Mehr als 14.000 Herzinfarkte nicht optimal versorgt

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WernerSchell
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Mehr als 14.000 Herzinfarkte nicht optimal versorgt

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Qualitäts Monitor


Mehr als 14.000 Herzinfarkte nicht optimal versorgt


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Nach wie vor werden viele Patientinnen und Patienten mit Herzinfarkt nicht optimal versorgt, weil sie in Kliniken ohne Herzkatheterlabor eingeliefert werden. Von den rund 203.000 Herzinfarkt-Fällen im Jahr 2020 in Deutschland wurden 7 Prozent in Kliniken behandelt, die über kein Katheterlabor verfügten. Davon waren mehr als 14.000 Herzinfarkt-Behandlungen betroffen. Das zeigt das am 13. Dezember gestartete Online-Portal „Qualitätsmonitor“ des WIdO >>> http://www.qualitaetsmonitor.de das neben der Herzinfarkt-Versorgung auch strukturelle Defizite bei der Behandlung von Brust- und Lungenkrebs beleuchtet.

Besonders ausgeprägt war das Problem der nicht adäquaten Herzinfarkt-Versorgung in den 362 Kliniken, die 2020 weniger als 25 Fälle behandelten. Nur jede fünfte Klinik in dieser Gruppe verfügte laut Qualitätsmonitor über ein Herzkatheterlabor. Von den insgesamt 4.108 Herzinfarkten in Kliniken mit weniger als 25 Fällen pro Jahr wurden 77 Prozent in Krankenhäusern ohne Herzkatheterlabor versorgt. In den Kliniken mit mehr als 240 Herzinfarkt-Fällen pro Jahr lag dieser Anteil hingegen bei 0 Prozent.

In einem Katheterlabor können die oftmals lebensgefährlichen Gefäßverschlüsse, die bei einem Herzinfarkt auftreten, optimal behandelt werden. Infarktpatienten sollten über den Rettungsdienst so schnell wie möglich ein Katheterlabor erreichen. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt, Krankenhäuser ohne rund um die Uhr verfügbares Herzkatheterlabor zu umgehen.

Mehr als 40 Prozent der Brustkrebs-Versorger 2020 nicht als Brustkrebszentrum zertifiziert
Neben der Herzinfarkt-Versorgung beleuchtet der Qualitätsmonitor auch die Versorgung von Brustkrebs- und Lungenkrebsfällen. Und auch hier zeigen sich strukturelle Mängel. So verfügten laut Qualitätsmonitor im Jahr 2020 insgesamt 43,8 Prozent der an der Versorgung von Brustkrebs-Fällen beteiligten deutschen Kliniken nicht über ein Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft oder eine vergleichbare Zertifizierung, die sie als Brustkrebszentrum ausweisen. Diese Krankenhäuser versorgten knapp 15 Prozent der Brustkrebs-Fälle. Bei diesem Anteil gibt es kaum Bewegung: 2016 lag er bei knapp 17 Prozent. Es handelt sich meist um Kliniken mit wenigen Fällen. Die Mindest-Fallzahl von 100 pro Jahr, die von der Krebsgesellschaft gefordert wird, ist aber längst nicht das einzige Kriterium für die Zertifizierung als Brustkrebs-Zentrum. Die Krankenhäuser müssen eine ganze Reihe von Struktur- und Prozesskriterien für eine optimale, an den medizinischen Leitlinien orientierte Behandlung von Brustkrebs erfüllen.

Der Qualitätsmonitor zeigt zugleich große regionale Unterschiede bei der Brustkrebs-Versorgung auf: Während in Brandenburg 64,7 Prozent der an der Versorgung beteiligten Kliniken im Jahr 2020 keine Zertifizierung als Brustkrebs-Zentrum hatten, konnten in Berlin alle operierenden Kliniken ein solches Zertifikat vorweisen (Abbildung). Das Innovationsfonds-Projekt „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) hat erst kürzlich belegt, dass es einen Überlebensvorteil von 20 Prozent für Patientinnen mit Brustkrebs gibt, die in DKG-zertifizierten Zentren behandelt werden.

Online-Portal ermöglicht detaillierte Auswertungen zu Qualitätsdefiziten
Das Online-Portal „Qualitätsmonitor“ ist die Fortsetzung der gleichnamigen Buchreihe, in der das WIdO von 2017 bis 2020 detaillierte Daten und Qualitätskennzahlen der deutschen Krankenhäuser für ausgewählte Krankheitsbilder und Behandlungen publiziert hat. Das neue Internetangebot ermöglicht zunächst für die drei Indikationen Herzinfarkt, Brustkrebs und Lungenkrebs Auswertungen nach sieben Qualitäts- und Strukturindikatoren sowie die Erstellung von Zeitreihen, um Entwicklungen bei verschiedenen Qualitätsthemen im Krankenhausbereich sichtbar zu machen. Die Analysen des Qualitätsmonitors eignen sich für Trendanalysen, regionale Vergleiche oder die Bewertung einzelner Kliniken und können für die Entscheider und Planungsverantwortlichen in den Bundesländern eine wertvolle Hilfestellung sein. Der Vergleich zwischen den Bundesländern liefert konkrete Hinweise, wo es Defizite in der qualitätsorientierten Krankenhausplanung gibt. Auf Landkarten sind zudem die Fallzahlen aller an der Versorgung beteiligten Kliniken abrufbar. Die Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, die Qualitätskennzahlen in Karten oder Diagrammen zu visualisieren und herunterzuladen. Das Portal soll schrittweise um weitere Themen und Indikationen erweitert werden. Die verfügbaren Daten werden jährlich aktualisiert.

Quelle: Pressemitteilung vom 14.12.2022
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