Angemessene Personalbemessungssysteme sind für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zwingend geboten

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe
WernerSchell
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Graues Gold — Das Milliarden-Geschäft mit der Altenpflege

Beitrag von WernerSchell »

Investigate Europe - Juli 2021

MILLIARDEN-GESCHÄFT ALTENPFLEGE
Graues Gold — Das Milliarden-Geschäft mit der Altenpflege

Quer durch Europa teilen alten Menschen ein Schicksal: Werden Sie pflegebedürftig und müssen und in ein Altenheim ziehen, erleben sie, wie der Mangel an Personal und überarbeitete Pflegekräfte ihr Leben bedrohen. Die Zustände in den Heimen wurden noch sichtbarer durch die Covid-19-Pandemie. Fast überall in Europa werden die Pflegebedürftigen schlecht versorgt. Doch zugleich machen internationale Konzerne und Finanzinvestoren mt Pflegeheimen ein Milliardengeschäft.
… (weiter lesen unter) … > https://www.investigate-europe.eu/de/20 ... -konzerne/


Der Tagesspiegel - 16.07.2021

Das Milliardengeschäft Altenpflege
Heime als Gewinnmaschinen für Konzerne und Investoren

Vernachlässigte Bewohner, überarbeitete Angestellte, knallharte Sparvorgaben. Und viel Geld vom Staat. Eine Recherche von Investigate Europe.
NICO SCHMIDT HARALD SCHUMANN
Am schlimmsten ist, dass immer die Zeit fehlt.
„Da habe ich das Gefühl, ich behandle die Leute nicht menschenwürdig, sondern nur noch im Akkord”, erzählt Aljoscha Krause, Altenpfleger im „Haus an der Ilmenau“ in Lüneburg. Und das geschieht oft. Krauses Arbeitsort gehört seit fünf Jahren zu Korian, einem von Europas führenden Konzernen für Pflegeheime. Und der spare an Arbeitskräften, sagt er.
Immer wieder gebe es „ein riesiges Loch in der Personalbesetzung, dann müssen wir mehrere Schichten arbeiten, die psychisch und physisch katastrophal belastend sind.“ Das mache so manchen krank, „und das ist der Teufelskreis, weil dann noch mehr Kollegen fehlen.“
… (WEITER LESEN UNTER) … > HTTPS://WWW.TAGESSPIEGEL.DE/GESELLSCHAF ... 24770.HTML
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Pflegenotstand erfordert mehr Pflegepersonal - v.a. Pflegefachkräfte

Beitrag von WernerSchell »

Pflegenotstand erfordert mehr Pflegepersonal - v.a. Pflegefachkräfte ... Der Trend, immer mehr gering qualifizierte Dienstkräfte anzustellen, wird den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen nicht gerecht ...

Demo Köln 092017.jpg
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Für eine gute Versorgung der pflegebedürftigen Menschen sind vorrangig ausreichend qualifizierte Pflegekräfte erforderlich. Diese können gerne durch Pflegehilfskräfte, Assistenzkräfte bzw. Ehrenamtler unterstützt werden. Aber in erster Linie muss die Fachlichkeit durch entsprechende gesetzliche Vorgaben gewährleistet sein! Denn in den Stationären Pflegeeinrichtungen sind die schwerstpflegebedürftigen Menschen (viele davon demenziell erkrankt) untergebracht. - Der Pflegenotstand hat viele Gesichter und muss endlich aufgelöst werden! Die bisherigen Reformen können dem nicht einmal ansatzweise gerecht werden. Es ist ein Trugschluss anzunehmen, allein mehr Hilfskräfte könnten die seit vielen Jahren bekannten Pflegemängel auflösen. Problembereiche, die zwingend Fachkompetenz erfordern sind z.B.: Arzneimittelversorgung, Psychopharmaka, Fixierungen, Mangelernährung, unzureichende Mobilisation - Reha -, Zuwendung im Zusammenhang mit pflegerischen Verrichtungen, Sterbebegleitung …. Hilfskräfte sind eine Ergänzung, aber kann Ersatz für die Pflegefachkräfte … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 05#p115305

