Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Beitrag von WernerSchell » 24.06.2007, 07:30

Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Bericht der Heimaufsicht des Kreises zur Versorgungsqualität
Petrauschke: „Heimbewohner können sich im Kreis sicher fühlen“


Rhein-Kreis Neuss. “Bis auf die Knochen wund“, “Falsche Pflege führte zum Tod“, “Gebadet wurde nur einmal im Monat“. So oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen zahlreicher Zeitungsberichte, mit denen über immer neue Skandale in Pflegeheimen berichtet wurde. Ein anderes Bild ergibt sich im Rhein-Kreis Neuss. Die Ergebnisse einer Qualitätsanalyse zur Versorgungssituation in Altenpflegeheimen und Behindertenwohnhäusern für die Jahre 2005/2006 hat die Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss jetzt in einem Bericht zusammengefasst.

“Die Pflege- und Versorgungssituation der rund 3.700 Menschen, die im Rhein-Kreis Neuss in Heimen leben, ist insgesamt gut.“ Zu diesem Schluss kommt Dr. Hans-Ulrich Klose, stellvertretender Landrat und Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses im Kreistag, der zusammen mit Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke, Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky und der Heimaufsicht die Ergebnisse des Berichtes im Kreishaus Grevenbroich vorstellten.

Im Rhein-Kreis Neuss hat sich der Sozial- und Gesundheitsausschuss bereits seit den 80er Jahren mit diesem Thema beschäftigt und Leitlinien unter anderem im “Silbernen Plan³ aufgestellt. Ein wichtiges Instrument zur Qualitätskontrolle stellt die Heimaufsicht des Kreises dar, die beim Sozialamt angesiedelt ist. Sie hat den Auftrag, die Interessen und Bedürfnisse der Heimbewohner zu schützen. Der Gesetzgeber ihr gab dazu weitreichende Kompetenzen in die Hand, um Gefahren für die Bewohner abzuwenden. “Die unangemeldeten Kontrollbesuche, die zu jeder Tages- und Nachtzeit in den Heimen durchgeführt werden, aber auch die vielen präventiven Beratungsgespräche mit Heimleitungen und Leitungskräften haben sich im Rhein-Kreis Neuss bewährt“, betonte Kreisdirektor Petrauschke. Er wies aber auch auf veränderte Aufgabenstellungen in den Pflegeheimen hin: “Während früher viele ältere Menschen noch ohne Pflegebedarf die Sicherheit eines Altenheimes suchten, ist heute fast jeder Bewohner ein Pflegefall. Das erfordert größeren Pflegeaufwand und damit mehr geschultes Personal, das erhöht aber auch den Kostendruck auf die Heimträger. Beschwerden sind daher oft unvermeidlich und werden von unserer Heimaufsicht in jedem Einzelfall geprüft.“ Dass dennoch die Heimaufsicht lediglich in 14 Fällen Beschwerden nachgehen mussten, - allerdings zum Teil auch mit weitreichenden Konsequenzen, wie beispielsweise die Entlassung einer Pflegekraft -, wertet Petrauschke als positives Zeichen im Hinblick auf die Versorgungsqualität der Heime. “ Bei uns im Rhein-Kreis Neuss können sich die Heimbewohner sicher fühlen.“

Um der gewachsenen Aufgabenstellung gerecht zu werden, hat der Kreis die Heimaufsicht um eine weitere Kraft verstärkt. Im Team mit jeweils einem Gesundheitsaufseher des Kreisgesundheitsamtes führte die Heimaufsicht in den Jahren 2005/2006 mehr als 100 Kontrollen in 30 Altenpflegeheimen, 3 Einrichtungen der ambulanten Pflege, 2 Hospizen sowie 42 Wohnhäusern für Menschen mit Behinderungen durch. “Wir legen bei unseren Kontrollen großen Wert darauf, nicht nur die Pflegedokumentation einzusehen, sondern auch mit dem Personal und den Bewohnern zu sprechen, um uns ein besseres Bild von der Gesamtsituation zu verschaffen“, erläutert Marcus Mertens von der Heimaufsicht. Als wertvoll haben sich auch das von der Heimaufsicht organisierte Fortbildungsprogramm für Pflegekräfte und der Unterricht am Fachseminar für Altenpflege erwiesen. “Wir wollen nicht nur mit erhobenem Zeigefinger kommen, sondern bereits präventiv bei der Aus- und Fortbildung der Altenpflegekräfte ansetzen, um Pflegefehler frühzeitig zu vermeiden“, so Mertens weiter.

