Affenpocken - allgemeine Informationen des RKI u.a. zu Übertragung, Diagnostik und Situation in Deutschland

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WernerSchell
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Affenpocken - allgemeine Informationen des RKI u.a. zu Übertragung, Diagnostik und Situation in Deutschland

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Allgemeine Informationen des RKI zu Affenpocken, u.a. zu Übertragung, Diagnostik und Situation in Deutschland
Stand: 23.5.2022

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Bildquelle und Infos > https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/A ... ocken.html

Erreger und Vorkommen
Infektionswege
Situation in Deutschland
Schutz vor Übertragung
Klinischer Verlauf und Therapie
Diagnostik
Beratung zum klinischen Management
Meldepflicht
Weitere Informationen
Erreger und Vorkommen


Affenpocken sind eine seltene, von Tieren, vermutlich vor allem Nagetieren, auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind nach aktuellen Erkenntnissen selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt. Im Mai 2022 wurden in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas Fälle ohne Reiseanamnese in Endemiegebiete registriert (siehe Epid Bull 20/2022), darunter auch in Deutschland (siehe Situation in Deutschland). Informationen zur internationalen Situation und internationale Fallzahlen sind auf den Internetseiten der WHO und des ECDC zu finden. Am 23.5.2022 hat das ECDC zudem eine Risikoeinschätzung veröffentlicht.

Affenpockenviren (Monkeypox virus, Genus Orthopoxvirus) sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren (Affen sind Fehlwirte) verbreitet - vermutlich beschreibt dies das Endemiegebiet der Krankheit beim Menschen. Affenpocken beim Menschen wurden erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo bei einem 9 Monate alten Jungen identifiziert. Seitdem wurden humane Fälle von Affenpocken insbesondere in west- und zentralafrikanischen Ländern gemeldet, darunter in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo und weiteren Ländern der Region. Zentralafrikanische Virusvarianten sind dabei deutlich virulenter als die westafrikanischen Virusvarianten. Ob Fälle diagnostiziert werden, hängt erheblich von der Verfügbarkeit von Labordiagnostik ab. Außerhalb des afrikanischen Kontinents wurden bis zum Frühjahr 2022 nur einzelne insbesondere aus Nigeria importierte Fälle von Affenpocken nachgewiesen, nach Informationen der WHO zuletzt beispielsweise in Großbritannien (2022 und 2018), in den USA (2021), Singapur (2019) und Israel (2018).

Im Frühjahr 2003 kam es zum ersten Nachweis von Affenpocken außerhalb des afrikanischen Kontinents. Als Ursache wurde der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA identifiziert, die Übertragung der Erkrankung erfolgte über infizierte Präriehunde auf Tierhändler und -besitzer (siehe Epid Bull 31/2003). Es gab weder Mensch-zu-Mensch-Übertragungen noch Todesfälle, vermutlich weil es sich um eine niedriger virulente westafrikanische Virusvariante handelte.

Infektionswege
Menschen können sich vor allem durch Kontakt mit den Hauteffloreszenzen, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere (in erster Linie verschiedener Nagetiere) und beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen. Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich. Die bislang längsten dokumentierten Infektionsketten betrugen nach Angaben der WHO 6-9 Personen.

Situation in Deutschland
In Deutschland sind im Mai 2022 erste Fälle von Affenpocken identifiziert worden (Stand 23.5.: 4 Fälle, siehe u.a. Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 20.5.2022, Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin vom 21.5.2022). Diese Fälle stehen möglicherweise im Zusammenhang mit weiteren Affenpocken-Fällen ohne Reiseanamnese in Endemiegebiete, die im Mai 2022 in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas registriert worden sind. Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer. Weitere Fälle sind auch in Deutschland zu erwarten. Nach derzeitigem Wissen ist für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich, deshalb kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass der Ausbruch begrenzt bleibt. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt. Das RKI beobachtet die Situation weiter sehr genau und passt seine Einschätzung dem aktuellen Kenntnisstand an.

Affenpocken sollten auch bei Personen ohne bekannte Reiseanamnese in Endemiegebiete mit unklaren pockenähnlichen Effloreszenzen (in Abgrenzung von Windpocken etc.) oder Läsionen in die erweiterten differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden. Ein Import nach Deutschland durch Reiserückkehrer aus Endemiegebieten (West- und Zentralafrika) ist ebenfalls möglich, das Risiko wird jedoch als gering eingeschätzt. Das Risiko eines Imports über eingeführte Säugetiere erscheint sehr gering.