Menschenwürdige Pflege 20062021.PNG
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Neuer Beruf: 53 610 Auszubildende zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann am Jahresende 2020

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PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Nr. 356 vom 27.07.2021

Neuer Beruf: 53 610 Auszubildende zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann am Jahresende 2020
Neues Berufsbild soll Arbeit in der Pflege attraktiver machen


WIESBADEN – Seit Anfang 2020 ist in Deutschland eine Ausbildung im neuen Beruf der Pflegefachfrau beziehungsweise des Pflegefachmanns möglich. Nun liegen erstmals Ausbildungszahlen vor. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren zum Jahresende 2020 insgesamt 53 610 Frauen und Männer in der Ausbildung zu diesem neuen Beruf, mit dessen Einführung unter anderem die Arbeit in der Pflege attraktiver gemacht und so dem Fachkräftemangel in der Pflege begegnet werden soll.

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Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44
www.destatis.de/kontakt


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Die Neugestaltung im Pflegeberufegesetz wird den Pflegenotstand nicht auflösen helfen!
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So schlimm wird die Pflegekrise - Quarks bringt es aktuell noch mal auf den Pun

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So schlimm wird die Pflegekrise - Quarks bringt es aktuell noch mal auf den Punkt. … > https://www.youtube.com/watch?v=BPIWGGtCaiY - Pflegenotstand wird aber schon seit Anfang der 2000er Jahre angesprochen und alle Verantwortlichen wissen Bescheid! Zahllose Beiträge informieren, z.B.: … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 38#p115838 / > viewtopic.php?f=4&t=22 - Eine Verbesserungen der Pflegestrukturen, und zwar in allen Bereichen, liegt im Allgemeininteresse und darf nicht weiter ignoriert werden.
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Konzertierten Aktion Pflege: Mehr Auszubildende, bundeseinheitliche Personalbemessung, tarifliche Entlohnung

Beitrag von WernerSchell »

Pressemitteilung des Bundesfamilienministeriums Pressemitteilung 060 Veröffentlicht am 20.08.2021

Ergebnisse der Konzertierten Aktion Pflege:
Mehr Auszubildende, bundeseinheitliche Personalbemessung, tarifliche Entlohnung



Bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in der Pflege und eine höhere Entlohnung der Pflegekräfte sind die zentralen Ziele der Konzertierten Aktion Pflege (KAP). Der zweite Umsetzungsbericht der KAP, den der Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Christine Lambrecht, sowie der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, nun gemeinsam vorlegen, zieht eine positive Bilanz der Ergebnisse dieser Legislaturperiode für Pflegekräfte:

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: „Gute Pflege braucht Zeit und verdient gute Bezahlung. Dafür haben wir in dieser Legislaturperiode gesorgt. Die Weichen dafür wurden mit der Konzertierten Aktion gestellt. Dadurch gibt es mehr Stellen in der ambulanten und der stationären Pflege. Im Krankenhaus wird nicht mehr auf dem Rücken der Pflegekräfte gespart. Der Mindestlohn wurde angehoben. Und auch Altenheime müssen künftig nach Tarif bezahlen. Pflege war, ist und bleibt in einer alternden Gesellschaft eines der wichtigsten gesundheitspolitischen Themen. Das hat die Pandemie uns allen deutlich vor Augen geführt."

Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht: „Das Pflegeberufegesetz war ein wichtiger Schritt für bessere Ausbildungsbedingungen und die Pflege insgesamt. Dass sich im ersten Jahr der neuen Pflegeausbildung so viele Menschen für eine Pflegeausbildung entschieden haben, ist ein gutes Zeichen für die Attraktivität der Ausbildung. Mein Dank gehört den Menschen in den Einrichtungen und Pflegeschulen, die die Einführung der neuen Ausbildung auch während der besonderen Belastungen durch die Corona-Pandemie ermöglicht haben. Den Auszubildenden sage ich: Pflege ist ein Zukunftsberuf. Ich freue mich, dass Sie sich für diesen Weg entschieden haben. Gemeinsam mit den Partnern der Ausbildungsoffensive Pflege werden wir uns auch weiterhin für die erfolgreiche Etablierung der neuen Pflegeausbildung einsetzen.“ Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: „Pflege geht uns alle an. Mir ist wichtig, dass die anspruchsvolle Arbeit von Pflegekräften auch ordentlich bezahlt wird. Mit der Konzertierten Aktion Pflege haben wir Bewegung in eine über lange Jahre festgefahrene Debatte gebracht und für die Pflegerinnen und Pfleger echte Verbesserungen geschaffen. Ab September gibt es erstmals bundesweit einheitliche Mindestlöhne in der Pflege. Einen großen Schritt hin zu besseren Löhnen machen wir ab September 2022. Dann wird die Zulassung einer Pflegeeinrichtung davon abhängig sein, dass sie ihre Pflege- und Betreuungskräfte mindestens in Höhe eines Pflegetarifvertrags bezahlt. Davon profitieren rund eine halbe Million hart arbeitende Männer und Frauen in der Altenpflege.“ Folgende konkret messbare Ergebnisse konnten in dieser Legislaturperiode für die Pflegekräfte erreicht werden:

Mehr Personal in der Pflege. Das bedeutet, dass die Arbeit auf mehr Schultern verteilt und die Arbeitsverdichtung abgebaut wird. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Pflege ist in dieser Legislaturperiode kontinuierlich gestiegen, in der Altenpflege allein um insgesamt 10 Prozent (bis 2020). Auch während der Pandemie konnte ein Zuwachs in der Alten- und Gesundheits- und Krankenpflege verzeichnet werden. Dagegen stagnierte in anderen Branchen die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bzw. ging teilweise zurück.

Immer mehr Menschen beginnen eine Pflegeausbildung. Die neue Pflegeausbildung hat sich damit bereits in ihrem Einführungsjahr als attraktive Ausbildung erwiesen. Insgesamt haben 57.294 Auszubildende im Jahr 2020 mit der neuen generalistischen Pflegeausbildung begonnen. Die bereits sehr hohen Ausbildungszahlen aus dem Vorjahr konnten damit trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt weiter gesteigert werden. Unterstützt wird die Einführungsphase der neuen Pflegeausbildung durch die „Ausbildungsoffensive Pflege“. Insgesamt ist die Zahl der begonnenen Pflegefachausbildungen seit Beginn dieser Legislaturperiode um 13,5 Prozent gestiegen.

Die Löhne in der Pflege steigen und tragen zu mehr Wertschätzung und besseren Arbeitsbedingungen bei. In dieser Legislaturperiode betrug der Lohnzuwachs in der Altenpflege insgesamt 15,6 Prozent sowie in der Gesundheits- und Krankenpflege 9,8 Prozent (bis 2020). Damit liegt die Lohnentwicklung der beruflich Pflegenden deutlich über der durchschnittlichen Lohnentwicklung aller Branchen mit einem Gesamtanstieg von 6,8 Prozent.

Der Bericht erläutert die Umsetzung der für bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen vereinbarten KAP-Maßnahmen. Dazu gehören:
Alle Pflegeeinrichtungen in der Altenpflege müssen Pflege- und Betreuungskräfte zukünftig nach Tarif entlohnen.

In der Altenpflege wurden mehr Pflegefachkraft- und Pflegehilfskraftstellen geschaffen. Das bundeseinheitliche Personalbemessungsverfahren wurde gesetzlich verankert.

Für Krankenhäuser wird gesetzlich vorgegeben, ein wissenschaftlich fundiertes Personalbemessungsverfahren zu entwickeln.
Die Ausbildungsoffensive Pflege wird weiter umgesetzt. Der Start der neuen Ausbildungen wird durch die Kampagne „Mach Karriere als Mensch!“ begleitet; der Bund unterstützt die Länder bei der Einführungsphase der neuen Pflegeausbildung mit einem Förderprogramm.