Sorgen bereiten Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky derzeit die Ausbreitung von Noroviren-Infektionen in den Heimen, die zu schweren Durchfallerkrankungen führen. “In diesem Jahr sind bereits 13 Gruppen mit über 370 Menschen im Kreisgebiet betroffen. Damit sind bereits Mitte 2007 die Fallzahlen des Vorjahres überschritten. Ein Phänomen, das leider bundesweit zu beobachten ist“, sagte Mankowsky. Das Kreisgesundheitsamt hat deshalb einen 24-Stunden-Meldedienst eingerichtet, um möglichst schnell zusammen mit den Heimleitungen erforderliche Hygienemaßnahmen zu ergreifen. In zahlreichen vom Kreisgesundheitsamt angebotenen Fortbildungsveranstaltungen wird versucht, die Pflegekräfte für die besonderen Hygieneschutzmaßnahmen zu sensibilisieren.

Statement des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V. – nochmals für die Medien zusammengestellt am 28.6.2007:

Heime - Die Pflege-Rahmenbedingungen stimmen nicht!

In dem Bericht über die Vorlage des Heimprüfberichtes für die Jahre 2005 und 2006 wird schlicht behauptet, die alten und behinderten Menschen, die im Rhein-Kreis Neuss in Heimen leben, würden allesamt ordnungsgemäß gepflegt und betreut. Dass dies für viele Pflegesituationen zutreffen mag, soll nicht bestritten werden.
Gleichwohl gehört zu einer korrekten und wahrheitsgemäßen Unterrichtung der Öffentlichkeit aber auch, dass die Pflege-Rahmenbedingungen eine angemessene Pflege, Betreuung und Versorgung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen oftmals nicht zulassen.

Wie kann es sonst z.B. sein, dass zahlreiche Pflegekräfte über unzulängliche Arbeitsbedingungen klagen. Insoweit hat die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege am 19.3.2007 u.a. erklärt:

„Die Belastungen in der Pflege sind vielfältig. Die Zahl der dementen oder hochbetagten und mehrfach chronisch kranken Menschen steigt und der Zeitdruck verstärkt sich. Als Folgen dieser körperlichen und psychischen Belastungen treten bei den Beschäftigten häufig psychosomatisch bedingte Rücken- und Hauterkrankungen, Burn-out und Depressionen auf. Am Ende steht bei Pflegekräften oftmals der vorzeitige Ausstieg aus dem Beruf, in vielen Fällen schon nach weniger als zehn Jahren.“

Ein kritischer Prüfbericht der Heimaufsicht muss sich mit solchen Fakten auseinandersetzen und nicht die Öffentlichkeit dadurch in die Irre führen, es sei einfach alles in Ordnung. Die Heimaufsicht muss sich im Übrigen auf die ihr zugewiesenen gesetzlichen Aufgaben (der Gefahrenabwehr) beschränken und kann über eine Heim-Ergebnisqualität in Wirklichkeit nur ungenügende Aussagen machen.

Dass der Neusser Heimaufsicht in zwei Jahren nur 14 Beschwerden zugegangen sein sollen, zeigt eigentlich auf, dass die pflegebedürftigen Menschen bzw. die Angehörigen von der Heimaufsicht eher weniger Hilfe erwarten. Tatsache ist nämlich, dass allein bei mir in einem vierwöchigen Zeitraum mehr als 14 Hilfeanfragen eingehen. Problematisch ist dabei, dass sich die klageführenden Personen, meist Pflegekräfte und Angehörige, nicht ohne Schutz trauen, „Ross und Reiter“ zu nennen. Pflegekräfte befürchten bei der Bekanntgabe ihres Namens eine Kündigung, andere Beschwerdeführer gehen von Nachteilen für die Angehörigen aus. Hier liegt ein entscheidender Schwachpunkt in der Heimbeurteilung und Mängelbenennung. Zu diesen Gegebenheiten, die übrigens bundesweit Gültigkeit haben, äußert sich der Prüfbericht offensichtlich nicht und ignoriert solche entscheidenden Fakten.

