"Masterplan Pflege" gestalten - "Stern"-Petition ist insoweit nicht hilfreich!

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WernerSchell
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"Masterplan Pflege" gestalten - "Stern"-Petition ist insoweit nicht hilfreich!

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https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 92#p116892

>>> "Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv - "Masterplan Pflege" ist überfällig

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


24.01.2021

"Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv - "Masterplan Pflege" ist überfällig

Die "STERN"-Petition zur Pflege soll, so lauten einige Aufmunterungen, gezeichnet werden. Dem vermag ich nicht zu folgen, weil völlig andere - weitergehendere - Aktivitäten angezeigt sind, um das Pflegesystem, stationär und ambulant, zu verbessern -JETZT!

Ich bin erstaunt darüber, wer diesen "dünnen" Petitionstext alles gezeichnet hat (siehe auch > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 51#p116851 ).

Es wird seit rd. 20 Jahren darüber informiert, dass in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ein Pflegenotstand besteht. Darüber wissen eigentlich alle Bescheid, vor allem die zuständigen Politiker. Eine Reform der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals ( = deutlich verbesserte Stellenschlüssel und höhere Vergütungen) ist überfällig. Erforderlich sind aber auch deutliche Verbesserungen für die pflegebedürftigen Menschen, die zu Hause versorgt werden. Das sind rd. 70% der Pflegebedürftigen. Es geht also um eine ganzheitliche Betrachtung vielfältiger Reformaspekte - und dazu gehört u.a. auch eine Neuordnung der Pflegefinanzierung.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat deshalb immer wieder auf die wachsende Pflegenot, die ambulant und stationär besteht, aufmerksam gemacht und eine entsprechende Neugestaltung in einem "Masterplan "Pflege" eingefordert. Dabei muss gelten: "Mit zwei kleinen Schritten kommt man nicht über einen Abgrund"!

Dass ausgerecht der "STERN" eine Pflegepetition gestartet hat, kann auch als Werbekampagne für die eigene Publikation gewertet werden. Einige Zeichner haben möglicherweise den unzulänglichen Text nicht richtig eingeordnet und wollten schnell bei den "Guten" sein.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat übrigens zur Pflegenotstandssituation am 13.04.2014 ein umfängliches Statement verfasst und dem damaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe beim Neusser Pflegetreff übergeben. Dieses Papier (abrufbar unter > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... se2014.pdf ) konnte dann wenige Wochen später in Begleitung der Pflegedirektorin Andrea Albrecht im Bundesgesundheitsminister näher erläutert werden.


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Danach kam es im Rahmen von mehreren Gesetzesinitiativen des Bundesgesundheitsministeriums zur Schaffung des § 113c SGB XI. Das daraufhin erstellte Rothgang-Gutachten liegt nun seit Monaten vor und zeigt einen zusätzlichen Stellenbedarf in den Heimen von 36%. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hatte immer schon eine deutliche Anhebung der Stellenschlüssel gefordert, war aber (bescheidener auf einen Bedarf von zusätzlich rd. 20% Pflegefachkräfte gekommen. Dies könnte eigentlich heute alles so umgesetzt werden mit dem Ergebnis, dass eine Stellenvermehrung sich aufgegliedert nach 20% Pflegefachkräfte und 16% Pflegehilfskräfte.

Weiter ist es aber erforderlich, die ambulante Versorgung pflegebedürftiger Menschen entscheidend zu verbessern. Denn 70% aller pflegebedürftigen Menschen werden ambulant versorgt, entweder von Angehörigen oder von Pflegediensten, ggf. auch von beiden zusammen (kombiniert). Insoweit müssen Mängel und vielfältige ergänzende Unterstützungsstrukturen angesprochen werden. V.a. wird es für erforderlich erachtet, kommunale Quartierskonzepte zu entwickeln. Dazu wurden von Pro Pflege - Selbsthilfenetz wiederholt Vorschläge unterbreitet. So z.B. im Rahmen einer Fachtagung "Neue Wohnformen im Quartier" am 14.08.2015. Das vorgelegte Statement ist abrufbar unter > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... 082015.pdf

"Die Pflege der Zukunft ist eine Pflege im Quartier. Genau dort, wo die Menschen leben, zuhause sind und alt werden möchten". - Gesundheitsministerin Nonnenmacher (Grüne) - zitiert in "CARE-konkret" (15.01.2021).

