Assistenzsysteme in der Pflege? – Ja, aber ....

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Assistenzsysteme in der Pflege? – Ja, aber ....

Beitrag von WernerSchell » 14.04.2013, 06:26

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
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Pressemitteilung vom 04.03.2013

Assistenzsysteme in der Pflege? – Menschliche Zuwendung muss im Mittelpunkt stehen
Hausnotruf und „Videotelefonie“ können Sinn machen

In der pflegerischen Versorgung ist die Zuwendung durch Menschen von besonderer Bedeutung, geht es doch oftmals um die Unterstützung bei verloren gegangenen körperlichen bzw. geistigen Fähigkeiten und damit verbundene körperliche Nähe. Dabei kommt es überwiegend auf Kontakte und wertschätzende Unterstützung und Betreuung an. Vorbehalte gegen zu viel Technik in der Medizin („Apparatemedizin“) und Pflege sind daher angebracht.

Für den Einsatz bestimmter technischer Hilfsmittel können in Medizin und Pflege aber gleichwohl vielfältige Einsatzgebiete gesehen werden: Diagnostik (als Ergänzung zur Anamnese), Operation einschließlich Intensivmedizin und -pflege, Rehabilitation, Hilfsmittel zur Arbeitserleichterung (z.B. Heben und Umbetten von Patienten, Dokumentation), Transportsysteme (z.B. Schmutzwäsche). Fortschrittliche Entwicklungen sind insoweit hilfreich, dürfen aber nicht zum Selbstzweck werden oder vornehmlich ökonomischen Interessen unterworfen sein!

Als hilfreiche Unterstützung älterer bzw. pflegebedürftiger Menschen haben sich seit längerer Zeit die Hausnotrufsysteme entwickelt. In einer Studie (2010) wurde dargestellt, dass mit einem jährlichen Aufwand von etwa 340 Millionen Euro für die Ausstattung aller Pflegebedürftigen mit einem Hausnotruf bis zu einer Milliarde Euro Pflegekosten pro Jahr eingespart werden könnten. Die Berechnung beruht auf der Annahme, dass der Hausnotruf für 10–20 Prozent der Senioren mit Pflegestufe den Übergang von der ambulanten in die stationäre Pflege um bis zu sechs Monate verzögert. Und die Ausstattung aller Pflegebedürftigen in Deutschland mit einem Hausnotrufgerät würde sich für die Pflegekassen bereits dann lohnen, wenn lediglich 10 Prozent dieser Nutzer dadurch vier Monate später in ein Pflegeheim kämen. Mit mehr Hausnotrufsystemen könnte das Gesundheitssystem also viel Geld sparen und gleichzeitig die Lebensqualität von Pflegebedürftigen deutlich steigern.
Wie schnell Hausnotrufdienste Hilfe organisieren und wie gut sie Kunden im Vorfeld und bei der Installation der Geräte beraten, hat die Stiftung Warentest in der Ausgabe 09/2011 ihrer Zeitschrift „test“ untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur drei von zwölf Hausnotrufdiensten schnitten mit „gut“ ab, vier mit „befriedigend“ und fünf mit „ausreichend“.
.... http://www.test.de/presse/pressemitteil ... 6-4271488/

Grundsätzlich ist nichts gegen „Videotelefonie“ einzuwenden. Diese Technik, ein „Assistenzsystem für Ältere“, wird von AOK und Telekom erprobt. Die TeilnehmerInnen an diesem System sollen per Videotelefonie darin unterstützt werden, ihre Versorgung zu organisieren, Alltagsdinge zu erledigen und soziale Kontakte zu pflegen. Ziel ist es, ihnen so ein längeres selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Pilot-Projekte machen daher Sinn.

Es wird sich zeigen, ob solche – auch technisch komplizierte – Einrichtungen angenommen werden und vor allem finanziert werden können. Denn solche technischen Dienstleister gibt es wohl nicht zum Nulltarif.

