Herz aus dem Takt: Vorhofflimmern, eine bedrohliche Volkskrankheit …

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WernerSchell
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Welt Hypertonie Tag 2022: Große Telefonaktion mit Experten am 17. Mai 2022 rund um das Thema Bluthochdruck

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Hochdruckliga

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Welt Hypertonie Tag 2022: Große Telefonaktion mit Experten am 17. Mai 2022 rund um das Thema Bluthochdruck

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Heidelberg - „Wir sind für Bluthochdruckpatientinnen und -patienten da“ – diesen Leitsatz lebt die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® │ Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention und hat anlässlich des alljährlich stattfindenden Welt Hypertonie Tags am 17. Mai in diesem Jahr eine große Telefonaktion organisiert. Betroffene, Angehörige und am Thema Bluthochdruck Interessierte können in der Zeit von 18 bis 20 Uhr im direkten Kontakt mit renommierten Experten der DHL® ohne Voranmeldung und kostenlos ihre Fragen stellen, sich informieren und beraten lassen.

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In Deutschland haben laut Hochdruckliga mehr als 25 Millionen Menschen einen zu hohen Blutdruck (arterielle Hypertonie). Fast jeder 3. Erwachsene ist damit den hohen Risiken vor allem für das Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem ausgesetzt. Bleibt der Hochdruck unbehandelt, steigt das Risiko für fatale Folgen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nierenfunktionsstörungen und Demenz mit jedem Lebensjahr an. Ein Problem ist, dass viele Menschen lange Zeit nicht wissen, dass ihr Blutdruck zu hoch ist. Zu oft wird auch bei bekannter Diagnose unterschätzt, in welcher Gefahr man sich in Gesellschaft mit dem „stillen Killer“ befindet. Dabei gibt es heute viele Möglichkeiten, den Blutdruck gut zu behandeln und zu kontrollieren − angefangen bei gesünderer Ernährung, mehr Bewegung, Stressreduktion bis hin zu zahlreichen medikamentösen Optionen. Die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® bietet eine Fülle von wertvollen Informationen, Anregungen sowie Services an, um Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Anruf genügt: Die DHL® hilft mit großer Telefonaktion zum Welt Hypertonie Tag
Eines der gern in Anspruch genommenen Angebote der DHL® sind regelmäßige Telefonsprechstunden, in denen Interessierte kompetente Antworten von einem Arzt oder einer Ärztin auf ganz persönliche, auch sehr spezielle Fragen rund um das Thema Bluthochdruck erhalten. Während diese Termine vorab zu vereinbaren sind, werden in der aktuell geplanten großen Telefonaktion der DHL® am Welt Hypertonie Tag 2022 fünf Bluthochdruck-Experten gleichzeitig ohne Voranmeldung Rede und Antwort stehen. Unter jeweils einer bestimmten Durchwahlnummer (s. u.) erwarten Professor Dr. med. Ulrich Wenzel, Vorstandsvorsitzender der DHL®, Hamburg, Professor Prof. h. c. Dr. med. Markus van der Giet, Mitglied des Vorstandes der DHL®, Berlin, Professor Dr. med. Oliver Vonend, Mitglied des Vorstandes der DHL®, Wiesbaden, Dr. med. Siegfried Eckert, Projektleitung Patientenschulungen der DHL®, Bad Oeynhausen, und Professor Dr. med. Stefan Jacob, Regionalbeauftragter der DHL® aus Villingen-Schwenningen, die Anrufe.

Bluthochdruck kann jede(n) treffen
Alle an der eigenen Gesundheit Interessierte, Hypertoniepatientinnen und -patienten und ihre Angehörigen können in diesen Gesprächen mehr über ihre Krankheit erfahren und was man tun kann, um seinen Blutdruck besser in den Griff zu bekommen und Folgerisiken abzuwenden. „Es ist für uns sehr wichtig, jede Gelegenheit zu nutzen über Bluthochdruck zu informieren, ganz besonders jetzt nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie. Viele Menschen waren gestresst und bringen zudem inzwischen zusätzliche ‚Corona-Pfunde‘ auf die Waage. Damit steigt ihr Risiko für Bluthochdruck. Wir möchten Betroffenen mit der Telefonaktion helfen Antworten auf ihre Fragen zu finden – z. B. Was hat Bluthochdruck mit Ernährung, Bewegung und Stress zu tun? Welche Blutdruckwerte sind „normal“? Wie und womit messe ich richtig? Was heißt „Weißkittelhypertonie“? Welche Risiken, Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wir können in den Telefon-Gesprächen Tipps geben, was sie zur Verbesserung ihrer Blutdruckwerte tun können. Denn es gibt viele Möglichkeiten“, betont Professor Wenzel. Auch konkrete Fragen zur eigenen Bluthochdrucktherapie können gestellt werden. Denn für vieles ist bei der kurzen Hausarztvisite oft zu wenig Zeit. Bei der Telefonaktion am 17. Mai widmen sich die auf Bluthochdruck spezialisierten Ärzte im direkten Kontakt den konkreten medizinischen Problemen und offenen Fragen der Anruferinnen und Anrufer.

Das Thema Bluthochdruck braucht mehr Awareness
Angesichts der drohenden Gefahren für Leib und Leben durch eine arterielle Hypertonie und der hohen Dunkelziffer, weil die Erkrankung bei vielen Menschen zu spät diagnostiziert wird, braucht das Thema nicht nur am Welt Hypertonie Tag deutlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit, um rechtzeitig vorzubeugen: Regelmäßig messen, behandeln, kontrollieren. Damit viele Menschen von der Möglichkeit erfahren mit den Bluthochdruck-Experten Kontakt aufzunehmen, wäre es hilfreich, wenn unterschiedlichste mediale Kanäle ihre Leserinnen und Leser, Hörerinnen und Hörer, Userinnen und User sowie Zuschauerinnen und Zuschauer auf das Angebot aufmerksam machen, so dass diese sich den 17.5. als Termin vormerken.

Informationen zur Telefonaktion im Faltblatt anbei.
Umfangreiches Material für die Kommunikation zum Welt Hypertonie Tag 2022 mit Pressemitteilungen, Patientenberichten, Hintergrundinformationen etc. steht unter https://www.hochdruckliga.de/presse zur Verfügung.

Kontakt/Pressestelle
Dr. Bettina Albers
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423

Quelle: Pressemitteilung vom 03.05.2022
Dr. Bettina Albers Pressestelle Deutsche Hochdruckliga
Deutsche Hochdruckliga
https://idw-online.de/de/news792901

Anhang
attachment icon Faltblatt zur Telefonaktion - Alle Experten mit Durchwahl > https://idw-online.de/de/attachment92099
WernerSchell
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Die optimale Dosis an Omega-3-Fettsäuren zur Blutdrucksenkung sind offenbar 3 Gramm am Tag

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Deutsches Ärzteblatt vom 10.06.2022:

Die optimale Dosis an Omega-3-Fettsäuren zur Blutdrucksenkung sind offenbar 3 Gramm am Tag

Macau – Etwa 3 Gramm Omega-3-Fettsäuren am Tag – aus der Nahrung oder in Form von Supplementen – scheinen die optimale Dosis zu sein, um den Blutdruck zu senken.

Dies zeigt eine im Journal of the American Heart Association erschienene Metaanalyse randomisiert-kontrollierter Studie (DOI: 10.1161/JAHA.121.025071).

Verschiedene Studien haben bereits darauf hingewiesen, dass die Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) bei der Blutdrucksenkung eine Rolle spielen könnten, welche Dosierung dafür notwendig ist, war allerdings ungeklärt.

