Demenz - Demenzdiagnose - Demenztest

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WernerSchell
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Mit Kokosöl der Alzheimer-Erkrankung vorbeugen

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Mit Kokosöl der Alzheimer-Erkrankung vorbeugen

Prof. Dr. habil. Marcus Grimm von der SRH Hochschule für Gesundheit forscht zu ernährungstherapeutischen Ansätzen gegen Alzheimer.

„Die Alzheimer-Krankheit stellt unter den neurodegenerativen Erkrankungen die häufigste Demenzform der älteren Bevölkerung dar. Weltweit sind davon derzeit ca. 50 Millionen Menschen betroffen. Aufgrund der gegenwärtigen demographischen Entwicklung mit einer steigenden Lebenserwartung und einer Verschiebung der Alterspyramide ist davon auszugehen, dass sich die Anzahl der Betroffenen in etwa alle 20 Jahre verdoppeln wird, sodass im Jahr 2050 mit ca. 152 Millionen Erkrankten zu rechnen ist“, erklärt Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen.

Die Erkrankung ist durch einen zunehmenden Verlust kognitiver Leistungen gekennzeichnet, wobei zu den wichtigsten Gewebeveränderungen im Gehirn extrazelluläre Proteinablagerungen, die sogenannten „senilen Plaques“, gehören. Diese bestehen aus einer Vielzahl kleiner Eiweiße, dem Aβ-Peptid. Das Aβ-Peptid wiederum wird durch verschiedene Prozesse an oder in der Zellmembran gebildet. Da ein Hauptbestandteil von Membranen Fette sind, kann angenommen werden, dass die Bildung von Aβ von der Fettzusammensetzung der Membran beeinflusst werden kann. In diesem Zusammenhang konnten in vorangegangenen Studien von Prof. Dr. habil. Marcus Grimm und einem Forscherteam am Institut für Experimentelle Neurologie und dem Institut für Demenzprävention der Universität des Saarlandes in Kooperation mit der SRH Hochschule für Gesundheit Fette identifiziert werden, die die Aβ-Bildung hemmen. Dagegen steigern andere Fette die Aβ-Bildung und können damit das Alzheimer-Risiko erhöhen.

In der kürzlich erschienenen Studie „Medium-Chain Length Fatty Acids Enhance Aβ Degradation by Affecting Insulin-Degrading Enzyme“ von Prof. Dr. habil. Marcus Grimm und Kolleg:innen konnte gezeigt werden, dass mittelkettige Fettsäuren, wie sie z. B. in Kokosnuss-Öl vorkommen, ebenfalls einen wichtigen Baustein zur Prävention der Alzheimer-Erkrankung darstellen könnten. Nicht nur eine vermehrte Aβ-Neubildung, sondern auch ein verminderter Aβ-Abbau begünstigt die Entstehung der Alzheimer-Erkrankung. Ziel ist es daher, neben einer Verringerung des Aβ-Aufbaus den Aβ-Abbau zu fördern. Genau hier greifen mittelkettige Fettsäuren ein. Weiterführende Experimente zeigten, über welches Enzym die mittelkettigen Fettsäuren den Aβ-Abbau steigern. Insbesondere das sog. „Insulin-Degrading Enzyme“ (IDE), ein eiweißspaltendes Enzym, wird durch Kokosnuss-Öl in seiner Aktivität gesteigert. Diese Ergebnisse konnten auch in Experimenten mit Mäusen bestätigt werden. Mäuse, die eine Kokosöl reiche Diät erhielten, wiesen einen gesteigerten Aβ-Abbau auf.

Aufgrund der Tatsache, dass die Alzheimer-Krankheit derzeit nicht geheilt werden kann, ist die Entwicklung von präventiven ernährungstherapeutischen Ansätzen von besonderer Wichtigkeit. Demnach zeigte die Studie, dass mittelkettige Fettsäuren einen wichtigen Beitrag leisten, insbesondere da sie sehr gut verträglich sind. Klinische Studien müssen jedoch erst noch den therapeutischen Nutzen, der in der Zellkultur und im Tiermodell gezeigt worden ist, belegen.

Während seiner Habilitation an der Universität des Saarlandes etablierte Prof. Dr. habil. Marcus Grimm ein molekular- und zellbiologisches Forschungslabor, das als zusätzlichen Schwerpunkt die Analyse von Fetten betreibt. Diese Tätigkeit wird von ihm auch weiterhin ausgeübt, sodass das Labor als Teil des Deutschen Instituts für Demenzprävention interessierten Studierenden der SRH Hochschule für Gesundheit in Kooperation zur Verfügung steht.

Bibliographische Angaben
Interessierte können die Publikation unter https://www.mdpi.com/2073-4409/10/11/2941 einsehen.

