Freiwilligendienste als Sprungbrett in Pflegeberufe
Verfasst: 16.07.2025, 08:05
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Freiwilligendienste als Sprungbrett in Pflegeberufe

Die demografische Alterung Deutschlands treibt den Personalbedarf in der Pflege in die Höhe und macht Engpässe in vielen Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe spürbar. Gleichzeitig absolvieren jedes Jahr tausende Menschen aus dem In- und Ausland in diesen Branchen Freiwilligendienste. Ein Teil von ihnen nutzt diesen Dienst als Sprungbrett und entscheidet sich im Anschluss für eine fachbezogene Ausbildung oder ein einschlägiges Studium. Die aktuelle Studie „Sprungbrett Freiwilligendienst – Wie junge Menschen ihren Weg in soziale und Pflegeberufe finden“ zeigt, dass dafür vor allem positive Erfahrungen während des Freiwilligendienstes sowie eine verlässliche Begleitung und Unterstützung maßgeblich sind.
Laut Statistischem Bundesamt werden Pflege-, Alten- und Behindertenheime 2039 rund 710.000 Fachkräfte benötigen, 110.000 mehr als bereits heute nötig sind. „Während die politischen Parteien seit Monaten über einen neuen Wehrdienst oder gar die Rückkehr zur Wehrpflicht diskutieren, geraten die Probleme in kritischen Bereichen der alternden Gesellschaft aus dem Blick“, so Adrián Carrasco Heiermann, einer der Studienautor:innen. In Programmen wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Bundesfreiwilligendienst haben sich seit 2012 jedes Jahr zwischen 82.000 und 97.000 überwiegend junge Menschen engagiert, darunter zuletzt rund 3.400 internationale Freiwillige. Die Studie des Berlin-Instituts beleuchtet, unter welchen Bedingungen Freiwillige aus dem In- und Ausland sich für eine Ausbildung oder ein Studium im Berufsfeld ihrer Einsatzstelle entscheiden.
Freiwilligendienste als Baustein für eine nachhaltige Nachwuchsentwicklung
Für die qualitative Studie sprachen die Forschenden vor allem mit Freiwilligen sowie Verantwortlichen in Einsatzstellen in der Alten- und Behindertenpflege. Die Interviewten berichteten gleich von mehreren Vorteilen, wenn ehemalige Freiwillige eine Laufbahn in sozialen Berufen wählen: Sie seien sehr motiviert und brächten Reife im Umgang mit den Älteren mit. Frühere Freiwillige würden außerdem ihre Ausbildung seltener abbrechen und später länger in den Einrichtungen verbleiben. Die ehemaligen Freiwilligen berichteten, sie seien persönlich gewachsen und hätten gut informierte Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft treffen können. Auf die herausfordernden Ausbildungsgänge sahen sie sich durch den Dienst besonders gut vorbereitet.
Die Berufswahl steht und fällt mit guten Erfahrungen
Positive Erfahrungen, wie sie die Befragten schilderten, waren insbesondere das Ergebnis von guten Begleitstrukturen, in denen die Begleitenden ausreichend Zeit für diese Aufgabe hatten und in denen Freiwillige Fragen stellen und eigene Ideen einbringen konnten. Darüber hinaus gilt es für die Leitungen und Teams in den Einsatzstellen, Freiwillige als Lernende mit eigenständigen Lebens- und Berufsplänen ernst zu nehmen. Das beinhaltet, Personen zu finden, gegenüber denen die Freiwilligen ihre berufliche Zukunft ohne Druck zur Sprache bringen können. Geeignet sind dabei vor allem Menschen, die nicht direkt im Alltag mit den Freiwilligen zusammenarbeiten.