Für zumindest ungeschickt halte ich es, dass lediglich ein einziger eine Pflegekraft betreffender Beschwerdefall, sozusagen als Musterbeispiel, vorgestellt wird. Dabei ging es um eine Pflegekraft, die sich einer Pflichtwidrigkeit schuldig gemacht hat. Dass insoweit zurecht Konsequenzen gezogen wurden, bedarf keiner langen Erörterung. Ich hätte mir aber gewünscht, andere – eher strukturelle - Missstände angeprangert zu sehen. Der jetzt vorgestellte Einzelfall suggeriert, Beschwerdenotwendigkeiten seien allein in Richtung Personal gegeben. Gerade das Personal ist aber für die mangelhaften Rahmenbedingungen am Wenigsten verantwortlich!

Der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. wird in allernächster Zeit ein Konzept vorlegen, das sicherstellt, dass die Ergebnisqualität in den stationären Pflegeeinrichtungen offen gelegt wird. Die Vergabe einer "Auszeichnung menschenwürdige Pflege" wird vorbereitet. Heime, die nach Gütekriterien eine gute Ergebnisqualität gewährleisten und mit dem Pflege-Selbsthilfeverband e.V. eine Vereinbarung treffen, mit der die "Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen" sowie ein gesondertes Beschwerdemanagement anerkannt werden, dürfen diese Auszeichnung führen und damit auch am Markt werben. Wir werden damit den guten Heimen einen Vorteil verschaffen und so "Spreu vom Weizen trennen" helfen.

Leider decken sich die beim Pflege-Selbsthilfeverband e.V. bisher eingegangen Mitteilungen von Angehörigen pflegebedürftiger Menschen bzw. Hinweise angestellter Pflegefachkräfte nicht mit den positiven Einschätzungen der Heimaufsicht im Rhein-Kreis Neuss. Unabhängig von diesen Einzelbeschwerden ist allgemein bekannt, dass mindestens 20% zu wenig Personal in der Heimpflege beschäftigt wird. Dies kann überwiegend mit den gesetzlich bzw. vertraglich vorgegebenen Rahmenbedingungen erklärt werden. Aus der Sicht der betroffenen Menschen kann man sich damit aber nicht zufrieden geben. Behörden sollten auch den Eindruck vermeiden, es sei alles in Ordnung. M.E. dürfte seitens der Heimaufsicht nur bestätigt werden, dass den Anforderungen der geltenden (reformbedürftigen) Vorschriften weitgehend entsprochen sei. Eine schlechthin gute Pflege kann doch ernstlich nicht quittiert werden. Spricht man mit führenden Pflegekräften geben sie unumwunden zu, dass es hinten und vorn an Personal mangele. Ein Caritasvertreter aus dem Kölner Raum erklärte im vergangenen Jahr frank und frei, dass sogar bis zu 30% Personal fehle.
Diesen Gegebenheiten müssen auch die Unterrichtungen der Heimaufsicht gerecht werden. Dies Ansprüchen ist der Rhein-Kreis Neuss mit seinen jüngsten Erklärungen nicht gerecht geworden.

Werner Schell, 2. Vorsitzender des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V. - Internet: http://www.pflege-shv.de

Siehe auch die bisherigen Medienberichte:
Ohne Angst ins Heim – Bericht der NGZ vom 21.06.2007 über die Vorlage des Heim-Prüfberichtes für den Rhein-Kreis Neuss für die Jahre 2005 - 2006
http://www.wernerschell.de/images/ohne_ ... s_heim.jpg
Bericht der NGZ „Ohne Angst ins Heim“ vom 21.6.2007 – Leserzuschrift von Werner Schell vom 21.06.2007
http://www.wernerschell.de/Medizin-Info ... s_heim.htm
Zuletzt geändert von WernerSchell am 17.09.2007, 11:28, insgesamt 9-mal geändert.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Pflege-Selbsthilfe plant Gütesiegel für Heime

Beitrag von WernerSchell » 28.06.2007, 08:20

Nachtrag zu den Beiträgen betr. den Heimprüfbericht:

"Selbsthilfeverband entwickelt neues Gütesiegel – Sterne fürs Pflegeheime“

Bericht in CAREkonkret (Ausgabe vom 22.6.2007), Die Wochenzeitschrift für Entscheider in der Pflege, Vincentz Network (Vorstellung mit Redaktionserlaubnis):
http://www.wernerschell.de/Rechtsalmana ... siegel.jpg

Pflege-Selbsthilfe plant Gütesiegel für Heime

Ergänzender Beitrag der Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) zu Bericht der NGZ „Ohne Angst ins Heim“ vom 21.06.2007
Siehe unter
http://www.wernerschell.de/images/guetesiegel.jpg
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Rauel Kombüchen
phpBB God
Beiträge: 542
Registriert: 15.11.2005, 15:04

Heimaufsicht schönt die Pflegesituation!