Schutz vor Übertragung
Vermeiden von engen Kontakten zu und Verzehr von potenziell infizierten Tieren (verschiedene Nagetiere, Affen) in Endemiegebieten, Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Erkrankten. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken (Variola) entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) beinhaltet. In den USA und Kanada erstreckt sich die Zulassung dieses Impfstoffs auch auf die Impfung gegen Affenpocken.

Klinischer Verlauf und Therapie
Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen 7 und 21 Tagen. Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Auftreten von Fieber entwickeln sich Hauteffloreszenzen, welche simultan die Stadien Macula, Papula, Vesikula und Pustula durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. Die Hauteffloreszenzen beginnen häufig im Gesicht und breiten sich dann auf andere Körperteile aus. Insbesondere bei einigen aktuell (Mai 2022) gemeldeten Fällen wurde auch ein Beginn der Effloreszenzen im Urogenital-Bereich berichtet.

Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken jedoch in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen. Insgesamt ist die Prognose daher als günstig zu bewerten, allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Virusvariante infiziert sind, beobachtet man eine Letalität von bis zu 11%.

Die Therapie ist in erster Linie symptomatisch und supportiv, wichtig ist das Verhindern bakterieller Superinfektionen. Ein zur Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen entwickeltes Arzneimittel wurde kürzlich in der EU auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen (Tecovirimat).

Diagnostik
Die Labordiagnostik ist indiziert bei Verdacht auf eine Infektion durch zoonotische Pockenviren aufgrund einer entsprechenden Symptomatik in Verbindung mit Tierkontakten bzw. einem Aufenthalt in Endemiegebieten oder engem Kontakt zu nachweislich mit Affenpocken infizierten Menschen. Aufgrund der im Mai 2022 aus verschiedenen Ländern berichteten Affenpockenfälle ohne Reiseanamnese, u.a. bei Männern, die Sex mit Männern angaben (MSM), sollten Affenpocken auch bei Personen ohne bekannte Reiseanamnese in Endemiegebiete mit unklaren pockenähnlichen Effloreszenzen (in Abgrenzung von Windpocken etc.) oder Läsionen in die erweiterten differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden.

Weitere Differentialdiagnosen beinhalten im exanthematischen Stadium Windpocken, Zoster, Scharlach, Herpes Simplex und andere Pockenvirus-Infektionen, im präeruptiven Stadium Influenza, Malaria, Typhus abdominalis, Syphilis, Leptospirose und viral-hämorraghische Fieber.

Das Affenpockenvirus gehört in Deutschland zur Risikogruppe 3; Umgang mit vermehrungsfähigem Virus ist nur in Laboren ab der Biologischen Schutzstufe 3 möglich, z.B. im Konsiliarlabor für Pockenviren des RKI . Der Virusnachweis erfolgt aus Exsudat, Bläschenflüssigkeit, Pustelinhalt, Krusten oder auch Tupfern von Hautläsionen und anderem klinischen Material während der akuten Krankheitsphase mittels PCR (Differenzierung auf Speziesebene). Die Virusanzucht oder der Nachweis von Viruspartikeln und Einschlusskörperchen ist elektronenmikroskopisch bzw. histologisch möglich (RKI, ZBS 4). Ein Nachweis von Affenpockenvirus-spezifischen Antikörpern ist nicht ohne weiteres möglich, da die humanpathogenen Orthopockenviren immunologisch stark kreuzreaktiv sind. Der serologische Befund kann jedoch bei fehlendem Direktnachweis hilfreich sein.

Beratung zum klinischen Management
Der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) steht für Beratungen zum klinischen Management und zur Therapie zur Verfügung.

Zuständiges Kompetenz- und Behandlungszentrum siehe www.rki.de/stakob

Meldepflicht
Um Affenpocken-Infektionen zu erfassen und eine Weiterverbreitung zu verhindern, sollten diagnostizierte Fälle systematisch erfasst werden. Daher weist das RKI auf die Arzt-Meldepflicht gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG und die Labor-Meldepflicht gemäß § 7.2 IfSG hin.

Weitere Informationen
www.rki.de/affenpocken

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/A ... 4bodyText5
WernerSchell
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Impfung gegen Affenpocken: Thieme Compliance bietet ab sofort digitale Patientenaufklärung an

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Impfung gegen Affenpocken: Thieme Compliance bietet ab sofort digitale Patientenaufklärung an

Erlangen, Juli 2022 – Im Mai 2022 wurden in Deutschland erstmals Fälle von Affenpocken gemeldet, einer Viruserkrankung, die sonst vorwiegend in afrikanischen Ländern verbreitet ist. Mit Stand Ende Juni 2022 hat das Robert Koch-Institut (RKI) hierzulande 874 Fälle registriert. Um den Ausbruch einzudämmen, hat die Ständige Impfkommission am RKI kürzlich eine Impfempfehlung für bestimmte Personengruppen ausgesprochen. In Zusammenarbeit mit Infektiologen des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) hat Thieme Compliance deshalb umgehend Materialien zur Patientenaufklärung für die Impfung entwickelt, die ab sofort in Software und Webshop zum Ausdruck sowie in E-ConsentPro mobile für die mobile Patientenaufklärung verfügbar sind („Impfung gegen Affenpocken, Impf 26“).

