Pflegeversicherung im Fokus! - Statement bringt es auf den Punkt

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung
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WernerSchell
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Pflegeversicherung im Fokus! - Statement bringt es auf den Punkt

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Pflegeversicherung im Fokus - Statement bringt es auf den Punkt

"Wir brauchen kein Reförmchen, wir brauchen eine grundlegende Reform." - Nina Warken, Bundesgesundheitsministerin, zur Pflegeversicherung. - Zu den gebotenen Reformerfordernissen gab es von hier bereits ein Statement >>>> viewtopic.php?f=5&t=1378

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Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - 11.07.2025

Deutscher Bundestag
Rede der Bundesministerin für Gesundheit, Nina Warken,
zum Haushaltsgesetz 2025 vor dem Deutschen Bundestag am 10. Juli 2025 in Berlin:



Herr Präsident!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Gute Pflege und hochwertige Gesundheitsversorgung sind für uns alle unverhandelbar. Viele Menschen erfahren diese Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems immer wieder im Alltag: wenn die Krebserkrankung dank Früherkennung rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt wird oder wenn dank innovativer und häufig kostspieliger Gentherapien heute Krankheiten behandelbar sind, bei denen es vor wenigen Jahren noch keine Hoffnung gab.

Gute Pflege und Gesundheitsversorgung geben dem Einzelnen und seinen Angehörigen Sicherheit. Sie stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Vertrauen in den Staat, und sie sind wesentlich für die Güte des Standorts Deutschland. An dieser Stelle möchte ich allen Beschäftigten im Gesundheitsbereich meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Herzlichen Dank an die sechs Millionen Menschen, die hoch qualifiziert und motiviert in Gesundheit und Pflege arbeiten! Drei Viertel davon sind übrigens Frauen.

Neben einer leistungsgerechten Bezahlung sind wir ihnen vor allem gute Arbeitsbedingungen schuldig. Dazu gehören sinnhafte und effiziente Strukturen in Gesundheit und Pflege, die Befreiung von überbordender Bürokratie und eine nachhaltige Finanzierung der Versorgungssysteme. All das haben wir bereits in Angriff genommen. Denn es sind die Voraussetzungen dafür, dass die Patientinnen und Patienten heute und in Zukunft gut versorgt werden, vom Hausarzt oder Psychotherapeuten im Wohnviertel bis zur Hochleistungsmedizin in der Uniklinik. Wir gehen diese Herausforderungen jetzt mit tiefgreifenden und mutigen Reformen an. Wir sehen dabei vor allem Chancen, das Gesundheitssystem besser und verlässlicher zu machen, für uns alle, für unsere Eltern, für unsere Kinder.

Um das zu erreichen, steht bei uns die Fachkräftesicherung ganz oben auf der Agenda. Für die Pflege werden wir daher noch im Sommer zwei Gesetze im Kabinett beschließen. Wir werden die Befugnisse der Pflegekräfte erweitern und das Berufsbild aufwerten. Wir werden zusammen mit dem Bundesfamilienministerium eine bundeseinheitliche Ausbildung für die Pflegefachassistenz auf den Weg bringen. Zudem werden wir auch in diesem Jahr noch einen Entwurf für die beschleunigte Anerkennung der Qualifikation von ausländischen Ärztinnen und Ärzten vorlegen.

Neben der Fachkräftesicherung sind grundlegende und weitreichende Reformen der Versorgungsstrukturen entscheidend. Das gilt für die ambulante und stationäre Versorgung sowie für die Pflege.

All dieses Reformen haben zwei Triebfedern: die Sicherstellung einer hochwertigen Versorgung und zugleich die Gewährleistung der Bezahlbarkeit. Wir haben schlichtweg die Verantwortung, diese beiden Seiten immer mitzudenken.

Die Krankenhausreform und ihre Anpassung haben hierbei einen besonderen Stellenwert. Wir erarbeiten gerade den Referentenentwurf für das Krankenhausreformanpassungsgesetz. Nach der Sommerpause kommt er ins Kabinett.

Dabei bleibt es bei den Grundprinzipien der Reform: mehr Qualität, mehr Spezialisierung, mehr Effizienz.

