AOK-Gesundheitsreport 2025 belegt - Reformbedarf an der Schnittstelle von haus- und fachärztlicher Versorgung
Bei der Neuordnung der ambulanten Versorgung stehen der Zugang und die Primärversorgung im Fokus. Doch auch beim Übergang zwischen haus- und fachärztlicher Versorgung hakt es.
575 Millionen Behandlungsfälle im Jahr, eine Milliarde Arztkontakte: Die ambulante ärztliche Versorgung ist das Rückgrat unseres Gesundheitswesens. Diese Versorgung zu reformieren, ist eine Mammutaufgabe. Der Gesundheitsreport 2025 der AOK Rheinland/Hamburg beleuchtet im Schwerpunktkapitel „Integrierte Versorgung“ die Schnittstelle zwischen Fach- und Hausarztpraxen und zeigt, dass knappe ärztliche Behandlungskapazitäten nicht immer effizient eingesetzt werden – und nicht nur der primäre Zugang zur medizinischen Versorgung neu geregelt werden muss.
Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung spricht sich für eine „Primärarztversorgung“ aus, vor allem die Patientensteuerung ist als großes Problem in der ambulanten Versorgung erkannt: „Patientinnen und Patienten finden die richtigen Wege in die Arztpraxen häufig nicht, es mangelt an Kommunikation und Koordination und vielfach an Zeit“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Der Fokus der aktuellen Debatte liegt auf dem Zugang zur ärztlichen Versorgung.
Doch muss der Zugang zur Versorgung immer in einem ärztlichen Kontakt bestehen? Und gibt es nur beim Zugang zur Versorgung Reformbedarf?
Primärversorgung statt Primärarztsystem
Die Position der AOK Rheinland/Hamburg ist eindeutig: „Wir müssen die Menschen beim Zugang zur ambulanten Versorgung besser begleiten, aber auch schauen, was an den Schnittstellen der Versorgung passiert“, sagt Mohrmann. „Unser Gesundheitsreport 2025 belegt, dass die ohnehin knapper werdenden ärztlichen Ressourcen nicht immer vernünftig und effizient eingesetzt werden. Deshalb votieren wir auch nicht für ein reines Primärarztsystem, welches insbesondere die Hausärztinnen und Hausärzte noch stärker belastet. Stattdessen brauchen wir eine viel flexiblere, breiter aufgestellte Patientensteuerung in einem Primärversorgungssystem, in dem die Hotline 116 117, Vorab-Einschätzungen zum Behandlungsbedarf und zur Dringlichkeit ebenso dazu gehören wie Videosprechstunden, eine stärkere Digitalisierung und arztentlastende Fachkräfte wie Physician Assistants oder Advanced Practice Nurses.“
Patientensteuerung auch zwischen Haus- und Fachärzten verbessern
Eine Steuerung des Zugangs zur Facharztversorgung ist wichtig und richtig. Sich allein auf diesen Aspekt zu konzentrieren, wird das System der ambulanten Versorgung jedoch nicht nachhaltig entlasten. Anhand von Abrechnungsdaten lässt sich zeigen, dass der unkontrollierte direkte Zugang zu Facharztpraxen nur einen kleinen Anteil an allen Behandlungsfällen ausmacht. Der Großteil der fachärztlichen Behandlungsfälle entfällt auf Patientinnen und Patienten, die langfristig in fachärztlicher Behandlung sind. In den medizinischen Leitlinien ist eine längerfristige fachärztliche Behandlung für die meisten chronischen Erkrankungen aber nur in Ausnahmefällen vorgesehen.
„Wenn wir die knappen ärztlichen Kapazitäten zielgerichtet einsetzen wollen, brauchen wir auch eine Diskussion über die Aufgabenverteilung und das Rollenverständnis von Haus- und Fachärzten“, sagt Volquart Stoy, Referent für Versorgungsanalysen im Gesundheitsmanagement der AOK Rheinland/Hamburg und federführend bei den Auswertungen des Gesundheitsreports.
