Studie untersucht Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Pflege

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung
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WernerSchell
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Studie untersucht Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Pflege

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Spitzenverband Bund der Krankenkassen


Studie untersucht Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Pflege


Berlin (kkdp)·Wie haben die Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 in Pflegeheimen gewirkt und was kann man für die Zukunft daraus lernen? Zu diesen Fragen legt die Berliner Charité jetzt die vom GKV-Spitzenverband geförderte Studie* "Covid-Heim" vor. Die Ergebnisse werden heute auf einer Fachtagung vorgestellt und in den Kontext weiterer Studien gestellt.

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Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbands, fasst die wichtigsten Schlüsse aus den Studienergebnissen zusammen: "Die Covid-Heim-Studie der Charité zeigt Wege auf, wie vulnerable Gruppen besser vor Infektionskrankheiten geschützt werden können. Mit der Benennung von Hygienebeauftragten in Pflegeheimen ist ein erster Schritt getan. Neben dem Infektionsschutz sollte auch die hausärztliche Versorgung in den Einrichtungen gestärkt werden - in etwa einem Drittel der Pflegeheime gab es hier zu den Hochzeiten der Pandemie Defizite. Außerdem muss die soziale Teilhabe von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern auch unter den schwierigen Bedingungen einer Pandemie gewährleistet sein, um zum Beispiel Vereinsamung vorzubeugen. Der Ausbau digitaler Kontaktpflege kann hier ein Ansatz sein."

Studie zeigt Entwicklung der Sterblichkeit

Ein wichtiger Teil der Studie ist die Auswertung von Abrechnungsdaten, anhand derer die Entwicklung der Sterblichkeit in Pflegeheimen im Verlauf der Pandemie nachvollzogen werden kann. Zum Höhepunkt der zweiten Welle von Dezember 2020 bis Februar 2021 war diese deutlich erhöht: Durchschnittlich starben wöchentlich elf von 1000 Heimbewohnenden. In den Jahren 2015 bis 2019 waren es durchschnittlich sieben von 1000. Der Verlauf während der Pandemie entspricht dem in der gesamten Bevölkerung über 60 Jahre. In der dritten Welle wiederum sank die Sterblichkeit der Pflegeheimbewohnenden unter den Wert der Vorjahre, vermutlich zeigte die priorisierte Impfung in Pflegeheimen erste Erfolge. Von den mit einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus eingewiesenen Heimbewohnenden verstarben knapp 60 Prozent innerhalb von 90 Tagen nach der Hospitalisierung.

Soziale Teilhabe durch Schutzmaßnahmen eingeschränkt

Für die Covid-Heim-Studie wurden 873 Pflegeheimleitungen zu Einschränkungen während der zweiten Covid-19-Welle befragt. 85 Prozent nannten eingeschränkte Besuche als Maßnahme in ihrer Einrichtung, 82 Prozent hatten den Körperkontakt zwischen allen Personen reduziert und zwei Drittel hatten gemeinsame Veranstaltungen gestrichen. Neun von zehn Pflegekräften bestätigen, dass Schutzmaßnahmen dieser Art Folgewirkungen für die Bewohnenden gehabt hätten, allen voran Einsamkeit, Rückzug und Verwirrung. Die Studie zieht daher das Fazit, dass soziale Teilhabe durch den Einbezug von pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen gestärkt werden müsste, pflegenden Angehörigen dürfe der Zugang nicht untersagt werden.

Pflegende Angehörige besonders belastet

In der ebenfalls im Rahmen der Fachtagung präsentierten BerTA-Studie** wurde untersucht, wie pflegende Angehörige Belastungen während der Corona-Pandemie erlebten. 51 Prozent der Befragten berichten von einer deutlich höheren Pflegebelastung, die vor allem auf den Wegfall ergänzender Pflegeleistungen zum Beispiel durch Pflegedienste und Tagespflege zurückzuführen war. Die Mehrzahl der pflegenden Angehörigen leidet der Befragung zufolge unter Einsamkeit und fehlenden Erholungsmöglichkeiten.

