BARMER-Pflegereport 2023 – Millionen Patienten leiden unter Versorgungsdefiziten

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WernerSchell
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BARMER-Pflegereport 2023 – Millionen Patienten leiden unter Versorgungsdefiziten

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BARMER-Pflegereport 2023 – Millionen Patienten leiden unter Versorgungsdefiziten

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Download Pflege-Report 2023 > https://www.barmer.de/resource/blob/124 ... 3-data.pdf

Berlin, 5. Dezember 2023 – Bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte bei Pflegebedürftigen wären jährlich potenziell vermeidbar, wenn Patientinnen und Patienten besser versorgt würden. Dafür müsste allerdings ihr individueller pflegerischer und medizinischer Bedarf stärker berücksichtigt werden. Das legen die Ergebnisse des BARMER-Pflegereports 2023 nahe, der heute in Berlin vorgestellt wurde. „Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen. Das können z.B. wohnortnahe, sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sein“, sagte Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Solche sektorenübergreifenden Einrichtungen müssten Bund und Länder im Rahmen der aktuell diskutierten Krankenhausreform etablieren.

Klinikaufenthalt wegen Herzinsuffizienz und Co. oft vermeidbar

Sektorenübergreifende Einrichtungen könnten verschiedene Gesundheitsberufe, Arztpraxen und Pflegedienste vereinen. So könnten vor allem die Menschen in dünn besiedelten Gebieten wohnortnah effizienter versorgt werden. Je besser dies gelinge, desto eher könnten stationäre Aufenthalte vermieden werden. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, sagte der BARMER-Chef. Dem Pflegereport zufolge waren zwischen den Jahren 2017 und 2022 monatlich im Schnitt rund 280.000 pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patienten in einer Krankenhausbehandlung. Dabei handelte es sich häufig um ambulant-sensitive oder Pflegeheim-sensitive Fälle, die unter besseren medizinischen Bedingungen von der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim behandelt werden können. Dazu zählen Herzinsuffizienz mit monatlich rund 15.900 Krankenhausfällen und Diabetes mellitus Typ 2 mit etwa 4.000 Fällen. „Bei einer gezielteren Versorgung im Vorfeld müssten Pflegebedürftige mit entsprechenden Erkrankungen meist gar nicht erst in ein Krankenhaus. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen“, betonte Studienautor Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen.

Krankenhaus und Pflege untrennbar miteinander verbunden

Knapp ein Viertel der Krankenhauspatienten war laut Pflegereport im vergangenen Jahr bereits vor der Aufnahme in die Klinik pflegebedürftig. Rund 275.000 Menschen beziehungsweise 1,9 Prozent wurden dies unmittelbar im Anschluss an die stationäre Behandlung. „Wer nach einem Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig wird, liegt zuvor länger in der Klinik. Im Vergleich zu nicht pflegebedürftigen Patienten sind das durchschnittlich 3,4 Tage mehr. Das liegt insbesondere an der Schwere der Grunderkrankung“, sagte Rothgang. Auch wer bereits pflegebedürftig ins Krankenhaus komme, müsse dort mit bis 2,7 Tagen mehr rechnen. Ein weiterer Faktor für eine verzögerte Entlassung aus der Klinik sei, dass die Pflege zuhause oft erst organisiert werden müsse. Der stationäre Aufenthalt verlängere sich sogar um mehr als sechs Tage, wenn ihm eine Kurzzeitpflege folge. Rothgang: „Krankenhausaufenthalte verlängern sich deutlich, wenn die Pflege danach erst organisiert werden muss. Deshalb ist die Kurzzeitpflege so wichtig. Sie hilft insbesondere dabei, die Zeit bis zum Wechsel in ein Arrangement mit einem höheren Anteil formeller Pflege zu überbrücken.“ Um eine bessere Versorgung zu gewährleisten, sollten beispielsweise die Kliniken die Kranken- und Pflegekassen regelhaft informieren, sobald klar sei, wann ein Patient entlassen werde, ergänzte Straub. Möglich wäre dies in Rahmen des digitalen Datenaustauschs. Die Kranken- und Pflegekassen benötigten diese Information möglichst frühzeitig, um eine reibungslose Versorgung der Betroffenen zu erleichtern – zum Beispiel für eine zeitnahe Unterstützung mit Hilfsmitteln.