Das Ausmaß der Weiterbehandlung auf fachärztlicher Seite bindet Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen. „Die Weiterbehandlung in der Facharztpraxis ist ein wesentlicher Faktor bei der Terminknappheit und den Wartezeiten für GKV-Versicherte“, sagt Mohrmann, der dafür nicht die Ärztinnen und Ärzte verantwortlich macht. „Das inzwischen insuffizient gewordene System und seine Rahmenbedingungen sind das Problem. Gründe für das hohe Ausmaß an fachärztlicher Weiterbehandlung sind Fehlanreize des Vergütungssystems, fehlende Möglichkeiten der Patientensteuerung, Präferenzen der Patientinnen und Patienten sowie die Rolle der Hausärztinnen und Hausärzte.
Gesundheitsreport belegt Defizite in der integrierten Versorgung
Und noch ein Aspekt ist zentral: Wenn Fachärztinnen und Fachärzte zielgerichtet in die Behandlung von chronischen Erkrankungen eingebunden werden, müssen die Befunde auch ihren Weg zurück in die Hausarztpraxis finden. Eine gelingende Primärversorgung muss daher eine integrierte Versorgung sein.
Der Gesundheitsreport 2025 nimmt die „Integrierte Versorgung“ an der Schnittstelle zwischen haus- und fachärztlicher Versorgung in den Blick. Anhand von Abrechnungsdaten der AOK Rheinland/Hamburg untersucht er, ob fachärztliche Befunde und Therapieänderungen in der Behandlung durch Hausärztinnen und Hausärzte Berücksichtigung finden. Die Auswertungen zeigen, dass dies in vielen Fällen nicht der Fall ist. So wird die Diagnose einer chronischen Lungenerkrankung nur in jedem dritten, einer Herzinsuffizienz in jedem vierten und einer chronischen Nierenkrankheit nur in jedem fünften Fall durch Hausärztinnen und Hausärzte aufgegriffen – jedenfalls nach den zugrunde gelegten Abrechnungsdaten.
„An der Schnittstelle zwischen fach- und hausärztlicher Versorgung kommt es immer wieder zu Therapiebrüchen und Informationsverlusten“, sagt Stoy. „Dies ist problematisch, weil in der Konsequenz oftmals eine erforderliche Weiterbehandlung unterbleibt. Diese Schnittstelle muss durch eine gute Vernetzung und Kommunikation der Akteure überbrückt werden, damit medizinisch relevante Informationen nicht verloren gehen.“
Aus diesem Grund stellt die AOK Rheinland/Forderung klare Forderungen, auch an den Gesetzgeber. „Wir müssen die Kommunikation verbessern, indem wir die Vorteile der Digitalisierung verpflichtend nutzen und die Zusammenarbeit in Gesundheitsregionen fördern. Dabei geht es auch um Teamstrukturen und Netzwerke, am Ende um eine nahtlose, friktionsfreie Versorgung – zum Vorteil sowohl der Patientinnen und Patienten als auch der Behandelnden“, sagt Mohrmann. „Internationale Vorbilder gibt es genug, auch in Deutschland ist vieles bereits in Modellen erprobt und für gut befunden worden. Es fehlt aber der Transfer in die Regelversorgung, für den wir uns weiter einsetzen. Hier ist vor allem die Politik gefragt, die den Rahmen für die erforderliche Transformation setzen muss.“
Neben dem Schwerpunkt „Integrierte Versorgung“ enthält der Gesundheitsreport 2025 wiederkehrende Auswertungen zur ambulanten und stationären Versorgung sowie zu Kinder- und Jugendgesundheit und Pflege.
Zum Gesundheitsreport
Kernanliegen des jährlich erscheinenden Gesundheitsreports ist es, Auffälligkeiten in der Versorgung zu erfassen und sichtbar zu machen, um Veränderungen anzustoßen. Als einzige Krankenkasse in Deutschland bietet die AOK Rheinland/Hamburg eine Gesundheitsberichterstattung, die regional bis in einzelne Gemeinden und Stadtbezirke blickt.
Für den Gesundheitsreport werden überwiegend Routinedaten von Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg ausgewertet. Rechnen Leistungserbringende mit der Krankenkasse ab, übermitteln sie eine Vielzahl an abrechnungsrelevanten Informationen, zum Beispiel zu Diagnosen und Therapien. Diese Angaben können in Hinblick auf die gesundheitliche Lage und Gesundheitsversorgung analysiert werden.
