Alten- und Krankenpflege bei den Ausbildungsberufen überdurchschnittlich vergütet, ...

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WernerSchell
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Alten- und Krankenpflege bei den Ausbildungsberufen überdurchschnittlich vergütet, ...

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Statistische Bundesamt
Pressemitteilung Nr. 121 vom 25. März 2024


• Alten- und Krankenpflege bei den Ausbildungsberufen überdurchschnittlich vergütet, Sanitär- Heizung und Klimatechnik dagegen unterdurchschnittlich
• Je höher der Bildungsabschluss, desto höher in der Regel der Verdienst
• Interaktiver Gehaltsvergleich zeigt Einfluss von Beruf, Branche, Ausbildung und weiteren Faktoren auf die Verdienstmöglichkeiten


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WIESBADEN – Fachkräfte werden deutschlandweit gesucht. Dies gilt auch für Beschäftigte in vielen Ausbildungsberufen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verdienten Vollzeitbeschäftigte mit anerkannter Berufsausbildung im April 2023 durchschnittlich 3 714 Euro brutto. In einigen Engpassberufen (> https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/ ... e-Nav.html ), in denen die Bundesagentur für Arbeit einen besonderen Fachkräftemangel ausmacht, konnten deutlich höhere Verdienste erzielt werden. So erhielten vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in der Altenpflege durchschnittlich 3 920 Euro und somit rund 200 Euro mehr. Vollzeit-Fachkräfte in der Krankenpflege verdienten mit 4 067 Euro sogar rund 350 Euro mehr. Doch nicht alle Ausbildungsberufe, in denen Fachkräftemangel herrscht, wurden überdurchschnittlich entlohnt. Fachkräfte für Sanitär-, Heizung-, und Klimatechnik verdienten beispielsweise rund 300 Euro unter Durchschnitt (3 412 Euro), während die Verdienste von Berufskraftfahrerinnen und - fahrern rund 630 Euro (3 088 Euro) und von Fachkräften in der Landwirtschaft mit sogar rund 1 100 Euro (2 609) Euro unter dem Durchschnitt lagen.

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Bildung lohnt sich: Beschäftigte ohne Berufsausbildung mit niedrigsten Verdiensten

Die Wahl des Berufs ist nicht der einzige Einflussfaktor auf den Verdienst. Von großer Bedeutung ist auch der Ausbildungsabschluss. Höhere Bildungsabschlüsse führen im Regelfall auch zu höheren Verdiensten der Beschäftigten. Im April 2023 erhielten Vollzeitbeschäftigte ohne einen beruflichen Ausbildungsabschluss durchschnittlich 3 060 Euro und damit rund 650 Euro weniger als Beschäftigte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (3 714 Euro). Wer einen Meister-, Techniker- oder Fachschulabschluss vorweisen konnte, kam im Durchschnitt auf 4 980 Euro. Mit einem Bachelorabschluss betrug der Verdienst 4 791 Euro und rund 1 650 Euro mehr wurden mit einem Masterabschluss erzielt (6 448 Euro). Bei promovierten oder habilitierten Beschäftigten lag der durchschnittliche Verdienst sogar bei 8 974 Euro.


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Interaktiver Gehaltsvergleich berücksichtigt neben dem Beruf und der Ausbildung auch den Einfluss von Branche, Berufserfahrung und weiteren Faktoren auf den Verdienst

Neben Beruf und Ausbildungsabschluss beeinflussen auch andere Faktoren wie die Branche oder die mit dem Alter gewonnene Berufserfahrung den erzielten Verdienst. Der interaktive Gehaltsvergleich des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de/gehaltsvergleich) berücksichtigt solche Faktoren und liefert dadurch individuell zugeschnittene Informationen zu den Verdiensten in einzelnen Berufen.
Die interaktive Anwendung nutzt die Daten der Verdiensterhebung für April 2023 und gibt für individuelle Profile Schätzungen des Bruttomonatsverdienstes aus. So können die Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel sehen, ob sie mit ihrer Ausbildung in einer anderen Branche mehr verdienen würden oder ob es sich lohnt, eine Meisterprüfung anzustreben. Auch welche Berufswahl besonders vorteilhaft ist oder ob eine langjährige Unternehmenszugehörigkeit angemessen bezahlt wird, können sie mithilfe des Gehaltsvergleichs überprüfen. Dazu werden Beruf, Branche, Ausbildungsabschluss und andere stellen- und personenbezogenen Merkmale ausgewählt. Für das individuelle Profil zeigt die Anwendung dann den geschätzten durchschnittlichen Bruttomonatsverdienst an.

