Mehrzahl der Über-80-Jährigen bewältigt Alltag aus eigener Kraft

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WernerSchell
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Mehrzahl der Über-80-Jährigen bewältigt Alltag aus eigener Kraft

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Mehrzahl der Über-80-Jährigen bewältigt Alltag aus eigener Kraft
Studie zu Alltagskompetenzen und Wohnumfeld hochaltriger Menschen in Deutschland vorgelegt

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Die Mehrheit der Über-80-Jährigen in Deutschland ist so aktiv, dass sie den Alltag eigenständig bewältigen kann. Das ist ein Ergebnis der Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+), die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. Demnach brauchen rund 61 % der Hochaltrigen bei Alltagsaktivitäten keine oder fast keine Hilfe.

Wie die Studie weiter ergab, fühlen sich die Über-80-Jährigen zudem eng mit ihrer Wohnumgebung verbunden und haben großes Vertrauen in ihre Nachbarinnen und Nachbarn. Sehr häufig haben sie allerdings mit baulichen Barrieren in ihren Wohnungen und Häusern zu kämpfen.

Bundesseniorenministerin Lisa Paus:„Die Mehrheit der älteren und hochaltrigen Menschen ist fit für die Herausforderungen des Alltags. Mir ist es wichtig, das eigenständige und selbstbestimmte Wohnen bis ins hohe Alter zu stärken. Wir brauchen mehr gemeinschaftliche und generationsübergreifende Wohnformen, die den Verbleib in der vertrauten Umgebung möglich machen. Entscheidend dafür sind die Gestaltung der Wohnung und des Wohnumfelds, aber auch verlässliche Fürsorgestrukturen und eine gute Nachbarschaft."

Der achte Kurzbericht der D80+-Studie gibt einen Überblick über das Ausmaß der Alltagskompetenz und dem Wohnumfeld hochaltriger Menschen in Deutschland. Er beruht auf Angaben von über 3.000 zufällig ausgewählten Personen ab 80 Jahren, die zwischen November 2020 und Dezember 2021 befragt wurden.

Die Studie kommt zu folgenden zentralen Ergebnissen:

Die Alltagskompetenzen von Hochaltrigen in Deutschland sind gut. 60,8 % sind eigenständig in ihren Aktivitäten im täglichen Leben und brauchen nur wenig Hilfe. Dabei sind weibliche, niedriger gebildete und im Heim wohnende Hochaltrige weniger alltagstüchtig.
Barrierefreie Wohnungen bzw. Häuser sind bei Hochaltrigen die große Ausnahme, nur 9,1 % haben nicht mit Hindernissen wie zum Beispiel Treppen zu kämpfen. Unterschiede innerhalb von soziodemografischen Gruppen gibt es kaum, lediglich Heime oder Einrichtungen bieten bessere Bedingungen.
76,1 % der Hochaltrigen sind der Auffassung, dass ihre Wohnumgebung sich gut eignet, um zu Fuß unterwegs zu sein. Diese Bewertung fällt bei Männern positiver aus als bei Frauen.
Mehr als die Hälfte der hochaltrigen Menschen in Deutschland (64,9 %) fühlen sich mit ihrem Wohnumfeld verbunden. Heimbewohner und Heimbewohnerinnen weisen eine geringere Verbundenheit zu ihrem Wohnumfeld auf als privat Wohnende.
53,4 % der hochaltrigen Menschen in Deutschland vertrauen ihrer Nachbarschaft vollkommen, wobei Männer, Hochaltrige mit höherer Bildung und privat wohnende Hochaltrige ein größeres Vertrauen haben.
Die meisten Menschen in Deutschland möchten im Alter in ihrer gewohnten Umgebung wohnen bleiben, auch wenn sie Hilfe oder Unterstützung im Alltag benötigen. Je nach persönlicher Situation kann es notwendig sein, Fürsorgestrukturen auch unabhängig von der Familie zu etablieren, um eigenständiges Wohnen bei Hilfebedarf zu ermöglichen. Dafür eignen sich Wohnformen, die gemeinschaftliches und generationenübergreifendes Zusammenleben bieten. Das BMFSFJ fördert solche Modellprojekte u. a. mit dem Modellprogramm „Leben wie gewohnt“. Es informiert über die verschiedenen Aspekte des Wohnens im Alter sowohl online (https://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/) wie auch beispielsweise mit der Broschüre „Länger zuhause leben“. Auch das vom BMFSFJ geförderte bundesweite Koordinierungsangebot und die Informationsplattform des Forums Gemeinschaftliches Wohnen e. V., „Wissen, Informationen, Netzwerke - WIN für Gemeinschaftliches Wohnen“ (https://win.fgw-ev.de/) unterstützen gemeinschaftliche Wohnprojekte insbesondere in der Anfangsphase.