Den Gesundheitsreport 2025 finden Sie unter https://www.aok.de/pk/rh/gesundheitsberichterstattung/
Quelle: Pressemitteilung vom 26.05.2025
Pressestelle AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse
Wanheimer Straße 72,
40468 Düsseldorf
Telefon 0211 8791- 28261
presse@rh.aok.de
www.aok.de/pp/rh
www.facebook.com/AOKRH
Attachments
>>> AOK_RH_Gesundheitsreport_2025 >>> https://cache.pressmailing.net/content/ ... t_2025.pdf
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Die Rheinische Post / NGZ hat in ihrer Ausgabe vom 27.05.2025 das Thema aufgegriffen und getitelt: "Jeder zweite Kassenpatient benachteiligt - Trotz akuter Erkrankung musste ein Drittel mehr als drei Wochen warten, so eine Umfrage. Die AOK fordert Reformen.
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Primärversorgung gemeinsam gestalten, anstatt kompliziert allein zu steuern
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
PRESSEMELDUNG vom 28. Mai 2025, Nr. 24/2025
Primärversorgung gemeinsam gestalten, anstatt kompliziert allein zu steuern
Deutscher Pflegerat spricht sich für multiprofessionelle Versorgung auf Augenhöhe aus
Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßt die Diskussion um Reformen in der ambulanten Versorgung. Er warnt jedoch davor, einseitige Konzepte wie das geplante Primärarztsystem zum Maßstab zu machen.
„Ja, wir brauchen bessere Strukturen in der ambulanten Versorgung. Aber wir brauchen sie gemeinsam, nicht arztzentriert, sondern multiprofessionell. Wir brauchen eine Primärversorgung, in der Gesundheitsfachberufe gleichberechtigt zusammenarbeiten, statt eines Primärarztsystems", sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats.
„Gute Versorgung gelingt dort am besten, wo Gesundheitsberufe gemeinsam Verantwortung übernehmen, ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen und auf Augenhöhe zusammenwirken. Genau dafür steht die Profession Pflege: kompetent, konstruktiv, lösungsorientiert und mit dem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Menschen.
Die Überlastung vieler Hausarztpraxen ist längst Realität. Gleichzeitig bringen Pflegefachpersonen ihre Expertise in der Pflege, Prävention und Gesundheitsversorgung Tag für Tag unmittelbar bei den Patienten und Pflegebedürftigen sowie ihren An- und Zugehörigen ein, bei der Begleitung chronisch Erkrankter ebenso wie bei der Koordination komplexer Versorgungsprozesse im häuslichen und stationären Setting.
Die Pflegeprofession ist bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Was wir aber nicht brauchen, sind neue Gatekeeper-Strukturen, die die Versorgung erschweren, oder ein Festhalten an überholten, komplizierten Steuerungsmodellen“, so Vogler. „Unser Ziel ist eine bessere Versorgung. Dazu gehört auch, die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung von heilkundlichen Aufgaben an die Pflege- und Therapieberufe zu übertragen. Dies im Rahmen ihrer beruflichen Qualifikationen und ihrer Kompetenzen. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre die Umsetzung des Pflegekompetenzgesetzes.
Es sind die einfachen Ideen, die den Unterschied machen: klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten, verlässliche Zusammenarbeit, geteilte Verantwortung.
Patienten und Pflegebedürftige mit ihren An- und Zugehörigen sollten sich nicht in einer Steuerung verlieren. Die Primärversorgung macht das Gesundheitssystem zukunftsfähig. Sie bindet ein, was bereits vorhanden ist und nutzt die Ressourcen gezielter. Eine verlässliche, multiprofessionelle Primärversorgung, die am Patienten und Pflegebedürftigen orientiert ist, anstatt am System, ist eine Chance für alle Beteiligten. Dies vor allem für die Menschen, die auf gute Versorgung angewiesen sind", sagt Vogler.