Die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit bei beruflichen Weiterbildungen wurden ausgeweitet. Der erweiterte Zugang zur Weiterbildungsförderung für Beschäftigte, die Ausweitung der Förderleistungen und die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Förderung des Nachholens eines Berufsabschlusses leisten einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Pflege.

Die durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz angepassten Rahmenbedingungen für die Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten werden verstärkt genutzt, u.a. durch Anwerbeaktivitäten der Bundesagentur für Arbeit. Dies umfasst beispielsweise die Vereinbarung von Vermittlungsabsprachen zur Gewinnung von Pflegefachkräften mit Drittstaaten. Für den Bereich der Anwerbung auch außerhalb der Projekte der Bundesagentur für Arbeit werden z.B. die Visaverfahren nach § 81a Aufenthaltsgesetz sowie die Anerkennungsverfahren und Integrationsmaßnahmen unterstützt.

Die Vereinfachung und Beschleunigung von Modellen zur Übertragung ärztlicher Aufgaben auf Pflegefachpersonen verbessern die Versorgung und schaffen attraktivere berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Pflegefachpersonen haben jetzt mehr Befugnisse in der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Ihre Fachkompetenz wird dadurch besser wahrgenommen und eingesetzt. Zugleich werden Versorgungsabläufe optimiert und vereinfacht.

Die Partner der KAP machen durch Gute-Praxis-Beispiele deutlich, wie bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in der verbandlichen, vertraglichen und betrieblichen Praxis umgesetzt werden können.

Die KAP-Partner setzen die gesetzlichen Regelungen, die in dieser Legislaturperiode zur Digitalisierung auf den Weg gebracht wurden, kontinuierlich um, damit der Digitalisierungsgrad in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern weiter erhöht und Pflegekräfte dadurch entlastet werden.

Die drei Bundesministerien BMG, BMFSFJ und BMAS haben zu Beginn dieser Legislaturperiode, im Juli 2018, die Konzertierte Aktion Pflege ins Leben gerufen, um den Arbeitsalltag von Pflegekräften spürbar zu verbessern. Zusammen mit den Ländern, Pflegeberufs- und Pflegeberufsausbildungsverbänden, Verbänden der Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, den Kirchen, Pflege- und Krankenkassen, Betroffenenverbänden, der Berufsgenossenschaft, der Bundesagentur für Arbeit sowie den Sozialpartnern wurden in fünf Arbeitsgruppen konkrete Maßnahmen vereinbart und seitdem umgesetzt.

Weitere Informationen sowie den Vereinbarungstext im Wortlaut finden Sie unter:
www.bundesgesundheitsministerium.de
Informationen zur neuen Pflegeausbildung finden Sie unter:
www.pflegeausbildung.net


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Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


Die vorstehende Pressemitteilung kann mit Rücksicht auf die bevorstehende Bundestagswahl als Werbebrief verstanden werden. Es hat zwar einzelne Regelungen gegeben, die positive Entwicklungen begünstigen sollen. In Wirklichkeit hat sich aber an dem seit vielen Jahren beklagten Pflegenotstand nichts geändert. Mit Rücksicht auf die zunehmende Zahl der pflegebedürftigen Menschen und dem damit wachsenden Bedarf an Pflegekräften wird alles noch schlimmer. Es bleibt festzustellen, dass es die Bundesregierung nicht geschafft hat, die Pflegebedingungen in Deutschland entscheidend zu verbessern. Diese Einschätzung wird übrigens von den meisten Verbänden, die am Pflegegeschehen irgendwie beteiligt sind, geteilt. - Siehe auch den Bericht der Ärzte Zeitung vom 20.08.2021 > https://www.aerztezeitung.de/Politik/Bu ... 20[rundate] Werner Schell