Mehr zur Forschung an der SRH Hochschule für Gesundheit erfahren Interessierte unter www.srh-gesundheitshochschule.de/forschung/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.srh-gesundheitshochschule.d ... cus-grimm/

Quelle: Pressemitteilung vom 03.02.2022
SRH Hochschule für Gesundheit Marketing / PR
https://idw-online.de/de/news787795
WernerSchell
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Koffein kann den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung positiv beeinflussen

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Koffein kann den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung positiv beeinflussen


Prof. Dr. habil. Marcus Grimm vom Campus Rheinland der SRH Hochschule für Gesundheit an neuer Studie zum Einfluss von Methylxanthinen auf neurodegenerative Erkrankungen beteiligt.

„Natürliche Methylxanthine, deren bekanntester Vertreter Koffein ist, sind pharmakologisch wirksame Substanzen, die dem Körper über die Nahrung – beispielsweise Kaffee, Tee und Kakao – zugeführt werden. Neben Koffein zählen Theobromin und Theophyllin zu den natürlich vorkommenden Methylxanthinen, wohingegen es sich u. a. bei Propentofyllin und Pentoxifyllin um synthetisch hergestellte Methylxanthine handelt. Die einzelnen Vertreter dieser Substanzklasse zeigen ähnliche Wirkungen auf den Organismus, allerdings in unterschiedlich starker Ausprägung. Aufgrund der blutdruckerhöhenden Wirkung sowie des Auftretens von Herzrhythmusstörungen wurden Methylxanthine lange Zeit als potenziell negativ bewertet. Dieses Bild hat sich in den vergangenen Jahren jedoch gewandelt“, erklärt Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen.

Demnach werden sowohl die natürlich vorkommenden Methylxanthine als auch die synthetischen zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt, in erster Linie bei akuten und chronischen Atemwegs-erkrankungen, da sie die Atemwege erweitern und die Funktion der Atemmuskulatur verbessern. Zudem wirken sich Methylxanthine potenziell protektiv bei neurodegenerativen Erkrankungen aus. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. habil. Marcus Grimm konnte bereits in einer früheren Studie zeigen, dass Methylxanthine die molekularen Mechanismen, die der Alzheimer-Erkrankung zugrunde liegen, positiv beeinflussen können. Alzheimer ist durch die Freisetzung eines kleinen Eiweißmoleküls, Amyloid-β-Peptid genannt, aus einem größeren Vorläufereiweißmolekül gekennzeichnet. Die freigesetzten Amyloid-β-Peptide lagern sich im Verlauf der Erkrankung zu den charakteristischen senilen Plaques im Gehirn zusammen. In der erwähnten Studie konnte belegt werden, dass Methylxanthine sowohl die Freisetzung des Amyloid-β-Peptids als auch die Aggregation des Amyloid-β-Peptids reduzieren und somit die Entstehung sowie den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung hemmen können.

Weiterhin hat sich in verschiedenen Studien gezeigt, dass sich Methylxanthine auf die Blutfette, insbesondere die Triglyceride, auswirken können. Bisher war jedoch unbekannt, ob sich die einzelnen Methylxanthine bezüglich der Zusammensetzung der Fette identisch verhalten und inwieweit sie sich unterschiedlich auf weitere Lipidklassen, die bei der Alzheimer-Erkrankung eine Rolle spielen, auswirken. Ziel der aktuell erschienenen Studie von Prof. Dr. habil. Marcus Grimm und seinem Team an der Universität des Saarlandes in Kooperation mit der SRH Hochschule für Gesundheit war – um insbesondere den potenziell positiven Einfluss auf neurodegenerative Erkrankungen zu beurteilen – den Einfluss unterschiedlicher Methylxanthine auf Zell-Linien mit neuronalen Eigenschaften zu untersuchen.

In der Studie wurden die hauptsächlich vorkommenden natürlichen Methylxanthine (Koffein, Theobromin und Theophyllin) und die synthetisch pharmakologisch eingesetzten (Propentofyllin und Pentoxifyllin) untersucht. Hierbei zeigte sich, dass es Methylxanthin-induzierte Effekte auf die Zusammensetzung der Lipide gibt, die von der Methylxanthin-Klasse abhängen, es jedoch auch individuelle Effekte einzelner Methylxanthine auf die Lipidzusammensetzung gibt. Unter anderem hat Koffein das Lipidprofil bezüglich der Alzheimer-Krankheit in den analysierten neuronalen Zell-Linien günstig beeinflusst, sodass Methylxanthine und insbesondere Koffein einen zusätzlichen wichtigen Baustein, neben einer gesunden Diät mit einem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten langen Fettsäuren, in der Prophylaxe und der Verlangsamung des Krankheitsverlaufs darstellen können.

Während seiner Habilitation an der Universität des Saarlandes etablierte Prof. Dr. habil. Marcus Grimm ein molekular- und zellbiologisches Forschungslabor, das als zusätzlichen Schwerpunkt die Analyse von Fetten betreibt. Diese Tätigkeit wird von ihm auch weiterhin ausgeübt, sodass das Labor als Teil des Deutschen Instituts für Demenzprävention interessierten Studierenden der SRH Hochschule für Gesundheit in Kooperation zur Verfügung steht.

Mehr zur Forschung an der SRH Hochschule für Gesundheit erfahren Interessierte unter www.srh-gesundheitshochschule.de/forschung/

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.srh-gesundheitshochschule.d ... am/marcus-...