Zugleich muss die flächendeckende medizinische Versorgung für Patientinnen und Patienten gewährleistet bleiben, gerade auch auf dem Land. Das werden wir jetzt noch stärker sicherstellen. Das haben wir gerade auch mit den Ländern in einem Dialog auf Augenhöhe so vereinbart.

Die Krankenhausreform wird jetzt praxistauglicher. Dazu gehören auch die dringend benötigten Soforthilfen für die Krankenhäuser. Wir werden den Krankenhäusern jetzt zeitnah bei den Soforttransformationskosten aus den Jahren 2022 und 2023 finanziell unter die Arme greifen. Hierfür haben wir vier Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität vorgesehen. Wir haben das zugesagt, und wir lösen das jetzt schnell und unbürokratisch ein, und zwar noch in diesem Jahr, ab November. Diese Mittel sind im Sinne der Reform notwendig. Wir wollen einen kalten Strukturwandel vermeiden. Konzentration und Spezialisierung müssen geplant und geordnet erfolgen, damit wir unsere Reformziele erreichen.

Das gilt auch für die Umstellung bei der Finanzierung des Transformationsfonds. Dieser wird künftig aus dem Sondervermögen erfolgen statt, wie aktuell geregelt, aus Beitragsmitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung. Krankenhäuser sind Infrastruktur. Sie kommen uns allen zugute. Es geht hier unmittelbar um die Versorgungssicherheit in der Zukunft.

Das gilt natürlich ganz besonders auch für die Versorgung in Notfällen. Wer einen Notfall erleidet, braucht schnell Hilfe, ob auf dem Land oder in der Großstadt. Darauf müssen sich die Menschen überall verlassen können. Daher arbeiten wir gerade an einem neuen Gesetzentwurf zur Reform der Notfallversorgung. Ja, unsere Notfallreform wird auch den Rettungsdienst umfassen; das kann ich Ihnen hier zusagen.

Dazu habe ich noch eine gute Nachricht für Sie. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Digitalisierung des Rettungsdienstes ab 2027 ebenfalls aus dem Sondervermögen unterstützen werden; denn es handelt sich auch hier um eine Investition in unsere Zukunft.

Wenn wir auf das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität blicken: Alle Maßnahmen zusammengerechnet – es kommen etwa noch die Förderung von Künstlicher Intelligenz (KI)-Reallaboren und der Gesundheitsdateninfrastruktur dazu – entfallen fast 34 Milliarden Euro und damit mehr als zehn Prozent des Bundesanteils in Höhe von 300 Milliarden Euro auf mein Haus. Damit leistet der Bund einen substanziellen Beitrag zur Transformation unseres Gesundheitssystems.

Wir werden diese Verantwortung annehmen, und wir werden ihr gerecht werden, indem wir die Infrastruktur modernisieren und in den nächsten Jahren deutlich voranbringen werden. Wir werden die nötigen Vorkehrungen treffen, dass auch in Zukunft die Hoffnung erfüllt wird, die die Menschen zu Recht haben: die Hoffnung auf eine gute Gesundheitsversorgung unabhängig vom Wohnort.

Zur Versorgungssicherheit gehört in diesen Zeiten auch das Thema Cybersicherheit. Wir werden die Krankenhäuser und weitere systemrelevante Gesundheitseinrichtungen bei den notwendigen Maßnahmen der Informationstechnik (IT)-Sicherheit unterstützen. Denn eine gute Versorgung der Patienten heißt auch eine sichere Versorgung. Dafür werden wir ein Sofortprogramm zum Aufbau resilienter IT-Infrastrukturen auflegen.

Lassen Sie uns zusammen mit Mut und Entschlossenheit diese Vorhaben und diese tiefgreifenden Strukturreformen angehen. Dazu zählen beispielsweise auch die Einführung der Primärarztversorgung oder Regelungen für Apotheken. Bei all diesen Vorhaben freue ich mich auf gute Beratungen und konstruktive Vorschläge. Bis die Reformen wirken und auch die erstrebten finanziellen Entlastungen eintreten, wird aber etwas Zeit vergehen; das ist uns allen klar.

