Angemessene Personalbemessungssysteme sind für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zwingend geboten

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe
WernerSchell
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Kampagne gegen die Caritas - Das sollten Campact Unterzeichnende wissen!

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"Brutale Caritas" heißt es in der aktuellen Campact Kampagne, in der zur Unterzeichnung einer Petition aufgerufen wird, die Abgesagtes wieder auf die Tagesordnung holen soll. Wer das unterzeichnen will, der sollte sich tiefer gehende Gedanken zu Gemüte führen und sich fragen, ob dann noch eine Unterschrift gegeben werden will! - Dazu gibt es den nachfolgenden Kommentar von Dr. Hanno Heil, der aufzeigt, welche Fragen wirklich zu stellen sind.

Aktuelle Kampagne gegen die Caritas
Das sollten Campact Unterzeichnende wissen!


Ein Kommentar von Dr. Hanno Heil.

Es wundert schon sehr, wie aktuell auf die caritativen Arbeitgeber, die seit Jahrzehnten trotz mangelnder Refinanzierung Tariflöhne gezahlt haben, mittels einer Campact Kampagne eingeprügelt wird! („brutale Caritas“)? Wieso wird nicht kritisiert, dass die Politik zulässt, dass Versorgungsverträge geschlossen werden mit Anbietern, die Dumpinglöhne zahlen? Die Forderung, hier einen Riegel vorzuschieben ist nicht neu. Das wäre eine Kampagne wert gewesen.
Ist es nicht seltsam, dass die Politik für die Durchsetzung eines „mittelmäßigen Tarifs“ die Mitarbeitenden und Dienstgeber von Caritas und Diakonie einbeziehen will, ohne dass dieser „mittelmäßige Tarif“ auf deren Löhne Einfluss hätte? Und dass es erklärtes Ziel der dann zwangsweise eingebundenen Dienstgeber außerhalb der Wohlfahrtsverbände ist, diesen Tarif nicht zu zahlen? So ein Konstrukt soll kluge Politik sein?
Die Hintergründe des Streits, der sich über Jahrzehnte - seit Beginn der Pflegeversicherung - hinzieht haben vor allem mit der „Marktöffnung“ der Altenpflege zu tun. Der "externe Vergleich" blockierte jahrelang die Refinanzierung der Tariflöhne der Caritas. Das fand zugunsten privater Anbieter statt, die dann insolvente Einrichtungen der Wohlfahrtspflege "einkaufen" konnten, um mit Haustarifen die Mitarbeitenden abzuspeisen. Über Jahre musste die Caritas gegen diese Gesetzesregelung streiten bis im Gesetz stand, dass tariflich vereinbarte Löhne als wirtschaftlich anerkannt werden müssen und nicht nur ein Mittelwert zwischen Dumping- und Caritaslohn refinanziert wird. Genau dieser Mittelwert wird jedoch angesteuert, wenn die Forderungen der Kampagne zur Umsetzung kommen. Eine bessere Vorlage für die Wiederauflage des externen Vergleichs in neuem Gewand könnte man nicht liefern! Man muss nur auf die Gewichte der Interessen schauen, die diesen Mittelwert anzielen: Pflegeversicherung, private Anbieter, Kommunen, Politik... nicht heute, aber morgen wird sich die Waage wieder in die andere Richtung neigen. Und dann kann wieder eine Kampagne starten - gegen die Caritas, die ihre Einrichtungen nicht mehr refinanzieren kann, sie schließen muss und an private Anbieter verkauft….
Es geht nicht um die Abwerbung von guten Mitarbeitenden durch die Caritas. Seit langem werben die privaten Anbieter mit hohen Löhnen und Zusatzleistungen Fach- und Führungskräfte aus der Caritas ab, zu Lasten der Entlohnung ihrer Hilfskräfte. Hier zeigt sich die Differenz zwischen den Löhnen der Caritas und denen anderer Anbieter am deutlichsten (siehe Gehaltsvergleich des VKAD) Vor Unterzeichnung sollte man sich über Lohnspreizungen und Personalpolitik in der privaten Pflegebranche informieren!
Zum Thema Wettbewerb: nach Argumentation von Campact hätten die Caritas-Dienstgeber keine bessere Gelegenheit gehabt, ihre privaten MitbewerberInnen aus dem Feld zu schlagen. Die Erhöhung der Personalkosten, die immerhin ca. 60-80% der Gesamtkosten einer Einrichtung betragen, hätte das Geschäftsmodell dieser Gruppe erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Aber die Caritas verfolgt kein Wettbewerbsmodell der Monopolisierung und Skalierung der Trägergrößen aus Renditeüberlegungen.
Was das Personal im Wettbewerb angeht: Pflegekräfte wechseln nur zu einem geringen Teil aus finanziellen Gründen den Arbeitgeber. Der Anteil von Frauen in diesem Berufsfeld ist überdurchschnittlich. Und leider ist es so, dass Frauen eine geringere Mobilität aufgezwungen wird da sie immer noch mehrheitlich eine Beschäftigung im Nahbereich suchen müssen um privaten Sorgeverpflichtungen (Kinder, Großeltern, Nachbarschaft) Rechnung zu tragen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Solidarität der Pflegenden mit den konkret von ihnen gepflegten Personen. Der Personalmarkt in der Pflege ist nicht mit Plattheiten zu erklären.
Ähnliche Gründe sind dafür zu suchen, weshalb der gewerkschaftliche Organisationsgrad von Pflegekräften so gering ist. Es sollte zu denken geben, wenn eine große Gewerkschaft („Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will….“ mit dem Ausbau flächendeckender Organisation und Streiks in der Altenpflege ihre Ziele nicht durchsetzen kann und dann auf die „Schwestern und Brüder“ der katholischen Kirche angewiesen ist H Die erste Zeile des oben zitierten Arbeiterliedes hieß aber auch: Mann der Arbeit, aufgewacht!“ Heute geht es um Frauen-Power und die hat – Überraschung! - im AVR System der Caritas offenbar einen besseren Weg gefunden, um zu einem gerechten Lohn zu kommen.
Private Pflegeanbieter und – Investoren (Rendite garantiert zwischen 4% und 6% für den Endkunden!) sind für solche Kampagnen von Campact dankbar, genauso wie eine Politik, die seit zwei Jahren wissen könnte, dass der allgemeinverbindliche Pflegetarif ein totes Pferd ist. Aber sie hat es gerne geritten ("Man tut was!"), um den Kadaver dann vor den Pflegeeinrichtungen zu entsorgen, die einen guten Tarif bezahlen. Und nicht zuletzt für die VERDI ist es entlastend, den Ärger über schlechte Entlohnung bei der Caritas abladen zu können, wenn man mit eigenen Mitteln nicht zum Erfolg kommt.
Wenn man die Augen davor verschließt, dass die Rahmung der Altenpflege in Deutschland seit mehr als einem Vierteljahrhundert falsch aufgestellt ist, nämlich mit einem Wettbewerbsmodell in einem Bereich, der von seinen Inhalten und den dort pflegenden und gepflegten Personen Gemeinwohl-ökonomisch (www.ecogood.de) aufgebaut werden müsste, der kann sich in den Einzelfragen, wie hier in einer vermeintlichen Tariffrage, nur verirren.