Beitrag von Rauel Kombüchen » 28.06.2007, 08:28

Heimaufsicht schönt die Pflegesituation!

Sehr geehrter Herr Schell,

mit Ihrer Stellungnahme (Leserbrief) haben Sie genau ins "Schwarze" getroffen. Die Heimaufsicht im Rhein-Kreis Neuss schönt nach meinen Beobachtungen seit Jahren die Pflegesituation und kann daher wohl kaum einen realistisches Bild über die Lage vermitteln. Ich kenne ebenfalls zahlreiche Beschwerden aus der Heimpflege, wobei ich gerne zugebe, dass man gerne die Heimaufsicht außen vor lässt. Eine Beschwerdeangelegenheit bekommt damit nämlich eine Akte (ein Aktenzeichen) und gerät leicht außer Kontrolle derjenigen Personen, die einen Übelstand abgestellt sehen möchten. Im Übrigen weiß man nie so genau, wie die handelnden Personen sich gegenseitig (gut) kennen und damit objektive Bewertungen überhaupt möglich sind.
Heimaufsichten haben von der Aufgabenstellung auch kaum Möglichkeiten, die wirkliche Pflegelage in einem Heim zu ermitteln; sie bekommen, auch wenn sie unaufgefordert, auftauchen, nur immer einen "Pflegeauszug" mit.
Was mich an den wiederholten positiven Erklärungen der Neusser Heimaufsicht stört, ist der Umstand, dass jewede Kritik an den Verhältnissen bereits im Ansatz abgeblockt wird. Sicherlich haben Sie, Herr Schell, schon ähnliche Feststellungen gemacht. Ich erfuhr kürzlich von einer bekannten Pflegekraft davon, dass Sie in verschiedenen Veranstaltungen auf den Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Pflege-Rahmenbedingungen aufmerksam gemacht, aber kein Gehör gefunden haben.

Bleiben Sie dran, wir brauchen Leute, die sich kümmern. Hilfe- und pflegebedürftige Menschen haben in diesem Land keine Lobby! - Gut, dass es den Pflege-Selbsthilfeverband e.V. gibt.

Herzliche Grüße
Rauel Kombüchen

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Heimaufsicht schönt die Pflegesituation!

Beitrag von WernerSchell » 28.06.2007, 09:14

Der Heide-Bote informiert:

Der Bericht des Rhein-Kreises Neuss zur Pflege steht unter http://www.heide-bote.de unter der Rubrik Gesellschaft. Der genaue Standort:
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... e&sid=3057
Statement des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V. dazu:
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... e&sid=3058
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Cornelia Süstersell
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: 14.11.2005, 08:53

Angehörige fürchten Repressalien

Beitrag von Cornelia Süstersell » 29.06.2007, 06:42

Dass sich Betroffene, meist Angehörige, nicht trauen, die Heimaufsicht einzuschalten, ist wohl eher die Regel. Sie müssen dort nämlich ihre Beschwerden exakt beschreiben mit der Folge, dass bei einer entsprechenden Aktivität der Heimaufsicht genau herausgefunden werden kann, wer sich beschwert hat. Dann können Repressalien nicht ausgeschlossen werden. - Dies wissen Angehörige und versuchen daher, Probleme mit anderen Mitteln zu beheben. Kein Wunder, dass sie sich weniger an die Heimaufsicht und verstärkt an den Pflege-Selbsthilfeverband e.V. wenden. Dort gibt es gezielt Hilfestellung, ohne dass gleich ein Verwaltungsverfahren abläuft.
Wenn nun aufgrund solcher Erwägungen die Heimaufsicht nur zögerlich in Anspruch genommen wird, kann doch nicht in einem Bericht ernstlich behauptet werden, es sei alles in Ordnung. Auch die Heimaufsicht muss bereit sein, die wirklichen Gegebenheiten zur Kenntnis zu nehmen. Problematisch erscheint mir auch, dass die Heimaufsicht zuständig ist für eigene Heime, Einrichtungen der Kommune. Wer prüft dort wirklich unabhängig?

