Krankenhausfinanzierung reformieren - Fallpauschalen gehören abgeschafft

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung
WernerSchell
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Krankenhausfinanzierung reformieren - Fallpauschalen gehören abgeschafft

Beitrag von WernerSchell »

Zum Thema "Krankenhausfinanzierung reformieren - Fallpauschalen gehören abgeschafft" wurden im Forum - Archiv (bis 2020) zahlreiche Beiträge eingestellt, u.a. unter: > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =4&t=23709 - Die Informationen zu diesem Thema werden hier - im Forum - Beiträge ab 2021 - fortgeführt!

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WernerSchell
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Operiert und abkassiert – Wenn Ärzte Rendite bringen solle

Beitrag von WernerSchell »

TV-Tipps für den 14.07.2021!

--- „betrifft: Operiert und abkassiert – Wenn Ärzte Rendite bringen sollen“ = Mittwoch, 14.7.2021, um 20:15 Uhr, SWR Fernsehen
--- „Klinik in Not – Exitus für ein Krankenhaus?“ = Mittwoch, 14.7.2021, um 21 Uhr, SWR Fernsehen

Nach Ausstrahlung sind die Filme ein Jahr in der ARD Mediathek abrufbar; außerdem verfügbar über den SWR Doku Channel auf Youtube

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Quelle: SWR

Mediziner*innen beklagen Bezahlsystem der Krankenhäuser
Immer mehr Ärzt*innen in Deutschland kritisieren die sogenannten „Fallpauschalen“, das Bezahlsystem der Krankenhäuser. Offen wie selten sprechen sie im SWR Fernsehen über ein Gesundheitssystem in Schieflage. So sollen immer mehr Patient*innen in immer kürzerer Zeit behandelt werden. Mit aufwändigen Eingriffen, die der Klinik Erlöse bringen. Chefärzt*innen würden gedrängt, die Umsatzzahlen für das Krankenhaus zu erhöhen. Zu sehen in „betrifft: Operiert und abkassiert – Wenn Ärzte Rendite bringen sollen“ am Mittwoch, 14. Juli 2021, um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen. Im Anschluss um 21 Uhr beleuchtet die SWR Doku „Klinik in Not – Exitus für ein Krankenhaus?“ das Problem sterbender kleiner Krankenhäuser – am Beispiel der rheinland-pfälzischen Klinik Ingelheim. Nach der Ausstrahlung stehen die Filme für ein Jahr in der ARD Mediathek und sind auf dem SWR Doku-Kanal auf Youtube abrufbar.

... (weiter lesen unter) ... > https://www.swr.de/unternehmen/kommunik ... 1-108.html
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Operiert und abkassiert - Wenn Ärzte Rendite bringen sollen - Patientenwohl muss Vorrang haben

Beitrag von WernerSchell »

Operiert und abkassiert - Wenn Ärzte Rendite bringen sollen - TV-Beitrag: betrifft: ∙ SWR Fernsehen vom 14.07.2021 ∙ > In der Mediathek verfügbar bis 14.07.2022 ... > https://www.ardmediathek.de/video/betri ... E0OTQ5NDg/ - Video auch im Youtube-Kanal verfügbar > https://www.youtube.com/watch?v=_mbnP_ds-54 … Die mit Statements beteiligten "Bunten Kittel" sind im Netz erreichbar unter > https://www.bunte-kittel.de/ - Die bereits vielfach erhobenen Forderungen lauten: Die Krankenhausfinanzierung muss reformiert werden - Die Fallpauschalen gehören abgeschafft! … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =4&t=23709

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WernerSchell
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Gesundheitssystem neu justieren – Strukturen am Versorgungsbedarf ausrichten

Beitrag von WernerSchell »

Marburger Bund – Bundesverband
Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.
Pressemitteilung vom 21. Juli 2021



Gesundheitssystem neu justieren – Strukturen am Versorgungsbedarf ausrichten
Positionspapier des Marburger Bundes zur 20. Wahlperiode des Deutschen Bundestages