Quartiershilfen müssen die Leistungen der Pflegeversicherung zielgerichtet ergänzen. In einem Film (7,45 Min.) habe ich bereits Ende 2014 auf die hiesigen Aktivitäten und das Engagement für die kommunale Quartiersgestaltung aufmerksam gemacht: > https://www.youtube.com/watch?v=GYGxFhE_GcI&t=51s

Es versteht sich, dass alle Reformmaßnahmen höhere Aufwendungen zur Folge haben werden. Da aber bereits die jetzigen Leistungsansprüche zu kaum noch tragbaren Belastungen der pflegebedürftigen Menschen bzw. ihrer Angehörigen geführt haben, ist neben allen gebotenen Reformschritten eine Finanzreform des Pflegesystems unausweichlich. Wie dies allerdings finanziert werden soll, muss angesichts der enormen Zahlungsverpflichtungen im Rahmen der Corona-Bekämpfung als problematisch erscheinen.

Wir brauchen nach all dem einen "Masterplan Pflege", der alle Bereiche der pflegerischen Versorgung einschließlich Finanzierung erfasst.


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Werner Schell

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Ergänzend ist am 12.02.2021 anzumerken:

Mehr als 250.000 Unterschriften für Pflegepetition
Berlin – Über 250.000 Menschen haben online oder schriftlich in einer Petition vom Bundestag eine „Gesundheitsreform für eine bessere Pflege zum Schutz der Pflegebedürftigen“ gefordert. Das Ergebnis der am 11. November gestarteten Initiative wurde... [mehr] > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/35 ... 306e20b784

Anmerkung:
Die angesprochene Petition wird durch die benannte Unterschriftenzahl nicht gerechtfertigt. Sie war und ist schlicht überflüssig. Meine frühe Einschätzung dazu:
"Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat am 24.01.2021 in einem Statement nochmals alle Aspekte für Reformschritte verdeutlicht und auf die dringliche Gestaltung eines "Masterplans Pflege" aufmerksam gemacht! - Näheres hier > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 92#p116892 - Wenn nicht schnellstens gehandelt wird, wird die das Pflegesystem weitere dramatische Lücken aufweisen. Der Pflegenotstand kann weder mit "Trippelschritten" noch mit Sprechblasen aufgelöst werden. Klatschen ist auch entbehrlich! Die zuständigen Politiker sollten sich dabei endlich von solchen Personen beraten lassen, die sich wirklich auskennen und für eine Pflegereform ausreichend Geld in die Hand nehmen! - Die Handlungserfordernisse werden seit Jahren aufgezeigt - siehe insoweit meine Ausführungen (aus 2014) > Filmbeitrag (7,45 Min.) > https://www.youtube.com/watch?v=GYGxFhE_GcI&t=51s
Werner Schell
WernerSchell
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Die von hier für überflüssig und kontraproduktiv erachtete "Stern"-Petition zur Pflege (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 92#p116892 ) stand am 01.03.2021 im Petitionsausschuss des Bundestages auf der Tagesordnung (siehe die unten angefügte Mitteilung aus dem Bundestag). Es gab die zu erwartenden Erklärungen des BMG (> viewtopic.php?f=5&t=23&p=363#p363 ). Erfolgreich war anscheinend nur die "Stern"-Werbung für das eigene Produkt. Schade, dass dafür das wichtige Pflegethema missbraucht wurde. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hält an seiner Forderung fest, JETZT eine umfassende Pflegereform umzusetzen, die die vielfältigen Mängel im ambulanten und stationären Pflegesystem auflöst und dies mit einem "Masterplan Pflege", in einem "Wumms", gestaltet (> viewtopic.php?f=4&t=22&p=264 ).