Originalpublikation:
https://www.mdpi.com/1422-0067/23/4/2295

Quelle: Pressemitteilung vom 21.03.2022
SRH Hochschule für Gesundheit Marketing / PR
https://idw-online.de/de/news790540
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Wenn Ältere am Tag zu viel schlafen, kann das Alzheimerrisiko ansteigen

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Deutsches Ärzteblatt vom 28.03.2022:
Wenn Ältere am Tag zu viel schlafen, kann das Alzheimerrisiko ansteigen
Boston – Ältere Menschen, die tagsüber mehr und längere Schlummerphasen einlegen, haben offenbar ein erhöhtes Risiko für eine Alzheimer-Demenz. Aber auch umgekehrt scheint ein Zusammenhang zu bestehen: Treten kognitive Defizite auf, steigt der Hang zu häufigeren und längeren Nickerchen an.
Diese Ergebnisse hat eine Arbeitsgruppe um die beiden Erstautoren Peng Li und Lei Gao, beide von der Harvard Medical School sowie Gao auch vom Brigham and Women's Hospital in Boston in Alzheimer’s & Dementia (2022; DOI: 10.1002/alz.12636) publiziert.
Ältere Personen machen nicht selten tagsüber ein oder mehr Nickerchen. Diese Neigung, sich am Tag hinzulegen, gehört zum normalem Alterungsprozess. Doch könnte eine Verbindung zwischen dem Schlafen tagsüber und kognitiven Defiziten bestehen. Diese wollte das US-amerikanische Team nun näher beleuchten.
…. (weiter lesen unter) … > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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Demenz vorbeugen: Ursachen und Risikofaktoren

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NDR - Visite - Sendung vom 03.05.2022

Demenz vorbeugen: Ursachen und Risikofaktoren

Videobeiträge (möglicherweise nur vorübergehend verfügbar):
- Einführung in das Thema (8 Min.) > https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... nz814.html
- Studiogespräch (6 Min.) > https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 21350.html



Demenz ist der fortschreitende Verlust geistiger Fähigkeiten. Es gibt viele Demenzen - Alzheimer ist die bekannteste Form. Demenzen lassen sich verhindern oder zumindest um Jahre verschieben.

Um einer Demenz vorzubeugen, ist es wichtig frühzeitig anzufangen, das Gehirn fit zu halten. Das Gehirn ist sehr empfindlich. Kommen schädliche Prozesse in Gang, wie beispielsweise Alzheimerablagerungen, sterben Nervenzellen ab. Das Gehirn funktioniert dann nicht mehr wie gewohnt und eine Demenz tritt auf: Erinnerung, Orientierung sowie alltägliche Fähigkeiten leiden. Es gibt genetische Risiken - aber auch der Lebensstil spielt eine Rolle. Eine gute geistige Fitness senkt zusätzlich das individuelle Risiko für eine Demenz deutlich. Ein neuer Bluttestverspricht heute außerdem eine frühe Diagnose der Krankheit.

Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen Risiko
Was dem Körper schadet, ist auch schädlich für das Gehirn: Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Früh im Leben an das eigene Gehirn zu denken ist wichtig, denn Gehirngesundheit entscheidet sich im mittleren Lebensalter. Veränderungen im Gehirn finden 20 Jahre vor dem Ausbruch der Demenz statt.

... (weiter lesen unter) ... > https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... nz814.html


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>>> viewtopic.php?f=5&t=78
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Gesunde Lebensführung = Demenzprävention

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Gesunde Lebensführung = Demenzprävention

Gesunde Lebensführung, möglichst früh begonnen, wirkt nachweislich präventiv und kann viele Krankheiten vermeiden helfen, auch Demenz! … > viewtopic.php?f=5&t=78 > viewtopic.php?f=7&t=37 - Dazu gibt es weitere aktuelle Informationen, z.B.:
• Demenzvorbeugung ist möglich! Man muss frühzeitig anfangen, das Gehirn fit zu halten. V.a. Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck erhöhen das Erkrankungsrisiko. Was dem Körper schadet, ist auch schädlich für das Gehirn. - Die NDR-Visite informierte am 03.05.2022 … > viewtopic.php?f=7&t=34&p=5000#p5000
• Eine neue Studie signalisiert, dass ein gesunder Lebensstil bei Männern und Frauen nicht nur mit einer längeren Lebenserwartung verbunden ist, sondern auch dazu beiträgt, mehr Lebensjahre ohne eine Alzheimererkrankung zu verbringen … > viewtopic.php?f=7&t=37&p=5011#p5011
• Wer (frühzeitig) schneller geht, ist intelligenter und altert langsamer. Dies ist u.a. das Ergebnis einer groß angelegten Studie. … viewtopic.php?p=4958#p4958
• Menschen mit Demenz brauchen Stärkung häuslicher Pflege - Studie zeigt Bedeutung der vertrauten Umgebung für mehr Lebensqualität und weniger Depressionen bei Demenz auf … > viewtopic.php?f=5&t=51&p=4991#p4991
• Ernährung beeinflusst Lebenserwartung … > viewtopic.php?f=7&t=41&p=5015#p5015
• "Schulfach Gesundheit" sollte den Kindern und Jugendliche zeitgerecht umfängliche Gesundheitskompetenz vermitteln, auch zur Gesundheitsprävention! Dazu gibt es von hier vielfältige Initiativen. … > viewtopic.php?f=5&t=286&p=3326
Quelle: viewtopic.php?f=7&t=34&p=5019#p5019


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Alzheimer-Prävention: Ein gesunder, aktiver Lebensstil zahlt sich nicht nur im Hinblick auf die Lebenserwartung aus!