„Unseren Studienergebnissen zufolge kann ein durchschnittlicher Erwachsener mit etwa 3 Gramm dieser Omega-3-Fettsäuren am Tag eine moderate Blutdrucksenkung erreichen“, sagt Seniorautor Dr. Xinzhi Li von der School of Pharmacy an der Macau University of Science and Technology in Macau, China.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
WernerSchell
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Bluthochdruck ist keine Bagatellerkrankung // Besonders tückisch: Die maskierte Hypertonie

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Bluthochdruck ist keine Bagatellerkrankung // Besonders tückisch: Die maskierte Hypertonie // Neue Broschüre informiert

Heidelberg - Die Volkskrankheit Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) wird als einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen noch immer unterschätzt. Bluthochdruck macht zu Anfang kaum Symptome, keine Schmerzen, und selbst der Blick auf die Messwerte beim hausärztlichen Routine-Checkup zeigt zu hohen Blutdruck nicht immer zuverlässig an. Denn neben der offensichtlich manifesten Hypertonie kann auch eine sogenannte maskierte Hypertonie vorliegen. Eine aktuelle Broschüre der Deutschen Hochdruckliga informiert dazu.

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat zu hohen Blutdruck. Viele wissen gar nichts von ihrer Erkrankung. Zu wenig bewusst ist vielen Menschen auch, dass Bluthochdruck einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenfunktionsverlust und Demenz ist. Einer der wichtigsten Faktoren, um der Entwicklung von solchen Folgeerkrankungen entgegenzuwirken, ist neben allgemeinen Präventionsmaßnahmen die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Bluthochdruck.

Doch das ist nicht immer einfach: Bei circa 15% aller Menschen mit in der Praxis gemessenen, völlig unauffälligen Blutdruckwerten liegt eine sogenannte maskierte Hypertonie vor. „Es handelt sich dabei um eine besonders tückische Form des Bluthochdrucks, die sich häufig der Diagnostik und somit auch der Behandlung entzieht und deshalb sehr gefährlich ist“, erklärt Prof. Dr. med. Ulrich Wenzel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.

Bei der maskierten Hypertonie sind die Blutdruckwerte beim Routine-Check in der Arztpraxis immer normal (120−129/80−84 mmHg) oder hochnormal (130-139/85−89 mmHg) und damit vermeintlich „o.k.“. Im Alltag und vor allem nachts steigen sie jedoch bedenklich an. Die Ursachen dafür sind nicht ganz klar. Meist betrifft es Menschen mit hohem beruflichem oder privatem Stresslevel, oft auch im jüngeren Lebensalter, so viel weiß man aus entsprechenden Studien [1]. Männer sind häufiger betroffen als Frauen [2].

Die große Gefahr besteht darin, dass sich die Betroffenen in einer falschen Sicherheit wähnen, und die Hypertonie zu lange unbehandelt bleibt. Damit haben diese Menschen ein höheres kardiovaskuläres Risiko als Patientinnen und Patienten mit „sichtbarer“ Hypertonie. So sind bei Menschen mit maskierter Hypertonie sowohl die Ereignisrate von Herzinfarkten oder Schlaganfällen als auch das Risiko für Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen höher als bei Erkrankten mit gut eingestellten Blutdruckwerten.

Eine sehr gute Methode der Blutdruckkontrolle, um im Falle von Unregelmäßigkeiten reagieren zu können und damit langfristig gesund zu bleiben, ist die regelmäßige Selbstmessung zu Hause. Sie liefert, wenn sie richtig durchgeführt wird, verlässlichere Werte als in der Arztpraxis. Wird bei der Blutdruckselbstmessung zu Hause mehrfach ein Wert von 135/85 mmHg und höher gemessen, sollte die Hausärztin/der Hausarzt konsultiert werden. Dann erfolgt in der Regel eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, mit der sehr gut eingeschätzt werden kann, ob eine Hypertonie vorliegt. Nach Bestätigung der Diagnose kann eine entsprechende blutdrucksenkende Therapie eingeleitet werden, um Folgeschäden vorzubeugen.

Neue Broschüre mit Informationen und Tipps

Um mehr Bewusstsein für die maskierte Hypertonie in der Öffentlichkeit zu schaffen und die Bevölkerung für dieses Krankheitsbild zu sensibilisieren, hat die Deutsche Hochdruckliga eine Broschüre zu diesem Krankheitsbild herausgegeben. „Basiswissen Bluthochdruck – Maskierte Hypertonie“ liefert Informationen und Tipps rund um das Thema maskierte Hypertonie, u. a. zur richtigen Blutdruckmessung sowie zu nicht medikamentösen Maßnahmen wie Entspannung, Bewegung und Ernährung. Schauen Sie doch einmal hinein!

Sie kann von Interessierten oder von Praxen und Kliniken bei der Hochdruckliga kostenfrei bezogen werden.
Per E-Mail an: bestellung@hochdruckliga.de, unter Angabe von Zieladresse und Stückzahl.

Die Broschüre steht zudem als pdf zum Download bereit unter https://www.hochdruckliga.de/fileadmin/ ... rtonie.pdf

Weitere Informationen zu Bluthochdruck unter https://www.hochdruckliga.de

[1] Munakata M. Clinical significance of stress-related increase in blood pressure: current evidence in office and out-of-office settings. Hypertens Res. 2018 Aug;41(8):553-569. doi: 10.1038/s41440-018-0053-1. Epub 2018 May 29. PMID: 29808034.

[2] Banegas JR, Ruilope LM, de la Sierra A, de la Cruz JJ, Gorostidi M, Segura J, Martell N, García-Puig J, Deanfield J, Williams B. High prevalence of masked uncontrolled hypertension in people with treated hypertension. Eur Heart J. 2014 Dec 7;35(46):3304-12. doi: 10.1093/eurheartj/ehu016. Epub 2014 Feb 3. PMID: 24497346.

Quelle: Pressemitteilung vom 15.09.2022
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Dr. Bettina Albers
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99423 Weimar
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/ 776423
https://idw-online.de/de/news801272

Originalpublikation:
https://www.hochdruckliga.de/fileadmin/ ... rtonie.pdf
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Wie Exraucher ihr Leben im Alter verlängern können

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Deutsches Ärzteblatt vom 14.10.2022:

Studie: Wie Exraucher ihr Leben im Alter verlängern können

Bethesda/Maryland – Exraucher können ihr Sterberisiko, das auch viele Jahre nach der letzten Zigarette noch erhöht ist, durch eine gesunde Lebensweise senken. Zu diesem Ergebnis kam eine prospektive Kohorten­studie in JAMA Network Open (2022; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.32778).

Die meisten Raucher haben erkannt, dass die regelmäßige Inhalation der Schadstoffe aus dem Tabakrauch ihrer Gesundheit schadet. Mit zunehmendem Alter unternehmen viele Raucher Abstinenzversuche, die oft erst nach mehreren Anläufen gelingen.

Viele sind dann in einem Alter, in dem sich die Folgen des Rauchens in einer vermehrten Atherosklerose und in einem erhöhten Krebsrisiko bemerkbar machen. Bisher war unklar, ob die Exraucher als Senioren durch einen gesunden Lebensstil ihr Erkrankungs- und Sterberisiko noch beein­flussen können.

.... (weiter lesen unter) ... > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/40 ... ab743faa6a
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Auch ältere Menschen profitieren von einer Blutdrucksenkung

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Auch ältere Menschen profitieren von einer Blutdrucksenkung

Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für die Schädigung von Organen und Gefäßen. Je länger Bluthochdruck unbehandelt bleibt, desto höher ist das Sterberisiko. Es ist also nie zu spät, auch im höheren Alter mit einer medikamentösen Therapie zu beginnen, das zahle sich im Hinblick auf Lebenszeit und -qualität aus, wie Prof. Peter Trenkwalder, Experte der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® │ Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention, auf der heutigen Pressekonferenz zum Hypertonie Kongress in Berlin hervorhob. Allerdings müsse die Diagnostik bei älteren Menschen besonders sorgfältig erfolgen.