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So schlimm wird die Pflegekrise - Quarks bringt es aktuell noch mal auf den Punkt > viewtopic.php?f=4&t=22&p=2211#p2211

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Pflegepersonal in Langzeiteinrichtungen am Anschlag

Beitrag von WernerSchell »

Pflegepersonal in Langzeiteinrichtungen am Anschlag
Zwei aktuelle Vorfälle zeigen dringenden Handlungsbedarf


Bis Pflegefachpersonen sich mit einem offenen Brief an die Zeitung oder mit einem Notruf an die Polizei wenden, muss viel passieren. So geschehen offenbar in zwei Einrichtungen eines Betreibers von Senioreneinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, wie Neue Westfälische und Westfalen-Blatt berichteten. Die Klärung der genauen Umstände steht aus, aber beide Vorfälle werfen ein grelles Schlaglicht auf die Situation in der Altenpflege und sind das Ergebnis des Versagens der politischen Entscheidungsträger in diesem Sektor.

„Wir sehen hier die Folgen eines völlig unzureichend kontrollierten Marktes, dessen Ziele möglichst hohe Renditen sind. Die Qualität der pflegerischen Versorgung spielt hierbei kaum eine Rolle, und hierunter leiden pflegebedürftige Menschen und beruflich Pflegende gleichermaßen“, sagt Martin Dichter, Vorsitzender des DBfK Nordwest e.V. Zwecks Gewinnmaximierung wird an der Personalschraube gedreht und beruflich Pflegende werden ausgequetscht, bis sie nicht mehr können. Das führt zur Gefährdung von Leib und Leben von Bewohnerinnen und Bewohnern genauso wie von Pflegenden.

Der DBfK kritisiert diese unheilvolle Entwicklung seit Jahren und fordert verbindliche Personalmindeststandards in Tag- und Nachtdienst, die zwingend einzuhalten sind – so zum Beispiel in einer Stellungnahme aus dem Jahr 20181) oder in einem Positionspapier 20162). Als absoluten Minimalstandard für die sogenannte Nurse to Resident Ratio – also die Relation von Pflegefachpersonal zu Bewohner/innen – hat der DBfK schon damals 1 zu 8 für den Tagdienst und 1 zu 30 für den Nachtdienst gefordert. Wie weit die Realität zwischen dieser Minimalforderung und dem pflegerischen Alltag klafft, zeigt auch eine eindrückliche Bestandsaufnahme der Situation im Nachtdienst durch die Universität Witten-Herdecke3), der zufolge schon im Jahr 2015 eine Pflegefachperson im Nachtdienst durchschnittlich für 52 Bewohnerinnen und Bewohnern zuständig war.
„Seither ist nichts besser geworden“, beklagt Martin Dichter. „Ganz im Gegenteil. Die weder leistungs- noch verantwortungsgerechte Vergütung hat eine weitere Abwanderung von Pflegefachpersonen aus den Langzeiteinrichtungen und eine Ausdünnung der Personaldecke befördert. Und die immer extremer werdenden Arbeitsbelastungen bewirken eine kürzere Verweildauer im Beruf und verkürzte Arbeitszeiten. Die Teilzeitquote in der Altenhilfe liegt der Pflegestatistik 2019 zufolge bei 63%4). Stellen im Altenpflegesektor sind laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit am längsten unbesetzt: rund ein halbes Jahr! All dies sind Symptome der zuvor skizzierten unheilvollen Entwicklung. Hier muss die Politik dringend mit gesetzlich definierten Mindestpersonalvorgaben gegensteuern. Sie wären zeitnah auf Länderebene umsetzbar, wie das Beispiel Bremen zeigt. Alle bisher auf Bundesebene ergriffenen Maßnahmen einschließlich des Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes oder der Konzertierten Aktion Pflege sind unzureichend.“