Die Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+) wird vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Bereits erschienen sind Kurzberichte zur Lebenssituation Hochaltriger während der Covid19-Pandemie, zur Altersarmut, zur gesundheitlichen Lage, zur Einsamkeit im hohen Alter, zum sozialen Netzwerk und zu sozialer Unterstützung, zur digitalen Teilhabe und zur Versorgung von Menschen mit Demenz.

Berichte und weiterführende Informationen finden sich unter
https://ceres.uni-koeln.de/forschung/d80 und
https://www.dza.de/forschung/aktuelle-p ... chland-d80

Quelle: Pressemitteilung vom 03.06.0220
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Glinkastraße 24
10117 Berlin
Telefon: 030 201 791 30
E-Mail: poststelle@bmfsfj.bund.de
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/ ... aft-198414


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WernerSchell
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Neuer Bericht gibt Aufschluss über Wertvorstellungen und Wünsche der Altersgruppe 80 plus in Deutschland

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Hochaltrige wollen sicher und selbstständig leben und wünschen sich gesellschaftliche Integration und Mitverantwortung
Neuer Bericht gibt Aufschluss über Wertvorstellungen und Wünsche der Altersgruppe 80 plus in Deutschland


Eine sichere Umgebung, Selbstbestimmung und Traditionen sind den meisten Hochaltrigen für ihr Leben wichtig. Ebenso möchten sie Verantwortung für andere (v.a. jüngere Generationen) und die Umwelt übernehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Bundesseniorenministerium geförderte Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+).

Die Bevölkerungsgruppe der Hochaltrigen wächst in Deutschland stetig an. Fast sechs Millionen Menschen sind inzwischen mindestens achtzig Jahre alt. Um zielgerichtete politische Maßnahmen für sie gestalten zu können, ist es wichtig, ihren Unterstützungsbedarf und die konkreten Wünsche für ihren Lebensalltag zu kennen. Hierzu fehlten jedoch bislang repräsentative Daten. Der nun vorliegende Bericht des D80+-Projektes analysiert erstmals Angaben von über 10.000 zufällig ausgewählten Menschen ab 80 Jahren, die zwischen November 2020 und April 2021 befragt wurden.
Bundesseniorenministerin Lisa Paus: „Der Bericht macht deutlich: Über 80-jährige Menschen wollen selbst bestimmen, wie sie leben wollen. Sie wollen ein aktiver Teil der Gemeinschaft sein und bleiben. Und sie wollen die Gemeinschaft in ihrem Lebensumfeld mitgestalten und ihren großen Erfahrungsschatz mit anderen teilen. Die Befunde bestätigen, dass Menschen über 80 überwiegend zufrieden sind mit ihrem Leben. Es gehört wohl zum Leben dazu, wenn viele von ihnen das Gefühl haben, dass ihre Wertvorstellungen nicht mehr mit denen der Gesellschaft übereinzustimmen scheinen. Umso wichtiger erachte ich das Miteinander zwischen jungen und alten Menschen und die gegenseitige Unterstützung, die sich viele der über 80-Jährigen für die Bewältigung ihres Alltags wünschen. Hierfür helfen Ideen, Angebote und Räume für unser Miteinander. Deshalb fördern wir zum Beispiel die Mehrgenerationenhäuser, in denen sich alle Generationen begegnen, den DigitalPakt Alter, der digitale Begegnungen möglich macht sowie viele weitere Angebote, wie ein Projekt der Malteser, das gezielt auch Hochaltrige zu Engagement ermutigt.“ Zentrale Ergebnisse des Berichts lauten:

Für die meisten Hochaltrigen ist es wichtig, eine sichere Umgebung zu haben (94 %), selbstbestimmt handeln zu können (90 %), Traditionen zu achten (85 %) und sich um Natur und Umwelt zu kümmern (83 %). Nur den wenigsten Hochaltrigen sind Macht und Prestige (12 %) sowie aufregende Erlebnisse und Abenteuer (9 %) wichtig.

