Pflegekrise benötigt weit mehr als 350.000 Pflegekräfte innerhalb der nächsten zehn Jahre

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WernerSchell
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Pflegekrise benötigt weit mehr als 350.000 Pflegekräfte innerhalb der nächsten zehn Jahre

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PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Nr. 033 vom 24.01.2024


Bis 2049 werden voraussichtlich mindestens 280 000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt

• Bedarf an Pflegekräften steigt bis zum Jahr 2049 im Vergleich zu 2019 voraussichtlich um ein Drittel auf 2,15 Millionen
• Laut Pflegekräftevorausberechnung liegt die erwartete Zahl an Pflegekräften im Jahr 2049 zwischen 280 000 und 690 000 unter dem erwarteten Bedarf


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WIESBADEN – Infolge der Alterung der Gesellschaft werden in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280 000 und 690 000 Pflegekräfte fehlen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer neuen Vorausberechnung zum Pflegekräftearbeitsmarkt (Pflegekräftevorausberechnung) mitteilt, wird der Bedarf an erwerbstätigen Pflegekräften ausgehend von 1,62 Millionen im Vor-Corona-Jahr 2019 voraussichtlich um ein Drittel (+33 %) auf
2,15 Millionen im Jahr 2049 steigen.

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Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 611 75 3444
www.destatis.de/kontakt


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Bericht Deutsches Ärzteblatt vom 24.01.2024:

Bedarf an Pflegekräften steigt, Personallücke groß
Wiesbaden – Die alternde Gesellschaft sorgt für einen wachsenden Bedarf an Pflegekräften. Bis zum Jahr 2049 werden nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pfle­gekräfte fehlen. Nach Angaben der Statistiker wird der Bedarf an erwerbstätigen Pflegekräften von 1,62 Millionen im Vor-Corona-Jahr 2019 voraussichtlich um 33 Prozent auf 2,15 Millionen 2049 steigen.
Zur Entwicklung der Zahl der Pflegekräfte haben die Experten zwei Varianten mit unterschiedlichem Fokus auf demografische und gesellschaftliche Veränderungen vorausberechnet. Die „Trend-Variante“ berücksichtigt neben der demografischen Entwicklung auch die positiven Trends am Pflegearbeitsmarkt aus den 2010er-Jahren. Sie verdeutlicht somit die Potenziale, die sich für das Angebot an Pflegekräften bei einer Fortsetzung dieser Ent­wicklung in den Pflegeberufen ergeben.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e


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Zum dem Bericht des Statistischen Bundesamtes hat sich der Deutscher Pflegerat e.V. (DPR) - Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen - am 25.01.2024 mit der nachfolgenden Pressemitteilung geäußert:

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Pflegekräftevorausberechnung
Deutscher Pflegerat: Lösung der Pflegekrise benötigt weit mehr als 350.000 Pflegekräfte innerhalb der nächsten zehn Jahre


Laut einer aktuellen Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes werden bis zum Jahr 2049 zwischen 280.000 und 690.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt, verglichen mit dem Stand von 2019, als es 1,62 Millionen Pflegekräfte gegeben habe.

Zur Meldung des Statistischen Bundesamtes betont Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR): „Angesichts der hohen Altersstruktur der beruflich Pflegenden werden bereits im Jahr 2034 voraussichtlich 350.000 Pflegekräfte fehlen. Diese Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes berücksichtigt unter anderem jedoch nicht die bereits heute fehlenden 115.000 Vollzeitstellen in der vollstationären Langzeitpflege aus dem Projekt zur wissenschaftlichen Bemessung des Personalbedarfs.

Dies verdeutlicht das Dilemma der Pflege und die dringende Notwendigkeit schneller und nachhaltiger Lösungen. Die pflegerische Versorgung ist bereits heute vielerorts nicht mehr gewährleistet. Dies stellt ein gravierendes gesellschaftliches Problem dar, das unsere Demokratie gefährdet.

Es ist daher unerlässlich, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Dabei kommt den Eckpunkten des Pflegekompetenzgesetzes eine entscheidende Bedeutung zu. Diese Chance muss entschieden genutzt werden.

Die Neuordnung der Kompetenzen im Gesundheitswesen wird viele Strukturen vereinfachen, somit zu einer Entlastung der Profession und zu einer besseren Versorgung führen. Mit dem Gesetz geht mehr Verantwortung einher, begleitet mit einer Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs. Es wird damit zu einem Magnet für mehr Mitarbeiter*innen werden.

Neben der Stärkung der Berufsautonomie müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, insbesondere in Bezug auf die Arbeitsbedingungen, die Selbstverwaltungsstrukturen und die Bildung im Pflegebereich. Es müssen alle Möglichkeiten und Verbesserungen genutzt werden, um die Rückkehr in den Beruf zu erleichtern, die Teilzeitbeschäftigung zu erhöhen, die Fachkräfteeinwanderung zu erleichtern, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz voranzutreiben, die Angehörigen- und Nachbarschaftspflege zu verbessern, das gesellschaftliche Ehrenamt und die Prävention auszubauen.

Es bedarf Änderungen in allen Versorgungsstrukturen, um die Sektorengrenzen aufzulösen, sowie einer drastischen Vereinfachung der Gesetze und Prüfstrukturen auf die zentralen Themen. Bürokratische Belastungen müssen durch den Gesetzgeber wie aber auch in den Einrichtungen selbst reduziert werden.

