Pflege & sonstige Betreuung im Rhein-Kreis Neuss

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Pflege & sonstige Betreuung im Rhein-Kreis Neuss

Beitrag von WernerSchell » 31.10.2012, 07:46

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".


Neuss, den 29.10.2012

An die
Stationären Pflegeeinrichtungen
im Rhein-Kreis Neuss


Nachrichtlich (zur Mitwirkung):
• An den Rhein-Kreis Neuss - Heimaufsicht mit Pflegekonferenz / Gesundheitsdezernat mit Gesundheitskonferenz und Arbeitskreise „Medizinische Versorgung in Heimen“, „Demenz“ und „Gesundheitsförderung im Alter“ - Kreishaus Lindenstraße 2- 16 - 41515 Grevenbroich
• An die Amtsgerichte – Betreuungsgerichte - in Neuss und Grevenbroich

Medizinische und pflegerische Versorgung der pflegebedürftigen Menschen einschließlich medikamentöse Versorgung und freiheitseinschränkende Maßnahmen (Fixierungen) ….

Sehr geehrte Damen und Herren,

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hatte u.a. mit den Zuschriften vom 05.03.2012 und 20.06.2012 auf verschiedene Verbesserungsnotwendigkeiten aufmerksam gemacht und Anregungen gegeben, in welchen Zusammenhängen Handlungsbedarf gesehen wird.

Mittlerweile ist der Sachstand im Wesentlichen wie folgt:

Bezüglich der beklagten Arzneimittelversorgung bei älteren bzw. pflegebedürftigen Menschen hat die Gesundheitskonferenz des Rhein-Kreises Neuss am 26.09.2012 einen Arbeitskreis unter Leitung der Amtsapothekerin (Frau Mierisch) eingesetzt. Es wird davon ausgegangen, dass die entsprechenden Fragestellungen alsbald aufgegriffen werden. Unabhängig davon sind die Ärzte und Heimverantwortlichen bereits jetzt in der Pflicht, den aufgezeigten Hinweisen zur Überprüfung einer guten Medikation nachzugehen bzw. Folgerungen zu ziehen. Mittlerweile hat es eine Kleine Anfrage im Landtag NRW gegeben mit der Folge, dass sich die Landesgesundheitskonferenz am 22.11.2012 mit dem Thema befassen wird (die RP/NGZ berichtete am 20.10.2012). Siehe dazu auch die Anlage 2 „Mehrfachmedikation bei älteren Patientinnen und Patienten“.

Mit den Themen „Palliativversorgung“ und „freiheitsentziehende Maßnahmen“ hat sich am 24.10.2012 der Arbeitskreis der Einrichtungsleitungen im Rhein-Kreis Neuss mit dem Ergebnis befasst, dass die Heimaufsicht zu diesen Themen eine Ist-Analyse initiieren wird, um eine Grundlage über den derzeitigen Sachstand in den Pflegeeinrichtungen im Rhein-Kreis Neuss zu erhalten. Grundsätzlich sind entsprechende Ermittlungen nicht verkehrt und können zu weiterführenden Erkenntnissen führen. Allerdings besteht hinsicht¬lich der „freiheitsentziehenden Maßnahmen“ doch eher dringender Handlungsbedarf, so dass alle Einrichtungen nochmals gebeten werden, ungeachtet weiterer Erörterungen „freiheitsentziehende Maßnahmen“ (mittels technischer Hilfsmittel oder Psychopharmaka) ohne Zögern auf den Prüfstand zu stellen und auf das zweifelsfrei zwingende Maß zurückzuführen. Der „3. MDS-Qualitätsbericht 2012“ spricht von insgesamt 140.000 freiheitsentziehenden Maßnahmen, für die in einer Größenordnung von 10% keine richterlichen Genehmigungen vorlagen. Die NRW-Gesundheitsministerin, Frau Barbara Steffens, hat u.a. im Mai 2012 erklärt: „Pflege ohne Fixierungen und Ruhigstellen durch Medikamente muss unser aller Ziel sein“. Es sind entsprechende ministerielle Maßnahmen in Vorbereitung. Siehe dazu u.a. unter
viewtopic.php?t=17303&highlight=steffens

Die von Pro Pflege-Selbsthilfenetzwerk angesprochenen Fort- und Weiterbildungsnotwendigkeiten zur Krankheit Demenz werden am 21.11.2012 im Arbeitskreis Demenz erörtert.

