Riskante Medikamente für ältere Menschen: Priscus-Liste aktualisiert

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WernerSchell
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Riskante Medikamente für ältere Menschen: Priscus-Liste aktualisiert

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Deutsches Ärzteblatt - online - informiert:


Riskante Medikamente für ältere Menschen:
Priscus-Liste aktualisiert


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Berlin – Ältere Menschen leiden oft an mehreren chronischen Erkrankungen. Die Behandlung umfasst des­halb häufig mehrere Medikamente. Mit dem Alter nehmen jedoch auch die Nebenwirkungen und die Wechselwirkun­gen mit anderen Medikamenten zu.
Zur Verbesserung der Therapiesicherheit existiert seit 2010 mit der Priscus-Liste ein Verzeichnis potenziell ungeeigneter Medikamente. Nach Publikation der Priscus-Liste ging die Verordnung dieser problematischen Wirkstoffe deutlich zurück. Nun ist die Liste aktualisiert worden.
Die neue Priscus-Liste 2.0 ist mit 177 Wirkstoffen fast doppelt so um­fangreich wie die erste. Die Pharmako­lo­gin Petra Thürmann von der Universität Witten/­ Herdecke stellt sie gemeinsam mit Fachleuten aus Wittten/Her­decke, Göttingen, Wien und Salz­burg im Deutschen Ärzteblattes vor (DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0377).
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e



Es gibt erhebliche Mängel im Gesundheits- und Pflegesystem infolge Polypharmazie ... Siehe u.a. insoweit die Beiträge unter > viewtopic.php?f=5&t=48 --- Auch die Arzneimittelabhängigkeiten von anderen Ländern im Rahmen der globalisierten Wirtschaft müssen dringend aufgelöst werden!

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In den sozialen Medien wurde am 12.01.2023 zum Thema gepostet:

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Prof. Dr. Petra Thürmann

Es gibt zahlreiche riskante Medikamente für ältere Menschen! - Die insoweit hilfreiche aktualisierte Priscus-Liste wurde u.a. von Frau Prof. Dr. Petra Thürmann, Pharmakologie an der Universität Witten/Herdecke vorgestellt > viewtopic.php?f=5&t=664 (= Podiumsgast beim Neusser Pflegetreff am 14.11.2012 > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 764#p69764 . Die Mängel in der Arzneimittelversorgung, u.a. auch infolge Polypharmazie (u.a. Thema beim Neusser Pflegetreff am 27.04.2016 … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =7&t=21371 ), müssen endlich minimiert werden. Auch die Arzneimittelabhängigkeiten von anderen Ländern im Rahmen der globalisierten Wirtschaft sind dringend korrekturbedürftig!


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Medikamente im Alter
Welche Wirkstoffe sind ungeeignet? ... Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung informiert (Stand: Juni 2023) … > https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikat ... le&v=4


Aus dem Vorwort:
Unser Körper verändert sich – Tag für Tag, in fast unmerklich kleinen Schritten. Deshalb ist es wichtig, ab und zu eine Bestandsaufnahme zu machen: Wie geht es mir? Bin ich gut versorgt? Ganz besonders gilt dies bei der Einnahme von Medikamenten: Viele Arzneimittel sind für ältere Menschen ungeeignet. Sie wirken nicht mehr wie gewohnt oder verursachen Nebenwirkungen, die vermeidbar wären.
Welche Wirkstoffe das sind, untersuchte ein durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungsprojekt. Als Ergebnis entstand eine Liste mit über 200 Wirkstoffen, die für ältere Menschen ungeeignet sein können – die sogenannte PRISCUS-Liste.
Die Broschüre in Ihren Händen macht diese wissenschaftliche Liste für alle zugänglich. Allgemein verständlich und nach Krankheitsbildern gegliedert fasst sie die häufigsten Nebenwirkungen zusammen und nennt Wirkstoffe, die möglicherweise besser verträglich sind.
Dabei gilt: Wer hier ein potenziell ungeeignetes Medikament entdeckt, sollte es keinesfalls sofort absetzen, sondern sich mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt beraten.
Wenn Betroffene, Angehörige und Fachleute ins Gespräch kommen und gemeinsam nach Lösungen suchen, dann hat diese Broschüre ihr Ziel erreicht: Sie ist als Nachschlagewerk und Gesprächsgrundlage gedacht. Und sie zeigt, wie Ergebnisse der Gesundheitsforschung die Lebensqualität und die medizinische Versorgung von älteren Menschen ganz konkret verbessern können.


