
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
10.12.2024
- An den Rhein-Kreis Neuss - z.Hd. Herrn Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat
- An die Stadt Neuss . z.Hd. Herrn Reiner Breuer, Bürgermeister
Betr.: Krankenhausversorgung im Rhein-Kreis Neuss
Sehr geehrter Herr Petrauschke, sehr geehrter Herr Breuer, sehr geehrte Damen und Herren,
seit geraumer Zeit gibt es Diskussionen über die Krankenhausversorgung im Rhein-Kreis Neuss. Dabei stehen v.a. die Angebote des Rheinland-Klinikums in Neuss, Grevenbroich und Dormagen im Mittelpunkt. Nach dem derzeitigen Stand der Überlegungen ist es u.a. so, dass das Krankenhaus in Grevenbroich seine bisherige Angebotsstruktur verlieren soll. Dazu soll auch die Notfallversorgung in Grevenbroich aufgegeben und im Ergebnis auf die anderen Standorte verlagert werden. Dies führt seit geraumer Zeit zu vielen kritischen / ablehnenden Statements mit der Folge, dass auch im Netz lebhaft zum Thema diskutiert wird. Offensichtlich gibt es vielfältige Besorgnisse in der Bevölkerung über die zukünftige Versorgungssituation, v.a. in Grevenbroich und den angrenzenden Kommunen.
Im Rahmen meiner jahrzehntelangen ehrenamtlichen Aktivitäten habe ich mich auch intensiv mit der Krankenhausversorgung befasst und dabei feststellen müssen, dass die Patienteninteressen immer mehr zu Gunsten wirtschaftlicher Erwägungen eingeschränkt worden sind. Bei der Krankenhausversorgung war es u.a. so, dass sich Bund und Länder weitgehend aus der Finanzierung der Krankenhäuser zurückgezogen und stattdessen auf Fallpauschalen gesetzt haben. Dies hat nicht nur zu wirtschaftlichen Verwerfungen in der Krankenhauslandschaft geführt, sondern auch die Krankenhäuser bzw. die verantwortlichen Ärzte dazu animiert, immer mehr Leistungen anzubieten, die mittels Fallpauschalen zu günstigen Ergebnissen führen sollten. Ergebnis dieser Verfahrensweise war u.a., dass vielfältige Operationen (z.B. Rücken, Knie) angeboten und durchgeführt wurden, ohne dass insoweit zwingende medizinische Gründe vorlagen. Darüber wurde vielfältig berichtet. Die inzwischen von Karl Lauterbach vorgelegte Krankenhausreform soll den vielfältigen Fehlentwicklungen entgegen wirken. Obwohl Korrekturen sicherlich sinnvoll und notwendig sind, können die Lauterbach`schen Reformerwägungen aber in wesentlichen Teilen nicht als hilfreich angesehen werden. Insbesondere in ländlichen Bereichen wird es zukünftig zu einer Unterversorgung kommen.
Im Rahmen der gegebenen Versorgungs- und Finanzierungsprobleme soll es nun u.a. im Krankenhaus in Grevenbroich zu einer radikalen Zurückführung von Leistungen kommen. U.a. soll die ortsnahe Notfallversorgung entfallen mit der Erwägung, dass Notfallpatienten mittels Rettungsdienst in andere Krankenhäuser, z.B. in Neuss, transportiert werden sollen. Solche Überlegungen berücksichtigen aber nicht, dass einmal längere Anfahrtszeiten in Notfallsituationen völlig unzumutbar sind. Im Übrigen ist offensichtlich völlig unberücksichtigt geblieben, dass z.B. die Notfallversorgung in den Neusser Krankenhäuser bereits aktuell völlig überlastet ist und zum Teil inakzeptable Betreuungs- und Versorgungssituationen gegeben sind (=wiederholte eigene Erfahrungen und Berichte betroffener Patienten). Wenn nun noch regelhaft weitere Patienten aus dem Grevenbroicher Raum in Neuss versorgt werden sollen, werden sich die unzumutbaren Versorgungssituationen weiter verschärfen.
Dies alles hat mich bereits vor Jahren dazu veranlasst, die Krankenhausversorgung und v.a. die Schließungspläne in Grevenbroch kritisch anzusprechen (> https://www.neuss-erfttal.de/forum/view ... ?f=6&t=509 ). Leider hat dies nicht dazu geführt, die bestehenden Angebotsstrukturen erhalten zu wollen. Es gibt offensichtlich Managementerwägungen, die in Aussicht genommene Schließungsorgie fortzusetzen
Insoweit möchte ich im Interesse aller zukünftigen Patienten in aller Form protestieren mit dem Antrag, die gegebenen bzw. gegeben gewesenen Krankenhausangebote zu erhalten und die Schließungspläne aufzugeben. Leider ist die Bevölkerung nur begrenzt bereit oder in der Lage, einem solchen Protest beizutreten. Wer nämlich (relativ) gesund ist und aktuell keine medizinischen Leistungen benötigt, wird sich für die Angebotsstruktur des Gesundheitswesen kaum interessieren.
Bei meinen Überlegungen spielt eine entscheidende Rolle, dass in Deutschland die zweitälteste Bevölkerung der Welt (nach Japan) lebt und sich diese Altersstruktur (u.a. durch die Boomer) verstärken wird. Es muss daher als zwingend geboten angesehen werden, eine angemessene ortsnahe Patientenversorgung, ambulant und stationär, zu gewährleisten.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
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Texteinstellung bei Facebook:
Die Krankenhausversorgung im Rhein-Kreis Neuss soll zu Lasten der Patienten massiv eingeschränkt werden. Insoweit gibt es seit längerer Zeit wohlbegründete Einwände. Heute, 10.12.2024, wurde noch einmal auf die bereits gegebenen und zusätzlich zu erwartenden Probleme aufmerksam gemacht und für den Erhalt aller wichtigen Strukturen zur Patientenversorgung geworben. Das entsprechende Schreiben wurde dem Landrat, Hans-Jürgen Petrauschke, und Reiner Breuer, Bürgermeister der Stadt Neuss, per Mail übermittelt.
Ergänzendes Statement bei Facebook - NGZ;
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich zuletzt am 10.12.2024 an den Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Neuss gewandt und auf die Bedürfnisse der Patienten im Zusammenhang mit der Krankenhausversorgung aufmerksam gemacht (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... f=5&t=1274 ). Der entsprechende Brief wurde auch der NGZ übersandt. Bis heute gab es dazu keinen Bericht und vor allem keine Antwort der Briefadressaten. Nachdem von hier seit Jahren der Erhalt des Krankenhauses in Grevenbroich eingefordert wird, ist die Berichterstattung in den Medien bezüglich der zu erwartenden Patientennot, nicht nur in Grevenbroich, sondern im gesamten Kreisgebiet unzureichend.
An die Beantwortung des Schreibens vom 10.12.2024 - siehe oben - wurde am 10.01.2025 erinnert! - Landrat und Bürgermeister übermittelten daraufhin am 14.01.2025 die Nachricht, dass die Ausführungen in der o.a. Zuschrift im weiteren Verfahren berücksichtigt würden.