Quelle: Mitteilung vom 19.03.2021
Andreas Wedeking
Geschäftsführer
Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD)
Reinhardtstraße 13
10117 Berlin
Tel. 030 284447-852
Fax 0761 200-710
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E-Mail: vkad@caritas.de
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Große Kulleraugen allein helfen nicht gegen Berufsflucht aus der Pflege

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Pflegegewerkschaft BochumerBund:
Große Kulleraugen allein helfen nicht gegen Berufsflucht aus der Pflege


BOCHUM. "Es spricht für die Leidensfähigkeit unserer Berufsgruppe, dass die Zahl der Pflegekräfte zwischen April und Juli 2020 lediglich um rund 9.000 zurückgegangen ist. Und das trotz katastrophaler Zustände in der Pflege, egal, ob wir gerade eine Pandemie bewältigen müssen oder nicht." Darauf weist Clarissa Fritze genannt Grußdorf hin, stellvertretende Vorsitzende der Pflegegewerkschaft BochumerBund. Zwar höre sich eine Zahl wie 9.000, angesichts von rund 1,8 Millionen Beschäftigten in der Pflege, zunächst nicht besonders beunruhigend an: "Allerdings entspricht sie rund zehn Prozent aller Pflegefachkräfte in Niedersachsen – und dahinter stehen tausende Kinder, Kranke und alte Menschen, die keine professionelle Pflege erhalten können. Allein an diesem Beispiel wird deutlich, wie dramatisch dieser Rückgang in Wirklichkeit ist."

Ob sich diese Entwicklung zu einem dauerhaften Trend entwickle, bleibe abzuwarten. Kerstin Paulus, Beisitzerin im BochumerBund-Vorstand: "Die Bevölkerung muss allerdings mit dem Schlimmsten rechnen." Denn die Gesundheitspolitik habe es in Jahrzehnten, trotz aller Warnungen aus dem Berufsstand, nicht geschafft, die Pflege zukunftssicher aufzustellen: "Die Probleme wie Pflegekräftemangel oder schlechte Bezahlung, über die jetzt so viel geredet wird, sind nun wirklich nicht wie aus heiterem Himmel gekommen."

Clarissa Fritze genannt Grußdorf ergänzt: „Und doch tun alle politisch Verantwortlichen überrascht, mimen Betroffenheit, bekommen große Kulleraugen und vergießen Krokodilstränen. Gleichzeitig zeigen sie ganz offen, dass sich ihre angebliche Wertschätzung für uns Pflegende gegen Null bewegt, indem sie Pflegepersonaluntergrenzen aussetzen, die Ruhezeiten reduzieren oder die erlaubte Wochenarbeitszeit heraufsetzen. Klug sind solche Maßnahmen definitiv nicht, auch nicht in einer Ausnahmesituation wie in dieser Pandemie.“ Die körperlichen, seelischen und psychischen Belastungen seien so schwerwiegend, dass Berufsunfähigkeitsversicherungen Pflegekräfte oft ablehnen oder nur zu horrenden Summen versichern.

„Dadurch fehlt so viel Personal, dass Kolleginnen und Kollegen ihrer Gesundheit und ihrer Familie zuliebe aus dem Beruf aussteigen“, weiß Fritze genannt Grußdorf. „Dieser Schritt ist absolut nachvollziehbar.“ Um diesem Trend entgegenzuwirken, strebt der BochumerBund eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit in der Pflege an. „Damit ließe sich die Resilienz der Kolleginnen und Kollegen ausreichend stärken, damit sie es trotz aller Belastungen im Beruf gesund bis zur Rente zu schaffen.“

Bereits die Kündigungen einiger weniger Pflegepersonen könne zur Schließung von Wohnbereichen bzw. Stationen führen, wie Kerstin Paulus hervorhebt, die ebenfalls in der Intensivpflege arbeitet: "Damit fehlen ganz schnell Dutzende von Heimplätzen bzw. Klinikbetten und die pflegebedürftigen Menschen bezahlen dafür im schlechtesten Fall mit ihrem Leben." Deswegen müsse man auch vermeintliche Erfolgsmeldungen mit Vorsicht betrachten. Zwar steige die Zahl der Auszubildenden in den Pflegeberufen: "Doch rund ein Viertel von ihnen beendet die Ausbildung nicht oder steigen nach ihrem Abschluss direkt wieder aus dem Beruf aus. Es steht zu befürchten, dass dieser Anteil steigen wird. Schließlich wurden in der Pandemie ganze Jahrgänge regelrecht verheizt." Richtig gut seien die Ausbildungsbedingungen vor Ausbruch der Corona-Krise in vielen Betrieben allerdings auch nicht gewesen – ganz im Gegenteil.