Ebenso ist es für den Großteil der Hochaltrigen wichtig, etwas an jüngere Generationen weiterzugeben: Sie möchten soziale Werte vermitteln (83 %), ein Vorbild sein (78 %) und ihre Erfahrungen weitergeben (77 %). Jeweils ein etwas geringerer Anteil übt diese generativen Verhaltensweisen auch mindestens gelegentlich selbst aus.

Über zwei Drittel (69 %) der Hochaltrigen sind der Ansicht, dass ihre Wertvorstellungen mit jenen der Gesellschaft nicht übereinstimmen. Es gibt auch Gruppen von hochaltrigen Menschen, die außerdem angeben, sich in der Gesellschaft nicht mehr orientieren zu können und schlecht mit der gesellschaftlichen Lebensweise zurechtzukommen. Diese Gefühle haben Männer, jüngere Personen, Höhergebildete, Personen in Privathaushalten und solche mit besserer kognitiver Gesundheit jedoch seltener.

Knapp zwei Drittel (65 %) der Hochaltrigen in Deutschland geben an, durch die Corona-Pandemie von der Gesellschaft entfremdet worden zu sein; das betrifft besonders ab 90-Jährige, hochaltrige Frauen, niedrig Gebildete, in Heimen Lebende und Menschen mit Verdacht auf beginnende Demenz.
Viele Hochaltrige sind mit ihrem Leben „wunschlos“ zufrieden. Allerdings geben manche auch deshalb keine Wünsche zur Verbesserung ihres Alltags an, weil sie angesichts ihres hohen Alters an keine Verbesserung mehr glauben.

Andere Hochaltrige nennen konkreten Unterstützungsbedarf, der situativ (z. B. aus bestimmten Fähigkeitsverlusten) gewachsen sind. Darüber hinaus bestehen Wünsche nach mehr sozialer Einbindung und höherer Wertschätzung Hochaltriger durch die Gesellschaft. Deutlich werden schließlich auch der Wunsch Hochaltriger, sich für Andere engagieren zu können, sowie ihre Sorge um und für unsere Gesellschaft als Ganzes.
Das Bundesministerium fördert bereits vielfältige Angebote für Hochaltrige Die bundesweit rund 530 Mehrgenerationenhäuser bieten vielfältige Angebote für die Zielgruppe der Hochaltrigen an und tragen so zu einem erfüllten Leben im Alter bei. Neben Angeboten zur Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben werden auch Teilhabeangebote wie Bildungs-, Begegnungs-, Sport- und Beweglichkeitskurse umgesetzt. Die über 80-Jährigen können sich auch aktiv in die Gestaltung der Angebote miteinbringen: Über 1000 Hochaltrige haben sich im letzten Jahr in den Mehrgenerationenhäusern freiwillig engagiert und die Gesellschaft mit ihrem Wissen und ihrer Schaffenskraft bereichert. So leitet beispielsweise ein 81-jähriger Schmied im Mehrgenerationenhaus Kiezanker 36 in Berlin wöchentlich einen Schmiedekurs. Mit seinem reichhaltigen Fachwissen, seiner lebendigen Art und der eigenen Begeisterung für seinen Beruf gelingt es ihm, die Menschen von jung bis ins „hochbetagte Alter“ an seinem Wissen und seinem Können teilhaben zu lassen.

Zugang zu digitalen Medien und Technologien und der Ausbau geeigneter Bildungsangebote – das sind die zentralen Ziele des DigitalPakt Alter. Das beinhaltet auch für hochaltrige Menschen die Chance, gesellschaftlicher Entfremdung wirksam entgegenzuwirken und mehr soziale Einbindung zu erreichen.

