inhalten der Intervention.

„Zum Studienende hat sich der subjektiv wahrgenommene Gesundheitszustand der Teilnehmenden signifikant verbessert. Bei Frauen gingen depressive Symptome durch die Intervention zurück. Allerdings konnten wir in dieser relativ kurzen Nachbeobachtungszeit keine signifikanten Unterschiede in der geistigen Leistungsfähigkeit feststellen. Aber wir konnten zeigen, dass sich das Risikoprofil der Studienteilnehmer durch die Intervention verbesserte, also etablierte Risikofaktoren für Demenz positiv beeinflusst wurden“, sagt Dr. Andrea Zülke, Studienkoordinatorin von AgeWell.de und Wissenschaftlerin am ISAP. Insbesondere die Ernährung, aber auch Blutdruckwerte der Teilnehmenden verbesserten sich. Faktoren, die auch anderen Krankheitsbildern, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirken.

„Mit AgeWell.de haben wir gezeigt, dass Multikomponenten-Interventionen für einen gesunden Lebensstil im Alter auch in Deutschland umsetzbar sind, insgesamt konnten wir über 1000 Teilnehmende aus Hochrisikogruppen für die Studie gewinnen. Das waren nicht die typischen Teilnehmer:innen von Präventionsstudien – wir konnten wirklich Menschen mit einem erhöhten Risiko einschließen: 40 Prozent hatten eine Zuckerkrankheit, 54 Prozent Bluthochdruck und 55 Prozent waren adipös. Die Ergebnisse zur Veränderung des Risikoprofils sind ermutigend. Wir gehen davon aus, dass solche Interventionsstudien längere Beobachtungszeiträume brauchen, damit die Effekte der Lebensstilveränderungen ihr volles Potenzial entfalten können“, erklärt Prof. Steffi G. Riedel-Heller, Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Steffi G. Riedel-Heller, MPH
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
Telefon: +49 341 97 15408
E-Mail: Steffi.Riedel-Heller@medizin.uni-leipzig.de

Dr. rer. nat. Andrea Zülke
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
Telefon: +49 341 97 15483
E-Mail: Andrea.Zuelke@medizin.uni-leipzig.de

Originalpublikation:
Originalpublikationen in Alzheimer's & Dementia:

Effects of a multi-domain intervention against cognitive decline on dementia risk profiles – results from the AgeWell.de-trial. https://alz-journals.onlinelibrary.wile ... /alz.14097

A multidomain intervention against cognitive decline in an at-risk-population in Germany: Results from the cluster-randomized AgeWell.de trial. https://alz-journals.onlinelibrary.wile ... /alz.13486

Weitere Informationen:
https://www.uniklinikum-leipzig.de/einr ... eWell.aspx AgeWell.de – Geistig fit ins Alter

Quelle: Pressemitteilung vom 15.07.2024
Medizinische Fakultät: Anne Grimm Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig
https://idw-online.de/de/news836936
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DGN bedauert CHMP-Empfehlung gegen die EMA-Zulassung des ersten Alzheimer-Antikörpers in Europa

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DGN bedauert CHMP-Empfehlung gegen die EMA-Zulassung des ersten Alzheimer-Antikörpers in Europa

Heute hat das „Committee for Medicinal Products for Human Use“ (CHMP) der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) eine Empfehlung gegen die Zulassung des Antikörpers gegen Alzheimer Lecanemab abgegeben. Die Therapie kann Alzheimer zwar nicht heilen oder zum Stillstand bringen, aber das Fortschreiten der Erkrankung bei Betroffenen im Alzheimer-Frühstadium verlangsamen. Trotz vieler praktischer Limitationen der Therapie (ein sehr frühes Zeitfenster für die Therapieinitiierung, mangelnde Refinanzierung der erforderlichen Frühdiagnostik, fehlende Versorgungsstrukturen, Nebenwirkungen) bedauert die Deutschen Gesellschaft für Neurologie, dass keine Empfehlung zur Zulassung erteilt wurde.