Methodische Hinweise:

Die Daten stammen aus der Verdiensterhebung 2023 und beziehen sich auf den April des Jahres. Steuerpflichtige Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld werden hier nicht mit abgebildet.

In dieser Pressemitteilung werden als Durchschnittswerte der Verdienste die jeweiligen arithmetischen Mittel angegeben. Während mit dem arithmetischen Mittel der Quotient aus der Summe aller Werte und der Anzahl der Werte gemeint ist, wird unter dem Median der Wert verstanden, der eine Verteilung halbiert. Entsprechend liegen 50 % der Werte über beziehungsweise unter dem Median. Angaben zum arithmetischen Mittel und Median der Verdienste in unterschiedlichen Berufen finden sich in der Datenbank GENESIS-Online (Tabelle 62361-0030 > https://www-genesis.destatis.de/genesis ... name=62361 ).

Die genannten Berufe zählten laut Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (BA) > https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/ ... e-Nav.html im Jahr 2022 zu den sogenannten Engpassberufen. Bei der Bestimmung eines Engpasses wird beispielsweise berücksichtigt, ob es im jeweiligen Beruf verhältnismäßig viele unbesetzte Stellen in Deutschland gibt oder wie lange es durchschnittlich dauert, diese zu besetzen.

Weitere Informationen:

Daten und Fakten rund um das Thema Fachkräfte bündelt das Statistische Bundesamt auf einer eigenen Sonderseite (www.destatis.de/fachkraefte). Das Datenangebot umfasst die Bereiche Demografie, Erwerbstätigkeit, Bildung und Zuwanderung. Es reicht von Vorausberechnungen zur künftigen Zahl von Erwerbspersonen über Analysen zum Arbeitskräfteangebot bis hin zu Daten zu Arbeitsmigration und Ausbildungsmarkt – und wird sukzessive erweitert.

Quelle: Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Weitere Informationen > https://www.destatis.de/DE/Presse/Press ... 21_62.html


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Deutsches Ärzteblatt vom 25.03.2024:

Pflegekräfte verdienen laut Statistik überdurchschnittlich

Wiesbaden – Vollzeitfachkräfte in der Kranken- und Altenpflege verdienen statistisch im Schnitt überdurch¬schnittlich viel im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamts von heute.
Demnach lag das Einkommen der Krankenpflegekräfte im April des vergangenen Jahres um 350 Euro höher als der Durchschnitt. Das Gehalt von Altenpflegekräften lag rund 200 Euro über dem Durchschnitt.
Alle Vollzeitbeschäftigten mit anerkannter Berufsausbildung verdienten demnach im Schnitt 3.714 Euro brutto. Am unteren Ende der Statistik liegen Angestellte in der Landwirtschaft. Sie verdienten den Zahlen zufolge mit 2.609 Euro über 1.100 Euro weniger als der Durchschnitt.
… (weiter lesen unter) .. > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
WernerSchell
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Tarifgerechte Löhne in der Pflege – aber nur begrenzt? -

Beitrag von WernerSchell »

Institut Arbeit und Technik
der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen – Bocholt – Recklinghausen
Pressemitteilung vom 09.04.2024


Tarifgerechte Löhne in der Pflege – aber nur begrenzt? -
IAT zu Auswirkungen auf Attraktivität des Pflegeberufs


Seit September 2022 müssen in der Pflege tarifgerechte Löhne gezahlt werden. Mit diesen gesetzlichen Neuregelungen des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) sollte die Attraktivität des Pflegeberufs gesteigert werden. Pflegeeinrichtungen und -dienste bundesweit sind verpflichtet, ihre Pflege- und Betreuungskräfte mindestens in Höhe von in der jeweiligen Region geltenden Tarifverträgen bzw. kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen zu entlohnen. Das Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) nahm die Bestimmungen unter die Lupe.

Wie die IAT-Forscherinnen Julia Lenzen und Michaela Evans-Borchers feststellen, lässt sich zwar das Ziel einer Lohnaufwertung für Beschäftigte in Pflege und Betreuung in der Langzeitpflege in der Fläche durchaus erreichen. „Im Vergleich mit dem durchschnittlichen Stundenlohn von Vollzeitbeschäftigten in Deutschland ist die Langzeitpflege in der Entlohnung von Fachpersonal mittlerweile gut aufgestellt. Es werden aber auch Grenzen der gesetzlichen Neuregelungen, gerade angesichts der hohen Teilzeitquoten, mit Blick auf die avisierte Zielsetzung - die Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs - erkennbar. Notwendig ist, die Chancen kollektivvertraglicher Gestaltung von präferierten Arbeitsbedingungen (z. B. Arbeitszeit) auch jenseits der Entlohnung stärker zu fokussieren“, raten die Autorinnen.

