44 Bewohner - 1 Pflegekraft im Nachtdienst!

[coci]

Es ist eigentlich kaum glaubhaft, aber es ist so: in den nächsten Tagen werde ich im Pflegeheim-Nachtdienst für sage und schreibe 44 Bewohner zuständig sein. Dass dies nicht vertretbar ist, dürfte für jeden klar sein.
Ich werde dieser Situation aber nicht ausweichen können, es sei denn, ich würde mich krank melden. Da dies aber für mich nicht infrage kommt, werde ich mich der Aufgabe stellen.
Heute werde ich eine saftige Überlastungsanzeige schreiben und die Pflegedienstleitung in aller Deutlichkeit informieren: so kann nämlich keine sorgfältige Pflege gewährleistet werden.
Ich bin auf die Reaktion der Pflegedienstleitung gespannt. Wahrscheinlich wird es Ausflüchte und Aufmunterungen geben. Ändern wird sich voraussichtlich aber nichts. Hoffentlich gibt es keine außergewöhnlichen Zwischenfälle.

coci

[Herbert Kunst]

.... Es ist eigentlich kaum glaubhaft, aber es ist so: in den nächsten Tagen werde ich im Pflegeheim-Nachtdienst für sage und schreibe 44 Bewohner zuständig sein. Dass dies nicht vertretbar ist, dürfte für jeden klar sein. ....

Hallo coci,
die beschriebene personelle Unterbesetzung ist nicht hinnehmbar. Daher ist es richtig, eine Überlastungsanzeige auf den Weg zu bringen. Sollte es ungeachtet dessen zu keiner personellen Verstärkung kommen, muss m.E. die Pflegedienstleitung bei auftretenden Problemen ergänzend telefonisch unterrichtet und um Abhilfe gebeten werden.
Hinsichtlich der Personalsituation in der Heimpflege siehe auch unter
viewtopic.php?t=3917&highlight=personalausstattung
Gruß
Herbert Kunst

PS. Zur Überlastungsanzeige siehe in diesem Forum auch unter
viewtopic.php?t=3518&highlight=%DCberlastungsanzeige

[Barny]

Hallo Coci,

So sieht die Realität aus, da kannst du froh sein, das es nur 44 Bewohner sind. Ich und meine Kolleginnen müssen 60 Bewohner + mehr in der Nacht versorgen und kein Schwein interessiert das. Und das sind Wohlfahrtsverbände, die sich sozial schimpfen. Da bekommst du gesagt, vom HL /PDL: der Stellenschlüssel gibt nicht mehr her.
Hier hast du nur die eine Möglichkeit: die Stelle wechseln oder ..., na ja du versuchst es jedenfalls. Ob es dir was nutzt wirst du ja bald merken.

Ich wünsche dir jedenfallst viel Kraft und durchhaltevermögen

Einen guten gesunden Rutsch

Barny

[Dagobert Rüthe]

.... in den nächsten Tagen werde ich im Pflegeheim-Nachtdienst für sage und schreibe 44 Bewohner zuständig sein. Dass dies nicht vertretbar ist, dürfte für jeden klar sein.

Hallo coci,
dass Du allein für 44 Bewohner zuständig sein sollst, ist eine einzige Sauerei. Für die Bewohner ist das nicht akzetabel, dem Beschäftigten auch nicht zumutbar.
Ich denke, dass Du eine deftige Überlastungsanzeige schreibst. Eine solche Pflegesituation darf man nicht durchgehen lassen!
Aber auch die Rechtsvertreter der Bewohner sollten sich zu Wort melden. Vielleicht kannst Du in diese Richtung einige Tipps geben?
Grüße
Dagobert Rüthe

[Barny]

Hallo,

aber mal ehrlich, seid ihr alle so naiv. Wisst ihr nicht wie die Realität aussieht?
Da verstehe ich die Welt nämlich auch nicht. Sind die Aufsichtsbehörden Blind, wenn sie die Pflegeheime kontrollieren?
Mich hat jetzt ein Geschäftsführer eines Pflegeheimes in Niedersachsen darauf angesprochen, das es für mich als Nachtwache, zugemutet werden kann, die Landesregierung hätte das akzeptiert,das es zumutbar ist, das die Nachtwache mehr als 50 Bewohner. in der Nacht versorgen kann.
Das habe ich in Wiesbaden erlebt, das habe ich in Stuttgart erlebt, oder ich habe in den falschen Häusern gearbeitet.
Bei dem letzten Arbeitgeber in Stuttgart(großer Träger) hat mein Kollege beim Nachtwachenrundgang geflüstert, als wir diskutiert haben, nicht so laut - hier haben die Wände Ohren. Also...Kollegen die den Mund so weit aufmachten waren nicht gern gesehen.
Gruß