Zur Verweildauer von Pflegekräften in ihrem Beruf wiederum kursieren sehr unterschiedliche Berechnungen. "Aber egal, ob Pflegende im Durchschnitt sechs, 7,5 oder 13,7 Jahre im erlernten Beruf tätig sind: viel zu viele Kolleginnen und Kollegen, die eine pflegerische Ausbildung absolviert haben, gehen mit einer anderen Tätigkeit in Rente", so Clarissa Fritze genannt Grußdorf. Auch dies reiße riesige Lücken in die pflegerische Versorgung, die andere kompensieren müssen: „Und so dreht sich die Negativ-Spirale weiter, bis der Beruf vollends zu Grunde gerichtet worden ist und die pflegerische Versorgung zusammenbricht.“

Die Pflegegewerkschaft BochumerBund fordert zur Verbesserung der Situation in der Pflege u. a. bessere Arbeitsbedingungen, eine deutlich höhere Entlohnung und mehr Mitspracherechte für Pflegende in pflegerelevanten Belangen, z. B. durch die Etablierung von Pflegekammern. Kerstin Paulus erwartet, dass bis zur Erfüllung der wichtigsten Gewerkschaftsforderungen noch ein langer und steiniger Weg zu gehen sein wird. Was aber nicht nur an fehlender Ernsthaftigkeit in Politik und Gesellschaft liege: „Leider fehlt bei zahlreichen Pflegenden nach wie vor das Verständnis dafür, wie wichtig es ist, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Aber nur, wenn sich viele aus unserem Berufsstand zusammentun, können wir etwas in der Pflege verbessern. Der BochumerBund bietet allen Pflegekräften eine Plattform, sich zu engagieren – nach unserem Motto 'von Pflegenden für Pflegende'.“

Mehr Informationen zur Pflegegewerkschaft finden sich unter www.bochumerbund.de.

Quelle: Pressemitteilung vom 20.03.2021
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Pflege > Statt immer weiterer Worthülsen lieber bessere Arbeitsbedingungen

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Pflegegewerkschaft BochumerBund:
Statt immer weiterer Worthülsen lieber bessere Arbeitsbedingungen


BOCHUM. Für die Pflegegewerkschaft BochumerBund ist auch nach der Ablehnung durch die Caritas ein allgemeingültiger Tarifvertrag für die Pflege noch nicht vom Tisch. „Es geht weiterhin darum, in unserer Branche neben den Löhnen auch die Arbeitsbedingungen zu verbessern“, unterstreicht Selma Möllenbeck, Beisitzerin im Vorstand der Pflegegewerkschaft. „Dazu zählen für uns beispielsweise planbare Arbeits- und Ruhezeiten.“ Die Altenpflegerin fordert daher endlich Taten: „Wir professionell Pflegenden sind schließlich nicht erst seit einem Jahr systemrelevant!“

Die Berufsgruppe habe sich in den vergangenen Jahrzehnten genug Worthülsen angehört: „Statt immer weiterer leerer Versprechungen gilt es, die katastrophalen Bedingungen von uns beruflich Pflegenden deutlich zu verbessern.“ Hier allerdings hat die Politik ihrer Meinung nach insbesondere in der Pandemie kaum positive Impulse gesetzt – ganz im Gegenteil. „Daher sollten vor allem in diesem Bundestagswahljahr 2021 alle beruflich Pflegenden die Wahlprogramme der Parteien mit der Realität abgleichen und hieraus an der Wahlurne Schlüsse ziehen“, so ihr Appell.

Aber das allein reiche nicht, unterstreicht die Gewerkschafterin: „Wir Pflegekräfte müssen diskutieren, wie es in der Pflege weitergehen soll.“ Es sei an der Zeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen: „Alle Pflegenden sollten sich für die Etablierung besserer Arbeitsbedingungen einsetzen. Denn nur in einem förderlichen Arbeitsumfeld können wir eine hohe Pflegequalität zugunsten der uns anvertrauten Menschen sicherstellen.“

BochumerBund-Beisitzerin Selma Möllenbeck bedauert, dass ein allgemeingültiger Tarifvertrag auf den letzten Metern an der Caritas gescheitert ist. Allerdings hält sie deren Befürchtung, dass die Kostenträger in Pflegesatzverhandlungen nur noch den allgemeinverbindlichen Tarifvertrag und keine höhere Entlohnung mehr anerkennen würden, für nicht unbegründet: „Eine Reform des gesamten Finanzierungssystems in der Pflege hat nur Sinn, wenn sie auch die notwendige finanzielle Wertschätzung unserer gesellschaftlich wichtigen Arbeit umfasst.“ Aber das allein reiche nicht: „Wir brauchen neben einer Reform der Pflegeversicherung einen vollumfassenden Vertrag, der speziell die Bedürfnisse der beruflich Pflegenden in den Mittelpunkt stellt.“

Weitere Informationen zur Pflegegewerkschaft BochumerBund finden sich unter www.bochumerbund.de.

Quelle: Pressemitteilung vom 21.03.2021
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Handlungs- und Pflegeschwerpunkt „Bewegung“ in Bezug zu den Personaluntergrenzen

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Deutsche Fachgesellschaft Aktivierend-therapeutische Pflege (DGATP) e.V.

