BARMER-Pflegereport - Zahl Pflegebedürftiger steigt stärker als angenommen

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WernerSchell
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BARMER-Pflegereport - Zahl Pflegebedürftiger steigt stärker als angenommen

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BARMER


BARMER-Pflegereport
Zahl Pflegebedürftiger steigt stärker als angenommen



Berlin, 1. Dezember 2021 – Der Pflegenotstand in Deutschland wird nach neuesten Hochrechnungen der BARMER brisanter als bisher angenommen. Bis zum Jahr 2030 sollen bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen, auch weil es mit dann insgesamt rund sechs Millionen Pflegebedürftigen über eine Million Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der BARMER hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. „Die Politik muss zügig gegensteuern, andernfalls bleibt die Pflege eine Großbaustelle auf schwachem Fundament. Im Koalitionsvertrag stehen dazu einige richtungsweisende Vorhaben. Das begrüßen wir ausdrücklich! Nun muss rasch die Umsetzung angegangen werden“, forderte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Finanzielle Überforderung Pflegebedürftiger vermeiden
Allen voran müssten die Bundesländer endlich ihrer Pflicht nachkommen, die Investitionskosten für stationäre Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Dadurch würde bereits eine Entlastung bei den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen erreicht werden. Denn bisher stellen die Pflegeheime dies in der Regel den Bewohnerinnen und Bewohnern in Rechnung. Um eine finanzielle Überforderung der Pflegebedürftigen zu vermeiden, sollten zudem die Leistungsbeträge der sozialen Pflegeversicherung einmalig angehoben und dann regelmäßig dynamisiert werden. Die für den Jahreswechsel geplante Anhebung der Pflegesachleistungsbeträge sowie die Einführung eines Leistungszuschlages bei vollstationärer Pflege seien erste wichtige Schritte. Der ab dem kommenden Jahr vorgesehene jährliche Steuerzuschuss in Höhe von einer Milliarde Euro solle im Gleichschritt mit den jährlichen Ausgaben der Pflegeversicherung ansteigen. „Die künftige Bundesregierung will die Pflegebedürftigen mittelfristig in Bezug auf die steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege entlasten. Auch die Prüfung zur weiteren Senkung der Eigenanteile ist ein wichtiges Element“, so BARMER-Vorstandschef Straub.

Ausgaben für Pflege steigen auf 59 Milliarden Euro
Der Autor des BARMER-Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang vom SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen, wies aufgrund der höheren Zahl an Pflegebedürftigen und des zunehmenden Personalbedarfs auf einen deutlich größeren Finanzbedarf hin. Dieser werde ohne weitere Leistungsverbesserungen, die gleichwohl nötig seien, von 49 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 59 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 steigen. „Neben den Herausforderungen bei der Finanzierung muss der Blick auch auf die Frage gerichtet werden, wer künftig die Pflegebedürftigen betreuen soll. Bereits heute fehlen tausende Pflegekräfte. Den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, muss ein zentrales Anliegen werden“, so Rothgang. Den Reportergebnissen zufolge fehlten bis zum Jahr 2030 etwa 81.000 Pflegefachkräfte, 87.000 Pflegehilfskräfte mit und 14.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung. Dabei sei im stationären Bereich die vollständige Umsetzung des Personalbemessungsverfahrens noch gar nicht berücksichtigt. Der Pflegeberuf müsse vor diesem Hintergrund deutlich attraktiver werden. Daher sei es richtig, geteilte Dienste abzuschaffen und den Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten einzuführen. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Belastungen dieser enorm anstrengenden Arbeit abzufedern.

Eine Million Pflegebedürftige in Heimen
Wie aus dem BARMER-Pflegereport weiter hervorgeht, werden in weniger als zehn Jahren knapp drei Millionen Pflegebedürftige ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt und damit rund 630.000 mehr als im Jahr 2020. Zudem wird es insgesamt eine Million Menschen vollstationär und 1,17 Millionen durch ambulante Pflegedienste versorgte Menschen geben. Dies entspricht einem Anstieg um gut 200.000 Betroffene (+26 Prozent) in Pflegeheimen und 165.000 Personen, die ambulant versorgt werden (+16 Prozent). „Angesichts der steigenden Zahl Pflegebedürftiger und der bereits heute großen Zahl an fehlenden Pflegekräften ist Deutschland auf dem besten Wege, in einen dramatischen Pflegenotstand zu geraten. Um diesen abzuwenden, muss die künftige Bundesregierung vor allem die Ausbildung attraktiver machen. Es muss mehr Nachwuchs für die Pflege gewonnen werden“, sagte BARMER-Chef Straub. Die Vereinheitlichung der Pflegeausbildung und der Wegfall des Schulgeldes durch das Pflegeberufegesetz seien hier wichtige Schritte gewesen.