Grundprinzipien Primärversorgung:
Die vier Grundprinzipien einer modernen, zukunftsfähigen Primärversorgung sind:
1. Eine klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten aller Gesundheitsberufe, die die jeweiligen beruflichen Kompetenzen anerkennt und nutzt,
2. die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung heilkundlicher Aufgaben durch Pflege- und Therapieberufe im Rahmen ihrer Qualifikation,
3. eine verlässliche, multiprofessionelle Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe,
4. die Orientierung an Patienten und Pflegebedürftigen statt an einer systemzentrierten Versorgung.
Download Pressemitteilung > https://deutscher-pflegerat.de/professi ... tteilungen
Ansprechpartner:in:
Christine Vogler
Präsidentin des Deutschen Pflegerats
Michael Schulz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 650 617 86 | E-Mail: m.schulz@deutscher-pflegerat.de
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Telefon: (030) 398 77 303 | Telefax: (030) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de | Internet: www.deutscher-pflegerat.de
Social Media DPR: Instagram | LinkedIn | YouTube | Bluesky
Der Deutsche Pflegerat als Dachverband vertritt die geeinten Interessen der Berufsverbände und nicht die einzelnen Partikularinteressen der Verbände. Unterschiedliche Positionen und Meinungen einzelner Verbände können sichtbar sein und die Vielfalt der pflegerischen Profession widerspiegeln. Dieses berührt nicht die gemeinsamen Ziele und Intentionen des Deutschen Pflegerats.
Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 22 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,7 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsidentin des Deutschen Pflegerats ist Christine Vogler. Vize-Präsidentinnen sind Jana Luntz und Pascale Hilberger-Kirlum.
Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft gem. e.V.; Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege e.V. (DFPP); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP); Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Deutsches Netzwerk Advanced Practice Nursing & Advanced Nursing Practice (DNAPN) e.V.; Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands e.V. (VPU).
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
PRESSEMELDUNG vom 28. Mai 2025, Nr. 24/2025
Primärversorgung gemeinsam gestalten, anstatt kompliziert allein zu steuern
Deutscher Pflegerat spricht sich für multiprofessionelle Versorgung auf Augenhöhe aus
Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßt die Diskussion um Reformen in der ambulanten Versorgung. Er warnt jedoch davor, einseitige Konzepte wie das geplante Primärarztsystem zum Maßstab zu machen.
„Ja, wir brauchen bessere Strukturen in der ambulanten Versorgung. Aber wir brauchen sie gemeinsam, nicht arztzentriert, sondern multiprofessionell. Wir brauchen eine Primärversorgung, in der Gesundheitsfachberufe gleichberechtigt zusammenarbeiten, statt eines Primärarztsystems", sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats.
„Gute Versorgung gelingt dort am besten, wo Gesundheitsberufe gemeinsam Verantwortung übernehmen, ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen und auf Augenhöhe zusammenwirken. Genau dafür steht die Profession Pflege: kompetent, konstruktiv, lösungsorientiert und mit dem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Menschen.
Die Überlastung vieler Hausarztpraxen ist längst Realität. Gleichzeitig bringen Pflegefachpersonen ihre Expertise in der Pflege, Prävention und Gesundheitsversorgung Tag für Tag unmittelbar bei den Patienten und Pflegebedürftigen sowie ihren An- und Zugehörigen ein, bei der Begleitung chronisch Erkrankter ebenso wie bei der Koordination komplexer Versorgungsprozesse im häuslichen und stationären Setting.
Die Pflegeprofession ist bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Was wir aber nicht brauchen, sind neue Gatekeeper-Strukturen, die die Versorgung erschweren, oder ein Festhalten an überholten, komplizierten Steuerungsmodellen“, so Vogler. „Unser Ziel ist eine bessere Versorgung. Dazu gehört auch, die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung von heilkundlichen Aufgaben an die Pflege- und Therapieberufe zu übertragen. Dies im Rahmen ihrer beruflichen Qualifikationen und ihrer Kompetenzen. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre die Umsetzung des Pflegekompetenzgesetzes.
Es sind die einfachen Ideen, die den Unterschied machen: klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten, verlässliche Zusammenarbeit, geteilte Verantwortung.
