Angemessene Personalbemessungssysteme sind für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zwingend geboten

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe
WernerSchell
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Zahl der Beschäftigten im Pflegedienst in Kliniken binnen zehn Jahren um 18 % gestiegen

Beitrag von WernerSchell »

PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) Nr. N026 vom 11.05.2022

Zahl der Beschäftigten im Pflegedienst in Kliniken binnen zehn Jahren um 18 % gestiegen

• Knapp 486 100 Beschäftigte im Pflegedienst in Krankenhäusern zum 31.12.2020
• 954 000 Pflegekräfte arbeiteten 2019 in Heimen und ambulanten Diensten – fast zwei Drittel in Teilzeit
• Verdienste von Pflegefachkräften 2021 rund ein Drittel höher als 2011
• Zahl der anerkannten ausländischen Berufsabschlüsse weiter auf hohem Niveau


WIESBADEN – Seit Jahren steigt der Bedarf an Arbeitskräften im Pflegebereich. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie sind der Fachkräftemangel sowie die Arbeitsbedingungen in der Pflege noch stärker in den Blick gerückt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) aus Anlass des Internationalen Tages der Pflege am 12. Mai mitteilt, waren am 31.12.2020 in Deutschland knapp 486 100 Beschäftigte in Krankenhäusern in der Pflege tätig. Das waren 18 % mehr als zehn Jahre zuvor. Der überwiegende Teil (434 400 Pflegefach- und Pflegehilfskräfte oder 89 %) verfügte über eine spezifische pflegerische Ausbildung. Fast die Hälfte (49 %) der im Pflegedienst Beschäftigten arbeitete in Teilzeit – insgesamt 238 000 Personen.

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Die vollständige Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 611 75 3444
www.destatis.de/kontakt
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Brennpunkt Pflege - Carolin Kebekus Show ....

Beitrag von WernerSchell »

Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie waren sich ja eigentlich alle einig, dass Arbeitsbedingungen und Bezahlung in den Pflegeberufen besser werden müssen. Es haben doch sogar alle auf den Balkonen geklatscht! … Die Carolin Kebekus Show hat das Thema in einem "Brennpunkt "Pflege” am 19.05.2022 aufgegriffen (= Video, 07,00 Min., verfügbar bis 19.05.2023) … > https://www.ardmediathek.de/video/die-c ... TBmOWQxOTI
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"Pflege-Archiv" von Claus Fussek "endgelagert"

Beitrag von WernerSchell »

"Pflege-Archiv" von Claus Fussek "endgelagert"

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Claus Fussek hat am 04.06.2022 mitgeteilt, dass sein umfangreiches "Pflege-Archiv" nach Eintritt in den Ruhestand jetzt in Stuttgart bei der Robert-Bosch-Stiftung zur wissenschaftlichen Aus-/Aufarbeitung "endgelagert" wurde.
Wie sich aus der angefügten Presseinfo vom 27.06.2022 (> viewtopic.php?p=5571#p5571 ) ergibt, erfolgt die Verwaltung gemeinsam mit der BIVA.


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Kein Koalitionsvertrag mehr ohne verbindliche Vorgaben für den Nachtdienst in Pflegeheimen!

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DBfK Nordwest

Kein Koalitionsvertrag mehr ohne verbindliche Vorgaben für den Nachtdienst in Pflegeheimen!