Das gilt auch für die Pflege. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Pflegereform habe ich am Montag gestartet.
Alles kommt hier auf den Tisch. Wir brauchen auch hier mutige Reformen und müssen bedarfsgerechte Leistungen mit Finanzierbarkeit verknüpfen. Eckpunkte erwarte ich hier Ende des Jahres, und dann gehen wir auch hier zügig an die Gesetzgebung.

Für die GKV wird eine Expertenkommission Vorschläge für eine kurz-, mittel- und langfristige Stabilisierung der Beitragssätze erarbeiten. Im Koalitionsvertrag steht, dass diese Vorschläge 2027 vorliegen sollen. Das ist zu spät. Wir brauchen schon deutlich früher Ergebnisse, und das werde ich auch so klar als Auftrag an die Kommission geben. Der Finanzdruck auf die GKV und Pflegeversicherung ist aber – und das wissen wir – unmittelbar sehr hoch. Wir müssen hier auch endlich klare Verhältnisse schaffen, und zwar besser früher als später. Die GKV ist seit Langem strukturell unterfinanziert. Rund zehn Milliarden Euro Unterdeckung verbucht die GKV jedes Jahr wegen der nicht kostendeckenden pauschalen Beiträge für die Versorgung der Bürgergeldempfänger. Auch bei der Pflegeversicherung steht, noch aus der Coronazeit, die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von über fünf Milliarden Euro aus. In beiden Versicherungssystemen müssen wir zudem über die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen sprechen.

Bis die Reformen wirken, bis wir die Ausgaben und Einnahmen in eine Balance gebracht haben, brauchen wir jetzt dringend mehr Unterstützung in der Übergangszeit. Die vereinbarten Darlehen sind ein erster wichtiger Schritt, aber sie reichen nicht aus. Sie werden nötige Beitragssatzanhebungen abfedern, sie werden sie nicht verhindern. Es muss uns allen aber darum gehen, weitere Belastungen der Beitragszahler zu vermeiden. Stabile Beiträge sind wichtig für die Versicherten und ebenso für die Wirtschaft, für den kleinen Handwerksbetrieb ebenso wie für große und für Industrieunternehmen. Wir wollen Wachstum, und wir brauchen es, um unsere Wirtschaft und unser Land wieder nach vorne zu bringen. Mit tiefgreifenden Reformen in Gesundheit und Pflege werden wir unseren Beitrag leisten. Darauf können Sie setzen. In diesem Sinne freue ich mich auf konstruktive Beratungen.

Herzlichen Dank.


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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Siehe auch >>>>

Der Pflegenotstand bedarf schnellstmöglich einer Reform an „Haupt und Gliedern“ >>> viewtopic.php?f=5&t=1378
WernerSchell
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Reformbedarf bei Rente, Pflege und Krankenversicherung

Beitrag von WernerSchell »

Reformbedarf bei Rente, Pflege und Krankenversicherung

Eine Mehrheit in Deutschland sieht großen Reformbedarf bei Rente, Pflege und Krankenversicherung, gleichzeitig fehlt aber vielen das Vertrauen in die Regierung, die notwendigen Maßnahmen auch anzupacken. Zu diesem Ergebnis kommt der am Donnerstag veröffentlichte ARD-Deutschlandtrend. So sprechen sich ähnlich viele für umfassende Reformen in der gesetzlichen Pflegeversicherung (42%) wie für gezielte Anpassungen (43%) aus, während neun Prozent keinen Änderungsbedarf sieht. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung sprechen sich 44 Prozent für grundlegende Reformen aus, 39 Prozent für gezielte Anpassungen und 13 Prozent für keine Änderungen. Besonders gering ist das Vertrauen: Drei Viertel der Befragten mit Reformwunsch zweifeln, dass die Regierung die notwendigen Maßnahmen setzt, um diese Bereiche zukunftssicher zu machen. Und gerade einmal jeder Fünfte zwischen 18 und 34 Jahren fühlt sich fürs Alter gut abgesichert. – Quelle: PKV-Newsletter vom 08.08.2025