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Positionspapier:
Handlungs- und Pflegeschwerpunkt „Bewegung“ in Bezug zu den Personaluntergrenzen

Die Aktivierend-therapeutische Pflege (ATP) ist ein ressourcenorientiertes, ganzheitliches, individuelles Pflegekonzept und besteht aus den Handlungs-und Pflegeschwerpunkten
 Aspekte der Beziehungsarbeit,
 Bewegung und
 Selbstversorgung.

Anlässlich aktueller Debatten um Pflegepersonaluntergrenzen (PpUG), Pflegeausbildung und Pflege als gesamtgesellschaftliche Herausforderung legt die Deutsche Fachgesellschaft Aktivierend-therapeutische Pflege e.V. (DGATP) mit dieser Veröffentlichung ihre Position zu dem zentralen Handlungs- und Pflegeschwerpunkt „Bewegung“ dar. Dieses Positionspapier folgt dem bereits Veröffentlichten zum Handlungsschwerpunkt „Aspekte der Beziehungsarbeit“.

Bewegen begründet die persönliche Unabhängigkeit, Lebensqualität und Teilhabe

Bewegung und ihre Förderung versteht die DGATP als aktivierend-therapeutischen Auftrag, um die Pflegebedürftigkeit zu lindern und/oder zu vermeiden.
Auch im Zuge der generalistischen Pflegeausbildung und bei der Einführung von evtl. zukünftigen Pflegeleistungserfassungssysteme ist die Förderung von Bewegung die Schlüsselanforderung und pflegerische Kernkompetenz mit der Intention, dass Personen mit kognitiven, motorischen, emotionalen, sozialen und psychischen Einschränkungen, Selbstständigkeit durch Bewegung anstreben und diese als Lebensqualität wahrnehmen. Ebenso zielt der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff (1.1.2017) auf die Erfassung von Selbstständigkeit ab.
Die gemeinsame dialogische Aushandlung der aktivierend - pflegerischen Unterstützung bei der Initiierung und Ausführung der Bewegung führt zur Motivation der betroffenen Personen, sich aktiv an der Planung und an der Umsetzung der Bewegungsziele zu beteiligen. Ihre Motivation kann als ein Erfolgsfaktor zur Bewältigung und Verhinderung von eingeschränkter Beweglichkeit und demnach auch von Pflegebedürftigkeit gesehen werden.
Die Pflegeprozessplanung erfolgt in Abhängigkeit der individuellen Ressourcen und Betroffenheit der Person. Die betroffenen Personen erfahren in einem geschützten, professionell gestalteten therapeutischen Rahmen (ATP ist eingebunden in einem multiprofessionellen Team verschiedener Berufsgruppen) das Erproben und Trainieren, das Erleben von Erfolgen oder Misserfolgen beim Wiedererlernen von Bewegungen und Alltagsaktivitäten.

Bewegungsförderung benötigt aufmerksame Begleitung und ausreichend Zeit durch speziell qualifizierte Pflegeexperten

Eingetretene Bewegungseinschränkungen können durch das (Wieder-) Erlernen undTraining physiologischer Bewegungsmuster positiv beeinflusst werden. Im Detail geht es um das Training der Wahrnehmung, das Verständnis und die Analyse der individuellen Bewegungserfahrung der Betroffenen mit Unterstützung Pflegender. Für diese Lern- und Trainingsanforderungen bedarf es personeller Ressourcen. Pflegende nutzen die Zeit für eine systematische pflegerische Befundung, die Einschätzung persönlicher Ressourcen der betroffenen Personen und stimmen ihre Zielsetzung mit
den Betroffen ab. Eine Zielerreichung ist stets abgestimmt auf die emotionale, körperliche, psychische und kognitive Verfassung der betroffenen Personen.
Auch die Festigung von Trainingserfolgen benötigt im weiteren Verlauf der pflegerischen Betreuung eine aufmerksame Begleitung. Gerade
Bewegungseinschränkungen gehen für die betroffenen Personen mit Angst vor unerwünschten Ereignissen einher, insbesondere dann, wenn sie diese bereits erleben mussten, wie z. B. Schmerzen, Stolpern oder Stürzen.

Fehlende professionelle Begleitung kann Immobilität fördern

Nehmen wir Pflegenden den betroffenen Personen die Bewegungsaktivitäten ab, indem wir diese übernehmen, weil es vermeintlich schneller geht, schaffen wir in unserer Gesellschaft Personen mit erlerntem hohen Pflegebedarf.
Kann eine professionelle Pflege/Begleitung von aktivierend-therapeutischer Alltagshandlungen nicht gewährleistet werden, besteht die Gefahr, dass die betroffenen Personen negative Kompensationsmechanismen erlernen. Diese führen durch das Benutzen zu erschwerten Bewegungsabläufen. In der Regel entstehen dadurch Einschränkungen des individuellen Bewegungsradius und es besteht die Gefahr der eigenen Ortsfixierung. Damit wird der der Immobilität Vorschub geleistet.

Qualifizierte Pflegende und ATP

„Der Handlungs- und Pflegeschwerpunkt „Bewegung“ bietet, bei ausreichender Zeitressource und fachlicher Expertise, viele Möglichkeiten Bewegung zu fördern, z.B. bei der Gestaltung von Bewegungsübergängen, zum Einnehmen stabiler, individueller Positionen im Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen an.
Die Förderung der Bewegung von betroffenen Personen unterstützt den gesundheitsförderlichen Ansatz bei den Pflegenden selbst. Ihre Investition in
Fachlichkeit und Zeit kann sie vor körperlich intensiver, unphysiologischer und die eigene Gesundheit schädigender Pflege immobiler Personen bewahren.

