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Anti-Aging fürs Gehirn? Studie liefert neue Erkenntnisse über altersbedingte Hirnveränderungen
• Wichtiger Signalweg bei der Hirnalterung identifiziert
• Neuartiges Medikament zur Umkehr altersbedingter Veränderungen bei Mäusen eingesetzt
• Publikation in Nature
Eine wegweisende Studie, die am 2. August 2023 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, liefert neue Erkenntnisse über die Alterungsprozesse im Gehirn und mögliche Ansatzpunkte zur Bekämpfung altersbedingter neurodegenerativer Erkrankungen. Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Ablasser von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), Schweiz, hat die Studie in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg durchgeführt.
Die Forscher*innen des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Freiburg zeigten gemeinsam mit ihren Schweizer Kolleg*innen, dass der Signalweg cGAS-STING, der die Immunantwort auf DNA vermittelt, bei Mäusen ein entscheidender Faktor für chronische Immunzellaktivierung und Nervenzellverlust und den funktionellen Abbau im Alter sein kann. „Nach Einsatz eines zuvor entwickelten, neuartigen Medikaments zur Blockade von STING waren die altersbedingten, zellulären Veränderungen rückläufig“, erklärt der Mitautor der Studie Dr. Marius Schwabenland, Wissenschaftler am Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg und Fellow im IMM-PACT-Clinician Scientist-Programm der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg. „Parallel hierzu zeigte sich eine Verbesserung der Gehirnfunktion wie beispielsweise ein verbessertes Lern- und Erinnerungsvermögen.“
Im umgekehrten Fall konnten die Forscher*innen den cGAS-STING-Signalweg in Mäusen mittels einer genetischen Veränderung in Mikrogliazellen, den Fresszellen im Gehirn, verstärken. Diese Verstärkung allein sorgte für das vorzeitige Einsetzen altersbedingter zellulärer Veränderungen sowie einer kognitiven Verschlechterung.
Potential für das Stoppen von neurodegenerativen Prozessen im Alter
Prof. Dr. Marco Prinz, Ärztlicher Direktor des Instituts für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg und ebenfalls Mitautor der Studie, betont die Bedeutung dieser Ergebnisse: „Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die gezielte Blockade des cGAS-STING-Signalwegs ein vielversprechender Ansatz sein könnte, um neurodegenerative Prozesse im Alter zu stoppen. Dennoch müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um das volle Potenzial dieser Erkenntnisse zu verstehen.“ Die Studie ist im Rahmen des Sonderforschungsbereichs / Transregio 167 „Development, function and potential of myeloid cells in the central nervous system“ (NeuroMac) entstanden, dessen Sprecher Prinz ist.
„Diese Studie ist ein großartiges Zeichen, was die internationale Forschungsstärke der Universitätsmedizin Freiburg betrifft“, sagt Prof. Dr. Lutz Hein, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg und Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums Freiburg. „Es bestätigt sich, dass die umfassende Unterstützung junger, talentierter Wissenschaftler*innen der richtige Weg ist.“
Originalpublikation: Gulen, M.F., Samson, N., Keller, A., Schwabenland, M., Liu, C., Glück, S., Thacker, V.V., Favre, L., Mangeat, B., Kroese, L.J., Krimpenfort, P., Prinz, M., Ablasser, A. cGAS–STING drives ageing-related inflammation and neurodegeneration. Nature (2023). https://doi.org/10.1038/s41586-023-06373-1
Kontakt:
Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-4302
E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de
Quelle: Pressemitteilung vom 03.08.2023
Rimma Gerenstein Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau https://idw-online.de/de/news818742
Geistig fit im hohen Alter: Widerstandsfähigkeit gegen Abbauprozesse im Hirn
Über-80-Jährige, deren Gedächtnisleistung der von 30 Jahre Jüngeren entspricht, verdanken ihre geistige Fitness vor allem ihrer Widerstandsfähigkeit gegen altersbedingte Veränderungen des Gehirns. Kompensations- und Bewältigungsstrategien von Alterserscheinungen spielen eine untergeordnete Rolle. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die diesen als Super-Ager bezeichneten Menschen im Altersvergleich auch eine deutlich bessere körperliche und seelische Verfassung bescheinigt.