Eine Übersicht des DBfK zu den geltenden Regelungen hinsichtlich der Personalbemessung im Nachtdienst in deutschen Pflegeheimen macht deutlich: Aktuell gibt es überhaupt in nur vier Bundesländern verbindliche Vorgaben für die Besetzung mit Pflegefachpersonen in den Nachtstunden. Die anderen zwölf Bundesländer lassen das ungeregelt, mit teils katastrophalen und gesundheitsgefährdenden Folgen.
„In Nordrhein-Westfalen z.B. dürfte eine Pflegefachperson in der Nacht theoretisch mehr als 100 pflegebedürftige Bewohner:innen versorgen“, stellt Martin Dichter, Vorsitzender des DBfK Nordwest, fest. „Es gibt keine verbindlichen Vorgaben, die das untersagen. Das zeigt sehr deutlich, dass die Personalsituation in der stationären Langzeitpflege dringend gesetzlich geregelt werden muss. Hinzu kommt der begriffliche Behördenwirrwarr in Bezug auf die Definition einer „Pflegekraft“ bzw. „Fachkraft“. Auch hier gibt es Wildwuchs im ganzen Land. Da hilft auch nicht der Verweis auf das Personalbemessungsverfahren (PeBeM), das ab 1. Juli 2023 die bisherigen Personalschlüssel in der stationären Langzeitpflege ablösen soll, denn die Personalbesetzung im Nachtdienst wird hier ausgeklammert.“
Außerdem muss jetzt gehandelt werden, nicht erst in einem Jahr. Der DBfK fordert daher die bestehenden sowie vor allem die neu zu bildenden Landesregierungen auf, verbindliche Regelungen unverzüglich einzuführen – auf der Grundlage der schon bestehenden. So schreibt z.B. Baden-Württemberg pro 45 Bewohner:innen eine „Fachkraft“ vor und bei 90 Bewohner:innen eine „Fachkraft“ sowie eine sonstige Beschäftigte. In Bayern und Bremen ist die Regelquote 1:40 bzw. 1+1:80, Sachsen-Anhalt dagegen verlangt bei bis zu 90 Bewohner:innen die Anwesenheit von nur einer „Fachkraft“, ab 100 müssen es zwei sein.
Als praktikable Regelung für die anstehenden Koalitionsverträge in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein schlägt der DBfK eine Kombination der Vorschriften Bayerns und Baden-Württembergs vor: Für je 40 Bewohner:innen muss mindestens eine Pflegefachperson in den Nachtstunden anwesend sein. Bei Erfüllung bestimmter Kriterien wie z.B. einer großen Zahl von Heimbewohner:innen mit hohem Pflegegrad oder vermehrter nächtlicher Unruhe sinkt die Quote auf 1:30. Bei 80 bzw. entsprechend 60 Bewohner:innen ist die Anwesenheit einer Pflegefachperson sowie zusätzlich die einer qualifizierten Pflegeassistenz verpflichtend.
„Das sind natürlich absolute Mindestuntergrenzen, die dem Pflegepersonalmangel geschuldet sind. Aber diese Haltelinie muss jetzt eingezogen werden, um eine weitere Gesundheitsgefährdung sowohl beruflich Pflegender als auch Pflegebedürftiger zu verhindern. Wir fordern daher die sofortige Verankerung dieser verbindlichen Vorgaben in der Ländergesetzgebung – mit den entsprechenden Möglichkeiten, diese zu überprüfen und deren Nichteinhaltung zu sanktionieren. Das gehört insbesondere in die derzeit auszuhandelnden Koalitionsverträge zwischen CDU und Grünen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen.“

Quelle: Pressemitteilung vom 08.06.2022
Katharina von Croy M.A. | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Geschäftsstelle | Bödekerstr. 56 | D-30161 Hannover
Regionalvertretung Nord | Am Hochkamp 14 | D-23611 Bad Schwartau
Regionalvertretung West | Beethovenstraße 32 | D-45128 Essen
Telefon +49 511 696844-136 | Mobil +151 42228489 | nordwest@dbfk.de
www.dbfk.de
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Was Patient:innen wirklich gefährdet. Und Pflegende auch

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DBfK - Nordwest e.V.

Was Patient:innen wirklich gefährdet. Und Pflegende auch

Statement der DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein zu den Streiks beruflich Pflegender an den Uniklinika in Nordrhein-Westfalen:
„Der andauernde Streik des Pflegepersonals an den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen ist der Hilferuf einer Berufsgruppe, die ständig an oder über ihrem Limit arbeitet. Es ist nicht ihr Streik, der Patient:innen gefährdet. Die Gefahr geht vielmehr von der jahrelangen Missachtung elementarster Untergrenzen bei der Pflegepersonalausstattung aus. Wir als DBfK fordern daher die sofortige Einsetzung der PPR 2.0, damit die pflegerische Überlastung sichtbar wird und eine umgehende personelle Sicherung erfolgt."

