Pflegebedürftigkeit frühestmöglich verhindern – Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege stärken

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe
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WernerSchell
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Pflegebedürftigkeit frühestmöglich verhindern – Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege stärken

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"Die Pflege der Zukunft ist eine Pflege im Quartier. Genau dort, wo die Menschen leben, zuhause sind und alt werden möchten".
Gesundheitsministerin Nonnenmacher (Grüne) - zitiert in "CARE-konkret" (15.01.2021).


Pflegebedürftigkeit frühestmöglich verhindern – Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege stärken

Mit diesem Anliegen hat die Fraktion der CDU/CSU im Deutschen Bundestag mit Drucksache 20/11152 – 20. Wahlperiode vom 23.04.2024 – einen Antrag vorgelegt. In dem Antrag wird u.a. gefordert,
1. ein ressortübergreifendes, integriertes Präventionskonzept für die Pflegebedürftigkeit zu entwickeln, das alle Lebensbereiche und Regionen umfasst und eine Strategie der Pflegeprävention, d. h. eine lebensphasenübergreifende Prävention und Gesundheitsförderung von der Geburt an in allen Lebenslagen (Schule, Studium, Berufsleben, etc.) mit einschließt;
2. in Zusammenarbeit mit den Pflege- und Krankenkassen, den Kommunen und den Ländern Pflegestützpunkte mit integrierter, präventiv ausgerichteter Pflegeberatung flächendeckend einzuführen und sektorenübergreifende Netzwerke wie das Quartiersmanagement, das auch eine aufsuchende Beratung umfasst, um Bedarfe frühzeitig zu erkennen, bevor Pflegebedürftigkeit oder Unterstützungsbedarfe überhaupt auftreten, zu fördern und auszubauen;
… (weiter lesen unter) … > https://dserver.bundestag.de/btd/20/111/2011152.pdf



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Präventive Hausbesuche gestalten, und zwar schnellstmöglich!
Siehe auch unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 3079#p3079 - >https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 8995#p8995

Quartiershilfen müssen die Leistungen der Pflegeversicherung zielgerichtet ergänzen! Insoweit sind Quartierskonzepte / präventive Hausbesuche für die wohnortnahe Beratungs- und Hilfeleistungen der alten bzw. pflegebedürftigen Menschen zu gestalten. Die Kommunen sind mit Blick auf die Daseinsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger gefordert! Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat immer wieder auf die entsprechenden Handlungserfordernisse aufmerksam gemacht; u.a. wie folgt:
 Pressemitteilung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vom 17.08.2015 hier > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =4&t=21213
 Umfangreiches schriftliches Statement von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, das für die Fachtagung "Neue Wohnformen im Quartier" im Rhein-Kreis Neuss am 14.08.2015 als pdf-Datei zur Verfügung gestellt wurde hier (PDF) > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... 082015.pdf
 Brief an den Rhein -Kreis Neuss und die Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss Anschriften vom 07.01.2013 betreffend Quartierskonzepte im Rhein-Kreis Neuss – demografische Entwicklung und die Handlungserfordernisse > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... ef2013.pdf

Wenn es um eine Verbesserung der Pflegesituation im Rhein-Kreis Neuss gehen sollte, sind m.E. zunächst die Einrichtungen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, gefordert. Sie müssen sich bei einer geringen Anzahl möglicher BewerberInnen um gute Arbeitsbedingungen bemühen, z.B. familiengerecht Arbeitszeiten. Entscheidende Verbesserungen können m.E. aber nur auf Bundes- und Länderebene gestaltet werden. Insoweit gibt es ja schon einige Initiativen. Dabei sollte sich der Rhein-Kreis Neus beteiligen bzw. ggf. Einfluss nehmen. Der Pflegenotstand kann nur durch bundes- bzw. landeseinheitliche Maßnahmen aufgelöst bzw. minimiert werden. Bei all dem auch bedacht werden, die professionelle Pflege durch gute häusliche Pflegestrukturen ergänzt werden müssen. Es ist bei der bekannten Mangellage zwingend erforderlich, die häusliche Versorgung alter bzw. pflegebedürftiger Menschen so lange wie möglich zu unterstützen. Insoweit sind präventive Hausbesuche ein wichtiger Baustein. Insoweit sind kreisweite Aktivitäten zur Unterstützung und Hilfe bei der häuslichen Pflege dringlich! Diskussionsrunden mit viel Palaver sind eher überflüssig; sie binden im Zweifel unnötig Personal und lösen vermeidbaren Aufwand aus. Es sollte im Übrigen geprüft werden, ob und ggf. inwieweit die Pflegekassen stärker in die Gestaltung von Versorgungsstrukturen einzubinden sind (siehe u.a. § 8 SGB XI). - Quelle: > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 8995#p8995 / > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 3079#p3079


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Bei Facebook wurde heute, 19.05.2024, zur pflegerischen Versorgung zu Hause - in der Famile - gepostet:

