Wer besser hört, bleibt länger fit im Kopf!

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WernerSchell
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Wer besser hört, bleibt länger fit im Kopf!

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WernerSchell
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Aktuelle Studie weist Hörminderung als Risikofaktor für Demenz nach

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Aktuelle Studie weist Hörminderung als Risikofaktor für Demenz nach


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Derzeit leben rund 1,6 Millionen demente Menschen in Deutschland

Demenz, die krankhafte Abnahme des Gedächtnisses und der Fähigkeit zu denken und Entscheidungen zu treffen, wird zu einer immer größeren Herausforderung für Betroffene, Familien sowie Gesundheitssysteme. Eine aktuelle, repräsentative Studie der Universität Leipzig mit 3.500 Senioren über 75 Jahren zeigt, dass Hörbeeinträchtigungen einen signifikanten Einfluss auf die langfristige Entwicklung dieser Krankheit haben. Die Ergebnisse sind aktuell im „Journal of the American Geriatrics Society“ erschienen.

Demenz ist eine der Hauptursachen für Pflegebedürftigkeit im Alter. Derzeit leben weltweit rund 50 Millionen Menschen mit dieser Erkrankung – rund 1,6 Millionen davon in Deutschland. Die frühzeitige Behandlung sensorischer Beeinträchtigungen ist ein wichtiger Bestandteil zur Prävention von Demenz. Das zeigen Daten, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Medizinischen Fakultät in Zusammenarbeit mit Forschungszentren aus Hamburg, Bonn und Hannover über 20 Jahre erfasst und ausgewertet haben. Die Studie verdeutlicht, dass Hörbeeinträchtigung, aber nicht Sehbeeinträchtigung, ein starker Risikofaktor für Demenz bei Senioren ist.

Die durchschnittliche Zeit vom Studienstart bis zum Beginn der Krankheit betrug fünfeinhalb Jahre. „Insgesamt 30 Prozent der Teilnehmer berichteten am Anfang der Studie über eine Hörminderung und gut ein Viertel der Teilnehmer entwickelte im Laufe der Zeit eine Demenz. Es zeigte sich, dass Schwerhörigkeit ein signifikanter, unabhängiger Risikofaktor für eine Demenzentwicklung ist. So war das längsschnittliche Erkrankungsrisiko für Teilnehmer mit einer Hörminderung um 16 Prozent erhöht. Unsere Modelle haben gegenüber bisheriger Forschung den Vorteil, dass sie eine Vielzahl weiterer bekannter Risikofaktoren für Demenz und das steigende Sterberisiko der Patienten in der langjährigen Beobachtungszeit korrigierend berücksichtigen“, sagt Studienautor Dr. Alexander Pabst.

Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, Direktorin des ISAP, erklärt: „Die Erkenntnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen auf die Versorgung. Auch wenn die biologische Verbindung zwischen Hörstörungen und Demenz weiterer Untersuchungen bedarf, so zeigen die Daten doch eindrücklich, dass der Fokus auf vermeidbare Risikofaktoren das individuelle Demenzrisiko erheblich verringern kann. Ansätze zur Prävention geistiger Abbauprozesse sollten sich das zunutze machen.“

Die Forschenden sehen kombinierte Interventionen zum Erhalt der kognitiven Leistung als besonders vielversprechend an. Eine Erhöhung der körperlichen und geistigen Aktivität, gesunde Ernährung, gute Einstellung des Blutdrucks und des Blutzuckers bei entsprechenden Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes) und auch die frühzeitige Behandlung von Hörbeeinträchtigungen können einen nachhaltigen positiven Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität älterer Menschen haben, meinen die Expertinnen und Experten der Universitätsmedizin Leipzig.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät
Tel.: +49 341 97 15408
E-Mail: Steffi.Riedel-Heller@medizin.uni-leipzig.de

Dr. Alexander Pabst
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP)
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät
Tel.: +49 341 97 15470
E-Mail: Alexander.Pabst@medizin.uni-leipzig.de

Originalpublikation:
Journal of the American Geriatrics Society, Do self‐reported hearing and visual impairments predict longitudinal dementia in older adults? https://doi.org/10.1111/jgs.17074

Quelle: Pressemitteilung vom 07.04.2021
Anne Grimm Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig
https://idw-online.de/de/news766341
WernerSchell
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Kontaktlinse fürs Ohr