Mitteilung vom 01.03.2021

Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte gefordert
Petitionen/Ausschuss

Berlin: (hib/HAU) Die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte standen im Mittelpunkt einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses am Montagnachmittag. Dabei verwies Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Verbesserungen durch die "Konzertierte Aktion Pflege" der Bundesregierung. Es gebe unter anderem mehr Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung, eine bessere Bezahlung und Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Journalist Bernhard Albrecht, dessen Petition 206.667 Online-Mitzeichnungen und 121.554 "analoge" Unterschriften aufweisen kann, räumte ein, dass in der Pflege mehr getan worden sei, als von den vorherigen Bundesregierungen. Es gebe aber dennoch viel Ärger. Einige der Organisationen, die die "Konzertierte Aktion Pflege" unterstützt hätten, seien enttäuscht, weil ihre Grundziele nicht erfüllt worden seien. Die den Petenten begleitende Leiterin des Bereichs Gesundheit in der Robert-Bosch-Stiftung, Bernadette Klapper, sagte, die Aktion sei "ziemlich quantitativ ausgerichtet". Das Bemühen um mehr Gehalt sei anzuerkennen. Ebenso wie das Bemühen um mehr Fachkräfte aus dem Ausland ziele dies aber "auf mehr Hände ab". Maßnahmen für echte Attraktivität, echte Wertschätzung und mehr Zutrauen fielen hingegen viel zu dünn aus und würden zudem in die Zukunft verschoben, kritisierte sie.
In seiner Eingabe fordert "Stern"-Autor Albrecht mit Blick auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte unter anderem verlässliche Arbeitszeiten, die Entlastung von Bürokratie sowie Personalschlüssel "nach echtem Bedarf". Der Petent spricht sich auch für die Aufwertung des Berufsbildes der Pflege aus. Beiträge dazu seien höhere Gehälter, Zulagen und Entlohnung von Weiterqualifizierung, mehr Entscheidungsmöglichkeiten an den Patienten sowie bessere Karrierechancen. Benötigt werde zudem die konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform.
Derzeit gelte: Je billiger die Pflege, desto höher der Gewinn, kritisiert der Petent. In den Krankenhäusern müssten Pflegende immer mehr Patientinnen und Patienten in immer kürzerer Zeit "durchschleusen". Schuld seien der hohe ökonomische Druck und das Abrechnungssystem nach "Fallpauschalen". Mehr "Fälle" bedeuteten mehr Geld. "Hauptsache, die Stationen sind voll - egal, ob gute Pflege möglich ist", heißt es in der Petition. Gewinne dürften aber nicht an Dritte, zum Beispiel Aktionäre, abfließen. Sie gehörten ins solidarisch finanzierte Gesundheitssystem reinvestiert, wird verlangt.
"Wir brauchen jetzt eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems. Nur so werden Pflegeberufe wieder attraktiv. Nur dann werden sich junge Menschen dafür interessieren - und auch die, die aus dem Beruf geflohen sind, zurückkehren", heißt es in der Petition.
Aus Sicht von Gesundheitsminister Spahn ist der Personalmangel in der Pflege ein "Henne und Ei-Problem". Viele würden ihm sagen, "ich komme in die Pflege zurück, wenn es mehr Kollegen und weniger Stress gäbe". Seine Antwort sei dann, "es gäbe mehr Kollegen und weniger Stress, wenn alle Stellen besetzt werden könnten". Es sei sehr schwierig, eine Spirale, die sich in den letzten Jahren in eine Richtung gedreht habe, nun wieder zurückzudrehen. Gleichwohl sei damit begonnen worden, so Spahn. "Wir halten mit dem vollen Wasserstrahl auf das Problem. Die in der Pflege Tätigen haben aber das Gefühl, es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", erläuterte er seine Sicht des Problems.
Mit Blick auf die Forderung nach einer Abkehr vom Profitdenken in der Pflege sagte Spahn: "Gewinn braucht jeder, auch die Caritas und die AWO." Sichergestellt sein müsse aber, das die Gewinne nicht zu Lasten der Pflege gehen. Ein Beitrag dazu sei die Ausgliederung der Pflegekosten aus den Fallpauschalen seit Anfang 2020. Alles, was für Pflege aufgewendet wird, werde den Krankenhäusern refinanziert.
Auch wenn nicht alle Betreiber in der Altenpflege problematisch seien, gebe es doch internationale Konzerne und Fonds, die über die Ausdünnung des Personals ihre Gewinne maximierten, befand Petent Albrecht. Derartigen Geschäftsmodellen müsse ein Riegel vorgeschoben werden. "Man muss die Pflegeversicherung und die Pflege so gestalten, dass Finanzinvestoren sich nicht die Taschen füllen können", forderte er.