Quelle: Pressemitteilung vom 09.06.2022
Katharina von Croy M.A. | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Geschäftsstelle | Bödekerstr. 56 | D-30161 Hannover
Regionalvertretung Nord | Am Hochkamp 14 | D-23611 Bad Schwartau
Regionalvertretung West | Beethovenstraße 32 | D-45128 Essen
Telefon +49 511 696844-136 | Mobil +151 42228489 | nordwest@dbfk.de
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Das Statement als PDF
2022_06_09_Statement_Prof._Bienstein_Streik.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... Streik.pdf
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UNIKLINIK DÜSSELDORF: TARIFVERTRAG ENTLASTUNG KOMMT – STREIK IST BEENDET

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UNIKLINIK DÜSSELDORF: TARIFVERTRAG ENTLASTUNG KOMMT – STREIK IST BEENDET
VON UTE NEUBAUER20.07.2022

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Seit Anfang Mai haben die Beschäftigten an den sechs Unikliniken in NRW für einen Tarifvertrag Entlastung gestreikt. In der Nacht von Montag (18.7.) auf Dienstag (19.7.) sah das Angebot der Arbeitgeber endlich so aus, dass ein für die Tarifkommission akzeptables Eckpunktepapier vorlag. Es wurde am Dienstag Nachmittag mit überwältigender Mehrheit angenommen und damit ist der Streik beendet. Bei der Pressekonferenz wurde aber auch deutlich, dass es trotz des Erfolgs für Teile der Mitarbeitenden nicht die gewünschte Entlastung geben wird.

Erfolg nach 11 Wochen Streik
„Es ist vollbracht: Der erste Flächentarifvertrag für „Entlastung“ an Krankenhäusern in Deutschland ist durchgesetzt“, so Katharina Wesenick, ver.di Landesfachbereichsleiterin für Gesundheit, Soziales, Bildung und Wissenschaft. „Nach 77 Streiktagen haben die Klinikbeschäftigten solidarisch und aufrecht diesen wichtigen Erfolg errungen. Dabei haben die Streikenden sich weder von juristischen Verbotsversuchen noch von immer neuen Verhandlungsfinten der Arbeitgeber beeindrucken lassen“.

Bis zum 5. August werden die Beschäftigten in einer Urabstimmung über die endgültige Annahme des Eckpunktepapiers entscheiden, aber nach der mehrheitlichen Annahme in der Tarifkommission scheint dies nur Formsache. Starten soll der Tarifvertrag Anfang 2023 und einige der Regelungen greifen erst nach einer Übergangszeit.

Entlastung je nach Beschäftigungsgruppe verschieden
... (weiter lesen unter) ... > https://www.ddorf-aktuell.de/2022/07/20 ... t-beendet/


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Deutsches Ärzteblatt vom 20.07.2022:
Entlastungs­tarifvertrag für Unikliniken steht
Köln – Der bisher längste Arbeitskampf im nordrhein-westfälischen Gesundheitswesen ist zu Ende. Die Verdi-Tarifkommission akzeptierte gestern Abend ein in der Nacht zuvor mit den Arbeitgebern ausgehandeltes Eck­punktepapier, das schrittweise vom 1. Januar 2023 an umgesetzt werden soll, wie Gewerkschaft und Arbeitge­ber mitteilten. Die Streiks werden ab heute beendet. Das Eckpunktepapier sieht zahlreiche Verbesse­rungen der Arbeitsbedingungen vor.
„Es ist vollbracht: Der erste Flächentarifvertrag für Entlastung an Krankenhäusern in Deutschland ist durch­gesetzt“, sagte Verdi-Landesfachbereichsleiterin Katharina Wesenick in Köln. Der Tarifvertrag sei „ein wichtiger Etappensieg der Beschäftigten“ und „gegen die Profitlogik des Krankenhauswesens durchgesetzt“ worden.
... (weiter lesen unter) ...> https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e


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Aktuell ergibt sich:

Der erste Flächentarifvertrag zur Entlastung des Pflegepersonals an Krankenhäusern in Deutschland ist durch einen Streik der Pflegekräfte an den Unikliniken in NRW durchgesetzt worden (> viewtopic.php?p=5821#p5821 ). Mit Rücksicht auf den bundesweiten Pflegenotstand in allen Krankenhäusern und den Pflegeeinrichtungen, ambulant und stationär, sind noch vielfältige Verbesserungen dringend geboten!