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Eine Altershypertonie ist unabhängig vom Geschlecht ein weit verbreitetes Phänomen. Von in Deutschland insgesamt ca. 20 bis 30 Millionen Menschen mit Bluthochdruck ist im Alter über 60 Jahren fast jeder Zweite betroffen. Der Grad der Gefäßverkalkung nimmt zu, damit steigt das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Die Hälfte aller Schlaganfälle tritt bei über 70-Jährigen auf, die Überlebenschancen älterer Menschen nach einem Herzinfarkt verschlechtern sich mit jedem weiteren Lebensjahr. Etwa ein Viertel aller Betroffenen, die bei einem Infarkt 75 Jahre oder älter sind, überlebt diesen nicht [1].

„Die Hypertonie hat auch im Alter einen hohen Krankheitswert, doch das wird immer wieder bagatellisiert“, betonte Prof. Dr. Peter Trenkwalder, Gauting, ehemaliges Mitglied des Vorstands der Deutschen Hochdruckliga. „Die Zeiten von ‚normaler Blutdruck = 100 plus Lebensalter‘, dem sogenannten Erfordernis-Hochdruck im höheren Alter, sind vorbei. Mit dieser althergebrachten Einstellung – mental wie auch im Hinblick auf den Blutdruck – gefährden wir Leben“, so lautet sein eindringlicher Appell. Auch eine Altershypertonie muss konsequent behandelt werden, um Folgekomplikationen durch Organschädigungen zu verhindern. Der Nutzen einer Therapie ist mittlerweile gut belegt.

Bereits 2008 hat die groß angelegte HYVET-Studie („Hypertension in the Very Elderly Trial“), eine randomisierte, doppelblinde Studie, gezeigt, dass „rüstige“ über 80-jährige Hochdruckpatientinnen und -patienten (alle Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen konnten noch selbst zum Studienzentrum gehen) von einer blutdrucksenkenden Therapie profitieren. Im Vergleich zur Placebogruppe reduzierte die Therapie das Schlaganfallrisiko um 30 %, die Gesamtmortalität um 21 % und die kardiovaskuläre Mortalität um 23 %, die Herzinsuffizienzrate war unter antihypertensiver Behandlung sogar um 64 % reduziert. Letzteres bringt einen großen Vorteil für die Lebensqualität, denn die Herzinsuffizienz beeinträchtigt das Leben alter Menschen stark, führt oft zur Einschränkung ihrer Selbstständigkeit und zur sozialen Isolation.

Auch was die vermeintlichen Nebenwirkungen der blutdrucksenkenden Therapie anging, war die doppelt verblindete Studie, bei der also weder die Betroffenen noch ihre Behandler wussten, wer zur Placebogruppe gehörte und wer die „echte“ Medikation erhielt, aufschlussreich: Die Nebenwirkungsrate war in der Placebogruppe signifikant erhöht (358 vs. 448, p = 0,001).

Im vergangenen Jahr bestätigte eine große chinesische Studie [3] das Ergebnis der HYVET-Studie und zeigte ebenfalls, dass ältere Menschen (hier 60–80 Jahre alt, auch in dieser Studie relativ gesund) von der Therapie im Hinblick auf Mortalität und Morbidität profitieren. Sie verglich das kardiovaskuläre Outcome von über 8500 Menschen mit Bluthochdruck, deren Blutdruck entweder in den Zielbereich von 110–129 mm Hg oder in den von 130–150 mm Hg eingestellt wurde. Die striktere Blutdrucksenkung führte zu einer signifikant geringeren Rate an Herz- und Gefäßerkrankungen, allein das Schlaganfallrisiko konnte durch die Therapie um ein Drittel gesenkt werden (HR = 0,67).

Bezüglich der Zielwerte könne man bei älteren Patientinnen und Patienten zwar etwas großzügiger als bei jungen oder bei Menschen im mittleren Lebensalter sein, bei denen 120–130/75–80 mm Hg optimal sind, erklärte Prof. Trenkwalder. Dennoch sollte man auch bei „rüstigen“, gesunden Betagten und Hochbetagten einen systolischen Wert zwischen 130 und 140 mm Hg anstreben. Bei der Blutdruckeinstellung sei zudem zu beachten, dass Menschen sehr unterschiedlich altern. So gebe es gesunde und körperlich aktive über 80-Jährige ebenso wie gebrechliche, kognitiv eingeschränkte und wenig belastbare 70-Jährige – und diese allgemeine Verfassung habe letztlich Einfluss auf die Therapieziele. Je „rüstiger“ ältere Menschen sind, desto eher solle man die Blutdruckziele jüngerer Hypertonikerinnen und Hypertoniker anstreben.

„Dennoch sind die alten Vorurteile, die Blutdrucksenkung bringe bei Hochbetagten weniger Nutzen als Schaden, bestehen geblieben – und wir bitten die Medien herzlich, uns zu helfen, mit diesem tödlichen Vorurteil aufzuräumen“, appellierte Prof. Trenkwalder.

Warum sich dieses Vorurteil so hartnäckig hält, erklärte Prof. Trenkwalder mit zwei gängigen Fehlern, die in der Praxis und der Klinik immer wieder vorkämen und in wenigen Fällen zu einer Übertherapie führten. So würde nicht berücksichtigt, dass bei alten Menschen die sogenannte Weißkittelhypertonie, bei der durch äußere Einflüsse wie z. B. Aufregung beim Arztbesuch der Blutdruck kurzzeitig erhöht ist, oder auch kurzfristige Blutdruckschwankungen häufiger vorkommen. „Jede Bluthochdruckdiagnose sollte in einer 24-Stunden-Messung bestätigt werden, bevor therapiert wird“, so der Experte. Denn die Langzeitmessung kann ausschließen, dass blutdruckgesunde Menschen fälschlicherweise behandelt werden und entdeckt umgekehrt auch Fälle der sogenannten maskierten Hypertonie. Zum anderen würde die orthostatische (aufrecht stehend) Hypotonie vielmals nicht beachtet werden, die z. B. beim Aufrichten des Körpers aus einer Sitz- oder Liegestellung den Blutdruck plötzlich absacken lässt. Um sie auszuschließen, sollte der Blutdruck unbedingt auch im Stehen gemessen werden. Denn bei orthostatischer Hypotonie trotz Hypertonie sollte die antihypertensive Therapie vorsichtig erfolgen und ist in schweren Fällen sogar kontraindiziert. „Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten muss daher die Diagnosestellung sorgfältig erfolgen. Betroffene sollten sich an DHL®-zertifizierte Hypertensiologinnen/Hypertensiologen wenden, denn sie haben mögliche Fallstricke im Blick und sind in der Diagnose und in der Therapie der Hypertonie bei alten und betagten Menschen geschult.“

Weitere Informationen zu Bluthochdruck unter https://www.hochdruckliga.de

[1] Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vom 07.04.2018. Langzeit-Sterblichkeit nach Herzinfarkt: Alter, Gewicht und Akuttherapie sind entscheidende Faktoren. https://dgk.org/daten/PA-Langzeitdaten-BSR.pdf
[2] Beckett NS, Peters R, Fletcher AE, Staessen JA, Liu L, Dumitrascu D, Stoyanovsky V, Antikainen RL, Nikitin Y, Anderson C, Belhani A, Forette F, Rajkumar C, Thijs L, Banya W, Bulpitt CJ; HYVET Study Group. Treatment of hypertension in patients 80 years of age or older. N Engl J Med. 2008 May 1;358(18):1887-98. doi: 10.1056/NEJMoa0801369. Epub 2008 Mar 31. PMID: 18378519.
[3] Zhang W, Zhang S, Deng Y, Wu S, Ren J, Sun G, Yang J, Jiang Y, Xu X, Wang TD, Chen Y, Li Y, Yao L, Li D, Wang L, Shen X, Yin X, Liu W, Zhou X, Zhu B, Guo Z, Liu H, Chen X, Feng Y, Tian G, Gao X, Kario K, Cai J; STEP Study Group. Trial of Intensive Blood-Pressure Control in Older Patients with Hypertension. N Engl J Med. 2021 Sep 30;385(14):1268-1279. doi: 10.1056/NEJMoa2111437. Epub 2021 Aug 30. PMID: 34491661.