Die öffentliche Daseinsvorsorge muss im Gesundheitswesen wieder den Stellenwert bekommen, der ihr nach dem Grundgesetz zukommt. Das ist eine der zentralen Forderungen des Marburger Bundes im Hinblick auf die Wahlen zum Deutschen Bundestag. „In der kommenden Legislaturperiode müssen die Weichen neu gestellt werden. Die Waage muss sich wieder in Richtung Patientenversorgung neigen. Gesundheit ist kein marktwirtschaftliches Gut“, heißt es in einem Positionspapier des Verbandes zur 20. Wahlperiode des Bundestages.

„Das Gesundheitssystem braucht eine Neujustierung. Die Strukturen der Versorgung müssen an den aktuellen und zukünftigen Versorgungsnotwendigkeiten ausgerichtet werden. Das ist das Gegenteil von einer ökonomisch getriggerten, kalten Strukturbereinigung, wie sie derzeit stattfindet. Manchen kann es mit dem Kapazitätsabbau ja gar nicht schnell genug gehen, ohne die Frage nach Versorgungsnotwendigkeiten zu beantworten. Diesen Forderungen muss die Politik klar entgegentreten“, sagte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes. Ziel müsse es sein, die gesundheitliche Daseinsvorsorge für die in Deutschland lebenden Menschen effektiv und effizient zu gestalten, ohne die Leistungserbringer im System zu überfordern und die Erwirtschaftung von Renditen über die Patientenversorgung und das Wohl der Mitarbeitenden im Gesundheitssystem zu stellen.

Der Marburger Bund spricht sich für eine bessere Verzahnung der verschiedenen Versorgungsbereiche aus. Die Versorgung sei an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten auszurichten und nicht an Sektorengrenzen. Wichtig bleibe, dass Krankenhäuser in räumlicher Nähe unabhängig vom Trägerstatus miteinander kooperierten. Das sei nur möglich, wenn der Wettbewerbsdruck durch ein neues Finanzierungssystem reduziert werde. Das Fallpauschalensystem habe zu viele Fehlanreize. Einzelne Korrekturen reichten nicht aus, die Finanzierung müsse grundlegend neu aufgestellt werden.

„Das gegenwärtige DRG-System ist durch ein kombiniertes Vergütungssystem aus krankenhausindividuellen Personalausgaben und Vorhaltekosten sowie eine Abrechnung landeseinheitlicher pauschalierter Sach- und Betriebskosten abzulösen, ergänzt durch eine vollständige Investitionsfinanzierung der Länder“, fordert der Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte.

Personalvorgaben müssten so bemessen sein, dass eine qualitativ hochwertige, individuelle Patientenversorgung gewährleistet ist. Weiterhin fordert der Marburger Bund ein Verbandsklagerecht für Gewerkschaften, um staatliche Stellen in einem formalen Verfahren über systematische Verstöße gegen das Arbeitszeitrecht zu informieren und auf deren Beseitigung hinzuwirken. Die einzelnen Beschäftigten würden dadurch von der individuellen Durchsetzung arbeitszeitrechtlicher Regelungen befreit.

Die Ärztegewerkschaft plädiert für eine aktive Klimaschutzpolitik: „Maßnahmen gegen klimabedingte Gesundheitsauswirkungen müssen umgehend geplant und umgesetzt werden. Dazu gehört es, vulnerable Bevölkerungsgruppen zu identifizieren, die Kapazität der öffentlichen Gesundheitssysteme zu bewerten, Vorsorgemaßnahmen zu entwickeln und in diese zu investieren.“


Das Positionspapier des Marburger Bundes finden Sie hier > http://www.marburger-bund.de/sites/defa ... destag.pdf

Marburger Bund Bundesverband
Referat Verbandskommunikation
Hans-Jörg Freese (Pressesprecher)
Tel.: 030/746846-41
Mobiltel.: 0162 2112425
presse@marburger-bund.de
http://www.marburger-bund.de