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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) beschreibt in einer Presseinfo vom 21.08.2023 ein Demenzrisiko bei langfristigem Gebrauch von Protonenpumpenhemmern (PPI). Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN: „Eine dauerhafte Verschreibung und die längerfristige Behandlung mit PPI ohne gesicherte Indikation sollte nicht erfolgen und die Patientinnen und Patienten sollten auf mögliche Risiken bei Langzeitgebrauch hingewiesen werden, auch in den Apotheken, da kleine PPI-Packungen frei käuflich sind“ (> viewtopic.php?f=7&t=34&p=9903#p9903 ).
WernerSchell
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Medikamente im Alter - Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?

Beitrag von WernerSchell »

Heute, 01.09.2023, in den sozialen Medien gepostet:

Es gibt zahlreiche riskante Medikamente für ältere Menschen! - Die insoweit hilfreiche aktualisierte Priscus-Liste wurde u.a. von Frau Prof. Dr. Petra Thürmann vorgestellt (= Podiumsgast beim Neusser Pflegetreff am 14.11.2012). Näheres wird in der im Juni 2023 vom Bundesgesundheitsministerium für Bildung und Forschung vorgestellten Broschüre "Medikamente im Alter - Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?" erläutert. Eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung … > viewtopic.php?f=5&t=664 / > https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikat ... le&v=4

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WernerSchell
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Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente

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Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente
Kompakte Arbeitshilfe soll Ärztinnen und Ärzte unterstützen



(07.09.23) 8,3 Millionen ältere Menschen in Deutschland haben 2022 mindestens einmal ein potenziell inadäquates Medikament (PIM) verordnet bekommen, das zu unerwünschten Wechsel- oder Nebenwirkungen führen kann. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Damit war mehr als jeder zweite Mensch ab 65 Jahren (50,3 Prozent) davon betroffen. Grundlage der Auswertung sind die an die 16,4 Millionen älteren GKV-Versicherten verordneten Arzneimittel, die auf der PRICUS-2.0-Liste verzeichnet sind. „Wir haben bei diesem Thema kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Durch Arbeitshilfen für die ärztliche Praxis, Patienteninformationen und auch die kostenfreie Bereitstellung der PRISCUS-2.0-Liste (> https://www.aok.de/gp/fileadmin/user_up ... orlage.pdf ) kann der Transfer in die Praxis unterstützt werden“, so der WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

Im Jahr 2022 ist eine aktualisierte PRISCUS-2.0-Liste von potenziell ungeeigneten Arzneimitteln für ältere Menschen ab 65 Jahren veröffentlicht worden. Anhand dieser Liste und auf Grundlage der alters- und geschlechtsadjustiert hochgerechneten Arzneiverordnungen für über 65-jährige GKV-Versicherte im Jahr 2022 ermittelte das WIdO, dass immerhin 12,3 Prozent aller an ältere Menschen verordneten Tagesdosen potenziell ungeeignet sind. Mit 50,3 Prozent ist damit mehr als jede zweite ältere GKV-versicherte Person davon betroffen. Bei Frauen ist der Anteil der potenziell inadäquaten Medikation laut der Auswertung deutlich höher als bei Männern.

„Die Arzneimittelversorgung der über 65-Jährigen ist geprägt durch die steigende Zahl der Erkrankungen im Alter und die Behandlung mehrerer, parallel vorliegender Krankheiten“, sagt Helmut Schröder. Die Anzahl der gleichzeitig verordneten Arzneimittel nehme mit steigendem Alter deutlich zu. Insgesamt entfielen im Jahr 2022 auf die gesetzlich Krankenversicherten (GKV) ab 65 Jahre 56 Prozent des gesamten GKV-Verordnungsvolumens nach Tagesdosen. 43 Prozent der Versicherten über 65 Jahre wurden mit mehr als fünf verschiedenen Wirkstoffen gleichzeitig behandelt. Ältere Patientinnen und Patienten seien damit besonders gefährdet, unerwünschte Arzneimittelereignisse zu erleiden. „Medikamentennebenwirkungen wie Müdigkeit, Blutdruckabfall oder Sehstörungen können zu Stürzen oder kognitiven Einbußen führen und in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich sein“, so Schröder. Erfreulich sei daher, dass der Verordnungsanteil der potenziell inadäquaten Medikation in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen ist: Hatte der Verordnungsanteil dieser Arzneimittel bei älteren Menschen im Jahr 2013 noch bei 14,6 Prozent gelegen, so lag er 2022 bei 12,3 Prozent.