MfG Cornelia
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Ein Pflegeheim ohne Mängel gibt es nicht

Beitrag von Presse » 29.06.2007, 12:19

Die Suche der Pflege-Ideen

Ingrid Müller

Ein Pflegeheim ohne Mängel gibt es nicht. Wie aber lässt sich die Situation der Senioren verbessern? Ein Geschäftsführer besuchte sein eigenes Pflegeheim und machte sich auf die Suche nach den Ideen.
...
Weiter unter
http://www.netdoktor.de/feature/pflege-qualitaet.htm

Menschenwürdige Pflege
Newbie
Beiträge: 23
Registriert: 29.06.2007, 18:10

Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Beitrag von Menschenwürdige Pflege » 30.06.2007, 06:55

WernerSchell hat geschrieben: ... Bericht der Heimaufsicht des Kreises zur Versorgungsqualität Petrauschke: „Heimbewohner können sich im Kreis sicher fühlen“ ...
Wie kann denn die Pflege beanstandungslos sein, wenn nicht einmal die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen ausreichend bekannt ist? --- In dieser Charta sind Minimalregeln für gute Pflege beschrieben!
Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen muss konsequent Beachtung finden!
Chartatext hier:
http://www.wernerschell.de/Medizin-Info ... 120505.PDF

Sabrina Merck
Sr. Member
Beiträge: 434
Registriert: 18.05.2007, 10:32

Pflegemängel allerorten - nur nicht in Neuss?

Beitrag von Sabrina Merck » 02.07.2007, 06:34

Ich habe mit Interesse die Buchkritik zur Veröffentlichung von Karl Lauterbach "Der Zweiklassenstaat" gelesen:
viewtopic.php?t=5572
Siehe dazu meine Anmerkungen unter
Würdevolle Pflege - Reformbeschluss unzureichend
viewtopic.php?p=27504#27504

Begrüßenswert an Lauterbach`s Buch ist, dass er die Mängel in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen klar bestätigt und Abhilfe einfordert. Das sollten sich so manche Politiker hinter die Ohren schreiben: Nicht immer nur von bedauerlichen Einzelfällen reden, sondern die Mängel zur Kenntnis nehmen und abstellen helfen - mit aller Konsequenz!
Dies sollte auch für die Neusser Politiker und sonst Verantwortlichen gelten. Auch wenn die Heimaufsicht meint, es sei alles in Ordnung, sagt das nichts. Die betroffenen Menschen bzw. die Angehörigen müssen urteilen. Was sagt eigentlich der MDK zur Neusser Pflegeszene?
Jedenfalls der kürzlich bekannt gewordene
MDK-Pflegemängelbericht 2006 für Rheinland-Pfalz
viewtopic.php?t=6731
beschreibt eine schlechte Situation. Tenor: Es gab eine Vielzahl von Beanstandungen - die Pflegesituation hat sich offensichtlich klar verschlechtert!
Wieso soll es im Raum Neuss grundsätzlich anders sein? Zumindest darf darüber einmal nachgedacht werden.

Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Nursing-Neuss

Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Beitrag von Nursing-Neuss » 05.07.2007, 10:13

WernerSchell hat geschrieben: ... Bericht der Heimaufsicht des Kreises zur Versorgungsqualität -Petrauschke: „Heimbewohner können sich im Kreis sicher fühlen“ ...
Hallo Forum,
ich erlebe die Pflegebedingungen in meinem Tätigkeitsbereich - Heim-Wohnbereich - eher als unangemessen. Die Arbeitsbedingungen sind leider nicht so, wie ich mir das in der Ausbildung vorgestellt habe. Kritik und Änderungsvorschläge sind bei den Leitungskräften nicht erwünscht. Es herrscht unter den Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern die Vorstellung, dass sie kaum entwas ändern können. Jeder will "durchkommen", wer sich zu intensiv einmischt, muss um seinen Arbeitsplatz fürchten. Bei befristeten Arbeitsverträgen ist das Risiko, bald ohne Arbeit zu sein, besonders groß.
Wieso man unter diesen Umständen, von einer guten Pflegesituation sprechen kann, ist mir schleierhaft. Versteckt sich die Neusser Heimaufsicht als PR-Agentur der Heimträger? Wieso soll ich sonst die unkritischen Meldungen verstehen.
Es grüßt
Nursing-Neuss