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Kontaktlinse fürs Ohr

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Nicht größer als ein Knopf: die Hörkontaktlinse®, Kerntechnologie des Hörsystems Vibrosonic alpha.
© Vibrosonic GmbH

Lärm, ein Hörsturz, Gefäßverengungen, das Alter – Schwerhörigkeit kann viele Ursachen haben. Um Betroffenen mit Hörschädigung ein besseres Leben zu ermöglichen, hat das Mannheimer Start-up Vibrosonic eine neuartige Hörhilfe entwickelt, deren Lautsprecher direkt auf dem Trommelfell aufliegt. Diese Hörkontaktlinse® muss nicht implantiert werden. Ihre Klangqualität übertrifft die bisheriger Hörsysteme. Vibrosonic ist eine Ausgründung der Fraunhofer-Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und der Universitäts-HNO-Klinik Tübingen.

Etwa 15 Millionen Deutsche sind schwerhörig, schätzt der Deutsche Schwerhörigenbund e.V. In vielen Fällen können Hörhilfen das Hörvermögen verbessern und den Alltag der betroffenen Menschen erleichtern. Bei gängigen Hörgeräten sitzt der Lautsprecher im Gehörgang des Trägers. Daraus resultierende akustische Verzerrungen können die Klangqualität beeinträchtigen. Das Mikrofon befindet sich hinter dem Ohr und ist dadurch anfällig für Störgeräusche wie etwa Wind. Mit einer innovativen Hörhilfe will das Mannheimer Start-up Vibrosonic diesen Nachteilen entgegenwirken. Dr. Dominik Kaltenbacher und Dr. Jonathan Schächtele, ehemals Wissenschaftler der Fraunhofer-Projektgruppe PAMB, und Dr. Ernst Dalhoff von der Uni-HNO-Klinik Tübingen haben das Unternehmen im Jahr 2016 ausgegründet. Heute, fünf Jahre später, zählt Vibrosonic 27 Mitarbeitende.

Auf der Hörkontaktlinse® basierende Hörlösungen von Vibrosonic verstärken Klänge im Frequenzbereich von 80 Hz bis 12 kHz

Die erste, CE-zertifizierte Hörlösung Vibrosonic alpha besteht aus drei Komponenten: der Hörkontaktlinse®, einem Gehörgangsmodul und einem Hinter-dem-Ohr-Modul. Hörkontaktlinse® und Gehörgangsmodul verbleiben fest im Gehörgang, das Hinter-dem-Ohr-Modul kann flexibel abgenommen werden. Mit der Hörkontaktlinse® sitzt der Lautsprecher nicht im Gehörgang, sondern auf dem Trommelfell. Schwingungen überträgt sie ohne Luftschall direkt auf die Gehörknöchelchen. Die Klangübertragung erfolgt durch direkte mechanische Stimulation des Gehörs. Dadurch kann das natürliche Hören weitgehend nachempfunden werden.

Die Hörkontaktlinse®, Lautsprecher und eine der drei Komponenten der Vibrosonic alpha, ist in der Lage, Klänge im gesamten hörbaren Frequenzbereich von unter 80 Hz bis deutlich über 12 kHz zu verstärken. Klassische Systeme hingegen können dies nicht.

Aufgrund der Unterschiede in der Trommelfellform wird die Hörkontaktlinse® für jeden Patienten individuell hergestellt. Dazu wird der Vibrosonic-Aktor, ein piezoelektrischer Mikrolautsprecher, in eine Silikonform eingegossen. »Da unsere Hörkontaktlinse® direkt auf dem Trommelfell getragen wird – wie eine Kontaktlinse auf dem Auge – können sehr tiefe und besonders hohe Töne sehr gut verstärkt und störende Geräusche durch Rückkopplungen prinzipbedingt weitgehend vermieden werden. Die tiefen Töne sind beispielsweise beim Genuss von Musik entscheidend, weil der Klang dadurch satter wird. Hohe Töne gut hören zu können, ist für das Sprachverstehen wichtig, denn die codierten Obertöne machen den Charakter einer Stimme aus«, erläutert Vibrosonic CEO Dr. Dominik Kaltenbacher.