Deutscher Bundestag
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"Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv - "Masterplan Pflege" ist überfällig

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Die von hier für überflüssig und kontraproduktiv erachtete "Stern"-Petition zur Pflege (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 92#p116892 ) stand am 01.03.2021 im Petitionsausschuss des Bundestages auf der Tagesordnung (siehe die unten angefügte Mitteilung aus dem Bundestag). Es gab die zu erwartenden Erklärungen des BMG (> viewtopic.php?f=5&t=23&p=363#p363 ). Erfolgreich war anscheinend nur die "Stern"-Werbung für das eigene Produkt. Schade, dass dafür das wichtige Pflegethema missbraucht wurde. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hält an seiner Forderung fest, JETZT eine umfassende Pflegereform umzusetzen, die die vielfältigen Mängel im ambulanten und stationären Pflegesystem auflöst und dies mit einem "Masterplan Pflege", in einem "Wumms", gestaltet (> viewtopic.php?f=4&t=22&p=264 ).


Mitteilung vom 01.03.2021

Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte gefordert
Petitionen/Ausschuss

Berlin: (hib/HAU) Die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte standen im Mittelpunkt einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses am Montagnachmittag. Dabei verwies Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Verbesserungen durch die "Konzertierte Aktion Pflege" der Bundesregierung. Es gebe unter anderem mehr Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung, eine bessere Bezahlung und Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Journalist Bernhard Albrecht, dessen Petition 206.667 Online-Mitzeichnungen und 121.554 "analoge" Unterschriften aufweisen kann, räumte ein, dass in der Pflege mehr getan worden sei, als von den vorherigen Bundesregierungen. Es gebe aber dennoch viel Ärger. Einige der Organisationen, die die "Konzertierte Aktion Pflege" unterstützt hätten, seien enttäuscht, weil ihre Grundziele nicht erfüllt worden seien. Die den Petenten begleitende Leiterin des Bereichs Gesundheit in der Robert-Bosch-Stiftung, Bernadette Klapper, sagte, die Aktion sei "ziemlich quantitativ ausgerichtet". Das Bemühen um mehr Gehalt sei anzuerkennen. Ebenso wie das Bemühen um mehr Fachkräfte aus dem Ausland ziele dies aber "auf mehr Hände ab". Maßnahmen für echte Attraktivität, echte Wertschätzung und mehr Zutrauen fielen hingegen viel zu dünn aus und würden zudem in die Zukunft verschoben, kritisierte sie.
In seiner Eingabe fordert "Stern"-Autor Albrecht mit Blick auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte unter anderem verlässliche Arbeitszeiten, die Entlastung von Bürokratie sowie Personalschlüssel "nach echtem Bedarf". Der Petent spricht sich auch für die Aufwertung des Berufsbildes der Pflege aus. Beiträge dazu seien höhere Gehälter, Zulagen und Entlohnung von Weiterqualifizierung, mehr Entscheidungsmöglichkeiten an den Patienten sowie bessere Karrierechancen. Benötigt werde zudem die konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform.
Derzeit gelte: Je billiger die Pflege, desto höher der Gewinn, kritisiert der Petent. In den Krankenhäusern müssten Pflegende immer mehr Patientinnen und Patienten in immer kürzerer Zeit "durchschleusen". Schuld seien der hohe ökonomische Druck und das Abrechnungssystem nach "Fallpauschalen". Mehr "Fälle" bedeuteten mehr Geld. "Hauptsache, die Stationen sind voll - egal, ob gute Pflege möglich ist", heißt es in der Petition. Gewinne dürften aber nicht an Dritte, zum Beispiel Aktionäre, abfließen. Sie gehörten ins solidarisch finanzierte Gesundheitssystem reinvestiert, wird verlangt.
"Wir brauchen jetzt eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems. Nur so werden Pflegeberufe wieder attraktiv. Nur dann werden sich junge Menschen dafür interessieren - und auch die, die aus dem Beruf geflohen sind, zurückkehren", heißt es in der Petition.
Aus Sicht von Gesundheitsminister Spahn ist der Personalmangel in der Pflege ein "Henne und Ei-Problem". Viele würden ihm sagen, "ich komme in die Pflege zurück, wenn es mehr Kollegen und weniger Stress gäbe". Seine Antwort sei dann, "es gäbe mehr Kollegen und weniger Stress, wenn alle Stellen besetzt werden könnten". Es sei sehr schwierig, eine Spirale, die sich in den letzten Jahren in eine Richtung gedreht habe, nun wieder zurückzudrehen. Gleichwohl sei damit begonnen worden, so Spahn. "Wir halten mit dem vollen Wasserstrahl auf das Problem. Die in der Pflege Tätigen haben aber das Gefühl, es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", erläuterte er seine Sicht des Problems.
Mit Blick auf die Forderung nach einer Abkehr vom Profitdenken in der Pflege sagte Spahn: "Gewinn braucht jeder, auch die Caritas und die AWO." Sichergestellt sein müsse aber, das die Gewinne nicht zu Lasten der Pflege gehen. Ein Beitrag dazu sei die Ausgliederung der Pflegekosten aus den Fallpauschalen seit Anfang 2020. Alles, was für Pflege aufgewendet wird, werde den Krankenhäusern refinanziert.
Auch wenn nicht alle Betreiber in der Altenpflege problematisch seien, gebe es doch internationale Konzerne und Fonds, die über die Ausdünnung des Personals ihre Gewinne maximierten, befand Petent Albrecht. Derartigen Geschäftsmodellen müsse ein Riegel vorgeschoben werden. "Man muss die Pflegeversicherung und die Pflege so gestalten, dass Finanzinvestoren sich nicht die Taschen füllen können", forderte er.