Affenpocken werden durch das Virus Orthopoxvirus simiae ausgelöst, welches zwar verwandt ist mit dem klassischen humanen Pockenvirus, jedoch in der Regel deutlich mildere Erkrankungen verursacht. Charakteristisch für die Erkrankung sind Hautveränderungen mit Flecken und Pusteln, häufig begleitet von allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen. Anders als im eigentlichen Verbreitungsgebiet in Afrika, wo Affenpocken primär vom Tier auf den Menschen übertragen werden, erfolgt die Übertragung beim aktuellen Ausbruch überwiegend von Mensch zu Mensch. Eine Übertragung ist nur bei engem Kontakt möglich, und erfolgt unter anderem – aber nicht ausschließlich – im Rahmen sexueller Aktivitäten.

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung derzeit nur in bestimmten Fällen: Als vorbeugende Schutzimpfung für Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko, dazu zählen Männer, die Sex mit Männern haben und häufig die Partner wechseln sowie Personal in Speziallaboratorien. Des Weiteren empfiehlt die STIKO eine nachträgliche Impfung, wenn man dem Erreger ausgesetzt war, beziehungsweise mit einer an Affenpocken erkrankten Person engen Kontakt hatte (Postexpositionsprophylaxe). Geimpft wird mit zunächst mit dem US Präparat Jynneos, das fast identisch mit dem Impfstoff IMvanex ist, der bisher zur Impfung gegen Pocken in der EU zugelassen ist.

„Da wir derzeit erneut mit einem dynamischen Infektionsgeschehen konfrontiert sind – wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß wie bei SARS CoV-2 -, und die Impfungen deshalb unmittelbar starten sollen, sind wir froh, dass wir zusammen mit Thieme Compliance rasch fundierte Aufklärungsinformationen entwickeln konnten, die den beteiligten Kliniken und Praxen die Arbeit erleichtern und absichern“, sagt Privatdozent Dr. med. Christoph Spinner, CMIO, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologe (DGI) an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, in dessen Klinik die Impfungen auch in Kürze starten werden.

Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit des Impfstoffs werden die Impfstoffdosen von den Bundesländern verteilt. Die Verteilung läuft je nach Bundesland unterschiedlich ab, meist wird die Impfung über infektionsmedizinische Schwerpunkteinrichtungen angeboten.

Der aktuelle Aufklärungsbogen informiert über das Erkrankungsbild Affenpocken, über den Impfstoff sowie über die Indikation, mögliche Risiken und Nebenwirkungen und empfohlenen Verhaltensweisen nach der Impfung. „Dank einer sehr konstruktiven und effizienten Zusammenarbeit mit Dr. Frank Kowalzik und PD Dr. Christoph Spinner konnten wir die Aufklärungsunterlagen (Impf 26) innerhalb kürzester Zeit zu Verfügung stellen, so dass zeitnah die digitale Aufklärung im Impfzentrum des Universitätsklinikums München rechts der Isar, sowie in den betreffenden Schwerpunkteinrichtungen mit unserer Software E-ConsentPro mobile starten kann“, so Max Bischoff, Sales Solution Manager und Projektverantwortlicher von Thieme Compliance.

Webshoplink: https://bit.ly/3OOlY6p

Über Thieme Compliance:
Thieme Compliance ist mit über 30 Jahren Markterfahrung ein verlässlicher Partner rund um die Patientenaufklärung und -kommunikation. Basierend auf einem breiten Angebot an medizinisch und juristisch fundierten Aufklärungsinformationen bietet das Erlanger Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen und Services. Anliegen der 100%igen Thieme Tochter ist es, die Prozesse rund um die Patientenaufnahme, Patientenaufklärung und Dokumentation zu optimieren sowie medizinisches Fachpersonal bei seiner täglichen Arbeit zu unterstützen. Ein Team aus über 400 medizinischen Autoren, Redakteuren und Juristen stellt sicher, dass die Aufklärungsinformationen medizinisch und rechtlich stets auf dem aktuellen Stand sind. Höchste Qualitätsstandards dokumentiert Thieme Compliance mit den Zertifizierungen nach EN ISO 13485 sowie DIN EN ISO 9001 zertifiziert.

Quelle: Mitteilung vom 07.07.2022
Pressekontakt:
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