Wir benötigen ein umfassendes gesellschaftliches Bewusstsein für unsere eigene Verantwortung für die Pflege unserer Mitmenschen. Dies in allen Altersgruppen, beginnend in den Grundschulen und über den Renteneintritt hinaus. Allein die beruflich Pflegenden werden die pflegerische Versorgung nicht sicherstellen können. Das gesamte System der Pflege hat bereits heute seine Kapazitätsgrenze überschritten.“


Download Pressemitteilung > https://deutscher-pflegerat.de/professi ... tteilungen

Ansprechpartner*in:
Christine Vogler
Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Michael Schulz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 650 617 86 | E-Mail: m.schulz@deutscher-pflegerat.de

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin

Telefon: (030) 398 77 303 | Telefax: (030) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de | Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Der Deutsche Pflegerat als Dachverband vertritt die geeinten Interessen der Berufsverbände und nicht die einzelnen Partikularinteressen der Verbände. Unterschiedliche Positionen und Meinungen einzelner Verbände können sichtbar sein und die Vielfalt der pflegerischen Profession widerspiegeln. Dieses berührt nicht die gemeinsamen Ziele und Intentionen des Deutschen Pflegerats.

Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 18 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,7 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsidentin des Deutschen Pflegerats ist Christine Vogler. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Annemarie Fajardo.

Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands e.V. (VPU).
WernerSchell
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DBfK zur aktuellen Prognose des Pflegepersonalmangels

Beitrag von WernerSchell »

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Bundesverband e. V.


Mehr Kompetenzen machen den Beruf attraktiv
DBfK zur aktuellen Prognose des Pflegepersonalmangels



In 25 Jahren fehlen in Deutschland zwischen 280.000 und 690.000 professionell Pflegende, so die aktuelle Prognose des statistischen Bundesamts. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert nachhaltige Maßnahmen, um den Pflegeberuf attraktiv zu machen.

„Die jetzt veröffentlichte Prognose alarmiert einmal mehr und ruft die Verantwortlichen zum entschiedenen Handeln auf“, so DBfK-Präsidentin Christel Bienstein zu den Daten des statistischen Bundesamts. „Professionelle Pflege ist ein anspruchsvoller und erfüllender Beruf, wenn man seine Fachkompetenz eigenverantwortlich und zum Wohle der Menschen mit Pflegebedarf einsetzen kann. Es gibt nur einen Weg, den Beruf nachhaltig und dauerhaft attraktiv zu machen: Die Professionalisierung der Pflege muss nach internationalen Vorbildern vorangetrieben werden. Das bedeutet, die Kompetenzen unseres Berufes konsequent zu nutzen und zu erweitern. Der eigenständige Handlungsspielraum von Pflegefachpersonen muss entsprechend ausgeweitet werden. Aber stattdessen beobachten wir die Absenkung von Qualifikationsanforderungen in der Pflege und in der Versorgungslandschaft eine zunehmende Flickschusterei. Es werden – manchmal sogar nur in einzelnen Bundesländern – Berufsbilder geschaffen, die verschiedene Versorgungslücken abdecken sollen: Lotsenfunktionen, Alltagsbegleitung, Beratungsdienste usw. Im ärztlichen Bereich setzt man lieber auf die Weiterqualifizierung medizinischer Fachangestellter – ein primär auf Praxisorganisation ausgelegter Beruf – und bringt ihnen einige wenige Kompetenzen bei, die bereits Teil der pflegerischen Ausbildung sind. So wachsen eine Reihe von Berufen und Funktionen in ein originär pflegerisches Handlungsfeld hinein, während der Pflegeberuf in einen engen Korridor von Verrichtungen geführt wird, die im internationalen Vergleich eher den Tätigkeiten einer Pflegeassistenz entsprechen. So reduziert und fremdbestimmt zu arbeiten und nicht das machen können, was man gelernt hat, demotiviert und treibt viele Kolleg:innen aus dem Beruf. Besonders problematisch ist dieses aber auch für die Patient:innen und ihre Versorgungsqualität: Sie erleben ein fragmentiertes Versorgungsgeschehen anstelle von professionell-konzertierter Zusammenarbeit, die ihre Lebensqualität und Selbständigkeit erhalten. Eine bessere Versorgung ist auf gut funktionierende interprofessionelle Abläufe von Medizin und Pflege angewiesen. Dahingehend muss eine Öffnung stattfinden – auch bei den ärztlichen Kolleg:innen“

Der DBfK zeigt sich vor diesem Hintergrund optimistisch, dass das von Bundesgesundheitsminister Lauterbach angekündigte Pflegekompetenzgesetz wesentliche Bausteine vorsieht, den Pflegeberuf in Deutschland international anschlussfähig zu entwickeln und damit die Versorgungsqualität der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.

„Das angekündigte Pflegekompetenzgesetz ist der richtige Schritt, es muss jetzt zügig und umfänglich umgesetzt werden“, so Bienstein. „Wenn wir Menschen für den Pflegeberuf begeistern und darin halten wollen, müssen sie ihre Eigenverantwortlichkeit und Wirksamkeit im Berufsalltag spüren können. Dafür ist das Zutrauen in pflegerische Kompetenz und das Wachsen an fachlichen Herausforderungen notwendig. Das macht den Beruf attraktiv und nur so haben wir eine Chance, neue Kolleg:innen zu gewinnen, ausgestiegene zurückzuholen und vor allem, die vorhandenen Kolleg:innen im Beruf zu halten.“

Quelle: Pressemitteilung vom 29.01.2024
Anja Kathrin Hild | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Bundesverband e. V.
Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin
Telefon +49 30 219157-30 | Telefax +49 30 219157-77 | hild@dbfk.de
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