Positionen der Deutschen Fachgesellschaft für Aktivierend-therapeutische Pflege

Die Deutsche Fachgesellschaft für Aktivierend-therapeutische Pflege
 setzt sich für eine qualifizierte und quantitative personelle Besetzung ein, die die aktivierend- therapeutischen Anforderungen im Handlungsschwerpunkt der Bewegung im vollen Umfang berücksichtigen, um die Zielerreichung der betroffenen Personen und damit die konstruktive Vermeidung von Pflegebedürftigkeit nicht zu gefährden.
 setzt sich für die Vermittlung spezifischer Qualifikationen für alle pflegerischen Berufsgruppen ein. Die Besonderheiten der Aktivierend-therapeutischen Pflege sind curricular festgelegt, gelehrt, gelernt und werden umgesetzt.
 verweist explizit darauf, dass Aktivierend-therapeutische Pflege aufgrund der ressourcenorientierten Sichtweise auf die betroffenen Personen und ihre Angehörigen ein aktivierend--therapeutischen Selbstverständnis prägt, welches die Attraktivität erhöht.

Berlin, den 1.4.2020
Vorstand DGATP e.V.


Die Deutsche Fachgesellschaft Aktivierend-therapeutische Pflege (DGATP) e.V. setzt sich für Menschen jeden Alters in unterschiedlichen Fachbereichen mit körperlichen und/ oder kognitiven Einschränkungen und ihre Bezugspersonen ein, damit diese die bedarfs- und bedürfnisgerechte aktivierend-therapeutische Unterstützung, Pflege und Begleitung erhalten. Die Mitglieder der Fachgesellschaft arbeiten in den Fachbereichen Geriatrie, Neurologie, der fachübergreifenden Frührehabilitation sowie der Alten- und Behindertenhilfe. Die Deutsche Fachgesellschaft für Aktivierend-therapeutische Pflege e.V. ist der sektorenübergreifende Ansprechpartner für sämtliche Belange incl. der Pflegequalität der Aktivierentherapeutischen Pflege.
Vorstand: Friedhilde Bartels, Präsidentin, Susette Schumann, Vizepräsidentin, sowie Andrea Kuphal, Sekretärin
Postanschrift: DGATP e.V. c/o Diakonieverein, Glockenstraße 8, 14163 Berlin, E-Mail: dgatp.info@gmail.com


Mitteilung als pdf-Datei > https://static.wixstatic.com/media/217f ... d830d.webp
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Pflegegewerkschaft BochumerBund: Pflege ist kein Steuersparmodell

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Die Pflegegewerkschaft BochumerBund hält die vorgeschlagenen Steuernachlässe für Pflegende für eine Scheinlösung. Viel wichtiger sind ein Flächentarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen. Näheres in der nachfolgenden Pressemitteilung vom 02.04.2021!


Pflegegewerkschaft BochumerBund: Pflege ist kein Steuersparmodell

BOCHUM.– „Wenn wieder einmal Steuernachlässe für Pflegende ins Spiel gebracht werden, dann brennt der Busch“ – Darije Lazovic, Beisitzer im Vorstand der Pflegegewerkschaft BochumerBund (BB), betont, dass sich mit derartigen Scheinlösungen der Pflegekräftemangel nicht beheben lassen wird. Wichtiger seien ganz andere Dinge: „Was wir Pflegenden brauchen, sind ein Flächentarifvertrag und bessere Arbeitsbedingungen. Es mangelt nicht an Pflegekräften, weil unsere Berufsgruppe meint, zuviel Steuern zu bezahlen. Sondern weil in unserer beruflichen Wirklichkeit ein indiskutables Lohnniveau auf katastrophale Arbeitsbedingungen trifft.“ Entsprechende Vorschläge seien ebenso wenig zielführend wie ein Herumlaborieren an Symptomen.

Auch die BB-Vorstandsvorsitzende Heide Schneider kann derartigen Vorschlägen nichts abgewinnen: „Die Forderungen nach niedrigeren Steuern für Pflegende hören sich zwar gut an, dürften aber niemanden dazu bewegen, in die Pflege zu gehen oder einen angedachten Ausstieg aus der Pflege zu überdenken.“ Abgesehen davon sollte man sich auf gewährte Steuervorteile nicht verlassen: „In der Finanzpolitik regiert die Haushaltslage, nicht die Bedürfnisse der Pflegenden.“

Lazovic ergänzt: „Die Diskussion um Steuervorteile für unsere Berufsgruppe lenkt davon ab, dass wir bezüglich eines Flächentarifvertrags für die Pflege seit langem auf der Stelle treten.“ Die Dominanz privater Anbieterinnen und Anbieter sowie kirchlicher Trägerinnen und Träger, die mit Sonderrechten wie dem 3. Weg ausgestattet sind, sei für die Pflegenden definitiv kein Segen.

Daher fordert die Pflegegewerkschaft BochumerBund, dass die Privatisierung von Krankenhäusern oder Heimen gestoppt wird. „Stattdessen müssen sich Kommunen und Landkreise wieder verstärkt in der ambulanten, stationären sowie in der Akutversorgung engagieren“, so Heide Schneider. „Schließlich gehört die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Dementsprechend muss der Einfluss privater Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Pflege zurückgedrängt werden.“ Dann würden auch die Chancen auf einen Flächentarifvertrag steigen.

Weitere Informationen gibt es unter www.bochumerbund.de.