Strukturen des Aktors tausendmal kleiner als ein menschliches Haar

Bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder extremer Miniaturisierung stoßen herkömmliche Hörgeräte aufgrund von Rückkopplungs- und Verzerrungseffekten an ihre Grenzen – verursacht durch Leistungsgrenzen der seit jeher verwendeten Spulen-Lautsprecher. »In der Hörkontaktlinse® verwenden wir den weltweit ersten Hörgerätelautsprecher, der konsequent mit den Methoden der Mikrosystemtechnik entwickelt und realisiert wurde, den sogenannten Vibrosonic-Aktor. Einzelne Strukturen des Vibrosonic-Aktors sind tausendmal kleiner als die Dicke eines menschlichen Haars. Trotz kleinster Abmessungen verfügt er über überragende audiologische Eigenschaften«, sagt Kaltenbacher.

Hörsystem für Patienten mit leichtem bis moderat schwerem Hörverlust

Erste Studien mit wenigen Probanden haben gezeigt, dass Vibrosonic alpha das Klangerlebnis von Menschen mit leichter bis mittelgradiger Hörschädigung verbessern kann. Das System eignet sich für Patienten ab 18 Jahren und kann sowohl auf einem als auch auf beiden Ohren getragen werden, je nach individuellem Hörverlust. Geplant ist aber, alle derzeitigen Hörsystemkomponenten derart zu miniaturisieren, dass sie im Gehörgang verschwinden und unsichtbar sind.

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/pre ... s-ohr.html

Quelle: Pressemitteilung vom 01.07.2021
Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft
https://idw-online.de/de/news771984
WernerSchell
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Welttag des Hörens – HNO-Ärzte plädieren für Hörscreening ab 50 Jahren

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Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.

Welttag des Hörens – HNO-Ärzte plädieren für Hörscreening ab 50 Jahren

Neumünster, 28.02.2022 – Anlässlich des Welttages des Hörens am 3. März fordert der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. mehr Anstrengungen bei der Früherkennung von Hörstörungen. Angesichts einer hohen Zahl an Menschen mit einer unbehandelten Schwerhörigkeit und den damit verbundenen gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Folgen sei ein gesetzliches Hörscreening ab 50 Jahren dringend notwendig, konstatiert der Präsident des Berufsverbandes Dr. Dirk Heinrich. „Wir wissen auf Grundlage von Forschungsdaten, dass Schwerhörigkeit einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung ist. Gleichzeitig sind sich die meisten Menschen ihrer Hörstörung nicht bewusst. Ein Hörscreening ab der Lebensmitte wäre ein wichtiger Schritt, um Millionen Menschen ein gesundes Altern zu ermöglichen“, appelliert Heinrich.

Besonders ab einem Alter von 50 Jahren steige die Zahl an Schwerhörigen rapide, ergänzt Priv.-Doz. Dr. Jan Löhler. Der Grund hierfür liege oft in einer Presbyakusis, also einer altersbedingten Schwerhörigkeit, so der Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO). „Durch sie kommt es zu lebenszeitbedingten degenerativen Prozessen im Bereich des Innenohres. Da die Veränderung in der Regel schleichend verläuft, wird der Hörverlust allzu oft nicht wahrgenommen und nicht ärztlich behandelt“, erklärt der HNO-Experte. Untersuchungen zeigen, dass nur etwa 20 Prozent aller Personen ab 65 Jahren mit einer mittleren bis hochgradigen Hörstörung sich selbst als höreingeschränkt bezeichnen. Auch der Anteil der adäquat versorgten Menschen sei erschreckend niedrig, so Löhler weiter: „Nur circa 30 Prozent der Bedürftigen tragen Hörgeräte.“ Die Gesamtzahl an Menschen mit einer Hörminderung in Deutschland sei darüber hinaus nicht genau bekannt. Schätzungen gehen von circa 15 Millionen Menschen aus, die hierzulande an einer relevanten Schwerhörigkeit leiden. „Es fehlen bis heute belastbare Daten zur Prävalenz der Schwerhörigkeit. Es wäre ein erster, wichtiger Schritt, diese Forschungslücke zu schließen und dem Thema Hörgesundheit den nötigen Stellenwert zukommen zu lassen“, erläutert Löhler.