Super-Ager sind widerstandsfähiger gegen altersbedingte Veränderungen der Hirnstruktur.
Anna Schroll/UKJ - Universitätsklinikum Jena
Vor mehr als zehn Jahren startete die Vallecas-Studie in Spanien, an der weit über 1000 Menschen jenseits der 70 ohne neurologische oder schwere psychiatrische Störungen teilnehmen. Das Studienteam bittet die Senioren einmal im Jahr zu Tests und Untersuchungen, darunter auch MRT-Scans des Gehirns. Ziel des Gesamtprojektes ist es, frühe Anzeichen für kognitive Beeinträchtigungen und beginnende Demenz zu identifizieren.
Zusammen mit spanischen Kollegen wertete der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Christian Gaser vom Universitätsklinikum Jena jetzt im Projekt erhobene MRT-Daten zur Hirnstruktur aus und interessierte sich dabei vor allem für Super-Ager. So werden Menschen im Alter von 80 Jahren und älter bezeichnet, wenn sie über eine Gedächtnisleistung verfügen, die eigentlich für 30 Jahre jüngere Menschen typisch ist. Die Analyse ging der Frage nach, warum Super-Ager anders altern als die Mehrheit der Bevölkerung.
Mithilfe eines Gedächtnistests filterte das Studienteam 64 Super-Ager aus der gesamten Kohorte und stellte ihnen 55 ältere Erwachsene mit alterstypischer Gedächtnisfunktion gegenüber. In diesen Gruppen verglichen die Wissenschaftler die Hirnstrukturscans, Testergebnisse und Laborwerte, die im Schnitt über mehrere Jahre erhoben wurden. “Diese Studie ist eine der bisher größten Beobachtungsstudien über Super-Ager und die erste, die die Gehirnstruktur von Super-Agern im Laufe der Zeit untersucht”, sagt Christian Gaser und erklärt, dass dieses Längsschnittdesign der Studie entscheidend ist, um zu verstehen, warum Super-Ager anders altern.
Im Ergebnis wurden frühere Studien bestätigt, die zeigten, dass die Gehirne von Super-Agern mehr graue Substanz haben als typisch alternde Erwachsene. Die aktuelle Analyse ergab zudem, dass bei Super-Agern die graue Substanz in Schlüsselbereichen des Gehirns im Laufe von fünf Jahren insgesamt langsamer abnahm als bei der Vergleichsgruppe. Die Konzentration von Demenz-Biomarkern im Blut war dagegen in beiden Gruppen ähnlich. „Wir schließen daraus, dass es nicht einfach bessere Bewältigungsmechanismen sind, die Super-Ager vor altersbedingtem Gedächtnisverlust bewahren, sondern dass sie widerstandsfähiger gegen altersbedingte Veränderungen der Hirnstruktur sind“, so Christian Gaser. „Die genauen Gründe dafür sind jedoch noch unklar."
Unter insgesamt 89 demografischen, lebensstilbezogenen und klinischen Faktoren suchten die Forscher schließlich mit einem maschinellen Lernmodell nach denjenigen, die mit Super-Agern in Verbindung stehen. Dabei zeigte sich, dass Super-Ager über eine bessere geistige Gesundheit und mehr Mobilität verfügen als andere in ihrer Altersgruppe. "Allerdings war das Modell nur in zwei Dritteln der Fälle in der Lage, Super-Ager von typischen älteren Erwachsenen zu unterscheiden", so Gaser. Dies deutet darauf hin, dass das Superaging möglicherweise durch zusätzliche genetische Faktoren beeinflusst wird.