Patienten und Pflegebedürftige mit ihren An- und Zugehörigen sollten sich nicht in einer Steuerung verlieren. Die Primärversorgung macht das Gesundheitssystem zukunftsfähig. Sie bindet ein, was bereits vorhanden ist und nutzt die Ressourcen gezielter. Eine verlässliche, multiprofessionelle Primärversorgung, die am Patienten und Pflegebedürftigen orientiert ist, anstatt am System, ist eine Chance für alle Beteiligten. Dies vor allem für die Menschen, die auf gute Versorgung angewiesen sind", sagt Vogler.
Grundprinzipien Primärversorgung:
Die vier Grundprinzipien einer modernen, zukunftsfähigen Primärversorgung sind:
1. Eine klare Rollenverteilung und Zuständigkeiten aller Gesundheitsberufe, die die jeweiligen beruflichen Kompetenzen anerkennt und nutzt,
2. die eigenverantwortliche und selbstständige Ausübung heilkundlicher Aufgaben durch Pflege- und Therapieberufe im Rahmen ihrer Qualifikation,
3. eine verlässliche, multiprofessionelle Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe,
4. die Orientierung an Patienten und Pflegebedürftigen statt an einer systemzentrierten Versorgung.
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Christine Vogler
Präsidentin des Deutschen Pflegerats
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Der Deutsche Pflegerat als Dachverband vertritt die geeinten Interessen der Berufsverbände und nicht die einzelnen Partikularinteressen der Verbände. Unterschiedliche Positionen und Meinungen einzelner Verbände können sichtbar sein und die Vielfalt der pflegerischen Profession widerspiegeln. Dieses berührt nicht die gemeinsamen Ziele und Intentionen des Deutschen Pflegerats.
Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 22 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,7 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsidentin des Deutschen Pflegerats ist Christine Vogler. Vize-Präsidentinnen sind Jana Luntz und Pascale Hilberger-Kirlum.
Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundes-Dekanekonferenz Pflegewissenschaft gem. e.V.; Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Fachgesellschaft Psychiatrische Pflege e.V. (DFPP); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP); Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Deutsches Netzwerk Advanced Practice Nursing & Advanced Nursing Practice (DNAPN) e.V.; Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands e.V. (VPU).
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Die Deutschen sind Weltmeister bei der Inanspruchnahme von Ärzten
Die Deutschen sind Weltmeister bei der Inanspruchnahme von Ärzten. Es sollten Regelungen gefunden werden, diesbezüglich zu einer deutlichen Reduzierung zu kommen. Dies würde zu einer erheblichen Kosteneinsparung führen und damit die scheinbar ungebremst verlaufenden Ausgaben im Gesundheitswesen begrenzen helfen. Dies erscheint dringend geboten, weil sonst ständig steigende Beiträge zu befürchten sind. Es kann daher als richtig angesehen werden, ein Hausarztmodell zu gestalten, dass die Inanspruchnahme des System steuert und auch einschränkt. – Im Übrigen scheint es mehr als sinnvoll, mehr auf die Krankheitsprävention abzustellen. Die Menschen müssen deutlicher vermittelt bekommen, dass eine gesunde Lebensführung Krankheiten und auch Pflegebedürftigkeit vermeiden oder weit hinauszuzögern hilft. Leider ist die Prävention in unserem Gesundheitssystem nicht ausreichend attraktiv. Insoweit sollte es zu Veränderungen kommen.
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Engpässe in Hausarztpraxen verschärfen sich – doch sie wären vermeidbar
Bertelsmann Stiftung
Engpässe in Hausarztpraxen verschärfen sich – doch sie wären vermeidbar

Viele Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland planen, ihre Wochenarbeitszeit deutlich zu reduzieren. Zugleich beabsichtigt jeder Vierte, die hausärztliche Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beenden. Damit drohen Einschnitte in der medizinischen Versorgung. Das ist besonders problematisch, weil die Hausarztpraxen laut Plänen der Bundesregierung künftig zusätzliche Aufgaben übernehmen sollen. Doch es gibt Lösungen, um die Engpässe großteils auszugleichen.