Freiwilligendienste bringen einen Mehrwert für Freiwillige, Einrichtungen und Gesellschaft
„Freiwilligendienste können sich vor allem dann positiv auf die Nachwuchsgewinnung auswirken, wenn die Teilnehmenden ausreichend Zeit und Gelegenheit haben, im Umgang mit hilfebedürftigen Menschen zu lernen und sich mit ihrem Engagement einzubringen. So können sie wertvolle Einblicke in einen wichtigen sozialen Beruf erhalten“, so Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts. Doch weitere Voraussetzungen müssen erfüllt sein: Wenn Arbeitsabläufe zu starr, Schichtpläne kaum mit dem Privatleben vereinbar sind und die Entlohnung niedrig ausfällt, dürften selbst motivierte Freiwillige selten den dauerhaften Einstieg in einen Pflegeberuf erwägen. „Eines ist klar, Freiwilligendienste sind kein Allheilmittel gegen akute Personalengpässe, aber wenn Freiwillige sie als Sprungbrett für das Berufsfeld nutzen, liefern die Dienste einen zusätzlichen Baustein auf dem Wege zu einer nachhaltigen sozialen Infrastruktur“, so Hinz.
Die Studie wurde von der Software AG Stiftung (SAGST) aus Darmstadt initiiert, einer gemeinnützigen Organisation, die u. a. zukunftsfähige Konzepte in der Alten- und Behindertenhilfe fördert. Vor diesem Hintergrund unterstützt sie Projekte, die älteren und pflegebedürftigen Menschen ein würdevolles Leben ermöglichen und generationenübergreifende Begegnungen stärken. „Freiwilligendienste ebnen den Weg in soziale und pflegerische Berufe und fördern zugleich die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden. Der direkte Kontakt mit hilfsbedürftigen Menschen schult Empathie und soziale Kompetenzen – Qualitäten, die weit über den beruflichen Alltag hinauswirken. Ganz gleich, welchen Berufsweg sie einschlagen, leisten Freiwillige einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander“, so SAGST-Projektleiter Konrad Lampart.
Pressekit
Zur Publikation > https://www.berlin-institut.org/fileadm ... Online.pdf
Grafik zum Download (JPG, ) > https://www.berlin-institut.org/fileadm ... 5957aa.jpg
Quelle: Pressemitteilung vom 16.07.2005
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Telefon: 030 - 22 32 48 45
E-Mail: info@berlin-institut.org
Ansprechperson
ele Disselkamp
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon:T: 030 - 31 01 73 24
E-Mail schreiben:E: disselkamp@berlin-institut.org
Freiwilligendienste als Sprungbrett in Pflegeberufe
Die demografische Alterung Deutschlands treibt den Personalbedarf in der Pflege in die Höhe und macht Engpässe in vielen Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe spürbar. Gleichzeitig absolvieren jedes Jahr tausende Menschen aus dem In- und Ausland in diesen Branchen Freiwilligendienste. Ein Teil von ihnen nutzt diesen Dienst als Sprungbrett und entscheidet sich im Anschluss für eine fachbezogene Ausbildung oder ein einschlägiges Studium. Die aktuelle Studie „Sprungbrett Freiwilligendienst – Wie junge Menschen ihren Weg in soziale und Pflegeberufe finden“ zeigt, dass dafür vor allem positive Erfahrungen während des Freiwilligendienstes sowie eine verlässliche Begleitung und Unterstützung maßgeblich sind.
Laut Statistischem Bundesamt werden Pflege-, Alten- und Behindertenheime 2039 rund 710.000 Fachkräfte benötigen, 110.000 mehr als bereits heute nötig sind. „Während die politischen Parteien seit Monaten über einen neuen Wehrdienst oder gar die Rückkehr zur Wehrpflicht diskutieren, geraten die Probleme in kritischen Bereichen der alternden Gesellschaft aus dem Blick“, so Adrián Carrasco Heiermann, einer der Studienautor:innen. In Programmen wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Bundesfreiwilligendienst haben sich seit 2012 jedes Jahr zwischen 82.000 und 97.000 überwiegend junge Menschen engagiert, darunter zuletzt rund 3.400 internationale Freiwillige. Die Studie des Berlin-Instituts beleuchtet, unter welchen Bedingungen Freiwillige aus dem In- und Ausland sich für eine Ausbildung oder ein Studium im Berufsfeld ihrer Einsatzstelle entscheiden.