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Masterplan Pflege gefordert

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Masterplan Pflege gefordert
Der DBfK schlägt eine Bildungsoffensive, weitere Aufgabenfelder und eine deutlich bessere Bezahlung für die professionelle Pflege vor / „Der Reformplan Pflege reicht nicht aus, um den Beruf attraktiver zu machen“

„Wir begrüßen es sehr, dass der Bayerische Gesundheitsminister den dringenden Handlungsbedarf erkannt hat und sich für mehr gut qualifizierte Pflegefachpersonen einsetzen will“, wertet DBfK-Geschäftsführerin Dr. Marliese Biederbeck den am Sonntag vorgelegten Reformplan Pflege. Allerdings gehen die Vorschläge nicht weit genug: „Wir brauchen einen Masterplan für die Profession Pflege, der unter anderem eine Bildungsoffensive, weitere Aufgabenfelder sowie eine deutlich bessere Bezahlung beinhaltet“, so Biederbeck.

Besonders positiv sei zunächst, dass das Aufgabengebiet an Attraktivität gewinnen soll, indem einzelne heilkundliche Tätigkeiten auf Pflegefachpersonen übertragen werden, beurteilt der DBfK die Pläne Klaus Holetscheks. „Mit diesen und weiteren Forderungen haben wir lange auf die Politik eingewirkt“, so Dr. Biederbeck weiter. Auch nimmt der DBfK zur Kenntnis, dass primärqualifizierende Pflegestudiengänge ausgebaut und Zuschläge für Überstunden, Wochenendarbeit und Nachtarbeit künftig stärker steuerlich begünstigt werden sollen. Das seien sicher wichtige Bausteine, den Beruf aufzuwerten, dabei spielt die Bezahlung eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Insgesamt greift die Pflegereform nicht weit genug: „Wir brauchen einen Masterplan für die Profession Pflege, um die Attraktivität des Berufs entscheidend zu verbessern. Insellösungen reichen hier nicht aus. Stattdessen schlagen wir ein Bündel an Maßnahmen vor, das nachhaltig und umfassend ist und vor allem jetzt schnell umgesetzt wird“, sagt Dr. Marliese Biederbeck.