Angehörige entlasten

BARMER-Chef Straub forderte die Politik in Bund, Land und Kommunen auf, die Angehörigen Pflegebedürftiger noch stärker zu unterstützen. „Die Länder sollten den Ausbau der Kurzzeitpflege stärker fördern, um die Angehörigen bei Bedarf zu entlasten. Sie sind die wichtigste Stütze der Langzeitpflege. Zudem fühlen sich die Betroffenen im häuslichen Umfeld am wohlsten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, pflegende Angehörige weiter zu unterstützen, zu qualifizieren und anzuleiten“, betonte Straub. Eine Entlastung sei im Übrigen durch viele Maßnahmen möglich. So ließen sich bei der BARMER seit einem Jahr Anträge für Pflegeleistungen nicht nur digital oder per Post, sondern auch telefonisch stellen.

Pflegeberuf aufwerten

Doch nicht nur die pflegenden Angehörigen müssten unterstützt werden, um eine bestmögliche Pflege zu gewährleisten. „Schon aufgrund des Personal-mangels ist es dringend erforderlich, Pflegeberufe weiter aufzuwerten. Gut ausgebildete Pflegekräfte könnten ärztliche Leistungen übernehmen, wo es sinnvoll und möglich ist“, forderte Straub. Angesichts des Personalmangels müssten vorhandene Ressourcen effizienter eingesetzt werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 05.12.2023 > https://www.barmer.de/presse/infothek/s ... en-1245744


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Deutsches Ärzteblatt vom 05.12.2023:

Report: Bis zu 1,3 Millionen Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen vermeidbar

Berlin – Bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte von Pflegebedürftigen wären jedes Jahr vermeidbar, wenn diese eine frühere und bessere Versorgung erhalten würden. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Pflegereport der Krankenkasse Barmer.

„Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Christoph Straub, heute bei der Vorstellung des Reports in Berlin. „Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen.“
... (weiter lesen unter) .... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e


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DBfK Statement zum Barmer Pflegereport 2023

Am 5. Dezember hat die Barmer den Pflegereport 2023 mit dem Schwerpunkt „Pflegebedürftige im Krankenhaus“ in einer Pressekonferenz vorgestellt. Die Daten zeigen, dass 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte bei einer besseren Versorgung der Menschen mit Pflegebedarf vermeidbar gewesen wären. „Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Christoph Straub, am Dienstag in der Pressekonferenz.

Statement der Bundesgeschäftsführerin im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), Bernadette Klapper:

„Der Report zeigt eindeutig, dass wir aktuell den Menschen mit chronischen Erkrankungen und Pflegebedarf nicht gerecht werden. Bei ihnen gehen medizinische und pflegerische Bedarfe ineinander über. Eine bedarfsgerechte und effiziente medizinisch-pflegerische Versorgung können wir erreichen, wenn wir mehr akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen in der Primärversorgung und in der Langzeitpflege einsetzen. Barmer-Chef Straub hat in der Pressekonferenz ganz richtig auf Community Health Nurses verwiesen, für deren Einführung sich der DBfK seit Jahren stark macht. Ergänzend sollten auch in der stationären Langzeitpflege Advanced Practice Nurses mit Masterabschluss etabliert werden, um Notfallsituationen vorzubeugen. Internationale Vergleiche und die Empfehlungen des Wissenschaftsrats geben uns klar den Weg vor: 20 Prozent akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen und ein angemessener Qualifikationsmix in den Einrichtungen verbessern die Versorgungsqualität. Unnötige Krankenhausaufenthalte könnten verhindert und damit viel Leid und Kosten vermieden werden.“

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Hier können Sie den Barmer Pflegereport 2023 herunterladen. > https://www.barmer.de/resource/blob/124 ... 3-data.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 06.12.2023
Anja Kathrin Hild | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Bundesverband e. V.
Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin
Telefon +49 30 219157-30 | Telefax +49 30 219157-77 | hild@dbfk.de
www.dbfk.de


Siehe > DBfK-Umfrage zur Nachtdienstbesetzung in stationärer Langzeitpflege zeigt Unterbesetzung > viewtopic.php?f=4&t=948
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