Gernot Kiefer: "Wir müssen uns den Mehrfachbelastungen durch Pflege, Beruf und Versorgung der eigenen Kinder durch die während der Pandemie getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen bewusstwerden. Die pflegenden Angehörigen übernehmen einen Großteil der Pflege und werden häufig in den Diskussionen um die Versorgung pflegebedürftiger Menschen vernachlässigt. Gerade deshalb ist es wichtig, Ausgleichs- und Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige künftig stärker in den Blick zu nehmen."

Die Studie wird nun an das Bundesministerium für Gesundheit gegeben, damit der Gesetzgeber die notwendigen Maßnahmen umsetzen kann. Ergänzend wird die Publikation in Kürze auf der Internetseite des GKV-Spitzenverbandes veröffentlicht.

*Die Covid-Heim-Studie startete im Juli 2020 und lief über zwei Jahre. Basis der Erhebung sind anonymisierte Abrechnungsdaten der AOK Kranken- und Pflegekassen über den Zeitraum Januar 2015 bis Juni 2021. Zusätzlich wurden Pflegepersonen und Heimleitungen sowie Pflegebedürftige befragt.

**) Die Befragung zu Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf pflegende Angehörige fand als zusätzliche Erhebung im Rahmen der BerTA Studie (Beratung und telefonische Therapie für pflegende Angehörige, engl. Akronym ReDiCare) statt. Die BerTA Studie (2017-2022) wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von Dr. Klaus Pfeiffer (Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart) und Prof. Dr. Gabriele Wilz (Friedrich-Schiller-Universität Jena) geleitet.


Dokumente und Links
Covid-Heim - Lehren aus der Corona-Pandemie für Strukturentwicklungen im Versorgungssetting Pflegeheim > https://www.krankenkassen-direkt.de/ext ... d-Heim.jsp

Quelle: Pressemitteilung vom 16.11.2022
Pressekontakt:
Florian Lanz
GKV-Spitzenverband, Pressesprecher
Telefon 030-206288-4201
Fax 030-20628884201
presse@gkv-spitzenverband.de
> https://www.krankenkassen-direkt.de/new ... 23144.html
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Studie untersucht Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Pflege

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Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Berlin (17. November 2022, Nr. 45/2022)


Studie Covid-Heim
Deutscher Pflegerat: Studie zeigt Drama um die beruflich Pflegenden – Drei Viertel des Pflegepersonals mit Burnout



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Die gestern (16. November 2022) veröffentlichten Ergebnisse der Studie „Covid-Heim: Lehren aus der Corona-Pandemie für Strukturentwicklungen im Versorgungssetting Pflegeheim“ kommentiert Irene Maier, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR):

„Die Ergebnisse für die beruflich Pflegenden in der stationären Langzeitpflege sind dramatisch und erschreckend. Drei Viertel des befragten Pflegepersonals weist laut der Covid-Heim-Studie einen arbeitsbezogenen Burnout auf. Etwa sechs von zehn Pflegekräften litten während der ersten Infektionswelle unter klinisch relevanten Depressions-, Angst und oder Stresssymptomen. Neun von zehn Pflegekräfte bestätigen gestiegene Arbeitsanforderungen wie auch die negativen Folgen der Schutzmaßnahmen bei Bewohner*innen.

Angesichts dessen muss gehandelt werden. Die Arbeitsbedingungen in allen Settings der Pflege müssen für die beruflich Pflegenden verbessert werden. Wie viele weitere wissenschaftliche Studien, weitere Expertenkommissionen und runde Tische brauchen wir über die jetzige Covid-Heim-Studie hinaus noch, um erneut zu bewerten, wie schlecht es um die Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege steht? Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen die Situation deutlich! Auch genügt bereits ein Blick in die Praxis, um zu sehen, dass vor allem mehr Kolleginnen und Kollegen in der Pflege nötig sind.