Gütersloh, 11. Juni 2025. Ein Viertel der Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland plant, ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben. Diejenigen, die ihren Beruf weiter ausüben möchten, wollen ihre Wochenarbeitszeit bis 2030 durchschnittlich um zweieinhalb Stunden reduzieren. Das geht aus einer neuen Umfrage hervor, für die die Bertelsmann Stiftung und die Universität Marburg knapp 3.700 Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland repräsentativ befragen ließen. Da der Nachwuchs diese Entwicklungen nur teilweise kompensieren kann, droht sich die Anzahl der fehlenden Hausärztinnen und -ärzte in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Schon heute sind über 5.000 Hausarztsitze unbesetzt.
Laut den Experten der Bertelsmann Stiftung muss diese Entwicklung aber nicht automatisch zu Einbußen in der hausärztlichen Versorgung führen: "Wichtig wird sein, wie viel Zeit dem Hausarzt und der Hausärztin effektiv für die Arbeit am Patienten zur Verfügung steht. Hier gilt es, bislang ungenutzte Potenziale zu heben“, sagt Uwe Schwenk, Director Gesundheit bei der Bertelsmann Stiftung. Den Befragungsdaten zufolge wenden die Hausärztinnen und -ärzte rund 80 Prozent ihrer Arbeitszeit für Sprechstunden und Hausbesuche auf. Den Rest verbringen sie mit Verwaltungsaufgaben, Fortbildungen oder sonstigen Tätigkeiten.
Primärarztsystem braucht bessere Digitalisierung und mehr Aufgabenübertragung
Das im Koalitionsvertrag geplante Primärarztsystem würde zusätzliche Herausforderungen schaffen. Demnach sollen die Hausärztinnen und -ärzte stärker als Dreh- und Angelpunkt agieren und den Zugang zu Facharztpraxen verbindlich koordinieren. "Es ist grundsätzlich notwendig und sinnvoll, die Patientenströme besser zu steuern. Wenn Hausärztinnen und Hausärzte diese Aufgabe übernehmen, kostet sie das jedoch Zeit. Deshalb wird es wichtig sein, sie gleichzeitig an anderen Stellen so viel wie möglich zu entlasten“, sagt Schwenk.
Eine Entlastungsmöglichkeit für Hausarztpraxen besteht darin, Aufgaben wie Terminmanagement, Befundaustausch, Diagnostik und Behandlungsabläufe stärker zu digitalisieren. Das setzt jedoch voraus, dass die digitalen Lösungen im Praxisalltag stabil laufen. Denn 25 Prozent der Befragten berichten, dass Software-Probleme die Praxis- und Behandlungsabläufe ein- oder mehrmals am Tag beeinträchtigen. Zudem könnten auch bestimmte Aufgaben auf andere, nichtärztliche Berufsgruppen im Gesundheitswesen übertragen werden – etwa speziell dafür ausgebildete medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte. Sieben von zehn befragten Hausärztinnen und -ärzten schätzen das damit verbundene Entlastungspotenzial als groß ein.
Strukturen modernisieren, statt nur mehr Geld ins System zu geben
Nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung sollten die Strukturen und Abläufe im Gesundheitssystem modernisiert werden, statt Versorgungsengpässe durch noch mehr Steuerzuschüsse oder höhere Kassenbeiträge stopfen zu wollen – zumal die Finanzlage der öffentlichen Haushalte sehr angespannt und die Lohnnebenkosten bereits sehr hoch sind. "Um die hausärztliche Versorgung zu sichern, müssen die notwendigen Digitalisierungsmaßnahmen gelingen, unnötige Arztbesuche reduziert sowie neue Formen der fachübergreifenden Zusammenarbeit etabliert werden“, betont Schwenk.
Veränderte Abläufe, die zu weniger Verwaltungsaufgaben und kürzeren Arbeitszeiten führen, können maßgeblich dazu beitragen, Hausärztinnen und -ärzte im System zu halten: Die Mehrheit der Befragten, die aus der hausärztlichen Tätigkeit aussteigen wollen, kann sich vorstellen, unter bestimmten Bedingungen länger im Beruf zu bleiben als geplant. Am häufigsten nennen sie dabei weniger Bürokratie als Voraussetzung, viele wünschen sich zudem geringere und flexiblere Arbeitszeiten. Im Schnitt arbeiten die befragten Hausärztinnen und -ärzte derzeit 44 Stunden pro Woche. Diese Wochenarbeitszeit liegt damit zehn Stunden über der durchschnittlichen Arbeitszeit aller Beschäftigen in Deutschland, ist aber im vergangenen Jahrzehnt deutlich gesunken: 2012 arbeiteten Hausärztinnen und -ärzte laut Ärztemonitor der Kassenärztlichen Bundesvereinigung noch 57,6 Stunden pro Woche.