Der Marburger Bund ist der Verband aller angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte. Mit rund 127.000 Mitgliedern ist er der größte deutsche Ärzteverband mit freiwilliger Mitgliedschaft und Deutschlands einzige Ärztegewerkschaft.
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St. Elisabeth-Krankenhaus in Grevenbroich muss mit seinen vielfältigen Leistungsangeboten erhalten bleiben

Beitrag von WernerSchell »

Aus Forum >>> viewtopic.php?f=5&t=235


Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


01.09.2021

St. Elisabeth-Krankenhaus in Grevenbroich muss mit seinen vielfältigen Leistungsangeboten erhalten bleiben

St. Elisabeth-Krankenhaus GV.jpg
St. Elisabeth-Krankenhaus GV.jpg (152.54 KiB) 1809 mal betrachtet

Die Diskussionen um die angedachte Schließung des St. Elisabeth-Krankenhauses in Grevenbroich bzw. die Zurückführung von Dienstleistungen werden vorwiegend mit ökonomischen Argumenten geführt und lassen die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und des ärztlichen und pflegerischen Personal weitgehend außer acht.

Richtig ist, dass sich die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser in den letzten Jahren insgesamt verschlechtert hat. Dafür gibt es vielfältige Gründe. Dies ergibt sich u.a. aus der Studie "Krankenhaus Rating Report 2021" des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, vorgestellt am 16.06.2021.

Mit einer Krankenhausschließungsorgie können die Probleme aber nicht gelöst werden. Die betroffene Bevölkerung und v.a. die Patientinnen und Patienten, gehören mit ihren Versorgungsbedürfnissen in den Mittelpunkt der Betrachtungen.

Dringend notwendig erscheint, das jetzige duale Krankenhausfinanzierungssystems durch eine zusätzliche Finanzierungsform zu erweitern und damit die ökonomischen Bedingungen der Krankenhäuser zu verbessern. Diese sollte sich durch Steuermittel tragen. Im Übrigen gehören die Fallpauschalen schnellstmöglich auf den Prüfstand. Denn diese Art der Finanzierung von Krankenhausleistungen ist patientenunfreundlich und allein ökonomisch ausgerichtet. Die Hans-Böckler-Stiftung hat das Fallpauschalensystem in einer Studie unter die Lupe nehmen lassen und die insoweit gegebenen Mängel deutlich aufgezeigt. Sinnvoller als Fallpauschalen wird eine Krankenhausfinanzierung nach dem Selbstkostendeckungsprinzip beschrieben.

Über all das muss es eine breite Diskussion zwischen den Vertretern der Politik, der Krankenkassen, den Krankenhäusern und vor allem verschiedener zivilgesellschaftlichen Gruppen geben. Der Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe hat daher z.B. die Einberufung einer Enquete-Kommission gefordert, an der alle interessierten Kreise beteiligt sind. Nur so könne den zukünftigen Anforderungen an das bundesdeutsche Krankenhaussystem entsprochen werden.

Für den Rhein-Kreis Neuss sollten diese Erkenntnisse dazu führen, Entscheidungen bezüglich der Krankenhausangebote im Kreisgebiet zurückzustellen und überregionale Vorgaben abzuwarten. Unabhängig davon wird gefordert, die weiteren Erörterungen bezüglich der Fortentwicklung des Rheinland-Klinikums nicht nur in sog. Fachgremien zu führen, sondern insoweit auch die Konferenz für Gesundheit, Alter und Pflege im Rhein-Kreis Neuss einzubinden.

Nach dem aktuellen Diskussionsstand kann nicht gesehen werden, dass grundlegende Veränderungen in der Leistungsstruktur des Elisabeth-Krankenhauses in Grevenbroich einen Sinn ergeben. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk plädiert daher dafür, das Krankenhausangebot in Grevenbroich mit vielfältigen Leistungsangeboten für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Grevenbroich, aber auch für das Umland, zu erhalten.