Unabhängig von all dem wird der Pflegetreff am 14.11.2012 die angesprochenen Handlungsfelder aufgreifen und informieren. Das Ihnen dazu von hier bereits per E-Mail übermittelte Einladungsschreiben ist nochmals angefügt. Weiter ist eine Einladung mit den Fotos der Podiumsgäste beigefügt (Anlage 1).

Zur Vorbereitung der Veranstaltung würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie vorab der Heimaufsicht (ggf. auch Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk) die jeweilige Anzahl der freiheitsentziehenden Maßnahmen (technisch oder mittels Psychopharmaka) mitteilen könnten. Dabei wäre ein Hinweis, ob und ggf. welche Aktivitäten zur Reduzierung etwaiger freiheitsentziehender Maßnahmen geplant sind, sinnvoll. Inzwischen wurde Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk von einigen Trägern bereits signalisiert, dass entsprechende Folgerungen in Vorbereitung seien. In einem konkreten Fall wurde erklärt, dass die Einrichtung komplett auf Fixierungen verzichte.

Denkbar erscheint auch die Herausgabe eines (ergänzenden) Heimführers, der – statt im Wesentlichen auf die Dokumentation gestützte Schulnoten abzustellen - wirklich hilfreiche Informationen enthält. Darin könnte auch ausgeführt werden, wie man z.B. mit „freiheitsentziehenden Maßnahmen“ umgeht.

Für Ihre Bemühungen vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

PS.:
Am 26.10.2012 gab es eine BVMed-Pressemeldung Nr. 85/12, die möglicherweise weitere Fragen aufwirft: http://www.bvmed.de/presse.php?11515
Defizite bei der Inkontinenzversorgung in Pflegeheimen: Krankenkassen, Heimträger und Unternehmen legen gemeinsam Handlungsfelder fest. - Quelle: viewtopic.php?t=18014
Vielleicht kann die Inkontinenzversorgung vorsorglich mit in die Diskussionen einbezogen werden?

Anlage 1:

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Vorstand: Werner Schell – Harffer Straße 59 – 41469 Neuss
Tel.: 02131 / 150779 – E-Mail: ProPflege@wernerschell.de
Internet: http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

23.10.2012

Pflegetreff am 14.11.2012 in Neuss-Erfttal

Sehr geehrte Damen und Herren,

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren auf systemische und sonstige Missstände im Pflegesystem aufmerksam und fordert umfangreiche Verbesserungen ein. Dazu wurden in jüngster Zeit konkrete Vorschläge unterbreitet. Diese werden im (17.) Pflegetreff, am 14.11.2012, 15.00 - 17.00 Uhr, im Jugendzentrum „Kontakt Erfttal“, (großer Saal) Bedburger Straße 57, 41469 Neuss-Erfttal, mit hochkarätigen Referenten näher beleuchtet und diskutiert. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um folgende Themen:

Arztbesuche zu Hause und im Heim (Versorgungs- und Kommunikationsprobleme) - Wieviele Medikamente für ältere Menschen (Neben- und Wechselwirkungen)? – Die "Priscus-Liste“ beschreibt Gefährdungen! – Psychopharmaka, Bettgitter und Fixierungen (Freiheitsrechte in Gefahr?) … Erörterungsbedürftig ist auch die Fort- und Weiterbildung zur Krankheit Demenz und die Palliativversorgung (einschließlich Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung = "beizeiten begleiten").

Bezüglich der Arzneimitteltherapie bei älteren Menschen wird sich für den Rhein-Kreis Neuss ein am 26.09.2012 in der Gesundheitskonferenz auf Antrag von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk eingesetzter Arbeitskreis (unter Leitung der Amtsapothekerin) befassen. Die Medikationsproblematik wurde auch erneut in den Medien aufgegriffen. So berichtete die Neuss-Grevenbroicher Zeitung am 20.10.2012 unter dem Titel „Wegen Arznei ins Krankenhaus“. Grundlage dieses Berichts war die Antwort der Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW, Frau Barbara Steffens, auf eine Kleine Anfrage 450 des Landtagsabgeordneten Peter Preuß, CDU, am 18.10.2012. Lesen Sie dazu die entsprechenden Hinweise im Forum unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=17985
Die diesjährige Landesgesundheitskonferenz wird sich am 22.11.2012 mit dem Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit als elementarer Baustein einer guten und sicheren gesundheitlichen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen“ beschäftigen.