Die Folgen einer unbehandelten Schwerhörigkeit reichen von sozialen Problemen, mit Isolation und Ausgrenzung der Betroffenen, bis zu neurodegenerativen Schädigungen. Löhler: „Aufgrund komplexer Veränderungen im Bereich des Gehirns, die unter anderem auf Kompensation und neuronaler Umprogrammierung beruhen, kommt es zu einer Störung auf kognitiver Ebene. Die intellektuelle Leistungsfähigkeit sinkt, das Risiko, an einer Demenz zu erkranken oder eine Depression zu erleiden steigt.“ Zudem sei der Gleichgewichtssinn betroffen, mit dem Risiko zu stürzen. Bei der Gesamtbetrachtung der Folgen müssten zudem die wirtschaftlichen Folgen, zum Beispiel durch den Ausfall der Arbeitsleistung der hörgeminderten Menschen, einberechnet werden, ergänzt HNO-Arzt Löhler.

Auch auf internationaler Ebene komme dem Thema mittlerweile die nötige Aufmerksamkeit zu, fährt Heinrich fort. So sei Schwerhörigkeit nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein wesentliches globales Gesundheitsproblem. Insbesondere zur Vermeidung der mit unversorgter Schwerhörigkeit verbundenen Begleiterkrankungen empfehle die WHO, Erwachsene ab einem Alter von 50 Jahren regelmäßig auf Hörverlust zu testen. Ähnlich zum Neugeborenen-Hörscreening oder dem Screening auf Hautkrebs sei es daher dringend erforderlich, ein Hörscreening für alle Menschen ab 50 Jahren in Deutschland einzuführen, unterstreicht Verbandspräsident Dirk Heinrich. „Wir verfügen in Deutschland über ein dichtes Netz aus rund 3.700 niedergelassenen HNO-Fachärztinnen und -Fachärzten. Alle Praxen verfügen über das Know-how und die apparativen Voraussetzungen für ein Hörscreening. In der Zusammenarbeit mit den Hörgeräteakustikern vor Ort oder, im Fall von schwerwiegenden Hörstörungen, durch die Einbeziehung der HNO-Kliniken, kann den betroffenen Patientinnen und Patienten schnell und niedrigschwellig geholfen werden.“

Allerdings könne die nötige Aufmerksamkeit für das Thema Hörgesundheit nicht allein durch die Ärztinnen und Ärzte und die direkt an der Versorgung Beteiligten aus Wirtschaft und Wissenschaft erreicht werden. „Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung, um dem Problem Herr zu werden. Ein vom Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossenes und von den gesetzlichen Krankenkassen getragenes Hörscreening ab 50 Jahren ist die notwendige Antwort auf die Hörprobleme einer immer älter werdenden Bevölkerung“, so HNO-Arzt Heinrich. Die vermeidbaren gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen seien wissenschaftlich belegt und liefern die Argumente für die Einführung eines Früherkennungsprogramms.

Der Welttag des Hörens am 3. März 2022 steht unter dem Motto „WIR geHÖREN ZU dir!“. Dabei geht es um all jene, die Menschen zu mehr Hörgesundheit verhelfen: HNO-Ärzte, Kinderärzte, Spezialisten für Hörimplantate, Hörgeräteakustiker, Hörtrainer, Hersteller von Hörsystemen und viele mehr. Der Welttag des Hörens steht unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums. Mehr Informationen finden sich unter www.welttag-des-hoerens.de.

Quelle: Pressemitteilung vom 28.02.2022
Pressekontakt
Thomas Hahn
Tel: (0 30) 28 09 71 38
E-Mail: pressestelle@hno-aerzte.de
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.
Bundesgeschäftsstelle: Haart 221, 24539 Neumünster
www.hno-aerzte.de
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Schwerhörigkeit kann Risikofaktor für Demenz sein | Fragen an… Prof. Dr. Mark Praetorius

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Schwerhörigkeit kann Risikofaktor für Demenz sein | Fragen an… Prof. Dr. Mark Praetorius

In unseren Ohren sortieren und filtern winzige, hochsensible Strukturen die vielfältigen akustischen Signale und verarbeiten sie zu Hörreizen. Ist die Reizübertragung gestört, kann dies zur Beeinträchtigung des Hörens bis hin zu Schwerhörigkeit führen. Anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März beantwortet Prof. Dr. Mark Praetorius, Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Fragen rund um das Thema Schwerhörigkeit und Hörimplantate.