Barny

[Pflegeselbsthilfe]

Sehr geehrte Damen und Heren,

die hier beschriebenen Missstände sind in der Tat bekannt, aber es geschieht oft nichts: Wo kein Kläger, da kein Richter. - Heimaufsichten sind gelegentlich "blind" oder wollen nichts sehen. Erst vor wenigen Tagen berichtete jemand nach einer Beschwerde bei der Heimaufsicht, dass geraten worden sei, die von personellen Engpässen betroffene pflegebedürftige Mutter doch in ein anderes Heim zu geben, dann sei die Mutter wahrscheinlich besser versorgt. Dieser Hinweis ist ungeheuerlich: Statt gezielt gegen die vorgetragenen Missstände vorzugehen, soll die pflegebedürftige Person einen Wohnungswechsel vornehmen. - Das hier angesprochene Heim ist nun auch in anderen Zusammenhängen "unter Beobachtung gestellt".

Der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. geht allen bekannt gewordenen Missständen gezielt nach und bemüht sich nachhaltig um Abhilfe. Allerdings benötigt der Verband, um tätig werden zu können, konkrete Informationen ("Ross und Reiter"). Solche Informationen werden, wenn gewünscht, vertraulich entgegen genommen und bewertet. Danach wird dann zu überlegen sein, wie weiter vorgegangen wird. - Wir kümmern uns!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

[Heim-Mitwirkung]

Hallo,

das Thema ist allgegenwärtig und wird in vielen Foren beschrieben. Dem Rat mit der Überlastungsanzeige kann ich mich nur anschließen.

Zudem sollten sich Pflegekräfte auch mit Heimbeirat, Heimfürsprechern und/oder Angehörigen besprechen. Alle haben das Wohl der Heimbewohner als Ziel. Insbesondere externe Heimfürsprecher brauchen gegenüber Heimbetreibern/Heimleitung kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ansonsten mal direkt bei der zuständigen Heimaufsicht nachfragen, ob das zulässig ist bzw. wie das gehen soll ...

[Dagobert Rüthe]

.... Alle haben das Wohl der Heimbewohner als Ziel. .... Ansonsten mal direkt bei der zuständigen Heimaufsicht nachfragen, ob das zulässig ist bzw. wie das gehen soll ...

Hallo,
ob wirklich alle das Wohl der Heimbewohner als Ziel vor Augen haben, wage ich zu bezweifeln. Seitdem auch die Pflege als Wachstumsmarkt entdeckt worden ist, sehe ich mit Sorge, dass es hier um erhebliche Gewinne / Profite geht. - Heimaufsichten funktionieren auch leider nicht immer so, wie man sich das wünschen mag. Es gibt zwischen den Behörden und Heimbetreibern (politische) "Querverbindungen", die auf ein "gedeihliches Miteinander" abzielen. Wie soll unter diesen Umständen eine wirksame Überwachung ablaufen?
Grüße
Dagobert Rüthe

[Gerhard Schenker]

Hallo,
die Bedingungen in der (Heim)Pflege sind katastrophal schlecht. Es fehlt vor allem ausreichend qualifiziertes Personal. Der Stellenschlüssel, nicht einheitlich festgelegt, er ist im Übrigen durchgängig völlig unzureichend. Darin liegen eigentlich alle Probleme begründet.
Wenn nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht, ergeben sich alle anderen Ungereimtheiten und Missstände von selbst. Kein Vorwurf an das Personal - das System stimmt nicht. Die Situation ist hier im Forum wiederholt und gut beschrieben worden. Einige Beiträge dazu habe ich unten näher bezeichnet.
MfG
G.Sch.

Stellenschlüssel für das Heimpersonal
viewtopic.php?t=3917&highlight=pflegebedingungen

Weniger Fachkräfte, vermehrt Missstände
Pflege wird zum Problemfall
viewtopic.php?t=3919&highlight=pflegebedingungen

PFLEGE HAT PROBLEME
viewtopic.php?t=3854&highlight=pflegebedingungen

Altenpflegebedingungen verbessern, statt verschlechtern!
viewtopic.php?t=4926&highlight=pflegebedingungen