Im Rahmen der Initiative werden 150 digitale Erfahrungsorte gefördert. Hier können ältere Menschen digitale Fähigkeiten erwerben und gleichzeitig in den sozialen Austausch kommen, indem sie anderen Menschen begegnen und ins Gespräch kommen. Über diese Begegnungen in den Erfahrungsorten wird nicht nur digitale Teilhabe, sondern auch soziale Teilhabe von älteren Menschen gefördert. Auch fördert das BMFSFJ den „Digitalen Engel“, ein mobiles Ratgeberteam, das älteren Menschen vor Ort digitale Alltagskompetenzen vermittelt.

Über das Projekt des Malteser Hilfsdienstes „Miteinander Füreinander“ werden an rund 110 Malteser-Standorten besonders hochbetagte Seniorinnen und Senioren erreicht. Unter den Engagierten im Projekt sind auch mehrere Hochbetagte. Zum Beispiel leitet eine 80-Jährige die Wandergruppe Uhu in Magdeburg und in Büdingen organisieren gleich mehrere über 80-Jährige den Treff zum Kartenspielen. Solche Angebote helfen Menschen Einsamkeit zu überwinden und denjenigen, die sie anbieten, helfen sie gleich mit. Die Hochaltrigen wollen mitgestalten und der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das ist das wichtigste Motiv für das Engagement der Hochaltrigen im Projekt.

Die Nationale Demenzstrategie, aber auch das Bundesprogramm „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ zielen darauf ab, die Lebenssituation von Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie ihren oft ebenfalls alten Angehörigen zu verbessern. Hierzu zählen unter anderem die Unterstützung im Alltag sowie die Stärkung der sozialen Teilhabe.

Die Studie „Hohes Alter in Deutschland“ (D80+) wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) sowie dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) durchgeführt. Bereits erschienen sind Kurzberichte zur Lebenssituation Hochaltriger während der Covid19-Pandemie sowie zu Altersarmut, gesundheitlicher Lage, Einsamkeit und sozialer Eingebundenheit, zu digitaler Teilhabe, Alltagskompetenz und Wohnumfeld der Hochaltrigen und den Auswirkungen von kognitiven Einschränkungen. In den kommenden Wochen folgt ein abschließender Bericht zu Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden der Hochaltrigen in Deutschland.

Veröffentlichte Berichte und weiterführende Informationen zum Projekt D80+ finden sich unter:
https://ceres.uni-koeln.de/forschung/d80 und https://www.dza.de/forschung/aktuelle-p ... chland-d80.
Informationen zu Maßnahmen des BMFSFJ:
https://www.mehrgenerationenhaeuser.de/
https://www.digitalpakt-alter.de/
https://www.digitaler-engel.org/
https://www.malteser.de/miteinander-fuereinander.html
https://www.nationale-demenzstrategie.d ... mit-demenz

Web-Ansicht: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/ ... ung-199970

Quelle: Pressemitteilung vom 18.07.2022
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Glinkastraße 24
10117 Berlin
Telefon: 030 201 791 30
E-Mail: poststelle@bmfsfj.bund.de
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Betroffenheit von vulnerable Bevölkerungsgruppen und Menschen in prekären Verhältnissen

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DVSG-Bundeskongress 2022: Vulnerable Bevölkerungsgruppen und Menschen in prekären Verhältnissen sind von krisenhaften Veränderungen und unsicheren Entwicklungen besonders betroffen

Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit akzeptiert keine gesundheitlichen und sozialen Benachteiligungen, die gerade in Krisenzeiten einen wachsenden Anteil der Bevölkerung treffen können. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Lebensverhältnisse für alle Menschen zu verbessern. Ein entscheidender Faktor ist dabei auch der Blick auf die sozialen Zusammenhänge, in denen Personen leben. Für die Stärkung sozialer Teilhabe wird mehr denn je eine starke Stimme der Sozialen Arbeit benötigt. Der gesellschaftliche Wandel in Krisenzeiten und die daraus resultierenden Herausforderungen für die gesundheitsbezogene Soziale Arbeit stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Bundeskongresses der DVSG. An der Veranstaltung am 10. und 11. November 2022 in Kassel nehmen rund 750 Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Sozialwesen teil.