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Alzheimer-Prävention: Ein gesunder, aktiver Lebensstil zahlt sich nicht nur im Hinblick auf die Lebenserwartung aus!


Berlin – Eine im BMJ publizierte Studie zeigt: Jeder kann sein Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, senken – und zwar mit fünf einfachen Maßnahmen: Gesund ernähren, sich ausreichend bewegen, den Geist trainieren, Nichtrauchen und den Alkoholkonsum beschränken. Die Studie zeigte, dass 65-jährige Frauen mit gesundem Lebensstil 21,6 Jahre demenzfrei lebten, jene mit ungesundem Lebensstil nur 17 Jahre. 65-jährige Männer mit gesundem Lebensstil hatten 21,7 demenzfreie Jahre vor sich, die mit ungesundem Lebensstil nur 15,3.

Eine aktuelle prospektive Kohortenstudie [1], die im British Medical Journal publiziert wurde, zeigt: Einer Alzheimer-Erkrankung lässt sich effektiv vorbeugen! 2.449 Menschen im Alter von mindestens 65 Jahren, alle aus einem Chicagoer Stadtteil, wurden zwischen 1993 und 2012 in diese Studie eingeschlossen; bei 2.110 war zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses eine Alzheimer-Demenz ausgeschlossen worden, 339 waren an Alzheimer erkrankt. Neurokognitive Tests wurden bei den Teilnehmenden alle drei Jahre durchgeführt – bis zu sechsmal pro Person.

Aus fünf Lebensstilfaktoren wurde eine Score berechnet: (1) Die Einhaltung einer „hirngesunden Ernährung“, sogenannte MIND-Diät („Mediterranean-DASH Diet Intervention für Neurodegenerative Delay“), (2) eine hohe kognitive Aktivität im Alter, die durch Lesen, Museumsbesuche oder Beschäftigungen wie Karten- oder Brettspiele, Kreuzworträtsel oder Puzzeln gekennzeichnet war, (3) eine hohe körperliche Aktivität, definiert als mehr als 140 Minuten Bewegung pro Woche, was neben Laufen auch Gartenarbeit, Fahrradfahren oder Schwimmen umfasste, (4) Nichtrauchen und (5) ein geringer Alkoholkonsum (definiert als 1-15 g/Tag für Frauen und 1-30 g/Tag bei Männern). Für jeden dieser Faktoren erhielten die Teilnehmenden eine „1“ pro erreichten Lebensstilfaktor oder eine „0“, wenn sie ihn nicht umgesetzt hatten. Bei optimal gesundem Lebensstil konnten so insgesamt 5 Punkte erreicht werde. Je weniger Punkte erzielt wurden, desto ungesünder war der Lebensstil. Die Adhärenz wurde alle zehn Jahre neu evaluiert, und zwar separat für jede Altersgruppe, Geschlecht und für diejenigen mit und ohne vorbestehende Demenz. In der Analyse wurde dann die Lebenserwartung je nach Adhärenz in Bezug auf die gesunde Lebensweise berechnet sowie die zu erwartenden Demenz-freien Jahre.

Im Ergebnis zeigte sich, dass Frauen im Alter von 65 Jahren, die vier oder sogar alle fünf gesunden Lebensstilmaßnahmen umsetzen, eine Lebenserwartung von 24,2 Jahren hatten. Gleichaltrige Frauen, die keine oder nur eine dieser Maßnahmen umsetzten, hatten eine um 3,1 Jahren verkürzte Lebenserwartung. In der zu erwartenden Lebensspanne lebten 10 % der Frauen mit gesundem Lebensstil mit einer Demenzerkrankung (im Durchschnitt 2,6 Jahre), während die Frauen mit ungesundem Lebensstil von ihrer ohnehin verkürzten Lebensdauer durchschnittlich 4,1 Jahre lang mit einer Demenz lebten. Bei Männern war der Unterschied noch gravierender: Die gesund lebenden 65-Jährigen hatten eine Lebenserwartung von 23,1 Jahren – 5,7 Jahre mehr als die mit einem ungesunden Lebensstil, sie litten im Durchschnitt 1,4 Jahre der 23,1 Jahre an einer Demenz, die ungesund Lebenden 2,1 der 17,4 verbleibenden Lebensjahre.

„Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass man aktiv durch einen gesunden Lebensstil einer Alzheimer-Demenz vorbeugen kann und an Lebenszeit gewinnt, vor allem auch an „Demenz-freier“ Lebenszeit,“ erklärt Prof. Dr. Hans Christoph Diener, Pressesprecher der DGN. Die Studie zeigte auch ganz klar einen linearen, quasi ‚dosisabhängigen‘ Effekt: Je mehr der fünf gesunden Lebensstilfaktoren umgesetzt wurden, desto höher der Effekt. „Es lohnt sich also, an allen Faktoren zu arbeiten und hat keine Veranlassung aufzugeben, weil man weiß, dass man die eine oder andere Angewohnheit nicht ändern kann. Es bleiben dann immer noch 3 oder 4 andere ‚Stellschrauben‘, mit denen man an seiner Lebenserwartung drehen kann.“

Einen anderen Aspekt ergänzt DGN-Generalsekretär Prof. Peter Berlit. „Bekannt ist – und auch hierzu gibt es zahlreiche Studien, dass Bluthochdruck die Entstehung einer Demenz begünstigen kann. Schaut man sich die fünf untersuchten Lebensstilfaktoren an, sieht man, dass vier der fünf auch Präventionsmaßnahmen gegen Bluthochdruck sind: Eine gesunde, salz- und fettarme Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung, wenig Alkohol und Nichtrauchen.“ Es lohne sich also, auch den Blutdruck in die Prävention einzubeziehen – „bei Bedarf kann auch die medikamentöse Blutdrucksenkung eine wichtige Präventionsmaßnahme sein“.

Wichtig ist beiden Experten zudem, die Bedeutung des geistigen Trainings hervorzuheben, insbesondere die soziale Interaktion. Fehlt diese, erhöht das bei 65-Jährigen das Demenzrisiko signifikant, wie eine Studie aus dem Jahr 2020 [2] gezeigt hatte. Daher sei es gerade in dem Alter, in dem viele aus dem Berufsleben aussteigen, wichtig, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. „Wir müssen nicht nur unseren Körper, sondern auch den Geist fordern und trainieren – physisches und geistiges Training sind wichtig für die Hirngesundheit“ lautet das Fazit von Prof. Diener und Prof. Berlit.

[1] Dhana K, Franco O H, Ritz E M et al. Healthy lifestyle and life expectancy with and without Alzheimer’s dementia: population based cohort study BMJ 2022; 377 : e068390 doi:10.1136/bmj-2021-068390
[2] Livingston G, Huntley J, Sommerlad A et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020 Aug 8;396(10248):413-446. doi: 10.1016/S0140-6736(20)30367-6.

Quelle: Pressemitteilung vom 17.05.2022 > https://idw-online.de/de/news793906
Pressekontakt
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
c/o Dr. Bettina Albers, albersconcept, Jakobstraße 38, 99423 Weimar
Tel.: +49 (0)36 43 77 64 23
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
E-Mail: presse@dgn.org

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren fast 11.000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org


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Mit der vorstehenden Pressemitteilungen werden Erkenntnisse bekräftigt, die eigentlich seit vielen Jahren bekannt sind. Demenzprävention wirkt! Siehe insoweit:
"Gesunde Lebensführung" = ein umfängliches Statement informiert (28 Seiten). Es wird verdeutlicht, dass eine entsprechend gestaltete Lebensführung verschiedene Krankheiten vermeiden oder verzögern hilft. Dazu gehören z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes-Typ2, Krebs und Demenz. Prävention in diesem Sinne stärkt im Übrigen das Immunsystem und ist so auch mit Blick auf die Corona-Pandemie wichtig. Leider kommen diesbezügliche Präventionsbeiträge in der Medienlandschaft eher selten vor. Dies u.a. auch deshalb, weil Diagnostik und Therapie dominieren und damit viel Geld verdient werden kann. Prävention ist aber weitgehend in Eigeninitiative zu leisten und wird daher bedauerlicherweise nur unzureichend berücksichtigt. - Näheres > viewtopic.php?f=5&t=78
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Wer mit Demenz vertraut ist, ist eher bereit, sich um Menschen mit Demenz zu kümmern

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Wer mit Demenz vertraut ist, ist eher bereit, sich um Menschen mit Demenz zu kümmern


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Bereitschaft, Menschen mit Demenz zu betreuen, in Zusammenhang mit der Vertrautheit mit der Krankheit
Deutsches Zentrum für Altersfragen Berlin



Die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen wird in den kommenden Jahren weiter steigen; aktuell leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit dieser Erkrankung. Daher gilt es, nicht nur die medizinische Versorgung weiter zu verbessern, sondern auch das gesellschaftliche Umfeld stärker für den Umgang mit Menschen mit Demenz zu sensibilisieren. Dies gelingt leichter, wenn Ängste in der Bevölkerung abgebaut und das Wissen über Demenz gestärkt werden.