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

FDP kritisiert Bericht der Heimaufsicht

Beitrag von WernerSchell » 06.07.2007, 13:14

Der Neusser Lokalsender News89,4 hat die Kritik des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V. am Heimprüfbericht erneut aufgegriffen und folgende Stellungnahme der FDP-Kreistagsfraktion in seine Nachrichten eingestellt:

FDP kritisiert Bericht der Heimaufsicht
Rhein-Kreis Neuss - Die Diskussionen über den Bericht der Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss zur Versorgungssituation in Altenpflegeheimen und Behinderten-Wohnhäusern geht in die nächste Runde. Die FDP-Kreistagsfraktion hat Zweifel an der Korrektheit des Berichts geäußert. Die positiven Ergebnisse der Kreisverwaltung deckten sich nicht mit den Schilderungen von Pflegern und Angehörigen Pflegebedürftiger, schreibt die FDP in einer Stellungnahme. Besonders irritierend sei, dass der Kreis dem Pflege-Selbsthilfeverband Neuss bis heute offenbar die Ausfertigung eines Berichts verweigere. Die Idee des Pflege-Selbsthilfeverbandes ein Gütesiegel für Heime einzuführen, solle man diskutieren.

Bericht - 06.07.2007 - 09:07
http://www.news894.de/nachrichten/index.php
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Pflegefan
Jr. Member
Beiträge: 83
Registriert: 16.01.2007, 13:48

Pflegemängel werden gerne abgestritten!

Beitrag von Pflegefan » 15.07.2007, 17:25

Pflegemängel werden gerne abgestritten! - Heimaufsichten sind oftmals auf Seiten der Ignoranten.

Hallo Herr Schell,
ich begrüße Ihr Neusser Engagement sehr und wünsche viel Erfolg für Ihre Bemühungen um bessere Pflegebedingungen. Ihre "Gegner" vor Ort verhalten sich genau so, wie das wohl bundesweit üblich ist.
Unzureichende Pflege-Rahmenbedingungen werden ignoriert, Pflegemängel und Menschenrechtsverletzungen abgestritten. Derjenige aber, der den "Finger in die Wunde legt", wird als Netzbeschmutzer attackiert, ins Unrecht gestellt. Verrückte Welt!
Der Heimaufsicht müsste doch klar sein, dass sie bei ihren Prüfungen, auch wenn sie unangemeldet erfolgen, nur immer einen "Tagesauszug" aus dem wirklichen Geschehen erhält. Welcher Heimbewohner, von der Heimaufsicht befragt, wird schon zugeben, dass es ihm eher nicht gut geht? Ins Heim will niemand, sind aber die alten Menschen einmal drin, sind sie hoch zufrieden. Wer macht sich Gedanken über diesen Widerspruch? Dass Heim-Mitarbeiter kaum bereit sind, offen über Missstände zu reden, ist allgemein bekannt, und bedarf keiner Erläuterung. Insoweit sehe ich beim Pflege-Selbsthilfeverband e.V. gute Vorschläge für eine Problemlösung:
viewtopic.php?t=6785
Heimaufsichten wollen oftmals auch deshalb keine Mängel in der Heimpflege zugeben, weil Kommunalpolitiker ihr Image mit der angeblich guten Pflege verbinden. Sie geben an, sich immer ausreichend gekümmert zu haben und beschreiben eine heile Heimwelt (die sie oftmals nur aus angemeldeten Besuchen kennen). - Ist das in Neuss etwa der stellvertretende Landrat Dr. Klose?

Herzliche Grüße an alle im Forum!
Eurer Pflegefan
"Die Menschenwürde ist unanstastbar" (Art. 1 Grundgesetz). Dies muss in der Pflege oberste Handlungsmaxime sein - für alle!

