Tag der Pflegenden Angehörigen am 08.09.2023 - Gesellschaft stärken. Pflege neu denken.

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung
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WernerSchell
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Tag der Pflegenden Angehörigen am 08.09.2023 - Gesellschaft stärken. Pflege neu denken.

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Gesellschaft stärken. Pflege neu denken.
Zum Tag der Pflegenden Angehörigen am 8. September 2023 fordert der Bundesverband pflegender Angehöriger einen Paradigmenwechsel in der Pflege


Angesichts des rapide steigenden Pflegebedarfs und des anhaltenden Fachkräftemangels in der Pflege kann eine bedarfsdeckende Versorgung pflegebedürftiger Menschen in absehbarer Zeit nicht sichergestellt werden, ohne Familien mit zusätzlicher intensiver Pflegeverantwortung zu belasten. Daher braucht es einen Perspektiven- und Paradigmenwechsel in der Pflege.

Pflege muss mehr denn je zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe werden, zur Entlastung der pflegenden Familien und zur besseren menschlichen Fürsorge, argumentiert der Bundesverband wir pflegen e.V., Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger.

„Alte Wege öffnen keine neuen Türen. Veraltete Konzepte der Versorgung mit einer Bürokratie, der die Angehörigen oft hilflos ausgesetzt sind, müssen einer selbstbestimmteren Daseinsvorsorge weichen. Ein „Sockel-Spitze-Tausch“ als gesellschaftliches Konzept. Investitionen in kommunale Strukturen und zivilgesellschaftliche Angebote zur häuslichen und ambulanten Fürsorge müssen die marktwirtschaftlichen Interessen der institutionellen Pflege ablösen“, fordert Notburga Ott, Mitglied der Fachkommission Pflegepolitik wir pflegen e.V.

„Unsere Gesellschaft muss Pflege neu denken. Von unten nach oben", bestätigt Edeltraut Hütte-Schmitz, Mitglied des Bundesvorstands, die ihren Mann bis zu seinem Lebensende pflegte. „Unsere Gesellschaft benötigt eine massive Verlagerung der Planungsmacht, Entscheidungsmacht und Kontrollmacht sowie der Ressourcen hin zu pflegenden Familien, in denen bereits 84 Prozent der Pflege geleistet wird – und bald noch weit mehr der Pflege geleistet werden muss. Parallel dazu eine Verlagerung hin zu den Kommunen, die vor Ort die Entscheidungskraft zur Entwicklung und Finanzierung der Entlastungsstrukturen und -angebote benötigen.“

Ein Perspektiven- und Paradigmenwechsel in der Pflege muss mit realistischen Maßnahmen einhergehen, die vor Ort direkt die Lebensqualität einzelner Familien verbessern. Zur Entlastung der pflegenden Angehörigen und um eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu ermöglichen, fordert der Verband:
• Maßnahmen zum Wissens- und Fachlichkeitstransfer hin zu pflegenden An- und Zugehörigen, deren Betroffenenexpertise das Fachwissen beruflicher Pflegekräfte oft hervorragend ergänzt
• Mitspracherechte pflegender An- und Zugehöriger in allen Entscheidungs- und Planungsgremien der Pflege
• Den einklagbaren Rechtsanspruch auf Kurz-, Tages- und Nachtpflege, zur Initiierung eines bedarfsorientierten Ausbaus der Angebote auf kommunaler Ebene
• Die schnelle Einführung einer Pflegezeit mit Anspruch auf Lohnersatz für insgesamt 36 Monate je Pflegebedürftigen, analog zum Elterngeld, wie vom Unabhängigen Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf empfohlen

Diese Forderungen diskutiert der Bundesverband auf einem Fachtag am 15. September 2023 in Bonn unter dem Motto „Gesellschaft stärken. Pflege. Neu. Denken“ mit Maria Becker, Bundesministerium für Gesundheit, Maria Klein-Schmeink, MDB; Thorsten Klute, MDL NRW, Barbara Kahler, Vorstandsmitglied der Bagso und Angelika Hörter, Alzheimer Gesellschaft NRW sowie pflegenden Angehörigen und Mitgliedern des Vereins.
Weitere Informationen zum Programm des Fachtags entnehmen Sie dem Flyer im Anhang.
Anmeldelink: https://eveeno.com/fachtag23
Interviews, Fotos und Filmaufnahmen sind erlaubt.