Der Einsatz von Assistenzsystemen in der Pflege wird vor allem gestützt auf den zukünftigen Fachkräftemangel, sozusagen als alternativlos bezeichnet! Solchen Argumenten muss aber entschieden entgegen getreten werden. Dazu hat Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk bereits am 17.09.2012 anlässlich der Diskussion über „Roboter für die Pflege“ ausgeführt:

„Denn der Pflegenotstand muss vorrangig durch deutlich verbesserte Stellenschlüssel bekämpft werden. Personalbemessungssysteme müssen geschaffen werden, um den Stellenbedarf exakt belegen zu können. Hinzu kommen müssen Ausbildungs- und Einstellungsoffensiven. Die vielfach vorgetragene Behauptung, Roboter sollten lediglich ergänzend eingesetzt werden und kein Personal verdrängen, erscheint als wenig glaubhaft. Natürlich werden Roboter Menschen ersetzen! Folglich sind auch einige Akteure so ehrlich und sprechen von einem gewaltigen Zukunftsmarkt!
Es stellen sich im Übrigen beim Einsatz von Robotern in der Pflege ungeklärte haftungsrechtliche Fragen! Die Umsetzung der allgemein anerkannten pflegewissenschaftlichen Standards hat nämlich unter Beachtung der bürgerlich-rechtlichen Sorgfaltspflichten zu erfolgen. Wer diesen Grundsätzen zuwider handelt, sieht sich möglicherweise Schadensersatzansprüchen aus Vertrag oder unerlaubter Handlung ausgesetzt. Vielfältige Fragen türmen sich bei näherem Hinsehen auf: Wer ist ggf. im Haftungsfall der Anspruchsgegner? Inwieweit greift das Medizinproduktegesetz? Werden nicht Roboter sogar zusätzliches Personal erfordern, das technisch geschult sein muss? Wer trägt die immensen Kosten für die Roboterbeschaffung? Wird es neuen bürokratischen Aufwand geben? Welche besonderen Fragestellungen gibt es bezüglich Datenschutz? Alles in allem ergeben sich im Zusammenhang mit dem Einsatz von Robotern in der Pflege mehr Fragen als Antworten.“
(Quelle: http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 092012.pdf ).

Werner Schell – Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
+++
Siehe u.a. auch unter:
viewtopic.php?p=71993#71993
viewtopic.php?p=71989#71989
viewtopic.php?p=71990#71990
viewtopic.php?p=71991#71991
viewtopic.php?p=71992#71992
viewtopic.php?p=71994#71994
viewtopic.php?p=71995#71995
viewtopic.php?p=71996#71996
...
+++ Die Medien berichten u.a. wie folgt: +++
http://www.openbroadcast.de/article/269 ... flege.html
http://www.presseanzeiger.de/pa/Assiste ... ege-656939
http://www.openpr.de/news/702436/Assist ... flege.html
http://www.mg-heute.de/?p=15839

+++ Siehe auch die Texteinstellung unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... eilung.php +++

Stand: 14.04.2013
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflegeroboter nein danke

Beitrag von WernerSchell » 04.10.2013, 14:00

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich mit einem Statement vom 04,.03.2013 zu
"Assistenzsysteme in der Pflege? – Menschliche Zuwendung muss im Mittelpunkt stehen"
geäußert und deutlich gemacht, dass bei der Betreuung und Versorgung der pflegebedürftigen Menschen der Einsatz von Pflegepersonal im Vordergrund stehen muss. Der umfängliche Einsatz von Pflegerobotern kann die menschliche Zuwendung nicht ersetzen und muss daher als wenig hilfreich eingestuft werden. Trotz gegenteiliger Erklärungen würden im Zweifel solche Roboter auch dazu benutzt, um Personal einzustufen. Mit dem nachfolgend näher bezeichneten Bericht wird die Diskussion neu aufgerollt.
Werner Schell


Pflegeroboter Meine rollende Nachtschwester heißt Rimo

28.09.2013 • Japan ist führend bei der Herstellung von Pflegerobotern. Noch gibt es keinen Massenmarkt für die elektronische Betreuung und Versorgung von Kranken. Doch eine schnell alternde Gesellschaft und ein wachsender Pflegenotstand werden das vermutlich bald ändern.
Von Carsten Germis, Tokio
ajime Kawano zeigt auf einen grauen Apparat, der etwas kleiner ist als er selbst und der schnurstracks auf ihn zurollt. Von dem quadratischen blinkenden Bildschirm aus, der auf dem grauen Kasten draufsitzt, schauen Kawano zwei große virtuelle Augen und ein grinsender Strichmund an. In diesem eckigen Apparat steckt viel Hoffnung, denn „Hospi“ ist kein gewöhnlicher Maschinenmensch; er ist ein Pflegeroboter. „Wir wollen mit ihm noch in diesem Jahr auf den Markt kommen“, sagt Kawano und legt dabei fast liebevoll seinen Arm auf Hospi.
.... (mehr) ... http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 95879.html
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https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Notrufsystem zur Sturzerkennung bei Senioren entwickelt

Beitrag von WernerSchell » 29.04.2014, 06:48

Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=20400

Die Westfälische Hochschule entwickelt ein Notrufsystem zur Sturzerkennung bei Senioren

Eine „Uhr“ soll den Sturz erkennen und die Hilfskette auslösen.