Weltweit stehen Menschen und Staaten vor enormen Herausforderungen, um beispielsweise den Folgen der COVID-19-Pandemie, des Klimawandels, kriegerischen Auseinandersetzung wie aktuell den Ukraine-Krieg, Fluchtbewegungen und dem Erstarken nationaler Bewegungen aktiv begegnen zu können. Diese krisenhaften globalen Entwicklungen verstärken sich gegenseitig und bergen hohe Risiken für Gesundheit und soziale Teilhabe für einen wachsenden Anteil der Bevölkerung. Die Corona‐Pandemie hat beispielhaft gezeigt, wie sich Lebenslagen und gesundheitlicher Status in kurzer Zeit verändern können. Vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen und Menschen, die ohnehin in prekären Verhältnissen leben, sind von solchen Veränderungen und unsicheren Entwicklungen besonders betroffen. In einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Welt können sie ihre Interessen nicht mehr angemessen vertreten und drohen aus dem Versorgungsnetz zu fallen. „Gesundheit und die soziale Frage hängen eng zusammen. Um sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit entgegenzuwirken, orientieren wir uns an Menschenrechten und der Chance auf ein gutes Leben für alle. Aktuell ist es noch zwingender für die gesundheitsbezogene Soziale Arbeit neben der individuellen Unterstützung der Adressat*innen auf die Verbesserung von Lebenslagen einzuwirken“, betont der 1. Vorsitzende der DVSG, Prof. Dr. Stephan Dettmers, in seinem Eröffnungsstatement. Gesellschaftlicher Wandel ist eine immerwährende Konstante und birgt ebenso Risiken und Chancen für Gesellschaften.

Für die Adressat*innen gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit zeigen sich viel häufiger psychosoziale Risiken, geringere soziale Sicherheit und Benachteiligungen im Zusammenhang mit freier Entfaltung und sozialer Teilhabe. Schlechtere Lebenslagen und subjektiv erlebte Lebenswelten erfordern Strategien des sozialen Zusammenhaltes und der Stärkung von benachteiligten Menschen. Dafür hat die Soziale Arbeit fachliche Zugänge in Praxis und Forschung entwickelt und akzeptiert als Profession keine gesellschaftlich und damit menschlich produzierten Benachteiligungen beispielsweise durch gesundheitliche Ungleichheit und Diskriminierung. Professor Dettmers dazu: „Dieser Bundeskongress ist somit auch als ein fachpolitisches Signal zu verstehen - trotz der allgemeinen Fokussierung auf Pandemie, Krieg und Klimawandel - die von den Folgen der Krisen unmittelbar betroffenen Menschen wieder stärker in Politik und in der öffentlichen Debatte zu berücksichtigen.“

Strukturelle Verbesserungen von Lebensverhältnissen stehen auch im Zentrum der Anstrengungen des Sozialverbandes VdK Deutschland. Er fordert in seinem Impuls-Vortrag eine gerechte Lastenverteilung in der Krise. Dazu gehöre vor allem solidarisches Handeln: starke Schultern müssen mehr tragen als schwache. Es wird ein starker Sozialstaat gebraucht, der mit langfristig angelegten Reformen bei der Kranken, Pflege- und Rentenversicherung umfassende Sicherheit für alle Bürger*innen schafft. Der VdK setzt sich schon lange für die Einführung einer sogenannten Bürgerversicherung ein, in die alle einzahlen. Nach Auffassung des Sozialverbandes ist zudem ein gutes und gerechtes Verteilungsprinzip für staatliche Leistungen notwendig. Es müsse hierfür ein einfaches Verfahren ohne großen Bürokratieaufwand gefunden werden, um solche Leistungen an den richtigen Personenkreis zu zahlen.

„Es ist eine Stärke der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit, dass sie all diese Fragestellungen und damit verbundenen Herausforderungen aktiv aufgreift. Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit findet in der alltäglichen Praxis tragbare Lösungen und arbeitet zugleich in Wissenschaft und Politik an zukunftsfähigen Strategien mit dem Ziel, ein solidarisches und soziales Gesundheitswesen nachhaltig mitzugestalten“, lautet das erste Fazit von Ulrike Kramer, 2. Vorsitzende der DVSG.

Quelle: Pressemitteilung vom 11.11.2022
Pressekontakt:
Ingo Müller-Baron
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e. V. - DVSG e.V.
Telefon: 0178-8012148
E-Mail: ingo.mueller-baron@dvsg.org
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