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Laumann: Tarifvertrag für Unikliniken hat Signalwirkung

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Deutsches Ärzteblatt vom 21.07.2022:
Laumann: Tarifvertrag für Unikliniken hat Signalwirkung
Düsseldorf – Der Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU), geht nach dem Ende der Streiks an den Universitätskliniken des Landes davon aus, dass nun auch die Pflegekräfte in kom¬munalen und anderen Krankenhäusern mehr Entlastung fordern werden.
„Natürlich geht davon eine Signalwirkung auch für andere Krankenhäuser aus“, sagte der Minister der Rheini¬schen Post. „Für mich steht fest: Gute Arbeitsbedingungen hängen von Tarifverträgen ab. Und die sind Verhand¬lungssache zwischen den Tarifpartnern.“
… (weiter lesen unter) > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e
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PR-KAMPAGNE DER UNIKLINIK DÜSSELDORF IST EIN SCHLAG INS GESICHT DER BESCHÄFTIGTEN

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30.07.2022

KOMMENTAR:
PR-KAMPAGNE DER UNIKLINIK DÜSSELDORF IST EIN SCHLAG INS GESICHT DER BESCHÄFTIGTEN

Aktualisierung: Noch am Samstag reagierte die Pressestelle des UKD auf diesen Kommentar. Neben dem Vorwurf der schlechten Recherche wurde betont, dass die Anzeige nicht in der Gesamtausgabe der RP erschienen sei und entsprechen deutlich preiswerter gewesen wäre. Die Tatsache, dass das UKD jetzt mit einem Tarifvertrag für sich wirbt, der wochenlang zu Lasten von Patienten und Beschäftigten verhindert wurde, scheint bei der Klinik keine Irritation hervorzurufen.

***
Wer an der Uniklinik Düsseldorf beschäftigt ist und am Samstag (30.7.) die ganzseitige Anzeige des UKD in einer Tageszeitung bemerkte, wird sich bestenfalls glücklich schätzen, an einer Klinik zu arbeiten, die von den Arbeitsbedingungen her zu den besten Deutschlands zählt. Es könnte aber auch sein, dass der oder die Beschäftigte ein Kräuseln der Nackenhaare verspürt, die von Empörung her rühren.

„Wir sind wieder da!“ heißt es in weiß auf orangem Grund. An die Patient*innen gewandt wird formuliert, dass die 77 Tage Streik viel Geduld abverlangt hätten. Jetzt sei die Uniklinik erleichtert, dass sie wieder mit Spitzenmedizin in Düsseldorf für die Patient*innen da sein kann. Im zweiten Absatz ist zu lesen: „Zukünftig gibt es in Deutschland keine besseren Arbeitsbedingungen als an den Unikliniken in NRW. Nirgendwo kommen dann tariflich festgelegt mehr Pflegekräfte pro Patientin oder Patient zum Einsatz und kümmern sich um Ihre Gesundheit“.

... (weiter lesen unter) ... > https://www.ddorf-aktuell.de/2022/07/30 ... aeftigten/
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Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte sowie Ausbildungsbedingungen der Pflegeschülerinnen/Pflegeschüler verbessern

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Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


Neuss, den 09.08.2022

Erneuter Klartext zum Pflegenotstand:
Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte (= Stellenschlüssel und Vergütungen) sowie Ausbildungsbedingungen der Pflegeschülerinnen/Pflegeschüler verbessern!


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Eine Auflösung des Pflegenotstandes erfordert mehr Pflegepersonal - v.a. Pflegefachkräfte! Wie schon wiederholt ausgeführt wurde, werden bis 2030 rd. 500.000 neue Pflegekräfte benötigt. ... Der Trend, immer mehr gering qualifizierte Dienstkräfte anzustellen, wird den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen nicht gerecht. Mittlerweile gibt es bereits Regelungen, die die Zulassung zur Ausbildung zur Pflegeassistentin / zum Pflegeassistenten auch dann ermöglichen, wenn die BewerberInnen über nicht ausreichende Sprachkenntnisse verfügen und keinen Schulabschluss vorweisen können. ... Für eine gute Versorgung der pflegebedürftigen Menschen sind aber vorrangig ausreichend qualifizierte Pflegekräfte erforderlich. Diese können gerne durch gut ausgebildete Assistenzkräfte bzw. Ehrenamtler unterstützt werden. Aber in erster Linie muss die Fachlichkeit durch entsprechende gesetzliche Vorgaben gewährleistet sein! Denn in den Stationären Pflegeeinrichtungen (Heimen) sind die schwerstpflegebedürftigen Menschen (viele davon demenziell erkrankt) untergebracht.