Freiwilligendienste als Baustein für eine nachhaltige Nachwuchsentwicklung
Für die qualitative Studie sprachen die Forschenden vor allem mit Freiwilligen sowie Verantwortlichen in Einsatzstellen in der Alten- und Behindertenpflege. Die Interviewten berichteten gleich von mehreren Vorteilen, wenn ehemalige Freiwillige eine Laufbahn in sozialen Berufen wählen: Sie seien sehr motiviert und brächten Reife im Umgang mit den Älteren mit. Frühere Freiwillige würden außerdem ihre Ausbildung seltener abbrechen und später länger in den Einrichtungen verbleiben. Die ehemaligen Freiwilligen berichteten, sie seien persönlich gewachsen und hätten gut informierte Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft treffen können. Auf die herausfordernden Ausbildungsgänge sahen sie sich durch den Dienst besonders gut vorbereitet.
Die Berufswahl steht und fällt mit guten Erfahrungen
Positive Erfahrungen, wie sie die Befragten schilderten, waren insbesondere das Ergebnis von guten Begleitstrukturen, in denen die Begleitenden ausreichend Zeit für diese Aufgabe hatten und in denen Freiwillige Fragen stellen und eigene Ideen einbringen konnten. Darüber hinaus gilt es für die Leitungen und Teams in den Einsatzstellen, Freiwillige als Lernende mit eigenständigen Lebens- und Berufsplänen ernst zu nehmen. Das beinhaltet, Personen zu finden, gegenüber denen die Freiwilligen ihre berufliche Zukunft ohne Druck zur Sprache bringen können. Geeignet sind dabei vor allem Menschen, die nicht direkt im Alltag mit den Freiwilligen zusammenarbeiten.
Freiwilligendienste bringen einen Mehrwert für Freiwillige, Einrichtungen und Gesellschaft
„Freiwilligendienste können sich vor allem dann positiv auf die Nachwuchsgewinnung auswirken, wenn die Teilnehmenden ausreichend Zeit und Gelegenheit haben, im Umgang mit hilfebedürftigen Menschen zu lernen und sich mit ihrem Engagement einzubringen. So können sie wertvolle Einblicke in einen wichtigen sozialen Beruf erhalten“, so Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts. Doch weitere Voraussetzungen müssen erfüllt sein: Wenn Arbeitsabläufe zu starr, Schichtpläne kaum mit dem Privatleben vereinbar sind und die Entlohnung niedrig ausfällt, dürften selbst motivierte Freiwillige selten den dauerhaften Einstieg in einen Pflegeberuf erwägen. „Eines ist klar, Freiwilligendienste sind kein Allheilmittel gegen akute Personalengpässe, aber wenn Freiwillige sie als Sprungbrett für das Berufsfeld nutzen, liefern die Dienste einen zusätzlichen Baustein auf dem Wege zu einer nachhaltigen sozialen Infrastruktur“, so Hinz.
Die Studie wurde von der Software AG Stiftung (SAGST) aus Darmstadt initiiert, einer gemeinnützigen Organisation, die u. a. zukunftsfähige Konzepte in der Alten- und Behindertenhilfe fördert. Vor diesem Hintergrund unterstützt sie Projekte, die älteren und pflegebedürftigen Menschen ein würdevolles Leben ermöglichen und generationenübergreifende Begegnungen stärken. „Freiwilligendienste ebnen den Weg in soziale und pflegerische Berufe und fördern zugleich die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden. Der direkte Kontakt mit hilfsbedürftigen Menschen schult Empathie und soziale Kompetenzen – Qualitäten, die weit über den beruflichen Alltag hinauswirken. Ganz gleich, welchen Berufsweg sie einschlagen, leisten Freiwillige einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander“, so SAGST-Projektleiter Konrad Lampart.
Pressekit
Zur Publikation > https://www.berlin-institut.org/fileadm ... Online.pdf
Grafik zum Download (JPG, ) > https://www.berlin-institut.org/fileadm ... 5957aa.jpg
Quelle: Pressemitteilung vom 16.07.2005
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Telefon: 030 - 22 32 48 45
E-Mail: info@berlin-institut.org
Ansprechperson
ele Disselkamp
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon:T: 030 - 31 01 73 24
E-Mail schreiben:E: disselkamp@berlin-institut.org