Das komplette Pressematerial unter: www.barmer.de/pflegereport.

Quelle: Pressemitteilung vom 01.12.2021
Presseabteilung der BARMER
Athanasios Drougias (Leitung), Telefon: 0800 33 30 04 99 14 21
Sunna Gieseke, Telefon: 0800 33 30 04 99 80 31
E-Mail: presse@barmer.de



--- Pressemitteilung als pdf-Datei >>> https://www.barmer.de/presse/infothek/s ... 021-360768
--- Digitale Pressemappe >>> https://www.barmer.de/blob/360842/2c400 ... t-2021.pdf
--- Hier kann der gesamte Pflege-Report herunter geladen werden >>> https://www.barmer.de/blob/360890/2ad4e ... t-2021.pdf
--- Alle Infografiken zum BARMER-Pflegereport 2021 hier >>> https://www.barmer.de/presse/infothek/s ... 021-360834
WernerSchell
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Diakonie-Zitat: Pflegenotstand verhindern

Beitrag von WernerSchell »

Diakonie-Zitat: Pflegenotstand verhindern

Berlin, 01. Dezember 2021 - Deutschland steht womöglich vor einem Pflegenotstand bislang ungeahnten Ausmaßes. Dieses Bild zeichnet der heute veröffentlichte Barmer-Pflegereport 2021. Neue Hochrechnungen der Barmer zeigen, dass in knapp zehn Jahren deutlich mehr Pflegebedürftige versorgt werden müssen, als bislang angenommen. Danach sollen bis zum Jahr 2030 bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen, auch, weil es mit dann insgesamt rund sechs Millionen Pflegebedürftigen über eine Million Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen. Zugleich vergrößert sich damit der Bedarf an Pflegekräften sprunghaft.

Dazu erklärt Diakonie-Vorständin Maria Loheide: "Der Barmer Pflegereport macht deutlich, dass der Handlungsbedarf für die Pflege noch akuter ist als bisher gedacht. Schon heute fehlen hunderttausend Pflegekräfte. In den nächsten Jahrzehnten wird die Anzahl der alten und pflegebedürftigen Menschen in Deutschland rasant ansteigen. Ein Pflegenotstand droht. Der Paradigmenwechsel, der von der neuen Regierung im Koalitionsvertrag angekündigt wird, muss zeitnah und konsequent umgesetzt werden: Der Dreh- und Angelpunkt der Pflegepolitik bleibt die Personalfrage. Wenn es nicht gelingt, die Arbeitsbedingungen in der Pflege spürbar zu verbessern, werden sich Menschen nicht für einen Beruf in der Pflege entscheiden und es wird sich die Situation in der Pflege dramatisch zuspitzen."

Um die pflegerische Versorgung sicherzustellen, muss die Personalausstattung nach dem vorliegenden Personalbemessungsverfahren in der stationären Altenpflege vollständig umgesetzt werden.
"Diese Zusage erwarten wir von der Politik. Wir brauchen eine Roadmap, die über das Jahr 2025 hinausgeht und den stufenweisen Personalaufbau in den Pflegeeinrichtungen begleitet. Auch für die ambulante Pflege ist eine Entlastung der Personalsituation notwendig. Das Ziel muss sein, den Pflegeberuf insgesamt attraktiver zu machen, um Menschen für diesen schönen Beruf zu begeistern und damit Pflegekräfte gesund in ihrem Beruf bleiben können", so Loheide.

Weitere Informationen:
https://www.barmer.de/presse/infothek/s ... 021-360768
https://www.diakonie.de/pflegeversicherung

Für Rückfragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung vom 01.12.2021
Kathrin Klinkusch, Pressesprecherin
Pressestelle, Zentrum Kommunikation
T +49 30 65211-1780
F +49 30 65211-3780
pressestelle@diakonie.de

Diakonie Deutschland
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Pflegenotstand in Deutschland - seit vielen Jahren angesprochen - gehört endlich aufgelöst!