Quelle: Pressemitteilung vom 01.12.2022
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https://idw-online.de/de/news805898
Weitere Informationen:
https://www.hypertoniekongress.de
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Neue europäische Blutdruckleitlinie setzt 140/90 mmHg als „rote Linie“

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Neue europäische Blutdruckleitlinie setzt 140/90 mmHg als „rote Linie“

Die neue Bluthochdruckleitlinie der „European Society of Hypertension“ wurde aktuell publiziert [1] und überrascht durch einen pragmatischen Ansatz im Hinblick auf die Zielwerte: 140/90 mmHg ist die „rote Linie“, die Werte jedes/r Betroffenen sollten also darunter liegen. Wer es verträgt, sollte noch tiefer eingestellt werden, wer nicht, muss es aber nicht. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga rät insbesondere im letzteren Fall dazu, die nicht-medikamentösen Maßnahmen zur Blutdrucksenkung auszureizen. Jeder kann selbst etwas tun! Neben zahlreichen Empfehlungen wurden in die Leitlinie zwei neue aufgenommen: eine kaliumreiche Kost und Antistresstraining.

Bluthochdruck ist eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Die Rate der Betroffenen beträgt derzeit in Deutschland 31,8 Prozent. Das bedeutet: Nahezu jede/r Dritte hat zu hohe Blutdruckwerte – und die sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden/können schwere Gesundheitsschäden/-probleme verursachen. Unbehandelt führt Bluthochdruck zu Folgeschäden an den Organen, den Gefäßen, dem Herz oder den Nieren. Zu hohe Blutdruckwerte können sogar ein Treiber für Demenz sein. Bluthochdruck ist also nicht nur sehr häufig, sondern auch sehr gefährlich.

Daher ist es äußerst wichtig, hohen Blutdruck frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Doch auf welchen Zielwert hin? Bisher war die Beantwortung dieser Frage komplex, es galten verschiedene Werte für verschiedene Patientengruppen. Die neue europäische Blutdruckleitlinie gibt hier nun einen pragmatischen Anhaltspunkt: 140/90 mmHg ist gut, aber Werte weiter darunter wären noch besser (der Blutdruck sollte allerdings nicht unter 120/80 mmHg abgesenkt werden). Die neue Leitlinie zementiert also 140/90 mmHg als „rote Linie“ bei erwachsenen Menschen. Ab diesem Wert muss zwingend eine medikamentöse Blutdrucksenkung erfolgen und mit Hilfe der Blutdrucksenker sollte jede Patientin/jeder Patient diesen Wert unterschreiten.

„Wenn Betroffene Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg erreichen, ist ihr Risiko für eine Folgeerkrankung bereits deutlich gesenkt, allerdings haben verschiedene Studien gezeigt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer weiteren Absenkung dann noch etwas geringer ist“, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Warum wurden dann nicht die Zielwerte in der neuen Leitlinie kurzerhand gesenkt? „Die neue ESH-Leitlinie spiegelt hier die Behandlungsrealität wider. Denn für eine tiefere Senkung sind oft höhere Dosen oder mehr Medikamente nötig, die wiederum zu Nebenwirkungen führen können. Diese führen dann dazu, dass die Patientinnen und Patienten die Medikamente oft gar nicht mehr einnehmen – und damit ist am Ende niemandem geholfen. Daher begrüßen wir dieses pragmatische Konzept, jeden auf Werte unter 140/90 mmHg einzustellen – und die, die es vertragen, auch etwas darunter.“

Wer die blutdrucksenkenden Medikamente schlecht toleriert und diese daher nicht für eine weitere Blutdruckabsenkung höher dosiert werden können, sollte versuchen, durch begleitende Lebensstilmaßnahmen eine weitere Absenkung zu erreichen, rät der Experte. „Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressreduktion führen zu nennenswerten Effekten bei der Blutdrucksenkung, die sich auch addieren“, motiviert Prof. van der Giet. „Wir raten natürlich allen Betroffenen zu diesen Maßnahmen, besonders aber jenen, bei denen die medikamentöse Therapie nicht wie gewünscht anschlägt bzw. nicht nach Bedarf hochdosiert werden kann.“ Grundsätzlich sollte aber keiner Sorge vor der medikamentösen Therapie haben: Nebenwirkungen treten verhältnismäßig selten auf und es gibt viele verschiedene blutdrucksenkende Medikamente, so dass für die meisten Betroffenen eine Behandlungsoption gefunden werden kann.

Die neue europäische Leitlinie empfiehlt auch zwei neue Maßnahmen für einen blutdruckgesunden Lebensstil: Zum einen werden erstmals Antistresstrainings wie Yoga und autogenes Training empfohlen, zum anderen gibt sie einen neuen, konkreten Ernährungstipp. In der Leitlinie wird zu einer salzarmen, aber kaliumreichen Kost geraten, da Kalium eine blutdrucksenkende Wirkung hat. Es ist in Obst und Gemüse enthalten, die neue Leitlinie rät daher, 4-5 Portionen davon am Tag zu essen. „Das ist im Alltag leicht umzusetzen und hat auch jenseits des Blutdrucks positive Effekte auf den Körper“, sagt Prof. van der Giet. Für das Antistresstraining empfiehlt der Experte, Kontakt zur Krankenkasse aufzunehmen – fast alle haben umfassende Kursangebote und die Kosten werden oft zu einem großen Teil von den Versicherungen getragen. „Werden nicht-medikamentöse Maßnahmen und die Einnahme von Blutdrucksenkern kombiniert, sind für die meisten Betroffenen Werte unter 140/90 mmHg – und auch deutlich darunter – gut zu erreichen“, so lautet das Fazit des Experten.

Umfassende Informationen zu Bluthochdruck finden Sie auf der Webseite der Deutschen Hochdruckliga: www.hochdruckliga.de
peziell mit der Bluthochdrucktherapie (medikamentös wie nicht medikamentös) beschäftigen sich zwei Folgen des Podcast „HyperTon“ der Deutschen Hochdruckliga https://www.hochdruckliga.de/betroffene ... -blutdruck ):
Folge 1: Blutdruck natürlich senken
Folge 3: Keine Angst vor Medikamenten

[1] 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023 Jun 21. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480. Epub ahead of print. PMID: 37345492.
https://journals.lww.com/jhypertension/ ... .271.aspxv

Kontakt für Medienschaffende/Pressestelle der Deutschen Hochdruckliga
Dr. Bettina Albers
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99423 Weimar
albers@albersconcept.de
Telefon: 03643/776423 // Mobil: 0174/2165629

Originalpublikation:
DOI: 10.1097/HJH.0000000000003480

Weitere Informationen:
http://www.hochdruckliga.de

Quelle: Pressemitteilung vom 26.06.2023
Dr. Bettina Albers Pressestelle Deutsche Hochdruckliga
Deutsche Hochdruckliga
https://idw-online.de/de/news816656
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Fachmeldung: Neue Bluthochdruck-Leitlinie der ESH - was Hausärztinnen und -ärzte wissen sollten

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Fachmeldung: Neue Bluthochdruck-Leitlinie der ESH - was Hausärztinnen und -ärzte wissen sollten

Die neue Bluthochdruckleitlinie der „European Society of Hypertension“ definiert neue Risikofaktoren und Komorbiditäten, die für das mögliche Vorliegen einer Hypertonie sensibilisieren sollen. Jetzt wurde auch die Unterteilung der Hypertonie in drei Klassen anhand des Grads hypertonieassoziierter Organschädigungen stärker hervorgehoben. Im Hinblick auf die Zielwerteinstellung definiert die Leitlinie einen Maximalwert, lässt ansonsten den Ärztinnen und Ärzten Handlungsspielräume, die Therapie je nach individuellem Risiko zu intensivieren. Bei Menschen über 40 Jahre sowie jüngeren, die Risikofaktoren aufweisen, sollte einmal pro Jahr eine Blutdruckmessung durchgeführt werden.