Die neuen Antikörper sind aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ein Meilenstein, wenn auch mit Limitationen. Sie können die Alzheimer-Progression in den frühen Stadien der Erkrankung verlangsamen. Die DGN bedauert daher die Empfehlung des CHMP an die EMA, im Unterschied zu den USA, Japan, China oder Südkorea, Lecanemab gegen Alzheimer in Europa nicht zuzulassen. Damit beschreitet Europa nicht nur einen Sonderweg, sondern befördert auch eine Zweiklassenmedizin. Wer es sich leisten kann, wird das Medikament über die internationale Apotheke beziehen und sich in Deutschland verabreichen lassen.

„Die neuen Medikamente – neben Lecanemab befinden sich andere Antikörper in Zulassungsverfahren – sind ein wichtiger erster Erfolg in der Therapie der Alzheimer-Krankheit“, erklärt Prof. Dr. Jörg B. Schulz, Aachen, Sprecher der DGN-Kommission Kognitive Störungen und Demenzen. Wie der Experte betont, kann die Therapie das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung noch nicht heilen oder zum Stillstand bringen, auch ist sie nicht nebenwirkungsfrei. „Dennoch, ein Teil der Betroffenen könnte bereits jetzt profitieren und die Therapien sind ein Etappenziel auf dem Weg, Alzheimer für alle Betroffenen therapierbar, eines Tages vielleicht sogar heilbar machen zu können. Wir bedauern, dass nun keine Real-Life-Daten erhoben und Erfahrungen mit der neuen Therapie gesammelt werden können.“

„Die Zulassung des ersten Alzheimer-Antikörpers in Europa wäre in der Tat ein richtiger Schritt, auch wenn der erhoffte Durchbruch in der Alzheimer-Therapie damit noch nicht erreicht wäre“, stellt auch DGN-Generalsekretär Prof. Peter Berlit fest. Auch hätte sie dazu geführt, dass sich Politik und Gesellschaft dringend mit den offenen Fragen auseinandersetzen und wichtige Entscheidungen im Hinblick auf die Infrastruktur der Frühdiagnostik und Versorgung hätten fällen müssen. „Wir befürchten, dass diese wichtigen gesundheitspolitischen Weichenstellungen nun auf die lange Bank geschoben werden.“

Welche Herausforderungen sind gemeint?

- Sensibilisierung für Frühsymptome
Lecanemab sowie die anderen Alzheimer-Antikörper, die vor der Zulassung stehen, müssen in einem Frühstadium der Alzheimer-Erkrankung eingesetzt werden, wenn milde kognitive Beeinträchtigungen oder allenfalls eine leichte Demenz vorliegen. „Das ist ein Zeitpunkt, zu dem derzeit ein Großteil der Betroffenen noch gar nicht diagnostiziert wird. Hier wäre eine Sensibilisierung für Frühsymptome und ein Umdenken in der Bevölkerung und auch bei Ärztinnen und Ärzten nötig“, so Prof. Schulz.

- Unzureichende Refinanzierung der Frühdiagnostik
Ein praktisches Problem ist, dass die neuen Antikörper nur verschrieben werden dürfen, wenn die gesicherte Diagnose einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung besteht. „Das ist richtig und wichtig, denn Demenz ist nicht mit der Alzheimer-Erkrankung gleichzusetzen, es gibt zahlreiche andere Krankheiten, die zu einer Demenz führen, bei denen die Antikörper aber nicht wirken würden“, erklärt Prof Schulz. Für die Verschreibung muss daher eine Amyloid-Pathologie nachgewiesen werden, entweder mit einer Nervenwasseranalyse oder einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET)-Untersuchung. Derzeit werden diese Untersuchungen aber nicht ausreichend refinanziert. „Für das Amyloid-PET gibt bislang nicht einmal eine Abrechnungsziffer und die Nervenwasserdiagnostik ist derzeit unterfinanziert, d. h. für neurologische Praxen nicht kostenneutral. Derzeit stellt es sich also so dar, dass es hier um eine Therapie geht, deren Verschreibung eine Frühdiagnostik erforderlich macht, diese aber nicht – oder nur unzureichend – von den Krankenkassen übernommen wird. Das System hat hier einen Haken, der potenziellen Kandidaten den rechtzeitigen Zugang zur Therapie erschwert, wenn nicht gar verwehrt“, kritisiert Dr. Uwe Meier, erster Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Neurologen (BDN) und weist auf einen weiteren Punkt hin: „Für die Therapie müssen die Behandlungskapazitäten ausgeweitet werden, hier sind Investitionen in Räumlichkeiten, Infusionsliegen und Personal erforderlich. Dies braucht eine neue Vergütungssystematik, um den Versorgungsauftrag sicherstellen zu können."