Gaser merkt an, dass es nicht klar ist, ob alle Menschen das Potenzial haben, Super-Ager zu werden. Er betont jedoch, dass lebenslanges Lernen, soziale Aktivitäten, ein aktiverer Lebensstil und die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit im täglichen Leben dazu beitragen können, dass man ein Super-Ager werden kann. "Ein aktiverer Lebensstil in der Lebensmitte und Aktivitäten wie das Spielen eines Instruments sowie die Aufrechterhaltung der Beweglichkeit und Kontrolle des Bluthochdrucks und des Blutzuckerspiegels könnten dazu beitragen, ein gesundes Gedächtnis im Alter zu erhalten", sagt er.
Die Forschungsarbeit wurde im Rahmen des IMPULS-Verbundes von der Carl-Zeiss-Stiftung und als Teil des Promotionsnetzwerkes SmartAge von der EU gefördert.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christian Gaser
Structural Brain Mapping Group, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 - 9325778
E-Mail: christian.gaser@uni-jena.de
Originalpublikation:
Garo-Pascual, M., et al. Brain structure and phenotypic profile of superagers compared with age-matched older adults: a longitudinal analysis from the Vallecas Project. Lancet Healthy Longev. 2023 Jul 12, doi: 10.1016/S2666-7568(23)00079-X. https://doi.org/10.1016/s2666-7568(23)00079-x
Quelle: Pressemitteilung vom 03.08.2023
Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena https://idw-online.de/de/news818744
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso)
Neues Projekt will Menschen mit Demenz im Krankenhaus unterstützen
Das Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) hat in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Trier und weiteren Partnern ein Projekt mit dem Ziel gestartet, demenzkranke Menschen im Krankenhaus im Saarland besser zu betreuen. Das Projekt „Sektorenübergreifender Einsatz gewohnter Betreuungskräfte für Demenzkranke – SEBDem“ wird vom Innovationsfonds gefördert. Im Rahmen des Projektes werden Menschen mit Demenz bei einem Krankenhausaufenthalt durch ihnen bereits vertraute Kräfte aus der ambulanten Versorgung mit betreut. Wissenschaft und Praxispartner erwarten dadurch positive Effekte für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Patienten sowie für den Therapieverlauf.
Das Modellprojekt SEBDem setzt an der Problematik an, die entsteht, wenn Menschen mit Demenz im Krankenhaus behandelt werden müssen: Diese Menschen empfinden einen Krankenhausaufenthalt als besonders belastend, weil sie sich in der fremden Umgebung häufig nicht zurechtzufinden können. Demenzsymptome verstärken sich, oft kommt es zu Verwirrtheitszuständen oder Patienten zeigen aufgrund ihrer Demenzerkrankung ein „herausforderndes Verhalten“. Eine Mit-Betreuung durch ihnen bereits vertraute Personen aus dem ambulanten Pflegedienst, der sie auch zuhause betreut, kann hier helfen. Dank dieser Unterstützung soll zudem die Zahl an kostenintensiven Komplikationen gesenkt und gleichzeitig die medizinische und pflegerische Versorgung verbessert werden.
Unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Saarland arbeiten an diesem Projekt neben dem iso-Institut die Saarländische Pflegegesellschaft sowie die AOK Saarland/Rheinland-Pfalz sowie die IKK-Südwest mit. Unterstützung leisten darüber hinaus zahlreiche Kooperationspartner wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, das Saarländische Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie sowie die Saarländische Krankenhausgesellschaft und die Ärztekammer des Saarlandes. Das Konzept wird saarlandweit umgesetzt. Das bedeutet, dass sich alle Krankenhäuser und ambulanten Pflege- und Betreuungsdienste beteiligen können.
Mit dem Projekt wird versorgungspolitisches Neuland beschritten. Denn aufgrund der sozialrechtlichen Trennung der Kranken- und Pflegeversicherung ist ein solches sektorübergreifendes Unterstützungsangebot bisher nicht möglich. Um zu prüfen, ob sich das Konzept für eine Regelversorgung im gesamten Bundesgebiet eignet, führt das iso-Institut eine Evaluation durch. Der Fokus der Wirkungsanalyse liegt auf der Entwicklung der Patientensicherheit und auf der Entwicklung der Kosten in Kranken- und Pflegeversicherung. Im Zentrum der Betrachtung steht dabei, ob sich belastende Komplikationen wie Stürze oder Delirien vermeiden lassen und die Menschen dadurch wieder schneller in ihre häusliche Umgebung zurückkehren können.
Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 1,2 Mio. Euro gefördert.
Quelle: Pressemitteilung vom 10.08.2023
Dr. Volker Hielscher Pressestelle
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) https://idw-online.de/de/news819031
"Sind Alzheimer und Demenz das Gleiche?“ - Das ist eine Frage, die viele Menschen stellen. Und es ist eine sehr gute Frage. Denn es gibt ungefähr 50 verschiedene Arten von Demenz. Und Alzheimer ist die am häufigsten vorkommende Form. Aber auch andere Demenzformen sind relativ häufig.- Drei Videos informieren … > https://www.youtube.com/playlist?list=P ... IPC7o8ETzu
Daten der ARIC-Studie zeigen kumulatives Demenzrisiko bei langfristigem Gebrauch von Protonenpumpenhemmern
Protonenpumpenhemmer (PPI) werden weltweit relativ großzügig bereits bei leichten Magenbeschwerden und Sodbrennen eingenommen, um die Magensäure zu reduzieren. Der Dauergebrauch ist nicht selten, obwohl PPI dafür nicht zugelassen sind. Einige Studien zeigten in der Vergangenheit wiederholt Hinweise auf den möglichen Anstieg des Demenzrisikos durch PPI-Einnahme. Andere Erhebungen konnten dies nicht bestätigen, so auch zwei jüngere Metaanalysen. Die Auswertung von Daten aus der prospektiven, bevölkerungsbasierten, longitudinalen ARIC-Studie [1] liefert nun neue Evidenz, dass die kumulative Anwendung von PPI über einen Zeitraum von >4,4 Jahren mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert ist.
Protonenpumpenhemmer (PPI) reduzieren die Magensäureproduktion und werden zur Therapie der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) und bei Magengeschwüren eingesetzt. Empfohlen wird dabei die Behandlung von 4-8 Wochen. Obwohl für den Dauergebrauch keine Zulassung besteht, ist die chronische Einnahme von PPI weit verbreitet. In kleinen Mengen sind die Tabletten rezeptfrei erhältlich, aber auch die Verschreibungen nehmen in den letzten Jahrzehnten weltweit zu – so hat sich der PPI-Einsatz in den USA beispielsweise von 2002 bis 2009 verdoppelt [2].
Seit einiger Zeit wird die chronische Einnahme von PPI mit verschiedenen chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht wie Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen und Demenz. Für den Zusammenhang zwischen PPI-Konsum und Demenz zeigten bisherige Studien widersprüchliche Ergebnisse. Zwei aktuelle Metaanalysen konnten den Zusammenhang nicht bestätigen [3, 4]; die Qualität dieser Metaanalysen wird jedoch aus verschiedenen Gründen kritisiert, beispielsweise wegen der Heterogenität der eingeschlossenen Studien. So lag beispielsweise in vielen der Studien der Fokus gar nicht auf der Langzeit-PPI-Exposition (PPI-Nutzung war definiert als kurzfristige oder jegliche Verwendung während der Nachbeobachtungszeit).
Da die Entwicklung einer Demenz eine lange Latenzzeit aufweist, erscheint es aber sinnvoll, die kumulative Exposition (langfristig, aber auch regelmäßig kurzfristig) zu untersuchen. Die vorliegende Studie ging daher der Frage nach, ob eine längere kumulative PPI-Exposition mit einem höheren Risiko für Demenzerkrankungen einhergeht. Die verwendeten Daten stammen aus der prospektiven bevölkerungsbasierten longitudinalen ARIC-Studie („Atherosclerosis Risk in Communities“). Diese Langzeitstudie hat die umfassende Untersuchung der Ätiologie von Atherosklerose, kardiovaskulären Risikofaktoren sowie deren klinischen Folgen zum Ziel. Von 1987 bis 1989 wurden 15.792 Männer und Frauen im Alter von 45-64 Jahren in ARIC eingeschlossen.