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Pflegemängel in einem Heim - Kontaktaufnahme empfohlen

Beitrag von WernerSchell » 28.07.2007, 06:40

Siehe auch die aktuellen Texteinstellungen unter:

Pflegemängel in einem Heim / Kreis Neuss - Hilfe!
viewtopic.php?p=28025#28025
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Marlen

Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Beitrag von Marlen » 05.08.2007, 12:11

Nursing - Neuss schrieb:
... ich erlebe die Pflegebedingungen in meinem Tätigkeitsbereich - Heim-Wohnbereich - eher als unangemessen. Die Arbeitsbedingungen sind leider nicht so, wie ich mir das in der Ausbildung vorgestellt habe. Kritik und Änderungsvorschläge sind bei den Leitungskräften nicht erwünscht. Es herrscht unter den Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern die Vorstellung, dass sie kaum entwas ändern können. Jeder will "durchkommen", wer sich zu intensiv einmischt, muss um seinen Arbeitsplatz fürchten. Bei befristeten Arbeitsverträgen ist das Risiko, bald ohne Arbeit zu sein, besonders groß. Wieso man unter diesen Umständen, von einer guten Pflegesituation sprechen kann, ist mir schleierhaft. Versteckt sich die Neusser Heimaufsicht als PR-Agentur der Heimträger? Wieso soll ich sonst die unkritischen Meldungen verstehen. ....


Ich bin schon einige Jahre in einem Heim im Rhein-Kreis Neuss angestellt und erlebe ebenfalls tagtäglich, wie mit den Bewohnern nicht angemessen umgegangen wird. Das geschieht natürlich immer so, dass Außenstehende, schon gar nicht die Heimaufsicht, irgendetwas merken. Die Nachtdienste laufen besonders "ausgedünnt" ab - da guckt ja keiner nach. Es haben sich vor allem bei den Leitungskräften "Strategien" entwickelt, wie man mit begrenzten Möglichkeiten beste Pflege vortäuscht. Dazu gehört auch, Personal "bei Bedarf" zu wechseln bzw. Personal, neuerdings, nur noch befristet anzustellen. Man hat sich das Personal gefügig gemacht und nutzt die Not derjenigen aus, die durch Berufsarbeit ihre Existenz und die der Familie sichern müssen. Wer befristet arbeitet, sitzt klar auf einem Schleuderstuhl und muss ich angepasst verhalten - oder seinen Arbeitsplatz gefährden.
Das ist die reale Lage. Wenn ich dann höre, dass die Neusser Heimaufsicht voll des Lobes über die hiesige Heimpflege ist, kann ich nur lachen. Wissen die Damen und Herren der Heimaufsicht eigentlich, wovon sie reden? Sind sie überhaupt qualifziert genug, sich ein Bild über die richtige angemessene Pflege zu machen oder sind da nur Verwaltungsleute unterwegs?
Ich bin schon traurig, wie wir uns alle etwa vormachen. Die alten Menschen, die sich selbst nicht mehr helfen können, und auch noch wahrheitswidrigig vorgeben zufrieden zu sein, müssen das alles ausbaden. Schlimm!

Marlen

Nursing-Neuss

Re: Neusser Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Beitrag von Nursing-Neuss » 06.08.2007, 17:42

Marlen hat geschrieben:... Ich bin schon einige Jahre in einem Heim im Rhein-Kreis Neuss angestellt und erlebe ebenfalls tagtäglich, wie mit den Bewohnern nicht angemessen umgegangen wird. Das geschieht natürlich immer so, dass Außenstehende, schon gar nicht die Heimaufsicht, irgendetwas merken. Die Nachtdienste laufen besonders "ausgedünnt" ab - da guckt ja keiner nach. ...
Hallo Marlen,
hinterlasse doch, wenn du möchtest, bei Herrn Schell Deine Telefonnummer. Vielleicht können wir uns über die Neusser Pflegemissstände, die wir ja beide unmittelbar erleben (im Gegensatz zudem, was uns die Heimaufsicht vorgaukelt), einmal austauschen.
Herzliche Grüße
Nursing-Neuss

Bettina Olbing
Full Member
Beiträge: 124
Registriert: 14.11.2005, 09:13

.... Heimaufsicht schönt die Pflegesituation !

Beitrag von Bettina Olbing » 27.08.2007, 11:45

WernerSchell hat geschrieben: ... Heimaufsicht schönt die Pflegesituation ! ...
Solche Berichte kenne ich auch zur Genüge. Kommunale Einrichtungen verschleiern gerne die wirkliche Situation, glauben sie doch, damit dem Gemeinwesen insgesamt einen Gefallen zu tun. Man redet gerne gut über eine Region und versucht Schlechtes nicht zu erwähnen. Marketing der Kommune oder was sonst?
Es ist gut und richtig, dass auch Heimaufsichten auf die Finger geschaut wird.

Bettina Olbing

Antworten