Beitrag von WernerSchell »

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Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
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02.12.2021

Pflegenotstand in Deutschland - seit vielen Jahren angesprochen - gehört endlich aufgelöst!

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• Der Pflegenotstand in Deutschland wird nach neuesten Hochrechnungen der BARMER brisanter als bisher angenommen. Bis zum Jahr 2030 sollen bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen, auch weil es mit den dann insgesamt rd. 6 Millionen Pflegebedürftigen über eine Million Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen (> viewtopic.php?f=4&t=297 ).
• Völlig inakzeptabel ist, dass der größere Teil der fehlenden Pflegekräfte durch Pflegehilfskräfte und Personen ohne Ausbildung ersetzt werden soll. Damit ist einer völlig unzureichenden Versorgung der pflegebedürftigen Menschen Tür und Tor geöffnet. Die Pflegeeinrichtungen werden so zu bloßen Verwahranstalten verkommen.
• Im Übrigen ist nach anderen Berechnungen in den nächsten 12 Jahren sogar von einem Pflegekräftebedarf bis 2030 in einer Größenordnung von 500.000 Pflegepersonen auszugehen (Statement Deutscher Pflegerat vom 09.03.2021 > viewtopic.php?f=5&t=194&p=1879#p1879 / > viewtopic.php?f=4&t=22&p=465#p465 ). Es müssen u.a. auch das altersbedingte Ausscheiden oder vorzeitige Kündigen von Pflegekräften bei der Personalberechnung berücksichtigt werden. - Zum Rothgang-Gutachten (§ 113c SGB XI) siehe auch die Ausführungen unter > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 71#p112471
• Allein der immense Pflege-Personalbedarf und die gebotene Schaffung hunderttausender zusätzlicher Pflegeheimplätze wird die Pflegekosten in die Höhe treiben (Pflegeheim-Rating-Report 2022 > viewtopic.php?f=5&t=292&p=3403#p3403 ).
• Die neue Regierung aus SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP (Ampel) steht insoweit unter einem kostenträchtigen Reformdruck. Angesichts der coronabedingten Schuldenlast von weit über 500 Milliarden Euro (steigend) ist fraglich, wie das alles finanziert werden soll.
• Wie auch immer, es muss endlich ernsthaft um die Auflösung des Pflegenotstandes gehen. Dies in Verbindung mit Entlastungen der Pflegebedürftigen und der Angehörigen sowie der Schaffung von unterstützenden Netzwerken in den Kommunen (Anschreiben an die Koalitionäre > viewtopic.php?f=4&t=230&p=3079#p3079 ).
• Kurz und bündig: >>> Pflegenotstand auflösen und in den Kommunen unterstützende Netzwerke gestalten. Bund, Länder und Kommunen sind gefordert - eine umfassende Reform an "Haupt und Gliedern" ist dringlich. Jedes Zögern macht alles nur noch schwieriger! - Statement vom 28.06.2021 >>> viewtopic.php?f=5&t=194


Zu all dem passt:
• "Aufgrund des Personalmangels kann in der Pflege oft nicht einmal mehr der umstrittene Grundsatz der drei "S" - still, satt und sauber - gelten. Dabei sollte das Ziel die drei "Z" sein: Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit. - Pflegekräfte, die ihre ethischen Wertevorstellungen nicht umsetzen können, sind unzufrieden, unglücklich und brennen aus." - Franz J. Stoffer, Ehemaliger Geschäftsführer der Caritas Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) in CAREkonkret vom 10.11.2017 (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 12#p100312 )


Werner Schell
Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
https://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner

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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
WernerSchell
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Personalmangel in der Pflege - Franz Stoffer mahnte

Beitrag von WernerSchell »

Personalmangel in der Pflege - Franz Stoffer mahnte

"Aufgrund des Personalmangels kann in der Pflege oft nicht einmal mehr der umstrittene Grundsatz der drei "S" - still, satt und sauber - gelten. Dabei sollte das Ziel die drei "Z" sein: Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit. - Pflegekräfte, die ihre ethischen Wertevorstellungen nicht umsetzen können, sind unzufrieden, unglücklich und brennen aus." - Franz J. Stoffer, Ehemaliger Geschäftsführer der Caritas Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) in CAREkonkret vom 10.11.2017 (verstorben am 05.06.2023). - Text wird im Gedenken an Franz Stoffer, mit dem mehrfach Kontakte bestanden, vorgestellt. Seine Mahnungen haben offensichtlich weiterhin Gültigkeit!


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