Die Aktion "Grevenbroicher Bürger gegen die Schliessung des Krankenhaus Grevenbroich" verdient uneingeschränkt Unterstützung!

Werner Schell

Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
https://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner


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Siehe u.a.:
> viewtopic.php?f=5&t=180
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 72#p115972
> viewtopic.php?f=5&t=180&p=1882#p1882
> viewtopic.php?f=5&t=104
WernerSchell
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Krankenhäuser am Limit - Gewinne auf Kosten der Patienten

Beitrag von WernerSchell »

ZDF


Krankenhäuser am Limit
Gewinne auf Kosten der Patienten


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Spätestens die Coronapandemie brachte es ans Licht: Das deutsche Gesundheitssystem ist angeschlagen. Es gibt zu wenig Pfleger und Ärzte, Ökonomie geht vor Gesundheit. Droht der Kollaps?

Video (44 Min.) verfügbar bis 23.09.2023 > https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinf ... n-104.html

Selbst unter Ärzten macht sich Panik breit. Gewinnorientierte Pflegeschlüssel, extreme Arbeitsbelastung, schlechtes Betriebsklima - das Personal droht mit Arbeitsverweigerung. Doch Kliniken nutzen die Krise zur Totalsanierung – samt Entlassungen.

Die Opfer: wir Patienten!
Es hagelt Kritik: an der fortschreitenden Privatisierung, an schlechten Arbeitsbedingungen, an der Ungleichbehandlung. Beispiel Krankenkasse. Wer die hohen Beiträge der privaten Krankenversicherung zahlen kann, bekommt oft die schnellere und bessere medizinische Leistung. Sozialforscher fordern deshalb eine Einheitskrankenkasse, in die alle einzahlen. Sie sei günstiger, effektiver und gerechter. Stimmt das? Warum gibt es sie dann noch nicht im Sozialstaat Deutschland?

Das Umfrageinstitut Civey hat sich bei Krankenversicherten in Deutschland umgehört, wie ihre Erfahrungen mit Krankenhäusern ausfallen und wie ihre Erwartungen an das deutsche Gesundheitssystem sind. Ergebnis der aktuellen Umfrage: Ein Großteil der Befragten sorgt sich um die zukünftige medizinische Versorgung, ist außerdem der Meinung, Krankenhaus-Investoren bereichern sich auf Kosten des Patientenwohls. Eine überwiegende Mehrheit der Befragten spricht sich für eine einheitliche Krankenversicherung aus.

Das COVID-19-Virus und kein Ende. Es macht nicht nur Menschen krank, es verstärkt die Symptome des stark angeschlagenen Gesundheitssektors. Oder jammern die Deutschen nur, wie so oft, auf hohem Niveau? Tatsächlich haben sich die Krankenhäuser in der Coronapandemie recht gut gehalten - trotz Pflegenotstand. Im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten standen hier ausreichend Intensivbetten zur Verfügung. Doch Experten warnen: Die strukturellen Probleme der Branche sind riesig. Spätestens 2022 drohen vermehrt Klinikpleiten - und vor allem: ein Qualitätsverlust in der Gesundheitsversorgung! Das Engagement von Pflegern und Ärzten hat bisher Schlimmeres vermieden. Doch die Belastungsgrenze ist längst erreicht.

Brauchen wir radikale Reformen? Noch mehr Konkurrenz, noch mehr Gewinnstreben? Dass es ohne private Investoren geht, haben andere Länder bewiesen: Beispiel Dänemark. Das Land schaffte es mit sehr viel weniger Betten durch die Krise, hat eine hohe Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit. Alle werden gleichbehandelt. Und: Der Bürger zahlt pro Kopf deutlich weniger für seine Gesundheit als in Deutschland.