Es gibt keine Rechtspflicht, bei Eintritt einer Pflegebedürftigkeit eines Familienmitgliedes pflegerische Leistungen zu erbringen. Festzustellen ist aber, dass solche Leistungen in den zurückliegend Jahrzehnten üblich bzw. selbstverständlich waren. Das hat sich zum Teil aus unterschiedlichen Gründen verändert.
Mittlerweile gibt es ein flachendeckendes Angebot an Pflegeeinrichtungen, die diese Arbeit auf der Grundlage der Pflegeversicherung übernehmen können. Allerdings sind diese Einrichtungen mangels gebotener Reformerfordernisse zunehmend nicht mehr in der Lage, ausreichend pflegerische Dienstleistungen zu erbringen. Im Übrigen steigen die Kosten rasant. Der Mangel an Fachkräften hat zudem in diesem Bereich Strukturen anwachsen lassen, die den Charakter von Verwahranstalten angenommen haben. Mittlerweile ist auch schon Triage weit verbreitet.
Es ist angesichts dieser Situation – man spricht von Pflegenotstand oder gar von Pflegekatastrophe – nicht immer in angemessener Weise eine angemessene Pflege außerhalb der Häuslichkeit gestaltbar. So gesehen ist es wohl nicht verkehrt, die „alten“ Unterstützungsstrukturen im Familienverband wieder zu beleben. Ein Verlass auf angemessene pflegerische Versorgung außerhalb des Familienverbandes ist zunehmend nicht mehr gewährleistet.
Es wird daher von hier seit vielen Jahren immer wieder angeregt, in den Kommunen Unterstützungs- und Hilfestrukturen einzurichten, die den alten bzw. pflegebedürftigen Menschen bei Pflegeerfordernissen zu Hause unterstützend bzw. beratend zur Seite stehen können. Dies sollte verbunden sein mit Angeboten zu präventiven Hausbesuchen. - Siehe insoweit u.a. > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... f=4&t=1091


Dort war von hier zuvor gepostet worden:

• "Das beste Altersheim ist die Familie." - Heinrich Lübke
• "Es ist zwecklos, den Eltern nach ihrem Tode zu opfern, wenn man sie zu Lebzeiten nicht unterstützt." - Chinesisches Sprichwort
WernerSchell
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Pfege wird immer teurer - Experten raten dazu, die Prävention zu verbessern

Beitrag von WernerSchell »

Übernahme aus Forum >>> https://www.wernerschell.de/forum/2/viewforum.php?f=5


PFLEGE WIRD IMMER TEURER
Lösungen für die Pflegekrise gesucht

Mit der Anzahl der Pflegefälle wächst auch der Betreuungsbedarf. Experten raten dazu, die Prävention zu verbessern.

Claus Peter Kosfeld - Das Parlament - 17.05.2024 -

Die Pflege steht angesichts der wachsenden Zahl von Versorgungsfällen und des Kostenanstiegs weiter unter Druck. Es mangelt an Fachkräften, die Angehörigen tragen nach wie vor die Hauptlast der Betreuung, und mit den zahlreichen Leistungsverbesserungen, höheren Löhnen und Preisanpassungen steigen die Ausgaben kontinuierlich.

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Foto: picture-alliance/dpa/Georg Wendt

In der Pflege laufen die Kosten aus dem Ruder, die Zahl der Pflegefälle steigt, es mangelt an Fachkräften. Daher schlagen Fachleute mehr Prävention vor.

Mit Spannung erwartet wird ein Konzept von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der bis Ende Mai Vorschläge für eine "stabile und dauerhafte" Finanzierung der Pflegeversicherung vorlegen will.

Experten erwarten Milliardendefizit in der Pflege
Die soziale Pflegeversicherung (SPV) wird das Jahr 2024 nach Schätzungen von Krankenkassen mit einem Milliardendefizit abschließen, obwohl die Beiträge 2023 erneut gestiegen sind. Nach einer Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts werden die Pflegebeiträge neuerdings nach der Zahl der Kinder gestaffelt.

Seit dem 1. Juli 2023 liegt der allgemeine Pflegebeitragssatz bei 3,4 Prozent des Bruttoeinkommens, für Kinderlose bei 4,0 Prozent. Für Familien mit mehr als einem Kind werden Abschläge gewährt.

BKK sieht "das Haus der Pflegeversicherung in Flammen"
Der BKK Dachverband schlug Alarm und forderte eine grundlegende Reform der Pflegefinanzierung. Anne-Kathrin Klemm vom BKK-Verbandsvorstand erklärte, in der SPV sei es fünf nach zwölf. Die Hochrechnungen ihres Verbandes zeigten für 2024 ein Defizit von rund einer Milliarde Euro und einen weiteren Anstieg in den Folgejahren. Sie warnte: "Bildlich steht das Haus der Pflegeversicherung in Flammen."