Dazu ergibt sich: Das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung bezüglich der vielfältig gebotenen Reformmaßnahmen ist wohl darin begründet, dass sämtliche Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte nicht wirklich hilfreich auf die gebotenen Veränderungen / Verbesserungen reagiert haben. Man hat immer nur an „kleinen Schräubchen“ gedreht und damit „politisches Funktionieren“ signalisiert. Die Tatsache, dass wir heute vor einer kaum vermeidbaren Pflegekatastrophe stehen, liegt vornehmlich in den zurückliegenden Fehlleistungen begründet.
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Leistungskürzungen in den Sozialversicherungssystemen

Beitrag von WernerSchell »

Angesichts der finanziellen Belastung der Sozialversicherungssysteme hat sich die Wirtschaftsweise Veronika Grimm für Leistungskürzungen ausgesprochen. In der Renten-, Pflege- und Krankenversicherung brauche es mehr Ehrlichkeit darüber, "welche Leistungen wir uns leisten können und welche nicht". Falsche Versprechungen führten nur dazu, dass viele nicht privat vorsorgten, obwohl sie es könnten. In der Pflegeversicherung pocht Grimm auf mehr Eigenleistung der Betroffenen und erteilt einer Vollversicherung eine Absage. Sie warnt zudem, dass die Lohnnebenkosten bis 2025 auf 45 Prozent steigen könnten.

Wenig Anklang fand dies bei SPD und Grünen. SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese kritisierte die "neoliberale Herangehensweise" als zu einfach gedacht und lehnte sie ab. Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch plädiert stattdessen für mehr Effizienz im System, statt Leistungen zu kürzen.

Einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) zufolge sind immer mehr Menschen unzufrieden mit dem deutschen Gesundheitssystem: 47 Prozent erklärten, sie seien nicht zufrieden, nur 12 Prozent sehr zufrieden. Im Januar lag der Unzufriedenheitswert noch bei 30 Prozent. Steigende Beiträge ohne angemessenen Gegenwert seien der Hauptkritikpunkt, so TK-Chef Jens Baas. Die Kasse fordert ein Sofortprogramm, um Beitragsanstiege 2026 ohne Leistungskürzungen zu stoppen, und sieht Einsparpotenzial bei Medikamentenkosten. So könne die Politik Zeit für eine grundlegende Reform gewinnen. Für 2026 rechnen die Krankenkassen aktuell mit einem Defizit von bis zu acht Milliarden Euro.

Noch nicht völlig zufrieden sind die Länder mit dem Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken zur Überarbeitung der Krankenhausreform. Aus Bayern und Brandenburg kommen Rufe nach Nachbesserungen: Bayerns Ministerin Judith Gerlach vermisst eine klarere Definition der Fachkrankenhäuser, um Unsicherheiten bei den Krankenhäusern und Planungsbehörden zu vermeiden. Außerdem sei unklar, wie der Bund die Betriebskosten der Krankenhäuser auskömmlich finanzieren wolle. Brandenburgs Ministerin Britta Müller fordert mehr Flexibilität bei der Anrechnung von Fachärzten, um die Versorgung in der Fläche zu sichern. Insgesamt wird der Entwurf aber positiv bewertet.

Quelle: Newsletter PKV 11.08.2025
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Gesundheit und Pflege ist den Deutschen besonders wichtig

Beitrag von WernerSchell »

Gesundheit und Pflege ist den Deutschen besonders wichtig

Eine repräsentative forsa-Umfrage* im Auftrag des AOK-Bundesverbandes zeigt: Als wichtigstes politisches Handlungsfeld für die nächste Bundesregierung nennen die Deutschen den Bereich Gesundheit und Pflege (48 Prozent) - noch vor Wirtschaftlicher Lage (46 Prozent), Innerer Sicherheit und Kriminalbekämpfung (40 Prozent), Bildung (40 Prozent) und Rente- und Alterssicherung (32 Prozent). > https://www.aok.de/pp/bv/pm/meinungen-z ... tspolitik/

Siehe auch:
Leistungskürzungen in den Sozialversicherungssystemen
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