Und hierzulande? Wie kann eine sinnvolle und finanzierbare Reform aussehen? Betroffene und Experten, wie Gesundheitsökonom Prof. Reinhard Busse, Ex-Olympiasiegerin und VdK-Präsidentin Verena Bentele sowie der medizinische Chef der "Superklinik" AUH in Dänemark, schildern unterschiedliche Perspektiven.


Quelle: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinf ... n-104.html
WernerSchell
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Operiert und abkassiert - Wenn Ärzte Rendite bringen sollen ...

Beitrag von WernerSchell »

"Operiert und abkassiert - Wenn Ärzte Rendite bringen sollen" …SWR "betrifft" zeigt in einem Video (45.00 Min.) die Mängel des bundesdeutschen Krankenhaussystems auf: Fallpauschalen und Apparatemedizin haben oft mit dem Patientenwohl nichts mehr zu tun. … > https://www.youtube.com/watch?v=_mbnP_ds-54 - Verdeutlicht werden diese Mängel auch in einer aktuellen Buchveröffentlichung von Dr. med. Thomas Strohschneider: "Krankenhaus im Ausverkauf - Private Gewinne auf Kosten unserer Gesundheit" … > viewtopic.php?f=5&t=383 - Dazu urteilt Dr. med. Werner Bartens: "Patientinnen und Patienten leiden unter den Fehlentwicklungen. Höchste Zeit, zu handeln und etwas zu ändern."

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WernerSchell
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Ökonomisierung des Gesundheits- und Pflegesystems beenden!

Beitrag von WernerSchell »

Die Ökonomisierung des bundesdeutschen Krankenhaus- und Pflegesystems durch Übernahmen von privaten und gewinnorientierten Anbietern muss beendet bzw. zurückgeführt werden. Die Gesundheitsversorgung der Patienten und Versorgung pflegebedürftiger Menschen darf nicht allein nach Profiterwägungen erfolgen. Die Versorgung muss allein auf medizinische und pflegerische Bedürfnisse ausgerichtet sein. Auch die Krankenhaus-Fallpauschalen gehören abgeschafft. Bislang wurden bereits vielfältige Einrichtungsübernahmen durch private und gewinnorientierte Krankenhaus- und Pflegeheimanbieter beklagt. Mittlerweile sind auch Arztpraxen im Visier solcher Anbieter. Man muss ernsthaft besorgt sein! - Das Bundesgesundheitsministerium wurde gebeten, der rasant um sich greifenden Ökonomisierung im Zusammenwirken mit den Bundesländern Einhalt zu gebieten! … > viewtopic.php?f=5&t=422

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WernerSchell
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Jammern ist des Kaufmanns Gruß

Beitrag von WernerSchell »

Jammern ist des Kaufmanns Gruß
Der aktuelle Expertenstandpunkt der KU Gesundheitsmanagement


Von einem Krankenhaus in Norddeutschland erhielt ich vor Kurzem eine privatärztliche Leistungsabrechnung. Adressiert war sie an meinen Vater, der seinen letzten Aufenthalt in diesem Haus leider nicht überlebt hatte. Die Rechnung wurde auf den Tag genau sieben Monate, nachdem er auf der Intensivstation verstorben war, ausgestellt. Sieben Monate.

Wirft man einen Blick in den letzten im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss dieser Klinik, liest man dort von einem Investitionsstau im Medizintechnikbereich sowie in der IT. Die dafür fehlenden Investitionsmittel werden ebenso als „schwerwiegendes wirtschaftliches Risiko“ angesehen wie die Unterfinanzierung, von der ebenfalls die Rede ist. Und auch systemkritische Worte haben die Unterzeichner in ihren Jahresbericht einfließen lassen. Frei nach dem Motto „Jammern ist des Kaufmanns Gruß“ beklagen die Verantwortlichen des Klinikums nämlich, dass die öffentlichen Fördermittel viel zu niedrig seien und etwa doppelt so hoch sein müssten, um finanziell über die Runden zu kommen. Solche Worte im Lagebericht eines Krankenhauses zu lesen, das sich den Luxus leistet, mehr als acht Monate – denn das Zahlungsziel der Rechnung beträgt 30 Tage nach Zugang – auf das für eine erbrachte Leistung zu zahlende Geld zu verzichten, führt zu einer gewissen Verwunderung. Eine solche Einrichtung dürfte von Geldsorgen weit entfernt sein – oder sie gerade wegen ihres ungewöhnlichen Finanzgebarens haben.