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Diakonie warnt vor Scheitern der Pflegereform: "Politik muss handeln - und zwar jetzt"

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Diakonie warnt vor Scheitern der Pflegereform: "Politik muss handeln - und zwar jetzt"

(Quelle: Diakonie Deutschland) Die Diakonie fordert von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, endlich seine Vorstellungen für eine Pflegereform vorzustellen. "Das Zeitfenster schließt sich. Wenn der Gesundheitsminister nicht in den nächsten Tagen mit einem offiziellen Entwurf raus kommt, scheitert eines der wichtigsten Vorhaben der Legislaturperiode", sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland.
"Was bisher aus dem Gesundheitsministerium an die Öffentlichkeit gedrungen ist, hat den Namen Pflegereform nicht verdient", sagt Loheide. "Dieses Papier ist kein diskutabler Entwurf, sondern ein gescheiterter Versuchsballon." Wenn Minister Spahn jetzt nicht schnell nachlege, laufe der Regierung die Zeit davon.
Die Diakonie erwartet eine nachhaltige Reform, die stabil finanziert ist.
"Kostensteigerungen dürfen nicht zu Lasten der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen gehen", sagt Loheide. "Die Pflege ist am Limit. Wir brauchen starke Signale, um den Pflegeberuf attraktiv zu machen." Dazu gehöre auch eine branchenweite bessere Bezahlung. "Wir bedauern, dass keine tarifliche Regelung zustande gekommen ist", sagt Loheide. "Eine Lösung für bessere Gehälter in der
Pflege muss in die Pflegereform eingebettet sein."
"Mit ihrer Konzertierten Aktion Pflege haben Gesundheitsminister Spahn, Familienministerin Giffey und Arbeitsminister Heil Wege aufgezeigt und hohe Erwartungen geweckt. Jetzt darf die Politik nicht hinter ihre Zusagen zurückfallen und muss handeln - und zwar bald", sagt Maria Loheide. "Die Koalition ist bis zum Ende der Legislaturperiode gewählt. Die Pflege taugt nicht für taktische Überlegungen im Vorwahlkampf."
Weitere Informationen:
Die Diakonie hat bereits im Sommer 2019 eigene - durchgerechnete - Vorschläge für eine Pflegereform gemacht:
https://www.diakonie.de/fileadmin/user_ ... reform.pdf

Quelle: Mitteilung vom 04.04.2021
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Beratgerstraße 36
44149 Dortmund
Tel.: 0231/ 579743
Fax: 0231/ 579754
E-Mail: info@vkm-rwl.de
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Den Pflegenden eine Zukunft sichern – Personalbemessung jetzt regeln

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Den Pflegenden eine Zukunft sichern – Personalbemessung jetzt regeln

Die Pandemie hat Deutschland weiter fest im Griff. Die Infektionszahlen steigen, die Anzahl freier Intensivbetten nimmt weiter ab und die beruflich Pflegenden arbeiten seit einem Jahr am Limit.

„Die dritte Pandemiewelle droht zu entgleisen – auch weil die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern mit einem harten Lockdown hadern“, sagt Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). „Wir benötigen jetzt klare und nachvollziehbare Regeln statt des bisherigen föderalen Flickenteppichs. Impfungen und Testungen müssen intensiviert und besser organisiert werden. Dass das geht, zeigen uns andere Staaten wie Großbritannien und die USA.“

Aber nicht nur in der Pandemiebekämpfung braucht es dem DBfK zufolge jetzt einen entschlossenen Kraftakt. Auch für die Zeit danach müsse vorgesorgt werden. „Die politisch Verantwortlichen unterschätzen vollständig, wie erschöpft insbesondere die Pflegenden sind“, warnt Bienstein. Pflegende in ausgewählten Krankenhäusern sollen aktuell eine zweite Corona-Prämie erhalten, die zwar laut DBfK etwas weniger ungerecht verteilt sei als die erste, aber die Pflegenden in anderen Sektoren gingen dabei wieder leer aus.

„Statt dieses Schönheitspflasters sollte der Gesundheitsminister sich lieber um Perspektiven bei der Personalausstattung kümmern“, so Bienstein. „Er verweigert sich der PPR 2.0 und ‚prüft‘ gerade einen Vorschlag für einen gesetzlichen Auftrag, den Deutscher Pflegerat, ver.di, Deutsche Krankenhaus Gesellschaft und der GKV-Spitzenverband ihm vorgeschlagen haben.“ Der Minister ziehe sich laut DBfK darauf zurück, dass seine Regelungen – Personaluntergrenzen und vor allem Refinanzierung jeder neuen Stelle – bessere Regelungen seien als eine PPR 2.0. Angesichts des leeren Stellenmarktes und der bevorstehenden Sparwelle nach der Bundestagswahl seien dies leere Versprechungen. Bienstein fordert: „Die Pflegenden in allen Sektoren haben eine nachhaltige Perspektive verdient. Sie muss jetzt kommen!“

Der DBfK appelliert darüber hinaus an alle Bürgerinnen und Bürger, die Schutzmaßnahmen weiterhin konsequent einzuhalten. Damit leiste jede und jeder Einzelne einen Beitrag zum eigenen Schutz, dem Schutz der Menschen in ihrem Umfeld und zur Entlastung der Menschen, die im Gesundheitswesen und der Pflege arbeiten.

Quelle: Pressemitteilung vom 12.04.2021
Anja Kathrin Hild | Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e. V.
hild@dbfk.de | www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157- 30 | Fax 030-219157-77
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Personalbemessung jetzt regeln!

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PRESSEMELDUNG
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen:
Berlin (12. April 2021, Nr. 13/2021)


Personalbemessung jetzt regeln!
Deutscher Pflegerat fordert PPR 2.0 und einen gesetzlichen Auftrag für die Entwicklung eines neuen Verfahrens


„Nach einem Jahr Pandemie sind alle erschöpft. Jede und jeder sehnt ein Ende herbei, doch die Lage entwickelt sich gerade in die andere Richtung. Wir brauchen umgehend einen harten Lockdown nach klaren Regeln. Gelingt das nicht, werden wir demnächst nicht mehr für alle an COVID-19 Erkrankten Intensivbetten haben," mahnt Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR).

