RS-Virus - "Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können"

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WernerSchell
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RS-Virus - "Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können"

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NDR
02.12.2022


RSV: "Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können"

Intensivmediziner schlagen Alarm: Die Versorgung von Kindern mit RS-Virus wird immer schwieriger. Personalmangel führe dazu, dass teils 40 Prozent der Kinder-Intensivbetten außer Betrieb sind.

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"Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können", sagte der Leitende Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, Michael Sasse. Die Lage sei ohnehin schon prekär. Doch die enorme Welle von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) habe die Situation noch einmal verschlimmert. "Jetzt werden drei Jahrgänge von Kindern diese Infekte durchmachen, weil sie ohne Mundschutz durch die Gegend rennen", sagte Sasse mit Blick auf die aufgehobenen Corona-Beschränkungen. Das überfordere die Kliniken in "totaler Weise". Inzwischen würden Kinder auf Normalstationen behandelt, die eigentlich auf Intensivstationen gehörten.

RS-Virus: Krankes Kind aus Hannover nach Magdeburg verlegt
Weil alle Betten voll waren, wurde aus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in der Nacht zu Freitag ein Kind nach Magdeburg verlegt: Entfernung rund 150 Kilometer. "Meine Kollegen hatten 21 Kliniken angerufen", berichtete Gesine Hansen, Ärztliche Direktorin der MHH-Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie. Das etwa einjährige Kind hatte eine RSV-Infektion, die vor allem für die Jüngsten und Kinder mit Vorerkrankungen lebensbedrohlich werden kann. Es würden aber keine Kinder in einem sehr schlechten Gesundheitszustand verlegt, betont Hansen. Dann müsse ein Kind, dem es besser geht, an seiner Stelle verlegt werden.

... (weiter lesen unter) > https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... us196.html
WernerSchell
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Kinder, Eltern und Kinderkrankenpflegende in Not

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PRESSEMELDUNG
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Berlin (02. Dezember 2022, Nr. 48/2022)


Kinder, Eltern und Kinderkrankenpflegende in Not
Deutscher Pflegerat: Kinder werden nicht wohnortnah versorgt, weil wir es nicht schaffen, dass ausreichend Pflegepersonal für sie da ist


Zur aktuellen äußerst schwierigen Lage der Kinder-Intensivmedizin betont Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR):

„Die Situation in Deutschlands Kinderkliniken und Kinderintensivstationen zeigt ein dramatisches Bild. Die Leidtragenden sind Kinder und deren Eltern und das Kinderkrankenpflegepersonal. Die Versorgung schwerkranker Kinder kann seit langem kaum noch gesichert werden. Es fehlt Kinderkrankenpflegepersonal, daher werden Betten gesperrt und es gibt Finanzierungsprobleme. Es darf nicht sein, dass in Deutschland Kinder nicht wohnortnah versorgt werden, weil wir es nicht schaffen, dass genügend qualifiziertes Pflegepersonal für sie da ist.“

Rund 40 Prozent der verfügbaren Betten in Kinderkliniken können aktuell nicht belegt werden, weil das Pflegepersonal fehlt. Das hat eine Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ergeben. Der Regelfall sind abgelehnte Patienten. Dabei handelt es sich um Kinder.

„Die beruflich Pflegenden in den Kinderkliniken arbeiten am Limit. Der Deutsche Pflegerat fordert daher mehr Kolleginnen und Kollegen und eine sofortige Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals auch in der Kinder-Intensivmedizin, um zumindest mittelfristig die katastrophale Versorgung zu verbessern.“

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellten fünf Punkte für eine bessere Versorgung von Kindern mit schweren Atemwegserkrankungen sind kurzfristig weitgehend richtig. Sie beheben jedoch nicht das Grundproblem des Pflegepersonalmangels und das der schlechten Arbeitsbedingungen. Falsch ist der Ansatz, Pflegepersonal aus den Erwachsenenbereichen in die Kinderstationen zu verschieben und die Pflegepersonaluntergrenzen in allen Bereichen eines Krankenhauses auszusetzen. Der Ausnahmetatbestand ist zurzeit für die Kinderkliniken gegeben, nicht aber in allen Bereichen der Kliniken.

Es muss jetzt dringend zusätzliches Personal in die Kinderkliniken entsandt werden, z.B. Sanitätsdienste der Bundeswehr oder Rettungsdienste.

„Benötigt werden zudem fundierte Zahlen. Erstmalig wird in Deutschlands Kinderkliniken mit der durch das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz eingeführten Kinder-PPR 2.0 und Kinderintensiv-PPR erhoben, wie viel Pflegepersonal tatsächlich in den Kinderkliniken fehlt, um die nötigen Leistungen erbringen zu können.“

Ansprechpartnerin:
Christine Vogler
Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin

Telefon: (030) 398 77 303
Telefax: (030) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de
Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Der Deutsche Pflegerat als Dachverband vertritt die geeinten Interessen der Berufsverbände und nicht die einzelnen Partikularinteressen der Verbände. Unterschiedliche Positionen und Meinungen einzelner Verbände können sichtbar sein und die Vielfalt der pflegerischen Profession widerspiegeln. Dieses berührt nicht die gemeinsamen Ziele und Intentionen des Deutschen Pflegerats.

Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 18 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsidentin des Deutschen Pflegerats ist Christine Vogler. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Annemarie Fajardo.

Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätsklinika e.V. Deutschland (VPU).