- Begrenzte Versorgungskapazitäten
Alzheimer ist eine Volkskrankheit. Jährlich erkranken etwa 440.000 Menschen in Deutschland neu an einer Demenz, bei ca. 260.000–300.000 liegt eine Alzheimer-Krankheit vor. Entsprechend viele Menschen kommen für eine Therapie mit einem Alzheimer-Antikörper in Betracht, zumindest, wenn die Frühdiagnostik allen Menschen zugänglich gemacht wird, was DGN und BDN allein aus ethischen Gründen fordern. Lecanemab muss alle zwei Wochen unter fachärztlicher Aufsicht in die Vene infundiert werden, hinzu kommt die notwendige, turnusmäßige Bildgebung. „Wir laufen hier in einen Versorgungsengpass. Für die Diagnostik und Behandlung aller in Frage kommender Personen sind die derzeitigen Versorgungsstrukturen nicht ausgelegt“, erklärt DGN-Generalsekretär Prof. Peter Berlit. „Es ist jetzt Aufgabe der Gesundheitspolitik, entsprechende Versorgungskapazitäten zu schaffen.“

- Stärkung der Prävention
Wie kann eine entsprechende Frühdiagnostik angeboten und wie können die Kosten für die Diagnostik und Therapie gestemmt werden, ohne dass das System kollabiert? „Wir suchen hier das Gespräch mit der Gesundheitspolitik, müssen aber sicherlich auch auf das Potenzial der Prävention setzen. Denn allein bis zu 40 Prozent aller Demenzen könnten durch einen gesunden Lebensstil und die Korrektur von Risikofaktoren verhindert werden. Und nicht nur das: Das Fortschreiten der Erkrankung kann durch entsprechende Präventionsmaßnahmen in einem ähnlichen Maße verlangsamt werden wie unter der Antikörper-Therapie. Dieses Potenzial muss voll ausgeschöpft werden“, erklärt Prof. Berlit.

Auch wenn nun eine schnelle Zulassung von Lecanemab nicht zu erwarten ist, müssen diese Fragen aus Sicht der DGN und des BND aktiv angegangen werden. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis neue Therapien folgten und das System vor die gleichen Herausforderungen stellten.

[1] https://www.ema.europa.eu/en/news/meeti ... al-product...

Pressekontakt
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Peter Berlit
Leiterin der DGN-Pressestelle: Dr. Bettina Albers
Tel.: +49(0)30 531 437 959
E-Mail: presse@dgn.org

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 12.300 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

Präsident: Prof. Dr. med. Lars Timmermann
Stellvertretende Präsidentin: Prof. Dr. med. Daniela Berg
Past-Präsident: Prof. Dr. med. Christian Gerloff
Generalsekretär: Prof. Dr. med. Peter Berlit
Geschäftsführer: David Friedrich-Schmidt
Geschäftsstelle: Friedrichstraße 88, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0)30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Weitere Informationen:
https://www.ema.europa.eu/en/news/meeti ... -july-2024

Quelle: Pressemitteilung vom 26.07.2024
Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.
https://idw-online.de/de/news837521



+++
Siehe auch:


Keine Empfehlung für Alzheimer-Antikörper Lecanemab
Der zuständige Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat sich dagegen ausgesprochen, den neuen Antikörper Lecanemab zur Behandlung von Morbus Alzheimer in der EU zuzulassen. Das sind die Hintergründe. ... > https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ ... ab-148986/

Lecanemab bei Alzheimer
Amyloid-Antikörper: CHMP spricht sich gegen EU-Zulassung aus
Das CHMP der EMA hat sich gegen eine Zulassung des ersten Beta-Amyloid-Antikörpers bei Alzheimer in der EU ausgesprochen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie kritisiert die Entscheidung.
Veröffentlicht in der Ärzte Zeitung am: 26.07.2024 ...
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