„Die Pflegenden in den Kliniken – und nicht nur dort – sind erschöpft. Sie erleben hautnah, wie an COVID-19 schwer zu erkranken und zu sterben aussieht. Das ist eine ungeheure Belastung und das verlangt, dass Alle zur Entlastung der Lage beitragen. Deshalb appelliere ich an alle Menschen in Deutschland, die AHA-L-Regeln einzuhalten. Reduzieren Sie Ihre Kontakte, halten Sie Abstand, tragen Sie eine Maske. Sie retten damit Leben – möglicherweise Ihr eigenes!

Die Politik muss jetzt aber auch für die Zeit nach der Pandemie vorsorgen. Mit großer Sorge beobachten wir die Auswirkungen auf die Gesundheit der Pflegenden. Die Berichte, wonach viele daran denken, den Beruf nach der Pandemie zu verlassen, mehren sich. Hier gilt es gegenzusteuern. Deshalb muss jetzt in allen Sektoren in Personalbemessungsverfahren investiert werden, die nachhaltig wirken und mit deren Hilfe die chronische Unterbesetzung beendet wird. Nur wenn es eine glaubhafte Perspektive auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen gibt, werden wir Pflegende im Beruf halten und Menschen für den Beruf (zurück)gewinnen können.

Die Instrumente des Bundesgesundheitsministers für das Krankenhaus sind unzureichend. Sie bieten keine Perspektive für die Zeit nach der Bundestagswahl. Deshalb unterstreicht der Deutsche Pflegerat gemeinsam mit den Entwicklungspartnern ver.di und der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Forderung, jetzt die PPR 2.0 einzuführen. Zusätzlich ist der gesetzliche Auftrag für ein neues Personalbemessungsverfahren auf den Weg zu bringen. Für beides liegt ein umsetzbarer Vorschlag auf dem Tisch."

Ansprechpartner:
Dr. h.c. Franz Wagner
Präsident des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Telefon: (0 30) 398 77 303
Telefax: (0 30) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de
Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 16 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsident des Deutschen Pflegerats ist Dr. h.c. Franz Wagner. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Christine Vogler.

Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätsklinika e.V. Deutschland (VPU).
WernerSchell
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Überlastung der Pflegekräfte in der dritten Welle abwenden!

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Überlastung der Pflegekräfte in der dritten Welle abwenden!

DBfK Nordost fordert Maßnahmen, um Pflegekräfte durch eine schnelle und nachhaltige Senkung der Covid-19-Fallzahlen zu entlasten und den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten


Durch den schnellen Anstieg der Covid-19-Fallzahlen steht eine erneute Überlastung der beruflich Pflegenden in den Akut-Kliniken unmittelbar bevor. Auswirkungen sind auch in der ambulanten Pflege und in der Rehabilitation zu erwarten. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe Nordost (DBfK Nordost) fordert die Entscheidungsträger:innen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zum sofortigen Handeln auf. Die Fallzahlen müssen schnellstmöglich gesenkt und nachhaltig auf niedrigem Niveau gehalten werden. Ansonsten drohen unabsehbare Folgen für das medizinische Personal und die Bevölkerung.

Durch die dritte Welle der Covid-19-Pandemie steigt die Zahl der Menschen, die stationär und intensivmedizinisch behandelt werden müssen, kontinuierlich und spürbar an. Infolgedessen ist ein immer größerer Bedarf an Intensivbetten, aber vor allem auch an Pflegepersonal absehbar. „Wie bereits in den vorherigen Wellen der Pandemie zeigt sich die Pflege als einer der wichtigsten Faktoren bei der Versorgung der Patient:innen. Allerdings sind dabei nicht nur die Pflegenden auf den Intensivstationen betroffen, sondern alle Pflegekräfte, da sie andere Aufgaben übernehmen müssen“, betont Jannik Müller, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DBfK Nordost.
(Auch) Die Charité Berlin als größte Uniklinik Europas und weitere Kliniken der Maximalversorgung warnen vor einer kritischen Situation und schränken die Regelversorgung erneut ein. Aus zahlreichen Kliniken erreichen den DbfK Nordost Meldungen, dass die Pflegekräfte weiterhin am Limit arbeiten. Der Krankenhauskonzern Vivantes bietet seinen Beschäftigten einen Zuschlag von 100 Prozent für „Krisendienste“ an, um Kolleg:innen zu entlasten. „Bereits vor Beginn der Pandemie stand oft nicht ausreichend Pflegepersonal auf Intensivstationen zur Verfügung. Seit Beginn der Pandemie zeigt sich eine ununterbrochene Belastung des pflegerischen Personals auf breiter Front. Die sich jetzt aufbauende dritte Welle bringt kaum absehbare physische und psychische Folgen für die beruflich Pflegenden mit sich“, mahnt Markus Lauter, Vorstand des DBfK Nordost.
Die Pflegekräfte sind sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst und leisten Tag und Nacht harte Arbeit, um andere Menschen gut zu versorgen. Dennoch sind laut dem Weltverband der Pflegeberufe, dem International Council of Nurses (ICN), weltweit Millionen Pflegekräfte körperlich und geistig so erschöpft, dass sie den Beruf verlassen wollen. Schon Anfang des Jahres gaben in einer repräsentativen Umfrage 17 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland an, keine Motivation mehr für den Beruf zu haben.