Zu den freiheitsentziehenden Maßnahmen gab es bei „ZDFzoom“ am 10.10.2012 einen Beitrag über die Auswirkungen von Fixierungen und Alternativen - TV-Tipp unter: viewtopic.php?t=17913
Die Sendung, ca. 30 Minuten, ist in der ZDF Mediathek anschaubar unter folgender Adresse: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanalueb ... lt-im-Heim
Frau Ministerin Steffens hat u.a. im Mai 2012 erklärt: „Pflege ohne Fixierungen und Ruhigstellen durch Medikamente muss unser aller Ziel sein“. Es sind entsprechende ministerielle Maßnahmen in Vorbereitung. Siehe dazu u.a. unter
viewtopic.php?t=17303&highlight=steffens

Beim Pflegetreff werden auf dem Podium folgende Personen zur Verfügung stehen:

- Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ursula Lehr, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), u.a. Bundestagsabgeordnete a.D. und Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit a.D. (und weitere zahlreiche Funktionen).
- Uwe Brucker, Fachgebietsleiter „Pflegerische Versorgung“, Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS).
- Prof. Dr. Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie am HELIOS Klinikum Wuppertal, Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie der Universität Witten / Herdecke und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.
- Dr. med. Hermann-Josef Verfürth, Facharzt für Allgemeinmedizin und stellvertretender Vorsitzender der Ärztekammer Nordrhein, Kreisstelle Neuss.

- Stefan Hahn, Beigeordneter der Stadt Neuss und zugleich Dezernent für Jugend und Soziales, Ordnung und Rettungswesen, wird den Pflegetreff besuchen und ein Grußwort sprechen. Schirmherr des Pflegetreffs ist Heinz Sahnen, Stadtverordneter im Rat der Stadt Neuss und Mitglied des Landtages (MdL) von NRW von 2000 – 2010.

Ich lade zur Veranstaltung am 14.11.2012 in Neuss-Erfttal herzlich ein.

Näheres entnehmen Sie bitte auch den Hinweisen im Internet unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=17341
Der Einladungstext ist auch als pdf-Datei im Internet abrufbar:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 141112.pdf

Eingeladen sind vor allem Patienten, pflegebedürftige Menschen und Angehörige, Ärzte bzw. sonstige Leistungsanbieter im Gesundheitswesen sowie alle interessierten Bürgerinnen und Bürger! - Der Eintritt ist frei! Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. - Sie können auch gerne weiter informieren.

Beim Pflegetreff wird (zur Nachbereitung) eine 32-Seiten umfassende Themenbeschreibung zur Mitnahme zur Verfügung stehen. Auch einige Exemplare der DVD mit dem Titel „Eure Sorge fesselt mich“ sind noch verfügbar und können (solange der Vorrat reicht) an interessierte Gäste abgegeben werden. Die Filme auf der DVD beschreiben anschaulich die Probleme von Fixierungen und welche Maßnahmen zu ihrer Vermeidung möglich sind.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell – Dozent für Pflegerecht
http://www.wernerschell.de

Anlage 2:

Mehrfachmedikation bei älteren Patientinnen und Patienten

Die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW hat die Kleine Anfrage 450 des Landtagsabgeordneten Peter Preuß, CDU - Drucksache 16/900) mit Schreiben vom 12.10.2012 namens der Landesregierung beantwortet ( LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 16. Wahlperiode - Drucksache 16/1143 – ausgegeben am 18.10.2012):

Vorbemerkung der Kleinen Anfrage
Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Krankheiten und gerade Seniorinnen und Senioren sind von Mehrfacherkrankungen betroffen, die medikamentös behandelt werden müssen. Die adäquate Behandlung dieser Patientengruppe stellt Ärzte vor besondere Herausforderungen. Durch die tägliche Einnahme mehrerer Arzneimittel, die teilweise von verschiedenen Fachärzten verschrieben werden, können gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen auftreten. Dies kann zu Folgeerkrankungen wie z. B. dauerhafte Organschäden führen, die oft durch weitere Medikamente behandelt werden müssen. Der daraus entstehende Teufelskreislauf kann im schlimmsten Falle tödlich enden.

Vorbemerkung der Landesregierung
Sieben Millionen Menschen in Deutschland nehmen täglich fünf oder mehr Medikamente dauerhaft ein. Insbesondere ältere Menschen müssen aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Je mehr Arzneistoffe eingesetzt werden, desto höher ist das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen sowie -wechselwirkungen.
Mit dem Alter ändern sich zudem viele körperliche Prozesse. Dies führt neben vermehrt auftretenden chronischen Krankheiten dazu, dass sich der Umgang des Körpers mit Arzneistoffen ändert. Dadurch kann es zur Wirkungsabschwächung oder –verstärkung bestimmter Arzneistoffe kommen, oder Substanzen werden schneller oder auch langsamer als zuvor abgebaut.
Schätzungsweise sind bis zu 5% der Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen, die teilweise durch Wechselwirkungen zustande kommen. Bei älteren Patientinnen und Patienten kann sogar von 10-15% ausgegangen werden. Mehr als 60% dieser Fälle könnten vermieden werden.

Mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen können Ältere besser geschützt werden, insbesondere durch

• verbesserte Aus-, Fort- und Weiterbildung der Heilberufe zur Pharmakotherapie älterer multimorbider Patientinnen und Patienten.
• vermehrte Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen/Ärzten mit Apothekerinnen/Apothekern sowie bei Pflegefällen mit Pflegekräften, um Arzneimittelrisiken früh erkennen zu können. Ziel ist die Entwicklung einer Sicherheitskultur, die nicht nur zur Vermeidung von Fehlern bei der Arzneimitteltherapie beiträgt, sondern auch ein Sicherheitsnetz bereitstellt, das in der Lage ist, Fehler rechtzeitig zu erkennen und vor einem Schadensfall für Patientinnen und Patienten Korrekturen ermöglicht.
• Nutzung der Apotheke als Schnittstelle, in der die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten, inklusive aller Verschreibungen durch Hausarzt/Hausärztin und Fachärzte/Fachärztinnen sowie die Selbstmedikation, überblickt wird. In diesem Zusammenhang kann ein Medikationsplan helfen, um die Gesamtmedikation der Patientinnen und Patienten darzustellen und anhand dessen mögliche Risiken und Wechselwirkungen zu entdecken. In der im Juni 2012 in Kraft getretenen novellierten Apothekenbetriebsordnung ist außerdem erstmals ein Medikationsmanagement durch die Apothekerin oder den Apotheker vorgesehen. Dieses dient dazu, die Gesamtmedikation zu erfassen und auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen zu prüfen.
• Erarbeitung von Handlungsempfehlungen oder -leitlinien zur Behandlung älterer multimorbider Patientinnen und Patienten durch ärztliche Fachgesellschaften und Implementierung dieser Leitlinien in die ärztliche Praxis. Die Polymedikation multimorbider Menschen kommt u. a. auch durch die vielen eigenständigen Leitlinien zu jeder Krankheit zustande. Nicht jede Krankheit kann leitliniengerecht therapiert werden, wenn dadurch die Zahl verordneter Arzneimittel für die älteren multimorbiden Patientinnen und Patienten zu groß wird und mögliche Wechselwirkungen den Gesundheitszustand beeinträchtigen. Daher wird die Entwicklung von geriatrischen Leitlinien vorbereitet, die den Ärztinnen und Ärzten Entscheidungshilfen geben sollen. Sie sollen es ermöglichen, dass sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in Absprache mit den Patientinnen und Patienten und nach Verständigung auf Therapieziele auf bestimmte Medikamente konzentrieren. Dazu gehört auch, festzulegen, auf welche Medikamente am ehesten verzichtet werden kann.
• verstärktes Einbeziehen von älteren Menschen in Klinische Prüfungen vor und nach Markteintritt eines Arzneimittels, um die Anwendungssicherheit von Arzneimitteln in dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern.

Im Übrigen:
Die diesjährige Landesgesundheitskonferenz wird sich am 22.11.2012 mit dem Thema „Arzneimitteltherapiesicherheit als elementarer Baustein einer guten und sicheren gesundheitlichen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen“ beschäftigen.

Quelle (vollständiger Text):
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/do ... 6-1143.pdf

+++ Siehe auch unter +++
Pflegetreff am 14.11.2012 – Einladung mit weiteren Hinweisen:
viewtopic.php?t=17341
Medizinische und pflegerische Versorgung der pflegebedürftigen Menschen einschließlich medikamentöse Versorgung und freiheitseinschränkende Maßnahmen (Fixierungen) ….
viewtopic.php?p=69479#69479
Zuletzt geändert von WernerSchell am 29.11.2012, 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Pflegetreff weiterhin auf Erfolgkurs

Beitrag von WernerSchell » 16.11.2012, 15:45

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Der Neusser Pflegetreff warb am 14.11.2012 für die Mitwirkung bei der Gestaltung einer neuen Pflegekultur

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hatte zum 17. Pflegetreff am 14.11.2012 nach Neuss-Erfttal eingeladen. Als Gäste konnten über 130 Pflegefachkräfte und interessierte Bürger-Innen begrüßt werden. Es ging diesmal im Wesentlichen um die Versorgungsdefizite in Pflegeeinrichtungen durch fehlende fachärztliche Versorgung, zuviele oder falsche Medikamente und entbehrliche freiheitsentziehende Maßnahmen.

Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, hatte für dieses Thema hochkarätige Referenten für die Veranstaltung gewinnen können:

Prof. Dr. Dr. Ursula Lehr, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und Ex-Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit,
Prof. Dr. Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie am HELIOS Klinikum Wuppertal, Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen,
Uwe Brucker, Fachgebietsleiter „Pflegerische Versorgung“, Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS),
Dr med. Hermann-Josef Verfürth, Facharzt für Allgemeinmedizin und stellver-tretender Vorsitzender der Ärztekammer Nordrhein, Kreisstelle Neuss.

Stefan Hahn, Beigeordneter und Dezernent für Jugend und Soziales der Stadt Neuss, stand beim Treff für ein Grußwort zur Verfügung. Regina Schmidt-Zadel, Mitglied des Bundestages (SPD) a.D., stellvertretende Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft NRW, moderierte den Diskussionsteil des Treffs.

Die Statements der Referenten und die sich daran anschließend ergebenden Diskussionen griffen die Pflegetreffthemen in unterschiedlicher Weise auf, sparten dabei auch nicht mit Lob und Anerkennung für die Arbeit von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk. Zusammengefasst und ohne Anspruch auf Vollständigkeit kann insoweit folgender Überblick gegeben werden:

Frau Prof. Dr. Dr. Ursula Lehr befasste sich mit der demografischen Entwicklung und den Notwendigkeiten, auf die neuen Gesellschaftsstrukturen zu reagieren. Es wurde dabei u.a. auf die bereits 2005 vorgelegte „SÄVIP - Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen“ verwiesen und eine Optimierung der (fach)ärztlichen Versorgung der pflegebedürftigen Menschen im Heim, aber auch zu Hause, eingefordert. Die Besuchstätigkeit, vor allem der Fachärzte, wurde als nicht ausreichend erachtet. Es gebe erheblichen Verbesserungsbedarf.

Frau Prof. Dr. Petra Thürmann erläuterte in ihrem Statement die pharmakologische Sichtweise hinsichtlich der Medikation bei älteren bzw. pflegebedürftigen Menschen. Nach den Ausführungen verdeutlichen die 2010 von ihr mit verfasste Priscus-Liste und andere Erwägungen, dass es bei der Arzneimitteltherapie, vor allem bei älteren und pflegebedürftigen Menschen, erhebliches Gefährdungspotential und damit vielfältige Verbesserungsnotwendigkeiten gibt. Dabei wurde auch – unabhängig von der Priscus-Liste - auf die vielfach problematische Verabreichung von Psychopharmaka verwiesen. Ein Umdenken in der Verordnungspraxis wurde als notwendig herausgestellt.

Uwe Brucker wandte sich anhand der praktischen Erfahrungen des Medizinischen Dienstes vornehmlich den freiheitsentziehenden Maßnahmen in den Pflegeeinrichtungen bzw. Krankenhäusern zu. Es ging dabei vornehmlich um die Bettgitter und sonstigen Fixierungen (z.B. mittels Gurt). Dabei wurde auch wieder auf die Verordnung von Psychopharmaka verwiesen, weil diese Mittel nicht selten als sog. pflegeerleichternde Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Es wurde deutlich, dass die bekannten Möglichkeiten zur Reduzierung solcher freiheitsentziehender Maßnahmen bekannt gemacht und umgesetzt werden müssen.

Dr. Hermann-Josef Verfürth beleuchtete aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen als Hausarzt und auch als engagierter Arzt bei der Versorgung von HeimbewohnerInnen die medizinische Versorgung und ging auf die Mängel im System bzw. die Korrekturnotwendigkeiten ein. Das Miteinander aller beteiligten Akteure vor Ort, Leitungs- und Pflegekräfte, rechtliche Vertreter und Ärzte, müsse zielgerichtet optimiert werden. Dabei wurde verdeutlicht, dass in den Pflegeeinrichtungen mehr Zuwendung durch das (Fach)personal geboten ist. Die immer wieder diskutierten Pflegemängel seien ohne Behebung des Pflegenotstandes nicht zu minimieren.