Der PPI-Gebrauch wurde anhand einer visuellen Medikamentenerfassung bei sieben planmäßigen Klinikbesuchen zwischen 1987 und 2019 und jährlichen Studientelefonaten (ab 2012 halbjährlich) ermittelt. Die vorliegende Studie verwendet die ARIC-Visite 5 (2011 - 2013) als Basis, da ab dieser Zeit der PPI-Einsatz üblich war. Die PPI-Exposition wurde auf zwei Arten erfasst: aktuelle Verwendung bei Besuch 5 und Häufigkeit und Dauer der Verwendung vor Besuch 5. Bei Besuch 5 konnten (insgesamt 6.538 untersuchte Teilnehmende) 5.712 Personen ohne Demenz (Durchschnittsalter 75,4±5,1 Jahre; 58 % weiblich) in die Analyse einbezogen werden. Studienendpunkt war die Demenzinzidenz nach Visite 5, die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 5,5 Jahre. Die Ergebnisse wurden hinsichtlich demografischer Faktoren, Begleiterkrankungen und Begleitmedikationen statistisch adjustiert (d.h. Störeffekte herausgerechnet).
Die niedrigste kumulative PPI-Exposition aller Teilnehmenden betrug 112 Tage; die maximale 20,3 Jahre. Bei 585 Teilnehmenden wurde während des Follow-up eine Demenzdiagnose gestellt. Personen, die bei Besuch 5 aktuell PPI verwendeten, hatten kein höheres Demenzrisiko als diejenigen, die keine PPIs verwendeten. Personen mit einer kumulativen PPI-Einnahme von mehr als 4,4 Jahren vor Visite 5 hatten allerdings ein um 33% höheres Risiko (HR: 1,3) als diejenigen ohne PPI-Gebrauch. Bei geringerem PPI-Gebrauch (kumulativ <4,4 Jahre) gab es keine signifikanten
Assoziationen zum Demenzrisiko.
„Die Ergebnisse dieser Studie sind als Sicherheitssignal bei häufiger PPI-Einnahme ernst zu nehmen. Weitere Forschung ist aber dringend notwendig, um die Zusammenhänge zwischen dem kumulativen PPI-Einsatz und der Entwicklung von Demenz zu sichern und vor allem die Kausalität zu verstehen“, so Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. „Eine dauerhafte Verschreibung und die längerfristige Behandlung mit PPI ohne gesicherte Indikation sollte nicht erfolgen und die Patientinnen und Patienten sollten auf mögliche Risiken bei Langzeitgebrauch hingewiesen werden, auch in den Apotheken, da kleine PPI-Packungen frei käuflich sind.“
[1] Northuis C, Bell E, Lutsey P et al. Cumulative Use of Proton Pump Inhibitors and Risk of Dementia: The Atherosclerosis Risk in Communities Study. Neurology 2023 Aug 9; 10.1212/WNL.0000000000207747. doi: 10.1212/WNL.0000000000207747. Online ahead of print.
[2] Rotman SR, Bishop TF. Proton pump inhibitor use in the U.S. ambulatory setting, 2002-2009. PLoS One 2013; 8 (2): e56060
[3] Khan MA, Yuan Y, Iqbal U et al. No Association Linking Short-Term Proton Pump Inhibitor Use to Dementia: Systematic Review and Meta-analysis of Observational Studies. Am J Gastroenterol 2020; 115 (5): 671-678
[4] Hussain S, Singh A, Zameer S et al. No association between proton pump inhibitor use and risk of dementia: Evidence from a meta-analysis. J Gastroenterol Hepatol 2020; 35 (1): 19-28
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Quelle: Pressemitteilung vom 21.08.2023
Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. https://idw-online.de/de/news819364