Eine Befragung im Rahmen des Deutschen Alterssurveys von Personen ab 46 Jahren ergab, dass nur knapp ein Drittel (32,6 Prozent) mit Demenz vertraut sind und dass 45,5 Prozent diese Vertrautheit verneinen. Dies hat Folgen für den Umgang mit Menschen mit Demenz, wie eine weitergehende Analyse zeigt:

Von den Befragten, die angeben, mit der Krankheit vertraut zu sein, sind 56,8 Prozent bereit, sich um Menschen mit Demenz zu kümmern. Deutlich geringer ist diese Bereitschaft zur Unterstützung bei denen ausgeprägt, die berichten, dass sie mit Demenz nicht vertraut sind (35,2 Prozent).

Zudem zeigt sich, dass auch die Angst vor Menschen mit Demenz geringer bei den Befragten ausfällt, die mit der Krankheit vertraut sind.

Diese Ergebnisse belegen, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit weiter über Demenzerkrankungen aufzuklären und Berührungsängste abzubauen, um Potenziale zur Unterstützung von Menschen mit Demenz für diese nutzbar zu machen. Das Engagement für Menschen mit Demenz im näheren sozialen Umfeld könnte das Leben für Menschen mit Demenz an ihrem Wohn- und Lebensort maßgeblich verbessern.

Hier setzt auch die Nationale Demenzstrategie an. Neben der Stärkung des freiwilligen Engagements für Menschen mit Demenz ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ein übergeordnetes Ziel der Nationalen Demenzstrategie (https://www.nationale-demenzstrategie.de/ ).

Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Weinhardt, M., Lärm, A., Boos, B., Tesch-Römer, C. (2022). Einstellungen zu Menschen mit Demenz in Deutschland [DZA Aktuell 03/2022]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen.
Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokume ... chland.pdf

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. An der hier zugrundeliegenden Befragung im Winter 2020/21 (04. November 2020 bis 1. März 2021) nahmen 5.402 Personen ab 46 Jahren teil. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Originalpublikation:
Weinhardt, M., Lärm, A., Boos, B., & Tesch-Römer, C. (2022): Einstellungen zu Menschen mit Demenz in Deutschland. [DZA Aktuell 03/2022]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen

Quelle: Pressemitteilung vom 11.08.2022
Cornelia Au Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen
https://idw-online.de/de/news799671
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Deutlich mehr Demenzerkrankte unter 65 Jahren als bisher angenommen

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Deutsche Alzheimer Gesellschaft stellt neue Zahlen zur Demenz vor: Deutlich mehr Erkrankte unter 65 Jahren als bisher angenommen

Berlin, 16. August 2022. Nach neuesten Berechnungen leben in Deutschland derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Im Laufe des Jahres 2021 sind etwa 440.000 Menschen neu an einer Demenz erkrankt. Infolge der demografischen Veränderungen kommt es zu weitaus mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Aus diesem Grund nimmt die Zahl der Demenzerkrankten kontinuierlich zu. Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt entwickelt, wird sich die Zahl der Menschen mit Demenz über 65 Jahren bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen.

Alle zwei Jahre aktualisiert die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) ihr Informationsblatt zur Häufigkeit von Demenzerkrankungen in Deutschland. In diesem Jahr haben Prof. Dr. René Thyrian und Dr. Iris Blotenberg vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) auf der Basis aktueller Bevölkerungsdaten die wichtigsten Zahlen zu Demenzerkrankungen berechnet. Das Informationsblatt steht auf der Internetseite der DAlzG zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Demenz betrifft auch viele Menschen unter 65 Jahren
2021 hat die Weltgesundheitsorganisation neue Studien zum Auftreten von Demenzerkrankungen in unterschiedlichen Altersgruppen veröffentlicht. Nun liegen erstmals genauere Schätzungen zu den Erkrankten im Alter von unter 65 Jahren vor. Demnach müssen wir davon ausgehen, dass in Deutschland derzeit mehr als 100.000 Menschen unter 65 Jahren leben, die an einer Demenz erkrankt sind. „Die Ursache dafür, dass diese Zahl deutlich höher ist, als in früheren Veröffentlichungen, liegt vor allem darin, dass sich die Diagnostik in den letzten Jahren deutlich verbessert hat“, sagt Prof. Dr. Thyrian, Vorstandsmitglied der DAlzG. „Erst jetzt werden Demenzen auch bei jüngeren Menschen regelmäßig auch als solche erkannt, während früher sehr häufig andere Erkrankungen wie Depressionen diagnostiziert wurden. Von einem tatsächlichen Anstieg der Erkrankungshäufigkeit in diesem Alter ist aber nicht auszugehen“, so Thyrian weiter.

Angebote für junge Erkrankte werden dringend benötigt
Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG, betont: „Diese neuen Zahlen machen den Bedarf an Unterstützung für jüngere Menschen mit Demenz und ihre Familien noch einmal drängender. Wenn Menschen unter 65 an einer Demenz erkranken, stehen sie meist noch im Beruf und haben oftmals noch Kinder in Schule oder Ausbildung. Konzepte, wie Berufstätigkeit ggf. auch mit der beginnenden Demenz fortgeführt werden kann, fehlen ebenso wie für diese Altersgruppe passende Betreuungsangebote oder Pflegeeinrichtungen. Aus der Beratung kennen wir diese Problematik schon lange, nun wird es Zeit, dass auch von politischer Seite darauf reagiert wird.“


Informationsblatt zum Download
Das Informationsblatt 1 „Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen“ steht auf der Internetseite der DAlzG kostenlos zum Download zur Verfügung. > https://www.deutsche-alzheimer.de/filea ... _dalzg.pdf

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist als Interessenvertreterin von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Lobbyregister des Deutschen Bundestags eingetragen und hat sich dem dafür geltenden Verhaltenskodex verpflichtet.