Den verschiedenen Statements folgte eine rege Diskussion. Die von den Referenten angesprochenen Themen wurden hinterfragt und mit allseitiger großer Kompetenz vertiefend diskutiert. Regina Schmidt-Zadel und Werner Schell gingen dabei mit einigen ergänzenden Kurzstatement auf die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen ein und verwiesen auf den fortbestehenden Pflege-Reformbedarf.

Heinz Sahnen, Stadtverordneter im Rat der Stadt Neuss, Mitglied des Landtages (MdL) von NRW (von 2000 – 2010) und Schirmherr des Treffs, bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei allen Beteiligten und brachte die uneingeschränkte Auffassung aller zum Ausdruck, dass der Pflegetreff wieder einmal wichtige Themen in das öffentliche Bewusstsein gerückt und damit Voraussetzungen für die vielfach angesprochenen Verbesserungsnotwendigkeiten geschaffen habe.

Fazit von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk: Im Rhein-Kreis Neuss sind einige Initiativen in Gang gekommen, die geeignet erscheinen, die beim Pflegetreff angesprochenen Mängel zu beheben oder zumindest zurückzuführen. Über die Ergebnisse diesbezüglicher Bemühungen wird beim nächsten (18.) Pflegetreff in der ersten Jahreshälfte 2013 weiter informiert. Dieser weitere Pflegetreff wird (im Wahljahr) u.a. den überfälligen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff zum Hauptthema zu machen.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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WernerSchell
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Millionenfach falscher Medikamenten-Mix

Beitrag von WernerSchell » 28.01.2013, 10:50

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.


28.01.2013

An die
Rheinische Post / Neuss-Grevenbroicher Zeitung


Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten heute u.a. zu folgendem Thema:
Kombinationen können gefährlich sein: Ärzte verschreiben millionenfach falschen Medikamenten-Mix
VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 28.01.2013 - 07:09
Berlin (RP). Bei jeder sechsten Arzneimittelverordnung besteht laut einer AOK-Studie das Risiko unerwünschter Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, die der Patient einnimmt. Vor allem Senioren sind gefährdet.
… Quelle: http://www.rp-online.de/gesundheit/medi ... -1.3150822

Sie haben aktuelle Hinweise der AOK aufgegriffen und die Problematik der Arzneimitteltherapie, vor allem bei älteren Menschen, verdeutlicht. Das ist gut so! - Dabei bleibt aber zu bemerken, dass die Krankenkassen spät auf die anstehenden Sicherheitsmängel reagieren.

Von hier werden seit Jahren die Arzneimittelrisiken bei älteren Menschen beschrieben und Folgerungen eingefordert werden, vor allem für die HeimbewohnerInnen. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk konnte erreichen, dass der Rhein-Kreis Neuss durch Beschluss der Gesundheitskonferenz einen Arbeitskreis "Arzneimittelversorgung älterer Menschen im Rhein-Kreis Neuss" eingerichtet hat. Die Arbeit im Arbeitskreis wurde am 05.12.2012 unter Leitung der Amtsapothekerin aufgenommen.

Bereits mehrfach haben wir hier in Pflegetreffs (2010 und 2011) über das Thema informiert. Zuletzt haben wir in aller Deutlichkeit am 14.11.2012 auf die Handlungserfordernisse aufmerksam gemacht und hatten u.a. zu unserer Unterstützung die Mitverfasserin der auch von Ihnen zitierten Priscusliste, Frau Prof. Dr. Petra Thürmann, als Podiumsgast. Siehe dazu u.a. unter
viewtopic.php?t=17341&highlight=priscusliste
viewtopic.php?t=14576&highlight=priscusliste
viewtopic.php?t=18358&highlight=priscusliste
viewtopic.php?t=18204&highlight=priscusliste

Seit einiger Zeit bieten wir auch die für Laien geschriebene Broschüre "Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet" sowie die Kurzfassung der "Priscus-Liste für den Schreibtisch" in Informationsveranstaltungen zur kostenlosen Mitnahme an. Darüber haben wir die Rheinische Post bzw. NGZ mehrfach informiert und um entsprechende Ankündigungen gebeten. Hinweise dazu gab es aber nicht.

Wir wären in der Abarbeitung der Probleme sicherlich erheblich weiter, wenn die entsprechenden Hinweise von Ihnen zeitgerecht aufgegriffen worden wären. Aber leider wurde unverständlicherweise überwiegend komplett geblockt.

Es kann und darf darüber nachgedacht werden, ob ein solches redaktionelles Verhalten nicht änderungsbedürftig ist!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell -
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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