Die Politik muss umgehend klarere und wirksamere Vorgaben für bessere Arbeitsbedingungen setzen. Bewertungsmaßstab muss dabei sein, ob die Maßnahme den beruflich Pflegenden hilft, gesund im Beruf zu bleiben, und ob sie damit zur Patienten- und Bewohnersicherheit beiträgt. Das muss auch den Leistungserbringern und insbesondere den Sozialhilfeträgern sowie den Kassen bewusst sein.“

Der Deutsche Pflegerat warnt gleichzeitig davor, die gestiegenen Arbeitsbelastungen rein auf die Corona-Pandemie zu schieben. „Eine Entlastung der beruflich Pflegenden nach der Pandemie wird es nicht geben, da bereits vor der Pandemie die Personallage in der Pflege prekär war. Jetzt muss gehandelt werden. Ein Zurück in die alten Muster kann es nicht mehr geben. Denn die Pflegepersonallücke wird in den nächsten Jahren größer anstatt kleiner.“

Weitere Informationen:
GKV-Spitzenverband. Covid-Heim – Lehren aus der Corona-Pandemie für Strukturentwicklungen im Versorgungssetting Pflegeheim >>> https://www.gkv-spitzenverband.de/pfleg ... d-Heim.jsp

Ansprechpartnerin:
Irene Maier
Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin

Telefon: (030) 398 77 303
Telefax: (030) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de
Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Der Deutsche Pflegerat als Dachverband vertritt die geeinten Interessen der Berufsverbände und nicht die einzelnen Partikularinteressen der Verbände. Unterschiedliche Positionen und Meinungen einzelner Verbände können sichtbar sein und die Vielfalt der pflegerischen Profession widerspiegeln. Dieses berührt nicht die gemeinsamen Ziele und Intentionen des Deutschen Pflegerats.

Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 18 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsidentin des Deutschen Pflegerats ist Christine Vogler. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Annemarie Fajardo.

Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätsklinika e.V. Deutschland (VPU).
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Psychische Reaktionen auf die COVID-19-Pandemie sind vielfältig: Die meisten Menschen sind resilient

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Psychische Reaktionen auf die COVID-19-Pandemie sind vielfältig: Die meisten Menschen sind resilient

Leibniz-Institut für Resilienzforschung untersucht psychische Belastungsreaktionen während der COVID-19-Pandemie und vergleicht diese mit bekannten Reaktionen nach anderen Stressereignissen

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Forschende des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) in Mainz haben erstmals Studien zum Verlauf psychischer Belastungssymptome während der COVID-19-Pandemie mit Verläufen psychischer Gesundheit nach anderen Stressereignissen (z.B. Unfällen oder Verlusterlebnissen) verglichen. Sie haben festgestellt, dass auch während der Pandemie circa zwei Drittel der Menschen resilient reagieren, d.h. konstant wenig Belastungssymptome haben. Resilienz ist somit sowohl vor als auch während der Pandemie die häufigste Reaktion auf Stress. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass junge Menschen stärker von den psychischen Folgen der Pandemie betroffen sind als ältere. Die Ergebnisse der Forschenden um den wissenschaftlichen Leiter des Instituts, Prof. Dr. Klaus Lieb, wurden vorab in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Trends in Cognitive Sciences veröffentlicht.

Forschende des Leibniz-Instituts haben in einer systematischen Übersichtsarbeit 28 Einzelstudien zusammengefasst, die Verläufe psychischer Belastungssymptome während der COVID-19-Pandemie untersuchten. Erfasst wurden verschiedene Verlaufsformen sowie die Häufigkeit, mit der diese auftraten. Auch wurde untersucht, ob die Häufigkeit bestimmter Verläufe davon abhängt, wie alt die untersuchten Personen waren. Die Ergebnisse dieser Analysen wurden mit den Befunden der Gruppe von Forschenden um George Bonanno und Isaac Galatzer-Levy verglichen, die bereits 2018, also vor der Pandemie, Verläufe von Belastungssymptomen nach verschiedenen Stressereignissen auf individueller Ebene (z.B. Unfälle, Verlusterlebnisse) in gleicher Weise zusammengefasst hatte.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Verläufe der psychischen Gesundheit während der COVID-19-Pandemie denen bei anderen Stressereignissen vor der Pandemie ähneln. Dabei sind resiliente Verläufe, d. h. Verläufe mit einer konstant geringen Belastung, auch während der Pandemie mit 65,7 Prozent am häufigsten. Dies unterstreicht, dass Resilienz kein seltenes, sondern sogar ein sehr häufiges Phänomen ist. Verläufe, bei denen Personen sich von einer initial hohen Belastung erholt haben, wurden seltener (13 Prozent) als vor der Pandemie (20,8 Prozent) gefunden. In mehr Studien als vor der Pandemie wurden außerdem Verläufe identifiziert, die eine konstante Belastung auf mittlerem Niveau zeigten. Insbesondere Personen mit solchen Verläufen könnten ein besonderes Risiko aufweisen, langfristig eine psychische Erkrankung zu entwickeln.