Quelle: Pressemitteilung vom 16.08.2022
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Nora Landmann, Susanna Saxl-Reisen
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Tel: 030 - 259 37 95 0, Fax: 030 - 259 37 95 29
E-Mail: presse@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
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Zu früh für die Regelversorgung: Transkranielle Pulsstimulation TPS bei Alzheimer

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Zu früh für die Regelversorgung: Transkranielle Pulsstimulation TPS bei Alzheimer

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Menschen mit Alzheimer wird Hoffnung gemacht: Die sogenannte Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird als neue, scheinbar „bahnbrechende“ kostenpflichtige Therapiemethode angepriesen. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. hat die Datenlage in einer Stellungnahme bewertet unter der Federführung von Vorstandsmitglied Prof. Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie und Co-Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen. Das Resümee: Es erscheint verfrüht, die TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben.

Die Alzheimer-Krankheit ist trotz intensiver Forschung bislang unheilbar. Sie zählt wie Parkinson oder Multiple Sklerose zu den neurodegenerativen Erkrankungen und zeichnet sich durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen aus. Dies führt zu einer Beeinträchtigung bestimmter Hirnfunktionen wie zunehmendem Gedächtnisverlust, Sprach- oder Bewegungsstörungen. ForscherInnen der Universitätsklinik für Neurologie in Wien haben gemeinsam mit der Firma Storz Medical AG die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) entwickelt. Die neue Therapie, die bereits umfangreich öffentlich beworben wird, soll die Regeneration des Gehirns stimulieren. Laut Aussage der Studienautoren ist es damit „weltweit erstmalig möglich, mit einem Ultraschall-Puls direkt am Schädelknochen, nicht invasiv, schmerzfrei und bei vollem Bewusstsein in alle Bereiche des Gehirns vorzudringen und dort ganz gezielt Hirnareale anzusteuern und diese zu aktivieren“. Auf der Website der „Ärztlichen Interessensgemeinschaft Alzheimer-Demenz-Therapie“ unter www.alzheimer-deutschland.de und in einigen überregionalen Medienberichten in Deutschland wird die Methode als „wirksam und sicher“ sowie „bahnbrechend“ bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum gibt es bereits mehr als 42 Behandlungsstandorte, 33 davon in Deutschland.

Studien zu klinischen Effekten der TPS im Jahr 2019 publiziert

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine gepulste ultraschallbasierte Methode zur nicht invasiven Stimulation des Gehirns. Eine spezielle Ultraschallsonde emittiert sehr kurze (30 µs) Ultraschallpulse mit einer typischen Frequenz von 5 Hz. Dem TPS-Konzept liegt eine mehr als zehnjährige Forschungstätigkeit der Arbeitsgruppe um Prof. Roland Beisteiner von der Universitätsklinik für Neurologie und Psychiatrie der Medizinischen Universität Wien zugrunde. Seit 2019 wurden die Forschungsdaten zur TPS in sechs wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht.

THS gegen kognitive Defizite und den Verlust von Nervenzellen?

Vier der Studien beruhen auf Untersuchungen an ein und derselben kleinen Kohorte aus 35 ProbandInnen mit wahrscheinlicher Alzheimer-Erkrankung. Diesen wurde die TPS über 2‒4 Wochen (3 Sitzungen pro Woche, 6000 Pulse/Sitzung, Stimulation von individuell festgelegten Regionen des „Alzheimer-Netzwerks“ inklusive des dorsolateralen präfrontalen Kortex und des Default Mode Netzwerks) appliziert [1]. Darüber hinaus konnten die WissenschaftlerInnen signifikante positive Wirkungen auf neurokognitive Leistungen beobachten, die über 3 Wochen stabil anhielten. Gemessen wurden diese mit einer standardisierten neuropsychologischen Testbatterie zur Erfassung kognitiver Defizite bei Alzheimer-Patienten (CERAD, Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease, korrigierter Gesamtscore). Allerdings wurden neben positiven Effekten in den kognitiven Domänen „Gedächtnis“ und „verbale Funktionen“ auch negative Effekte auf visuo-konstruktive Leistungen beobachtet.

Drei weitere Publikationen der Arbeitsgruppe beziehen sich auf Sekundäranalysen von Daten dieser Primärstudie [2,3].