Ein Rechenexempel verdeutlicht das Problem. Stellen wir uns vor, ein Klinikum der Maximalversorgung habe einen Jahresumsatz von 300 Mio. Euro. Und gehen wir zudem davon aus, dass die Krankenhausleistungen, die zu diesen Erlösen führen, durchschnittlich zwei Monate nach ihrer Erbringung, also der Entlassung oder dem Tod des Patienten, zu einem Zahlungseingang führen. Das bedeutet, dass Kapital in Höhe von etwas mehr als 50 Mio. Euro in Forderungen gebunden ist, und auf das das Krankenhaus somit keinen Zugriff hat. Gelingt es, die Wartezeit auf den Zahlungseingang durch verbesserte Dokumentations- und Fakturierungsprozesse von zwei Monaten auf einen zu reduzieren, würde Liquidität in Höhe von etwa 25 Mio. Euro freigesetzt. Geld, das im Rahmen eines Einmaleffekts für dringend benötigte Investitionen ausgegeben werden könnte. Fehlt das Geld hingegen, müssen zur Überbrückung Darlehen aufgenommen und zusätzliche Kreditlinien eingeräumt werden. Diese gibt es in der Regel nicht zum Nulltarif. Und die Zinsen steigen, was sich zusätzlich negativ auf die wirtschaftliche Situation auswirkt. Strukturelle Finanzprobleme dieser Art leistet sich kaum eine andere Wirtschaftsbranche. Kaum eine andere Branche lässt aber zugleich so regelmäßig laut den Hilferuf an Vater Staat nach mehr Geld ertönen wie der Kliniksektor. Im Oktober letzten Jahres ging es im Standpunkt um erhebliche Dokumentationsdefizite, die zu beträchtlichen Mindereinnahmen vieler Krankenhäuser führen. Die Rede war davon, dass wir in Deutschland keine Unterfinanzierung hätten, sondern eine Unterdokumentation. Das ist leider richtig und nach wie vor ein Problem, das durch die verzögerte Abrechnung noch vergrößert wird. Vor dem Hintergrund einer immer größer werdenden Finanzierungslücke bei der GKV und stagnierenden Steuereinnahmen, sinkender Patientenzahlen sowie dem Umstand, dass Kliniken aufgrund einer ungeklärten Budgetsituation einen Teil ihrer Pflegekosten vorfinanzieren müssen, kommt der Erlössicherung eine immer größere Bedeutung zu.

Unser Gesundheitssystem muss dringend reformiert werden. Das ist eine staatliche Aufgabe. Dabei geht es auch um die Finanzierung, zum Beispiel in Form von Hybrid-DRG. Aber auch die Häuser stehen in der Verantwortung, effizient zu arbeiten. Ineffiziente Betriebsführungen kommunaler Krankenhäuser halte ich für genauso problematisch wie überzogene Renditeerwartungen privater Träger. Gerade öffentlich-rechtliche aber auch freigemeinnützige Häuser sind gut beraten, ihre internen Strukturen und Abläufe in den Griff zu bekommen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Das funktioniert nicht mit Jammern. Es muss gehandelt werden. Dafür sind echte Macher gefragt. Jammern füllt keine Kammern.