Am Wochenende wurden in Mailand auf dem Kongress der „European Society of Hypertension“ (ESH) die „2023 ESH Guidelines for the Management of Arterial Hypertension“ vorgestellt [1]. Folgende Neuerungen ergeben sich für die Praxis:

Deutlicher herausgestellt wird jetzt der Grad der Organschädigungen, der zur Unterteilung in Hypertonie-Stadien herangezogen wird. Schon in älteren Leitlinien gab es diese Gradierung, die aber im Alltag kaum zu finden war. Das Hypertonie-Stadium 1 beschreibt eine unkomplizierte Bluthochdruckerkrankung ohne blutdruckassoziierte Organschäden. Bei Stadium 2 liegt, begleitend zur Hypertonie, ein Diabetes mellitus oder bereits eine bluthochdruckassoziierte chronische Nierenkrankheit (CKD) Grad 3 vor. Das Stadium 3 der Hypertonie ist durch kardiovaskuläre Endorganschaden oder eine CKD Grad ≥ 4 gekennzeichnet. „Diese Einteilung der Hypertonie in Klassen ist wichtig, um den fortschreitenden Charakter der Erkrankung zu verdeutlichen und darzustellen, dass eine Hypertonie Schäden produziert, die dann für die Patientin/den Patienten ein noch höheres Risiko nach sich ziehen. Die Dringlichkeit einer zügigen Intervention wird damit auch deutlich“, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.

Die Zielwertdefinition hingegen ist in der aktuellen Leitlinie trotz der Betonung der Risiken für Endorganschäden etwas weniger restriktiv. Einziges Diktum ist, dass alle Betroffenen Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg erreichen sollen – wohl wissend, dass mit Werten unter 130/80 mmHg das Risiko für Endorganschäden noch weiter abgesenkt werden kann. Dafür ist aber häufig eine intensivere Therapie nötig, die von vielen Betroffenen nicht toleriert wird. „Die Leitlinien geben uns Ärztinnen und Ärzten einen Rahmen vor, in dem wir pragmatisch agieren können. Patientinnen und Patienten, die eine intensivere Blutdrucksenkung problemlos vertragen, können wir auf niedrigere Werte einstellen. Wir sind aber nicht gezwungen, therapieintolerante Betroffene auf einen Optimalwert zu senken, was häufig dazu führt, dass diese Patientinnen und Patienten dann gar keine Blutdrucksenker mehr einnehmen und nicht mehr in die Hausarztpraxis kommen“, erklärt Prof. van der Giet. Die neuen Leitlinien geben somit den Ärztinnen und Ärzten mehr Spielraum für eine individualisierte und patientenzentrierte Hypertonietherapie. Prinzipiell soll vor Beginn der medikamentösen Therapie immer eine individuelle Risikoeinschätzung erfolgen. Zur Abschätzung des kardiovaskulären Gesamtrisikos werden in den neuen Leitlinien der SCORE2 bzw. SCORE-OP (für ältere Patientinnen und Patienten) empfohlen. „Nur so ist eine risikoadaptierte Bluthochdrucktherapie möglich“, erklärt Prof. van der Giet.

Darüber hinaus weist die Leitlinie auf neue Komorbiditäten hin, die das CV-Risiko bei Hypertonie erhöhen. Dazu gehören Schlafstörungen (inkl. OSAS), COPD, chronische inflammatorische Erkrankungen, nicht alkoholische Fettlebererkrankung (NASH), chronische Infektionen (inkl. COVID-19) sowie Migräne und depressive Erkrankungen. „Es ist wichtig, diese Zusammenhänge zu kennen und bei Menschen mit diesen Diagnosen auch gezielt auf Bluthochdruck zu screenen bzw. bei bekannter Hypertonie das erhöhte kardiovaskuläre Risiko der Betroffenen im Hinterkopf zu behalten“, so der Experte.

Empfohlen wird das Screening auf Hypertonie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Bei Menschen, die das 40. Lebensjahr vollendet haben, sollte in der Hausarztpraxis mindestens einmal pro Jahr eine Blutdruckmessung durchgeführt werden, bei Risikopatientinnen und -patienten auch schon bereits in jüngeren Jahren. Hier wurde erheblich pragmatisch vereinfacht.

Ebenso beschreibt die Leitlinie neue Hypertonierisikofaktoren wie Bluthochdruck oder bluthochdruck-assoziierte Komplikationen während der Schwangerschaft (Präeklampsie/Eklampsie), ein frühes Einsetzen der Menopause, geringes Geburtsgewicht, Migrationshintergrund sowie eine erhöhte Luftverschmutzungs- und Lärmexposition. Auch die geschlechtsangleichende Hormontherapie bei transsexuellen Menschen wurde als neuer Risikofaktor für eine Hypertonie identifiziert.

„Es ist wichtig, dass alle Ärztinnen und Ärzte die neuen Risikofaktoren kennen und bei Betroffenen regelmäßig Blutdruckmessungen durchführen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga. „Auch sollten sie alle Patientinnen und Patienten mit Risikofaktoren auf die Gefahr von Bluthochdruck hinweisen und sie zu Präventionsmaßnahmen ermuntern, vor allem zu einer gesunden, salzarmen Ernährung und ausreichend Bewegung. Auch Achtsamkeit zur Stressreduktion bekommt einen Stellenwert.“

[1] 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023 Jun 21. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480. Epub ahead of print. PMID: 37345492.
https://journals.lww.com/jhypertension/ ... .271.aspxv

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DOI: 10.1097/HJH.0000000000003480

Quelle: Pressemitteilung vom 26.06.2023
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Neue europäische Blutdruckleitlinie setzt 140/90 mmHg als „rote Linie“

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Neue europäische Blutdruckleitlinie setzt 140/90 mmHg als „rote Linie“

Ergänzung vom 27.06.2023
Die neue Bluthochdruckleitlinie der „European Society of Hypertension“ wurde aktuell publiziert [1] und überrascht durch einen pragmatischen Ansatz im Hinblick auf die Zielwerte: 140/90 mmHg ist die „rote Linie“, die Werte jedes/r Betroffenen sollten also darunter liegen. Wer es verträgt, sollte noch tiefer eingestellt werden, wer nicht, muss es aber nicht. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga rät insbesondere im letzteren Fall dazu, die nicht-medikamentösen Maßnahmen zur Blutdrucksenkung auszureizen. Jeder kann selbst etwas tun! Neben zahlreichen Empfehlungen wurden in die Leitlinie zwei neue aufgenommen: eine kaliumreiche Kost und Antistresstraining.


Bluthochdruck ist eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Die Rate der Betroffenen beträgt derzeit in Deutschland 31,8 Prozent. Das bedeutet: Nahezu jede/r Dritte hat zu hohe Blutdruckwerte – und die sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden/können schwere Gesundheitsschäden/-probleme verursachen. Unbehandelt führt Bluthochdruck zu Folgeschäden an den Organen, den Gefäßen, dem Herz oder den Nieren. Zu hohe Blutdruckwerte können sogar ein Treiber für Demenz sein. Bluthochdruck ist also nicht nur sehr häufig, sondern auch sehr gefährlich.