Der DBfK ruft Pflegefachpersonen dazu auf, belastende und gefährdende Arbeitsbedingungen nicht länger hinzunehmen, sondern mit den entsprechenden Anzeigen auf den Arbeitgeber und im Bedarfsfall auf die zuständigen Kontrollinstanzen wie WTG-Behörde (ehemals Heimaufsicht) und Medizinischer Dienst (MD) zuzugehen, bevor die Situation eskaliert. Der DBfK berät dabei – und er rät zum Arbeitgeberwechsel, wenn dieser nicht reagiert. Niemand muss sich bis zur Selbst- oder Fremdgefährdung ausbeuten lassen.
1. https://www.dbfk.de/media/docs/regional ... -01-22.pdf
2. https://www.dbfk.de/media/docs/download ... -05-30.pdf
3. http://dzd.blog.uni-wh.de/index.html%3Fp=11117.html
4. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesel ... cationFile

Quelle: Pressemitteilung vom 02.09.2021
Katharina von Croy M.A. | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Geschäftsstelle | Bödekerstr. 56 | D-30161 Hannover
Regionalvertretung Nord | Am Hochkamp 14 | D-23611 Bad Schwartau
Regionalvertretung West | Beethovenstraße 32 | D-45128 Essen
Telefon +49 511 696844-136 | Mobil +151 42228489 | nordwest@dbfk.de
www.dbfk.de


Attachments
2021_09_02_PM Pflegepersonal am Anschlag.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... 1_09_02_PM Pflege~nal am Anschlag.pdf


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Zum Thema "Überlastungsanzeige / Gefährdungsanzeige in der Pflege" habe ich wiederholt informiert und nach meiner Buchveröffentlichung ("100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" > http://www.wernerschell.de/Buchtipps/10 ... tungen.php ) u.a. auf ein insoweit bedeutsames Urteil des Arbeitsgerichts Göttingen vom 14.12.2017 aufmerksam gemacht. Diese Entscheidung ist mit Urteil des Landesarbeitsgerichts Niedersachen vom 12.09.2018 bestätigt worden. Zu diesem Thema habe ich in der Z. "Kinderkrankenschwester", 03/2019, Seite 80ff., nochmals die Rechtlage erläutert und getitelt:

"Beschäftigte sind nach dem Arbeitsschutzrecht immer dann zu einer Anzeige beim Arbeitgeber verpflichtet, wenn nach subjektiver Einschätzung von einer konkreten Gefährdungslage ausgegangen werden kann".

Werner Schell >>> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =5&t=20253


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Die Zeitschrift "Die Schwester / Der Pfleger", Ausgabe September 2021, befasst sich in vielfältiger Weise mit dem Pflegenotstand. In dem Beitrag "Weitere vier Jahre Stillstand können wir uns nicht erlauben", wird u.a. herausgehoben bemerkt:

"Für die berufliche Pflege hat sich unter Jens Spahn nichts verbessert. Er hat weder die Personalausstattung verbessert noch für attraktive Arbeitsbedingungen gesorgt."

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Personalausstattung ist Schlüssel für sichere Versorgung

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Personalausstattung ist Schlüssel für sichere Versorgung
DBfK zum Welttag der Patientensicherheit


„Mach Dich stark für Patientensicherheit. Sicher vom ersten Atemzug an!“ lautet das Motto des diesjährigen Tags der Patientensicherheit. Seit 2019 begeht die WHO jährlich am 17. September den Aktionstag. Ohne eine bedarfsgerechte Personalausstattung sei Patientensicherheit nicht zu haben, sagt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).

Mütter- und Kindersterblichkeit gehen seit Jahren weltweit zurück[1], aber das Risiko für Mütter und Kinder im Zeitraum um die Geburt zu versterben, ist ungleich verteilt. Wenn die gesundheitliche Infrastruktur unzureichend ist, werden Komplikationen während Schwangerschaft, Geburt und in den ersten Wochen nach der Entbindung zum Risiko für Mutter und Kind. Eine kompetente Gesundheitsversorgung und Schwangerschaftsbegleitung durch Fachpersonen sind für die Sicherheit unverzichtbar.