Über wir pflegen e.V.
Die Selbsthilfe zu stärken und Angehörigen über den Austausch mit anderen Pflegenden mehr Anerkennung, Kontakt und Informationen zu geben, ist ein Ziel des Bundesverbandes wir pflegen e.V. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Interessenvertretung gegenüber der Länder- und der Bundespolitik. Der Verband setzt sich seit 2008 für nachhaltige Verbesserungen in der häuslichen Pflege ein.
Weitere Informationen zum Bundesverband: https://wir-pflegen.net

Quelle: Pressemitteilung vom 07.09.2023
Pressekontakt:
Lisa Thelen, Referentin für Kommunikation
E-Mail: medien@wir-pflegen.net
Telefon: 0174 3243404
wir pflegen e.V., Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
wir-pflegen.net

Attachments
wirpflegen_Programmflyer_2023.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... r_2023.pdf


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Siehe auch die hiesigen Statements zur Pflege / Pflegereform usw.
> viewtopic.php?f=5&t=817
> viewtopic.php?f=5&t=796
> viewtopic.php?f=4&t=777
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WernerSchell
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Menschen mit Demenz brauchen Entlastung – auch von Bürokratie

Beitrag von WernerSchell »

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz


Zum bundesweiten Tag der pflegenden Angehörigen: Angehörige von Menschen mit Demenz brauchen Entlastung – auch von Bürokratie

Berlin, 8. September 2023. Die Begleitung, Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenzerkrankungen wird in Deutschland zum allergrößten Teil durch ihre Familien und Freunde geleistet. Ohne sie würde die Versorgung zusammenbrechen. Doch wer pflegt braucht auch Entlastung – unter anderem von überflüssiger Bürokratie.

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Im Laufe der Krankheit benötigen sie zunehmend Unterstützung im Alltag und bei der Körperpflege, oft rund um die Uhr. Laut dem Deutschen Alterssurvey 4/22 betreuen und pflegen rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland Angehörige mit einer Demenz. Um diese anspruchsvolle Aufgabe dauerhaft übernehmen zu können, benötigen die Angehörigen Entlastungsmöglichkeiten und Auszeiten von der Pflege. Wichtige Angebote wie Tagespflege oder Kurzzeitpflege sind aber zunehmend schwieriger zu finden. Selbst Pflege- und Betreuungs¬dienste erteilen aufgrund von Personalmangel immer häufiger Absagen.

„Die Suche nach Unterstützungsangeboten dauert immer länger. Wir hören von Angehörigen, dass sie 20, 30 oder mehr Einrichtungen abtelefonieren müssen und teilweise trotzdem erfolglos sind. Das ist natürlich nervenaufreibend“, berichtet Ellen Nickel, Beraterin am Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG). „Zusätzlich erleben die Angehörigen die umfangreiche Bürokratie als belastend, mit der sie konfrontiert sind. Wer rund um die Uhr pflegt hat weder Energie noch Nerven, sich immer wieder mit aufwendigem Papierkram auseinanderzusetzen.“ Um Unterstützung zu erhalten, heißt es herauszufinden, wo Leistungen der Pflegeversicherung, ein Schwerbehindertenausweis oder eine Reha-Maßnahme zu beantragen sind, wie man die benötigten Hilfsmittel bekommen kann oder welche Unterlagen erforderlich sind, um Zuschüsse für einen behindertengerechten Umbau zu bekommen. Oft ist es mit einem einmaligen Antrag dann nicht getan, es müssen zusätzliche Unterlagen, ärztliche Atteste und Einkommensnachweise beigebracht oder Widerspruch bei einer Ablehnung eingelegt werden. Wer privat versichert ist, hat außerdem die Korrespondenz mit der Pflege- und Krankenversicherung über die Erstattung von Pflege- und Behandlungskosten zu bewältigen. All dies stellt eine zusätzliche Belastung für die Angehörigen dar, die sich damit alleine gelassen fühlen. Viele Leistungen werden nicht in Anspruch genommen, weil entweder die Information über bestimmte Unterstützungsmöglichkeiten fehlt oder die Beantragung eine zu große Hürde darstellt.
Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG betont: „Hier muss sich dringend etwas ändern! Bürokratie muss abgebaut werden und wer pflegt, darf damit nicht alleine gelassen werden. Wir brauchen außerdem flächendeckend wohnortnahe Beratungsangebote, die auch konkrete Hilfestellung bei notwendigen Anträgen bieten.“

Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Rund zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken etwa 400.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist als Interessenvertreterin von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Lobbyregister des Deutschen Bundestags eingetragen und hat sich dem dafür geltenden Verhaltenskodex verpflichtet.

Quelle: Pressemitteilung vom 08.09.2023
Kontakt
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Susanna Saxl-Reisen, Jessica Kortyla, Marina Bayer
Keithstraße 41, 10787 Berlin
Tel: 030 - 259 37 95 0, Fax: 030 - 259 37 95 29
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
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