In Deutschland sind mehr als 16 Prozent der Erwachsenen von Schwerhörigkeit betroffen. Wie entsteht eine Schwerhörigkeit?
Prof. Dr. Praetorius: Am häufigsten kommt es altersbedingt zu einer Hörminderung im Innenohr. Hier erreichen die Schallwellen der akustischen Signale das mit Flüssigkeit gefüllte Hörorgan – die sogenannte Cochlea. Die Haarzellen in der Cochlea wandeln die Schallsignale in elektrische Impulse um und übermitteln diese in bestimme Hirnareale, sodass wir sie schließlich verstehen. Die Ursachen einer Innenohr-Schwerhörigkeit sind sehr vielfältig. Da spielen zum einen erbliche Faktoren eine Rolle, aber auch chronische Lärmschäden oder Entzündungen können mögliche Ursachen sein. Wenn man eine Hörminderung feststellt, sollte man dies nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern zeitnah untersuchen lassen.

Welche Auswirkungen kann eine Schwerhörigkeit haben?
Prof. Dr. Praetorius: Bleibt eine Schwerhörigkeit unbehandelt, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Zum einen leiden viele Betroffene unter sozialen Problemen, wie beispielsweise Isolation, die durch die Kommunikationsschwierigkeiten auftreten. Darüber hinaus wissen wir aus Studien, dass Schwerhörigkeit im mittleren Lebensalter ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist. Wie genau Hörminderungen zur Entwicklung einer Demenz beitragen, ist noch nicht vollumfänglich geklärt. Wahrscheinlich führt der Hörverlust zu einer Dauerbelastung im Hirn. Da sich vermehrt auf das Hören konzentriert werden muss, werden womöglich andere Funktionen des Hirns „vernachlässigt“. Um die Entwicklung einer Demenz zu verhindern, sollte eine Schwerhörigkeit daher frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer Schwerhörigkeit?
Prof. Dr. Praetorius: Das kommt ganz darauf an, wie weit die Schwerhörigkeit fortgeschritten ist. Wenn Hörgeräte Patient:innen nicht mehr helfen, Worte ausreichend zu verstehen oder eine vollständige Ertaubung vorliegt, dann kann ein Cochlea-Implantat helfen. Während klassische Hörgeräte wie ein Lautsprecher den Schall verstärken, ahmt ein Cochlea-Implantat die Funktion der geschädigten Struktur im Ohr nach. Ein Mikrofon hinter dem Ohr empfängt den Schall, der in ein digitales Signal umgewandelt wird. Das Signal wird von der Sendespule an die Empfängerspule unter der Kopfhaut weitergegeben, hier werden die Hörnervfasern gereizt. Das Signal wird dann ins Gehirn weitergegeben.

Für wen eignet sich das Cochlea-Implantat und wie wird es eingesetzt?
Prof. Dr. Praetorius: Das Cochlea-Implantat eignet sich für Patient:innen aller Altersgruppen. Das umschließt ebenso schwerhörige Neugeborene oder Kleinkinder wie auch ältere Patient:innen mit starker Schwerhörigkeit. Voraussetzung ist jedoch, dass der Hörnerv aktiv ist und das Gehirn Hören erlernt hat. Ist dies nicht der Fall, etwa bei bereits taub geborene Personen, kann auch ein Cochlea-Implantat die Verbindung nur in den ersten Lebensjahren herstellen. Das Implantat wird operativ eingesetzt, der Eingriff dauert meist unter zwei Stunden. Die Operation ist unproblematisch und nur in sehr seltenen Fällen mit Komplikationen verbunden.

Und wie sieht die Nachsorge aus?
Prof. Dr. Praetorius: Im UKE setzten wir Cochlea-Implantate nicht nur ein, sondern begleiten die Patient:innen auch intensiv bei der Nachsorge in unserem universitären ambulanten CI-Reha-Zentrum. Denn das neue Hören will gelernt sein: Nach der Operation findet die individuelle Anpassung des Sprachprozessors, der die Signale umwandelt, statt. Oftmals klingen Geräusche zunächst blechern und sehr ungewohnt. Bei einer guten Einstellung stellt sich schon nach wenigen Tagen ein Klang- und Sprachverstehen ein, die Feinanpassung durch die Audiolog:innen erfolgt dann nach und nach.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Mark Praetorius
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-52360
m.praetorius@uke.de

Quelle: Pressemitteilung vom 01.03.2022
Saskia Lemm Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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