„Auch wenn in Deutschland die Sterblichkeitsraten verhältnismäßig gering sind, so sterben doch auch hier jährlich Mütter und Kinder rund um die Geburt“, so DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. „Wir alle wissen seit langem, dass die flächendeckende Versorgungssituation durch Hebammen und regional auch durch Kinderärzt/innen schwierig ist. Es gibt aber bei uns nicht nur rund um die Geburt ein Problem. In der Gesundheitsversorgung und Pflege allgemein, werden wir ohne grundlegende Reformen riesige Versorgungsprobleme kommen. Wir brauchen mehr gut qualifiziertes pflegerisches Personal und wir werden die Primärversorgung insgesamt neu denken müssen. Dabei muss endlich das Potenzial von Pflegefachpersonen genutzt werden. Familiengesundheitspflege, School Nurses und Community Health Nurses erweitern die Primärversorgung und tragen so zur Sicherheit nicht nur aber eben auch von Müttern und Kindern bei. Und das schon bevor die Menschen überhaupt zu Patient/innen werden.“

Zum Tag der Patientensicherheit finden deutschlandweit Aktionen statt, die man über die Website des Aktionsbündnisses Patientensicherheit unter www.tag-der-patientensicherheit.de abrufen kann. Die WHO schlägt zudem vor, Häuser und Gebäude am 17. September in Orange leuchten zu lassen.

[1] https://www.unicef.de/informieren/aktue ... eit/199458

Quelle: Pressemittilung vom 16.09.2021
Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 30 | Fax 030-219157-77
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Gefährliche Scheintransparenz über Pflegepersonalausstattung in Krankenhäusern

Beitrag von WernerSchell »

Gefährliche Scheintransparenz über Pflegepersonalausstattung in Krankenhäusern
DBfK zur Veröffentlichung der Pflegepersonalquotienten



Die mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz (PpSG) eingeführten Pflegepersonalquotienten sind erstmals auf der Internetseite des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) veröffentlicht worden. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) macht deutlich, dass damit keinesfalls eine Vergleichbarkeit der jeweiligen Pflegepersonalausstattung in den Krankenhäusern bestehe.

Die Ermittlung der Pflegepersonalquotienten erfolgt jährlich durch das InEK, das die Quotienten auf Grundlage des Pflegelast-Kataloges berechnet. „Hiermit wird suggeriert, der Katalog bilde den Pflegeaufwand im Sinne von Pflegezeitaufwand oder im Sinne von erbrachten Pflegeleistungen ab. Das ist absolut falsch“, sagt Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des DBfK, da der Pflegelast-Katalog lediglich den in die DRG-Kalkulation eingegangenen Kostenanteil für die Pflegepersonalkosten abbilde. „Damit geben die Pflegepersonalquotienten keinerlei Auskunft über das reale Verhältnis zwischen angefallenem Pflegeaufwand und tatsächlicher Personalbesetzung.“ Der DBfK hat seine grundsätzliche Kritik am Pflegepersonalquotienten in einem Positionspapier1 formuliert.

„Das InEK hat die Daten für 2020 ausgewertet und schreibt selbst, dass die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig seien. Das ist Schönrederei: Die Daten sind aufgrund von Corona überhaupt nicht brauchbar, nicht nur wegen der Corona-Patient:innen, sondern weil alle Krankenhäuser aufgefordert waren, Betten freizuhalten“, so Klapper weiter. „Es ist eine Falschbehauptung – sowohl im Gesetz als auch durch InEK –, dass der Pflegepersonalquotient das Verhältnis von Pflegebedarf und Personalbesetzung abbildet und damit eine Vergleichbarkeit über die Pflegepersonalausstattung in den Krankenhäusern biete. Dies wird vielfach einfach übernommen und als Wahrheit verbreitet. Das ist eine gefährliche Scheintransparenz. Die veröffentlichten Pflegepersonalquotienten sind eine Farce, sie besitzen keinerlei Aussagekraft. Stattdessen muss als Sofortmaßnahme interimsmäßig eine bereits entwickelte PPR 2.0 eingeführt werden“, fordert Klapper.