WernerSchell
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Der Pflegenotstand in der Pädiatrie lässt sich nicht mit Ad-hoc Maßnahmen heilen

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Der Pflegenotstand in der Pädiatrie lässt sich nicht mit Ad-hoc Maßnahmen heilen.

Um dem aktuell dramatischen Pflegenotstand bei der Versorgung kranker Kinder zu begegnen, regt Bundesgesundheitsminister Lauterbach an, Pflegefachpersonen aus der Erwachsenenversorgung auf Kinderstationen zu verlagern. Der Bundesverband Pflegemanagement warnt eindringlich vor diesen Überlegungen.

In diesem Jahr hat die Krankheitswelle nicht nur früher eingesetzt, sondern trifft insbesondere die Kindergarten- und Schulkinder. Durch die Corona-bedingten Schließungen und Hygienemaßnahmen in den Kindertagesstätten und Schulen fand in den letzten Jahren die natürliche Immunisierung kaum statt. Diesen Rückschluss zieht zumindest das Bundesgesundheitsministerium und mag damit auch nicht ganz falsch liegen. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Phänomen auch vor Corona immer pünktlich zur kalten Jahreszeit in unterschiedlicher Ausprägung und nicht selten mit vergleichbarer Dramatik wie in diesem Jahr aufgetreten ist. Fakt ist, dass über Jahre hinweg versäumt wurde, die Pflege in der Pädiatrie zu stärken.

Das Pflegemanagement steht vor zusätzlichen, kaum noch handelbaren Herausforderungen. Pflegefachpersonen sind selbst erkrankt oder fallen durch die Betreuung eigener erkrankter Kinder aus. Die dringend einzuhaltenden Hygiene- und Isolationsmaßnahmen sind mit den noch anwesenden Pflegenden nicht mehr durchführbar. Das Belegungsmanagement ist nicht mehr Meeting zur strukturierten Bettenverteilung, sondern Ort unendlicher Abwägungen was der Berufsgruppe und den Patient*Innen noch zugemutet werden kann.

Dieser Notstand soll nach Vorstellung des Bundesgesundheitsministers gelöst werden, indem die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung ausgesetzt wird und Pflegefachpersonen aus Erwachsenenbereichen auf Kinderstationen versetzt werden. Warum dies nicht die Lösung des Problems sein kann, erklärt Sarah Lukuc, Vorsitzende des Bundesverbands Pflegemanagements: „Es gab schon vor dieser Erkrankungswelle zu wenig Mitarbeitende in den Kinderklinken. Nun die Menschen, die vor Ort arbeiten, in Bereiche zu schicken, denen sie sich weder fachlich noch emotional gewachsen fühlen, kann nur in einem Fiasko enden. Es können gar nicht so schnell so viele Expresseinarbeitungen für die Pädiatrie stattfinden, wie benötigt werden. Auch ist es nach den Jahren der Pandemie selbst den flexibelsten Mitarbeitenden kaum zuzumuten, von einer Extremsituation in die Nächste befördert zu werden.“

Eine strukturelle Ursache für die Grundmisere liegt darin begründet, dass die finanzielle Entlastung für die Kinderkliniken Fehlanreize setzt und die Versorgungssituation damit weiter verschärft. Kinderkliniken, die 80 % der Leistung bringen, werden belohnt mit einem finanziellen Ausgleich in Höhe von 100 %. Dadurch steigt aber weder die Zahl der Pflegenden noch die Zahl der versorgten kleinen Patient*Innen. In der Konsequenz müssen große Pädiatrische Zentren oder Pädiatrische Maximalversorger die verlagerte Patientenströme versorgen, was weder personell abbildbar ist, noch finanziell gerecht. Bei 100 % und mehr Leistung bleiben die großen Einrichtungen beim finanziellen Ausgleich außen vor.

„Anstelle von Ad-hoc Maßnahmen mit für die Pädiatrie nicht ausgebildeten Pflegefachpersonen benötigt die Pflege auch in diesem Bereich eine längst überfällige Reform, bei der die Expertise des Pflegemanagements in den politischen Gremien berücksichtigt werden muss. Jetzt kurzfristig eine Lösung herbeizuzaubern und die eigentlich notwendigen strukturellen Maßnahmen schnell wieder in Vergessenheit geraten zu lassen, ist für die Pflegenden ebenso wie für die kleinen Patient*innen fatal. Deshalb fordern wir die nachhaltige Anpassung der Anreize für die Generalistische Ausbildung sowie eine adäquate Personalbemessung die Trendforschungen miteinschließt, um Zukunftsperspektiven abzuleiten und somit auch bei Personalengpässen, die Rahmenbedingungen für eine gute Pflege und eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten“ resümiert Sarah Lukuc.

Quelle: Pressemitteilung vom 09.12.2022
Sabrina Roßius
Geschäftsführerin
Bundesverband Pflegemanagement e.V.
Mitgliedsverband Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Alt-Moabit 91
10559 Berlin
Tel. +49 (0)30 44 03 76 93
Fax +49 (0)30 44 03 76 96
sabrina.rossius@bv-pflegemanagement.de
www.bv-pflegemanagement.de
www.nachwuchs-pflegemanagement.de
https://www.facebook.com/bvpflegemanagement


12 09 PM Pflegenotstand Paediatrie 2022_12_09 PM Pflegenotstand_Paediatrie .pdf (107,5 kB) >>> https://www.bv-pflegemanagement.de/meld ... rie%20.pdf
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