Daher ist es äußerst wichtig, hohen Blutdruck frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Doch auf welchen Zielwert hin? Bisher war die Beantwortung dieser Frage komplex, es galten verschiedene Werte für verschiedene Patientengruppen. Die neue europäische Blutdruckleitlinie gibt hier nun einen pragmatischen Anhaltspunkt: 140/90 mmHg ist gut, aber Werte weiter darunter wären noch besser (der Blutdruck sollte allerdings nicht unter 120/80 mmHg abgesenkt werden). Die neue Leitlinie zementiert also 140/90 mmHg als „rote Linie“ bei erwachsenen Menschen. Ab diesem Wert muss zwingend eine medikamentöse Blutdrucksenkung erfolgen und mit Hilfe der Blutdrucksenker sollte jede Patientin/jeder Patient diesen Wert unterschreiten.

„Wenn Betroffene Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg erreichen, ist ihr Risiko für eine Folgeerkrankung bereits deutlich gesenkt, allerdings haben verschiedene Studien gezeigt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer weiteren Absenkung dann noch etwas geringer ist“, erklärt Prof. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Warum wurden dann nicht die Zielwerte in der neuen Leitlinie kurzerhand gesenkt? „Die neue ESH-Leitlinie spiegelt hier die Behandlungsrealität wider. Denn für eine tiefere Senkung sind oft höhere Dosen oder mehr Medikamente nötig, die wiederum zu Nebenwirkungen führen können. Diese führen dann dazu, dass die Patientinnen und Patienten die Medikamente oft gar nicht mehr einnehmen – und damit ist am Ende niemandem geholfen. Daher begrüßen wir dieses pragmatische Konzept, jeden auf Werte unter 140/90 mmHg einzustellen – und die, die es vertragen, auch etwas darunter.“

Wer die blutdrucksenkenden Medikamente schlecht toleriert und diese daher nicht für eine weitere Blutdruckabsenkung höher dosiert werden können, sollte versuchen, durch begleitende Lebensstilmaßnahmen eine weitere Absenkung zu erreichen, rät der Experte. „Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressreduktion führen zu nennenswerten Effekten bei der Blutdrucksenkung, die sich auch addieren“, motiviert Prof. van der Giet. „Wir raten natürlich allen Betroffenen zu diesen Maßnahmen, besonders aber jenen, bei denen die medikamentöse Therapie nicht wie gewünscht anschlägt bzw. nicht nach Bedarf hochdosiert werden kann.“ Grundsätzlich sollte aber keiner Sorge vor der medikamentösen Therapie haben: Nebenwirkungen treten verhältnismäßig selten auf und es gibt viele verschiedene blutdrucksenkende Medikamente, so dass für die meisten Betroffenen eine Behandlungsoption gefunden werden kann.

Die neue europäische Leitlinie empfiehlt auch zwei neue Maßnahmen für einen blutdruckgesunden Lebensstil: Zum einen werden erstmals Antistresstrainings wie Yoga und autogenes Training empfohlen, zum anderen gibt sie einen neuen, konkreten Ernährungstipp. In der Leitlinie wird zu einer salzarmen, aber kaliumreichen Kost geraten, da Kalium eine blutdrucksenkende Wirkung hat. Es ist in Obst und Gemüse enthalten, die neue Leitlinie rät daher, 4-5 Portionen davon am Tag zu essen. „Das ist im Alltag leicht umzusetzen und hat auch jenseits des Blutdrucks positive Effekte auf den Körper“, sagt Prof. van der Giet. Für das Antistresstraining empfiehlt der Experte, Kontakt zur Krankenkasse aufzunehmen – fast alle haben umfassende Kursangebote und die Kosten werden oft zu einem großen Teil von den Versicherungen getragen. „Werden nicht-medikamentöse Maßnahmen und die Einnahme von Blutdrucksenkern kombiniert, sind für die meisten Betroffenen Werte unter 140/90 mmHg – und auch deutlich darunter – gut zu erreichen“, so lautet das Fazit des Experten.

Umfassende Informationen zu Bluthochdruck finden Sie auf der Webseite der Deutschen Hochdruckliga: www.hochdruckliga.de
peziell mit der Bluthochdrucktherapie (medikamentös wie nicht medikamentös) beschäftigen sich zwei Folgen des Podcast „HyperTon“ der Deutschen Hochdruckliga https://www.hochdruckliga.de/betroffene ... -blutdruck ):
Folge 1: Blutdruck natürlich senken
Folge 3: Keine Angst vor Medikamenten

[1] 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023 Jun 21. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480. Epub ahead of print. PMID: 37345492.
https://journals.lww.com/jhypertension/ ... .271.aspxv

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Weitere Informationen:
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Ergänzung vom 27.06.2023
Leider sind die Zielwerte in dieser Meldung fehlerhaft. Eine medikamentöse Therapie sollte immer bei Werten von über 140/90 mm Hg initiiert werden. Gesenkt werden sollte der Blutdruck aber zunächst bei allen Patientinnen und Patienten auf Werte unter 140/80 mm Hg. Bei erwachsenen Menschen unter 65 Jahren sowie bei älteren, die es tolerieren, soll dann weiter auf Werte unter 130/80 mm Hg abgesenkt werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.06.2023
Dr. Bettina Albers Pressestelle Deutsche Hochdruckliga
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Neue Hypertonie-Leitlinien: Was bedeuten sie für die Bluthochdruck-Behandlung?

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Neue Hypertonie-Leitlinien:
Was bedeuten sie für die Bluthochdruck-Behandlung?


Zielwerte, individuelles Risikoprofil, Krankheitsstadium: Herzstiftungs-Experte ordnet Neuerungen der neuen Leitlinien für Betroffene mit Bluthochdruck ein

Bluthochdruck ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen. So kann ein dauerhaft unzureichend oder nicht behandelter Bluthochdruck zu Herzerkrankungen wie Herzschwäche und Vorhofflimmern oder zu schwerwiegenden Komplikationen wie Gehirnblutung, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen führen. Über 20 Millionen Menschen haben in Deutschland einen hohen Blutdruck, etwa jeder dritte Erwachsene. Zwar ist die gesundheitliche Gefahr, die von dauerhaft erhöhten Werten ausgeht, hinlänglich bekannt. Dennoch ist die Zahl derer, die ihren Blutdruck kontrollieren und ihre Werte kennen, vergleichsweise gering. In Deutschland schätzen Experten, dass das etwa bei jedem fünften Erwachsenen der Fall ist. Neue Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH) [1], die im Juni 2023 vorgestellt wurden, berücksichtigen die individuellen Aspekte einer Hochdrucktherapie, z. B. die Einteilung nach Krankheitsstadien des Bluthochdrucks oder eine Vereinfachung der Blutdruckzielwerte, die es den Patienten erleichtert, therapeutische Maßnahmen für ihren Schutz vor Komplikationen besser nachzuvollziehen und zu akzeptieren. „Das ist wichtig. Denn zum einen verursacht Bluthochdruck zunächst einmal keine Beschwerden, Stichwort ,stiller Killer‘. Zum anderen, sind Patienten oft verunsichert, wenn sie die Diagnose Bluthochdruck erhalten“, betont Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Herzstiftung und Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt am Main, in einer Einordnung der neuen Hypertonie-Leitlinien unter https://herzstiftung.de/leitlinie-hypertonie-2023 „Die neuen Leitlinien geben konkrete Antworten auf häufige Fragen wie: Ab welchen Blutdruckwerten sollte ich tatsächlich Medikamente nehmen? Und auf welchen Wert muss mein Blutdruck möglichst sinken, damit das Herz effektiv geschützt ist?“