„Wir befürchten, dass noch mehr Kolleg:innen den Pflegeberuf verlassen werden, wenn sie das Gefühl haben, in der dritten Welle alleingelassen zu werden. Bereits vor der Pandemie sind wichtige Reformen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften versäumt worden“, schildert Markus Lauter die Lage und formuliert klare Forderungen: „Jetzt müssen auf politischer Ebene alle Hebel in Gang gesetzt werden, um die Fallzahlen schnellstmöglich zu senken und nachhaltig niedrig zu halten. Infektionsschutzmaßnahmen müssen sich in einem schlüssigen Gesamtkonzept wiederfinden, damit eine fortdauernde Überlastung der beruflich Pflegenden abgewendet werden kann.“

Damit die Pflegekräfte dauerhaft im Beruf bleiben, müssen zudem die Bedingungen perspektivisch verbessert werden, unter denen Pflege stattfindet.. Dazu braucht es attraktivere Arbeitsbedingungen, eine bessere Bezahlung und mehr Mitspracherechte für Pflegekräfte. Der DBfK setzt sich für eine bedarfsorientierte Personalbemessung, ein Einstiegsgehalt von 4.000 Euro und die Selbstverwaltung des Berufs in Pflegekammern ein, um die gesellschaftliche Anerkennung zu steigern.

„Doch nicht nur die politischen Entscheidungsträger:innen sind jetzt gefordert, jede:r Einzelne kann einen Beitrag leisten. Wir fordern die gesamte Bevölkerung dazu auf, Risiken zur Ausweitung der Pandemie zu vermeiden. Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens auf eine professionelle pflegerische Versorgung angewiesen sein. Jetzt ist die Zeit, die Leistungen der Pflegekräfte anzuerkennen und Solidarität zu zeigen, die über Applaus hinausgeht“, erklärt Jannik Müller abschließend.

Quelle: Pressemitteilung vom 12.04.2021
DBfK Nordost e.V.
Alt-Moabit 91
10559 Berlin
Ansprechpartnerin:
Dr. Natalie Sharifzadeh
T +49 30 20 89 87 260
F +49 30 20 89 87 289
nordost@dbfk.de
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Pflege-Petition: STERN zieht schonungslose Bilanz der Politik von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Beitrag von WernerSchell »

Gruner+Jahr, STERN - Pressemitteilung vom 15.04.2021

Pflege-Petition: STERN zieht schonungslose Bilanz der Politik von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

- Offizielle Stellungnahme des Ministeriums zur Pflege-Petition sieht keinen neuen Handlungsbedarf
- Votum der Abgeordneten zur Petition steht noch aus
- Start einer dreiteiligen Serie, die die Stellungnahme des Ministeriums dem Realitätscheck unterzieht
- Jetzt lesen auf stern.de/stellungnahme >>> https://www.stern.de/gesundheit/pflegep ... 73310.html


Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Gehalt, mehr Wertschätzung für Pflegekräfte - das fordert die STERN-Bundestagspetition "Pflege braucht Würde" (LINK). Sie wird mitgetragen von zahlreichen Pflegekräften, Prominenten und 28 hochkarätigen Organisationen. Sie ist eine der erfolgreichsten Petitionen in der Geschichte des Bundestags. Die Zahl der Mitzeichnungen liegt mittlerweile bei mehr als 350.000. Und die Zahl wächst weiter an, denn auch nach Ablauf der Online-Zeichnungsfrist ist eine Unterstützung per Brief oder Fax noch möglich.

Vor sechs Wochen stand der Petent und STERN-Autor Dr. Bernhard Albrecht in einer Anhörung dem Petitionsausschuss Rede und Antwort, begleitet von Bernadette Klapper von der Robert Bosch-Stiftung. Die Abgeordneten stellten ihre Fragen wechselweise an ihn und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Der hinterließ den Eindruck, dass die Petition eigentlich überflüssig war: "Wir sind dran, nicht nur in Wort, sondern auch in Tat," sagte Spahn während der Anhörung. Das Bundesgesundheitsministerium sieht keinen neuen Handlungsbedarf. So liest sich ihre offizielle Stellungnahme an den Petitionsausschuss, dessen abschließendes Votum zur Petition noch aussteht, und die dem STERN jetzt vorliegt. Das Magazin unterzog die Stellungnahme dem Faktencheck und veröffentlicht das Ergebnis auf stern.de/stellungnahme.

Der Artikel ist Auftakt einer dreiteiligen Serie, die in den kommenden Wochen im STERN erscheint und in der Dr. Bernhard Albrecht die Forderungen der Pflege-Petition nacheinander durchdekliniert. Im ersten Teil geht er der ersten Forderung nach, die lautet: "Mehr Zeit für Patient:innen: verlässliche Arbeitszeiten. Entlastung von Bürokratie. Personalschlüssel nach echtem Bedarf. Sofortiges Handeln bei Unterbesetzung". Abhilfe beim Personalnotstand sollte Spahns im Jahr 2018 gestartete "Konzertierte Aktion Pflege" schaffen, so argumentiert das Ministerium in seiner Stellungnahme.

Das Fazit nach dem Faktencheck des STERN lautet: "Für die Personalnot an den Krankenhäusern heißt es leider: 'Gehen Sie zurück auf Los' - und warten Sie dort, bis das nächste 'Personalbemessungsinstrument' vorgestellt wird, vielleicht ja dann schon 34 Jahre nach dem ersten Versuch. Für die Altenpflege heißt es abwarten, ob jetzt wirklich geeignete Menschen in Massen in den Beruf strömen. Das hängt im Wesentlichen davon ab, wie attraktiv der Beruf künftig sein wird. Schulnote: 5+. Versetzung gefährdet."

Pressekontakt:
Sabine Grüngreiff
Gruner + Jahr GmbH
Leiterin Markenkommunikation
Telefon: 040 / 37 03 - 2468
E-Mail: gruengreiff.sabine@guj.de
Internet: www.stern.de

Quelle: https://www.presseportal.de/pm/6329/4889723
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