Ebenso zeigt die Übersichtsarbeit, dass sich die Resilienz-Forschung während der Pandemie vor allem auf Erwachsene im mittleren Lebensalter konzentriert hat, während bei älteren Menschen sowie jungen Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen weiter hoher Forschungsbedarf besteht. Bisher vorhandene Studien legen nahe, dass ältere Menschen weniger durch die psychischen Folgen der Pandemie belastet sind als jüngere. Daher ist es wichtig zu verstehen, was ältere Menschen resilient reagieren und was jüngere Menschen zu einer Risikogruppe werden lässt. Auch gilt es zu verstehen, wie individuelle Belastungen (z.B. Kinderbetreuung) mit solchen auf gesellschaftlicher Ebene zusammenwirken. Auf diese Frage konnte die Pandemie-Forschung bislang keine ausreichende Antwort geben.

„Mit diesen Ergebnissen zeigen wir erstmals eine nahezu identische Häufigkeit resilienter Verläufe während der Pandemie wie nach anderen Stressereignissen, die eher auf individueller Ebene lagen. Das ist spannend, weil wir ein relativ homogenes Stressereignis auf gesellschaftlicher Ebene untersucht haben, und unterstreicht, dass Resilienz ein häufiges und kein seltenes Phänomen ist. Ebenso zeigt unsere Auswertung, dass ältere Menschen psychisch weniger durch die Pandemie belastet sind. Gerade das ist interessant, weil man zu Beginn der Pandemie davon ausging, dass ältere Menschen durch das höhere Risiko schwerer Krankheitsverläufe stärker psychisch belastet sein könnten. Wir wissen noch nicht, was diese resilienteren Reaktionen erklärt. Eine Möglichkeit wäre, dass der Umgang mit Stressereignissen im Laufe des Lebens gelernt und trainiert wird. Ebenso denkbar ist, dass jüngere Menschen stärker von pandemiebezogenen Stressoren betroffen waren. Ziel der Forschung muss es sein, diese Unterschiede über die Lebensspanne besser zu verstehen“, erläutert der wissenschaftliche Leiter des LIR, Prof. Dr. Klaus Lieb.

„Unsere Forschung und andere Befunde deuten darauf hin, dass vor allem junge Menschen stärker von den psychischen Folgen der Pandemie betroffen sind. Gründe hierfür könnten sein, dass die Pandemie in diesem Alter in zentrale sozioemotionale Entwicklungsphasen fällt, aber auch, dass sich im alltäglichen Leben mehr verändert hat – beispielsweise durch die Schließung von Schulen und Universitäten oder den Wegfall von Betreuungsangeboten. Natürlich ist auch die Pandemie kein einheitliches Stressereignis für alle Menschen. Für einige kann das Leben ohne große Veränderungen weitergegangen sein, während andere Menschen eine Vielzahl von Stressereignissen erlebt haben. Dieser Aspekt ist wichtig, aber leider noch zu wenig durch die Forschung beleuchtet“, ergänzt die Erstautorin der Studie, Dr. Sarah Schäfer, ebenfalls vom LIR.

Literatur
Schäfer S. K., Kunzler, A. M., Kalisch, R., Tüscher, O., & Lieb, K. (2022). Trajectories of resilience and mental distress to global major disruptions. Trends in Cognitive Sciences, https://doi.org/10.1016/j.tics.2022.09.017

Zum Vergleich herangezogen:
Galatzer-Levy, I. R., Huang, S. H., & Bonanno, G. A. (2018). Trajectories of resilience and dysfunction following potential trauma: A review and statistical evaluation. Clinical Psychology Review 63 (2018): 41-55. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2018.05.008

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus Lieb; Dr. Sarah Schäfer
Tel. 06131 8944824

Weitere Informationen:
http://www.lir-mainz.de

Quelle: Pressemitteilung vom 17.11.2022
Caroline Bahnemann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Resilienzforschung gGmbH
https://idw-online.de/de/news804993
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