Zusatzinformationen:
Die repräsentative Befragung hat das infas Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und des Instituts für Gesundheitsversorgungsforschung und Klinische Epidemiologie der Universität Marburg von November 2024 bis Februar 2025 durchgeführt. Für die Befragung wurde einer Zufallsstichprobe aus dem Bundesarztregister ein Fragebogen zugeschickt; die Fragen konnten alternativ auch online beantwortet werden. An der Befragung haben sich 3.687 Hausärztinnen und -ärzte beteiligt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Hausärzteschaft in Deutschland. Ende 2024 gab es laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung mehr als 55.600 Hausärztinnen und -ärzte in der Bundesrepublik. Bereits mehr als 5.000 Hausarztsitze sind unbesetzt, wobei die einzelnen Regionen davon sehr unterschiedlich betroffen sind.
Ansprechpartner:
Johannes Leinert, Telefon: 0 52 41 81 81 123
E-Mail: johannes.leinert@bertelsmann-stiftung.de
Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 81 81 462
E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de
Quelle: Pressemitteilung der
Bertelsmann Stiftung, Hendrik Baumann vom 11.06.2025
Die gesamte Pressemitteilung können Sie im WWW abrufen unter:
https://idw-online.de/de/news853583
Engpässe in Hausarztpraxen verschärfen sich – doch sie wären vermeidbar

Viele Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland planen, ihre Wochenarbeitszeit deutlich zu reduzieren. Zugleich beabsichtigt jeder Vierte, die hausärztliche Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beenden. Damit drohen Einschnitte in der medizinischen Versorgung. Das ist besonders problematisch, weil die Hausarztpraxen laut Plänen der Bundesregierung künftig zusätzliche Aufgaben übernehmen sollen. Doch es gibt Lösungen, um die Engpässe großteils auszugleichen.
Gütersloh, 11. Juni 2025. Ein Viertel der Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland plant, ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben. Diejenigen, die ihren Beruf weiter ausüben möchten, wollen ihre Wochenarbeitszeit bis 2030 durchschnittlich um zweieinhalb Stunden reduzieren. Das geht aus einer neuen Umfrage hervor, für die die Bertelsmann Stiftung und die Universität Marburg knapp 3.700 Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland repräsentativ befragen ließen. Da der Nachwuchs diese Entwicklungen nur teilweise kompensieren kann, droht sich die Anzahl der fehlenden Hausärztinnen und -ärzte in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Schon heute sind über 5.000 Hausarztsitze unbesetzt.
Laut den Experten der Bertelsmann Stiftung muss diese Entwicklung aber nicht automatisch zu Einbußen in der hausärztlichen Versorgung führen: "Wichtig wird sein, wie viel Zeit dem Hausarzt und der Hausärztin effektiv für die Arbeit am Patienten zur Verfügung steht. Hier gilt es, bislang ungenutzte Potenziale zu heben“, sagt Uwe Schwenk, Director Gesundheit bei der Bertelsmann Stiftung. Den Befragungsdaten zufolge wenden die Hausärztinnen und -ärzte rund 80 Prozent ihrer Arbeitszeit für Sprechstunden und Hausbesuche auf. Den Rest verbringen sie mit Verwaltungsaufgaben, Fortbildungen oder sonstigen Tätigkeiten.
Primärarztsystem braucht bessere Digitalisierung und mehr Aufgabenübertragung
Das im Koalitionsvertrag geplante Primärarztsystem würde zusätzliche Herausforderungen schaffen. Demnach sollen die Hausärztinnen und -ärzte stärker als Dreh- und Angelpunkt agieren und den Zugang zu Facharztpraxen verbindlich koordinieren. "Es ist grundsätzlich notwendig und sinnvoll, die Patientenströme besser zu steuern. Wenn Hausärztinnen und Hausärzte diese Aufgabe übernehmen, kostet sie das jedoch Zeit. Deshalb wird es wichtig sein, sie gleichzeitig an anderen Stellen so viel wie möglich zu entlasten“, sagt Schwenk.