Ihrer Einschätzung nach reicht mehr Geld allein aber nicht aus. "Neben der Stabilisierung der Finanzen brauchen wir vor allem eine Erneuerung der Versorgungsstrukturen, damit Beiträge der Versicherten nicht im Nirwana versickern und wir die kommende Wucht des demografischen Wandels abfedern können", sagte Klemm.

Mehrbedarf für die pflegerische Versorgung erwartet
Pflege müsse effizienter werden. Durch Prävention könne die Pflegebedürftigkeit verhindert oder hinausgezögert werden. Dabei gelte es, die pflegenden Angehörigen stärker zu unterstützen.

Zahlen zur Pflegeversorgung
🏥 In Deutschland gab es 2021 insgesamt 16.115 Pflegeheime.
🩺 Hinzu kamen 15.376 ambulante Pflegedienste.
👵 Von den rund 4,96 Millionen Pflegefällen 2021 wurden rund 4,17 Millionen zu Hause betreut, entweder allein von den Angehörigen oder in Kooperation mit Pflegediensten.
Quelle: Destatis

Den Präventionsansatz in der Pflege verfolgt auch die Unionsfraktion mit einem Antrag, der am Mittwoch erstmals auf der Tagesordnung stand. Auch wenn die Annahme nicht zutreffe, dass das Älterwerden per se Ursache für Pflegebedürftigkeit sei, führe die weitere Alterung der Gesellschaft unweigerlich dazu, dass der Mehrbedarf für die pflegerische Versorgung enorm steigen werde, heißt es in dem Antrag der Fraktion.

Chronische Erkrankungen wie Diabetes erhöhen das Pflegerisiko
Laut den Ergebnissen der Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes werde die Zahl der pflegebedürftigen Menschen von rund fünf Millionen Ende 2021 auf etwa 6,8 Millionen im Jahr 2055 ansteigen. Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Demenz führten zu einem erhöhten Pflegerisiko.

Der Forderungskatalog der Fraktion umfasst 16 Punkte, darunter ein Präventionskonzept für die Pflegebedürftigkeit, das alle Lebensbereiche und Regionen sowie die Gesundheitsförderung von der Geburt über Schule, Studium und Berufsleben umfasst.

Gesundheitskosten können durch Prävention verringert werden
In der Aussprache sagte Diana Stöcker (CDU), es müsse alles daran gesetzt werden, die Gesundheit so lange wie möglich zu erhalten, um Pflege hinauszuzögern. Intensive Präventionsarbeit werde nicht nur das Pflegerisiko, sondern auch die Kosten für die Behandlung von Krankheiten verringern. Mindestens 30 Prozent der Gesundheitskosten könnten durch eine langfristig angelegte Präventionsarbeit eingespart werden. Gesundheit zu verbessern und Krankheitslast zu mindern, stelle aber auch einen eigenen Wert dar.

Heike Baehrens (SPD) stimmte der Analyse zu und sprach von "großen Herausforderungen" in der Pflege. Allerdings werde vieles aus dem Unionsantrag schon umgesetzt.

AfD sieht keine finanzielle Grundlage für Vorschläge
So stehe im Präventionsgesetz von 2015 der Auftrag für die Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen. Kassen böten Präventionskurse an, um pflegende Angehörige zu entlasten. Baehrens forderte Kommunen und Landkreise auf, sich an der Gesundheitsförderung zu beteiligen, etwa über die Schaffung von barrierefreiem Wohnraum und Hausbesuche.

Kay-Uwe Ziegler (AfD) hielt der Union vor, einen sinnlosen, realitätsfernen Schaufensterantrag vorgelegt zu haben. Für die Forderungen sei weder Geld noch Personal verfügbar. Die Union verfahre nach dem Motto: "Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht." Nötig seien pragmatische und realitätsnahe Lösungen, denn Senioren mit knapper Rente könnten sich zusätzliche Angebote ohnehin nicht leisten.

Ein hohes Lebensalter ist auch ein Menschheitstraum
Kordula Schulz-Asche (Grüne) sprach mit Blick auf den demografischen Wandel von einer der größten Herausforderungen in diesem Jahrhundert. Aber weder Pflegebedürftigkeit noch Krankheit seien unausweichliche Schicksale.

Den älter werdenden Menschen müsse gesellschaftliche Teilhabe, gesunde Ernährung und Bewegung ermöglicht werden. Sie forderte zudem, das Thema Einsamkeit zu berücksichtigen, die ein wesentlicher Grund für Pflegebedürftigkeit sei.

Jens Teutrine (FDP) warb dafür, das Alter nicht nur als Problem zu sehen. „Es ist ein Menschheitstraum, dass die Lebenserwartung von Jahr zu Jahr steigt.“ Das Problem entstehe, wenn die Gesellschaft darauf nicht vorbereitet sei. Er plädiere für ein anderes Bild vom Älterwerden. So könnten Anreize gesetzt werden, länger im Arbeitsmarkt zu bleiben, wenn Menschen das könnten und wollten.

Quelle: https://www.das-parlament.de/inland/ges ... se-gesucht
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