Gelsenkirchen. Viele Senioren wollen so lange wie möglich eigenständig und in dem ihnen vertrauten Wohnumfeld leben. Diesem Wunsch stehen jedoch oft mit zunehmendem Alter Beeinträchtigungen entgegen, was zu Notfällen etwa infolge eines unbemerkten häuslichen Unfalls, einer Ohnmacht, eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts führen kann. Solche Situationen bereiten nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Angehörigen Sorge. Und die ist nicht unbegründet, denn mehr als drei Viertel aller häuslichen Unfälle mit Todesfolge gehen bei den über 65-Jährigen auf Stürze zurück. Im Jahr 2012 waren dies, so das statistische Bundesamt, 6.245 Tote.
An der Westfälischen Hochschule arbeitet derzeit in der Mikrosystemtechnik ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Udo Jorczyk daran, „eine einfache und preiswerte Lösung zur Sturzüberwachung von Senioren und hilfsbedürftigen Menschen zu entwickeln“. Die Lösung sieht aus wie eine Armbanduhr, ist aber mehr, nämlich eine mit Zusatzsensoren bestückte Funk-Mikroprozessor-Uhr: Ein Sturzsensor reagiert auf „ungewöhnliche Beschleunigung“ und gibt Alarm. Den kann der Senior dann wieder wegdrücken, wenn er beispielsweise nur versehentlich mit der Uhr an die Tür geschlagen ist. Doch anders als bei Notrufsystemen, die mit einem Notknopf aktiv ausgelöst werden müssen, funktioniert die „GeroMon“ (von gerontologischem Monitoring) genannte Notruf-Uhr genau andersherum: Der Alarm bleibt bestehen, wenn er nicht aktiv weggedrückt wird, beispielsweise, weil die Geromon-Nutzer dazu gar nicht mehr in der Lage sind. Ein bleibender Alarm löst dann die Hilfskette aus.
Die Anschaffungskosten für die Uhr und den notwendigen Empfänger sollen unter zweihundert Euro liegen. Hinzu kommen die Kosten für die Rufbereitschaft. Die kann dabei auch nur darin bestehen, einem Angehörigen automatisiert eine SMS, eine E-Mail oder eine Voice-Mail zu schicken. Technisch erforderlich ist dazu eine Telefon-, DSL- oder Mobilfunk-Verbindung. Im nächsten Entwicklungsschritt soll Geromon nicht nur einen Sturz, sondern auch langsames Zu-Boden-Sinken erkennen können, wie es etwa bei einem Herzinfarkt vorkommen kann. Auch in diesem Fall soll ein Hilferuf abgesetzt werden. „Im Moment arbeiten wir an der Sensorlösung, anhand derer die Uhr den Vorgang des Zu-Boden-Gleitens technisch erkennt“, so Mitarbeiter René Rettkowski.
Abgesehen vom Einsatz im privaten Umfeld kann das Überwachungssystem mit einem zusätzlichen Computerprogramm auch zur Unterstützung von Pflegekräften in der Patientenüberwachung in Seniorenheimen oder Krankenhäusern genutzt werden. Die Installation von teurer Kameratechnik wird damit entbehrlich.
Aufgrund des demografischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung wird die Anzahl der Senioren über 65 Jahren von gegenwärtig rund einem Viertel bis 2060 auf voraussichtlich knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerung steigen, so das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Schon heute lebt nach den Angaben des statistischen Bundesamtes rund ein Drittel der Senioren in Einpersonenhaushalten, Tendenz: steigend. „Wir gehen daher von einer großen möglichen Nutzergruppe unserer Anwendungsentwicklung aus der Mikrotechnik der Westfälischen Hochschule aus“, so Jorczyk.

Ihr Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Udo Jorczyk, Campus Gelsenkirchen der Westfälischen Hochschule, Fon (0209) 9596-584, E-Mail udo.jorczyk@w-hs.de

Quelle: Pressemitteilung vom 28.04.2014
Dr. Barbara Laaser (Pressestelle) Öffentlichkeitsarbeit/Pressestelle
Westfälische Hochschule
http://idw-online.de/de/news584118
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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