Eine Entlastungsmöglichkeit für Hausarztpraxen besteht darin, Aufgaben wie Terminmanagement, Befundaustausch, Diagnostik und Behandlungsabläufe stärker zu digitalisieren. Das setzt jedoch voraus, dass die digitalen Lösungen im Praxisalltag stabil laufen. Denn 25 Prozent der Befragten berichten, dass Software-Probleme die Praxis- und Behandlungsabläufe ein- oder mehrmals am Tag beeinträchtigen. Zudem könnten auch bestimmte Aufgaben auf andere, nichtärztliche Berufsgruppen im Gesundheitswesen übertragen werden – etwa speziell dafür ausgebildete medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte. Sieben von zehn befragten Hausärztinnen und -ärzten schätzen das damit verbundene Entlastungspotenzial als groß ein.
Strukturen modernisieren, statt nur mehr Geld ins System zu geben
Nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung sollten die Strukturen und Abläufe im Gesundheitssystem modernisiert werden, statt Versorgungsengpässe durch noch mehr Steuerzuschüsse oder höhere Kassenbeiträge stopfen zu wollen – zumal die Finanzlage der öffentlichen Haushalte sehr angespannt und die Lohnnebenkosten bereits sehr hoch sind. "Um die hausärztliche Versorgung zu sichern, müssen die notwendigen Digitalisierungsmaßnahmen gelingen, unnötige Arztbesuche reduziert sowie neue Formen der fachübergreifenden Zusammenarbeit etabliert werden“, betont Schwenk.
Veränderte Abläufe, die zu weniger Verwaltungsaufgaben und kürzeren Arbeitszeiten führen, können maßgeblich dazu beitragen, Hausärztinnen und -ärzte im System zu halten: Die Mehrheit der Befragten, die aus der hausärztlichen Tätigkeit aussteigen wollen, kann sich vorstellen, unter bestimmten Bedingungen länger im Beruf zu bleiben als geplant. Am häufigsten nennen sie dabei weniger Bürokratie als Voraussetzung, viele wünschen sich zudem geringere und flexiblere Arbeitszeiten. Im Schnitt arbeiten die befragten Hausärztinnen und -ärzte derzeit 44 Stunden pro Woche. Diese Wochenarbeitszeit liegt damit zehn Stunden über der durchschnittlichen Arbeitszeit aller Beschäftigen in Deutschland, ist aber im vergangenen Jahrzehnt deutlich gesunken: 2012 arbeiteten Hausärztinnen und -ärzte laut Ärztemonitor der Kassenärztlichen Bundesvereinigung noch 57,6 Stunden pro Woche.
Zusatzinformationen:
Die repräsentative Befragung hat das infas Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und des Instituts für Gesundheitsversorgungsforschung und Klinische Epidemiologie der Universität Marburg von November 2024 bis Februar 2025 durchgeführt. Für die Befragung wurde einer Zufallsstichprobe aus dem Bundesarztregister ein Fragebogen zugeschickt; die Fragen konnten alternativ auch online beantwortet werden. An der Befragung haben sich 3.687 Hausärztinnen und -ärzte beteiligt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Hausärzteschaft in Deutschland. Ende 2024 gab es laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung mehr als 55.600 Hausärztinnen und -ärzte in der Bundesrepublik. Bereits mehr als 5.000 Hausarztsitze sind unbesetzt, wobei die einzelnen Regionen davon sehr unterschiedlich betroffen sind.
Ansprechpartner:
Johannes Leinert, Telefon: 0 52 41 81 81 123
E-Mail: johannes.leinert@bertelsmann-stiftung.de
Jan Böcken, Telefon: 0 52 41 81 81 462
E-Mail: jan.boecken@bertelsmann-stiftung.de
Quelle: Pressemitteilung der
Bertelsmann Stiftung, Hendrik Baumann vom 11.06.2025
Die gesamte Pressemitteilung können Sie im WWW abrufen unter:
https://idw-online.de/de/news853583