Verfasser: Dr. Nicolas Krämer, Vorstandsvorsitzender HC&S
Quelle: https://ku-gesundheitsmanagement.de/202 ... qUdFyjfxmc
WernerSchell
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Krankenhausschließungen: Längere Fahrzeiten, weniger Krankenhausaufenthalte

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Krankenhausschließungen: Längere Fahrzeiten, weniger Krankenhausaufenthalte

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Eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt, wie sich Krankenhausschließungen auf die Bevölkerung in der Umgebung auswirken. Demnach hat sich durch die Schließung von 18 Krankenhäusern in Deutschland zwischen 2015 und 2018 die Fahrzeit zum nächsten Krankenhaus für betroffene Patientinnen und Patienten um durchschnittlich rund sieben Minuten verlängert. Zudem sank die Rate der Krankenhausaufenthalte in der betroffenen Bevölkerung.

Das Wichtigste in Kürze:

- Durch die in der RWI-Studie betrachtete Schließung von 18 Krankenhäusern zwischen 2015 und 2018 verlängerte sich für rund 700.000 Menschen in Deutschland die Fahrzeit zum nächstgelegenen Krankenhaus. Im Durchschnitt dauerte die Fahrt mit dem Auto etwa sieben Minuten länger.

- Rund drei Viertel der Betroffenen brauchten nach der Schließung weniger als zehn Minuten länger zum nächsten Krankenhaus. Für rund zehn Prozent der von einer Krankenhausschließung betroffenen Bevölkerung verlängerte sich die Fahrzeit um mehr als 20 Minuten.

- Die Schließungen reduzierten zudem die Krankenhausaufenthalte in der betroffenen Bevölkerung. Bei Personen, für die sich die Fahrtzeit zum nächsten Krankenhaus verlängerte, sank die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Jahr nach der Schließung mindestens einmal in einem Krankenhaus behandelt wurden, von knapp 15 Prozent um gut 0,3 Prozentpunkte im Vergleich zu nicht betroffenen Personen. Im zweiten Jahr nach der Schließung sank die Wahrscheinlichkeit um knapp 0,5 Prozentpunkte. Das entspricht einer Reduktion um gut zwei bzw. drei Prozent.

- Die Daten lassen keine Rückschlüsse darauf zu, ob die wegfallenden Krankenhausaufenthalte auch dringende Fälle betreffen. In diesem Fall könnten die Schließungen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko in der betroffenen Bevölkerung bedeuten. Sollten die wegfallenden Krankenhausaufenthalte hauptsächlich Patientinnen und Patienten mit leichten Erkrankungen betreffen, die stattdessen ambulant behandelt werden können, würde dies für eine effizientere Gesundheitsversorgung mit tendenziell besserer Versorgungsqualität infolge der Schließungen sprechen.

„Angesichts des Personalmangels im Gesundheitswesen und der alternden Bevölkerung ist die Zusammenlegung von Kliniken in vielen Fällen eine wichtige Maßnahme, um die Effizienz zu erhöhen und eine personelle Mindestbesetzung zu gewährleisten. Zudem kann die Schließung kleiner Kliniken zu einer besseren Behandlungsqualität führen, da die Patientinnen und Patienten stattdessen in Kliniken mit stärker spezialisiertem Personal behandelt werden können“, sagt RWI-Gesundheitsökonomin Anne Mensen. „Die Studie macht jedoch auch deutlich, dass die Schließung von Krankenhäusern zum Teil zu verlängerten Fahrzeiten in den betroffenen Regionen führt. Damit auch für ältere und weniger mobile Menschen eine angemessene Versorgung gewährleistet ist, müssen Krankenhausschließungen sorgfältig geplant werden und mit Konzepten zur Ausweitung der ambulanten Versorgung einhergehen.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Anne Mensen, anne.mensen@rwi-essen.de

Originalpublikation:
https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user ... 22_952.pdf

Weitere Informationen:
http://Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #952 “Concentration of Hospital Capacities and Patients’ Access to Care” von Anne Mensen zugrunde.

Quelle: Pressemitteilung vom 28.07.2022
RWI Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
https://idw-online.de/de/news799118
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