1 DBfK Positionspapier zum Pflegepersonalquotient online abrufbar unter: https://www.dbfk.de/media/docs/download ... _Final.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 07.10.2021
Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 30 | Fax 030-219157-77
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Wir wissen, dass 2030 circa 500.000 Pflegekräfte fehlen werden

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Deutsches Ärzteblatt vom 12.10.2021:
„Wir wissen, dass 2030 circa 500.000 Pflegekräfte fehlen werden“
Berlin – Morgen beginnt in Berlin der Deutsche Pflegetag. Im Vorfeld erklärt die neue Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ), wie sie die Maßnahmen der letzten Bundesregierung zur Behebung des Pflegemangels bewertet und was sie nun von der kommenden Regierung erwartet.
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e


Dazu eine Anmerkung:
Alles seit Jahren bekannt!
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Ende des Pflegestreiks - Gratulation zur Einigung

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Ende des Pflegestreiks
Der DBfK Nordost gratuliert den Beschäftigten der landeseigenen Kliniken zur Einigung


Am Abend des 12.10.2010 haben sich die Verhandelnden auf Seiten von Vivantes und Verdi nach einem einmonatigen Streik auf die Eckpunkte eines Entlastungstarifvertrages einigen können.

Der DBfK Nordost e. V. begrüßt das Ergebnis der Verhandlungen und gratuliert den Beteiligten zu dem Ergebnis. „Eine Aufstockung des Personals um 1500 Stellen, wie sie das Eckpunktepapier vorsieht, ist ein lang überfälliger Schritt in die richtige Richtung“, so Ulla Hedemann, Vorstandsmitglied im Regionalverband Nordost. Auch dass die einzustellenden Kolleg:innen vorwiegend examinierte Fachpersonen sein sollen, zeige, dass Vivantes erkannt habe, dass nur ausreichend qualifiziertes Personal auch wirklich für Entlastung sorgen könne, so Hedemann weiter. Die Aufstockung der Personal-Patient:innen-Quote über das gesetzlich geforderte Maß hinaus, sei dabei ein besonders wichtiger Erfolg der Verhandelnden, da sich daraus unmittelbar die Qualität der pflegerischen Versorgung ableiten ließe. Sollte diese Quote unterschritten werden, steht den Beschäftigten gestaffelter Freizeitanspruch oder Geld zu. In welcher Höhe diese Zahlungen bzw. die Freizeit zuerkannt werden, müsse noch verhandelt werden.
Auch das Pflegepersonal an der Charité soll laut Vertrag um ca. 750 Personen aufgestockt werden.
Besonderen Wert sei bei den Verhandlungen auch auf die Verbesserung der Situation der Auszubildenden gelegt worden. Die Ausstattung mit elektronischen Hilfsmitteln sei ein guter Anfang, so Jannik Müller, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DBfK Nordost e. V. „Allerdings ist es mit Tablets nicht getan“, so Müller weiter, „das Verhältnis von Lehrenden zu Auszubildenden muss dringend verbessert werden! Und dafür braucht es mehr Pflegepädagog:innen.“
Trotzdem freuen wir uns natürlich für die Kolleg:innen an den landeseigenen Einrichtungen und sind sicher, dass die wissenschaftliche Evaluation des Tarifabschlusses in drei Jahren, die positiven Folgen der angestoßenen Veränderungen wird nachweisen können, so Müller abschließend.

Quelle. Pressemitteilung vom 14.10.2021
DBfK Nordost e.V.
Alt-Moabit 91
10559 Berlin
Ansprechpartnerin:
Dr. Natalie Sharifzadeh
T +49 30 20 89 87 260

F +49 30 20 89 87 289
nordost@dbfk.de
www.dbfk.de
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