Eine Auswertung nach Regionen zeigt allerdings deutliche Unterschiede in den Verordnungsraten von PIM-Arzneimitteln: Die geringsten PIM-Anteile werden mit 48,2 Prozent bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen erreicht (Abbildung 3). „Die Spannbreite der regionalen Unterschiede liegt bei 6,6 Prozentpunkten und gibt einen Hinweis darauf, dass in vielen KV-Regionen noch Verbesserungspotenzial besteht“, so Helmut Schröder. Um den Wissenstransfer in die Praxis zu fördern, hat das WIdO eine kompakte Zusammenfassung der PRISCUS-2.0-Wirkstoffe als Arbeitshilfe für Ärztinnen und Ärzte erstellt. Sie steht im Gesundheitspartner-Portal der AOK zum Download zur Verfügung. Schröder verwies zudem auf die kostenlose Bereitstellung der kompletten PRISCUS-2.0-Liste durch das WIdO und eine aktuelle Patienteninformation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema.

Das Projekt PRISCUS 2.0 hat zum Ziel, die Arzneimitteltherapie bei älteren Menschen zu optimieren und unerwünschte Arzneimittelereignisse zu reduzieren. PRISCUS 2.0 baut auf der im Jahr 2010 in Deutschland erstellten ersten Fassung der PRISCUS-Liste auf. Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis hat 2022 diese Liste auf den aktuellen Erkenntnisstand erweitert. Mehr als die Hälfte der Verordnungen potenziell unangemessener Medikamente bezieht sich auf Magenschutzpräparate, die sogenannten Protonenpumpeninhibitoren. Diese Medikamente werden bei Beschwerden wie saurem Aufstoßen bis hin zu einem manifesten Magen-Darm-Geschwür verordnet. Aber auch zur Prävention von Magenblutungen bei gleichzeitiger Einnahme von Schmerzmitteln oder Blutgerinnungshemmern kommen sie zum Einsatz. In die Analyse wurden nur PIM einbezogen, bei denen in den Verordnungsdaten eine Dauertherapie von mehr als acht Wochen erkennbar war. Eine Behandlung mit Gerinnungshemmern wird in der Regel dauerhaft durchgeführt, sodass auch eine längere Einnahme von Protonenpumpenhemmern gerechtfertigt sein kann. Nichtsdestotrotz ist die langfristige Einnahme dieser Medikamente vor allem bei älteren Menschen mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose, Knochenbrüche und bestimmte Infektionen verbunden. Protonenpumpenhemmer sind diejenigen Medikamente, die am häufigsten nach kritischer Indikationsstellung abgesetzt werden können.

Ebenfalls zu den häufig verordneten potenziell unangemessenen Medikamenten zählen einige Wirkstoffe gegen Schmerzen, Antidepressiva und Medikamente bei Blasen- und Prostatabeschwerden.


Hintergrundinformationen:
Mann N-K, Mathes T, Sönnichsen A, Pieper D, Klager E, Moussa M, Thürmann PA (2023) Potentially inadequate medications in the elderly: PRISCUS 2.0 – first update of the PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int; 120: 3–10. > https://www.aerzteblatt.de/int/archive/ ... ISCUS-list
Thürmann PA, Mann N-K, Zawinell A, Niepraschk-von-Dollen K, Schröder H (2022) Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen – PRISCUS 2.0. In: Schröder H, Thürmann PA, Telschow C, Schröder M, Busse R (Hrsg.): Arzneimittel-Kompass 2022. Qualität der Arzneimittelversorgung. Springer Verlag, Berlin Heidelberg. > https://www.wido.de/publikationen-produ ... pass/2022/


(Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vom 07.09.23) > https://www.aok-bv.de/presse/pressemitt ... 26567.html


Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente
Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente
Die Pressemitteilung mit Grafiken als PDF zum Download > https://www.aok-bv.de/imperia/md/aokbv/ ... riscus.pdf
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