Der DBfK fordert unter anderem:

1. Eine Bildungsoffensive: Neben dem Ausbau der grundständigen Studiengänge sind auch Studiengänge für Pflegepädagogik und Pflegemanagement notwendig. Ferner muss auch der wissenschaftliche Nachwuchs an den Hochschulen in Form von Stipendien-, Promotions- und Forschungsprogrammen gefördert werden. Da es nach wie vor keinen einzigen Lehrstuhl Gesundheits- und Pflegewissenschaft an einer Universität in Bayern gibt, besteht auch hier dringend Nachholbedarf.

2. Neue Aufgabenfelder für die Pflege: Die Attraktivität lässt sich durch Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten verbessern, aber auch durch die Etablierung neuer Aufgabenfelder in der Schulgesundheitspflege und im öffentlichen Gesundheitsdienst. Der DBfK empfiehlt, die Community Health Nurse zu etablieren.

3. Eine deutlich bessere Bezahlung: Die im Rahmen der Pflegeform geplanten steuerlichen Begünstigungen und Zuschüsse sind eine wichtige Maßnahme, dürfen sich aber nicht in Cent-Bereichen abspielen sondern müssen in einer angemessenen und der Verantwortung gerechten Bezahlung münden, die den Einrichtungen refinanziert wird.

Quelle: Pressemitteilung vom 15.03.2021
Sabine Karg
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe | DBfK Südost e.V. | Edelsbergstraße 6 | 80686 München
Telefon: 089-179970-23 | Mobil: 0176 43996058 | Fax: 089-1785647 | s.karg@dbfk.de | www.dbfk.de | www.facebook.com/dbfk.suedost
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Petition „Mensch vor Profit – Für eine Pflege in Würde“ braucht Antworten ...

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Pflegepetition braucht Antworten
DBfK fordert von der Regierung, die berechtigten Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen



Die Petition „Mensch vor Profit – Für eine Pflege in Würde“ von 2021 hat jetzt im Bundestag herausragend ein einstimmiges Berücksichtigungsvotum erzielt. Die Bundesregierung muss sich nun bis Anfang März zu den Forderungen verhalten. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hatte die vom Magazin Stern initiierte Petition seinerzeit unterstützt und appelliert erneut an die Regierung, wirksame Reformen einzuleiten.

„Mehr als 330.000 Menschen haben die Petition unterschrieben. Der Petitionsausschuss und das Parlament haben mit ihrem Berücksichtigungsvotum gezeigt, dass sie die berechtigten Sorgen dieser Menschen ernst nehmen. Das ist ein außerordentlicher Erfolg, den die Petition erreicht hat. Nun ist die Bundesregierung am Zug, denn es geht um die sichere Gesundheitsversorgung aller Bürger:innen“, bewertet DBfK-Präsidentin Christel Bienstein die Entscheidung. „Zu Beginn der Pandemie war die Aufmerksamkeit für unser Gesundheitssystem und insbesondere für die professionell Pflegenden sehr hoch. Jetzt hat sich der Fokus verschoben, aber die Probleme sind geblieben.“

In der Petition wurden drei Forderungen formuliert:

1. Mehr Zeit für Patient:innen: verlässliche Arbeitszeiten, Entlastung von Bürokratie, Personalschlüssel nach echtem Bedarf, sofortiges Handeln bei Unterbesetzung
2. Aufwertung des Berufsbildes: höhere Gehälter, Zulagen und Entlohnung von Weiterqualifizierung, mehr Entscheidungsmöglichkeiten an Patient:innen, bessere Karrierechancen
3. Konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine Gesundheitsreform

„Statt Mut und Tempo für grundlegende Reformen haben wir in den vergangenen Jahren Trippelschritte gesehen“, so Bienstein. Die Konzertierte Aktion Pflege habe nicht zu einem konzertierten ‚Rumms‘ für die Pflege geführt und mit der PPR 2.0 sei nun zwar ein erster Schritt erfolgt, der zu besseren Personalschlüsseln führe, allerdings seien viele weitere Maßnahmen und Reformen noch offen.