Kritik am Studiendesign: dünne Studienlage und unklare Wirkung

Trotz interessanter Ergebnisse: Zahlreiche Kritiker, darunter die Selbsthilfeorganisation Deutsche Alzheimer Gesellschaft und WissenschaftlerIinnen unterschiedlicher Universitäten, zweifeln an der Aussagekraft der Studien und an der (Langzeit-)Wirkung der neuen Therapie. Auch die DGKN sieht die neue Methode auf Basis der aktuellen Datenlage kritisch:

1. Es gibt nur eine einzige Pilotstudie, die bislang zum Thema therapeutische Wirkung von TPS auf Patienten mit Alzheimer-Erkrankung publiziert wurde [1]. Diese basiert auf einer kleinen ProbandInnen-Gruppe und ist nicht kontrolliert, d. h., es gab keine Kontrollgruppe und somit auch kein randomisiertes verblindetes Studiendesign, welches notwendig wäre, um wirksame Therapien von Scheinbehandlungen zu unterscheiden. Somit kann zum aktuellen Zeitpunkt schlichtweg nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den beobachteten Wirkungen um Placeboeffekte handelte. Alle bisher publizierten Untersuchungen kommen zudem von derselben Arbeitsgruppe.

2. Im Zeitalter evidenzbasierter Medizin sind genauso wie für den Wirksamkeitsnachweis neuer medikamentöser Therapien auch für medizintechnische Therapien multizentrische, randomisierte, kontrollierte doppelt-verblindete Phase-II/III-Studien mit einem signifikanten Ergebnis für den primären Wirksamkeitsendpunkt zu fordern.

3. Auch die biologischen und neurophysiologischen Wirkungen der Methode sind bislang nur rudimentär untersucht, mit Ausnahme einiger präklinischer Daten an Ratten sowie der o. g. fMRT-Daten und einer Studie zu somatosensorisch evozierten Potenzialen bei Gesunden.

4. Schließlich sind die PatientInnen lediglich für 3 Monate nachbeobachtet worden, sodass die bei voranschreitenden neurodegenerativen Erkrankungen wichtige Frage nach der Dauer der beobachteten Therapieeffekte nicht adressiert wurde.

Prof. Ziemann fasst das Fazit und die Bewertung der DGKN wie folgt zusammen: „Sieht man sich die publizierten Studien im Detail an, so gibt es derzeit definitiv noch keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der neuen Methode. Für einen Wirksamkeitsnachweis der neuen Therapie sind placebokontrollierte, randomisierte verblindete Studien mit höherer Patientenzahl und längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich. Es ist daher aktuell nicht gerechtfertigt, TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben.“

Literatur
1. Beisteiner et al. 2020, Transcranial Pulse Stimulation with Ultrasound in Alzheimer's Disease – A New Navigated Focal Brain Therapy. Adv Sci (Weinh). 7:1902583
2. Matt et al. 2022, Transcranial pulse stimulation (TPS) improves depression in AD patients on state-of-the-art treatment. Alzheimers Dement (N Y). 10;8(1):e12245;
3. Dörl et al. 2022, Functional Specificity of TPS Brain Stimulation Effects in Patients with Alzheimer's Disease: A Follow-up fMRI Analysis. Neurol Ther. 11(3):1391-1398

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. vertritt die Interessen von MedizinerInnen und WissenschaftlerInnen, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Die wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit über 4.000 Mitgliedern fördert die Erforschung von Gehirn und Nerven, sichert die Qualität von Diagnostik und Therapie neurologischer Krankheiten und treibt Innovationen auf diesem Gebiet voran. Sie ist aus der 1950 gegründeten „Deutschen EEG-Gesellschaft“ hervorgegangen. www.dgkn.de

Medienkontakt
Dipl.-Biol. Sandra Wilcken, c/o albertZWEI media GmbH, Tel.: +49 (0) 89 461486-11, E-Mail: presse@dgkn.de

Quelle: Pressemitteilung vom 15.09.2022
Sandra Wilcken Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung
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WernerSchell
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Morbus Alzheimer: COVID-19 könnte Erkrankungsrisiko erhöhen

Beitrag von WernerSchell »

Deutsches Ärzteblatt vom 19.09.2022:

Morbus Alzheimer: COVID-19 könnte Erkrankungsrisiko erhöhen

Cleveland/Ohio – US-Amerikaner, die im ersten Jahr der Pandemie wegen COVID-19 in Behandlung waren, erkrankten im folgenden Jahr zu fast 70 % häufiger an einem Morbus Alzheimer. Die Gründe sind laut der Publikation im Journal of Alzheimer’s Disease (2022; DOI: 10.3233/JAD-220717) unklar.
Eine infektiöse Ursache des Morbus Alzheimer ist in den letzen Jahrzehnten immer wieder vermutet worden mit Herpes simplex, Borrelia burgdorferi, Chlamydia pneumoniae und zuletzt Porphyromonas gingivalis als mögliche Auslöser oder eher als Trigger für entzündliche Veränderungen, die am Ende die Ablagerung von Beta-Amyloiden und Tau-Fibrillen zur Folge haben könnte. Da es bei COVID-19 häufig zu neurologischen Symptomen kommt, geriet zwangsläufig auch SARS-CoV-2 in Verdacht.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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