Pragmatische Zielsetzung erleichtert die Kommunikation
Insgesamt ähneln die neuen Empfehlungen den bisherigen. Doch die Blutdruckzielwerte wurden zum Beispiel vereinfacht. Ganz pragmatisch gilt nun offiziell die Empfehlung, dass jeder Patient, jede Patientin im Alter zwischen 18 und 79 Jahren auf Werte unter 140 mmHg systolisch und 90 mmHg diastolisch (mmHg: Millimeter-Quecksilbersäule) eingestellt werden sollte. Diese Empfehlung gilt auch für Patienten über 80 Jahre, wenn das vertragen wird. Denn damit könnte die bluthochdruckbedingte Gesundheitsgefahr insgesamt deutlich verringert werden, betonen die Leitlinien-Autoren. Die Empfehlung kommt somit der Behandlungsrealität nahe und dient als eine Art Zielkorridor, der Anpassungen an die individuelle Situation eines Patienten durchaus zulässt. Denn das heißt nicht, dass niedrigere Werte nicht gut wären. Als bestätigt gilt ein Bluthochdruck im Allgemeinen, wenn bei mindestens zwei bis drei Praxisbesuchen in Abständen von ein bis vier Wochen erhöhte Werte ab 140/90 mmHg vorliegen oder eine deutliche Blutdruckerhöhung (≥180/110 mmHg) beziehungsweise hohe Werte bei bereits bekannter Herzerkrankung.
Eine Senkung auf Werte unter 130/80 mmHg ist in der Regel mit noch besseren Therapieergebnissen verbunden, vor allem bei Patienten mit bereits bestehender Herzerkrankung – ist aber für manche Patienten auch mit unerwünschten Effekten verbunden. Schwindel oder verstärkt Nebenwirkungen der Blutdrucksenker bei intensiver Therapie sind möglich. „Das bestätigt, was auch die Deutsche Herzstiftung immer geraten hat. Eine Blutdrucktherapie nutzt nur, wenn sie auch vom Patienten vertragen wird und die Medikamente regelmäßig eingenommen werden“, so Prof. Voigtländer. „Wichtig ist auch, dass klargestellt wird: Werte unter 120/70 mmHg sollten bei einer Blutdrucktherapie vermieden werden.“

Bei Hochbetagten mehr Spielraum für Therapiebeginn – „individuelle Entscheidung“
Für Patienten über 80 Jahre gilt entsprechend der neuen Leitlinien eine spezielle Empfehlung: Während generell eine medikamentöse Therapie ab einem beim Arzt gemessenen durchschnittlichen systolischen Wert über 140 mmHg und einem diastolischen Blutdruckwert über 90 mmHg ratsam ist, kann bei den Älteren auch ein systolischer Wert bis 160 mmHg toleriert werden. Zielwert ist dann ein systolischer Blutdruck wenigstens zwischen 140-150 mmHg, er darf aber auch niedriger sein. Vorsicht ist dann geboten, wenn bereits sehr niedrige diastolische Werte unter 70 mmHg vorliegen. „Die Entscheidung, ab welchem Blutdruck bei Hochbetagten mit einer Therapie begonnen wird, ist immer eine individuelle Entscheidung. Dabei spielen vor allem die allgemeine Gebrechlichkeit und weitere Begleiterkrankungen eine wichtige Rolle“, erläutert Voigtländer. Ebenfalls wichtig: Eine schon früher begonnene Blutdrucktherapie sollte auch bei Hochbetagten möglichst fortgesetzt werden.

Medikamente: Kombinationstherapie effektiver als Monotherapie
Die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie sind im Wesentlichen unverändert. „Eine Zweierkombination aus ACE-Hemmer oder Sartan plus Kalziumantagonist oder Diuretikum ist hier in der Regel der erste Schritt zur Blutdrucksenkung“, erläutert der Frankfurter Kardiologe. Reicht das nicht, sollte eine Dreierkombination aus diesen Wirkstoffklassen versucht werden. Auf der dritten Stufe kommen weitere Substanzen ins Spiel. Wie bisher sind die Aldosteron-Antagonisten (Spironolacton/Eplerenon) als wichtige Substanzklasse bei der Behandlung der schwer einstellbaren Hypertonie genannt. Neu ist bei diesen Patienten der Einsatz des Kombinationspräparates aus Neprilysinantagonist und Sartan (ARNI, Angiotensin-Receptor-Neprilysin-Inhibitor) als Empfehlung zur Blutdrucksenkung. Wenn dieses Kombinationspräparat eingesetzt wird, müssen allerdings der ACE-Hemmer beziehungsweise das Sartan aus der bisherigen Therapie abgesetzt werden. Bei Patienten, die bereits Nierenschäden aufweisen, wird die Therapieempfehlung zudem um Wirkstoffe aus der Gruppe der sogenannten SGLT-2-Inhibitoren (Gliflozine) ergänzt wie Empagliflozin. „Wir haben inzwischen ein neues Verständnis, wie der Bluthochdruck reguliert wird beziehungsweise durch eine Funktionsstörung aus vielen Mechanismen entsteht, bei der verschiedenste Faktoren ineinandergreifen. Das erklärt auch, warum wir mit der Kombination von Medikamenten, die ganz unterschiedlich wirken, den Blutdruck viel effektiver senken können als durch eine Monotherapie“, so Voigtländer.
Bei Patienten mit niedrigem bis mittlerem kardialen Risiko und mit einem Blutdruck im hohen Normalbereich (130-139 mmHg systolisch und 85-89 mmHg diastolisch) besteht die Empfehlung, keine blutdrucksenkende medikamentöse Therapie einzuleiten. Bei diesen Patienten sollte sich die Intervention vorerst auf eine Lebensstilberatung beschränken.

Regelmäßige Blutdruckmessung kann Hypertonie aufdecken
„Zu begrüßen ist auch, dass in den Leitlinien nochmals auf die Wichtigkeit einer regelmäßigen Blutdruckkontrolle verwiesen wird. So wird betont, dass bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf das Vorliegen eines Bluthochdrucks gescreent werden sollte“, so der Herzstiftungs-Vorsitzende. „Bei Menschen über 40 Jahren heißt das: Lassen Sie sich einmal pro Jahr beim Hausarzt den Blutdruck checken.“ Risikopatienten wird dieses Vorgehen bereits in jüngeren Jahren empfohlen. Hier werden in den neuen Leitlinien auch Frauen nach der Menopause und Frauen mit einer Vorgeschichte von Schwangerschaftsbluthochdruck und Schwangerschaftskomplikationen wie einer Präeklampsie hervorgehoben.
Voigtländer rät: „Wer an sich gesund ist und nicht zum Hausarzt muss, sollte zumindest die Gelegenheit nutzen, sich immer mal wieder in der Apotheke den Blutdruck messen zu lassen. Das kann ebenfalls einen Hinweis auf einen bisher unentdeckten Bluthochdruck liefern.“ Je früher ein Bluthochdruck entdeckt wird, desto besser lassen sich die genannten Folgen für Herz und andere Organe wie Gehirn und Nieren vermeiden.