Im Bereich der Entlohnung sei man trotz kleiner Verbesserungen durch das Tariftreuegesetz für die Langzeitpflege von fairen Gehältern weit entfernt, urteilt Bienstein: „Wir haben noch immer einen deutlichen Gehaltsunterschied zwischen Pflegefachpersonen in der Langzeit- und der Akutpflege, der sachlich nicht begründbar ist. Wenn die Qualifikation, die Verantwortung und die Belastung sich gleichen, sollte auch das gleiche Gehalt gezahlt werden. Das gilt innerhalb der Pflegeberufe und darüber hinaus. Pflegefachpersonen und Ingenieur:innen sind Studien zufolge auf dem gleichen Niveau anzusiedeln, die Gehaltsunterschiede sind aber immens.“

Zur Aufwertung gehört dem DBfK zufolge aber noch mehr. „Es geht darum, dass die Expertise der professionell Pflegenden wirklich anerkannt wird. Anerkennung drückt sich entschieden auch in Mitbestimmung und Handlungsspielräumen aus“, so Bienstein. Der DBfK fordert daher Eigenständigkeit in der Bewertung der Pflegebedürftigkeit, die Heilkundeübertragung und die Mitbestimmung in den relevanten Gremien. „Pflegebildung spielt eine Schlüsselrolle für die Sicherung der Versorgung und die Aufwertung des Berufs. Durch die Fortschritte in der Medizin werden wir immer älter. Das heißt auch, dass die Herausforderungen in der Pflege komplexer werden, und es werden mehr wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis erforderlich. Die Pflegestudiengänge müssen daher ausgebaut und gefördert werden. Zudem wird der Beruf attraktiver, wenn er Karrierewege ermöglicht, die sich finanziell lohnen und in denen man auf Augenhöhe und eigenverantwortlich im Gesundheitswesen agieren kann.“

Der DBfK hat Erwartungen an die angekündigten Versorgungsgesetze. Hier müsse es gelingen, Prävention und Gesundheitsförderung gezielt zu stärken und sich damit an der Gesundheit der Menschen statt am Profitstreben zu orientieren. Dies sei vor allem in der Primärversorgung vonnöten, die neue Strukturen brauche, um sichere Gesundheitsversorgung für alle erreichbar zu machen. „Die Community Health Nurses mit ihrem Masterabschluss bringen die notwendigen Kompetenzen dafür mit. Ihnen muss deshalb in den Reformen eine zentrale Rolle in der Primärversorgung und im Öffentlichen Gesundheitsdienst eingeräumt werden“, fordert Bienstein.

Das deutsche Gesundheitssystem ist weltweit eines der teuersten, erreicht aber nur durchschnittliche Ergebnisse, wie OECD-Zahlen zeigen. „Wir können uns diese Fehlversorgung nicht leisten“, so Bienstein. „Um wirksamer für Gesundheit in der Bevölkerung sorgen zu können, brauchen wir hochqualifiziertes Personal und auch eine bessere Datenlage. Wir wissen viel zu wenig, um die Qualität der Pflege nach fachlichen Standards zu sichern. Geeignete Daten zu erheben, muss Aufgabe des angekündigten Bundesinstituts für öffentliche Gesundheit sein.“

Nur durch die zügige Umsetzung dieser Maßnahmen lassen sich laut DBfK die in der Petition formulierten Forderungen erfüllen.

Weitere Informationen zur Petition finden Sie im Onlineangebot des Stern: https://www.stern.de/politik/deutschlan ... 74182.html

Quelle: Pressemitteilung vom 14.02.2023
Anja Kathrin Hild | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – DBfK Bundesverband e. V.
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