Grundsätzlich haben Pflegeeinrichtungen und -dienste drei Optionen: Erstens über den Weg der Tarifbindung oder die Bindung an eine kirchliche Arbeitsrechtsregelung, zweitens über die „Tariforientierung“ sowie drittens über die Anwendung des „regional üblichen Entlohnungsniveaus“. Diese beiden letzten Regelungen entfalten allerdings nicht in jedem Fall eine unmittelbare und zwingende Wirkung für alle Beschäftigten, da einzelne Lohnbestandtele nicht erfasst sind. Auch die Lohnunterschiede zwischen Krankenhäusern und Langzeitpflege zu nivellieren, ist allein angesichts der unterschiedlichen Refinanzierungsgrundlagen derzeit fraglich. Weiterhin gibt es keine gesetzliche Regelung, die hohe Lohndifferenzen zwischen den Beschäftigten einer Einrichtung und innerhalb einer Qualifikationsgruppe ausschließt.

Dieser Umstand erweist sich bei Anwendung des regional üblichen Entlohnungsniveaus als besonders kritisch, da eine ungleiche Bezahlung weiterhin möglich ist und die betroffenen Personen nicht in der Lage sind, die ihnen zustehenden Löhne zu prüfen, da eine Transparenz hinsichtlich des einrichtungsspezifischen Durchschnittslohns für die Beschäftigten nicht zwangsläufig gegeben ist. Der Pflegemindestlohn bleibt auch nach Einführung der gesetzlichen Regelungen ein zentraler Eckwert der Lohnentwicklung in der Pflege, da das „regional übliche Entlohnungsniveau“ keine echte Lohnuntergrenze definiert. Länderspezifische Differenzen hinsichtlich der Tarifbindung und des Optionsmixes zur Erfüllung der Zulassungsvoraussetzungen könnten bestehende regionale Disparitäten hinsichtlich der Attraktivität der Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf verstetigen.

Fazit der Autorinnen: Der Attraktionsfaktor der Entlohnung darf nicht unabhängig von weiteren Faktoren wie einer wertschätzenden Führungs- und Teamkultur sowie hoher Qualität der Pflegearbeit betrachtet werden. Hierzu zählen auch weitere Dimensionen von Arbeitsbedingungen, wie sie gegenwärtig u. a. mit Blick auf Personalausstattung, Personal- und Qualifikationsmix, Arbeitszeitgestaltung, Entlastungs- und Professionalisierungschancen durch Digitalisierung und erweiterte Verantwortungsbereiche, berufliche Weiterbildung, betriebliche Laufbahnperspektiven oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie diskutiert werden.

Achtung Redaktionen!
Unter https://www.iat.eu/medien/2024/tarifger ... 42024.html
veröffentlichen wir zu der Meldung eine Grafik:
Abbildung 1: Regional übliche Entlohnungsniveaus nach Bundesland (Stand 31.10.2023). Quelle: AOK-Bundesverband (2023), eigene Darstellung mit R (v4.3.3, R Core Team 2024) und ggplot2 (Wickham 2016) in RStudio (v2023.09.1, RStudio Team 2023).
Aktuelle Publikation: Lenzen, J. & Evans-Borchers, M. (2024): Tarifgerechte Entlohnung in der Pflege im Spiegel der Attraktivität des Pflegeberufs. Forschung Aktuell, 2024 (04). Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. https://doi.org/10.53190/fa/202404

Ihre Ansprechpartnerinnen: Julia Lenzen, lenzen@iat.eu; Michaela Evans-Borchers, Direktorin des IAT-Forschungsschwerpunktes A&W, evans-borchers@iat.eu

Claudia Braczko
Pressereferentin
Westfälische Hochschule
Institut Arbeit und Technik
PRESSESTELLE
Munscheidstr. 14 | D-45886 Gelsenkirchen
T +49 (0) 209.17 07 – 176
F +49 (0) 209.17 07 – 110
M braczko@iat.eu
W www.iat.eu
www.w-hs.de
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