Neue Stadieneinteilung anhand von Organschäden
Sinnvoll ist ebenfalls, dass neben der bisherigen Einteilung nach Blutdruckwerten (z.B. optimal, normal, hochnormal) drei Krankheitsstadien des Bluthochdrucks systematisch hervorgehoben werden. „Denn damit lassen sich besser die fortschreitenden Schäden an Organen wie Herz, Hirn und Nieren bei einem unbehandelten Bluthochdruck vor Augen führen“, wie Prof. Voigtländer betont. „Wir möchten Patienten im Gespräch keine Angst machen. Dennoch unterschätzen viele die Folgen ihres Bluthochdrucks – bis es zu spät ist und zum Beispiel ein Herzinfarkt eingetreten ist oder die Nieren schwer geschädigt sind“, so der Kardiologe. Das ist die Einteilung:

- Stadium I: unkomplizierte Erkrankung, bei der noch keine merklichen Organschäden vorliegen (gilt auch bis zu einer Nierenerkrankung Grad 1 und 2)
- Stadium II: leichte Organschäden sind erkennbar, etwa der Beginn einer chronischen Nierenerkrankung (Grad 3), oder das zusätzliche Vorliegen von Diabetes mellitus
- Stadium III: es liegen bluthochdruckbedingte kardiovaskuläre Erkrankungen vor oder eine fortgeschrittene chronische Nierenerkrankung (Grad 4 und 5)

„Die Stadieneinteilung kann in der Kommunikation helfen, dass Betroffene die Notwendigkeit von Lebensstiländerungen und gegebenenfalls einer medikamentösen Behandlung verstehen und akzeptieren“, so der Kardiologe und Intensivmediziner.
(ne)

Service-Tipp:
Bluthochdruck durch Schlafstörungen, Migräne und Lärm – Yoga und Kalium als natürliche Senker? Was in den Hypertonie-Leitlinien noch neu und wichtig ist, stellt der Herzstiftungs-Beitrag mit einer Experten-Einordung durch Prof. Voigtländer unter https://herzstiftung.de/leitlinie-hypertonie-2023 vor.
Infos rund um Bluthochdruck bietet die Herzstiftung kostenfrei telefonisch unter 069 955128-400, per Mail unter bestellung@herzstiftung.de oder auf der Homepage unter: https://herzstiftung.de/bluthochdruck

Video „Wie messe ich meinen Blutdruck richtig?“ mit Prof. Dr. Thomas Voigtländer: https://www.youtube.com/watch?v=6cQZaQskJJc

Quelle:
[1] 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023 Jun 21. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480. Epub ahead of print. PMID: 37345492.
https://journals.lww.com/jhypertension/ ... es_for_the...

Kontakt
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Pressestelle:
Michael Wichert (Ltg.)/Pierre König
Tel. 069 955128-114/-140
E-Mail: presse@herzstiftung.de
https://herzstiftung.de

Originalpublikation:
[1] 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Hypertension Endorsed by the European Renal Association (ERA) and the International Society of Hypertension (ISH). J Hypertens. 2023 Jun 21. doi: 10.1097/HJH.0000000000003480. Epub ahead of print. PMID: 37345492.
https://journals.lww.com/jhypertension/ ... .271.aspxv

Weitere Informationen:
https://herzstiftung.de/leitlinie-hypertonie-2023 - Stellungnahme zur Hypertonie-Leitlinie
http://https:herzstiftung.de/bluthochdruck - Infos zu Bluthochdruck


Bild
>>>> Video zur Blutdruckmessung >>>> https://youtu.be/6cQZaQskJJc

Quelle: Pressemitteilung vom 18.07.2023
Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung
https://idw-online.de/de/news818018
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Herzgesundheit: Mit welchem Blutdruck lebt Frau am längsten?

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Herzgesundheit: Mit welchem Blutdruck lebt Frau am längsten?
Download als PDF > https://herzmedizin.de/content/dam/herz ... 231006.pdf

Kardiologen aus Deutschland und Nordamerika haben die Blutdruckdaten von Frauen aus einer Langzeitstudie ausgewertet. Ihr Ziel war es herauszufinden, welche Blutdruckwerte bei Frauen über 65 Jahren mit einem langen Leben assoziiert werden können.


Bonn/Düsseldorf, 6. Oktober 2023 – Wie lange ein Mensch lebt, hängt von vielen Begleitumständen ab: Ausreichende Bewegung, gute Ernährung, und ein rundum gesunder Lebensstil, aber auch genetische Veranlagung können dazu beitragen, ein hohes Lebensalter zu erreichen. Jetzt haben die Kardiologen PD Dr. Bernhard Haring aus Homburg an der Saar und Prof. Dr. Michael LaMonte aus Buffalo (USA) den systolischen Blutdruck bei Frauen als Faktor unter die Lupe genommen – mit eindeutigen Ergebnissen, die sie im Rahmen der DGK Herztage in Bonn präsentieren.

Was sagen Blutdruckwerte überhaupt aus?
Der Blutdruck eines Menschen ergibt sich aus zwei Werten, die in mmHg (Millimeter/Quecksilbersäule) angegeben werden. Der erste, höhere Wert ist der systolische Blutdruck, um den es in der Studie geht. Er gibt den Maximaldruck an, mit dem das Blut bei der Kontraktion des Herzmuskels durch die Hauptschlagader gepumpt wird. Der zweite, niedrigere Wert ist der diastolische Blutdruck. Er misst den Minimaldruck, mit dem das Blut im Körper noch unterwegs ist, wenn sich das Herz wieder entspannt. Laut den aktuellen europäischen Leitlinien liegt ein optimaler Blutdruck leicht unter 120/80 mmHg (sprich: 120 zu 80), normale Werte liegen im Bereich 120-129/80-84 mmHg. Mit zunehmendem Alter werden die Gefäße unelastischer, was in der Regel zur Folge hat, dass der Blutdruck ansteigt. Bei Seniorinnen und Senioren gelten daher auch leicht höhere Werte als normal. Ein dauerhafter Bluthochdruck kann das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dann können blutdrucksenkende Medikamente helfen, die Werte wieder in den Griff zu bekommen.

Women’s Health Initiative – die amerikanische Langzeitstudie
In den Jahren 1993 bis 2005 wurden im Rahmen der US-amerikanischen Women’s Health Initiative in regelmäßigen Abständen über 16.000 Frauen medizinisch untersucht. Zusätzlich wurden die Teilnehmerinnen in den vergangenen 18 Jahren nachbeobachtet. Die Frauen waren zu Beginn der Studie 65 Jahre alt oder älter und hatten anfangs keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs.

Haring und LaMonte sahen sich speziell die Werte für den systolischen Blutdruck der Probandinnen an sowie ihr jeweiliges Alter zum Testzeitpunkt. Anschließend ermittelten die Kardiologen die Überlebenswahrscheinlichkeit aus den Daten mithilfe von logistischer Regression, einem speziellen statistischen Verfahren.

120 mmHG Systole: Der Wunschwert für ein langes Leben
Während der Nachbeobachtungszeit von 2005 bis 2023 erlebten 9.723 (59 %) der 16.570 teilnehmenden Frauen das 90. Lebensjahr. Für alle Frauen, unabhängig vom Alter, war die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem systolischen Wert von 120 mmHg am höchsten – egal, ob der Blutdruck mittels Medikamente reguliert wurde oder nicht. Von denjenigen Frauen, deren systolischer Blutdruck zwischen 110 und 130 mmHg lag, hatten diejenigen mit einem Wert größer als 120 mmHg im direkten Vergleich eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit.

Haring und LaMonte kommen zu dem Ergebnis, dass die Regulierung des Blutdrucks im Alter eine wichtige Säule ist, um ein langes Leben zu ermöglichen. Das Ziel sollte es sein, den systolischen Blutdruckwert zwischen 110 und 130mmHg zu halten, wobei 120 mmHg einen optimalen Wert darstellt. Das bedeutet hingegen nicht, dass man andere Faktoren, wie eine gesunde Ernährung und ausreichende körperliche Betätigung vernachlässigen sollte. Vielmehr handelt es sich um einen einzelnen Baustein im Gefüge eines großen Ganzen – wenn auch einen wichtigen.

Zum Weiterlesen für Ärztinnen und Ärzte sowie Fachpersonal kann das Original-Abstract unter folgender URL gefunden werden: >
https://herzmedizin.de/meta/presse/dgk- ... ative.html

Quelle: Pressemitteilung vom 06.10.2023
Das Portal für Herzmedizin und Herzgesundheit.
> https://herzmedizin.de/meta/presse/aktu ... sten-.html
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