Der Pflegenotstand hat viele Gesichter und muss endlich aufgelöst werden! Die bisherigen Reformen können dem nicht einmal ansatzweise gerecht werden. Es ist ein Trugschluss anzunehmen, allein mehr Hilfskräfte könnten die seit vielen Jahren bekannten Pflegemängel auflösen. Problembereiche, die zwingend Fachkompetenz erfordern sind z.B.: Arzneimittelversorgung (u.a. Psychopharmaka), Fixierungen, Schmerzproblematik, Mangelernährung, unzureichende Mobilisation - Reha -, Zuwendung im Zusammenhang mit pflegerischen Verrichtungen, Sterbebegleitung …. Hilfskräfte sind bei all diesen Verrichtungen eine Ergänzung, aber kein Ersatz für die Pflegefachkräfte … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 05#p115305 - Zu all dem habe ich bereits 2011 in meiner Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" Stellung genommen (> viewtopic.php?f=4&t=343 ). Insoweit müssen erneut Lösungen eingefordert werden.

Dass wir mehr Stellen im Pflegesystem benötigen, ist seit vielen Jahren bekannt. Dazu brauchten wir eigentlich das Rothgang-Gutachten nicht. Mit der Beauftragung des Gutachters und der Vorstellung eines Konzeptes wurde nur wertvolle Zeit vertrödelt. Das von Prof. Rothgang ermittelte Stellenplus von 36% übertrifft die hiesigen Erwartungen (ca. 20%) deutlich. Nunmehr auf Pflegehilfskräfte und auf die Abschaffung der Fachkraftquote zu setzen, ist aber eine fatale Fehleinschätzung. Es wird die Aufgabe der politisch Verantwortlichen sein, aus dem vorliegenden Gutachten eine gute Pflegereform zu gestalten. Mehr Pflegefachkräfte muss dabei als alternativlos gelten.

Leider gibt es seitens der Bundesregierung ("Ampel") einschließlich der Pflegebeauftragten bis jetzt keine ernsthaften Signale, die geeignete Reformmaßnahmen erwarten lassen. Da aber bis etwa 2030 in Deutschland zusätzlich rd. 500.000 Pflegekräfte benötigt werden, darf mit reformerischen Maßnahmen nicht gezögert werden. Die pflegerische Tätigkeit, ambulant und stationär, muss dringend attraktiver werden. Dazu gehört vornehmlich eine grundlegende Verbesserung der Arbeitsbedingungen (= verbesserte Stellenschlüssel und höhere Vergütungen). Auf all das wurde in den zurückliegenden Jahren hingewiesen … und das Ergebnis: Totalversagen der politisch Verantwortlichen!

Nach einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 26.07.2022 haben im Jahr 2021 rund 56.300 Personen eine Ausbildung im Beruf einer Pflegefachfrau bzw. des Pflegefachmanns begonnen (Stichtag 31.12.2021).
Damit wurden 5 % mehr Ausbildungen begonnen als 2020. Damals hatten sich 53.600 Auszubildende für diesen Beruf entschieden. Insgesamt waren am 31.12.2021 rund 102.900 Personen in Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann. Bedeutsam ist aber, dass die Abbruchquote bei Pflegeausbildungen überdurchschnittlich hoch ist. Von bis zu 30% gehen Expert:innen aus. Damit wird die positiv erscheinende Meldung des Statistischen Bundesamtes relativiert. In kaum einem anderen Berufszweig werden Ausbildungen so häufig abgebrochen wie in der Pflegebranche. Das liegt meist nicht an der Ausbildungsvergütung, denn die ist für Ausbildungsverhältnisse sogar relativ hoch. Die Ursachen sind vielmehr in den Arbeitsbedingungen zu suchen. Es besteht eine tiefe Kluft zwischen Theorie und Pflegerealität: Die Pflege-Auszubildenden erleiden offensichtlich einen „Praxisschock.“ Offensichtlich muss sich auch in der Pflegeausbildung einiges zum Bessern wenden.
Werner Schell


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WernerSchell
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Pflegenotstand - Nicht mal streiken können sie richtig

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Pflegenotstand - Nicht mal streiken können sie richtig | Bosetti will reden! - Video vom 06.07.2022 (8:15 Min.) … > https://www.youtube.com/watch?v=SFlTuOj9za0
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